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Wirtschastskriss, kst die Z�beiterktasie in der Tschechoslowakei vorläufig in eine Defensivstellung gedrängt. Mit der erstarken- den Reaktion wächst auch der Abfall der sich aus den Rechen der Beamten, Angestellten und Lehrer rekrutierenden Novem- der- und Juni-Sozialisten von unserer Partei. Sie finden wieder in das bürgerliche Lager zurück, und nur jene bleiben dem Sozialismus erhalten, die zum Klassenbewußtsein erwacht und geistig darin gefestigt sind. Tausend« Landarbeit er und Handwerker in den kleineren Gemeinden stehen wieder unter dem wirtschaftlichen Druck der Großbauern, Haus- und Grundbesitzer, die, vom Schrecken der Revolution befreit, wie- der ihre Herrenrechte ausüben wollen. Die nationale Hetze spielt in der Tschechoslowakei , dem neuen alten Oesterreich, bei den Wahlen eine nicht unbe- deutende Rolle. Im deutschen bürgerlichen Lager gibt es zwar dem Namen nach neue Parteien, aber keine neue Richtung in de? Politik. Noch wehr als früher im alten Oesterreich er- schöpft sich ihre Politik in Zänkereien und Krakeelen, im Streit darum, welche von den Parteien und Parteichen das deutsche Volk am besten vertritt. Entsprechend diesem Zustande ist das Vechalten der tschechischen Regierung. Uebergriffe der staat - lichen Behörden und Aemter, Schikamerung der deutschen Ge- meinden und Schulleitungen in der Sprachenbehandlung erst kürzlich hat der Verband der tschechischen Städte seine Mit- glieder darauf aufmerksam gemacht, daß die Nichtbeantwor- tung der deutschen Zuschriften deutscher Gemeinden ganz in der Ordnung ist, während im Falle der Nichtbeantwvrtung einer tschechischen Zuschrift seitens einer deutschen Gemeinde gegen diese die Anzeige bei der politischen Landesverwaltung qu erstatten wäre, die Drosselung des deutschen Volks« und Bürgerschulwesens sind an der Tagesordnung. Die Gemeindewahlen hätten in der Tschechoslowakei aus Grund der Wahlordnung vom Jahre 1913 schon im Juli 1922 stattfinden sollen, da in den Bestimmungen dieser Wahlordnung den im Jahre 1919 gewählten Gemeindevertretungen ausdrück- lich nur eine dreijährige Wirkungsdauer zugesprochen wurde. Das Gesetz vom 14. Juli 1922, mit welchem die Gemeindewahl- ordnung vom Jahre 1919 abgeändert wurde, verlängert diese Wirkungsdauer um ein Jahr, so daß sie Ende Juni l. I. ab­läuft. Die Durchführung der Wahlen ist mir in der Zeit vom 16. August bis 14. Dezember möglich. Nun sieht die neue Ge- meindewahlordnung vor, daß die Wahlen im ganzen Gebiete der Republik nicht an einem Tage stattfinden, sondern mit Rücksicht auf die DeHörden, welche die Wahlarbeiten nicht bewältigen können, bezirksweise auf einige Monate ausgedehnt werden. Die politischen Bezirksverwaltungen baben auch bereits entsprechende Weistmgen betreffend die Wahlausschreibung erhalten. In Böhmen , Mähren und Schlesien muß sich die sozial- demokratische Arbeiterschaft auf die Gemeindewahlen vor- bereiten. Der Wahlkampf wird, das ist das Erfreuliche für die Partei, einseitig und klar nach unseren sozialistischen Grund- anschauungen geführt werden können. Es wird die Haupt­aufgabe der Partei sein, die Wahlbewegung zu einer großen Werbeaktion für den Sozialismus?u gestalten. Jene Tausende, nach chrer sozialen Stellung zur Arbeiterklaffe gehörenden Menschen zu uns herübermstehen, darüber Klar­heit zu schaffen, daß alle gesetzgebenden und Verwaltungs- körperschasten Herrschaftsinstrumente der kapitalistischen Gesell- schast, der Besitzenden, sind, solange die Arbeiterklasse nicht stark genug ist, die politische Macht zu erobern und zu erhalten. Nicht allein um Stimmen und Mandate geht es, sondern um die Ge- winnung neuer Anhänger, um die Erweckung des Intereffes der Arbeitermaffen für die Kommunalpolitik. Da immer aus- fchließlicher nur der Haß gegen die Sozialdemokratie das Han- deln unserer Gegner bestimmt, werden sich diese immer wesens- verwandter und die Unterscheidungen verschwinden.

Alajestäksbele'idiguugsprozeß in Spanien . Der früh»« faziali- stffch« Abgeordnete Prieto, der in einem Vortrage über die Nieder- tage bei Melilla die Person des Königs hineingezogen hatte, wird ?or Gericht gestellt werden. Die irische Hölle. Wie dasJownol' aus Tu am(Irland) er- fährt, wurden gestern früh sechs Aufständische, in deren Besitz man Waffen vorgefunden hat, in der dortigen Kaserne hingerichtet.

Sureautratismus. Don Bruno Frei . Sie glauben zu wissen, was Bureaukratismus ist? Sie sind stolz auf den peinlich genauen deutschen Beamten? Auf den Post- schaltergestrengen, der einen Einschreibebrief mit der Weihe eines ägyptischen Mysteriums zelebriert?Es klappt!" sagen sie, die Brust voll der schulgewohnten Publitumsawcrkennungund tas ist die Hauptsache!" Nun, ich sage ihnen:.Nein, es klappt nicht! Es gibt ein« Ordnung, die kretinhaft ist und aus rsnem Ordnung?- sinn heillose Unordnung stiftet, es gibt einen Fanatismus der Pe- danterie, der toller ist als die südöstlichste Schlamperei, in deren Regionen der Amtsschimmel mitunter in rasendem Galopp verfällt, und journalistisch, wenn auch etwas ungenau ausgedrückt die tollsten Blüten treibt. Ich muß ihnen erzählen, was Bureau- kratismus.st- Meine Wirtin erzählt mir. der geltbringende Postbote habe mich gesucht. Er habe das große Wort gesprochen: Ich bin zum erstenmal da. So selten kommt d» Geldbote zu mir. Nun ist end- lich alles gut. Er war da, der gute Mann. Er wird wieder kom­men der Sendbote der Erfüllung Erfüllung mein« Träume nämlich.Er war zum zweitenmal hier" sagt am nächsten Tag meine Wirtinund er ließ einen Schein zurück". Ich bin sonst.unmusikalisch, aber in diesem Augenblick fühlte ich wilde Rhythmen durch mein Blut wallen. Ich las, zum Teil gedruckt, zum Teil handschriftlich eingesetzt, diesen Bogen der Ber- he-ßung: Benachrichtigung. Für.... ist eine Postsendung eingegangen, uw deren Abholung unter Vorzeigung dieser Benachrich- Ugung und nach Ausweis der EmpsangSberechtigung logL die Bemerkungen aus der Rückseiic) bei der Zahlstelle des Postamtes Nr. 1 hiermit ersucht wird. Berlin , de»........... peute nicht»er 1 Uhr. Briefträger. Bitte wende nl Run ging ich nicht vor 1 llhr zur Zahlstelle meines Post- omtes. Nach amtlicher Beglaubigung mein» EmpsangSberechtigung »hielt ich: Postscheckamt Berlin SA. Pst «om Fernsprechamt 1(FernsprechbeitrazSkonto) Konto Berlin 4977 4 Prozent Zinsen von'.000 M. Fernsvrechbcitrag siir die Zeit vom 1. 3.'23 bis 31. 3. 23 für den Fern- iprechanschiust..... Noch heute bewundere ich meine Selbstbeh»rschung. Ich winkte nur müde verzichtend afstSchon gut... Machen Sie sich weiter keine Mühe!"...

�lusglekchenüe Gerechtigkeit. Nepublikaucr verurteilt. Ungesühnte Provokationen. Bor dem Heidelberger Landgericht fand die Derhandlung wegen der Vorgänge anläßlich d» Rathenau-Demonstra- tionen in Heidelberg statt. Angeklagt waren der Student Carlo Mierendorff aus Karlsbad , k» Arbeiter Kratzert aus Schönau, der Metzger Erle aus Schwetzingen , d» Schlaffer Heilmann aus Heidelberg und d» Schlosser Zobely aus Eppelheim . Es handelt sich um eine dreiste monarchistische Provokation,? sich der Professor Lenard am Tage d» Nather.au-Demonstration leistete. Profeffor Lenard hatte trotz der Verfügung der badi'chen Regie- rung seine Uebungen im Radiologifchen Institut abgehalten und ließ auch die Flagge nicht auf Halbmast hissen. Aus diesem Grunde kam es zu einem Sturm der Arbeiterschaft auf das Institut, wobei die Arbet»maffen die verschlossenen Türer. aufbrachen, sich de? Professor? Lenard bemächtigten und die Flagge auf Holbma st setzten. Mierendorff hat den Rektor der Universität wiederholt auf das Verhallen des H»rn Lenard aufm»ksam gemacht. D» Rektor erklärte jedoch,» könne in der Socke nichts tun. Darauf hat Mierendorff den Gewerkschaften Mitteilung gemacht, und es wurde beschloffen, eine Deputation in das Institut zu schicken. Infolge der Weigerung Profeffor Lenards, die Deputation zu empfangen, hat sich der Menge eine große Erregung bemächtigt, die dadurch»höht wurde, daß Steine auf die Arbeiter geworfen und Waffer gespritzt wurde. Mierendorff hat die Studenten in Schutz genommen und den Ar- beitern»klärt, daß sie von Lenard terrorisiert seien. Nach Erzwingung des Eingangs wurde Lenard zur Polizeiwoche und dann zum Gewttkschaftshaus gebracht und bis in die Nacht in Schutzhaft behalten. D» Profeffor Lenard ab», der sowohl auf die Republik und die Anordnungen ihr» Regierung mit souveräner P»achtung herabblickt, ist immer noch Lehrer der akademischen Jugend! Wirklich, es ist herrlich um die republikanisch« Justiz be- stellt! Das Urteil lautete: Mierendorff wird zu vier Monaten Gefängnis, der Arbeiter Black zu drei Monaten«nd der Arbeit» Zobely zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt. Die übrigen Angeklagten wurden freigesprochen.

Moskau entscheiüet. Der Streit in der kommunistische« Partei. Vor kurzem drohte noch Heinrich Brandler aus dem Kon- greß d» kommunistischen Jugend d» Opposition mit dem Hinaus- wurf. Wir haben schon damals darauf hingewiesen, daß die Zen - trat« der KPD. einen Hinauswurf gar nicht riskieren kann. Wie recht wir damit gehabt haben, zeigt, eine parteioffiziöse Mitteilung in der kommunistischen Presse üb» Verhandlungen zwi- schen der Zentrale und den oppositionellen Bezirken. In der Verlautbarung heißt es: die Zentrale habe die Initiative»griffen und festgestellt, daß formelle Disziplin- brüche nicht vorliegen. Man habe sich auf folgende Richtlinien geeinigt: 1. Es finden seitens der Zentral« keine politische Maß- reqelungen d» oppositionellen Genoffen statt. Borkommende Diszipliribriiche werden nach den Bestimmungen des Organisation?- statuts behandelt. 2. Jedes Parteimitglied hat das Recht der Kritik und d» Meinungsfreiheit in d» Frage, soweit die Parteitätigkeit nicht durch die Änttt und Meinungsäußerung gehindert wird. 3. Die Delegation von Vertretern d» Bezirks- leitung und d» Bezirke zu Bezirksparteiwgen ist zulässig, wenn die Zentrale ihre Zustimmung erteilt hat. 4. Die Opposition wird zur Diskussion der parteitaktischen Diffe­renzen in derRoten Fahne" und der übrigen Tagespreffe, sowie in derInt»nationale" der erforderliche Raum bereit- geholten. Die Schaffung ein» B»lin» Wochenzeitung wird abgelehnt. Sollte die Exekutive auf die von B»liner Eenoffen ein- gebrachte Deschw»de anders entscheiden, so wird sich die Z-ntra!e diesen Entscheidungen selbstverständlich fügen. 5. Die Delegation zur Aussprache üb» die Parteidifferenzen nach Moskau wird entsprechend der Einladung der Exekutive vor» genommen. Die Hinzuziehung eines Dertreters der Opposition aus Rheinland-Westfalen wird von d» Zentrale unterstützt. Es gibt in Berlin ungefähr 200 000 F»nsprechanschlüffe. Wie viele Beamteverarbeiten" den monatlichen Zinsendienst des Fernsprechbcitragskontos? Wie viele Millionen Mark sind not- wendig, um die 3 M. ihren rechtmäßigen Eigentümern zuzuführen? Wieviel Dummheit wegen eines Trugbildes von Genauigkeit! Sehen sie, mein Lieb», das ist Bureaukratismus: der ge- räuschvolle Leerlauf des Verwaltungsapparates um feiner selbst will»..

»Die«rkauste Branl." In der Großen Dolksoper wollte man uns lachen machen mit einer köstlichen Musik, die aus lauter tschechischer Tanzlust, weicher Lyrik und romantisch leuch- tender Melodie besteht. Eine nationai-lebendige Partitur aus dem Reiche der geborenen Musikanten, heißblütig entworfen, galoppierend und einfallfrei und so musterhaft klar gezeichnet, daß die Feinheit des Stils die Plumpheit des Inhalts vergeffsn macht. Ein länd- liches Idyll mit leicht durchschauten dramatischen Verwicklungen, mit einem Heiratsvermittler als spitzbübischen Peitscher der Handlung, mit Treue bis in den Tod und mit einem erlösenden Kichern über den gefoppten Ehestift». Sogar ein bäuerischer Kretin stottert Melodien der Blödigkeit, ohne daß man Triumph eines genialen Komponisten die Freude an der kindlichen Theaterluft einbüßt. Dieser Meister war S m e t a n a. Man wollte uns zum Lachen bringen, aber«s langte nur zum Lächeln Man wollte unser Blut in Tonzwallung bringen, aber es stockte beim ersten Schritt. Der eine einzige Ludwig Mantler hatte mit seinem nachdrücklichen Spiel, mit sein» guten Laune, mit alten und neuen Späßen, mit Schirm und Tabakdose den Erfolg der ansteckenden Lustigkeit. Hätte doch d» Dirigent Prätorius dieses Tempo, diesen Eis», diese Schirmgeschäfttgteit in die Seele seines Taktstockes hinein- geschmuggelt! Dem Winzer Kurt Widmann merkte man an. wie lachhaft er wirken wollte: es war Humor aus zweiter Hand, mit Liebesseufz» am Baum, aber recht drastisch. Sehr erheiternd Kurt G o r i tz- R i e l i tz an der Spitze der Schmierentruppe. Stella E> s n c r gab ihrer Landmarie fast zu vornehmen Geschmack, äußerlich wie innerlich. Ihre Wehmut, ibre Schelmerei und ihr Trotz setzten sich schauspielerisch gut durch, ihre Stimme blieb durch Indisposition an der Entfaltung gehemmt. Der Partner Will- minskn sollte seinen schlanken und hübschen Tenor aus der Presse nehmen lassen, die Höhe näselt gefährlich. Die Bilder Stroh- dach? Wicsenfcld und Wirtshaus sahen sehr gefällig aus. Ich glaube aber nicht, daß es in der Umgebung des Mistes und der Schweine so saubcr zugeht, wie bei dieser lackierten Ideal- dauern schaff. K. S. Ehrenerklärung für de« Intendanten Hortmann. Zum Streit des Intendanten Hartmann mit dem Deutschen Opern- hause hat jetzt die Stadtverwaltung Charlottenburg Stellung genommen in einem Schreiben, in dem es unter anderem heißt:Von Ihrem gefälligen Schreiben vom 3 Aprtt, in dem Sie uns Ihre Enthebung von dem Amt des Vorstandes der Deutschen Opernhaus-Betriebs-A.-G. und des künstlerischen Leiters des Nauses anzeigen, haben wir Kenntnis genommen. In einmütigem Cinver- ständnis mit unserer Kunstdeputaticm bedauern wir auf das Leb-

6. Es wird ein politischer Information sabend siir B»lin organisi»t, wo mit den politischen Funktionären d» Berlin « Organisation und der Zentrale, wenn irgendmöglich wöchentlich. die politischen Aufgaben regelmäßig und gemeinsam durchgesprochen w»den." Das Ergebnis d» Aussprache ist also zunächst ein Erfolg der Opposition. Sie wird nicht hinausg»oorfen, es wird ihr vielmehr in d»Roten Fahne" und d» übrigen Tagespresse der erforderliche Raum bereitgehalten". D» durch die Opposition eingeführte Brauch der Beschickung d» Be- zrrkspartcttage durch Delegierte der Opposition wird sanktioniert. Dafür darf die Zentrale in Berkin cinen polltischen Information S- abend einrichten, um sich von d» Opposition vor den Funknonären abkanzeln zu lassen. Auch Moskau , das als höchst« In» stanz ang»ufen worden ist, wird keine Entscheidung bringen. Man wird mit allen Mitteln versuchen, den Riß zu verkleistern. Um Psinsten werden wir die neue Botschaft hören, nach der die kommunistische Partei dieeinzige Partei" des reinen, klaren und unverfälschten Klassenkampfes ist. Um zu verstehen, wie stark die Zentrale vor d» Opposition zu» rückgewichen ist, muß man sich vor Augen halten, daß Wilhelm Pieck , d» organisatorische Leit» der Partei, dieser Tage erst das Vorgehen d» Opposition folgendermaßen charakt»isierte: So unverantwortlich wie das Vongehen der Genossin Fischer auf dem Bezirksparteitag im Rheinland , also im Gebiet der Ruhr- a k t i o n, war, so unverantwortlich sind auch ihre sonstigen Bor - schlüge, die sie dort und anderwärts in d« letzten Zeit gemacht hat.. Dieser Vorstoß gegen die Parteldisziplin. den die Genossin Fischer unternahm, ist d» s ch w e r ff e in d» Partei, deffen sich bisher eine Opposition in der Partei schuldig gemacht hat. Wenn die Genossin Fischer auf dem Bezirksparteitag in Lb»quellendem Krastgefühl ihres vermeintlichen Sieges ankündigte, daß der Tag kommen werde, wo sie alle Genoffen, dieauf dem Boden d» Demokratie stehen und mit d» Weimar » Verfassung liebäugeln, aus der Partei hinauswerfen werde", so nehmen wir dies« liebenswurdlga Absicht zur Kenntnis. Ab» nur nicht so hitzig, Genoffin Fischer. nicht alle Blütenträume reifen." Demgsgenüb» stellt jetzt die Zentrale fest, daß Disziplinbrüche nicht vorgekommen sind! Das genügt doch wohl, um die Stärk« der Opposition in der KPD. zu kennzeichnen.

Gapern unö üer Staatsgerichtshof. DerMiesbacher " erscheint nicht in Leipzig . Bor dem süddeutschen Senat des Staatsgerichtshofs sollte sich heute vormittag d» Schriststcll» Eckart aus München wegen Beleidigung des Reichspräsidenten verantworten. Wer nicht er- schien, war Eckart, der als echt» Bay» neulich»klärt hat, daß er vor einem außerbayerischen Gericht nicht erscheinen werde. Ebenso soll heute noch ein Termin gegen den Schriftleiter desM iesbacher Anzeiger", Marten W e g n e r. stattfinden Auch dieser Angeklagte hat vor einigen Togen erklären lassen, daß » nicht nach Leipzig kommen werde. Gegen Eckart hat d» Staats- g»ichtshof heute Haftbefehl»lassen. Da sind wir wirklich gespannt, was aus der Geschichte wird. Sollte vielleicht die bayerische Regie- rung nach berühmtem Must» befürchten, daß eine Derhaftung und zwangsweise Borführung vor dem Staatsgerichtshof in Bayern bei weiten Dolkstr eisen" eine solche Erregung auskö'en wird, daß man diese Versjafmng nicht zulassen kann? In Bayern ist alles möglich. Bielleicht bringt Herr Eckart aus München noch das ganze Reich aus den Fugen!

Regierungsumbilöung in Glöenbury. Oldenburg . 12. April. (TU.) Die Forderung der Deutschen Bolls. partei auf Bildung eines politischen Ueb»gangsminist»iums durch alle Parteien ist abgelehnt worden. Die alten Regierungsparteien haben die Bildung ein» Regierung übernommen, die ein u n p o l i- tische» Beamtenministerium darstellt, das die wohi- wollende Neutralität der Dollspartei sindet. Minist»präsident wird Präsident von Finkh. weit»« Minst» sind Geheim» Ober- regierungsrat Stein und Minist»ialrat Weber. hastest« das von der Betriebs-A.-G.Deutsches Opernhaus" gegen Sie geübte, die einfachsten Rechtsrcgein verletzende Kontumaz, al- verfahren. Die Aktiengesellschaft hat es für richtig befunden,<»,« 14 Tag« vor Ihrer Rückkehr von dem Ihnen vom Aufsichtsrai zur Durchführung eines Gastspielvertrages in lllordamerika gewährten Urlaubs gerode zu einem Zeitpunkt, in dem Sie, umgeben von aus- erlesener deutscher Künstlerschar, aus fremdem Boden deutscher Kunst, deutscher Kultur und damit deutscher Sache dienend, fern von der heimatlichen Erde weilten, rücksichtslos Ihres Postens als Leiter des Opernhauses zu entsetzen.... Der gegen Ihr« künstlerische Ehre geführt« Schlag hat Sie um so überraschender treffen müssen, als Sie die Gesellschaft durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrates, den Ihnen damals in engster Freundschaft verbundenen Herrn Bau- rat Ahrens, bei verschiedenen Anlässen, insbesondere vor einem Jahre gelegentlich Ihres 60. Geburtstages, in Anerkennung Ihrer zahl- reichen künstlerischen Derdienst« während Ihres zehnjährigen Wirkens in dem Hause in Worten höchsten Lobes geehrt und ge- feiert und Sie unter gerechter Würdigung Ihrer umfangreichen Tätigkett als äußeres Zeichen zum Intendanten ernannt hat. Selbst noch vor drei Monaten, an dem Tag« des zehnjährigen Bestehens des Hauses, hat die Gesellschaft durch den gleichen Aufsichtsratsvor- sitzend cn Ihnen von neuem Ihre Verehrung und hohe Anerkennung zum Ausdruck gebracht." Ein Schimpansenjubiläom.Micky", der große Schimpanse de» London » Zoologischen Gartens, an dessen Spaßen sich Generationen von Kindern»freut haben, begeht in diesen Tagen das seltene Iu- biläum seiner sünsundzwanzigjährizen Anwesenheit im London » Zoo". Es ist das für einen menschenähnlichen Affen ein Fall ohne Beispiel. Bish» sind die nach Europa gekommenen anthrcpo- morphen Assen rasch dem Klima erlegen, und man sollte meinen. daß gerat« das Londoner Klima om wenigstens geeianet ist. einem Schimpansen, der in der Gefangenschaft gewöhnlich rasch an Lungen- sckwindsucht zugrunde geht, günstige Lebensbedingunaen zu be- reiten.Micku" ist ein lebendiges Beispiel des Gegenteils. Als er nach London kam, war er ein mit Rachitis behaftetes, hinfälliges Affcnbabv, dem man am ollerwenigsten eine lange Lebensdauer prophezeit hätte. Von derenglischen Krankheit" hat» stch indessen dank der sorgsamen Pflege rasch»holt, und nur sein mangelhaft ent- wickeltes Gebiß gemabnt noch an die glücklich überwunden« Kind«- krankheit. Er verdankt sein langes Leben nicht zum wenigsten d» modernen Hygiene, die heute auch den Affen zugute kommt. Man hat erkannt, daß der Aufenthalt in ftischer Luft am besten geeignet ist, das Leben d» menschenähnlichen Affen zu verlängern und sie vor Erkrankungen der Lunge und des Magens, denen sie in un- ferem Klima nur zu leicht ausgesetzt sind, zu bewahren. Auß»dem hat man Mickys Käfig durch dicke Glasscheiben abgeschlossen, die es unmöglich mochten, daß d» Affe mit Besuchern in Berührung kam. wodurch er vor der Gefahr der Uebertragung menschlich» Krankheitskeime behütet blieb._ ftüniticrtec iu der v-rlincr Sezession. D»» i rtl ch a ftl i ch e Verband bildender Künstler veranstaltet, um seine Förderer und die Ocffenllichkcit für seine Bestrebungen zn inl-r«lfi»en. am tammen­den Sonntag, 14.. um!ltö Uhr einen Tee mit tünsilcrische« Darbietungen in der Berliuer Sezession, Kursürstendamm 232.