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Kr. 773 ♦ 4S. Jahrgang
Seilage des vorwärts
Sonnabend. 74. �tprU 7923
Sonntägliche wanderziele. Der Schmöckwitzer Werder.
Vom Görlitzer Bahnhof oder von der Stadtbahn sin Niederschöneweide umsteigen) fahren wir bis E i ch w a l d e. Vom Bahnhof bringt uns die Bahnhofftraße durch die 1893 auf dam Gs- lande des früheren Vorwerks Radeland entstandene Siedlung Eich- nxilde noch Schmöckwitz� Das alte Fischerdorf, das bereits 137Z erwähnt wird, liegt auf einer weit in die Dahmeseen oorsprin- genden Halbinsel. Die westlich des Orts sich hinziehenden Riede- rungen waoen ursprünglich sicher ebenfalls ein Arm des Flusies, so datz die Erhöhung, auf der Schmöckwitz sich erhebt, ju jener Zeit vollständig von Wasier umgeben war Wir wandern durch dos Dorf, das seinen alten Charakter nahezu völlig eingebüßt und sich in einen lieblichen Ausflugsort umgewandelt hat, und kommen zu der über die Dahme führenden Brücke. Sobald wir sie überschritten haben, sind wir auf dem Schmöckwitzer Werder. Als Halb- infel von dreieckiger Gestalt erstreckt er sich nach Süden. Das West- ister des Werders wird von dem Zeuthener See bespült. Auf alten Karten aus dem Anfang des vergangenen Jahrhunderts wird dieser See Ziethensee genannt, und das Dorf am jenseitigen Ufer des Sees hieß damals nicht Zeuthen , sondern Ziethen . 1843 waren aber bc- reits die heutigen Bezeichnungen eingeführt. Am Zeuthener See wandern wir nach Süden bis Rauchfangswerder, dem frühe- ren Rocks- oder Rauchswerder. Hier, an der südlichen Spitze des Echmöckwitzer Werders, vereinigt sich der Zeuthener See mit dem von Nordost kommenden Großen Zug. Wir wandern nun zuerst an diesem See, dann nach dem Crossinsee, dem früheren Kroschin- see, zu der von Schmöckwitz kommenden Chausiee, der wir bis zum Waldende folgen. Hier wenden wir uns nach links zum Oder- Spree-Kanal. Er verbindet die Spree mit der Oder und bildet eine wichtige Wasserstraße für den Verkehr von Schlesien nach dem Westen. Wir bleiben nun zunächst am Kanal, überschreiten ihn dann und gelangen alsbald zu den G o s e n e r Bergen, die von der Schillerwarte gekrönt sind. Die Gosener Berge sind ebenso wie die Müggelberge die Ueberreste eines Endmoränenzuges, dessen übrige Teile von den Wassern des Urstromtales, in dem sie liegen, sortaewaschen wurden. Am Nordhang der Gosener Berge liegt das l 7S3 gegründete Dorf Gosen . Die ursprünglichen Dopvelhäuser sind noch vielfach erhalten. Von den Gosener Bergen wandern wir wieder über den Kanal zurück. Ein schöner Fußpfad am User des Seddinsees, der die Nordwestseite des Schmöckwitzer Werders be- foült, bringt uns zur Schmöckwitzer Brücke zurück. Hier überschreiten wir wieder die Dahme und wandern durch Schmöckwitz zum Bahn- bof Eichwalde, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung.(Weglänge 24 Kilometer.) Kltlanösberg— Werneuchen. Zwei freundliche Landstädtchen sind das Ziel. Von den Fern- bohnhöfen der Stadtbahn oder vom Wrie.zener Bahnhof(am Schle- fischen Bahnhof) fahren wir mit den Vorortzügen der Ostbahn bis Neuenhagen . Vom Bahnhof geht es südlich auf der Chaussee nach Bollensdorf. Kurz hinter der Bahn überschreiten wir das Neuenhagener Fließ Wir durchwandern Bollensdorf und gehen vom Ostende des Orts gen Nordost. Der Weg führt teils durch Wald, teils an Aeckern vorüber; linker Hand liegt die vom Neuen- bagener Fließ durchzogene Niederung. Das Gelände ist von leichten Bodenwellen überzogen, wodurch das Landschaftsbild große Ab- mechslung bietet. Nach Ueberschreiten der Bahn kommen wir an Elisenhof vorüber nach Altlandsberg . Don Osten führt das Strausberger Tor in die Stadt; der Torturm ist von einem Storch- nest gekrönt. Nach Süden zieht sich ein Rest der allen Stadtmauer aus Feldsteinen zum Berliner Tor ; an ihrer Außenseite führt eine von Bäumen eingefaßte Promenade hin. In der Reisebeschreibung Jobann Bernoullis durch Brandenburg vom Jahre 1777 ist über das Städtchen zu lesen:„Altlandsberg ist ein artiges Städtchen, das angenehm in einer schönen und fruchtbaren Ebene liegt; es sind auch angenehme und zum Teil mit Bäumen bepflanzte Spazier- ganze, sowohl vor der Stadt als in dem großen Garten des könig- lichen Amtes; insonderheit aber gehet vom berliner nach dem rechter Hand zunächst folgenden Tore ein sogenannter Poetensteig, der für einen nachdenkenden Spaziergänger ungemein viel Reize hat/ Wir verlassen Mtlandsherg auf der Chaussee nach Werneuchen . Bald nachdem wir das Fließ überschritten haben, teilt sich der Weg. Wir gehen geradeaus weiter. Zwilchen zwei Mühlen hindurch. Nach 40 Minuten, etwas vor dem Walde, führt nach rechts ein Feldrain zum Krummen See hinab, der in einer Geländefalte versteckt
liegt. Wir wandern links um den See herum; der nach rechts führende, von jungen Kastanien eingefaßte Weg endet bald an einem Drahtzaun. Wir bleiben min immer am Ufer des reich ge- wundenen schmalen Sees, der von Laubgebllfch eingefaßt ist. Schsieß- lich führt der Pfad an einem Fließ weiter zum Südende des Dorfes Krummen fee. Auf der Fließbrücke überschreiten wir die Chaussee und wandern jenseits zuerst neben der Niederung, in der der H a u s s e e liegt, und dann rechts ab. zuletzt durch ein Wäldchen an eine andere Niederung, die vom Langen Elfen- oder S t i e- n i tz f l i e ß durchflössen wird. Wir folgen dem Rand der Niederung nach Norden. Der Weg zeigt schöne Landschaftsbilder. Nach einiger Zest sehen wir links eine einsame Kiefer aufragen, die wie ein Merkzeichen weithin das Land beherrscht. Sie steht auf der Grenzscheide der Kreise Niederbarnim im Süden und Oberbarnim im Norden. Bald kommen wir cm eine Brücke. Hier können wir entweder nach links zur Straße nach Werneuchen gehen oder wir überschreiten die Brücke und wandern durch das Wäldchen am Schützenhaus vorüber zur Stadt. Bis in das vergangene Jahr- hundert hinein besaß Werneuchen einen Nest aus dem Mittelalter, aus der Zeit der Femgerichte, die„W r ö h". Auf einem von Linden beschatteten Platz zwischen dem Pfarrhaus und der Kirchhofsmauer versammelten sich die Ackerbürger zu bestimmten Zeiten im Sommer, um eine Wröh abzuhalten Diese Gerichtsbarkeit beschränkte sich in der letzten Zeit nur noch darauf, den Schaden sestzustellen, den das Vieh des einen Besitzers den Feldern des anderen zugefügt hatte. Werneuchen ist der Ort, an dem der märkische Dichter Schmidt, ge-
nannt Schmidt von Werneuchen , von 1796 bis zu seinem Tode 1838 als Prediger wirkte. Auf dem füllen Friedhos neben der Kirche liegt er begraben. Die natürliche Sprache seiner Gedichte fand bei den Berliner und Märkern Beifall. Großer Volkstümlichkeit er- freuten sich zum Beispiel die Zeilen: Die Tafel ist gedeckt, Wo nun der Schüsseln Duft die Lebensgeister weckt; Schweinebraten, ach, nach dir, nach euch, gebackne Pflaumen, Sehnt sich die Braut schon längst! ihr glänzen beide Daumen... Goethe richtete Spottverse gegen den Dichter, was ihm dieser aber nicht weiter übelnahm. Der Bahnhos liegt nördlich der Stadt; von hier bringt uns die Bahn zum Wriezener Bahnhof zurück.(Weg- länge 23 Kilometer.)
Schaumpun.
Wie wird das Sonntagswetter?
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Zn Begann dieser'Woche fanden,■nUhrend der nördliche Teil eines in Italien gelegenen Tiefdniofcgobietes mitten durch Deutsch land zog. hier bei sehr kühlen nordöstlic ieu Winden zahlreiche Regenfälle, in verschiedenen Gegenden auch leichte Schneefälle statt. Zwischen Montag und Dienstag erschien auf dem Biskai- schen Meer ein größeres atlantisches Tiefdruckgebiet, das sich langsam weiter nach Norden und Osten entwickelte. In Deutsch land drehten sich demgemäß die Winde nach Südost und führten eine sehr starke Erwärmung herbei In den Mittagstnnden wurden seit Mittwoch an vielen Orten 20 Grad 0. überschritten. Dabei war der Himmel zwar größtenteils bewölkt, meßbare Niederschläge kamen jedoch bis Donnerstag nur im oberen Rheingebiet, vor. Erst in der Nacht zum Freitag traten in ganz West- und Mitteldeutschland ergiebigere Regenfälle ein, die sich im Laufe des Tages etwas weiter nordostwärts fortpflanzten. Jetzt scheint sich an der Südostseite des ausgedehnten Tiefdruckgebietes ein neues Teiltief zu entwickeln, das wahrscheinlich ebenfalls nordwestwärts vordringen wird. Bei niülilgen. zwischen SUdoKt und Südwest schwankenden Winden haben wir daher für Honnahend und Monntas: überwiejrend trockenes, etwas kühleres Wetter mit wiederholten leichten Rcg;enfaileii zn crwai ton. Dazwischen dürfte sich Jedoch der Himmel bisweilen an f klären und die Temperatur für die Jahreszeit wieder ziemlich hoch emporsteigen.
Es ist eine schöne Sache um die reine deutsche Sprache, denn je weniger sie von Fremdwörtern durchsetzt ist, d'.si» eher wird das Volk die Rede verstehen und es ist keineswegs ein Zeichen von be- sonderer Bildung, wenn Wort oder Schrift mit recht vielen Fremd- Wörtern durchsetzt sind, vornehmlich mit solchen, die sich sehr wohl durch ein gutes deutsches Wort ersetzen lassen. Merkwürdig genug ist es nun aber, daß gerade die deutsche Industrie, deren BeHerr- scher im allgemeinen sich in Betonung ihres deutschnationalen oder völkischen Standpunktes gar nicht genug tun können, uns mit einer Unmenge von Warenbezeichnungen überschwemmt hat, die, zum Beispiel auf dem Gebiet des Arznei- und Nährmittelwesens, fast immer auf griechischen Ursprung zurückgehen, während eine große Reihe anderer Namen auf englischen oder gar französischen Ursprung weisen. Wenn dann einmal, wie am 1. August 1914 oder bei der Ruhrbesetzung, eine»Welle nationaler Erregung" durch das Volk geht, dann sehen sich dieselben Herrschaften veranlaßt, schleunigst eine Verdeutschung ihrer an sich unverständlichen Bezeichnungen vorzunehmen. So kennt die Frauenwell das Wort Shampoon , dos, englisch ist und ein Kneten, Reiben des Körpers, besonders nach dem Bade, bedeutet. Lächerlich aber muß«s wirken, wenn man jetzt auf den Tüten, die das Puloer enthalten, statt des offenbar plötzlich verpönt gewordenen englischen Wortes das Wort Schaum- pun entdeckt. Shampoon hatte immer noch einen Sinn, wenn er auch nicht klar zutage lag. Schaumpun ist Unsinn. Bei Beginn des Krieges ging es ebenso mit einem deutschen Seifenprodukt, das aber die englische Bezeichnung Sunlight trug, englisch Sönnleiht gesprochen wurde und auf deutsch Sonnenlicht hieß. Warum eine gute Seife nicht deutsch Sonnenlicht heißen kann, das ist eigentlich nicht zu verstehen. Bei Ausbruch des Krieges aber wurde aus der Sunlight-Srif« eine Sunlichtseife, also em Wort halb englisch , halb deutsch , und in dieser Weise wieder lächerlich. So könnte man in endloser Weise fortfahren. In Wirklichkeit ist das Ganze ein. Stück- chen Reklameirrsinn der Industrien, die ängstlich darauf bedacht sind, für ihre Erzeugnisse eine möglichst hochtrabende, möglichst schwer zu lesende und auszusprechende und gar nicht zu oerstehende Bezeichnung zu erfinden. Wenn dann aber«in„nationaler Sturm" die„nationale Welle" hochschäumen läßt, dann besinnen sich diese Herrschaften auf ihr Deutschtum, aber immer nur soweit, als es ihrem Geldbeutel nicht wehe tut, und nur so lange, bis der„natio- nale Sturm" verbraust ist und die„nationalen Wellen" sich ver- laufen haben. Was sie dann an den Strand geworfen haben und zurücklassen ist— Schaumpun.
Tie baufällige Caputher Mhrbrücke. In Nr. 161 des„Vorwärts" berichteten wir über einen Spazier- gang nach Caputh . Aus Leserkreisen teilt man uns mit, daß es richtig wäre, hierzu eine Kein«, aber notwendige Ergänzung zu liefern. Es handelt sich um die Fährbrücke in Caputh . Dies« Brücke ist im Lauf« der Zeit so baufällig geworden, daß deren Betreten mit Lebensgefahr verbunden ist. Schleunige Abhilf« ist hier am Platze, um so mehr, als in wenigen Tagen wieder der Massen- verkehr zur Baumblüte einsetzen dürfte. Es ist dringend zu wünschen, daß sich die Behörde einmal mit dem Zustand dieser Fährbrücke beschäfügt.
(Nachdruck verboten. Der Malit-Berlag, Bertin.) Drei Soldaten. Von John dos Passos . Au» dem alnerikanischen Manuskript llbersetzt von Julia» IS nur? er». „Zwei haben sie neulich auf einen Monat eingesteckt, weil sie so sprachen, wie wir eben," flüsterte der Junge. „Aber Junge, ich habe nickst die Kraft, so etwas jetzt zu Dersuchen." „Aber bestimmt, Kamerad. Du und ich, wir haben mehr Kraft, als alle anderen zusammen. Gott , wenn die Menschen nur wirklich Kraft hätten, könnte man sie nicht so behan- deln.... Ich muß hier raus!" „Aber Junge, nach den Verewigten Staaten kannst du dann nicht mehr zurück." „Ist mir ganz egal." „Gehen wir zu Bett." u „Gut, wir schlafen von jetzt an.zusammen, Kamerad. Andrews fühlte, wie der Junge seinen Arm fest an sich preßte. Auf seinem dunklen Lager lag Andrews eine lange Zeit wach, hörte auf das Schnarchen und das schwere Atmen um ihn her. Gedanken flatterten ruhelos in seinem Kopse, aber w der blassen Hoffnungslosigkeit, die ihn ganz gepackt hielt, konnte er sich nur die Lippen zerbeißen und den Kopf von einer Seite auf die andere legen und mit verzweifeller Aufmerksamkeit auf das schwere Atmen der Männer hören, die über ihm und um ihn schliefen. Als er einschlief, träumte er, daß er allein mit Gt-neviöve Rod sei, und daß er verzweifelt versuche, irgendeine Melodie für sie zu spielen, eine Melodie, die er immer wieder vergaß, und in der oerzweifelten Anstrengung, sie wieder zu finden, strömten ihm die Tränen die Backen hinunter. Dann hatte er die Arme� um G6nevteves Schultern, und er küßte sie, küßte sie, bis er' merkte, daß er ein hölzernes Brett küsse, ein Hölzer- nes Brett, auf dem ein Gesicht mit breiter Stirn und großen, hellgrauen Augen und kleinen, festen Lippen gemalt war, und während der ganzen Zeit rief ihm ein Junge, der zuerst Chris- field und dann fein Schlafgenosse zu sein schien, zu, er solle laufen, laufen, damit ihn die Militärpolizei nicht fasie. Dann saß er fröstelnd vor eisigem Schrecke mit einer Flasche in der Hand, während eine schreckliche Stimme hinter ihm sehr laut sang: „Wenn du lachst, dann bsit du glücklich, Wenn du lachst, dann trauerst du."
Das Signalhorn weckte ihn, und er setzte sich mit einem solchen Ruck auf, daß er mit dem Kopfe schwer gegen das über ihm liegende Bett schlug. Doch er hatte keine Zeit, sich mit seinem Schmerz zu beschäftigen, denn er mußte sich beeilen, um rechtzeitig angekleidet zum Appell zu kommen. Fast erlöst stellte er fest, daß die Soldaten draußen immer noch, mit den Füßen stampfend, vor der Küche warteten und mit ihren Geschirren klapperten, während sie in dem kühlen Dämmerlicht des Frühlingsmorgens zitternd standen. Andrews wartete hinter Hoggenback. „O, wir arbeiten alle in demselben Kahn," sagte Andrew lachend. „Wünschte, dag wir sinken," murmelte der andere. «Weißt du," fuhr er nach einer Pause fort,„hätte nie gedacht, daß ein gebildeter Mann wie du in so'ne Geschichte rein- kommen'könnte. Habe auch'n bißchen Bildung geschnappt, aber wahrscheinlich nicht genug." „Glaube nicht, daß das viel ausmacht. Man leidet genau so, wenn man nur lesen oder schreiben kann, oder wenn man eine Universität besucht hat." „Weiß nicht, Kamerad. Wer im Leben hin und her geworfen worden ist. der kann sich mit vielem abfinden.... Hätte wahrscheinlich eine ganz anständige Anstellung be- kommen, wenn ich nicht so verdammt ungeduldig gewesen wäre.... Ein Holzfäller von Beruf un' mein Oller hat vor einiger Zeit'nen ordentlichen Fischzug mit Kriegslieferungen gemacht. Der hätte mich bei den Technikern unterbringen können, wenn ich mich nicht gemeldet hätte." „Warum tatest du es?" „Hatte keine Ruhe, Wollte die Welt sehen. Um den Krieg habe ich mich nie viel gekümmert; wollte wissen, wie's hier drüben ausschaut." „Run, setzt hast du ja gesehen," sagte lächelnd Andrews. „Im Nacken," stieß Hoggenback hervor und holte sich seine Tasse Kaffee. Auf dem Lastwagen, der sie zur Arbeit führte, saßen An- drews und der Junge Seite an Seite und versuchten, trotz des ratternden Geräusches sich zu unterhalten. „Liebst du Paris ?" ftagte der Junge. „Nicht vom Lastwagen aus," antwortete Andrews. „Sag'mal, einer sagte, du könntest richtig ftanzösisch sprechen. Du solltest es muh lehren." „Aber du kannst ja schon was." „Schlafzimmerfranzösisch/ sagte der Junge lachend. „Genügt doch nicht, immer und wieder; vuleh-vuh cuscheh aoec moa, zu sagen."
„Wir gehen nach Pasiy-Wharf, um Steine auszuladen," sagte jemand murrend. „Nein, Zement. Zement für das Stadion, das wir der Großen französischen Nation schenken werden. Hast du es nicht in den„Stars and Stripes" gelesen?" „Ich möcbte dieser Natten und noch einigen Leuten, die uns näher sind,'nen Tritt in'n Arsch schenken." „So, wir sollen heute also den ganzen Tag schwitzen," murmelte Hoggenback,„um diesen gotwerdammten Franz- Männern ein Stadion zu schenken." „Wenn's das nicht wäre, wär's was anderes." „Aber haben wiik denn nicht Angehörige zu Hause, für die wir arbeiten können?" schrie Hoggenback.„Warum bringt unsere Arbeit und unser Schweiß nicht auch uns was ein? Em Stadion bauen! Mein Gott!" „Raus!... Schnell!.. schnarrte eine Stimme vom Führersitz. Durch den Dunst des stickigen weißen Staubes hindurch erhaschte Andrews dann und wann einen Blick auf den grau- grünen Fluß mit seinen Lastkähnen, die von kleinen Barkassen den Fluß hinaufgezogen wurden. Die Zementsäcke waren sehr schwer, und die ungewohnte Arbeit schmerzte ihn entsetzlich. Der beißende Staub stach ihn unter die Fingernägel, in die Augen und in den Mund. Den ganzen Morgen ging ihm eine Art Refrain durch den Kopf:„Menschen haben ihr Leben ver- bracht... und nur dies getan. Menschen haben ihr Leben verbracht... und nur dies getan."— Wenn er die enge Planke, die vom Kahn zum User führte, überschritt, sah er in das schwarze Wasser hinaub, das unter chm durchfloß. Ei wußte nicht, warum, aber ein Teil seiner selbst dachte immer wieder, wie wunderbar es sein müsse, hier zu ertrinken, im ewigen schwarzen Schweigen den hoffnungslosen Kampf zu vergessen. Einmal sah er den Jungen vor dem Sergeanten stehen in der Haltung vollkommener Erschöpfung, und er sah, wie der Junge den Sergeanten aus seinen blauen Augen flehentlich anscheute wie ein Kind, das bittet, ihm die Prügel zu erlassen. Der Anblick machte ihn wieder frober und er sprach zu sich selbst:„Hätte ich rosige Wangen und geschwungene Lippen wie ein Cupido, könnte ich mich vielleicht davon er- nähren", und er stellte sich den Jungen vor als altett feisten cherubimartigen Mann, aus einer Limousine steigend, wie es die Leute im Film tun. die ihre milden blauen Augen funkeln lassen. Aber bald vergaß er alles wieder in der verzweifelten Anstrengung, die schweren Zementsäcke zu tragen. (Fortsetzung folgt.)
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