0«. 1 )enten*,
Immer wieder der KrchenfteuerSrger. Zu t«m Thema.Kirchensteuer von Dissid das anscheinend unerschöpflich ist, hoben mir in den letzten Wochen wieder verschiedene Zuschriften erhalten. Darunter sind einige, die sich mit der Frage beschäftigen, wen die Schuld an diesen immer wiederkehrenden Belästigungen der Dissidenten trifft. Die einen richten ihre Vorwürfe gegen die Kirche, die anderen wollen den Finanzämtern die Verantwortung aufbürden. Ein Dissident, der IllOL aus der evangelischen Kirche austrat und den man seitdem niemals mehr zur Kirchensteuerzahlung heran- zuziehen versucht hat. erhielt 192? zu seiner größten Ueberraschung plötzlich wieder eine Zahlungsaufsordcrung. Mit Unkosten beschaffte er sich die Kirchenaustrittsbescheinigung, mit Zeitverlust machte er sich auf die jetzt auch nicht billigen Socken und Sohlen zur Kirchen- steuer-Retlamationsstelle in der Neuen Friedrichstraße. Hier sagte man ihm, daß„Versehen vorkommen können" und„Irren mensch- lich ist". Man riet ihm, sich zu vergewissern, ob er im Hausbuch r-chtig als Dissident vermerkt sei. Aber eine Anfrag« beim Haus- mirt ergab, daß es am Hausbuch nicht lag. Bei allen Mel- düngen und Eintragungen hatte dieser Dissident sich als solchen angegeben, und dennoch wollte die Kirche noch Tribut von ihm haben. Ein anderer Dissident, der schon 1895 seinen Austritt aus der Kirche vollzogen hat. ist ein Viertelsahr- hundert hindurch niemals mit einer unberechtigten Kirchensteuer- forderung belästigt worden. Erst 1923 wurde auch ihm eine Zahlungsaufforderung überbracht, leider in seiner Abwesenheit. Auf Verlagen des Beamten mußte er der Reklamationsstelle feine Austrittsbefcheinigung übersenden. Do stellte sich schließlich heraus, daß auch seine schon vor elf Jahren verstorbene ??rau, die Jüdin gewesen war, als Christin in den Akten st a n d. Eine Anfrage des Mannes beim Finanzamt er- gab. daß dort alles richtig eingetragen war. Später kam zu ihm nochnials ein Beamter, forderte die Zahlung der Kirchensteuer und drohte mit Pfändung. Als die Austrittsbescheinigung vorgewiesen wurde, zag er unter Entschuldigungen ab. Eine Dissidentin, die bei der Personcnstandsaufnahm« die ihr als Ung«hörigkeit er- scheinende Frage nach ihrer Konfession zu beant« warten absichtlich unterlassen hatte, sollte als„I ü d i n" besteuert werden. Sie klärte das Finanzamt über den Irrtum auf, a.:b bei der nächsten Personenstandsaufnabme ihre Konfcssionslosig- keit wieder nicht an und wurde nun zur Steuer für die evange- l i s ch e Kirche veranlagt. Das Finanzamt Friedenau , dem sie ihre Verwunderung über den neuen Irrtum ausdrückte, antwortete ihr, die Schuld treffe sie selber. Wird sie fortfohren, die Auskunft dar- über zu verweigern, wie sie es mit der Religion hält? Vielleicht wird sie dann beim nüchstenmal, weil Abwechslung ergötzt, zur Steuer für die katholische Kirche veranlagt. Keiner der uns mitgeteilten Fälle kann uns in der lieber- zeuaung erschüttern, daß die Hauptschuld die Kirche trifft. Nach wie jpor sind wir der Ansicht, daß die Kirche selber sich vergewisser n muß, wer zu ihr gehört u n d w e r n i ch t. Es wird Zeit, daß man auch die Eintreibung der ihren Gläubigern abgeforderten Steuern endlich ihr selber überläßt. Die letzten Morüe. 20 V05 2ft. Belohnung zur Aufklärung des Skiefmukkermordes. Der Stiefmuttermord in der Klop stock st raße harrt noch der Aufklärung. Die beiden flüchtigen Mörder konnten noch nicht ergriffen werden. Der Polizeipräsident hat für die Auf- tlärung des Mordes ein» Belohnung von 2t)l1<X) M. ausgeletzt. Die Aufklärung d«s G r i e ch e n m o r d e s hat ein helles Licht auf di« Beziehungen gewisser Mädchen zu den Ausländern geworfen, die in Berlin in so großer Zahl wohnen. Es zeigte sich wieder ein- mal, daß auch Mädchen aus bessergestellten Kreisen sich den Ausländern geradezu an den Hals werfen. Der Mörder des Studenten war im höchsten Grad« gcschlechtskrank. Georgatus war ein verkommener Bursche, der seit Jahresfrist nichts getan hat als in Kaffees herumzulungern und auf Kosten seiner Landsleute zu leben. Er benutzte ihr Geld zu allerlei Sckiebergsschäften, insbesondere auch mit angeblich englischen Stoffen. Zu dem Stelldichein, das er am Donnerstag mit einem Mädchen verabredet hatte, konnte er nicht gehen, weil er kein Geld mehr hatte. Am Freitag abend aber bezahlte er bei seiner Wirtin 109 000 M. Schulden. Das Geld des Ermordeten Haide er auf der Bank bis auf 29 999 M. bereits abgehoben und durchgebracht.
Schachturnier. denen tiefstes
Schweigen herrscht,
Ein Talzsäureattentat ans Eifersucht. Unter der Anklage der Körperverletzung mittel» hinterlistigen Uebersnlles hatte sich ein« Frau Boldt vor dem Schöffengericht Schönederg zu verantworten. Die Angeklagte lebt mit ihrem Mann in Scheidung. Sonderbarerweis« richtete sich ihre Eifersucht gegen die Schwester ihres Mannes,«in« jung« Stenotppistin, und eines Tages verübt« sie gegen ihre vermeintiich« Nebenbuhlerin «in Attentat, indem sie ihr aus einem Flolchchen Salzsäure ins Gesicht spritzte. Glücklicherweise konnten die Verletzungen, die das junge Mädchen davontrug, vollständig wieder ausgebeilt werden. Dia Verhandlung rollte«in trauriges Ehebild guf. Die Beweis- aufnahm« ergab, daß die Angeklagie von ibrem Ehemann wiederholt in brutalster Weis« mißhandelt worden war. Di« Angeklagte be- haUvtete, daß die Schwester ihres Mannes sie zuerst angegriffen und sie.sich nur gewehrt habe Das Gericht war aber der Meinung, daß Frau Boldt über die Grenzen der Notwehr hinausgegangen sei, berücksichligte aber gemäß den Darlegungen der Verteidigung, daß die Angeklagt« sich im Zustand seelischer Erregung befunden hob«, und erkannte auf«ine Straf« von zweiMonarenGefängnis. Außerdem wurde der Angeklagten noch eine Bewährungsfrist zu- gebilligt._ Ausweisung eines ausländischen Häuserspeknlanten. Rechtsanwalt Erich Wasch ersucht uns im Namen des Haus- eigemümers Leopold Blum zu Berlin -Wilmersdors, Kurfürsten- dämm 159, un> Aufnahme der nachstehenden Berichtigung zu dem Artikel: Ausweisung eines ausländischen Häuserspekulanten in Nr. III vom 7. März des.Vorwärts": 1. Unwahr ist, daß Herr Blum Ausländer im Sinne Ihres Artikels ist. Wahr ist vielmehr, daß er am 10. Dezember 1859 in Dirschau (Westpreuß n) von beut- Ichen Eltern geboren ist. 2. Unwahr ist, daß er in Häusern spekuliert. Wahr ist vielmehr, daß er mit seinem in 45jahrt«er ange- strengter Arbeit erworbenen Vermögen in sein altes Vaterland zurückgekehrt ist. Er hat 1921 vier Häuser erworben bei einem Valutastande 59 bis 62, wie die Schlußschein« dartun. Drei Häuser Hat er noch jetzt. Das ist kein Aufkaufen von Häusern zum Zweck« der Spekulation. 3. Unwahr ist, daß Herr Blum Mieter drangsaliert oder aus ihren Wohnungen verdrängt. Wahr ist vielmehr, daß er von einer Ausnahm« abgesehen, mit allen seinen Mietern im besten Einvernehmen lebt. Es liegt mir vor ein« Erklärung unterzeichnet von allen Mietern des Hauses Kurfürstendamm 159, die erklären, daß sie von Herrn Blum keinerlei Schikanen erfahren haben oder drangsaliert worden sind. Ich war selber Augen, und Ohrenzeuge, ein wie ausgezeichnetes Verhältnis zwischen ihm und seinen Mietern herrscht. Di« Mieter haben übriaens dem Fremdenamt aus eigenem Antriebe dieselbe Erklärung abgegeben nnd zugesandt Nur ein Mieter hat nickt unterschrieben, der selber Ausländer ist. Wegen des Inhalts von Schriftsätzen«inen Prozeß hat das Mieieiniqungsamt Wilmersdorf in einem von ihm selber in Gang gebrachten Der- fahren auf meinen Antrag di« Genehmigung zur Kündigung und Erhebung der Räumungsklage erteilt. 4. Unwahr ist. daß die amerikanische Vertretung von jeder Jnvention abgesehen hat. Sie ist um diese bisher gar nicht angegangen worden. Unbestritten-bleibt demnach die Tatsache, daß Herrn Blum am 26. Februar die Aufenthaltsbewilligung mit sechswöchiger Frist«nt- zogen worden ist._
Menschengefüllte Säte, in bei gehören sicher zu den Seltenheiten und doch konnte man sie vom Karfreitag bis zum ersten Osterfeiertag im Gewerkschaftshaus beob- achten. Dort wurde nämlich das 1. Internationale Ar- beiter-Schachturnier abgehalten. Zu diesem waren Teil- nehmer anwesend aus der Schweiz , aus Dänemark , Oesterreich und der Tschechoslowakei , sowie aus allen C-a:!«n Deutschlands , z. B. aus Nürnberg , Hamburg , Dresden , aus kleinen Orten des Erzgebirges, ferner aus dem besetzten Gebiet, denn Essen, Duisburg , Hamborn und Düsseldorf hatten Vertreter entsandt. Di« starte Beteiligung war natürlich nur durch die materielle'Unterstützung schwacher Ver- eine möglich. Ausopfernd wurde eine Viertelmillion für diesen Zweck flüssig gemacht. Gespielt wurde das Meisterturnier in 19 Gruppen ä 6 Teinehmern, das Nebenturnier in 12 Gruppen ä 6 Teilnehmern, außerdem fanden Massenwettkämpfe statt. Durch Bildung von Landesgruppen wurde ein internationaler Zusammenschluß der Arbeiter-Schachspieler erzielt.— Der Deutsche Arbeiter-Schachbund wurde am 7. April 1912 in Nürnberg gegründet. Er hat sich aus kleinen Anfängen beharrlich emporgearbeitet. Die Arbeiter-Schach- zeitung erscheint monatlich einmal 16 Seiten stark. Ihr Bezug ist obligatorisch und sie bildet ein starkes Bindeglied zwischen den ein- zelnen Mitgliedern. Arbeiter liefern die Beiträge, beschäftigen sich sogar mit Problemen und sind drauf und dran sich eine eigen« Schachliteratur zu schaffen. Das Schachspiel soll veredeln. Darum wird nie um Geld gespielt und es werden keine Ehrenpreis« und Titel verliehen. Der Spieler soll zum Nachdenken und zur Kon- zentration erzogen werden. Um dem Glücksspiel noch mehr als bis- her entgegenzutreten, tragen sich viele Arbeiter-Schachspieler mit dem Gedanken, auch di« Brettspiel« aufzunehmen.— Wie rege einzeln« Vereine sind, geht daraus hervor, daß im Berliner Norden eine Jugendgruppe gegründet wurde. Die Stadtverwaltung war zuvor- kommend und ini Ledigenheim steht ein Zimmer an Spielabenden zur Verfügung. In zwei Jahren wurden in der Gruppe 259 Schülern die Anfangsgründe des Schachspiels beigebracht. Di« Jugendlichen besuchen vielfach benachbarte Dereine, im Juni d. I. aber geht es zum Wettkcnnpf nach Brindenburg, well dann der dortige Verein sein 2öjähriges Bestehen feiert. -Gesegnetes� Srasilien. Aus VrasMen geht uns«in Bericht von organisierten deutschen Arbeitern zu. die den Lockungen Südamerikas gefolgt waren und die Reife über den Atlantischen Ozean angetreten hatten. Wir ent» nehmen dem Berichs um dessen Abruck olle Arbeiterzeitungen er- sucht werden, folgende Einzelheiten, die durchaus Beachtung ver- dienen. „Nur in zw« Staaten Brasiliens , und zwar in Minas Geraes und Espirito Santo wird von Staats wegen kolonisiert. Alles was sonst behauptet wird, ist unwahr. In allen anderen Staaten er- halten di« ankommenden Einwander«? kein« Unterstützung. Sie sind auf sich selbst oder auf die Mildtätigkeit dritter Personen ange- wiesen. Ein Loben für die ohne jegliche Mittel aus den Kolonien Ankommenden ist unmöglich. Di« wirtschaftlichen Ver- Hältnisse haben sich in Brasilien bedeutend verschlechtert. Alle Lebensmittel sind um 30 bis 59 Proz. im Preis« gestiegen, ebenfalls Wohnungsmieten in den Städten um 59'Proz, alle anderen Pro- dukte um oft 190 Proz. Di« Löhne sind zurückgegangen, und die Arbeitsgelegenheit hat sich bedeutend vermin- dert, was, da Brasilien kein Industrieland ifi. zum größten Teil auf di« stark« Einwanderung zurückzuführen ist. Unter den schwer- sten wirsschaftlichen Kämvsen müssen die hiesigen Arbeiter(die von dem deutschen Durchschnittsmenschen als„rassenminder- w e r t i g" bezeichnet werden) gegen di« allgemeine Berschlechterung der wirtschaftlichen Lag« Front machen, wobei ihnen in fast ollen Fällen die neu Eingewanderten in den Rücken fallen. Denn bejon- ders der Deutsch « holt sich sein« Informationen nicht bei den Arbeiterorganisationen, sondern bei den Unternehmern und Aus- bautern. Wohl ifi uns bekannt, in weich traurigen Verhältnissen sich der Arbeiter in Deutschland befindet. Dennoch müssen wir«rltören, daß diejenigen, unter denen die Arbeiter hier zu leben haben, nicht besser sind. Fast alle Einwanderer machen sich die größten I l l u- sionen, aber schon in den ersten Wochen stürzen ihre Hoffnungen über den Haufen. Arbeitslos, wohnungslos und hun- gernd hasten sie durch die Straßen und bieten sich dem hiesigen brutalen Ausbeutertum als willkommen« Lohndrücker an. 4 bis 5 Dollar Tagclohn für ungelernt« Arbeiter und 6 bis 7'Dollar für Handwerker sind kein« Seltenheit, wobei ledig« Personen 90 bis 120 Dollar pro Monat für Kost und Schlafstelle bezahlen müssen. H y g i e n i« gibt es in keinem Betriebe, Schutzvorrichtungen an den Maschinen existieren in den wenigsten Fällen, Kranken- kassen gibt es mir einig« Privat- und Betriebskrankenkassen. Daß die Mittellosen in sogenannten Attrappen oder Leihsärgen b«. erdigt werden, ist an der Tagesordnung. Schieds- und Gewerbe- gerichte sind unbekannte Diim«. Bei der Polizei und den Gerichten ist der Proletarier in den StüMon und noch mehr auf den Kolonien völlig rechtlos. Unser« Pflicht als organisierte Arbeiter zwang uns, diese Zustände der deutfchsprechenden Arbeiterschaft miizuteilen. Weitere Auskunft erteilt die Schriftleitung der einzigen in deutscher Sprache erscheinenden sozialistischen Zeitung Südamerikas „Der freie Arbeiter" in Porto Alegre , Rua Don Pedro II Nr. 19, Rio Grande do Sul , Brasil.____ Schwere Autounfälle. Ein einem Heidenaner Fabrikanten gehörige« Auto fuhr ouf der Straße Neustadt— Stolpen , als ti einen anderen Wagen über- holen wollte, über einen Steinhaufen und prallte gegen einen Straßenbaum, wodurch da« Auto völlig zer- trümmert wurde. Von den sechs Insassen des Kraftwagens wurden drei, und zwar ,wei Geschäftsleute aus Heidenau , sowie die Frau de? Auiomobiibesitzer«, sofort getötet, eine andere Frau schwer verletzt. Die Schuld an dem Unfall soll den Führer und Besitzer des Autos selbst treffen. Aus Mantua wird gemeldet, daß ein Automobil, in dem sich 8 Personen befanden, von einem Zug überfahren wurde, 7 P e r- s o n e n wurden sofort getötet, die achte schwer oerletzt. Feuer an Bord. Die Funkenstation in Marseille hat um Mitter- nacht SOS-Ruf«(der Hilferuf der in Seenot geratenen Schiffe) von dem kanadischen Dampfer City of Victoria aufgenommen. an dessen Bord ein schwere« Feuer ausgebrochen war. Da« Schiff besindet sich a»f 50 Grad 10 Min. nördlicher Breite und 18 Grad 50 Min. westlicher Länge. Da« Fest der silbernen Hochzelt begebt heute der langjährige Ge- schäitssührer bei der Konsumgenossenschall verlin und Umgegend Genosse Andrea» Miru«, Lichtenberg , Riltergutktraße. Dem Jubilar und seiner Frau auch an dieser Stelle die besten Wünsche. Ms öer Partei. Der Hamburger Welkkongreß. Di« Abgeordneten der sozial- demokratischen Unitarischen Partei Italiens haben in ihrer letzten tusammmkunft beschlossen, den Hamburger Kongreß zu beschicken. i« beauftragten die Genossen C a n e p a. vacieca und Man- d o l f o, die Auffassung der sozialdemokratischen Unitarischen Partei unter Zugrundelegung der Richtlinien der ersten Internationale zu formulieren und In Hamburg zu vertreten. Vorträge, vereine und Verfammlunoen.
Wirtschaft Die Soy-italerhöhung der sozialeu Baubetriebe. Der Verband Sozialer Baubetriebe G. m. b. H. hat in seiner Gesellschastsoersammlung am 26. März d. I. sein Stammkapital von 25 auf 125 Millionen Mark er- höht. Da der Verband Sozialer Laubetriebe lediglich die wirk- schaftlich« Spitzenorganisation der sozialen Baubetriebe Deutschlands darstellt, unter der 19 Bauhüttenbetriebsoerbände, die gleichfalls die Rcchtsform einer G. m. b. H. haben und mit eigenem Stammkapital ausgerüstet sind und mit rund 250 Betrieben des Bau-Haupt- und Nebengewerbes arbeiten, die wiederum fast durch- weg die Rechtsform der G. m. b. H. haben, so stellt der vom Der- band Sozialer Baubetriebe geleitete und von den fteien Gewerk- schasten Deutschlands geschaffene sozial« Dautrust zurzeit das größte bouwirtschaftliche Unternehmen in Deutschland dar. In seinen Betrieben arbeiten rund 20 900 Ar- beiter und Angestellte. Die Sachwerte dieser Betriebe werden auf mehr als 10 Milliarden Mark abgeschätzt. Bemerkenswert ist, daß dies« Organisation in den Anfängen wohl schon im Jahre 1919 geschaffen wurde, aber erst in den Jahren 1920, 1921 und 1922 zur stärkeren Entfaltung kam. Trotz größter Schwierigkeiten, die di» vergangene Zeit dem Aufbau neuer Be- triebe entgegensetzte, haben es der Verband Sozialer Baubetrieb« und sein« angeschlossenen Betriebe ermöglicht, sich eine Stellung aus dem Baumarkt zu erringen, di« wesentlich zur Preissenkung, jeden- falls zur Verhinderung der Steigerung der Bau- preise beitrug. Im Vergleich zu den Baustoffpreisen und zu den Preisen für Stahl, Eisen, Holz, Glas und Kohle sind die Baupreise dank der Einschaltung der Bauhütten verhältnismäßig niedrig ge- blieben. Der Verband Sozialer Baubetriebe und feine angeschlossenen Bauhüttenbetriebsverbände sind auch dazu übergegangen, eigene bau st offerzeugende Betrieb« zu errichten und zu be- treiben. So arbeiten zurzeit m seiner Organisation mehrere Ziegeleien, Schlackensteinsabrikcn, Sögewerke, Steinbrüche, Schiefer- gruben usw. Das Stammkapital der Spitzenorganisationen Ist restlos von den gewerkschaftlichen Organisationen der Hand- und Kopfarbeiter aufgebracht worden, während das Stammkapital der einzelnen Bauhütten von öffentlich-rechtlichen Körperschaften und ge- ckeinnlltzigen Siedlungsgcsellschoften gezeichnet wurde. Prwatkapftal ist weder am Verband Sozialer Baubetriebe noch an den einzeineu Bauhütten beteiligt.__ Dl« preußische Anleihe. Die schon angekündigte preußische Staatsanleihe wird nunmehr zur öffentlichen Zeichnung aufgelegt. Es handelt sich um eine mit veränderlichem, dem Reichsbcmkdiskont- satze angepaßten Zinsfuß ausgestattete Markanleihe, die eine den jeweiligen Geldmarktverhaltnissen entsprechende Verzinsung bietet. Für die Sicherheit der Anleihen haftet der preußische Staat mit seinem gesamten Vermögen, das sich neben Beteiligungen an einer Reihe von gemischtwirtschaftlichen Unternehmungen in der Hauptsach« aus seinem Besitz an Domänen lrunt 230 900 Hektar Größe), seinen Forsten im Ausmaß von 2 411 000 Hektar und seinen Bergwerken in West-, Mittel- und Lstdeut'chland mit einer bedeu- tcnden Produktion an Steinkohlen, Braunkohlen. Erzen und Kali zusammensetzt. Demgegenüber sind W Schulden des preußischen Staates, nachdem infolge des Eisenbahnverftages am 1. April 1920 die bis dahin ausgenommenen fundierten und. schwebenden Schulden vom Reich übernommen worden sind, gering. Da» Loch Im Westen wieder offen. Da« alte LoS im Westen, da« unserer Währung schon dreimal, nach Abschluß de« Waffen- stillstände«, im Jahre 1929 und während der widerrcchilichen „Sanktionen" im Jahre 1931 schwer geschadet hat. ist durch die von den Franzosen und Belgier» getroffene Regelung der Einiubr zum dienen Male wieder geöffnet worden. Große Mengen fremder Erzrugnisie. besonder« sranzösischcr Lux««waren, werden von der Besatzung in die besetzten Gebiete hineingebracht. Daneben steht der E i n f u h r s ch m u g g« l an der Weitgrenze wieder in hoher Blüte. Die Schieber erfreuen sich de« besonderen Schutze« der Franzosen und Belgier sowie der Rheinlandkommiision. Für die Einfuhr ist die Westgrenze zurzeit überhaupt zu meiden. Von Schieberangeboien darf kein Gebrauch gemhcht werden. Firmen, di« durch da« Loch im Westen bereingekommeue Waren ankaufen, werden durch Veröffentlichung ihre« Namen« an den Pranger ge- stellt. Sie machen sich strafbar, wenn sie Waren verkausen, di« mit feindlichen Bewilligungen hereingekommen sind, und werden wegen Zollhinterziehung belangt, wenn sie Schiebcrwaren kaufcn. Preisermäßigung für Slicksloffdünger. Um den Landwirten, die sich noch nicht mit Stickstoffdünger versorgt haben, die Möglichkeit zu geben, solchen noch für di« Frühjahrsbestellung billig zu erwerben, hat das Sttckstosssyndikat den Preis für Stickstoffdünger ohne Rück- sicht auf die Gestehungskosten vorübergehend erheblich und weit über das durch die Kohlenpreisermähigung vom 1. April bedingte Maß hinaus herabgesetzt. Da» Kilogramm Stickstoff kostet demnach im schwefelsauren Ammoniak, salzsauren Ammoniak und Kaliammon- salpcter 6 9 09 M.. Naftonsalpeter 7 2 50 M., Kalkstickstoff 5 4 90 M. Da» Stickstoffsyndikot hält sich cm diese Preise gebunden, fall» Be- stelluiig, Abruf und Bezahlung bis zum 17. April 1923 einzchließlich erfolgt sind. Da» Privalkapikal in Industrie nnd Handel in Rußland . Nach �Jswestija" sind zurzeit ungefähr 4999 industrielle Unternehmungen und 6900 Mübicn an private Unternehmer oerpachtet. Angesicht» der geringen Bedeutung dieser Unternehmungen könne man die Rolle des Privatkapitals in der Industrie als nichtig bezeichnen. Einen um so wichtigeren Platz nehme das Privatkapital im Handel ein, da nahezu 99 Proz. oller Patente aus Handelsunternehmunzen in den Händen Privater seien. Demgegenüber fei die Aufgabe de» Staates, den Markt durch Syndikate zu regeln und die Konsum« genossenschaften zu stärken._ Devisenkurse.
1 holländischer Gulden... 1 argentinische Papier -Peso 1 belgischer Frank...... 1 norwegische Krone.... 1 dänische Krone....... I schwedische Krone..... 1 finnische Mark.......
MrtN-och, d«il Beziri-
«-ich-bnnd der Krl-grbischSdlet-» usw.,«rzlr»«_______ 4. April, abend» 8 Uhr, in Dlieflnz, Dallhau». W-sscrtorsir.«8, Bezirlsvrr. saimnwnz. Ausführliche- Refevat über die Novell « zum Rrichsoersorounzszeletz Wetter bis Tonnerstag mittag. Troiken und überwiegend beiter nur vorübergehend etwa« tlärker bewöilt bei meist schwachen nordöstlichen Winden, außer in den Mittagsstunden ziemUch kühl. Ja der Nacht zu Donnerstag wieder vielsach leichter Frost.
1 japanischer Den 1 italienisch« Lire ..... 1 Pkund Sterling..... 1 Dollar.......... 1 französischer Frank... 1 brasilianischer MilreiS. 1 Schweizer Frank..... 1 spanische Peseta.... 199 österr. Kronen(abgest.) 1 tschechisch« Krone.... 1 ungarisch« Krone.... 1 bulgarische Lewa.... 1 jugoslawischer Dinar
S. April
nSufer- (S-eld.) Kars
vertZufer iBrief.» Kur,
8379.25 7750.57 im.— 8800.47 4019.92 6586.— 675.55 0975.— 1054 85 98004 37 21047.25 1398 90 3226.91 8890.25 3226.91 30.72 626.92 4 951. 157.10 209.47;
8320 75 7789.48 1203. 3810.58 4040.08 5614.— 670.46 10025. 1060.16 08495. Ö51 21152.75 1406.01 3240.09 8909.75 8243.09 20.88 680.08 4.09V! 157.0V 210.63
ÄSafe» (fflelb.) flnr»
29. März «erttiufer (Srief-) Kurs
8279.25 7760 55 1201.38 3809.47 4029.90 6586. 675.55 0975.- 1087.40 98253.75 20922.56 1398.99 2»94.25 3885.26 8286.88 29 67 630,42 4.88! 158.00: 210.47i
8320.75 7799.45 1208.03 3818.53 4050.10 5614— 678.45 10026.— 1042 60 08746.25 21027 44 1406.01 2305.75 3904.74 3253.13 29.83 033.58 4.03 150.40 211.68
1 Polenmark kostete im fteien Verkehr etwa 51 Pfg.