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1. Beilage zum, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 33.

Parlamentsberichte.

Deutscher Reichstag .

31. Sigung vom 7. Februar 1895, 1 Uhr. Am Tische des Bundesraths: v. Berlepich, v. Bötticher. Die Besprechung der Interpellation Hize betreffend die Arbeiterfrage( Anerkennung der Berufsvereine, Arbeiter ausschüsse , Arbeiterkammern) wird fortgesetzt.

Freitag, den 8. Februar 1895.

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12. Jahrg.

bemächtigen würde. Herr Möller sehe den Zustand in England| Interpellation gewählt, um die Frage wieder in Fluß als einen Kampfeszustand an; aber ein solcher Kampfes zu bringen oder im Fluß zu erhalten. Jetzt plöglich er­zustand zwischen Arbeitern und Arbeitgebern scheinen Arbeiterkammern und Berufsvereine den Herren Sozial­sei doch nur natürlich; und hätten nicht die bürgerlichen demokraten als kleine Nebendinge. Wir hatten geglaubt, gerade Kreise früher auch um ihre Rechte tämpfen müssen und nur bei solchen Fragen der Organisation endlich einmal auf ihre langsam ein Stück nach dem anderen den übrigen Parteien ab- Mitwirkung rechnen zu dürfen; wir haben uns getäuscht. gerungen? Die Trades Unions seien noch keineswegs in das Um den Vorwurf Umfall" zu erheben, muß man entweder der sozialdemokratische Fahrwasser übergegangen. Meinung sein, das Zentrum stehe in der Kommission anders als In dem Berliner Bierkrieg sei ihm von konser der Fraktionsredner in der ersten Lesung, oder glauben, es habe Abg. Schneider( frs. Bp.): Die gestrige Erklärung vom vativer und nationalliberaler Seite ein Vorwurf daraus gemacht in der Kommission seine Meinung gewechselt. Wer das erstere Bundesrathstische dürfte wohl vom Abg. v. Kardorff richtig dahin worden, daß er mit den sozialdemokratischen Führern einen Ver- behauptet, hat die Rede unseres Kollegen Gröber nicht gehört, aufgefaßt sein, daß zur Zeit im Reiche und bei der preußischen gleich geschlossen habe. Er verstehe diesen Vorwurf nicht; denn nicht gelesen oder vergessen. Wer sie gelesen hat und bei Regierung feinerlei Neigung besteht, die soziale Reformgesetz- eine Partei, die 1 800 000 Wähler hinter sich habe, sei in Deutsch - dieser Behauptung stehen bleibt, hat entweder einen schwachen gebung fortzusehen. Damit scheint diese Gesetzgebung zur land anerkannt, gleichviel, wie sich die übrigen dazu stellen. Geist oder ein böses Herz.( Heiterkeit.) Wir würden uns Stagnation verurtheilt zu sein bis zu der Zeit, wo durch irgend( Zustimmung links.) Den Mangel einer Organisation hätten eines Umfalles schuldig machen, wenn wir uns in der welchen Zufall die Sozialdemokratie von der Bildfläche ver- aber auch die Sozialdemokraten empfunden und der Abg. Auer Kommission von vornherein auf einen rundweg ablehnenden schwunden ist. Es muß hiernach doch eine Aenderung des Kurses babe in einem Artikel des Sozialpolitischen Zentralblattes" offen Standpunkt gestellt hätten. Auch in der Kommission haben fonstatirt werden. Man hat seinerzeit ohne diese Rücksicht auf die ausgesprochen, daß es um die sogenannten Volksversammlungen" wir nicht unsere Stellung geändert. Wir haben bei jedem Para­Sozialdemokratie die Gewerbegerichte eingeführt, die sich doch jeden- und ihre Beschlüsse ein bedentliches Ding sei. In der Sozial- graphen positive Amendements gestellt und unsere Bereitwilligkeit falls bewährt haben. Herr v. Kardorff aber geht noch viel weiter; demokratie gebe es heute zwei sich scheidende Strömungen, die zur Mitarbeit stetig bekundet. Bei dieser Haltung gehen wir er hätte die ganze Arbeiterversicherung nicht an politische und die gewerkschaftliche. Letztere sei noch nicht nicht von taktischen, am allerwenigsten von parteitaktischen Er­genommen, wenn er gewußt hätte, man wollte fräftig genug, werde aber zweifellos die Oberhand gewinnen. wägungen aus. Wir lassen uns einen anderen das Ausnahmegesez aufheben. Solche Stellungnahme Die Mitglieder der Gewerkschaften seien nicht durchweg über- Standpuntt durch keine Presse, nicht einmal ist in hohem Grade zu bedauern, noch mehr aber, daß die Rezeugte Sozialdemokraten. Sie sollten zunächst weiter nichts als durch die Presse der eigenen Partei auf­gierung solchen Bestrebungen und Auffassungen ihre Verhältnisse bessern und zwar nicht erst im Zukunftstaate, nöthigen. Alle Vorhersagen kommender Wahlniederlagen Raum giebt. Die Besprechung der Interpellation hat unter sondern schon heute. Herr Bebel habe diese selbst öffentlich als tönnen uns von unserer gewissenhaften Ueberzeugung nicht diesen Umständen leider nur akademische Bedeutung. Um so Gemäßigte, als solche bezeichnet, die nicht einmal genau wissen, abdrängen noch von unserem Streben, die Strafgesezgebung weniger ist es angezeigt, uns jetzt näher einzulassen auf die- was die Partei wolle. Derjenige Arbeiter, der seine Interessen dahin zu gestalten, daß die christliche Gesittung im Volfe jenigen Theile derselben, welche die obligatorische Organisation auf gesetzlicher Grundlage vertrete, sei deshalb noch lange fein wieder zu ihrer berechtigten Geltung gelangt. Fahren Sie i betreffen. Wir stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, daß, Sozialdemokrat. In erster Reihe komme es darauf an, die den Sozialdemokraten) nur fort, die chriffliche Kirche, die christ­1v enn man den Handwerkern eine Organi Gewerkschaften zu fördern und sie zugleich von den politischen liche Charitas so wegwerfend zu behandeln; Sie werden die sation und Vertretung giebt, diese den Ar Bestrebungen abzutrennen. verdienten Früchte ernten. Das Christenthum ist es nicht, beitern nicht vorenthalten werden darf. Es handelt Die Frage der Arbeitsvermittelung sei eine der sondern der Abfall vom Christenthum, der noch heute viel sich aber in diesem Punkt jetzt lediglich um eine Doktorfrage. wichtigsten; zu wünschen sei dringend, daß auf diesem Gebiete Fabrikanten dahin bringt, die Forderungen des Christenthums Anders steht es um die Frage, ob man nicht den freiwilligen eine gemeinsame Organisation möglich sei. Aber wolle man den Arbeitern gegenüber gegenüber nicht zu erfüllen. Wie weit Organisationen auch jetzt Handhaben bieten soll, die ihnen politische Nebenzwecke von dem Arbeits nach sind wir schon gekommen, wenn so wie gestern Rechtssicherheit gewähren. Hierher gehört die Anerkennung der weis fernhalten, so müsse auch ausge Herrn Fischer über das Christenthum gesprochen werden kann! Berufsvereine, deren Ausgestaltung und Förderung im Wege der schlossen werden, daß Arbeitgeber ihn benutzen, Will man den Umfturz wirtsam befämpfen, dann muß man dafür Gesetzgebung auch geeignet sein würde, für sich allein eine fräf- um politisch mißliebige Arbeiter auszuschließen. sorgen, daß solche Herabwürdigungen des Christenthums wenigftens tige Vertretung der Arbeiter zu schaffen, auch ohne daß es zu Vor Streits und Boytotts braucht man sich nicht zu außerhalb der parlamentarischen Redefreiheit nicht ungestraft be. obligatorischen Organisationen kommt. Die Berufsvereine der fürchten. Der Boykott sei ja moralisch vergangen werden können. Arbeiter haben einen Anspruch darauf, gesetzlich anerkannt und werflich, ebenso wie die schwarzen Listen, aber Preußischer Handelsminister v. Berlepsch: Zu der von den in ihren Rechten geschützt zu werden. Zur Zeit find 65 000 Ar- so lange diese Kämpfe auf gefeßlichem Boden stehen, feien sie Abgg. Schneider und Lieber und in der Presse, namentlich in der beiter in diesen Vereinen und ihre Zahl wächst jährlich um e benso berechtigt, wie andere Kämpfe und National- Zeitung" beliebten Deutung meiner gestrigen Rede tausende. Bei den Gewerkvereinen hat man ja andere Maßnahmen der Arbeiter. Die Strafe, die die Arbeit- dahin, daß vorläufig Ruhe auf dem Gebiete der Sozialreform längst die praktische Bethätigung ins Auge gefaßt, die nehmer allein für unberechtigte Streits und Boykotts erleiden herrschen müsse, ist in meinen Worten auch nicht der die Gesetzgebung wahrscheinlich noch in langer Zeit nicht in müßten, liege schon darin, daß sie das Gewollte nicht erreichen entfernteste Grund zu finden. Ich erinnere Sie an folgende Angriff rehmen wird, Versicherung gegen Arbeitslosigkeit, Wander- und gewaltige Einnahmeverluste erleiden. Thatsachen. Der Herr Reichsfanzler hat hier bei seinem ersten unterfügung, Pensions- und Relittenverpflegungs- und Zuschuß- Herr v. Stumm werde bei seiner schroffen Stellungnahme Auftreten gesagt, die verbündeten Regierungen würden die faffen und dergleichen mehr. Die Konkurrenz mit dem Auslande gegen die Organisation der Berufsvereine auf gesetzlicher Grund- Sozialreform in der Weise fortführen, wie sie eingeleitet sei, fann doch gegen Bestrebungen, welche die wirthschaftliche Selbst- lage nicht zu friedlichen Zuständen gelangen können. Verhält- selbstverständlich unter Wahrung des Standpunktes, daß die erhaltung im Auge haben, nicht ins Feld geführt werden. Der nisse, wie in Neunkirchen , seien anderswo nicht vorhanden. Industrie auf dem Weltmarkt Tonkurrenzfähig bleibe. Hinweis auf die Trades Unions und ihre heutige sozial- Würde Herr von Stumm sich auch rühmeu Fast die gleiche Erklärung hat die Reichsregierung durch demokratische Tendenz, wie ihn Herr Möller gestern tönnen, daß Sozialdemokraten in seinem meinen Mund bei der Einbringung der letzten Gewerbenovelle, gegen unfere Forderung verwerthete, ist hinfällig; jedenfalls Betriebe nicht beschäftigt sind, wenn seine dem Arbeiterschutz Gesetz, abgegeben. Der Herr Reichskanzler denkt in England niemand daran, denselben Fabriken in Berlin lägen?( Sehr gut! links.) hat gestern ausdrücklich gesagt: Es besteht bei der föniglich ihre politischen Rechte aus diesem Grunde Den Vorwurf der Feigheit, den Herr von Stumm gegen preußischen Regierung..... fein Zweifel, daß es ihre Aufgabe irgendwie 3 11 verfümmern, im Gegentheil. Die diejenigen schleudert, die anders handeln als er, müsse er für ist, das Programm, welches in den Erlassen Sr. Majestät vom Trades Unions hatten im Jahre 1893 in Einnahmen sich zurückweisen. Er, Redner, unterscheide sich von Stumm und 4. Februar 1890 aufgestellt ist, zur Durchführung zu bringen. Ich und Ausgaben etwa anderthalb Millionen Pfund( dreißig seinen Gesinnungsgenossen dadurch, daß er nicht gleich bei möchte hierbei einen Frrthum des Abg. Lieber berichtigen, der annimmt, Millionen Mark), ein schlagender Beweis für ihre große Bedeutung. jedem Streit nach der Polizei und neuen daß hier eine programmatische Erklärung des Bundesraths oder der Wenn auch die letzten Kongresse der Trades Unions scharf radikal Strafgefeßen rufe.( Zustimmung links.) Herr von verbündeten Regierungen vorlag. Diese Erklärung ist seitens gewesen sind, so haben sich diese Verbände doch von einer direkten Stumm wolle auch keine Gleichberechtigung der Arbeiter mit den des Herrn Reichskanzlers ausdrücklich namens der preußischen Betheiligung an den politischen Parteiungen ferngehalten, und Arbeitgebern. Aber der deutsche Kaiser habe geradel an die Regierung abgegeben worden. In diesem Satz ist ant= es wäre sehr zu wünschen, daß sich bei uns unter derselben Frei- Herren Kollegen des Herrn v. Stumm das Wort gerichtet, daß es erkannt, daß die allerhöchsten Erlasse vom heit eine ähnliche Entwickelung vollzöge. Unsere Arbeiterschaft darauf ankomme, den Arbeitern zum Bewußtsein zu bringen, daß 4. Februar 1890 noch nicht zur Durchführung ge= ist wesentlich durch das Sozialistengesetz in eine andere Richtung fie als gleichberechtigt gelten, nur dann werde es gelingen, fie tommen sind, denn sonst könnte nicht die Rede davon sein, gedrängt worden; selbst Theater- und Gesangvereine sind ja das der Sozialdemokratie zu entfremden. Dieses Bewußtsein der daß sie zur Durchführung gebracht werden sollen, und es wird mals in das sozialdemokratische Fahrwasser gerathen. Go- Gleichberechtigung bringe man ihnen nicht bei, wenn man ihnen die Absicht befundet, diese Erlasse Erlasse zur zur Ausführung lange immer noch mit der Möglichkeit eines neuen Sozialisten- vorschlage, welche Lokale fie besuchen sollen, welche Zeitung zu bringen. Daß in bezug auf die Arbeitervertretung gefeges gerechnet werden muß, werden die übeln Wirkungen sie lesen sollen, ob sie heirathen dürfen oder nicht. In den Betrieben der allerhöchste Erlaß noch nicht zur Ausführung ge= des alten nicht völlig zu überwinden sein. Vertrauen des Redners seien Arbeiterausschüsse vorhanden und funktionirten kommen ist, unterliegt keinem Zweifel und die Ausführungen wird man bei den Arbeitern nur dann finden, wenn man vortrefflich. Sollte man dies nicht schon jetzt obligatorisch machen? nach der entgegengesetzten Richtung sind völlig verfehlt. Daß in ihnen das Recht der Koalition ohne Einschränkung gewähr. Die abfällige Beurtheilung der Wohlfahrtseinrichtungen der dem allerhöchsten Erlaß die durch die Versicherungsgesetze und leistet. Sicher ist ferner, daß die bereits halb und halb Arbeitgeber in ihren Betrieben sei er freilich von den Sozial das Gewerbegerichtsgesetz geschaffene Arbeitervertretung nicht ge­in die Brüche gegangene Einigkeit unter den demokraten gewöhnt, und so habe gestern auch Herr Fischer das meint sein kann, geht aus der Thatsache hervor, daß zu jener Sozialdemokraten durch die neuen Ausnahmemaßregeln, selbe Lied gesungen. Selbst die Einrichtung einer Sparkasse in Zeit die Versicherungsgesetze bereits bestanden und das Gesetz, die geplant werden, wieder völlig hergestellt wird. Wir wünschen dem Brauereibetriebe des Redners sei vom Vorwärts" als betreffend die Gewerbegerichte, als Entwurf dem Bundesrathe also auch unsererseits, daß die Regierung wenigstens der freien eine Fesselung der Arbeiter heruntergesetzt worden. Redner setzt schon vorlag. Auch sachlich können beide Gesetze nicht als eine Berufsorganisation der Arbeiter freieren Spielraum gewährt und auseinander, daß dieses Urtheil falsch ist. Der Hauptzweck der Lösung der Frage der Arbeitervertretung angesehen werden. ihnen Rechtssicherheit verleiht. Interpellation bestehe darin, festzustellen, ob man auf dem Wege Mit der fakultativen oder obligatorischen Einführung Abg. Rettich( dt.): Die Interpellation fordert Arbeiter der Sozialreform den Frieden zwischen Arbeitgebern und Arbeit der Arbeiterausschüsse beschäftigt sich unsere bisherige ausschüsse und Arbeitervertretungen. Schon gestern aber hat nehmern nach und nach herbeiführen und sich nicht auf die Gesetzgebung überhaupt nicht. Es heißt nur in der Gewerbe­Herr Möller nachgewiesen, daß diesen beiden Forderungen durch Repression beschränken will.( Beifall links und im Zentrum.) Ordnung, daß wenn über eine Arbeitsordnung die Arbeiter ge= Die Arbeiterversicherung zum größten Theil entsprochen ist. Was Abg. Lieber( Zentrum): Ich hätte gewünscht, daß so zu hört werden sollen, dies auch durch Arbeiterausschüsse geschehen die dritte Forderung, die Anerkennung der Berufsvereine stimmend wie vom Vorreduer auch von der Rechten zu unserer fann. Wo, wie und mit welchen Funktionen aber sie errichtet betrifft, so können wir der Berufung auf die Trades Interpellation Stellung genommen wäre. Sehr freundlich kann werden sollen, darin steht in der Gewerbe- Ordnung fein Wort. Unions feine Bedeutung beimessen und zwar auf grund ich es nicht finden, wenn Herr Rösicke von dem Doktrinarismus Daß nun alle diese Fragen ruhen sollen, widerspricht ebenfalls der gestrigen Darstellung des Abg. Möller und spricht, der stets das Gute will und oft das Böse schafft. Was der Erklärung Erklärung des Reichskanzlers, daß daß der preußischen troß ter heutigen Ausführungen des des Abg. Schneider. würde die Rechte meinen, wenn ich dieselbe mephistophelische Regierung augenblicklich Borarbeiten vorliegen, die die noch Wir Deutsch- Konservativen stehen nicht auf dem Standpunkt, daß Autorität weiter zitirte gegen Sie: Den Teufel spürt das Bölf- nicht zu einer Beschlußfassung haben. geführt solche Organisationen nur gemeinsam sein tönnen; der Arbeitschen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte"?( Heiterfeit.) preußische Regierung stellt sich nur die Reserve, daß sie bei geber ist doch auch nur ein Arbeiter. Nur auf diesem Wir fragen jetzt, wie es jetzt um die Vertretung in besonderen jedem Gesetz sorgfältig prüft, ob sie durch dasselbe weniger nützt Wege scheint uns die Wiedergewinnung der Arbeiter" möglich. Korporationen steht, weil die kaiserlichen Erlasse davon sprechen. als schadet, indem sie die Machtmittel der sozialdemokratischen Angesichts der englischen Erfahrungen und der Wirkungen des Db Arbeiterkammern oder Arbeitskammern, ist für uns wie 1878 Agitation vermehrt. Ich freue mich, konstatiren zu können, daß fozialdemokratischen Einflusses müssen wir ein weiteres Eingehen so auch heute eine offene Frage. Die Erklärung, welche der dieser Gesichtspunkt heute hier als ein berechtigter anerkannt auf die Wünsche der Interpellanten zur Zeit ablehnen. Wir be- Reichskanzler in der besonders feierlichen Form der Berlefung worden ist. Es ist ungerecht und unbillig, in dieser dauern die Verzögerung der Fortführung der Gesetzgebung, halten als eine mit dem Bundesrath vereinbarte abgab, besagte, daß Haltung der Regierung ein Zurücktreten von ihren sozial­aber auch unsererseits einen gewissen Aufschub für nothwendig. Die preußische Regierung der Pflicht der Durchführung der politischen Plänen zu erblicken. Nur in bezug auf Zeit und Trozdem ist die Behauptung, daß das soziale Königthum vor faiserlichen Erlasse sich bewußt sei. Um sol eigenthümlicher Modus hat die preußische Regierung Vorbehalte gemacht. dem Kapitalismus tapitulirt habe, grundverkehrt. Ich halte den mußte es berühren, daß hinterher ein einzelner preußischer Die Erlasse vom 4. Februar 1890 habe ich vorgefunden. Ich Vorwurf, daß das Zentrum wegen seines Umfalls in der Umsturz- Minister eine abweichende Erklärung abgab. Doch glaube ich habe sie angesehen als Programm, unter dem ich mein tommission diesen Schritt gethan hat, für unbegründet, muß aber nicht, daß auch nur Herr v. Berlepsch für seine Person etwas Ministerium zu führen habe, und ich bin nicht geneigt, auch nur die Interpellation doch als bedenklich und als aus einem ge- von der Erklärung des Reichskanzlers hat abmindern wollen. einen Schritt von diesem Programm abzuweichen. Sie können wissen Dottrinarismus hervorgegangen bezeichnen, der stets das Was ihm aus der Mitte des Hauses zum Vorwurf gemacht versichert sein, daß ich in dem Augenblick, wo ich erkennen würde, Gute will und oft das Böse schafft. worden ist, haben wir ihm stets als Verdienst angerechnet und daß mir das nicht möglich ist, nicht in der Lage sein würde, Abg. Röficke( Wild) steht, obwohl Arbeitgeber, nicht haben ihn nie einer Handlung für fähig gehalten, die mit seiner von dieser Stelle aus zu Ihnen zu sprechen.( Beifall rechts.) auf dem Standpunkte der Hrn. Möller, Stumm 2c., Bergangenheit als Minister und hoher Beamter im Widerspruch Abg. v. Stumm( Rp.): Es treten sich auch hier zwei Welt­sondern tritt den Ausführungen des Interpellanten Hiße bei. steht. Seine Ausführungen haben aber nach meiner Auf anschauungen gegenüber. Wir befinden uns in einer Entwickelung, Den Aufgaben, welche Herr Hize als zu lösende bezeichnet hat, fassung eine Seite der Frage berührt, deren volle Bedeutung in welcher die Verhältnisse sich nicht verschlechtert, sondern ver­fei noch die gefeßliche Förderung der Einrichtungen für die auch wir Juterpellanten nicht einen Augenblick verkennen. beffert haben. Das persönliche Verdienst steigt, die Kapitalrente Fortbildung der Arbeiter hinzuzufügen. Diese Forde- Er sagt, die Haltung der Sozialdemokratie erschwert die Fort- nimmt ab. Kein Unbefangener fann leugnen, daß das Wohl­rung geltend zu machen, sei ein unbedingtes Recht der Arbeiter. segung der Sozialreform. Ich kann dem Minister hierin nicht ergehen der Lohnarbeiter ganz erheblich gestiegen ist und keinen Die Gewerbegerichte seien ein schöner Anfang der grundsätzlich widersprechen. Die Arbeiterbevölkerung in Deutsch - Vergleich mit dem früheren zu scheuen hat. Der Bauer lebt Erfüllung dieser Forderung gewesen; ihr Muster müsse auch für land muß sich wohl darüber klar werden, daß sie von allen Ver- viel schlechter als der Lohnarbeiter auf dem Lande. Die ganze die weiteren Bildungen gelten. Auch die Forderung gefeßlicher besserungen ihrer Lage nichts der sozialdemokratischen Partei, Deduktion von den Interessen des vierten Standes ist eine Anerkennung der Berufsvereine unterschreibt Redner. Der alles den verbündeten Regierungen und den mit ihnen ver- reine Fiktion. Es giebt gar teinen vierten Stand; Arbeiter verfüge der Kapitalmacht gegenüber bündeten Parteien im Hause verdankt. Es darf sich aber in der ich finde zwischen mir und meinem Betriebs Direktor, nur über das Roalitionsrecht, deshalb bedürfe Arbeiterbevölkerung nicht die Meinung festsetzen, daß in der zwischen diesem und dem Inspektor, zwischen diesem und dem er der Organisation, deren die Arbeitgeber Sozialreform weiter überhaupt nichts geschehen wird. Darum Werkmeister, zwischen diesem und dem gelernten Arbeiter, zwischen Teicht entratben tönnen. Daß eine solche Orga- haben wir die Interpellation eingebracht, unser Umfall" in der diesem und dem Tagelöhner feinen Ünterschied. Wir leben ja nisation nur die Sozialdemokratie organisiren würde, sei eine Umsturskommission hat mit derselben nichts zu thun. nicht in der besten aller Welten, sondern wir haben ganz erheb­falsche Auffassung. Die Sozialdemokratie ſei Wir haben zum Ausdruck bringen wollen, daß neben der liche Schäden. Diese liegen darin, daß wir durch verkehrte Dr organisirt und machtvoll organisirt; sie Repression auch der positive Ausbau der Gesetzgebung einher- ganisationen die Arbeiter in die Fabriken getrieben haben. Die brauche dieses Gesez nicht mehr. Eines solchen be- gehen muß. Herr Fischer hat wohl vollständig vergessen, welche Schäden liegen auf firchlich- sittlichem und auf materiellem Gebiet. dürfe es aber für die nichtsozialdemokratischen Menge von Anträgen wir in dieser Richtung in den legten In der Umsturzkommission bemühe ich mich, zu beweisen, Arbeiter. Aber für die Gesellschaft würde kein Nachtheil Jahren eingebracht haben, und gerade weil diese Anträge nicht daß es mir mit diesen Anschauungen und ihrer Förderung ernst ist. entstehen, wenn auch die Sozialdemokratie sich dieser Organisation zur Berhandlung gelangen fonnten, haben wir den Weg der Ich bin der erste gewesen, der eine staatliche Einwirkung auf dem

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