wurde neben anderen Materialien ein vollkommener Plan für den Depeschcndienst zwischen Wien . Leipzig . Passtni, München , Berlin und Breslau vorgefunden und auch hin C h i f f r e n a m e n für die Leiter des neuen Putsche?. Daß dabei auch der aus de» siapptagen hinlänglich bekannte und noch immer steckbrieflich verfolgte Ober st Bauer eine Nolle spielt, wird niemand wunder nehmen, der die Betrieb- samieit dieses„besorgten Patrioten" verfolgt hat. Unter den militärischen Plänen, die man bei den Haussuchungen fand, befindet sich auch einer, dessen Existenz wir bereits andeuteten und der nichts weniger als eine militärische Zernie- r u n g B e r l i n s und die„Bortraguug des Angriffs" von der Havelseite aus vorsah! Diese ganz planmäßigen, von abgedankten Offizieren der alten Armee betriebenen Vorbereitungen zum gewaltsamen Losschlagen gegen die bestehende Staatsform in eine Reihe zu stellen mit den waffenlosen Abwehrorganisationcn sozialdemokratischer Arbeiter ist so absurd, daß nur die um andere Aus- reden verlegenen journalistischen Helfer der Putschisten aus diesen Einfall kommen können. Viel ernster und dringender ist die Frage, welche Maßnahmen in der Reichswehr ge- troffen werden, um das selbsttätige Vorgehen einzelner ihrer Kommandostellen zu verhindern, das praktisch aus eine B e- günstigiing de? Verschwörertums hinausläuft. Es wird B. erzählt, daß Adgesandte Roßbachs bei einzelnen ruppenkomniandeuren vorgesprochen und um die Entsendung von Mannschaften, Unteroffizieren nnd Offizieren zu jener „Geburtstagsfeier" in Wannfe« ersucht hätten. Die bei der Aufhebung betroffenen Offiziere sollen tatsächlich im Auf- trage ihrer Kommandeure teilgenommen haben. Wenn das wahr ist, fo erbebt sich die Frage, was mit den Kommandeuren geschieht, die aus Einladung eines Privatmannes ihnen unterstellte Offiziere, sagen wir von Mecklenburg »ach Wannsee schicken, damit sie sich dort bei einer„Geburtstagsfeier" einen Bortrag des Privatmanns Roßbach anhören. Es wird nicht viele Leute in Deutschland geben, die so leichtgläubig sind, anzunehmen, daß etwa Regimentskommandeure des kaiserlichen Heeres einer Ein- ladung August Bebels zu einem Vortrage über die Pflichten der Armee Folge geleistet hätten... Nur die innige Verbindung der früheren Offiziere mit ihren ehemaligen Kameraden, die jeßt der republikanischen Reichswehr angehören, kann solche Absonderlichkeiten erklären. Und nur die Hoffnung, bei diesen Kameraden gegebenenfalls Rückendeckung und sonst noch einiges zu finden. lagt den Wage- mut der Verschwörer begreiflich erscheinen. Mit der Auslösung der„Deutschoölkischen Frciheitspartei" und der Unschädlich- machung der entdeckten Konspiratoren in Preußen darf es da- her nicht genug fein. Es muß eine ganz klare Entscheidung darüber getroffen werden, ob Reichswehroffiziere, di» bisher zu den Selbstschutzorganisationen in irgendwelcher amtlicher oder privater Beziehung gestanden hoben, noch weiter im Dienste zu belassen sind. Fast will es sckxinen. als ob die besten 'Absichten des Reichswehrnnnistere vielfach durch ihm unterstellte Militärbehörde» durchkreuzt und in ihrer Wirkung ausgehoben würden. Man nniß sich darüber klar sein, daß der Abwehrkompf gegen den französischen Militarismus, wie er im Ruhrgebiet unter den schwersten Opfern der Bevölkerung geführt wird, auf das ernsteste gefährdet wäre, wenn die Ueberzeugung all- gemein würde, daß im Rücken der Ruhrkämpfer nicht nur politische Desperados, sondern mich Teile der Wehrmacht um das Schicksal des Reiches spielen. Das Vorgehen des p r e u ß i- s ch e n Ministers des Innern gegen die Geheimorganisationen stärkt dos Vertrauen zur Republik und damit auch den Ab- mehrwillen an der Ruhr. Wir erwarten, daß die Reichs- r e g i e r u n g und besonders der ReichsweHnninister in dieser Hinsicht an Energie nicht hinter Preußen zurückstehen werden. Sie könnten damir vor alle» Dingen auch der Regierung in Bayern ein gutes Vorbild geben, die noch immer dem Treiben der Hitlcrgarden untätig zuschaut Ein Großer und sechs Kleine. K o n z e r t u m s ch a u von Kurt Singer . Das Osterfest ist der Gipfel der Musikwachen. Bon da beginnt der sommerliche Abstieg. Das Wesentliche ist nun erfüllt, das Rod beginnt sich inngsomer zu drehen. In Jahrzehnten hieß der künst- lerijche Abschlnsj: IX. Sinfonie. Ni tisch hatte hier, die Phil- harmoniter und der Ochssche Chor ihren größten Triumph. Namen wandein sich, dos Ding bleibt. Auch Furtwängler {d, liefet mit der IX. Sinfonie. Der Jubelhymnus, in dem er Orchester und lKinel-) Chor ausMngen laßt, treibt Herzen und 5)önde zu Beifall, zum Donkhymau» an den Interpreten. Ein Werk von gleichem Riesenwuchs, mi» die IX. Sinfonie; Bachs Matthii»»-Passion. Die Karivoch« bringt dieses imerschöpfliche(und streichloo kaum durchführbares-Monumental- drama gleich an vielen Sleileu Heraus, leider auch durch ganz Un- berufene. An einer solchen Musik sollte man Jahrzehnte vorarbeiten. man sollte die erste Ausfilhrung nicht eher wogen, als bis man himdertmal im Geiste das Werk ausgeführt hat. Der Oratorien- Berein Stehmonns wagte es. Und es gelang in den lyrischen Partien, in den Chorälen»nd schließlich(mil Rose Walter, Nissen u. a.) recht gut. Was noch zu sehten scheint, ist di» ganze auf- bäumende, hin treibend«, wogend-iebendige Dramatik. Man fühlt Wehmut und Goltessurchr, wenn Dirigent und Sänger«ine zaghafte Frage auswerfe»; aber man vermißt den Kontrast dazu, den Unmut, die Einstellung auf das geistliche Schauspiel. Das wird herausge- arbeitet werden müssen. Die guten Fundamente sind gelegt. Wer sich in Berlin als Dirigent einführen will oder wer der Haibrennersthaft die Freude des Wiedercrkennens verschossen will, der setzt auf das Programm die Namen Brahms und Tschaikowsky . Werner F. v. Siemens also dirigiert die IV. Brahmssche, die Vi. Tschaikowstyscti« Sinfonie. Die korrekte Haltung des Dirigenten, sein sachliches Hantieren läßt kaum erkennen, wie ihn das Werk, wie er das Werk anpackt. Cr läßt es wohl mehr oder weniger abrollen, in dunkler Ahnung unvergänglicher Schönheit, ohne zu stören, aber auch ohne zu bilden. Es bleibt alles nivelliert, in philharmonischem Anstand, blaß nnd einstudiert. Die Einzelphrase der hingebungs- vvllen Klage, wie der energischen Abwehr verliert sich ins Unerlebte. wenn nicht nebelhalt Uninteressierte. Die Intensität des Fühlens strömt nicht auf Musiker und Hörer; wenn Siemens größere Empfindungskoniplex« in sich mobilisieren lernt, dann kann er bei seiner ausreichenden technischen Geschicklichkeit ein Dirigent werden. Ernst P i n g o u d ist schon einer, soweit man es nach einem Konzert eigener Kompositionen beurteilen kann. Er weih seinen Willen in fühlbaren Ausdruck umzuwandeln. Seine Werke tragen alle, den nicht zu unterschätzenden Stempel des Unterhaltsamen, Ge- fälligen. Er ringt kaum mit einem Stoff, aber er gestaltet ihn doch künstlerisch, das geistige Probien, einer Sinfonie mit Durchführung und Formgefühl ist feinem schnellen Klangerleben fremd; er schüttet wechselnde Einsälle schnell in einen einzigen, vorsichtig und knapp gegliederten Satz. Er improvisiert eigentlich mehr, als daß er durch- imd zu Ende komponiert. Nach kurzen Schriitsägen komponiert er in da» bunte und reizvolle, wenn auch unfiltrierte Orchester hinein «men plötzliche» Riesenpunkt,«tu« Interjektion, betvbet die kaum Saperifihe �Notpolizei�. Herr Schweyer und die Bölkische« Verbände. Das Lsrordnungsblatt Nr. 2 des Bundes„Oberland" vom 6. Februar 1823 berichtet unter A 2 folgendes:„Um alle noch be- stehenden Zweifel zu beheben, wird mitgeteilt, daß der Herr Mi- nister des Innern Dr. Schweyer ausdrücklich erklärte, daß der Bund„Oberland" E. V. anläßlich seine» Anschlusses an die N o t p o l i z e i München mit der Organisation der Notpolizei im gesamten Freistaat(Bayern ) beauftragt wurde. Cr erklärt« ferner ausdrücklich, daß der Bund Bayerische» Reich von feiten des. Ministeriums des Innern an der Aufstellung der Notpolizei nicht beteiligt wäre. Ausführungsbestimmungen gehen den Kreis- stellen(des Bunde») zu. sobald die Arbeiten abgeschlossen sind." Wes Geistes Kind der Bund ist, geht aus Nr. 3 seines Verord- nungsblatte» vom 17. Februar 1923 hervor, in dem mitgeteiit wird, daß sich die Bcrbände Bund Oberland, Gauverein Niederbayern mit Ingolstadt und Eichstedt , Nationalsozialistische A r b e i- t e r p a r t« i, Reichsflagge und Vaterländische Bezirksverbände München (Organisation Cella) zu einem Kartell zusammen- geschlossen haben, der tatsächlichen nationalen»nd aktivistischen Macht in Bayern . Ihr Organ ab 1. Mörz ist das„Heimatland", Verlag München . Für den 28. März hat der Bund durch Verordnung?- blatt 4, herausgegeben am 1. März 1923, eine Fnhrersitzung nach Miitelfranken einberufen. Tagungsdauer vom 29. März bis 2. April auf Schloß Hoheneck bei Insheim . Für jeden der ge- nannten Tage sind militärische Uebungen unter Leitung des Hauptmanns Rulzer vorgesehen. Die kommende Getreidewirtschast. In einem Aufsatz, der von der ganzen bürgerlichen Presse abgedruckt wird, schildert Reichsminister Dr. Luther die Aussichten der Getreidewirtschaft und der Brotver- sorgung im nächsten Erntejahr. Seine sMitteilungen enthalten gegenüber seinen Darlegungen im Reichstag nicht viel Neues. Die Reichsregierung beabsichtigt, eine Reserve von 3� Millionen Tonnen Getreide aufzubringen zur Versorgung der Minderbemiitelien und zur Regulierung des Marktes. Im übrigen aber wird die freie Wirtschaft eingeführt wer- den. Die Ausführungen Dr. Luthers enthalten eine wichtige Feststellung, daß die Reichsregierung ein? Verbilligung des Brotes für die Minderbemittelten nur durch die Belastung des gesamten Besitzes herbeiführen wird. In der Tat lassen die Mehrheitsverhältnisse im Reichstag nur noch den Schluß zu, daß der Bürgerblock die freie Getreidewirtschaft durchsetzen wird. Die Sozialdemokratie oerlangt bekanntlich den Ersatz des bisherigen Umiageverfah- rene durch ein anderes in der Absicht der Produktionsförde- ruilg geschaffenes System, indem das Umlagegetreide mit S ti ckft o f f bezahlt werden soll, um so eine ausreichende Versorgung der Landwirtschaft mit diesem wichtigen Dünger zu $nnöglichen und die Dolksernätzrung mittels der heimischen Produktion auf eine breitere Grundlage zu stellen. Sie wird davon nicht ablassen, diesen Gedanken zu vertreten, weil sie darin die einzige Gewähr dafür steht, daß mehr L c- b e n s m i t t e l erzeugt werden. Eine derartige Garantie gibt die freie Wirtschaft nicht. Wird sie trotzdem eingeführt, so werden die bürgerlichen Parteien, auf die sich die Regierung in ihrer Wirtschaftspolitik stützt, die Verantwortung dafür tragen. Die„DeutscheTageszeitung" knüpft an die Aus- führungen Dr. Luthers die Bemerkung, daß auch die Nicht- b e s i tz e nd c n zur Verbilligung des Brotes herangezogen werden sollen, indem sieden Brotzuschuß von„allen Leistung?- fähigen" verlangt. Hier wird wieder der verkappte Versuch gemacht, die Last der Brotverbilliaung auf diejenigen Kreise abzuwälzen, die ohnehin schon umer der Teuerung namenlos leiden; die Arbetterschaft und die Angestellten, ob- wohl nachweislich die Löhne noch weit hinter den Lebens- haltungstosten zurückbleiben und die Arbeitslosigkeit im Stei- gen begriffen ist. Trotzdem beliebt es die agrarische Agitation, begonnene Abenteuerlichkeit eines Ritters ohne Furcht und Tobel mit Frage- und Ausrufungszeichen. In heiterem und leichtem Ge- recht wirft ihn der Programmatiker Don Rirordo Strauß aus dem Sattel. Gefährliches Spiel, sich in die Nähe de« Urdrachentöters zu wagen. Die Unterhaltung mit Pingoud hält Niveau. Eln moderner Illustrator mit Sinn für witzige Pointen und eigenartige Klaugunterströmungen. Sein drittes Klavierkonzert von Kreutzer, rnrüio« hingelegt, belastet keines Denker, Gehirn, ist dankbar Im Spiel und Ausdruck, unkompliziert im RHytymus und von ein- gongiger, mäßig gewählter Sprache. Alexander M. Schnabel aus Riga Hot Togur-Lleder ge- schrieben. Ein Zyklus gleichförmiger Hymnen ist in gleichförmige, harmonisch freie und feine musitalisch« Gebilde umgesetzt. Eine schwerblütige Elegie und«ine weise gewordene Liebe zu Gott geben dem Klang seine Eigenart und Symbolik, das linpersönlich-Objektlve kühlt die Temperatur, und wenn endlich das hohe Lied hinbrausen soll, so wird aus Spannung nur ein Reiße» gebaren. Und die Freude,„still in Tränen" ruhend, verliert ihre Gottähnlichkeit. � Das höchst talentiert? Werk fand in Maria E k e b l a d eine feingeistige, schonsingende Interpret!». Man begegnet ihr viel zu selten. Der Fall Rudolf G r a e i e grenzt an die Komik. Etwa so: ein Kurzsichtiger fragt seinen Nachbarn:„Du, ich kann nicht sehen; sog', geigt er oder bläst er?" Nun, er knödelt, Gaumen und Nase hörst du in jedem Tan, nur von den Gipfeln der Tonbildung, von den Wipfeln der Musikalität keinen Hauch. Dabei eine Bombenstimme, ein heldischer Tenor. Hätte er nur singen gelernt, wüßte er nur, wo» Takt, was Atem, was musikalischer Ausdruck ist, wie ein Borfchlaz genommen, Register gewechselt, ein crescendo eingeleitet wird! Schade um dies jommervoll mißbrauchte Instrument. Der Begleiter Borchowar oerpatzte alles. Theater am Kursürftendamm:„HJ. U.K." von Charol Cappel. Charol Cappck, einer von den tschechischen Brüdern, die das stMboli- sche Insektendrama gedichtet haben, fragt sich, was ungefähr um das Jahr 2000 sein würde. Und er löst die Frage aus geistreich? Art: Die Menschen lernten Maschinenmenschen wie Fabritware her- zustellen. Sie kneteten, Konkurrenten des lieben Gottes, ihre Ar- beitsmaschine, die einer Kreatur de» Schäpsers nicht unähnlich ist. Sogar Gehirn und Talent sind vorhanden. Nur der moralische Sinn fehlt. So kommt es, daß diese Menschmaschinen, natürlich in Amerika fabriziert, reißenden Absatz finden. Ein Paradies fängt an, fo ist zunächst der Menschenglaub«. Aber der Mensch ist ein« Bestie und er braucht ein« Erfindung zum Morden. BI» die Maschinenmenschen eines Tages entdecken, daß ihre Erzeuger ihre bösesten Feind« sind. Di« Maschinenmenschrn rotten die Gottmenschen b!« zum letzten aus. Nur einer blieb übrig, ein guter, ein schwärmerischer, der schreit nun verzweifelt, daß die Erde doch neu bevölkert werden müsse von der Phantasie und dein Lachen und dem Weinen der Menschen, daß di« Empfindungen nicht aussterben dürfen. Es geschieht durch irgendein Wunder, denn siehe, ein Maschinenmensch, der einem Weibe gleicht. und ihr Gegenspieler, der männliche Züge trägt, finden sich. Sie sind in Gefahr, zu sterben. Sie wollen leben, das bedeutet, sie wollen zeuge». Und da sie zeugen wollen, sich fortpflanzen und Nachwelt begründen, haben sie die Malchin « in sich überwunden, Menschen sind sie wieder gewordea. Cappel nennt den Maschwemnenschrn den diese Kresse als leistungsfähig hinzustellen. Dagegen ist«ruf das schärfste Einspruch zu erheben. Der Versuch, die Kosten der Brotverbilligung von denjenigen aufbringen zu lassen, die s e l b st das billige Brot brauchen, kennzeichnet die Opserfreude des agrarischen Besitzes und soll nur dazu dienen, unter dein Deckmantel der Belastung leistungsfähiger Kreise die E n t- lastung des Besitzes von Steuern herbeizuführen. Dollaranleihe und Markstützung. Das Ergebnis der Dollaranleihe bleibt mit einem Zeich- nungsbetrag von 30 Millionen Goldmark wesentlich hinter den Erwartungen zurück, die man an sie knüpfen mußte angesichts der Tatsache, daß die Devisenbestände der deutschen Wirtschaft fraglos um ein Bielfaches größer sind als der geforderte Betrag. Das Zeichnungsergebnis ist cine starke Anklage g e g e n I n d u st r i e und Handel, die es unterlassen haben, dem Reiche in seiner größten Not ihre nicht unbedingt notwendigen-Devisenvorräte zur Verfügung zu stellen. Auch die Tatsache, �aß Deutschland jetzt eine bürger- l i ch e Regierung lzat, in der Wirtschaftler vom Schlage des Herrn Dr. Becker maßgebend sind, hat auf das Verhalten der Devisenbesitzer nicht den geringsten Einfluß gehabt. Es hat keinen Sinn, wenn man darauf verweist, daß der drohende Einspruch der Reparationskommission gegen die Dollaranleihe des Reiches die Stimmung der Anleihezeichner beeinträchtigt habe. Den Danken mar bekannt, daß, nachdem die Reichsbank einmal auch autonoin geworden war, sie auch zur Mitbürgschaft herangezogen werden Konnte und schon da- durch eine ausreichende Gewähr für die Sicherheit der Anleihe vorlag. Aber auch in der O r g a n i sa t i o n der Anleihe wie in ihrer Durchführung sind wesentliche Mängel zutage ge- treten. Die schmerzliche Erfahrung hat gezeigt, daß die Sozialdemokratie durchaus recht hatte, als sie verlangte, daß eine wertbeständige Anleihe zusammen mit a n d e r e n M a ß- nahmen zur Beschränkung der Deoisenspeku- l a t i o n erfolgen müsse. Statt dessen kam die Devisenanleihe erst vier Monate nach der Devisenverordmmg. Dann aber hat die Reichsbank entgegen dem Interesse der Anleihe ge- arbeitet, als sie, dem Drängen des Großhandels nachgebend und in zu weitgehender Rücksicht auf einzelne Industriekreise die Krediteinschränkungen gelockert hat und so es den Privaten ermöglichte, zu derselben Zeit Mark gegen fremde Devisen zu verkaufen, wo sie selbst Devisen kaufte, um die Mark zu stützen. Das muß jetzt anders werden. Die S t ü tz u n g s a k t i o n der Mark ist durch den Fehlschlag der Devifenanleihe keineswegs gefährdet. Dadurch, daß die Banken sich zur Abnahme von mindestens hundert Millionen Gold- mark verpflichtet haben, wird immerhin ein erheblicher Betrag an fremden Zahlungsmitteln dem Zentralnoteninftitut zu» fließen: außerdem hat es die Möglichkeit, mit seinem Gold zu- gunsten der Mark zu arbeiten. Aber diese Etützungsverfuche müssen nutzlos bleiben, wenn man nicht unter allen Umständen die K r e d i t e, die das Hamstern von Devisen und mit Devisen erkauften Importwaren ermöglichen, auf das äußerste Maß zurückschraubt.., Die R e i ch s b a n k, die Nim feit Sahren zum ersten Male einen zaghaften Versuch gemacht bat. ihre Aufgabe, die Auf- rechterhalMng der Währung, zu erfüllen, sonst aber nur zusah, wie die Währung sich verschlechterte, ist und bleibt dafür v e r- a n t w o r t l i ch, daß die Sttitz'ingsaktion gelingt. Sache des Neichswirtschastsministeriums wird es fein, daraus zu dringen» daß die notwendigen Maßnahmen auch durchgesetzt werden. Lenin. Da? neueste Bulletin führt die erhöhte Temvcratuc aus Verdauungsstörungen zurück. In den Lungen und übrige« inneren Organen sind keine Veränderungen festgestellt. Amerika für die Moskauer Verurteilken. Das StaaiSdeparte- ment hat die ameritaniiche Botschaft in Berlin angetoieten, der Näteregierung mitzuteilen, das; sie emlUich hoffe, daß da» Leben der beiden zu Tode verurteilten hohen Geistlichen geschont tverden würde. Robot, sein Erfinder ist Herr Werdonske, sein Patent ist der Wer- danske-Universal-Robat, platatmäßig abgekürzt„W. U. R." Das ist der Sinn dieses Stückes. Ist es nun ein geistreicher Sinn? Ach. es ist doch nur ein Ge» dankensptitterchen! Auch dann, wenn einer von den symbouschen Brüdern allein auftritt, bleibt er ein recht platter Herr. Die Theorie des Stückes wird im Prolog abgehandelt. Aus Europa erscheint ein neugieriges Fräulein, dem der Generaldirektor der Robot-jzabrik den Schwindel erklärt. Und man merkt sogleich, daß die beide« Liebesleut« werden. Dann aber geht es drei Akte lang zu witzig. zu spitzig, zu ausgeklügelt und doch ziemlich gebunden an allgemeine Epiefebürgerüchkett weiter. Charol Eappek hat einen guten Ein- fall, dann verlassen ihn die Götter. Ein Feuilleton ist kein Drama. Ein Drama kann zum Feuilleton werden. Herr Stahl- Nachbaur war der Generaldirektor de» Unternehmens, eher ein zärtlicher Liebhaber als ein Beherrscher des srofearnqsten Geheimnisses. Konrad Veidt spielte mit einer an ihm»un versteinerten Manier des allzu Eckigen, des tintöppisch Grausigen den Baumeister der Mensckteumaschinensobrik. Liebend« Frau imter diesen kalten Herzen und Köpfen muß Maria Fein sein. Sie ist eine strenge Künstlerin, sie neigt zur Tragödie, sie muß sich aber als ein« Salondame geben. Es sei zu ihren Gunsten ge- sagt, daß sie auch weiche Töne und«in angenehmes Lächeln findet. Max Hochdorf . Heber Helgoland , das jedem, der es einmal gesehen, unaus» löschlich in der Erinnerung bleibt, wurde in der Urania ein inter - effantcr Vortrag gehalten. Dieses Eiland seit Urzeiten den Wogen des Nordmeeres preisgegeben, wurde schon 1000 v. Ehr. von Menschen bewohnt. Durch Witter, ingseinflüsse und Meeresbrandung wurden die Felsen verkleinert. Nomentiich ist di« Westküste stark zerklüftet. Vergleichskarten von 1815 und 1889 zeigten deutlich den Landesverlust. Bis 1720 war die Diirt mit dem Unterlande ver- bunden, am Neujahrstage 1721 aber wurde sie durch eine Sturmflut für ewig« Zeiten vom Mutterlande getrennt. Helgolands Leucht» feuer, zuerst ein Kohlenfeuer, ist jetzt ein drehbares elektrisches Dogen- licht, das seine Strahlen bis nach Cuxhaven sendet. Im vorigen Jahrhundert war der Fischfang noch recht ergiebig, und e» wurden Fänge von SO 000 Schellfischen gemacht. Doch der Fischreichtum der Nordsee ging erheblich zurück: jetzt lohnt sich bei Helgoland nur noch der Humme-sang. Dieses Nordsee -Eiland hat auch seine Bedeu- tung als Rast- und Ruheplatz vieler Wandervögel. Sogar Irrgäste, di« in Nordamerika und Sibirien beheimatet sind, beobachtete man auf Helgoland . Eingehend sprach der Redner von dem Kriegshasen, der in unendlichem Fleiß dem Meere abgerungen wurde. Laut Friedensvertrag von Versailles mußt« er resllos zerstört werden.— Nun ist also Helgoland wieder das friedliche Seebad, als welches die Deutschen es von den Engländern übernahmen. Die alten Fischer» samilien, die am Tag« der Kriegserklärung auf ein Machtwort der deutschen Regierung die Felseninsel räumen mußten, sind wieder in ihre Heimat gezogen und gehen auf Fremdenfang aus. Und Leute, di« es sich erlauben können, besuchen als Tages« oder Kurgäste Helgoland . Auf dem ehemaligen Festungegelönde weiden Schaf«, und der Wald von Warnungstafeln, die ankündigten„Photograpbie- ren und Zeichnen verboten", ist auch wohl verschwunden. Der Sammler wird höchstwahrscheinlich sogar einen Stein aufhebe« dür- seit, ohne daß ei» Mllttärposten ein«. Sptou tu ihm wittert, t-'a,,
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