die Totenfeier für Markow. Diele Hunderte hatten sich am gestrigen Dienstag nachmittag vor dem Krematorium in Wilmersdorf versanrmelt, um dem dahin- gegangenen Führer der russischen Sozialdemokratie ein letztes Zeichen der Liebe und des Dankes zu erweisen. Zum grohen Teil waren e» Landsleute des Verstorbenen und unter ihnen fiel besonders die hohe Gestalt Maxim Gorkis aus. der seit längerer Zeit zur Gr- holung in der Umgebung Berlins weilt und der durch sein Kommen zeigte, daß er sich ganz mit der Sache der russischen Arbeiter ver- Kunden fühlt. Groß war aber auch die Zahl der deutschen Partei- genossen, unter ihnen eine Reihe von Mitgliedern des Parteioorston- des und von Vertretern aller Berliner ParteikörPerschaften: auch Georg Ledebour war gekommen. Der Sarg mit der Leiche Martows verschwand völlig unter einem Berg von Kränzen, auf deren roten Schleifen die Widmungen des deutschen Parteivorstandes, des Zentralkomitees der russischen Sozialdemokratie, der Bruder- Parteien in Deutsch -Oe st erreich, Frankreich , Lett» land, Großbritannien<Ä. L. P.), des Jüdischen Arbeiterbundes, der Internationalen Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Parteien u. a. m. las. Di« Halle des Krematoriums erwies sich als viel zu klein und so war sie rasch sehr stark überfüllt. Die Klänge eines Trauermarsches von Beethoven eröffneten die Feier. Darauf schilderte Genosse Dan vom Zentralkomitee der Ruf- fischen Sczialdemokratie das Kämpferleben Martows, dem er den Dank der Partei nachrief. Es folgte Genosse C r i s p i e n, der für die Internationale Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Parteien sprach und neben den Leiden Martows unter dem bolschewistischen Terror die Arbeit des Verstorbenen für die Wiedervereinigung des internationalen sozialistischen Proletariats hervorhob. Otto Wels nahm das Wort, um die Trauer der deutsen Sozialdemokratie und aller anderen Sektionen der zweiten Internationale in bewegenden Worten auszusprechen: er feierte den Denker und Kämpfer Martow , dessen Geist weder die alten noch die neuen Machthader Rußlands besiegen konnten, wie denn der Geist am Ende stete die Macht überwindet. Run folgten die Gedenkreden der Genossen Ab ram«.witsch (für die Auslandsdelegation der russischen Sozialdemokratie und für die Redaktion des„Sozialistischen Bolen"), Jüdin(für t*n Jüdischen Arbeiterbund) und Zeretelli(für die Sozialdemokratie Georgien »), dessen Hinweis auf die hohen menschlichen Eigenschaften Martows und auf die Ethik des Sozialismus besonderen Eindruck macht«. Nachdem noch Genosse T s ch« r n o w für die russischen Sozialrevolutionär« und schließlich noch einige Vertreter kleinerer sozialistischer Gruppen gesprochen hatten, glitt der Sarg unter den melancholischen Klängen von Griegs.Aases Tod" ln die Tiefe. Ueber der Trauerversammlung jedoch erhob sich die stolze Weise der Internationale, die Herzen ausrichtend zu neuem Kampf. Stingls„rote Schmach". Reichspostmimfter St in gl läßt unter den Postbeamten im Reich Flugblätter erteilen, in« als Sonderdruck aus der .Bergisch-Märkischen Zeitung" Episoden aus dem Einbruchsgebiet von dem„Lerkehreschriftsteller" Ludwig Kapell er entholten. Eines dieser Flugblätter sieht folgendermaßen au«: Die Role Schmach. Das Tetegraphenomt ist der Wcrtschrant kür olle, die Stinni, rote Streifen um die Mütze tragen: denn hier ruhen die kost» barsten Apparate und Werkzeuge für den Telegraphrnbau. Des- . halb beeil« man sich, diese Gerät? den Herren Franzosen aus den lüsternen Augen zu schaffen. Ein vaar Wagenladungen waren schon fortgeschafft, und eben war cer Tekegrophendirettor mit zwei treuen Helfern dabei, den Rest versandbereit zu machen; da nahte plötzlich das feindliche Heer: zwei Panzerwagen, sechs Maschinengewehre, fünfunddreißiq schwerbewaffnet« Radler. Di«„eroberten" das Telegraphenzeugamt und nahmen die drei Deutschen gesangen. Reb-non, auf der Mauer eines(sabrikgruodstücks. erschienen Köpfe deukscher Arbeiter, und diese Geslchlcr grinsten! Wie in einer Schadenfreude oder wie in einer Befriedigung über— geglückten Derral! Das war das schmerzlichste an dieser.Eroberung", der höhn von veukschen, die auf die Internationale schwören und den„Ka pitalismus " vernichten, inden: sie das werloollste Gut der Allge- meiaheit den Feinden in die Hände spielen. Auf dies» ebenso unsinnige wie durchsichtig« Verunglimpfung beert» scher Arbeiter einzugehen, erübrigt sich angesichts der Leiden und der Haltung der Ruhrarbeiter. Bon der Reichsregierung ober muß man Aufklärung darüber verlangen, ob sie mit der vom Reichs» postminister tolerierten Verbreitung dieser Sudeleien einoer» stände., ist, ob der.VerKhrsschriftsteller" Kopeller au» der Ruhr hilf« oder mit amtlichen Geldern bezahlt wird und ob auch sie der Ansicht ist. daß derartige Hetzereien dem Abwehrkompf an der Ruhr dien- lich sind. Die Regierungskrise in Aldenburg . Oldenburg . 10. April. (TU.) Die Ausschüsse des o l d« n b u r» gischen Landtages traten heut« zu einer Aussprache über die Bildung einer neuen Regierung zusammen. Auf die Anfrage der Koalitionsparteien, ob die Deutsche Voll»- partel die Bildung des Uebergangsministeriums übernehmen würde, hat die Deutsche Doltspartei bejahend geantwortet, zugleich aber bei den Koalitionsparteien angefragt, ob sie sich an der Bildung des Uebergangsministeriums beteiligen werden. Daraufhin haben die Koalitionsparteien beschlossen, in Berhandlungen mit der Deut- schen Volkspartei einzutreien. Ende nächster Woche wird der Land- tag zusammentreten: bi» dahin hofft man die Regienmgssrag« er- ledigt zu haben._ Von der Ruhr bis an die Memel. M« m«l. 10. April. (Eigener vrahtbericht.) Der Redakteur unseres Parlciblaltcs. der.Volksstimme". Genosse vührig. ist mit einer Stunde Frist ausgewiesen und im Auto nach Tilsit geschafft worden. In den fortgeführten Verhandlungen ist«in« völlige Einigung über die Straffreiheit der Streikführer bis- her nicht erreicht, jedoch sind die Gewerkschaften in den wesentlichen Punkten mit der Zusicherung des litauischen Oberkommissars in dieser Frag« einverstanden. Da man auch die übrigen Haupt- forderungen als anerkannt betrachten kann, wenn sie auch noch der Zustimmung der litauischen Regl .'rung bedürfen, ist mit der baldigen Beendigung des Stoeiks zu rechnen. Wahrscheinlich werden die Geschäft« bereits am Mittwoch wieder öffnen. Wie verlautet, hat der litauische Obcrkommissar dem deutschen Generalkonsul in Memel sein aufrichtiges Bedauern über die Er- schießung deutscher Arbeiter zum Ausdruck gebracht, außerdem«ine sofortig« Untersuchung angekündigt und streng« Bestra- fung der Schuldigen zugesichert. « Memel . 10. März.(MTB.) Als vorläasige» Ergebnis der Verhandlungen wird bekannt, daß an» Mittwoch morgen» acht Uhr die Arbeit wieder ausgenommen werden so«. Auch die Läden werde« voraussichtlich wieder geöffnet werden.
Das Organ der Sozialdemokratischen Partei für Mecklen- bürg, die„M ecklenburgische Volkszeitung" in Rostock , veröffentlichte nach der Ermordung des Reichsaußen- Ministers Rathenau im Juli vorigen Jahres ein Schreiben des Deutschvölktschen Schutz- und T r u tz b u n d e s, Gau Mecklenburg , das an dem Kopf den Verwert trug: „Nach dem Lesen vernichten! Streng vertraulich!" und fol- gende Unterschriften aufwies: Erich Bade, ehrenamtlicher Gauwart, Schwerin i. M.; G u st a v R i t t e r, Fabrikbesitzer, Grabow : W. S tr a e t e r, Inspektor, Neuhof: H. S t r a c d e, Telegraphendirektor, Rostock : H. R i e l a n d t. Kaufmann, Ludwigslust : Fr. von Schubert, Hofbesitzer, Tornow. Das Schreiben forderte zu Geldspenden auf. Ueber den Zweck der Spenden werden nähere Mitteilungen nicht gemacht, doch ging er aus dem Text des Schriftstückes zur Genüge hervor. Es hieß darin: „Wohl keiner, der in der Politik und Wirtschast einigermaßen bewandert ist, wird in der treibenden Kraft aller schädiger.>d«u Elemente etwas anderes als das Judentum erblicken.... Der eine stellt die Mittel zum Kampf, der andere opfert Leib und Leben.... Uns angeschlossen und aus dem Trutzbund hervor- gegangen ist der DNS.(Verband nat. gesinnter Soldaten) und der NDO.(Not. Verband deutscher Ossiziere). Ihnen sowie insbesondere Angehörigen der Brigade Ehrhardt ist jede erdenk- l I ch e Hilf« zu leisten. Daß es nicht mir bei der im letzten Rundschreiben erwähnten Tätigkeit bleibt, ist selbstverständlich: doch hatten wir gehofft, ohne die nicht immer angängige genau« Zweckerläuterung die«rforder- lichen Summen zu bekommen.... Fast jede Ortsgruppe hat ihre Iugendgruppe. Sie wird mit nicht verbotenen Kara- blnern ausgerüstet und in Geländeübungen zu seid- erprobten Männern erzogen. Gegebenenfalls müssen die umliegen- den Güter des Wa f f e n b e s i tz e s wegen um Jagderlaubnis an- gegangen werden. Wir haben außerdem eine Reihe meist unvcr- heirateter Männer, deren besondere Aufgaben öfteres Zu- sammenkommen nötig machen. Sie kommen aus unserem und den befreundeten Verbänden.... Wir bitten bei dieser Gelegenheit um die Abgab« von Handieucrwaffen... (Eigene Sache, nicht Bundeoangelegenheit: Totkräftige, entschlossen« Leute wollen sich bei mir in Schwerin , Alexan- drinenstraße 11, jetzt bereite gelegentlich melden, versehen mit einem Empfehlungsschreiben de» Empfängers diese» Schreibens.)" In einem weiteren Artikel machte die„Mecklenburgische Bolkszeitung" auf die Aehnlichkeit zwischen dem Nachsatz des veröffentlichten Schreibens und den bei dem Anschlag auf Horden"festgestellten Gebeimzirkularen aufmerksam und bezeichnete es als auffällig, daß sich unter den Verschwörern auch ein Reichsbeamter, der Telegraphenpirektor Straede befindet. In der darauffolgenden Nummer veröffcnt- lichte die„Dolkszeiwng" ein zweites, von denselben
Herren unterzeichnetes Geheimschreiben, in dem es heißt: „Alle weiteren großzügigen Pläne in Wirklichkeit um- zusetzen, hat der Gnu wohl Mut und Schaffenstrieb, und die Uederzeugung des Müssen s: doch kann er allein und ohne Hilfe seiner Mitglieder nichts machen. Zum Kriegführen gehört nun einmal Geld." Die Nummer enthält weiter die Mitteilung von der Ver» haftungBadesinder Rathenau-Affäre und eine kritische Stellungnahme des Sozialdemokratischen Parlamentsdienstes zum ersten Geheimschreiben. Wegen dieser Veröffentlichungen soll nunmehr auf An- trag der Mecklenburg-Schwerinschen Staats- a n w a l t f ch a f t vor dem Schöffengericht in Rostock gegen den verantwortlichen Redakteur der„Mecklenburgischen Doltszeitung" das Hauptverfahren eröffnet werden. Die Mecklenburger Staatsanwaltschaft unterstellt der„Volks- zeitung", daß sie durch die in den Artikeln ausgesprochene Ver- dächtigung, die genannten Personen verfolgten als„Deutsch - völkische" tm geheimen gegen die verfassungsmäßige Staatsform und gegen das Leben jüdischer Staatsbürger gerichtete Pläne. die Herren Bade und Genossen beleidigt habe. Tele- araphendirektor Straede sei außerdem in seiner Eigenschaft als Staatsbeamter beleidigt worden.„Die Unter- f u ch u n g s h a f t", so schließt das Schreiben der Staatsan- waltfchaft,„wird nicht angeordnet." Nehmen wir selbst an, daß aus den von der„Bolkszeitung" veröffentlichten Geheimzirkularen nicht klar und deullich her- vorginge, daß es sich um Umtriebe handelt, die mit dem Gesetz zum Schutz der Republik nicht vereinbar sind, so ergibt sich doch schon aus der Entscheidung des Staatsgerichtshofes, nach derdisAuflösungdesDeutfchvöltifchenSchutz» und Trutzbundes und der mit ihm nach dem ersten Zirkular verbündeten Organisationen zu Recht besteht, daß sie nach der Auffassung der obersten Rechtsinstanz tatsächlich staatsfeindliche Ziele verfolgten. Die Beröffentlichun» gen der„Volkszeitung" entsprachen mithin nicht nur den Tat» fachen, sie hatten sogar das hohe Verdienst, mit zu der Auf- deckung von Machenschaften beigetragen zu haben, die sich gegen die öffentliche Sicherheit wandten. Das Auftreten der Mecklen- burg-Schwcrinfchen Staatsanwaltschaft kann also nicht anders als rechtswidrig und ungeheuerlich bezeichnet wer- den. Die Anklage muß in der Oeffentlichkeit wie eine kaum noch verhohlene Begünstigung der gegen die Republik gerichteten Organisationen wirken. Außerdem handelt es sich hier um eine öffentliche Sabotage der Reichsgesetze und um eine Unter- grabung der in den Reichsgesetzen verankerten Reichseinheit. Das Beispiel Bayerns scheint ansteckend zu wirken. Wenn man nicht denVerfalldcrreichsdeutschenStaats- a u t o r i t ä t befördern will, wird es notwendig sein, mit aller Energie derartigen Zersetzungserscheinungen zu steuern.
WLrtflchafi Thüringische Sknalsbank. Am Dienstag, den 10. April, wurde die Thüringisch« Staatsbank eröffnet. Sie soll mit den dem Staat zufließenden Mitteln im Rahmen eine» neuzeitlichen Bankbetrieb«» arbeiten, während die alten Staatsbanken, mit Ausnahme der preußischen, in der Hauptsache die Ausgab« hatten, die Geldmittel mündelsicher zu oerwalden oder aber ihr Notenprivileg zum Zw-ccke der Schaffung laufender Staatsmittel auszunutzen. Die Staatsbanken in Braun- schweig und Sachsen dienten der thüringischen Regierung als Vor- bild. Die in den bisherigen Gebieten Thüringens bestehenden Land.'sanstalten, di» mit einer einzigen Ausnahm.» keinen Neuzeit. lichen bankmäßigen Betrieb eingeführt hatten, werden nach und nach in die Staatsbank übernommen. Für die Geschäft« der Thüringisch «, Staatsbank haftet gemäß dem � 5 des Staatsbankgeletzes der Staat mit seinem ganzen Vermögen. Die- Thüringische Staatsbank untersteht der Aufsicht des Ftnanzministers. Sie errichtet mit dessen Genehmigung und unter Zustimmung des Verwaltungsrates auf der Grundlage der bisherigen Landesanstalt'n in den wichtigsten Städten Thüringens Zweig- und Nebenstellen, die der Oberleitung und Oberaufsicht des Direktoriums unterstehen. Neben dem Direktorium, da» dem Finanzministcr unmittelbar unterstellt ist, besteht ev dreizehntäpsiger V e r w a l- tungsrat, in den alle Wirtschaftstreise bcg Landes einen Ver- treter entsandt haben. Keines seiner Mitglieder darf selbständig ein Bankgeschäft betreiben.oder Mitglied des Vorstandes und Aussichts- rates oder Angestellter oines Geldinstituts sein. Der Berwaltunge- rat übt ein Kontrollrecht über die Tätigkeit des Direktoriums sowie der Zweig- und Nebenstllen aus. Als Konkurrent der bestehenden Privat- und öffentlichen Institute wird die Staatsbank immer oersuchen, in freundschaftlicher Weise«ine gegmleitige Vereinbarung zu erreiäien, di« alle Teile befriedigt. Den Gemeinden soll in weitgehendstem Maße ge- Holsen werden. Als Gegenleistung wird erwartet, daß sie ihre eigenen und auch die flüssigen Mittel ihrer Sporkassen der Staate - dank zuführen. Der Wirtschast zu dienen, ist die Ausgabe des In- stüuts, das vom Staate und damit von der Bolksgcmeinschast ge- schaffen wurde.___ AMenkapital und Ilmsah. Auf der G«t»raloeriammlung der zum Sprengstoffkonzern gehörigen, neuerdings in großem Umfange auf die Herstellung von Kunstseide und Vulkanfiber eingerichteten Köln Rottweil A.-G. stellte der Lorsitzende, Kommerzienrat Hagen , fest, daß d> r Umsatz tätlich doppelt so groß sei wie das Aktienkapital von 200 Millionen Mark, während vor dem Kriege das Aktienkapital von 1k,ö Millionen Mark nur einmal im Jahre um- geschlagen wurde. Diese Mitteilung gibt ein Bild von der tatsächlichen Höhe der Umsätze mancher Konzerne. Im vorliegenden Fall hat der Umsatz mindestens 60—70 Milliarden Mark im Jahre be- tragen. An Dividende ausgefchütlet werden 200 Vroz. oder 100 Millionen Mark, also ein ganz winzi.ier Teil, ncch nicht 1 Proz. des Umsatzes, obwohl das Aktienkapital erst seil dem Kriege und zum Teil durch Verwässerungen auf d'e zwölffache Höhe des Vorkriegs- kapital» gebracht worden ist. Diese Zahlen zeigen, daß die tat- sächlichsten Gewinne der Gesellschaft bedeutend größer ge- wesen sein muffen, als man nach den Ausschüttungen oder nach den bilanzmäßig auegewiesenen Gewinnen einschl. Abschreibungen an- nehmen kann—«ine Beobachtung, die bei vielen Industrieunter- nehmungen zu machen ist. Dies« nicbt ausgewiesenen Gewinne werden in der Regel in irgendeiner Form zum Betriebskapital ge- schlagen.— Die Köln-Rottweil A.-G. geht mit der Deutschen Wollwarenmanufaktur A.-D. in Grünberg ein« I n t« r- essengemeinschaft ein. vom Reichsbrannlweinmonopol. Die Verwaltung des.Reichs- branntweinmonopols veröffentlicht ihren Geschäftsbericht für da» 3. Geschäftsjahr. Danach berrug der Absatz an Inlandsbranntwe-n 2 078 266 Hektoliter. Der Absatz an Auslandsbranntwein betrug insgesamt 252 497 Hektoliter. Entsprechend dem großen Llbsatz an
Branntwein war das finanzielle Ergebnis wesentlich günstiger als im vorhergehenden GeschästsjaHve. Es wurde Branntwein im Gesamtbetrage von 2 928 610 324 M. übenwmmen. An Entschädigungen für Brennereibesitzer, Trinkbranntweinhevsteller, Händler, Angestellte, Arbeiter usw. sind rund 35 Mll. M. gezahlt worden. An Belohnungen für di« Aufdeckung von Zuwiderhond- lungen gegen da» Monopolgesetz und an Kosten für die Verschluß- sichere Einrichtung der Brennereien sind je rund ein? Million Mark gezahlt worden. Nach Abzug sämtlicher Ausgaben ist der Monopol. Verwaltung ein Betrag von 7112619 M. verblieben. Außerdem wurde in das Betriebsjahr 1922—1923 ein Bestand von rund 100 000 Hektolitern Branntwein übemommen. Das Loch im Dessen. Infolge ungenügender Bewachung der Landesgrenze in der Aachener Gegend gelangen täglich Riesen- mengen unverzollter Waren aus dem Auslande in das besetzte Ge- biet. Da auch ein großer Teil der Waren nach Köln verschoben wird, hat die Kölner Wucherpolizei in den letzten Tagen mehrfach all« Hauptzugongswege im Westen der Stadt besetzt. Bei Revisionen von Kraftwagen und Fuhrwerken wurden ungeheure Mengen von Schmuggelwaren, insbesondere Kaffee, Tabak und Zigarren beschlagnahmt,' bei Revisionen von Fußgängern wurden insgesamt 50 Zentner Rohkaffee sowie 10 000 Zigaretten beschlagnahmt. keine allgemeine Ermäßigung der Gütertarife. Der ständig« Ausschuh des Reichseisenbahnrats unterzog in einer Sitzung die gesamte Wirtschaftslage einer eingehenden Erörterung, ai, deren Ergebnis die einmütige Auffassung sämtlicher Mitglieder fest- gestellt werden tonnte, daß eine allgemeine Ermäßigung der Gütertarife zurzeit nicht angängig sei, und daß die Reichsbahn, unbeschadet der Erstattung der Ruhrschäden aus allge- meinen Reichsmitteln, an der Deckung der Ausgaben durch die laufen- den Einnahmen festhalten müsse. Stelgerung der Kultivierung von Moor und Oedland . Der Unter- auSschutz für ländliche« SiedlungSweien de« vorläufigen Reich«- >o>rtscha>r«ralS ersucbie in einer Entichlicßung die NecchSregierung, io schnell ol« mögltiii ein Gesetz zu schaffen, wonach Moor und Oedland zugunsten der öffentlich rechtliche» Stellen oder Privater, die die Gewäfir für eine sachgemäße Durchflidrung der Kultivierung«- maßnahmen vielen, gegen angemessene Enischädigung enreignet oder zwangSangepachtet werden kann. Deutschösterreich und die Buhrkrise. Noch immer lastet über Deutschösterrcich die Wirtschaftskrise, die bereits vor der Stablli- sierung der Krone begonnen hatte. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit nehmen weiter zu, während die Lebenshaltungskosten weiter steigen. Einzelne Industrien allerdings haben durch die Ruhrtrifö ein« gewisse Erleichieruna erfahren. Die Wiener sozialistisch« Zeit» schrift„Arbeit und Wirtschaft" berichtet darüber u. a.:„Die Besse- rung erstreckt sich lediglich auf einige Industriezweige, die in der Lag« sind, die durch die Ruhrkrise geschaffene Situation auszunützen. Hierher ist in erster Linie die Alpine Montangesell schafl zu rechnen, die jetzt auf Monate hinaus mit Aufträgen versehen ist. Auch das Aufkören der deutschen Konkurrenz auf fremden Märkten, namentlich aus dem Balkan — eine Folge der Stabilisierung der deutschen Währung und der Behinderung des Exports der deutschen eisenverarbeitenden Industrie— hat einigen österreichischen Indu- strien Aufträge eingebracht. So sind in den letzten Wochen größere Auslandsbestellungen auf Lokomotiven, Eisenkonstruktionen usw. bei Wiener Firmen eingelaufen. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß diese Aufträg« nur einen Bruchteil des früheren Ex- ports ausmachen."— Dl« Alpine Montangefellschoft, die besonder» Ruhrlrise Vorteil hat, gehört bekanntlich
von der konzern.
zum Snnne,-
Devisenkurse. Unserer gestrigen Kurstasel sind noch folgende amtlichen Notierungen nachzutragen: 1 finnische Mark 670.07 Geld, 672.93 Brief:!00 österr. Kronen obgest. 29.67 Geld. 29.73 Pries; 1 ungarische Krone 4,72 Geld. 4,76 Brief: 1 bulgarische Lewa 155,60 Geld. 159,40 Briet; 1 jugoslawischer Dinar 209,22 Geld. 210,29 Brief.— 1 polnische Mark kostete im freien Verkehr etwa 49 Pf.