Das Kriegsgericht von Mainz . syrauzöfische Verteidiger machtlos. Ende der vorletzten Woche war der Hauptvorstand des Deutschen Eisenbahnerverbandes an den Sozialdemokratischen Porteioorstand mit der Bitte herangetreten, zu versuchen, daß vier Genossen der Mainzer Bezirksorganisation des DEV., die von den Franzosen verhaftet worden waren und die am 21. März vor dem französischen Kriegsgericht in MainA abgeurteilt werden sollten, französische partei- gendssischeVerteidiger erhielten. Die Redaktion des „Vorwärts" setzte sich sofort mit der Redaktion des Pariser „Populaire" telephonisch in Verbindung und regte an, daß die Genossen L6on Blum und Paul Boncour die Verteidigung der Angeklagten übernähmen. Leider waren die beiden Genannten bereits anderweitig verpflichtet, doch gelang es den Bemühun- gen des französischen Parteivorstandes, zwei andere bekonnte parteigenössische Anwälte für diesen schwierigen Austrag zu gewinnen, und zwar die Genossen Jules Uhry, Abgeord- neter des Departements Oise , und A n d r 6 l e Troquer, Pariser Stadtverordneter. Ueber die weitere Entwicklung der Angelegenheit waren wir seither ohne Nachricht; es war uns nur bekannt geworden, daß der Termin vom 21. März inzwischen verschoben worden ist. Aus einem Arttkel des Genossen Le Troquer im„Populaire" vom 26. d. M. geht indessen hervor, daß die beiden Rechtsanwälte inzwischen die R e i s e n a ch Mainz unter- nommen haben, daß sie jedoch bisher nichts auszu- richten vermochten. Er schildert zunächst den Versuch, den die Partei noch von Paris aus unternahm, um eine Verschiebung des Ter- mins zu erreichen. Genosse L 6 o n Blum unternahm einen Schrstt nach dieser Richtung hin. „Die Antwort," schreibt Le Troquer,„war brutal und deutlich:„wir werden nichts tun. um die Ausgabe der sozio- llstischen Anwälte in dieser Angelegenheit zu erleichtern." 5z« r r Poincare selb st bestätigte diesen Bescheid." Le Troquer schildert sodamt die sehr komplizierte und inühselige Reise, die er und Uhry über Köln , Bonn und Kob- lenz nach Mainz unternahmen, wo sie am Spätnachmittag des Mittwoch eintrafen. Dort erfuhren sie zunächst zu ihrer Be- friedigung, daß die Verhandlung noch nicht stattgefunden und daß selbst die Untersuchung erst begonnen hatte. Am nächsten Morgen sprachen sie beim Militärankläger, einem Major der Kolonialinfanterie, vor. Ueber'diese Unterredung berichtet nun Le Troquer: „Der Empfang ist kühl, sehr kühl. Wir ersuchen um eine Unterredung mit Becker(so heißt einer der angeklagten Genossen vom Mainzer Eisenbahnerverband. Red. t.„Dorw.") nnd wünschen zu erfahren, welche Beschuldigung gegen ihn und sein« Kameraden erhoben ist. Ohne zu zögern, antwortet der Major: „Tie sind nicht von den Angeklagten selb st regulär als Verteidiger benannt worden; Sie werden sie daher nicht sehen, und da das llntersuchungsversahren bei den Kriegs- fietichlm im Felde nicht kontradiktorisch ist, werde ich Zhnen nicht sagen, unter welcher Beschuldigung sie flehen." Ich wiederhole unsere Bitte, zunächst in versöhnlichem Tone, und weise darauf hin, daß eine derartig« Antwort etwas eigen- artig ist gegenüber Leuten, die eine?4stündige Rs:se unternommen haben, um diese Erkundigungen einzuziehen. Ich bemerke ferner, daß es bei einer Regel nicht nur einen Buchstaben, sondern auch einen Geist gebe. Nichts zu machen! Ich appelliere in kor- rekten, jedoch etwas trockenen Worten an die E o u r t o i s i e schlecht- lin. Der Major sieht mich mit feindlichem Blick an, seine Wangen sind etioas erblaßt. Aber er gibt nicht nach. Dieser Offizier hatte/sicherlich den Auftrag erhalten, unsere Mission in keiner Weise zu erleichtern. Ein letzter Weg bleibt un, offen: wir gehen ins Haupt- quartier des Oberkommandierenden General Degoutt«. Ein Oberst einpsängt uns und erklärt sich bereit, telephonisch vom Generalstabschef eine Antwort auf die zwei folgenden Fragen ein- zuholcn:
pfleg« in dieser furchtbar verarmten Zeit. In Wahrheit ist er aber das Unentbehrlich st e von allem. Denn er ist das Eaatgut, und die Sparsamkeit an dieser Stelle gleicht der Weisheit des Landwirts, der seine halben Saatkartosfeln mit der Ueberzeu- gung aufißt: es wird auch jo genug wachsen! Heute aber ist der Augenblick für diesen Notruf. Denn die letzten Monate haben die Sorge plötzlich vervielfacht. Heute kostet der Wissenschaftsbetrieb bei uns soviel wie in den angelsächsischen Lindern, und hinter dem Glanz hoher Markzisfern steckt keine größere Kauskrost als der Deoisenkurszettel ergibt. Heut« kann nichts mehr helfen als der Will« der Gesamtheit, die Saaitartoffel zu sparen, so knapp auch der Tisch bestellt ist, und ihr müßt ent- scheiden, zu welchem Teile ihr sie aufessen wollt, um künftig drei- fach zu hungern!_ kreislers Eckfenster. Theater in der königgröher Straße. Nach dem zweiten Teil der Kreisler-Pantomime wissen wir, n�a» di« Direktoren und Dichter Meinhardr und Bernouer beab- sichtigen. Sie wollen Kindervorstellungen veranstalten zu Preisen sür Erwachsen«, und das Publikum, dos ihnen willkommen ist, soll zurückwandeln in die Backfischjahre und in di» Lünglingsjahre. Es wird auch in diesem zweiten Kreislerteil von Liebe geredet und es geschieht mit«in«r Anständigt«t, die Professor Brunner, hätte er über den Schillerpret? zu verfügen, sicher belohnen würde. Das sei zum Lobe des Werkes gesagt. Es sei auch zum Lobe des Werkes gesagt, daß es eigentlich go? keine Worte braucht«. Denn es ist cm Kino für den Schillerpreis, dt« schönsten Zuschauerinnen werden nickende Großmütter oder hüpfende Mägdelein, wenn sie im Parkett sitzen. Die schneidigsten und korpulentesten Zuhörer werden Patriarchen oder Tanzstundenherrlein, wenn sie Kreislerz zweites Erdenwallen genießen. E-Th Hoffmann hat ausgekneipt. Ach dies bischen Burgunder, das all« Professoren der Literaturgeschich»« über dieses Genie ver- schultet haben! Sie tonnten nur den Suff, si« erfühlten nicht dos Genie, sie erfichtten es ebensowenig wi« die Dichter Meinhardt und Bernauer, die an Stelle der Empfindung faustdicke Empfindsamkeit setzen Nüchtern ist also der Kammergerichtsrat Hoffmonn geworden. Er sitzt am Fenster er hat gedichtet, die Geschichl« vom kleinen Zaches , der dem süßen, Milden, mondscheinbegehrlichen, herrlichen hochgewachsenen Jüngling Balthasar die Braut Candida entführte Nun fängt die Gespensterei an. Klein-Zaches stülpt alles um Er geistert teuflich über die Bühne, bucklig, runzlig, grunzend, ekelhaft, verckiterisch. Und als er den gerechten Tod gefunden hat, und als dann Balthasar die Braut in di« Arm« nehmen darf, da fängt die Trauer des gichtigen Herrn Kommergerichlsrot, an. Denn«r liebt ja Candida, die wohl einstmals im wirtlichen Leben Juliane war. die Jungfrau, die er selber liebte, als er ihr das Reich der Töne auf- schloß Es ist da eine brave Mflchung von Kolportaae. von Marlitt, von Kintopp, von Phantastit, von Sttindberg. Es ist sogar eine vortrefflich« Mischung, und jedesmal, wenn di« Kiefern sich gerade öffnen wollen zum Gähnen, kommt wieder ein Bild, das zusammenreißt. Nein, wir haben nickits dageqen zu sagen: es ist ein ganz ordentlicher Schmarrn für den Erfolg. Bravo! 5>allo! Hier New Park! Wieviel Paluta? Genehmigt! Diese Pan-
1. Die Erlaubnis, mit Beck'r in Verbindung zu kreken, nöflgen- falls unter Kontrolle. 2. Genau über die begangene Straftat informiert zu werden. Um die Mittagsstunde überbrachte uns ein Hauptmann die A n t- wort: Sie war ablehnend. Es blieb uns nichts anderes übrig, als nach Paris zurückzukehren, wo wir nach 17 Stunden Rückreise eintrafen. Tatsächlich kennen wir jetzt die erhobene Anklage: di« fran- zösische Militärbehörde hat in einer Ordonnanz vom 31. Januar dem deutschen Eisenbahnerpersonal den Befehl erteilt, die Arbeit fortzusetzen, und zwar unter Androhung strengster Strafen. Becker wird offenbar in seiner Eigenschaft als Sekretär der gewerkschaft - lichen Organisation gewisserniaßen als Geisel festgehalten. Wir haben unsere Dispositionen getroffen, und wenn die Ange- klagten vor dem Kriegsgericht erscheinen, dann werden wir als fran- zösische Verteidiger nicht nur den Protest des Rechts ertönen lassen, das offenbar verletzt worden ist, sondern auch den Protest des denkfähigsten Teiles des französischen Volkes, in dessen Nanien angeblich Recht gesprochen wird." Soweit Genosse Le Troquer. Wir bedauern lebhast, daß es trotz ihrer bisherigen Mühen den Genossen Uhry und L« Troquer nicht gelungen ist, das Werk, das sie übernommen haben, in Angriff zu nehmen. Schon jetzt aber gebührt chnen für den eklatanten Beweis internationa ler soziali- stischer Solidarität, den sie abgelegt haben, der Dank der gesamten deutschen Arbeiterklasse.
Nicht Revanche, sondern Freiheit! Sozialdemokratische �rauenkundgebung imbesetztenGcbiet Dortmund. 28. März.(WTB.) In Dortmund . Köln und Elberfeld fanden gestern große Kundgebungen s o z i a l d e m o- kratischer Frauenorganisationen statt, die insbeson- dere aus allen Teilen des besetzten Rheinlandes und des neu be- setzten Ruhrgebietes beschickt waren. In diesen Kundgebungen haben die deutschen Frauen einen Aufruf an die Frauen aller Aul- t u r o ö l k e r gerichtet, in welchem si« im Namen von Recht, guter � Sitte und Menschenwürde feierlich protestieren gegen die französisch- bvlgische Invasion. Sie erheben serner Einspruch gegen die«in- seitige Beeinflussung des Auslandes, di« den Eindruck machruft, als fei Deutschland «in Borbarenstaat, der politisch und wirtschaftlich vernichtet werden müsse. Die Frauen weisen darauf hin, daß Deutschland und besonders die deutschen Bergleute stets zu brüderlicher Hilfe bereit waren, wenn es galt, im Ausland« bei Unglückfällen rettend einzugreifen(Courrieres) und bei 5)ungers-(Rußland ) und Wassersnot sowie bei Epidemien Leid und Elend unter bedrückten und der Not preisgegebenen Menschen zu lindern. Heute schickten Millionen unterernährter deutscher Kinder, unzählig« dahinsiechend« Frauen und Mäd- chen, Tausende von Kranken und Greisen durch die deutschen Frauen den lauten Hilferuf an die fühlenden Frauen der ganzen Welt, ihre Stimme zu erheben, auf daß den Schrecknissen der Invasion Ein- halt getan werde. Die deutschen Frauen wollen keinen neuen Krieg, keine Revanche. Si« wollen in Frieden und ernster Arbeit mit allen Nationen die Welt wieder aufbauen und gut machen. was zerstört wurde. Sie wollen in innerer und äußerer Freiheit am Werke des Friedens und der Menschenliebe wirken. Dos objektiv urteilende Ausland müsse an Deutschlands Seite stehen, solle nicht die Nachwelt bis zum Ende der Menschengcschicht« davon berichten, daß die Frauen ganzer deutscher Industriesttiche samt ihren Kleinen in unseren Tagen zugrunde gerichtet werden konnten, ohne daß der Zeitgenossinnen Herz und 5zand sich regten. Die Kundgebungen hinterließen gewaltigen Eindruck. Zwangsarbeit für öentjche Eisenbahnerl candau. 28. März.(WTB.) Nachdem da» französische Kriegs- gericht gestern den stellvertretenden Dorstand der Betriebsinfpektion 2 in Ludwigshafen , Gottfried, wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die sogenannte Sabotageverordnung zu 20 Jahren 'Zwangsarbeit verurteilt hatte, ist heut« von demselben Gc- richt ein weiteres ungeheuerliches Urteil gefällt worden. Der Dreh» scheibenwärter Löchner wurde zu 10 Iahren Zwangs-
tomime ist ungewöhnlich schön ausgestattet. Es steht einmal ein Festraum mit roten Leuchtern auf der Bühne, wie wir ihn noch nicht gesehen habe». Die goldenen Flammengeister an den roten Armen der Kandelaber, und die Kleider wirbeln»nd der Scheinwerfer ar° beitet mit einer Genauigkeit, wie si« kein Theatermeister noch zeigte. Emil P i r ch a n ist der Dekorateur. Friedrich Kayßler , einstmals Direktor, setzt im Dienste der Pantomimiker, Hermann Valentin, Lucie Höflich , Erika Meingost, Lothar Müthel sind di« Mithelfer. Be- sonders genannt sei H a n» H e r r m a n n. der Darfteller des Klein- Zaches: ein Knirps von Virtuosität, ein Monstrum, dem es manch- mal genial in den Gliedern zuckt, ein hochtalentierter Ehargenfpieler. Max Hochdors.
Funkentelephonie und Urheberrecht. Der sunkentelephvnische Vermittlungsdienst musikalischer Veranstaltungen durch die englischen Broadcafting-Gesellschasten. die es ihren Abonnenten«rmöglichen, in der Behaglichkeit des Hsuses sich dem Genüsse von Vorträgen aller Art hinzugeben, hat di« Frag« einer Erweiterung der Ergän- zung des Urheberrechts aktuell werden lassen. Die Direktoren von Opern- und Singfpieltheatern und die Gram- mophonfirmen rüsten sich zum Schutze ihrer durch die Drood- casting-Gesellschaften bedrohten Recht«. Demnächst wird eine Ver- sammlung der Direktoren zusammen treten, um offiziell zu der Frage Stellung zu nehmen, wie dieser Schädigung entgegengetteten werden kann. Die Schulung des Ohres. Es ist merkwürdigerweise vielen Menschen unbekannt, daß man sein Ohr schulen kann. Cornel Schmitt erzählt im„Kosmos", wie er di« ihm anvertraute Jugend von der Wichtigkeit überzeugt, ihr Ohr zu schulen, und er fährt dann fori: WieviÄ Freuden habe ich schon in der Natur erlebt, eben weil ich beizeiten mein Ohr an den verschiedenen Tönen und Geräuschen ge- schult hall«! Wie Ver Waidmann die Lautäußerungen des Wildes, so kennt der Imker den Sterzel-, Schwärm- und Klageton seiner Bienen, das Quaken der allen Kömgin und di« Antwort der noch tn den Zellen gefangenen jungen Königin. Er hat fein Ohr geschult. Der Schäfer kennt nicht nur die Gesichter, sondern auch die Stimmen seiner Schafe. Der geübte Telegraphist braucht die Papierstreifen am Morseapparat nicht zu lesen. Er nimmt das Telegramm mit dem Ohr ob. Wie viele, die ich schon auf die Stimmäußerungen unserer befiederten Lieblinge in Feld und Wald aufmerksam machie. hiellen das für eine furchtbar schwer» Kunst. Und doch ist's nichts weiter als Uebungssache. Wer aus zwanzig geflüsterten„Eins" die Stimme seiner Freunde heraushört, dem kann es wahrlich nicht schwer fallen, die laut schallenden, in der Klangfarbe, im Rhythmus, in der Tonhöhe so stark voneinander abweichenden Dogelgesäng« kennenzulernen. Denn unser Ohr hört ungeahnte Feinheiten.
Berliner rbeater. Die auf Sonnabend angesetzle Srstaussührung der Operette ,M ä d i" ist auf den Oltersonntag verlegt worden. Am Sonnabend bleibt das Tbealer geschlossen. »Junge Dichter vor di« Jront?-> Die letzte veraiiltaltmig(Ver- bard Pohl) sindet am 3. April, abends 8 Nbr. rnt Neisierlaal, Köthener Straße 88, slalt. Sprecher: JtZic Gräber und Franz Kenrad Heescrl. Zutritt kostenlos.
arbeit verurteilt, weil er angeblich oerschuldet hatte, daß eine französische Lokomotive auf dem Bahnhof Ludwigshafen in die Drehscheibe fiel. Zu diesen drakonischen Urteilen ist zu bemerken, daß sich die den Verurteilten zur Lost gelegten Handlungen am 2. März, also bevor die Franzosen den Betrieb übernommen und ehe sie das Personal offiziell benachrichtigt hatten, ereignet haben. Ebensowenig war die in Frage kommende Verordnung 147(Ge- fährdung von Eisenbahntransporten) damals öffentlich bekanntg«. geben worden. Zerstörungen im Rathause von Herne . Herne , 27. März.(MTB.) Die Znnenelurichtung des Rathauses ist durch die französische Besatzung vollkommen ruinierk worden. Der Schaden geht in die Millionen. Köln . 28. März.(WTB.) Di« Franzosen besetzten gestern nachmittag das Maschinen- und Betriebsamt Euskirchen . Bei der Durchsuchung fielen ihnen Akten, Flugblätter und verbotene Zeitungen in die 5)Snd«. Um%7 Uhr abends wurden der Borstand des Maschinenamts, Re- gierungsrat E ge n o lf, der Lokomotivführer D o h m e n, der Eisenbahntechniker T i s s e n und di« Rottenarbeiter Breuer, Behrens und A l t h ä u s« r im Lastauto weggebracht. Um 2 Uhr nachts wurden Oberbahnmeister Koch und der Rottenarbeiter Z« n s« n v e r h o f tet. Regierungsrat D i e tz, der Vorstand des Betriebsamtes, erhielt den Befehl, mll seiner Familie seine Woh- nung zu räumen. Auch Regierungsrat E g e n o l f, Eisenbahn. ingenieur B r ü l l s und Eisenbahnoberinspektor Scharre nberg wurden aus ihren Wohnungen verjagt.
Rücktritt üer olüenburgifchen Regierung. Oldenburg . 26. März.<TA.) In der heutigen Landtags. jitzung wurde der Antrag der oldenburgischen Regierung, die Landtagswahlen um ein halbes Jahr hinauszuschie- den. mit 2S gegen 11 bei 3 Stimmenthaltungen abgelehnt. Ministerprädfient Tanhen gab dann die Erklärung ab. daß die Regierung die Verantwortung dafür nicht übernehmen könne, jetzt Landtagswahlen auszuschreiben, weil sie dann sofort in Deutschland al» Störenfried angesehen werden würde. Die Regierung werde also die Wahlen nicht ausschreiben und erklärt ihren Rücktritt. Zu dem Rücktritt des oldenburgischen Kabinetts meldet WTB. ergänzend: Die Regierungskrise ist mit dem Rücktritt der Regierung Tantzen gelöst. Auf Anregung des Reichskanzlers hotte di« Regierung dem Landtage eine Vorlage vorgelegt, wonach die Wahlen zum Landtage, die Anfang Juni stattfinden müssen, der außenpolitischen Lag« megen um ein halbes Jahr zu verschieben waren. Da dieses Gesetz«ine Verfassungsänderung be- deutete, so bedurfte es zur Annahm« einer Zweidrittelmehr- heil, 32 von 43 Stimmen. In der heutigen Landtagssitzung wurde in namentlicher Abstimmung da; Gesetz abgelehnt, da sich nur 23 Stimmen dafür fanden. Die Minister der Koaiitionsparteien, Velcho bisher di« Regierung bildeten, traten darauf zurück. Man glaubt, daß bis zu den Landtagswahlen, die nun stattfinden müssen, «in Beomtenministerium die Geschäft« führen wird.
Republikanische Richter. Bor dem Schöffengericht in Beuthen stand dieser Tage ein sozialdemokratischer Gewerkschafts- f ü h r e r, der Anstoß daran genommen hatte, daß ein Selbst- s ch u tz l e r auf offener Straße die Republik beschimpfte und das Lied von der Iudenrepublit grölte. Der Gewerkschaft»- führer forderte einen Schutzmann auf, gegen den ruhestörenden Lärm einzuschreiten. Das geschah aber nicht, sondern der Gewerk- schaftssührer wurde verhaftet, als Freunde des Selbstschutzlers dar- aufhin einen Sttoßenauslauf provozierten. Das Schöffengericht sprach den Selb st schutzler frei und verurteilte den Gewer kschaftsführer mit der Begründung, er habe sich un- befugt in die Obliegenheiten der Polizei eingemischt, zu einer Geld- strafe. Man dürfe private Interessen nicht öffentlichen voranstellen. Das betreffende Lied sei keine antirepublikanische Kundgebung, da ein Teil der Bevölkerung tatsächlich der Ansicht sei, daß die Juden zu stark in der Regierung vertreten seien. Bei diesem Liedle handle es sich also um Wahrung berechtigter Interessen! Man muß schon sagen, daß die deutsche Rechtsprechung immer neue Blüten treibt!
. Nicht vergessen! Auch in den erregtesten Zeiten soll man die Wichtigkeit einer guten Zeitung nicht vergessen. Sie soll in jedem Haus- halt ein Bindeglied mit der Umwelt darstellen, die Vorgänge in der Polttik, der Wirtschaft, im kommunalen und Kunstleben jedem einzelnen nahebringen. Die P a r t e i z e i t u n g ist darüber hinaus das wichtigste Kampfmittel für die Ziele und Forderungen der Partei: sie ist ferner ein notwendiges Hilfs- mittel im gewerkschaftlichen Kampfe. Darum darf zum Ouartalswechsel niemand von unseren Freunden vergessen, daß es mit zu seinen Pflichten gehört, dem Parteiblatt neue Leser zuzuführen. Jeder als neuer Leser ge- wonnene Nachbar oder Freund soll zu einem Mitstreiter in der großen Bewegung werden, die der Erlösung der Schaffenden aus den Fesseln der kapitalistischen Wirtschaft dient. Zum 1. April muß deshalb jeder sich bemühen, mindestens einen neuen Bezieher zu gewinnen für den � �vorwärts". Nachstehender Bestellzettel ist auszufüllen und an die Hauptgeschäftsstelle des„Vorwärts", Berlin SW. 68, Linden- straße 3, einzusenden.(In Orten außerhalb Groß-Derlins ist der„Vorwärts" bei der Post zu bestellen.)
Ich abonniere den„Vorwärts" mit der Illustrierten Sonntagsbeilage»Volk und Zeit", der Unterhaltungsbeiloge „Heimwelt' und der 14tSgig ericheinenden Illustrierten Bei- lag«»Siedlung und Kleingarten" in Groß-Berlin täglich zweimal jrei ins Haus. Name-'-
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