Mastbinengewehrfeuer auf Arbeiter. Mehrere Tote und Schwerverletzte bei Krupp-Essen. Essen, Zl. Alärz.(DTB.) heute früh wurde die Kraftwagen- Halle 1 der kruppscheu Guhsiahlsabril von den Franzosen besetzt. Die anwesenden Arbeiter wurden vertrieben, woraus die Sirenen ertönten. Die Srastwagenhalle 3, in die die Franzosen eben- falls eingedrungen waren, wurde von ihnen alsbald wieder geräumt. Inzwischen hatten sich infolge des Sirenengeheuls die Werkangehörigen vor den Wagenhallen angesammelt und umstanden in dichten Massen die Franzosen , die aus einem Ossizler und 10 Mann bestanden. Die Franzosen machten ein Maschinengewehr schutzbereit, ver- hielten sich aber zunächst ruhig. Da sie sich von der immer grötzer werdend«» Menge der Arbeiter bei ihrem Abzug bedroht glaubleu, crössneten sie plötzlich das Feuer mit dem Ma- schi neugewehr. Einige Tote und mehrere Schwer- verletzte blieben am Platz. Darauf zogen die Franzosen ab. Ein von Franzosen besetzter Luxuskraflwagen wurde von der erregten Menge angehalten und vollständig zerstört. Die In- sassen wurden verprügelt._ Schutz öen Moröerzentralen! Tie bayerische Regierung deckt die Organisation C. Aus München wird uns von besonderer Seite geschrieben: Gegen die Organisation C, aus der Mitglieder in allen p o l i- tischen Mordprozessen der letzten Zeit vor Gericht auftreten mußten, schwebt seit längerer Zeit ein Verfahren, das bezweckt, end- lich in das dunkle Treiben der mit Revolver und Gift arbeitenden politischen Mörderzentralen hineinzuleuchten.. In der Vor- Untersuchung gegen diese Organisation der Jünger Ehrhardts waren nun durch den Untersuchungsrichter des Reichsge- r t ch t s für die Tage nach Ostern Vernehmungen in München «mgesetzt. Solche Termine können, wenn dos Reichsgericht die Unter- suchung führt, im ganzen Reich angesetzt werden. Di« bayerische Regierung wurde, wie dos vorgesehen ist, benachrichtigt. Darauf geschah das Unglaubliche. Die bayerische Regierung wurde bei der Reichsregierung wegen Verschiebung der angesetzten Termin« vorstellig. Sie hatte bei der derzeitigen Reichsregierung selbstver- ständlich prompt Erfolg. Der Reichskanzler Cuno ersuchte den Staatssekretär Joel, sofort den Untersuchungsrichter im Reichs- gericht zu veranlassen, mit Rücksicht auf den Widerspruch der bayerischen Regierung Amtshandlungen zunächst nicht vorzu- nehmen und von den bereits vorgesehenen abzusehen, weil die bayerische Regierung glaube, daß im gegen- wärtigen Augenblick derartige Vernehmungen Unruhen in Bayern erregen würden. Der Staats- fekretär Joel hat diesen Wunsch der Reichsregierung an den Ober- reichsanwalt Ebermeyer telephonisch weitergegeben. Wer weih, wie verfilzt die bayerischen Amtsbehörden mit den Hitler-Garden sind, wird nicht daran zweifeln, daß die bayerische Re- gierung wirklich Unruhen befürchten kann, nachdem sie so lange dem Aufmarsch der Putschisten zugesehen hat. Das bayerische Volk selbst würde allerdings kaum auf den Gedanken kommen, in Unruhe zu geraten, well das Treiben von Leuten, auf denen der Verdacht ruht, politische Morde zu organisieren, gerichtlich untersucht werden soll. Indessen können die„Sturmtrupps", die das Blatt kzelds jetzt als „beruflich.protestantisch" bezeichnet, immerhin Unruhen hervorrufen, weil die bayerischen DeHörden versagen. Wir ober fragen, gedenkt der Untersuchungsrichter sich diesen Eingriff in die richter- lich« Unabhängikeit gefallen zu lasten? Wir nehmen an, daß am Reichsgericht jedermann weiß, daß etwa von bayerischen Behörden gegen die Organisation C gefühlt« Vernehmungen zwecklos wären. Im übrigen wird im Reichstag über den Schutz, den die bayerisch« Regierung der Organisation C angedeihen läßt und die Beihilfe, die die derzeitige Rsichsregierung ihr dabei leistet, noch ein deutliches Wort geredet werden._
Ermäßigung öer Kohlenfteuer. Amtlich wird gemeldet: Nachdem vom Rsichskohlenoerband am 2?. März eine Herab- setzung der Grubenpreise der im nicht besetzten Deutschland ge- wonnenen Kohle beschlossen worden ist, hat sich die Reichsregierung entschlossen, mit Wirkung vom 1. April 1023 ab auch die Kohlen st euer— und zwar um ein Viertel— zu ermäßigen. Sie hat diese Maßnahme zur Stützung der Mark für erforderlich gehalten. Aus beiden Maßnahmen ergibt sich eine Kohlenpreis- senkung von verschiedenem Ausmaß für die Kohle der einzelnen Reviere: bei den für die Bremistoffoersorgung des unbesetzten Deutschland heute besonders wichtigen Braunkohlenbriketts des mitteldeutschen und ostelbischen Brauntohlensyndikats z. B. tritt danach eine Preisermäßigung von insgesamt rund 12 500 M. gleich 15,3 Proz. ein. Die von der Reichsregierung stark geförderte Kohlenpreis- erhöhung fügt sich folgerichtig ein in die Linie der Maßregeln, die sie in der Richtung eines Abbaues der Preise und einer Gesundung unserer Wirtschaft und unserer Geldverhältniste teils eingeleitet, teils bereits getroffen hat. Nach den Kohlenyreiserhohungen der letzten Monate sind Forde- rnngen auf Preiserhöhungen fast aller In Deutschland hergestellten Waren in der Regel mit der Steigerung der Kohlenpreise begründet morden. Nachdem nunmehr eine nicht unerhebliche Senkung der Kohlenpreise vorgenommen worden Ist, wird erwartet werden dürfen, daß nach der Verbilligung dieses wichtigen Grundstoffes«n enffprechender Preisabbau bei den von der Kohle abhängigen Waren- gebieten erfolgen wird.
�parteitaa" öer 5eöebourgruppe. Nneinigkeit auf der ganzen Linie. Im Bürgersaal des Rathauses eröffnete gestern die U n a b- hängige Sozialdemokratisch« Partei, wie sich Lede- bour und seine Freund« nennen, ihren ersten Parteitag. Die Er- offnunq mußte um zwei Stunden vertagt werden. Das kennzeichnet die hoffnungslose Lag«, in der sich diese Gruppe zwischen Sozial- demokratie und Kommunisten befindet In allen wichtigen Fragen, Ru'orbesetzung, Gewerkschastsfrage usw. gehen die Meinungen radikal auseinander. Der eine Teil will zu den Kommu- nisten, der andere will eine formelle Selbstöndiokeit mit radikaler Phraseologie und praktisch-opportunistischer Politik. Liebknecht als Berichterstatter muß zugeben, daß genaue Mitgliederzahlen von ibm noch nicht anoegeben werden können, da„alles im Fluß sei". Ledebour betont in seinem politischen Referat, daß mit den Masten der USP und KBD. eine Revolution nicht gemacht werden könne. Er lehnt eine einseitig« Bindung an die Kommunisten ab. Im übrigen greift er die Haltung der Sozialdemokratie an und empfiehlt im gleichen Atem- zug« gegenüber der Besetzung des Ruhrgebiets die gleich« politische Hallung. Er tritt für die Politik der passiven Resistenz«in und wünscht Beendigung des Konflikts auf dem Weg« von V e r- Handlungen. In der Debatte gehen die Meinungen kreuz und quer durckein- ander, ohne daß irgendein einheitliche« Ergebnis erzielt«erden
kann. Anwesend sind etwa 60 Delegierte. Alles steht unter dem Eindruck dessen, was Ledebour selbst feststellen mußt«, daß die deutsche Arbeiterklasse heut« lieber«in« politische Ar- beiterpartei weniger steht als mehr. Eine Ledebour- und eine Liebknecht-Gruppe. Auf der heuttzen Tagung kommt es zu stürmischen Aus- einandersetzungen über die R u h r s r a g e. Die Vertreterin Hamburgs verlangt, daß man sich einseitig gegen die Cuno- Regierung wende, die durch den plötzlichen Abbruch der Erfüllungs- Politik die Ruhroktion provoziert habe. Der Ruf nach internationalen Aktionen bedeute nur ein Zurückweichen vor der eigenen Aktion im Lande. Für die deutsch ? Arbeiterschaft handele es sich in erster Linie um Stinnes und Cuno. Demgegenüber betont Rusch- Berlin , das französische Kapital mit Poincare an der Spitze sei unausgesetzt bestrebt, die deutsche Wirtschafts- einheit zu zerreißen. Die Ruhrbesetzung bedeute für die Ar- bciterschaft eine Erschwerung ihrer Arbeitsgelegenheit und drohe ihr mit Not und Elend.(Zurufe: Das ist aber deutsch gedacht!) Ja- wohl, niemand kann zugeben, daß das deutsche Proletariat mit Maschinengewehren in die Gruben getrieben wird.(Große Un- ruhe, erregte Zwischenrufe.) Es besteht ein Unterschied zwischen dem nationalen Ruhrrummel und dem Aufbäumen des Proletariats gegen diese militaristische Form des Kapitalismus . Die passive Resistenz kann nicht verworfen werden. Ein Antrag aus Schluß der Debatte wird abgelehnt, weil Ledebour sich mit äußerster Erregung dagegen wendet und verlangt, daß Liebknecht, der skandalös erweise von„schweren Differenzen" gesprochen Hab«, seine Ansicht offen klar- lege._ Der Kampf um Groß-öerlin. Demokratische Aeuyerunge«. Aehntich wie der„D o r w ä r t s" mißt auch das„Tageblatt" der Einsetzung einer gemischten Deputation zur Nachprüfung der Berliner Verwaltung„eine weit über den Wortlaut des Auftrages hinausgehende Bedeutung" bei. Das„Tageblatt" schreibt nach ein» gehender Darstellung der bekannten Stellungnahme der Demokraten zu dem Auftreten des Oerbürgermeisters Boeß in der letzten Sitzung der Berliner Stadtverordnetenversammlung: „Auf diesem Wege läßt sich bei gegenseitigem guten Willen ein« Verständigung finden, die im Sinne und Geiste der bürgerlichen Selbstbestimmung und Selbstver- waltung liegt. Man darf auch annehmen, daß die Oppo- sition gegen das Groß-Berliner Gefetz um so mehr verschwinden wird, je veutlicher sich durch die Praxis erweist, daß die Schaffung der Einheitsgemeinde nicht bloß eine Notwendigkeit, sondern auch ein Fortschritt für die Gesamtheit, wie für alle einzelnen Teil« war. Sollte es gelingen, dieses wichttgste Ziel der bevorstehenden Deputationsberatungen zu erreichen, so würde damit Berlin praktisch das Groß-BerlinerGesetzselb st revidieren und man könnte im Notfall auch darauf verzichten, daß zur Klinke der Gesetzgebung gegriffen werden muß, damit die heute zweifellos noch vorhandenen Kinderkrankheiten und Uebergangs- schwierigkeiten Groß-Berlins überwunden werden." Nach dieser durchaus verständigen Haltung der Demokratischen Partei kann man erwarten, daß im Preußischen Landtag all« an einer wirklich gedeihlichen und organischen Entwicklung Groß-Berlins interessierten Kreis« alle Sonderwünsche zurückstellen und die Aenderung des Groß-Berliner Gesetzes denen überlassen, die es in erster Linie angeht, der Berliner De- völkerung selbst._ Der Diamookevfonds der Sowjeirepublik. Die russische Sowjet- regierung hat beschlossen, in russischer, englischer und französischer Sprarbe ein Album zu veröffentlichen, in welcbem da? Verzeichnis der Schätze der Zarenfamilie enibaiten ist. Diese Schätze bilden gegenwärtig den D i a m a n t e n f o n d s der Sowjetrepublik.
(Dsterreifen. Was kaum einer vor acht Tagen vermutete, und selbst Gröner, der Optimist, nicht als willkommenes Osterei erhofft hatte, ist nun doch eingetroffen: Berlin , das noch vorgestern über die oberfaule, zu früh gekommen« Sauregurkenzett stöhnte, hat sich doch noch anders besonnen. Man packt die Wanderklamotten, Reiseutensilien und Ruck- säcke aus den Schränken, und die Frauen nähen noch schnell ein neues Spitzchen ans Dirndlkleid vom vorigen Jahre; die Fahrpläne werden gewälzt und die Wetteraussichten eifrig besprochen; timn verspürt den Drang: Hinaus ins Freiel Los von Berlin !„Stine. Line, Mine! In's Iriene..." Schon gestern, am Karfreitag. machten sich die Stoßtrupps auf die Beine. Gegen Mittag drängte man sich schon vor den Schaltern, und am Abend erzählle man den Daheimgebliebenen, daß im„Jrunewald et schon jrien wird" und die .�kastanjcnknospen schon proppendick sind und jeden Tag ufffpringen können"! Das war das Signal zum allgemeinen Ausbruch! Heute morgen setzte so der Osteroerkehr in unerwarteter Stärke ein. Mit Rucksäcken, Koffern und Paketen, in Gala. Wanderanzügen, Schwarz. seidenem und Dirndlkleidern begann zu den ersten Zügen schon eine kleine Völkerwanderung. Die Sonne macht aus dem April einen Mai. der Erste aus der Papierscheinebbe ein« kleine Flut. Man macht ein frohes Gesicht, hängt seine Sorgen an den Nagel und denkt: Man kann auch auswärts Ostereier suchen— und da noch bester wie hier, wo sie auch nicht billiger sind. Die Eisenbahnverwallung mochte überrascht sein. Aber sie faßte sich schnell und hat zahlreiche Züge eingelegt. Für den Abend er. wartet man ein weiteres Anwachsen des Verkehrs, so daß diese Ostern der unterbilanzsüchtigen Eisenbahn Rekordeinnahmen bringen dürste. Man hat alle Vorkehrungen getroffen, um den Verkehr zu bewälttgen, und die fahrplanmäßigen Züge werden mit vennehrten Anhängern fahren. Trotzdem darf man annehmen, daß sie„geram- melt" voll sein werden wie in allen Zeiten. Aber das hindert die meisten doch nicht, die sich nicht nur bescheiden können, sondern auch müssen, die mit einer mageren Bleibe oorlieb nehmen oder, wie viele auch, nicht zu rechnen brauchen, da sie ihre„Verwandten uff'm Lande" überfallen, besuchen und einmal von Herzen — ausplündern wollen. Die haben es ja dazu! So wird es morgen in Berlin leer werden-- Unten leiert eine Drehorgel im Hofe:„Wir fahr'n nach Lindenau—', und der Himmel ist wirklich blau, und Ostern der Erste!
Kttch Staöt- und Hochbahn erhöhen. Zur Abstimmung mit den neuen Fahrpreisen der drei großen Berliner Verkehrsunternehmungen werden im Berliner Stadl- und Vorortverkehr die Fahrpreis« der 1. Preisstufe für d'e 3. Klasse auf 200 M. und für die 2. Klasse auf 400 M. unter Zu- schlag von je 50 und 100 M. für jede weitere Preisstufe heraufgesetzt. Um die Ausflüge der großstädtischen Bevölkerung gerade in den Ostertagen nicht zu verteuern, ist als Zeitpunkt der Tariferhöhung der 10. April angenommen. Die Zeitkartenpreise bleiben in der bisherigen Höh« bestehen Die Direktion der Hochbahngesellschaft hat beschlossen. vom Mittwoch, den 4. April, ab ihre Fahrpreise um 50 M.
zu erhöhen. Di« Fahrt dritter Klasse kostet demnach bis zu fünf Stationen 200 W.. für die ganze Sirecke 250 M. In der zweiten Klasse werden 250 bzw. 300 W. erhoben.
Morö an einem griechifthen Stuöenten. Im Grunewald erschossen ausgefunden. Der gestrige Feiertag hat den Mordbereitschaftsdienst der Berliner Kriminalpolizei vor die Aufklärung eines neuen dunklen Verbrechens gestellt. Wir erfahren darüber folgende Einzelheiten: Zwei Knaben, die im Grunewald Reisig sammelten, fanden gegen 7 Uhr früh ungefähr 300 Meter vom Forsthaus Dachsberg in der Nähe des Großen Fenn die Leiche eines jungen Mannes, der mit dem Gesicht aus dem Woldboden in einer großen B i u t- lache lag. Die Knaben benachrichtigten den Förster Hermann im nahen Dachsberg, der sich unverzüglich mit der Kriminalpolizei in Verbindung setzte. Die Mordkommission, die sich sofort an den Fundort begab, stellte fest, daß der Ermordete zwei Schüsse erhalten hat. Die erste Kugel hat ihn wahrscheinlich von hinten ge- troffen und den Hut durchschlagen. Sie ist dann etwa 5 Zentimeter vom linken Ohr entfernt in den Kopf gedrungen und am linken Auge oberhalb des Augenlides wieder herausgetreten. Den zweiten Schuß scheint der jung« Mann erhalten zu haben, als er schon zu- sammengebrochen war. Diese Kugel ist aus allernächster Nähe ob- gefeuert worden. Am rechten Ohr, wo sie eingedrungen ist, sind noch deutliche Brandstellen sichtbar gewesen. Eine Pistole wurde nicht gefunden. Bei dem Toten, einem jungen Manne von 25 Iahren, wurden Papiere und S ch r i f t st ü ck e aus verschiedene Nomen gesunden. Welches davon der richtige des Ermordeten ist steht noch nicht bestimmt fest. Wahrscheinlich ober handelt es sich um einen Studenten der Medizin Di«nitro Papademitries au-i Corinth, da mehrere Schnsfftücke und auch ein deutsches Sprach- buch dielen Namen trogen. In seiner Brieftasche wurden noch 28000 M. gesunden, außerdem mehrere hundert Mark lose in der Tasche des Rockes. Auf ein Bankbuch der Commerz- und Privat- dank, das jedoch auf einen anderen Namen lautet, waren 181 Dollar und 80 Schweizer Franken eingezahlt. Auch ein« Nummer des Pariser Blattes„Petit Journal" wurde in seinem Besitz ge- funden. Ei» Stück dieser Zeitung lag in einiger Entfernung und war von einem Manne, der dort seine Notdurst verrichtet hatte, benutzt worden. Auf die Ermittelung des Täters und alle Angaben, die zur Aufklärung des Verbrechens beitragen können, ist von den, Polizeipräsidium eine Belohnung bis zu 100 000 M. ausgesetzt. Zweckdienliche Mitteilungen nehmen die Kriminalkommissare Dr. Nie- mann und Dräger im Zimmer 86 des Berliner Polizeipräsidiums. sowie jedes Polizeirevier entgegen. « Wir erfahren später, daß es den effrigen Bemühungen des Bc- reiffchaftsdienstes gelungen ist, die Persönlichkeit des Er- mordeten sestzustellen. Es ist der am 16. Juni 1902 zu Corinth geborene Dimitrow Papademitries, der am 20. Februar d. I. von seiner Heimat nach Berlin kam, um die deutsche Sprache und Medizin zu studieren und in der Uhlandstraße 9 0 in einem Pensionat. in dem auch schon andere griechische Studenten wohnten, ein möbliertes Zimmer bezog. Der Ermordet« hat in Corinth noch seine Mutter und zwei Geschwister. Am Donnerstag nachmittag verab- schiedet« er sich um 5 Uhr von mehreren Freunden im Pensionat mit dem Bemerken, daß er ein Rendevous habe. Nach den weiteren Feststellungen mutz der Student einer großen Summe Geldes beraubt worden sein. Denn er hat zehn D o l l a>- noten und etwa 100000 M. deutsches Geld bei sich gehabt. Ge- funden wurden aber bei der Leiche nur 28 000 M., von den Dollar- noten nichts mehr. vas Urteil im GerüsteinfturAprozeß. Jöie Berhandlung, der eine Reihe neuer Zeugen von den auf dem Gerüst am Anhalter Bahnhof beschäftigten und nicht abgestürzten Maler geladen war, brachte erheblich neu« Widersprüche zwi'che» den einzelnen Aussagen. Die Maler erklärten zum großen Teil, daß sie nicht über das gewöhnliche Maß hinaus, sich auf dem Gerüst bewegt hätten. Nach einstündiger Beratung oerkündete das Gericht folgendes Urteil: Der Angeklagte Ailmann wird wegen fahrlässiger Tötung zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte Adolf Tontow wird freigesprochen. Das Gericht erklärte, daß der An- geklagte Altmann insofern fahrlässig gehandelt habe, als er sich Om die Sicherheitsbedingungcn der Eisenbahn nicht gekümmert habe. Trotz der tragischen Folgen des Unglücks, das zehn Menschenleben gekostet nnd zwei weitere Arbeiter schwer an der Gesundheit ge- schädigt habe, erscheine jedoch die anerkannte Strafe angemessen. Der Vorsitzende erklärte ferner, daß Altmann wohl kaum an die Verbüßunq der Gefängnisstrafe denken brauche, da ihm bei seinem hohen Alter sicherlich Bcwährungssrist erteilt werden wird. Gegen das Urteil wird seitens der Verteidigung Rebision ein- gelegt._
Achtung, Mieter 1 Unverantwortliche Mieterstreikpropaganda. Von unverantwortlicher Seit« wird in v«rschiedenen Stadt- gegenden, so u. a. im Osten Berlins wieder rege Propaganda für einen Mieterstreik entfaltet. Wir weisen erneut daraus hin, daß die Befolgung solcher Parolen im gegenwärtigen Augenblick ein Spiel mitoem Feuer ist. Wie kürzlich der vorstädtische Aus- schuß für das Wohnungswesen mitteilte, setzen sich die M eter bei Verweigerung der Zahlung der Gefahr aus, daß ihnen durch gerecht- liches Vorgehen erhebliche Kosten entstehen und daß sie leicht in die Lage kommen können, ihre Wohnungen zu ver- l i e r e n. Die Miele des Hauswirtes. Uns wird mitgeteilt: Manch« Hauswirte setzen für ihre eigene Wohnung und die der Portiers ganz niedrige Mieten ein, wodurch sie bei der Verteilung der Kosten für Gas, Wasser usw. gut wegkommen. Sie müssen die Beträge nehmen, die 19 14 von der Abschätzungskommiffion f« st g e s e tz t sind, und dazu noch 8 P r o z. für die Nebenabgaben rechnen, das ergibt die anzusetzende Friedensmiete. Die 1914 abgeschätzten Beträge sind bei den Bezirks- steuerämtern, Abteilung Grundsteuer, zu erfahren, was besonders die M�eterräte beachten müssen Wir können uns nicht denken, daß es in Berlin noch Häuier gibt, wo die Mieteroertretung dem Wirt nicht auf die Finger sieht. Die ZNiekerschutzverordnungen gelten weiter. Der preußische Wohlfahrtsminister hat mit Zustimmung des Reichsarbeitsministeriums auf Grund des 8 La der Mieterschutzver- Ordnung und des 8 9 der Wohnungsmangelverordnunq in Ver- bindung mit einem vom Reichstag angenommenen Gesetz die Geltunasdauer sämtlicher auf Grund der vorgenannten Verordnun- gen bisher getroffenen Anordnungen, insbesondere auch der auf einen Endtermin befristeten bis zum 30. Juni 1923 verlängert.— Später tritt an Stelle dieser Verordnungen das Mieterschutzqesetz.
Die Osterlämmer im Zoologischen Garten sind pünktlich, wi« immer zur Welt gekommen. Es sind junge Kamenmschase, Heid- schnucken, edl« Schweizer Saanezicgen, serbisch« Schraubenziegen, ofntaniscbe Zmergziegen u. a. Besonders interessant sind die Lämmer der Muflonschafe, die durch ihr glatteres oder welligeres Fell schon deutlich anzeigen, ob sie wildes Dollblut oder Mi'rb- blut mit Hausschafen sind.—