Veamten bctt sicheren Platz in der Fabrik verschaffte, oft ohne Rücksicht auf ihre Verweichungsfähigkeit, während der auf feine Rechts bestehende Arbeiter den Schützengraben zu erwarten hatte, werden ebenfalls gebührend gekennzeichnet. Alles das erscheint recht arbeiterfreundlich. Dennoch ist der Verfasser der„Werkspolitik" fern von jeder Sym- p a t h i e für das Proletariat. Er zieht lediglich die Folge- rungcn aus den jetzt bestellenden Zuständen und ist bereit, den Arbeitern das zu gewähren, was ihnen rechtlich zusteht, wobei er nicht verfehst, die Grenzen dieser Rechte mit juristischen Spitzsindigkeiten aufzuzeigen, um dem Unternehmer zu nützen. Der Wert der Gewerkschaften kann nicht besser als durch diese Arbeit gekennzeichnet werden. Ohne Gewerkschaften wären die Arbeiter genau so wie vielfach vor dem Kriege dos willen- lose„Arbeitermaterial", mit dem der Unternehmer glaubte nach Belieben umspringen zu können. Die Betriebsbeamten, insbesondere die Ingenieure, wer- den in bewußten und schroffften Gegensatz zur Arbeiterschaft gestellt. Bon den Ingenieuren wird verlangt, daß sie in der Gesinnung, soweit sie sich auf die Bewertung der Arbeiter- schaft und die Beurteilung der Arbeitsdisziplin bezieht, mit den Werksleitungen übereinstimmen. S i e dürfen sich nicht gewerkschaftlich organisieren, dafür habe die Werksleitung diese Beamtenkategorie auch„darart zu be- handeln und finanziell zu stellen, daß diese es nicht nötig hat. an eine gewerkschaftliche Organisasion zur Vertretung ihrer Interesien zu denken". Der Dienswertrag miifje daher individuellen Charakter haben, jede Tarifierung hat gewerkschaft - ttche Bindungen zur Folge. Die Fachorganlsationen der Ingenieure sollen dagegen von dem Unternehmer in jeder Weise unterstützt werden. Unser Machiavelli sagt den In- genieuren,„daß die gewerkschaftliche Erfassung einer Berufs- gruppe in dem Maße schwieriger oder unmöglich wird, als jene Gruppe hochqualifiziert, mannigfaltig gegliedert und mit den vielfeisigsten kulturellen Interessen ausgestattet ist". Damit wird den höheren Betriebsbeamten die Zugehörig- keit zu einer gewerkschaftlichen Organisation als das Merkmal der minderqualifizierten und mit niederen kulturellen Interessen ausgestatteten Berussgruppen hingestellt. An die gewerkschaftlichen Organisationen wird der Makel der Minderwertigkeit geknüpft. Und daß der Bersasier im Arbeiter im allgemeinen Menschen sieht, die niederen Wertes sind, beweist er einmal dadurch, daß er an mehreren Stellen seines Buches von Arbeitnehmer„material" spricht, durch die Kritik, die«r an den Bildungsbestrebunaen der Arbeiterschaft übt, sowie durch die Beurteilung, die der aus der Praxis hervorgegongene Ingenieur bei ihm findet. Zwar sagt er zunächst, daß die aus der Praxis hervorgegangenen Ingenieure sich„wenig" von den akademisch gebildeten im Betriebsleben unterscheiden, daß aber den ersteren in höherem Maße die Fähigkeit abgehe,„die Belegschaft und letzten Endes die gesamte Arbeitspolitik kritisch als Glied und Funktion des sozialen, wirtschaftlichen Organismus zu bewerten und von einem höheren Standpunkte aus mitzuarbeiten". Dieses Ur- teil, auch wenn es nur ein summarisches sein soll, bleibt sehr bezeichnend für die Auffassung des Verfassers und auch der Unternehmer. Das Bildungs st reden der Arbeiter, das nach der Revolusion besonders stark hinsichtlich des Studiums volks- wirtschaftlicher Literatur in die Erscheinung trat, wird dahin gekennzeichnet, daß Neugier, A k t i v i s m u s und S e n» sa ti o n die hauptsächlichsten Impulse waren, denen es ent- sprang.„Ihre Triebkraft verflüchtigte sich alsbald vor einer dauernden, fleißigen und nüchternen Beschäftigung mit den vorschnell gestellten Bildungsaufgaben und ließ notwendig eine Lähmung, ein Unlustgefühl zurück."— Es braucht gar nicht geleugnet zu werden, daß große Teile der Arbeiterschaft noch heute nicht den Wert der Bildung und des Wisiens erkannt haben. Bielmehr muß das Streben des aufgeklärten und seiner Klasienlage bewußten Arbeiters dahin gehen, daß man in jedem Arbeiter von vornherein einen im besten Sinne des Wortes gebildeten Menschen sehen kann. Dann werden die Unternehmer nicht nur die Macht der Organisation
Das Lanöheim. Ein Stück neue Erziehung. Bon Rudolf Zwetz. In einer Beziehung sind die Jungen von heute jämmerlich anspruchslos: Sie wollen nicht fort. Die Sehnsucht nach der schönen Fremde lebt nicht in ihnen, man muh sie erst züchten. Und welch reicher« Blldungsmittel gäbe« denn für die jungen Menschen als reisen! So kommt', daß die paar Klasienausflüge in die„freie Natur" meist tragikomische Ergebnifle haben: die paar Stunden Spiel und Wanderung im märkischen Normalforst, eingerahmt durch qualvolle Bahnfahrten, sind eine verlängerte Freiviertelstunde und können die tiefaufquellende, echte Wanderfreude nicht wecken: die kommt nur im kleinen Kameradenkreise und bloß beim gemein- samen Leben mit der Natur. Ich suchte mir daher ein Landheim al« dauernden Stützpunkt für«ine Schar von 8 bis 10 Jungen und fand gleich auf den ersten Griff das Unglaubliche: ein Bauer überließ mir um Gott « Lohn ein Nebengebäude, das Echwetnefutterküche und Backofen enthielt, und daneben, heizbar und elektrisch beleuchtet, eine Stube, er schenkte un» Stroh zum Lager und freute sich an unserer Freude. Ja, es gibt muh noch solche Bariern!(Die Gegenbeispiele wohnten frei- lich dichte bei.) Da habeck wir nun den Winter über gehaust, fast jede Samstag- nacht beim romantisch flackernden Ofenfeuer Schauergeschichten er- zählt und den Sonntag dann mit Entdeckungsreisen ins Umland und an dt« Ufer unseres Sees verbrocht, Eiszeitspuren erforscht, Räuberfeuer entfacht, im Indianerkampf alle Holzsorten Mittel- europas auf ihre Schlagkraft erprobt, Schnee und Eis und die Schuttwände der Kiesgruben(zum Entsetzen ihrer Eigentümer) be- fahren. Und unterdessen mußten zwei oder drei das Esten richten. Mußten? O, sie drängten sich zu der Ehre, Hausfrau spielen zu dürfen. Winzige Sextaner haben da fast ohne Anleitung den be- zauberndsten Kartoffelbrei der neueren Geschichte gebacken, mit Specksauce und allen Schikanen, auch mit Apfelkompott oder Knodländern(oder beidem). Und nun das Wesentliche daran: nicht daß Heimatkunde ge- trieben und daheim zum Aufsatze verarbeitet wurde— nein, dos ging schon deshalb nicht, weil häusig genug die schulmößig Schwächsten und Schwierigsten in der Mehrzahl waren. Die wollten eben mal raus aus dem Bücherkram: ihr Instinkt witterte hier etwas ganz anderes, was ihnen wertvoller schien: Erziehung zur Selb- ständigkeitl Das, liebe Däter und Mütter, tut uns not. Im wohlbehüteten Elternhaus«, vielleicht gar abgeschlossen vom Kameradenverkehr, bleibt euer Junge„brav", ja— aber unselbständig: im Strahenleben, als Herumtreiber wird er wohl frühreif in Urteilen und Ansprüchen, ober nicht und nie so selbständig, daß er sich in fremder Gegend unter fremden Menschen mit fremdem Gerät sofort zurechtfände.
an sich erkennen, sondern darüber hwaus zn der Vnsicht gelangen müssen, daß der Arbeiter als selbstbewußter hoch- wersiger Mensch nicht mehr als Objekt einer„Arbeits- Politik" einzuschätzen und zu behandeln ist. Die Demokratisie- rung der Betriebe, die durch das Betriebsrätegesetz begonnen wurde, muß zielbewußt von der organisierten Arbeiterschaft gefördert werden. Alsdann kann nicht mehr versucht werden. zwischen dem geistig hochstehenden Arbeiter und dem ebenfalls gegen Entgelt schaffenden Betriebsbeamten eine künstliche Schranke zu errichten.
Unzeitgemäße Kritik. Wenn Deutschvölkische und Deutschnasionale in enger Waffenbrüderschaft das Vorgehen des preußischen Jnnenmini- slers Se v e r i n g gegen die Deutschvölkische Freiheitspartei dazu benutzen, um ein Kesseltreiben gegen die große Koalition in Preußen zu veranstalten, wenn sie bei dieser Gelegenh.it das Reichskabinett gegen den preußischen Innenminister aus- zuspielen versuchen, so ist das nicht wester verwunderlich. Um so mehr muß es in Erstaunen setzen, wenn das offizielle Organ der Deutschen Volkspartei, die„Zeit, in diesen Chor miteinftimmt. Sie zeigt dabei in ihren Gedanken- gängen eine Verwandtschaft mit den Ausführungen der deutschoölkischen„Deutschen Zeitung" und den Auslassungen der ehemaligen Deutschvölkischen Freiheitspartei , die einem Böswilligen zu recht peinlichen Rückschlüssen Anlaß geben könnten. Die Einheitsfront von den Deutschvölkischen bis zur„Zest" stößt noch drei Richtungen hin vor. Sie versucht den Schutz des Reichsinnenministers gegen das Verbot einer parla- mentarischen Reichspartei durch den preußischen Innenminister anzurufen. Sie wirft dem preußischen Innenminister vor, er habe es bei seinem Vorgehen verabsäumt, rechtzeitig seine Mimsterkollegen zu unterrichten. Sie fordert endstch das Ver- bot der Kommunistischen Partei. Sind diese Vorstöße berechsigt? Im ersten Punkt schei- nen die Beschwerdeführer selbst ihrer Sache nicht ganz sicher zu sein. Sowohl die„Zeit" als die„Deutsche Zeitung" kom- men nach längeren juristischen Deduktionen zu der Anschauung, daß ein Eingreifen des Reichsinnenministeriums verfassungsrechtlich nicht gegeben fei, daß vielmehr zunächst nur der Staatsgerichtshof effie endgültige Entfchei- dung treffen könne. Wir möchten das fast bedauern, denn wir glauben Grund zu der Annahme zu haben, daß Reichs- innenminister Oeser in diesem Fall mit dem preußischen Innenminister Seoering durchaus einer Meinung ist. Was den zweiten Punkt anbelangt, so waren nicht nur die Mit- glieder des preußischen Kabinetts, sondern auck Mitglieder des Reichskabinetts über die Anschauungen' des Herrn Severing in dieser Materie genügend unterrichtet, um nicht gerade er- staunt zu sein, wenn in der entscheidenden Stunde ein rasch er Zugriff erfolgte. Im übrigen wird die heutige Sitzung des preußischen Ministe- riums ergeben, ob nickst auch die beiden volksparteilichen Mitglieder des Kabinetts, die Herren Richter und B o e l i tz, zu der Anschauung gelangen, daß der Innenminister nicht anders handeln konnte, als er gehandelt hat, wenn er sich nicht selbst des Landesverrats schuldig machen wollte, lieber den Punkt drei zu sprechen hätte nur Zweck, wenn man der Kommunistischen Partei Deutschlands nachweisen könnte, daß sie als solche einen landesverräterischen Anschlag ausgearbeitet und versucht hat, ihn in die Praxis umzusetzen. Kann man derartige Pläne nicht vorlegen, dann handelt es sich nur um das übliche Ablenkungsmanöver, das noch stets in Erscheinung trat, wenn sich die Herren Rechtsradikalen in die Brennesseln setzten. Denn das ist der Angelpunkt: Läßt sich der Nachweis erbringen, daß die Deutschvölkische Freiheitspartei auf den Rechtsputsch hinarbeitete, dann hat Innenminister Severing seine Pflicht erfüllt und verdient alle Anerkennung für sein mutiges und energisches Eingreifen; ist das nicht der Fall.
Erst wenn er mal mit wenigen Getreuen sich durch weite Wälder ge- kämpft hat, wenn er die Holzlast aus dem Wald« in» Heim geschafft und dort sich seine eigene Wirtschaft hergerichtet hat, erst im Zu- sammenleben mit den Kameraden, die Lager und Tisch mit ihm teilen, erwacht jene Selbständigkeit, aus der dann die Reiselust, die Sehnsucht nach der Ferne wächst.
Sarah Sernharöt. Sarah Bernhardt , die populärste Bühnenkünstlerin Frank- reichs, ist nach langem Krankenlager, fast 80 Jahre all. gestorben. Di«„göttliche Sarah" war durch ihr« Exzentrizität und nicht immer geschmackvolle Reklamesucht ein« Weltberühmcheit geworden, deren Namen auch der kannte, der den Theaterdingen fern stand. Dieser Umstand ließ oft übersehen, daß sie außerdem«in« wirklich große und ernst« Künstlerin war. Eine schlanke, aber nicht auf- fallend hagere Figur von außerordentlicher Elastizität und Gewandt- heit, ein Kons mit ausdrucksvollem Prosit und kleinen, etwa» matt blickenden Augen, eine nicht starke, aber wohlklingende und sehr modulationsfähig« Stimme— das waren die äußeren Mittel, mit denen sie ihre Wirkungen erzielte. Di« Art, wie sie sich dieser Mittel bediente, war von der auf unsere» deutschen Bühnen heimischen Kunst der Menschendarstellung freilich weltenweit verschieden. Ihr« Art wurzelte mtt allen Fasern in der sozenmincen klassischen Tragödie der Franzosen , in jener Tradition, die der große Thea- traliker Corneille begründet und der größere Moliäre vervollkommnet hat. Rhetorische und plastische Wirkungen sind das A und O dieser Kunst. Wohlkingend« Rezitation schöner Wort«, begleitet von einem maßvollen, aber doch zugleich effektreichen Spiel der Mienen und Gebärden ist der Grundcharakter d« seit Jahrhunderten von Geschlecht zu Geschlecht sich fortpflanzenden französischen Stils. Wer diesen Stil nur aus den Darbietungen mittelmäßiger Künstler#cnnl, ist leicht geneigt, schlechthin von hohlem Pathos und tanzmeisterttcher Grandezza zu sprechen. Wer aber je erfahren hat, was eine Sarah Bernhardt mnerhalb dieses Stilrahmens zu leisten vermocht«, der wird zu«iner milderen Beurteilung der viel verlästerten franzö- fischen Bühnentradition gelangt sein. Er erkannt« dann, daß dieser Etil trotz der engen Grenzen, die er der einzelnen Künstteriirdi- oidualitat zieht, doch der Entfaltung eines starken, hinreißenden Temperaments nicht binderlich ist. Er erkannte, daß der Stil wahr« Große und Tiefe in der Menschendarstellung nicht ausschließt. Wer die Bernhardt weisen und lachen, anbeten und fluchen, jubeln und rasen sah, der mußt« gestehen, daß dies« streng stilisierende Kunst in ihrer höchsten Bollendung doch Wirkungen erzielte, die zum Herzen drangen. Freilich, nur in. Momenten der stärksten Leidenschaft ver- machte die Künstlerin solche Wirkungen zu erreichen. Für seine Stimmungen, zarte Nuancen, schwankende Ueberaangsforben besah sie keine Ausdrucksmittel. Schon im ruhigen Dialog, in den«igent- lichen Konversationsszenen, war sie farblos und uninteressant, und man hatte den Eindruck, als ob st« rasch über dies« Niederungen hin- wegzueilen sucht«, um bald zu den dramatischen Höhepunkten zu ge- langen, hie ihr eigentlich« Revier bildeten. Wer die Bernhardt in ihren Glanzrollen(Fedoro, Phädra, Andromache . Zaire usw.) gesehen Hot. der lernt« ein« Kunst ver-
dann allenthalben wäre ein Vergleich mit der KonnmmM» schen Partei berechtigt. Das Material, das über den völkischen Hochverrat nicht nur aus Preußen, sondern auch aus Baden und Thüringen vorliegt, wird Aufklärung bringen und wird zeigen, ob nicht auch das Reich genötigt ist, einzugreifen. Wie wäre es z. B., wenn der vom m i l i- tärischen Aktionskomitee der Deutschväll ischen Freiheitspartei organisierte Saalschutz neben den offi- ziellen im Sinne des Worts gelegenen auch noch anders ge- artete Aufgaben hatte; wie wäre es, wenn militärische Skizzen vorlägen, die man vielleicht nicht ganz mit Unrecht als Pläne zum Sturm auf Berlin bezeichnen könnte? Ist es verständlich, wenn der preußische Innenminister über derartige und ähnliche Dinge Stillschweigen übt, um den Resultaten dergerichtlichenUntersuchung nicht vorzugveifen und um aus außenpolitischen Grün- den von der Angelegenheit nicht mehr an die Oeffentlichkeit zu bringen, als unbedingt notwendig ist? Der Teil der Presse, der noch Wert darauf legt, nicht mit den Deutschvölkischen in einen Topf geworfen zu werden, hätte also allen Anlaß, in Ruh« das Urteil der gerichtlichen Instanzen abzuwarten und nicht einer gewisien Mode zu unterliegen, die jede Art Lan- desverrat in das deckende Mäntelchen des Nationalismus ein- hüllt, während sie die Aufdeckung landesverräterischer Ab- sichten als Hochverrat verschreit
Phantasien über Sachsen . Deutschnationale Ableukungsmanüver. Di« Berstöndigunq zwischen unserer Partei und den Kommu» nisten üb»? die Läsung der sächsischen Regierungskrise gibt der re» attionären Prcss: die erwünscht« Gelegenhett van einem kommu» ni st ischen Sieg« w Sachsen zu faseln unb zur Ablenkung von der in Wirklichkett der Republik unmittelbar drohenden Gefahr durch die bewaffneten Rechtsbanden in Bayern und im Reich auf eine angeblich bestehende oder sich bildende„Rote Armee " in Sachsen hinzuweisen. In Wirklichkeit haben aber diese„Abwehrorganislttionen" in Sachsen , ähnlich wie in München , nach dem Worllaut der Dereinbarungen lediglich die Aufgab«, r e- publikanische Beranstaltungen vor den Angriffen na- tionalisttscher Organisationen zu schützen, und niemand wird be- streiten können, daß dieser Schutz'notwendig ist. In München sind z. B. durch die Abwehrorgamsattonen der Arbeiterschaft auch demokratisch« Versammlungen geschützt worden. Wir wiesen bereits darauf hm, daß unsere sächsischen Genossen gar nicht daran denken, etwa gemeinsame Organisationen mit den Kommunisten zu bilden. Di«„Leipziger Dolkezeitung" weist das in einer erneuten Polemik gegen die kommunistisch« „Sächsische Arbeiterzeitung" ganz ausdrücklich zurück. Sie wendet sich in scharfer Form gegen die Hetze der kommunistischen Press«, die die zustondegekommene Berständigung nicht im Inter- esse der Arbeiterschaft zu einem gedeihlichen Zusommenarbetten auf demokratischer Grunttage ansnützen will, sondern unter den hef- tigsten Beschimpfungen betont,„daß mtt der gegenwärtigen Beendi- gung der Regierungskrise die krisis der Sozialdemokrattjchen Partei und der Gewerkschaften beglnoe". Die„Lolkszeitung" betom demgegenüber:„Hier ist der Wunsch der Vater d» Gedankens. Die ZNasseuorgcuttsakiouen der Arbelker, die SozwldemokraÜschc Partei und die Gewerkschaften sollen zerschlagen werden, damit die Kommunisten die verrückten Pläne der Moskauer Diktatoren dvrch- führen könne». Deshalb die niedertröchligen Beschimpfungen und Verleumdungen, deshalb die fortgesetzten Versuche, die sozialistischen Führer bei den Massen in Mißkredit zu bringen, deshalb tagtäglich die schamlose Verunglimpfung der sozialdemokratischen Presse." Die sächsische Sozialdemokratie denkt also gar nicht daran, mit der Schaffung von Abwehrorganisationen etwa militärische Angriffs- truppen nach dem Muster der Hitler - und Roßbach-Banden zu schassen. Di« Arbeiter haben nur oerständlicherweise nirgends Lust, sich von den reaktionären Mordorganisationen überraschen zu lassen. Die Sorge der„Kreuz-Zeitung " ist mehr als überflüssig. In dem Moment, in dem die Hiller-Van den und ihre geistesverwandten Or- gauisationen m Norddeutschlcmd endgültig beseitigt sind, wird
stehen, die gewiß für unsere moderne Menschendarstellung nicht vor- bildlich ist und sein darf, die aber auf die Entwicklung der Schau- spielkunst— auch der unsrigen— stüher die folgenschwersten Ein- slüsse ausgeübt hat.__ John Schitowsti.
„Eine glücklich« Ehe". Peter Nansens Lustspiel wird jetzt im Steglctzer Schloß parktheater(kl. Haus) von guien Schauspielern mtt jenem freundlichen Wohlwollen gciaielt, da» aus ein liierarisch anspruchslos« Publikum immer bestrickend wirkt. Die Frau, die in„glücklicher" Ehe mit einem gleichbleibenden Männchen und einem sich jeweils erneuernden Liebhaber lebt, gibt Köthe H a a ck voll süßer Ekrupellosigkeit mit einem Unterton bewußten Dirnentums. Sie zerreißt damit eine feine Linie, die um dieses Weibchen gelegt ist. Der erste Liebhaber wird von Artur Schröder auf den schönen Mann hin gespielt, der für dieses Abenteuer eine beträchlliche Dosis rührender Melancholie springen läßt. Den zwei- ten Liebhaber gibt Peters-Arnolds zuerst als dummen, dann als guten Jungen. Adolphe E n g e r s verstrickt sich unlösbar mit dem Mohr als Trottel von Ehegatten. Die Regie Emil Geyers beschränkt« sich aus Situationen im trauten Heim, was den Eheleuten im Parkett nicht recht geheuer vorkommt. K. Vortrag russischer Dichtungen. Im Meistersaal, Kothen«« Straß«. Emst Friedrich steht am Voriragzputt und liest bei mattem Lampenscksme russisch« Dichtungen. Im dunklen Saale sitzen seine Anhänger: Burschen mit nackten Waden und lon- si«n Haaren, dazwischen Mädels in„Gewändern". Doch auch �Zivil" ist vertreten. Lautlose Still« herrscht im Raum, als Friedrich mit dem„Sturmeskünder" den AbcNd eröffnet. Dann liest er Dostojewskis„Der Priester und der Teufel", um darauf Tolstois„Un- schuldig verurteilt" meisterhaft zu Gehör zu bringen. Manches Auge wird naß. Russischer Humor, darunter„Der Tod eines B«- amten" gab den Lachmuskeln der Hörer einige Anregung Der ge- lungene Abend hätte ein volleres Haus oerdient. r. seh. Vom Wiesbadener Theaterbrand. Wie die Verwaltung de» Wiesbadener Staatscheater» mitteilt, sind die anderweitig oerbrei- teten Meldungen über die Brandkatasttophe stark übertrieben. Das Feuer Hot lediglich das Bühnenhaus, da, cmgrenzende Deto- rations- und Möbelmagozin und die Rüstkammer zerstört. Au- schaucrraum, Foyer, Bureau-, Garderoben- und Kassenräume, sowie fast sämtlich« übrigen Magazine sind unversehrt geblieben. Da also nahezu der gesamte Dekoration», und Kostümfundus, die Bibliothek und die Musikinstrument« erhalten geblieben find, können die Bor- stellungen nach Wiederaufbau der Buhne in aller Weis« sofort wieder aufgcnmnmen werden. Man rechnet damit, daß dies in sechs bis acht Monaten der Fall sein wird. Eine photographische Setzmaschine. Ein« neue Setzmaschine, die die Photographie zu Hilfe nimmt, ist von einer amerikanifchen Firma konstruiert worden. Sie erinnert nach einem Bericht der Frankfurier Wochenschrist.„Die Umschau", in ihrer äußere« Ge- stall an die Linotype , die Matrizen sind ober klein« Giosne-taiive oder Positive des Buchstadenbildes, Für jeden Buchstaben gibt es ein besonderes Negativ, das durch Anschlagen der Tastatur steige. geben wird und zu einem Zeilenträger läuft. Sobald ein« Zell « fertig ist, wird sie automatisch zu der Höh« der Kamera und der