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Eine Wohnung frei.

Liebende, Brautleute, junge Ehegatten: Es ist'ne Wohnung frei. Es ist'ne Wohnung frei...! Verlobt Euch, schließt den heiligen Bund, kündigt die trauliche Gemeinschaft mit Schwieger- muttern; es ist'ne Wohnung frei; es ist'ne Wohnung frei! Zwar liegt st« himmelhoch und ist nur klein, doch ein glücklich liebend Paar findet sie zweifellos wunderbar. Und der Säugling über ihr oder auch der Pianiste darunter stört durchaus nicht. Und nicht einmal die chausreinigung braucht ihr zu übernehmen. Sie befindet sich, Gott sei Dank, in festen Händen! Ideal also wäre diese Wohnung, ideal, zumal in der engen Straße die Rüstern eben grüne Spitzen ansetzen. Zumal kein Schienenstrang den Asphalt durchquert und das Gebimmel der Straßenbahn nicht zu ihr dringt. Auch wird kein Aberglaube Euch abholten, gerade diese Wohnung zu beziehen, denn in ihren vier Pfühlen starb nicht etwa wer, nein, man zog hinaus, hinaus, in Amerika (oder Rußland ?) das Glück zu suchen! Vor vier Wochen schon zog man hinaus. Vor vier Wochen! Und das Wohnungsamt weiß es bereits. Leider fand es einen neuen Mieter noch nicht. Weiß vielleicht nichts von Wohnungsnot, das gute Wohnungsamt? Drum fragt es nur, auf wen es warte, da es die Wohnung, die ideale, noch nicht vergeben... Muß etwa getauscht werden mit dem Mieter in Amerika oder dem in Rußland ? Wieviel Wochen müsien noch ins Land gehen, wieviel wohnungslose Wochen? Müssen sich erst noch dreißig Liebes- paare verloben, vierzig junge Leute ehelichen, fünfzig Schwieger- söhne die Mütter ihrer Gemahlinnen in die p.p. Hölle wünschen, ehe das Wohnungsamt den Bedürftigsten findet? Wer weiß? Wer weiß? Die Geschwister Nägler vor Ken Gesthworenen. Gertrud Nägler aus der Hafk entlassen. Nach wiederholten Vertagungen begann heut« der neue Pro» Zaß gegen die Geschwister Ernst und Gertrud Nägler vor dem Schwurgericht des Landgerichts I . Die beiden angeklagten Geschwister haben, wie erinnerlich sein dürft«, Üm Sommer 1820 gemeinsam mit ihrem Detter, dem Drogisten Wilhelm Bock , im HotelMünchener Hof" in der Königgrätzer Straße den Kaufmann Wölfner überfallen und getötet, um ihn zu berauben. Di« Geschworenen hatten Gertrud Nägler am 24. Juni 1921 zu 15 Iahren Zuchthaus, Ernst Nägler und Wilhelm Bock zu lebenslänglichem Zuchthaus wegen Raubes mit Todeserfolg verurteilt. Auf die von Rechtsanwalt Dr. Alsberg eingelegte Revision hatte das Reichsgericht das Urteil, soweit es die Geschwister Nägler betraf, infolge falscher Beantwortung der Fragen wieder aufgehoben. Gegen Bock ist das Urteil rechtskräftig geworden. Schon vor einem Jahr fand eine Verhandlung gegen die beiden Geschwister statt, die jedoch wegen der Erkrankung der Gertrud Nägler oertagt wurde. Heute wurde Gerrrud Nägler von zwei Aufseherinnen und einer Krankenwürrerin auf die Anklage- dank mehr getragen als geführt. Ihr Bruder Ernst, der in der ersten Verhandlung elegant und blühend aussah, erscheint heut« in Sträflingskleidung- mit eingefallenen Gesichtszüge». Er verbüßt gegenwärtig eine ander« Nebenstrass im Zuchthaus Sonnenburg, die inzwilchen rechtskräftig geworden ist. Zunächst gibt Ernst Nägler dem Gericht Auskunft über s e i n V o r l« b e n. Er hat Kaufmann gelernt, aber kein« Neigung dazu gehabt, sondern sich zum Schau- spieler berufen gefühlt. Gegen den Willen seines Vaters hat er heimlich bei dem Spielleiter des Braunschweiger Londestheaters Unterricht genommen. Im März 1919 verübt« seine Mutter Selbstmord, indem sie sich aus Sckwermut erhängte. Kurze Zeit vorher hatte sich e i n B r u d« r der Frau Nägler erschossen. Dieser Vorfall hat aus die Geschwister«inen tiefen Eindruck gemacht und ihr Voter schickte sie zur Erholung nach Draunloge. Hier ver- übten die Geschwister ihre erste Straftat, indem sie Hotelgästen Schmucksachen stahlen. Späier verübten sie nach anderen Diebstählen in Berlin die zur Verhandlung stehende Mordtat. Sodann versmyre der Vorsitzende die Angeklagte Gertrud Nägler zu vernehmen. Während der ganzen Vernehmung ihres Bruders hatte sie zusammen- ge'a'.'ert auf der Anklagebank gesessen Auf die verschiedenen Fragen und Anrufe des Vorsitzenden gab sie keine Antwort. Es wurde darauf Sanitätsrat Dr. I u l i u s b u r a« r darüber vernommen, ob er glaub«, daß die Teilnahmlosigkcit der Angeklagten echt sei ovti Simulation vorliege. Der Sachverständige glaubt mit Wahrschein- lichkeit behaupten zu können, daß heut« keine Simulation vorliege. Nachdem die Sachverständigen, Oberarzt Dr. G rae g von der Irven- «nstalt Buch und Prof. Dr. Strauch, ebenfalls Zweifel an der Vcrhandlungsfähigkeit der Angeklagten Gertrud Nägler geäußert hatten, beschloß das Gericht, do s Verfahren gegen Gertrud Nägler einzustellen, da sie nach der Tat in oen Zustand der Geisteskrankheit hysterischer Art in Verbindung mit Haftpsychos« verfallen sei. Weiter beschloß das Gericht, den Haftbefehl gegen die Nägler aufzuheben und gegen den Bruder g'errcnnt weiter zu verhandeln. Der Angeklagte wurde dann zur Tat vernommen.__ Jwe" und ihr Bruder. Die Tochter eines Handwerksmeisters aus der Kövenickcr Slraße lernt« vor einiger Zeit einen jungen Mann kennen, der sich ihr als Kaufmann Ernst Schulz« aus Spandau vorstellte. Weil er aus guter Familie stanunte und das Mädchen Gefallen an ihm fand, so erhielt er euch Zutritt zu den Eltern. Nach einiger Zeit brach:-Scknilze" auch sein« angblich« Schwester, die er Iwe nannte, bei einem Besuch« mit und auch dies« macht« den besten Eindruck. Als nun der Meister auf kurze Zeit mit seiner Frau verreist war, bat der junge Mann die Tochter zu einer bestimmten Zeit um ein Stelldichein in der WUmersdorser Straß«. Sie traf jedoch niemand an der verabredeten Stelle und wartete auch vergeblich ausSchulze". Noch größer war ihre Enttäuschung, als sie wieder nach Hause kam. Einbrecher hatten unterdessen nicht weniger als vier Kunstschlösser geöffnet und aus der Wohnung für 23 Millionen Wert- und Schmucksachen gestohlen. ?etzt zeigte es sich, daß Schutze an der angegebenen Stelle in Spandau gar nicht wohnte. Er hatte den Heiratsschwindel benutzt. um für sich und seine Spießgesellen eine Gelegenheit zum Einbruch auszukundschaften. Nächtliche Raubnberfällc. Eine Bande von jungen Wegelagerern verübte in der vergangenen Nacht aus der Spandauer Chaussee bei Westend eine Reihe von räuberischen Ueberfällen. Gegen 11 Uhr sielen gegen 8 bis 10 Burschen zwischen dem Krankenhaus Westend und dem Klub des Westens über drei Frauen und vier Männer her. entrißen mit Gewalt einer der Frauen die Handtasche mit 20 000 Mark und entflohen eiligst mit der Beute. Die Ueberfallenen riefen das 124. Polizeirevier zu Hilfe und ein Kommando von Schutzbeamten nahm alsbald die Nachforschungen auf. Es stellte sich heraus, daß dix Bande bereits um 10 Uhr mit Ueberfällen auf Leute, die aus den Tonzlokalen der Gegend ge- kommen waren, begonnen hatten. Die Beamten durchsuchten sofort olle Lokal« und fanden auch zwei junge Männer, die von Beraubten als Teilnehme? an den Ueberfällen erkannt wurden. Beide, die übAbeleumlindeten Gebrüder Hermann und Karl Bube aus Spandau , wurden festgenommen. Sie stellten sich schwer b«- trunken, gaben wohl zu, daß sie bei den Ueberfällen dabei gewesen seien, wollen ober wegen Trunkenheit nichts näheres wissen. Die übrigen Wegelagerer waren nickt mehr zu finden. Gestern abend stieqen vier unbekannte Männer über den Zaun der Kohlboumschen Fabrik in Adlershcf, wahrscheinlich um die in dem Betrieb benutzten wertvollen Geräte zu stehlen. Auf«inen

f W S ch t e r, der sie antraf, gaben sie einen Schuß ab, fielen f dann über ihn her und fesselten und knebelten ihn. Als es dem Wächter gelang, sich des Knebels zu entledigen und um Hilf« zu rufen, entflohen die Verbrecher und verschwanden ohne Beute. voa 75 Staatsanwaltschaften gesucht. Die.griechische Aerzliu". an 15 Staatsanwaltschaften wurde- eine Hoch- staplerin, die auch in Berlin Gastrollen gab, gesucht, bis sie jetzt in Stuttgart hinter Schloß und Riegel gebracht wurde. In Berlin und vielen anderen deutschen Großstädten trat eine Dame auf, die alle möglichen Namen führte, Frau Dr. Kollermann, Frau Dr. Bruhn usw. und stets mit einem Manne reiste, den sie für ihren Ehemann ausgab. Die Dame wohnte in den besten Hotels oder Pensionen und rühmte sich den Leuten gegenüber, deren Bekanntschaft sie suchte, engerer Beziehungen zu hervorragenden Künstlern. Diese sollten es ihr ermög- lichen, bedeutende Bilder zu verhältnismäßig billi- gen Preisen zu verkaufen. Die scheinbar vornehme Der- Mittlerin ließ sich erhebliche Anzahlungeh geben und dann nichts mehr von sich hören. Sobald ihr ein Streich gelungen war, siedelte sie in ein anderes Hotel oder Pensionat über, und wenn sie in einer Stadt genügend gewonnen hatte, verlegte si« ihr? Tätig- keit in eine andere. 15 Staatsanwaltschaften und alle Kriminalbehörden waren hinter ihr her, bis es jetzt gelang, die Schwindlerin in Stuttgart , wo sie die Frau Dr. Bruhn spielte, unschädlich zu machen. Sie wurde als eine Thea Häsler entlarvt und wird nun eine Rundreise antreten, um sich zunächst an 15 Stellen vor Gericht zu verantworten. Auch in Berlin hatte sie viele Leidtragende hinterlassen. Ihr letzter Be- gleite? soll»in ehemaliger Student der Medizin sein." Als griechische A erztin trat eine Hochstaplerin aus, die auf Veranlassung der hiesigen Kriminalpolizei in München fest- genommen wurde. Eine Kronkenpflegerin Ella Döllefeld lernte in einem hiesigen Pensionat einen griechischen Studenten kennen) der sie auf den Gedanken brachte, die Rolle einer griechischen Aerztin zu spielen. Seitdem nannte sie sich Dr. Mara Edda Mamitios und betrog viele Damen denen sie vorspiegelte, daß ihr Wechsel aus der Heimat ausgeblieben sei, um erhebliche Summen. Als ihr in Berlin der Boden zu heiß wurde, verschwand sie, um in der Provinz und im Reich ihre Schwinde- leien fortzusetzen. In München wurde sie jetzt endlich entlarvt und festgenommen._

Mafiregelung einer Schule? Dom Elternbeirat der 149. Gemeindeschule geht uns ein Schreiben zu, dem wir folgendes entnehmen: Die 14 9. Gemeindeschule, Bergmann st raße 28 29, wurde vor 2H Iahren aus ihren Räumen verdrängt, irm die Er» werbslofenfürsorg« unterzubringen, sie kam nach Bergmann. straße 00)65, woselbst sich nun drei Schulen(149., 60., 236.) gegen- seitig beengen. Eingaben waren ohne Erfolg. Daher begann im Februar d. I. der Elternstreik, um die Hergabe der Klassenräume für Schulzwecke zu erzwingen. Der Volksbildungsminister gab die schriftliche Zusage, daß die"Behörden die Bureaus entfernen sollten. Dieses ministerielle Verfahren aber wartet die städtische Schulbehörde nicht ab, sondern geht gegen die klagende Schule vor. WähreiA bei 300 Schulen überhaupt nur 150 Klassen aufgelöst wer- den sollen, löst man umgehend an der 149. 4 und an der ber-ach- barten 133. 3 Klassen auf. Zudem versetzt man den Leiter und dre! der ältesten Lehrkräfte. Man nimmt der 149. Schule Rektor und Konrektor, überhaupt olle männlichen Lehrkräfte. Das ist nichts weiter als eine Auflösung der Schule; für Schul« und Lehrerschaft an derselben steht.es einer Maßregelung täuschend ähnlich." Volk und Zeil", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflage best lln 8 Sfunden van Vcrlln nach London . Der Flugdienst auf der Strecke Berlin -Hamburg -Bremen -Amster- dom-London w-rd am 1. Mai dieses Jahres von der Deut- schen Aero Lloyd A.-G. in Betriebsaemeinschaft mit der Daimler Hire und der Koninklijke Guchtoaan Maatschappij aufgenommen und erstreckt sich sowohl auf die Beförderung von Personen, als auch von Post und Fracht. Di« Reisedauer von Berlin bis London wird zirka 8 Stunden betrogen, während die bisher schnellsten Verbindungen mit der Eisenbahn und Schiff 20 bis 24 Stunden erforderten. Ein schweres Eisenbahnunglück ereignet« sich heute früh auf der Strecke Münster Bremen bei der Station Belm . Ein Personen- z u g fuhr auf«inen engleisten und in der Kurv« des Bahnhofes quer zum Gleis stehenden Wagen eines Giitorzüges. Der Anprall war furchtbar. Noch weiter« fünf Wagen des Güter- zuges entgleisten, ebenso die Lokomotive, der Pack- wagen und drei Wagen des Personenzuges. Drei Reisende des letzteren sind leicht verletzt. Ein Oberschossner aus Osnabrück erlitt einen Bruch des rechten Oberschenkels Der Materialschaden ist erheblich. Die Gleise sind vorläufig aesperrt. Der' Schnellzug- und Fernverkehr wird über Bünde - Bassum geleitet.___ Wetter für morgen. Berlin und Umgegend. Etwas lllhler. überwiegend bewölkt mit wiederholten leichten Regensällen und mähigcn südwestlichen Winden. Groß-Serliner Parteinachrichten. Iuaasozialiften, Ortogrnpp« Schönoderg-Frledevan. Seut« abend, TV, Uhr, im Ittgendbori, �eurigi'rr. 35, Dortrag de» Genossen Dr Fricdlaendert»Ma-.edonische Gw drücke". Gäste willkommen. Geschäftliche Mitteilungen. Sie bekannt, Akrma Garl Oocstau Aachs.. deren Stammbau» stch tu Berlin . Mlmersdork. Berliner Str. 130, bestndet. eröffnet am bentiaerr Freitag in der Turm- Nrahe 31 ein neue« jtautbau». Dir verweisen unsere Leser aus da» Eröffnung«» Borzug-angebot dieser Firma im Anzeigenteil.

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GewerMsstsbewegung Gertliche Sonöerzulage für Seamte. Heute werden im Reichsfinanzministerium die Verhandlungen mit den Spitzenorganisationen über die Frage der örtlichen Sonder- zulagen für Beamte an besonders teuren Orten wieder aufgenommen. Es handelt sich nicht nur um die prozentual« Er- höhung der augenblicklich geltenden Zulagen, die zum Grundgehalt und dem überoll eingeführten Ortszuschlag gewährt werden, sondern auch um«ine weitere Hineinbeziehung bisher nicht berücksichtigter Orte in dieser Sonderregelung. In einer großen Anzahl anerkannt teurer Orte erhalten die Beamten augenblicklich keine besonderen örtlichen Teuerungszuschläge. Die Organisationen hatten vor Ostern der Regierung ihre Vorschläge eingereicht, die diese inzwischen den Regierungen der Länder zur' Kenntnis gebracht hat.

Neue Lohnvereinbarung der Schuhmacher. Am 9. April fanden beim Demobilmachungskommissar für Groß- Berlin erneute Verhandlungen zwischen dem Verband der selbständi- gen Schuhmacher und dem Zentraloerband der Schuhmacher statt, die zu folgendem Ergebnis führten: Für die Zeit vom 12. März bis 7. April erfolgen keine Nachzahlungen. Für die Woche vom 9. bis 14, Äpril werden diejenigen Lohnsätze bezahlt, welche in der Zeit vom 26. Februar bis 11. März 1923 tariflich vereinbart waren. Für die Zeit ab 16. April erfolgt ein Aufschlag von 10 Proz. auf die Tariflöhne der Zeit vom 26. Februar bis 11. März. Ab 16. April bettagen somit die Mindeststundenlöhne für Zeit- lohnarbeiter und als Akkordbasis für neue Arbeiten 1155 M. Die Mkordbasts für Reparaturen bettägt 1039.50 M. Zeitlohnarbeiter in orthopädischen und mechanischen Betrioben erhalten 1270,50 M. Di« Akkardbasis für neue Arbeiten in orthopädischen Betrieben ist 1270,50 M. Dieser Neuregelung haben die Arbeitnehmer in ihren Bezirks- Versammlungen am 9. April mit Mehrheit zugestimmt, desgleichen die Arbeitgeber am 11. April, so daß der Frieden in dieser Branche, der durch Mißverständnisse gestört war, wieder hergestellt ist.(Tarsse im Verbandsbureau, Engelufer 24.) Tie Berliner Zimmerer zur pslitifcheu Lage. Bon der Zahlstellenleilung der Berliner Zimmerer erhallen wir folgenden Bericht: Die Zimmerer der Zahlstelle Groß-Berlin des Zenttalver. band« de? Zimmerer Deutschlands beschlossen in ihrer am Montag stattgefundenen Zahlstellenversammlung einstimmig, den 1. Mai 1923 durch Arbeitsruhe zu begehen. Im weiteren kam folgender Anttag, welcher der Berliner Gswerkschaftskom- Mission zu übermitteln ist, zur Annahme: Di« Zahlstelle Groß-Berlin des Zenttalverbandes der Zim- merer Deutschlands erblickt in dem Aufmarsch der Gewerkschaften am 1. Mai d. I. im Lustgarten nicht den genügenden Protest gegen die herrschende Klasse, welche drauf und dran ist, mit Unterstützung der Regierung den Achtstundentag zu beseitigen, und beantragen deshalb: Die Gewerkschaftskommission wird ersucht, die gesamte Arbeiterschaft Berlins zu einer einheitlich geschlossenen wuchtigen Demonstration nach dem Westen Berlins (Bourgoisviertel) aufzu- rufen. Es sind Redner zu beauftragen, welche zu folgender Tages- ovdnung zu sprechen haben: 1. Was ist zur Erhaltung des Acht- stundentag« zu tun? 2. Wie schützt sich die Arbeiterschaft gegen die Maßnahmen der Cuno-Regierung und den von ihr geduldeten Fascistenorganisationen? 3. Wie lange noch duldet die Arbeiter- schaft das rechtswidrige Verbot ihrer Presse durch den sozialdemo- kratischen Minister Severing? Der Aufmarschplan zu dieser Demonstration ist rechtzeitig in allen Arbeiterzeitungen bekanntzugeben. Wie Massenaufnahmen gemacht werden. . Darüber berichtet ein Genosse folgendes: Der Unterzeichnete war vom 28. Dezember 1922 bis zum 6. April 1923 als Statist im Zirkus Busch beschäftigt. Am 4. April wurde uns bekanntgegeben, daß dieBerlino- Illustrierte Zeitung" mehrer« Photos von" demSchaustück 1806" aufnehmen wolle; die Aufnahm« sollte nach der Vorstellung ohne jede Entschädi- gung erfolgen. Di« gesamte Statisterie wehrte sich dagegen und die Aufnahm« unterblieb an diesem Tage. Am anderen Abend stand am schwarzen Brett:Sämtliche Statisterie hat nach dem Fallen des Vorhanges nach dem letzten Bilde auf den Plätzen zu verbleiben." Jetzt war die Zeit zu einer Besprechung zu kurz. Als nun nach dem letzten Bilde der Vorhang fiel, sahen wir uns auf einmal von ollen Seiten von Regisseuren und Inspizienten umringt und es wurde einfach bekanntgegeben, daß wir jetzt photographiert werden. Von Bezahlung war keine Rede. Ich weigerte mich, der Aufforderung Folge zu leisten. Wenn der Vorhang fällt ist es �12 Uhr, und für uns, die wir morgens um 7 Uhr an unserem Arbeitsplatz stehen müssen, ist dann die Neben- beschäftigung um diese Zeit, mit 750 Mari pro Abend, beendet. Di« Statisten ließen sich wohl aus Furcht vor Emlasiung ohne Murre» für das Blatt phoiographieren. Mit mir oerließen nur noch zwei Kollegen die gastliche Stätte, worauf wir am folgenden Tage sofort entlassen wurden. Di« Kollegen hatten sich zwar am Tage vorher solidarisch erklärt, ließen uns aber jetzt, nachdem wir entlassen waren, im Stich. Als wir auf Bezahlung für diesen Abend drangen, da man uns «ine halbe Stunde hatte warten lassen, wies man uns mit dem Bemerken ab:Spartakisten können wir nicht gebrauchen, hier sind olles anständige Leute." Wenn derartig« Aufnahmen nicht zuvor mit dem Personal vor- einbart sind, hat der Unternehmer weder«in Recht, unbezahlte längere Anwesenheit zu verlangen, noch von den Angestellten zu fordern, sich zu solchen Aufnahmen zu stell ktt. Eine Achtstundentag-Kommissiou. Nach emer TU.-Meldung aus Genf Hot der VerwaltunAsrot des Internationalen Arbeitsamts am 12. April auf Antrag des englischen Arbeitervertreters Poulton und ein« französischen Arbeitervertteters beschlossen, eine Kommission zu ernennen zur Herbeiführung einer beschleunigten Ratifizierung des achtstündigen Ar- beits'tages. Dos kann zwar nichts schaden, wird jedoch wenig Helsen . Die vergwerksbesitzer in Sieiermark machen« der Verwaltung der Saargruden nach. Die dekretierten, daß sie, solang« der Streik dauert, mit der Bergarbeiterorganisation nicht verhandeln:Die einzelnen Unternehmungen behalten sich vor, bei der Wiederaufnahme der Arbeit nur so viel Arbeitsträste wieder einzustellen, als es die Situation des Betriebes gestattet. Mit Rücksicht auf das von den Derttetern der Arbeiterschaft mitgeteilt« Ultimatum, daß spätestens am 13. April der oerschärfte Streik eintteten werde, wird die Entlassung der gesamten Belegschaft beschlossen." 211« ob die Bergarbeiter nicht wüßten, daß dieUnternehmungen" ihrer Arbeitskraft auch nach der Entlassung bedürsen, weil ja Unter- nehmer mit ihrem Bergwerksbesitz sonst nichts anfangen können. Solche Gesten zeugen nur von ziemlicher Rückständigkeit der Unter- nehmer, die natürlich auch in den Lohn- und Arbeitsbedingungen zum Ausdruck kommen. Vernünftige Unternehmer verhandeln, um einen Stteib sobald als möglich beiz.legen. Dabei ging es noch immer besser als mit Bekundung der Brutalität, die freilich den einen Vor» zug hat, daß sie nichts kostet. Die Arbeilslosenziffer In Deutschösterreich ist im März von 169 147 auf 155 772 zurückgegangen. Die Zahl der Arbeitslosen in Wien ging in den zwei letzten Wochen von 56 000 auf 83 000 zurück.

Kirnnimortlidd llir den redalt. Zeil: Victor Schill, Berlin ; llir Anzeigen: Th. Glocke, Berlin . Verlag Borwärta-Verlog G. m. d. K.. Berlin . Druck: Borwart»»?uchdruckerel u. Berlagscrnstalt Paul Singer u. Co.. Berlin , Lmdenftr. I