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Nr. 744 40. Jahrgang Vwnstag. 27. Marz 7423

Segelflüge bei Berlin . Südlich der Vorortbahn Berlin Erkner liegen zwischen den Bahnhöfen Rahnsdorf und Wilhelmshagen die Püttberge, kleine kahle Hügel, die der Aufmerksamkeit der meisten Wanderer ent- gehen. Von ihrer Höhe sieht man im Südwesten silberne Streifen des Müggelsees und die breite Silhouette der Müggelberge, während im Nordwesten die Schornsteine der Rüderdorfer Kalksteinfabriken grüßen. An manchen Sonntagen zieht zu diesen unscheinbaren Hügeln eine seltsame Prozession: junge Männer ziehen einen zweirädrigen Karren, der aus der Ferne wie ein vorweltliches Ungeheuer, ein Riesendrachen anmutet. Am Fuße'des höchsten der kleinenBerge" hält der Zug und die jungen Leute stürzen sich auf das Ungeheuer, zerren an seinen Flanken, reißen Stücke heraus und im Handum- drehen sind die beiden Gummiräder des Karrens verwaist und neben ihnen wächst ein Riesenvogel auf dem Felde: ein Segelflugzeug des Berliner Vereins für Segelflug von 8 Meter Spannweite. Dann packen sie den Vogel und tragen ihn sorgsam auf den Kamm des Hügels. Dort prüfen sie Richtung und Geschwindigkeit des Windes, untersuchen ihr Fahrzeug sorgsam und warten. So war es am letzten Sonntag. Der Wind war schlafen gegangen, der Müggelsee, dpr so prächtig toben kann, lag ausgebreitet wie ein Spiegel, kein Hauch trübte die weite Fläche. Der Windmesser auf dem Flughügel rührt sich nicht, eineideale" Flaute und eine restlose Pleite für die flugbegeisterten Leute. Kinder traben im Laufschritt heran, auch Er- Äachsene nähern sich nicht minder wißbegierig. Wie aus dem Boden gewachsen sind mit einemmal auch Amateurphotographcn da und warten auf den bekannten günstigen Augenblick. Allein, der Wind schläft und die Sonne scheint dazu so mollig, daß sie alle verzweifeln könnten, und über den Hügeln ziehen in schnellem Fluge kleine Vögel, und ein paar Krähen krächzen, frech und spottlustig. Zur Abwechslung läßt man das prächtige Modell eines Segelflugzeuges ahschmirren. Elegante Kurven fahrend, auf- und niedersteigend schwebt es davon und erweckt die helle Begeisterung der Jugend, die ihr« Berne regt, um es alsbüld nach dem Händen wiederzuholen. Das geht nun eine ganz« Weil« so. Das Modell fliegt ausgezeichnet und der große Vogel steht lendenlahm auf dem Hügel. Endlich ein zarter Sufthauch. Hoffnung keimt leise auf: man wird doch noch fliegen. Plötzlich schnurrt der Windmesser los. Leider hat der Wind nur 2 Meter in der Sekunde. Zum guten Flug werden min- bestens S Meter, besser 10, gebraucht. Wenn unten der See wild wird, dann fliegt sich's am besten. Der Start wird vorbereitet. Ein langes Gummiseil liegt bereit. Der Flieger schnallt sich fest. Sechs Mann an das Seil: Fertig, los! und dann fliegt der Vogel mit dem Menschen, er sinkt, hebt sich etwas und nac£ 15 Sekunden hat er trotz des fehlenden Windes 12l> Meter übersprungen und landet. Der Wind wird zwar nicht stärker, aber man wiederholt den Flug noch einige Male. Alles klappt. Das Flugzeug hat einen guten Gleitwinkel und siegesgewiß wird es abmontiert. Die Menschen oerlassen den Hügel, die Jungen lassen unten ihren Fußball fliegen und ein Starmatz landet dort, wo der künstliche Vogel stand. Dann breitet er seine Flügel aus und schwingt sich hoch in den Aether , dorthin, wo im blauen Raum verloren, ihr schmetternd Lied die Lerche singt.

Straßenbahn 300 Mark. Am i. April steht eine Steigeruna der Tariie für die Berliner BerlebrZuniernehmungen bevor. Die Städtische BerkebrSdeputation hat gestern nach eingebender Beratung unter Ablehnung eines weiteraehenden Antrages der Direktion den Straßenbahntarif auf 800 M a r k festgesetzt. Die Deputation entschloß sich zu dieser 20prozentigen Erhöhung nur desivegen. weil alle Berliner Verkehrsunternehmungen gleichmäßig eine etwa SOproz. Erhöhung zum Ausgleich der gestiegenen Löhne und Stromkostcn vornehmen wollen. Tie genauen Sätze der Straßenbahn und der anderen Unternehmungen werden wir in den nächsten Tagen mit- eilen. * Verkehrstvunsehe Nord-Süd. Wie mitgeteilt wurde, soll neben anderen Linienveränderungen ab 28. d. M. die Straßenbahnlinie 43 eingezogen werden,

weil fie nach der Beiriebserweiterung der Nord-Süd bis zur See- straße unrentabel geworden ist. Damit verlieren die Bewohner des Nordens ihre letzte Spätverbindung, denn die Linie 43 war eine derjenigen, welche den Verkehr bis t Uhr aufrecht erhielt. Um diese Zeit konnten die Nachtarbeiter noch vom Halleschen Tor nach Hause gelangen. Es wäre wohl nunmehr an« gebracht, daß die Nord-Süd auch für die Bewältigung des Spätverkehrs Sorge trägt. Zwar besagen die auf den Haltestellen aushängenden Fahrpläne, daß der letzte Zug nach der Seestraße 12 55 Uhr fahren soll, in Wirklichkeit fährt er aber eine halbe Stunde früher. Wie wäre eS, wenn die Fahrpläne Geltung erlaiwen würden? Wüuschenswert wäre sogar eine weitere Aus- dehnuug des Spätverkehrs. Das Bedürfnis ist vorhanden.

vas Steigen ües Milchpreises. Weitere Preiserhöhungen nach Ostern zu erwarten. Die Milchpreise sind in der letzten Zeit ununterbrochen g e st i e g e n und trotzdem wird der Bedarf Berlins durch Zufuhr nicht entfernt gedeckt. Es fehlen für den Konsum mindestens 100 000, wenn nicht 150 000 Liter täglich, die voraussichtlich glatt abgesetzt werden könnten. Das Steigen der Milchpreise ist in den letzten Wochen ausschließlich durch die höheren Erzeuger- preise für die Landwirtschaft bedingt. Da die B u t t e r p r e i s e ebenfalls dauernd steigen, so ist der Anreiz zur Berbutterung der Milch ein sehr großer. Die Ernährungsdeputation beschloß gestern mit großer Mehrheit der vom Direktor des Städtischen Miichamts, Herrn Pfeiffer vorgeschlagenen Vertragsänderung mit der Land- Wirtschaft vom 1. April ob zuzustimmen. Der Erzeugerpreis für Milch, der augenblicklich zum Butterpreis im Verhältnis von 1: 10% steht, wird dann auf der Basis 1: 9% berechnet werden. Es ist also mit einem weiteren absoluten und relativen Ansteigen nach Ostern zu rechnen. Ob die erhoffte Wirkung, erhöhte Zufuhr eintreten wird, ist nach den bisher gemachten Erfahrungen mehr wie fraglich. Für denLokal-Anzeiger", der aus diesem Anlaß sicher wieder sehr volksfreundlichs Notizen bringen wird, bemerken wir zum Hausgebrauch, daß diese Erhöhung von den Vertretern der Rechten beschlossen wurde. Was wird a»ö deu städtischen Werken? Seit zwei Jahren arbeitet Berlin an der Schaffung einer freieren und beweglicheren Organisation für feine großen Werkunter- nehmungen. Optimisten haben geglaubt, daß die Ergebnisse der ge- mischten Deputation, in der Magistrat und Stadtverordnete vertreten sind, nun endlich zur Annohme kommen wird. Diese Erwartung ist durch das Ergebnis der gestrigen Ausschußberatung vorläufig ent- täuscht. Im Ausschuß sind sämtliche Lorschläge abge- lehnt und zwar sowohl der Vorschlag der Deutschen Volks- partei auf Uebereignung des Besitzes an eine neu zu bildende Gesellschaft, wie der Demokratischen Partei auf Verpachtung der Werke an eine rein städtische Gesellschaft, wie die Mogistratsvorlag« selber, die die Bildung einer G. m. b. H. zur Bewirtschaftung vorsah. Da der Ausschuß aber noch einmal zusammentreten soll, um zu verschiedenen anderen Anträgen Stellung zu nehmen, so ist vielleicht mit der Möglichkeit einer Verständi- gung noch zu rechnen. Die K o m m u n i st e n konnten es leider nicht über sich gewinnen, der von ihnen sachlich zweifellos als durch- aus wünschenswert anerkannten Regelung dieser wichtigen Frage durch Bildung einer ffi. rn. b. H. zuzustimmen. Sie arbeiten dadurch wie gewöhnlich den bürgerlichen Parteien direkt in die Hand.

Warnuug vor politischen Spitzeln. In manchen Abteilen, auch der Stadt- und Ringbahn, befindet sich jetzt folgender Anschlag:Achtung! Spitze! beiderlei Geschlechts in frc-indem Solde sind überall tätig. Achiet auf Verdächtige und sorgt ohne voreilig« Gewalttat fiir ihre Festnahme. Hütet eure Zunge! Auch manche ernst« Ueberlcgung eignet sich nicht für öffentliche Gespräche".

Wie man Wohnhäuser verkommen lästt. Skandalöse Zustände entwickeln sich in Häusern, deren Besitzer sich um die Häuser Vicht kümmern: em solcher Fall liegt bei dem Haus« Sprengel st r. 23 vor, das durch die Hausverwal- tungsgefellfchaft G.m.b.H. Compania Comercial Baucaria, Jäger- stroßs 03, verwaltet wird. Weil Ende November v. I. Diebe in dem oben genannten Haus« ein Bleirohr stahlen, bekam der Seitenflügel kein Wasser mehr. Nachdem die Haus- bewohner erfahren hotten, wer das Haus verwaltet, forderten sie

l?i»chi»ruck verboten. Ter Molik-Aerlaa, Berlin .) i, Drei Soldaten. 71] von Iohn dos Vassos. Au« bm«nerU-nisch-n Manuskript ilbers-tzt von Julian« u m p« r Ich werde mich dir anschließen, Andy." Walters Stimme zerschnitt seine Träumerei. Andrews stand auf. Ich werde euch an der Universität wieder treffen... auf Wiedersehen." Werde da auf dich warten, Andy!" rief Walters hinter ihm her. Andrews schritt in eine Nebenstraße hinein. Er konnte sich kaum davon abhalten, laut zu schreien, weil er nun endlich allein war. frei, mit Tagen und Tagen vor sich, zu arbeiten und zu denken, und um endlich Schritt für Schritt seine Glieder von den steifen Bewegungen des Heeresautomaten zu befreien. Er war in einer engen Straße voller Hotels und eleganter Frifeurlöden, aus der ein Geruch kosmopolitischen Parfüms, von Kasinos und Ballokalen und diplomatischen Empfängen kaum. Ein amerikanischer Offizier trat ein wenig schwankend auf ihn zu. Es war eist großer, ältlicher Mann mit rotem Gesicht und einer Flaschennase. Er salutierte. Der Offizier hielt an, schwankte von der einen Seite auf die andere und sagte in weinerlicher Stimme:Weißt du, Söhnlein, wo die Henry-Bar ist?" Nein, Herr Major," antwortete Andrews, der sich in«in Gewölk von Cocktails eingehüllt fühlte. ,Hilf mir, sie zu finden.... Ich muß dort Leutnant Trevors treffen." Der Major hielt sich an Andrews Schulter. Ein Zivllist kam an ihnen vorbei. Dih-donc!" rief der Major hinter ihm her.Dih-donc, Mohjeh, ou ey Henry-Bar?" Der Mann ging weiter, ohne zu antworten. Ist doch so'n richtiger Franzmann! Versteht noch nicht 'mal seine eigene Sprache!" sagte der Major. Aber da ist ja Henry-Bar, gerade die Straße gegen- über." meinte Andrews plötzlich. Bon, bon." stotterte der Major heraus. Sie überschritten die Straße und gingen hinein. Am Ein- gang zur«v"ür er" der Major in Andrews Ohr, sich immer nach fe'i a ci.-i. Schlier stützend:Bin foyt ohne Urlaub,

bm, hm, alle von der Flugabteilung sind fort ohne Urlaub. Willst du einen mit mir trinken? Kümmert sich keiner Drum. Die Demokratie hat die Welt erobert." Andrews fetzte gerade seinen Eocktail an die Lippen, schaute amüsiert auf die Menge amerikanischer Offiziere und Zivilisten, die sich in der kleinen Mähagonibar zusammen- drängten, als eine bekannte Stimme ihn begrüßte. Andrews wandte sich um und sah Henslowes braunes Gesicht und kleinen, seidigen Schnurrbart. Er überließ den Major seinem Schicksal. Bin ich aber froh, dich zu sehen! Hatte schon Angst, würdest es nicht schaffen," sagte Henslowe und stotterte«in wenig. Ich bin fast verrückt vor Freude, Henry, bin gerade vor ein paar Stunden angekommen." Sie lachten, unterbrachen einander im Sprechen und redeten aufeinander ein in abgebrochenen Sätzen. Wollen hier'rausgehen," sagte Henslowe schließlich. Gott , ich hatte schon Angst, du würdest es nicht schaffen. Wie gemein das war. Aber lassen wir das." Sie waren wieder draußen auf der Straße, siefen und gestikulierten. Libertad! Liberi ad! Wie Walt Whittnann schreibt," schrie Andrews. Es ist ein einziges großes und glorreiches Gefühl. Seit drei Tagen bin ich hier. Meine Sektion ist fort. Gott fei mit ihr." Aber was hast du zu tun?" Zu tun? Nichts!" rief Henslowe aus.Nichts und nichts und nochmals nichts." Sie saßen neben dem Fenster und schauten hinaus auf den Platz. Henslowe bestellte beim Kelltter. Erinnerst du dich, wie sentimentale Geschichtsbücher von den Gefangenen zu erzählen pflegen, die man nach Jahren aus ihren Löchern hftmusläßt, die dann nicht fähig sind, das auszubauen, und die dpnn in ihre Zellen zurückwollen?" Möchteft du solc nieuniäxc essen?" Was du willst! Aber am liebsten alles... Wirklich, ich glaube, ich war im Leben noch nie so glücklich... Weißt du, Henolo.ve. in mir ist irgend etwas, das sich davor fürchtet, glücklich zu sein Sei nicht krank... Es gibt nur ein einziges wirkliches

die Benvaltungsfirma im Januar d. I. auf, wieder ein Bleirvhr legen zu lassen. Am 12. Febvrar erklärte sich die Firma schriftlich bereit, das zu tun, und zwar bis zum 15. Februar. Aber der Schaden wurde nicht behoben, und man vertröstet« die Mieter meh- rere Male. Während der harten Winterzeit hatten die Wohnung?- inhaber des Seitenflügels das zweifelhafte Vergnügen, ihren Wasserbedarf vom Straßenbrunnen zu holen. Gleichzeitig war am Dache des Hauses«ine notwendig« Reparatur vorzunehnren. Auch hier ist bis heute nichts geschehen, ob- wohl das Wohnungsamt die Firma aufgefordert hatte, diese Reparatur bis zum 20. März erledigen zu lassen. Die zuständigen Behörden haben von diesen Dingen Kenntnis, und es wäre dringend zu wünschen, daß hier schleunigst Abhilfe ge- schaffen wird._ Ein Stuöent als Raubmörüer. Der unwiderstehllche hang zum Reisen. In Berlin wurde der 19 Jahre alte Student Fritz Karl ver» haftet, der zu Ansang dieses Monats in Vaduz , im Fürstenttun Liechtenstein, den Schlächtermeister Joseph Wächter ermordet hatte. In Vaduz hielt sich zu Anfang dieses Monats ein junger Mann auf, der sich für einen aus Innsbruck gebürtigen Maler Karl Seck ausgab. Der Fremde sprach mehrere Einwohner an, ihm eine 500-Fronk-Note zu wechseln. Die Leute wiesen ihn an den 75 Jahre alten Schlächtermeister Franz Joseph Wächter. Seck " sprach dann auch an: 4. März dort vor, traf aber nur die Tochter des Meisters im Laden. Abends um 9 Uhr, als der greise Meister selbst zu Hause war, kam«r noch einmal wieder. Wächter ließ ihn unten allein stehen und ging in seine Wohnung hinauf, um dos Wechselgeld zu holen. Als er wieder herunterkam, emp- sing ihn der Fremde mit der Pistole und der Drohung: Geld oder dos Leben!" Der Greis wollte sich wehren, erhielt aber einen Schuß, der ihn tot n i e d e r st r e ck t«. Der Mörder entriß ihm das Geld und ergriff die Fluckt. Leute, die auf den Lärm herbeieilten, verloren ihn in der Dunkelheit a-us den Augen. Die Spur des angeblichen Jnnsbruckers führt« schließlich noch Verlin, und hier gelang es der Kriminalpolizei, ihn in der Königgrätzer Straße zu ermitteln, festzunehmen und als einen IN Jahre alten Studenten Fritz Karl zu entlarven. Der junge Mann, der hier unangemeldet bei Verwandten wohnte, hatte einen unwiderstehlichen Hang zum Reisen. Weil ihm die Angehörigen die Mittel dazu verweigerten, so beftahl er sie um Geld und Brillanten, die er aus Schmucksachen heraus- brach und machte sich dann auf die Reis«. Dies« führte ihn auch nach Vaduz und zu dem schweren Verbrechen, das er nach anfäng- licheni Leugnen eingestand. Der Verhaftete wurde gestern dem Untersuchungsrichter vorgeführt.

Attentat eines Sohnes auf seine Mutter. In der vergangenen Nacht oersuchte der 23jöhnige Arbeiter Max Fischer seine 46 Jahre alte Mutter Berta Fischer in deren Wohnung. Ahornstr. 3 in Steglitz , durch mehrere wuchtige Schläge mit einem massiven Gegenstand zu töten. Dann flüchtete der Täter. Seine sofort aufgenommene Verfolgung hat schon wenige Stunden nach der Tat zu seiner Berhaftung geführt. Er hatte ge- wüßt, daß seine Mutter, die in einem Institut in Dahlem beschäftigt ist, ihr Gehalt bekommen hatte, und hatte es ihr rauben ' wollen. Zu dem Zweck war er nachts, als die Mutter bereits im Schlafe lag, durch ein offenstehendes Fenster der Parterrewohnung in der Ahornstr. 3 in Steglitz eingedrungen, und hatte zunächst ver- sucht, sie mit einem Strick zu binden und mit einer Schürze am Schleien zu verhindern. Als die Mutter vorzeitig erwachte, griff er in die Tasche und schlug mit einem großen Schlüssel auf sie ein, bis sie bewußtlos zufommendrach. Der Täter ist dem Polizeipräsidiüni zugeführt worden. 3n der Geueralversammlmig des Freidenker-Feuerbestattungs- Vereins rief die Mitteiumg, daß Anhänger der KPD. auch hier Gruppenbiidiing beabsichtigten, große Entrüstung bei dem größten Teil der Delegierten hervor. Der Borsitzende teilte u. a. in feineni Bericht mit. daß die Mitgliederzahl von 148 000(1922) auf 3 20 000(1923), die Einäscherungskosten von 450 M. (1922) auf 58 000 M.(1923) gestiegen sind, so daß ein« Feuer- bestaitung auf etwa 150 0 00 M. zu stehen kam. Um nun eine möglichst schnelle Anpassung der Beiträge an diese erhöhten Ausgaben z» erzielen, wurde Vorstand und Aussichtsrot ermächtig!, die Beiträge auf««> der jeweiligen Feucrbestat-

Uebel in der Welt: irgendwo zu fein, ohne die Möglichkeit zu haben, wegzulaufen. Habe Bier bestellt." Und ich werde mir jedes anständige Konzert anhören... das einzige Uebel in der Welt ist, nicht fähig zu sein, Musik zu hören... Diese Austern hätten sogar Lukullus befriedigt. Warum nicht John Andrews und Bob Henslowe?... Warum die Geister armer, alter, toter Römer herzitteren, jedesmal, wenn einer eine Auster ißt? Das sehe ich mcht ein. Wir sind genau so gut wie die. Ich bin mir immer noch mehr wert, als so'n atter, vermoderter Lukullus, sogar wenn ich noch niemals eine Lamprete gegessen habe." Und warum solltest du nicht, Bob?" ertönte eine heisere Stimme neben ihnen. Andrews schaute auf, in ein rundes, weißes Gesicht mit großen, grauen Augen, die hinter dicken Brillengläsern ver- borgen waren. Außer in den Augen hatte das Gesicht irgend etwas Chinesisches. Hallo, Heinz! Mr. Andrews Mr. Heinemann," stellte Henslowe vor. Bin froh, Sie zu treffen," sagte Heinemann mit semer jovialen, heiseren Stimme.Ihr scheint euch ja tatsächlich zu überfressen: wie ihr auf eurem Tisch habt anfahren lassen!" Setz' dich lieber her und hilf uns," sagte Henslowe. Warum nicht..." Wissen Sie, wie ich diesen Mann da nenne?" Er wandte sich an Andrews:.. Sindbad." Sindbad war in Tokio und er Hatte Pein, Sindbad lief nach Trinidad , Sindbad lief nach Rom , Sindbad in die Heimat lief, da wurde er zum Schwein. Er sang die Worte laut und schlug mit einem Stück Brot aus den Tisch, um den Rhythmus zu markieren. Sie lachten alle. Sie lachten, bis ihnen die Tränen die Backen hinunter liefen. Hememann nahm seine Gläser ob und wischte sie ab. Er wandte sich zu Andrews. O, Paris ist die schönste Stadt der Welt. Erstens: die Friedenskonferenz und ihre 999 Abzweige. Zweitens: die Spione. Drittens: amerikanische Offiziere in der Stadt ohne Urlaub. Viertens, fünftens, sechstcns: Sindbad." Halt doch's Maul, Heinz!" platzte Henslowe heraus. O, in der ganzen großen Welt, da hatte Sindbad Pein!" fang Heinemann.Aber warum gibt mir denn niemand zu trinken"' schrie er... Garnon, une bouteille de Macon pour un cadet de Gascognc." (Fortsetzung folgt.)