Ruhrkampf und Interessenpolitik. Die Treibereien gegen die Außenhandelskontrolle. Mit großem Geschick hat die Industrie den Ruhrkampf dazu benutzt, um ihre eigenen Interessen wahrzunehmen. Das war nicht nur am Devisenmarkt der Fall, wo die Reichsbank selbst umfangreiche Hamsterkäufe an fremden Zahluilgsmitteln festgestellt hat, auch auf dem Gebiete der Wirtschaftspolitik ver» stand man es, die Situation auszunutzen. Nachdem die Mark zeitweilig stabilisiert war, setzte ein heftiger Kampf der Jnter- essenten gegen die Außenhandelskontrolle und insbesondere ge g e n d i e Ausfuhrabgaben ein. Die letztere Forde- rung schien berechtigt, solange infolge des Dollarstandes von 20 000 auf vielen Gebieten die Weltmarktpreise erreicht und überschritten waren. Inzwischen ist der Dollar wieder in die Höhe gegangen. Die Ausfuhrabgaben aber sind wesentlich abgebaut und keine Regierung denkt daran, die mit dem Mark- stürz gestiegenen Gxportgewinne nun' wieder durch eine Erhöhung der Ausfuhrabgaben zu erfassen, obwohl die Sozialdemokratie diese Forderung im Reichstag ausdrück- lich erhoben hat. Mst welchen Mitteln die Jitteresienten im Kam�f gegen die Ausfuhrabgaben vorgehen, dafür sind die Vorgänge be- zeichnend, die in den kritischen Tagen in der Außenbandelsstelle für die K a u t s ch u k i n d u st r i e sich abspielten. Das„B e r- liner Tageblatt" veröffentlicht ein Rundschreiben, aus dem hervorgeht, daß der Leiter dieser Außenhandelsstelle, Herr Lindemann, der bezeichnenderweise zugleich Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen K a u t s ch u k i n d u st r i e E. V. ist, die diesem Verein angeschlossenen Firmen direkt gewarnt hat, Ausfuhr- anträge zu stellen, da die Ausfuhrabgabe demnächst abgeschafft werden würde. ' Das„B. T." bemerkt zutreffend hierzu: Die deutsche Industrie klagt über Exportunfähigkeit und verweist zum Beweise auf die Ausfuhrzifsern. Der eben geschilderte Vorgang aber zeigt, daß die Ausfuhr dadurch behindert wird, daß der Reichskommissar der Außenhandelsstelle den Industriellen durch„vertrauliche" Rundschreiben außergewöhnliche Gewinne in Aussicht stellt. Die Sache hat aber auch noch ein« andere Seite. Ebenso wie Herr Lindemann werden auch andere Interessenten in Er- Wartung des Abbaues der Ausfuhrabgabe, d«r schon seit Wo- chen angekündigt war, auf die Zurückhaltung der Exportanträge hingewirkt haben. Dadurch mußte die Devisen- k n a p p h e i t, die sich in der letzten Zeit geltend machte, verschärft weiden, denn ohne Warenausfuhr kommen keine oder nur wenig Zahlungsmittel nach Deutschland herein. Inzwischen sind die Gründe für die Ermäßigung der Ex- portabgabe weggefallen: die Regierunasbureaukratie aber ar- beitst genau so weiter, als ob nichts geschehen wäre, und es ist noch kein Erlaß erschienen, der die durch die Ereianisie überholten Ma'>»ahinen rückgängig gemacht hätte. Unter dem Schutze eines schwerindustriellen Reichswirtschaftsministers benutzt man zwar den Ruhrkampf zum Abbau der verhaßten Außenhandelsabgaben, die gemein- wirtschaftlichen Notwendigkeiten jedoch werden vernachlässigt. Rnhrkredite zur Warenspekulation. Bei einem früheren Anlaß wurde festgestellt, daß die Regierung der Reichsbank durch ihre weitherzige Kreditpolitik gegenüber der Ruhrindustrie es den wesentlichen Industriefirmen ermöglicht hat, Devisen zu kaufen. Diese ehrenwerten Patrioten benutzten die zur Aufrechterhaltung der Produktion gegebenen Kredite zur Devisen- spckulotion. Jetzt stellt sich heraus, daß eine Reihe von rheinischen Lütten, u. a. Hösch, Dortmunder Union und der Mannesman'nkonzern Schrott in' großen Mengen aufkaufen und im' unbesetzten Gebiet lagern. Dadurch wurden die Schrottvreise über die durch die Devisenkurstreiberei gebotene Grenze hinausgetrieben. Die Schwerindustrie, die damit ihren eigenen Rohstoff verteuert, schafft sich damit einen glänzenden Vorwand,
künstig 6 Schweizer Frank betragen soll. Durch den nicht hohen Satz hofft man, die internationalen Beziehungen zu stärken. Den Abschluß sollt««in« Darstellung des»M a c b e t h" im Deutschen Nationaltheater in der Uebersetzung von Hans Roth« bilden. Das wäre interessant gewesen, denn Rothe versucht ein« ganz modernem Zeitausdruck angepaßte Wiedergabe zu finden. Im Zusammenhang init dem Leipziger Sievers hat er z. B. auf pho- netischer Grundlage versucht, Feststellungen zu treffen über Echtheit und Unechtheit der unter dem Namen Shakespeare vorliegenden Bühnenwerk«. Leider niachten unerfreulich« Zwischenfall« die Nor- stellung unmöglich. Man gab statt besten— Verdis„Othello ". Wenn Shakespeare das im Jenseits gewahrt, so wird sein sieghafter Humor ja wohl darüber stehen Im übrigen>st zu hoffen, daß dies Beispiel nickt Schule macht. Sonst gibt man vielleicht bei Schiller- Feiern künftig Rossinis„Tell" und für die Goethe-Tagung Gounods „Margarethe", bei der der berühmte Walzer besonders erfreulich wirken dürfte. H. L. Russische Dauern suchen das Paradies. Daß das religiös« Leben in Rußland trotz aller Unterdrückungen durch die Sowjetregierung sich nickt ersticken läßt, sondern die merkwürdigsten Blüten treibt, geht aus den Berichten russischer Blätter hervor, die im„Manchester Guardian" weitergegeben werden. So wird aus der Kosaken» vrovtnz von Rostow am Don das Auftreten einer seltsamen Er- scheinung gemeldet Da erschien in den Dörfern in diesem Winter ein Mann, der sich Jesu » Christus nannte, nur mit einem Hemd« bekleidet, barfuß durch den Schnee wandert« und überoll predigt«. Er fand«in« große Anzahl Anhänger, die ihm folgten»md für ihn soroten. Als dl« Bewegung immer größere Formen annahm, wurde er von den Bolschewisten verhaftet, und«s stellt« sich heralis, daß es ein Kosak nan»ens Antonow war, ein früherer Soldat der Weißen Arme«. Die„Arbeiter-Nachrichten",«ine russische Provinz. zcitung, erzählen, daß die Bolschewisten in einer Berfammlung die Bauern davon zu überzeugen suckten, daß es keinen Gott und kein Baradies gebe. Darauf erklärt« Stephan Kolpatow au» dem.Dorfe Rowaja Witfchuga für die andern versammelten Bauern:„Wir glauben nicht an euer wissenschaftliches Gered«: wir haben Bor- bereitungcn getroffen, um«in« Schar von Gläubigen im Frühling nach den Ufern des Euphrat und Tigris zu senden, damit dies« sich dort vergewissern, daß das Paradies noch vorbanden i st". Manchmal machen stch die Sowjetleut« die von ihnen verfolgt« R«ligion zunutz«, wenn es ihren Zwecken ent- spricht. So hat z. B. das bolschewistisch«„Kornsyndikat" in der Provinz Tyumen an die Bauern Heiligenbilder verkauft, um sie dadurch zur Hergabe de» Korns zu bewegen. Ein« Christusfigur wird für 5 Rubel von 1923, und«in« Figur tes heiligen Nikolaus für 12 Rubel angerechnet. Di«„Prawda� spottet üb«r dies« Rück- kehr der Kommunisten zu den Kniffen der früheren Popen. Zu Ehren von Arno Pol, derankwliet da« vezirkSamt Schöne- b e r g am 3. Mai. abend» 8 Ubr, im VLrgeriaale de« neuen Ratbaule« in Schöneberg , unter Mitwirkung von Eis« Beyer(Nezitalion, Hanna B o st r o e m(Sopran). Augusta Hartmann-Rauter(Mezza- lopran), Meorg Stolzenberg(Komponist) und Dr. Fischer(lite- rarischer Vortrag) einen Vortragsabend. Portrngc. Rudolf von Laban , der bekannte Tanzpädagogc. spricht Sonntag'1,8 Ubr Lützowplatz 8 vor geladenem Publikum über neuen Tanz(mit Demonstrationen).
um nun auch ihre Absatzpreise erhöhen zu können. Es ist aber bezeichnend, daß man in der größten Not des Volkes nichi davor zurückscheut. Reichskredite zu spekulativen Machenschaf- ten zu verwenden. Das ist ein Grund mehr, um auf das ent- fchiedensts die Verschärfung der Kreditbedingungen der Reichsbank und insbesondere eine scharfe Herauffetzung des Reichsbankdiskontes zu fordern, nachdem auch der jetzige Zins- fatz den wenigen Firmen, die Reichsbankredit beziehn, immer noch einen großen Vortell gewährt vor den anderen, die auf die Wucher- zinfen und Provisionen der Privatbanken angewiesen sind.
Neue Zwischenfälle im Ruhrgebiet . Attentat auf belgische Soldaten. Münster . 27. April. (Eig. Drahtbericht.) In Dortmund wurde dos Warenhaus Althoff von den Franzosen geschlossen und vier Geschäftsführer festgenommen. Die von den Franzosen in Betrieb geHallen« Südstrecke ist zwischen H e r d e ck e und Bommern an einigen Stellen von Attentätern gesprengt worden. Ein weiterer Anschlag ist gegen das Anschlußgleis der Zeche Waltrop verübt worden. Am Uebergang über die Lippe zwischen Wesel und Friedrichs- seid sind in der Nacht vom 23. zum 23. zwei belgische Sol< baten von unbekannten Tätern durch Schüsse schwer verletzt worden: einer ist seinen Verletzungen erlegen. Aus Anlaß dieses Attentates sind der Landrat F l u ch t m a n n- Dins- laken und der Bürgermeister von Hörde festgenommen worden. Ueber den Kreis Hörde ist der verschärft« Belagerungs- zustand verhängt worden: von 8 Uhr abends bis 6 Uhr früh ist der Verkehr untersagt. Zwei Brücken in die Luft gesprengt. Witten , 27. April. (WTB.) An der militorifierten Strecke Hattingen— Bor halte wurden heute vormittag von unbe- kannten Tatern zwei große Brücken in die Luft ge- sprengt. Die schweren Detonationen waren bis nach Willen hör- bar. Ueber den Umfang d«r angerichteten Zerstörung konnte noch nichts Näheres festgestellt werden. Die französische Taktik. London , 27. April. (EP.) Der Pariser Korrespondent der „Times" meldet, daß man in offiziellen Kreisen Frank- reich? den Eindruck gewinne, als ob es der französischen Regie- rung mit Unterhandlungen in der Reparationsfrage nicht eilig sei. Man halte auch nichts davon, eine optimistische Stimmung im Publikum hervorzurufen, da diese sonst leicht umgewandelt werden könnte und es nachher schwer halten würde, nötigenfalls wieder .Begeisterung zu erreichen. Man bemühe sich darum im Gegenteil, nicht den Glauben an eine unmittelbar bevorstehende Regelung zu erwecken, sondern suche der zu großen Zuversicht einen Dämpfer aufzusetzen. Dem diplomatischen Korrespondenten des„Daily Telegraph " zufolge wird Poincare einen solchen Borschlag glatt ablehnen, nach dem die Reparationssumme von einer inter - nationalen Sachverständigenkommission festgesetzt werden soll. Ententekolonie Ruhrgebiet ! Pari». 27. April. (WXB.) Die Rheinlandtommisston hat beschlossen, den Eintritt vom unbesetzten in das befetzte Gebiet nur gegen einen von den Alliierten ausgestellten Reisepaß zu gestatten. Diese Mahnahme wird von Montag an dnrchgesührt werden.
Trierer Eindrücke eines Engländers. Der Sonderberichterstatter des„Manchester Guardian" schreibt aus Trier : Es würde sehr gut sein, wenn einige von den Leuten, die so leichtfertig über die Schaffung einer Rheinischen Republik reden, nach Trier reisen müßten. Ebenso wie seine Nachbarstädte, ist Trier seit drei Monaten seiner Bahnverbtndun- gen beraubt. Ich weiß nicht, wieviel« Züge nach französischen Angaben täglich durch Trier laufen sollen, aber der würde ein kühner Mann sein, der sich darauf verlassen würde, daß er unter dem französischen Betrieb innerhalb zwölf Stunden an einen fest- gelegten Zeitpunkl seinen Bestimmungsort erreichen könnt«. Für praktisch« Zweck« ist Trier hinsichtlich seiner Verbindungen mit der Außenwelt ausschließlich auf«inen spärlichen Motoromnibusdienst und auf einig« Privatmietfuhrwerke angewiesen.(Inzwischen ist der Autoverkehr mit dem unbesetzten Gebiet auch schon oerboten. Redaktion.) Jedes Hotel ohne Ausnahme ist von den' Franzosen be- schlagnahmt, um darin ihre Offiziere und Beamten mit Familie usw. unterzubringen. Lange«he er«in Zimmer gefunden hat, wird der Reisende in den Straßen beobachtet haben Scharen von Genllemen, angetan mit prächtigen, barbarisch roten Mänteln und Turbanen. mit Gesichtern vom Bernsteingold bis zum Schokoladenbraun, deren Gaumenlaute das Ohr oerletzen, wenn sie sich gegenseitig anschreien. Man reibt sich ungläubig die Augen! Ist Wien (1829 oder 1683. Red.) in die Hände der Ungläubigen gefallen? Hat sich der Traum Mohammeds erfüllt, daß hier, an einer der geheiligten Stötten Europas , wo eines der größten Heiligtümer der Christen- heit aufbewahrt wird, Moslemin durch die Straßen stolzieren und die Bewohner mit herrischer Gebärd« beiseite fegen? Aber das sind die französischen Truppen(nicht schwarze, wie der„Matin" uns so oft in Erinnerung bringt, sondern nur etwas sonngebröunte). Der Reisend« wird dann ent- decken, daß sedermann auf der Straß« oder im Cafehaus, ja selbst in seinem eigenen Hause, der ihm über die politische Lag««in Wort zu sagen hat. sich zuerst wie«in Verfolgter in einem Kinostück umsehen wird. Er fürchtet in allem Emst, daß sein« Unvorsichtigkeit ihm das Schicksal seines Druders, Sohnes oder Daters bereiten könne, daß man ihn summarisch auf Monate zu Gefängnis und unerträglich schweren Geldstrafen für«in ge- legentliches Wort verurteilen könnte, das von einem franzö» fischen Spion gehört worden ist. I e d e r m a n in Trier kann von einem nahen Verwandten oder Freund berichten, der für nichtige oder nicht vorhandene vergehen zu schmähliche« Strafen verurieill wurde. Gerechtigkeit hat hier ungefähr die gleich« Bedeutung wie im Rom Neros oder in Robespierree Frankreich . Di« Eide von hundert deutschen Zeugen werden nicht einen Augenblick ins Ge- wicht fallen gegenüber den in gebrochenem Französisch gemachten Angaben eines Spahl. In Trier ist jede Unterhaltung eine groß« Verschwörung gegen den eisernen Druck der Besetzung, und die Furcht, nicht so sehr um das eigen« Schicksal, sondern um das von Weib und Kindern, steht klar im Gesickt jedes Mannes geschrieben, der seine wahre Meinung äußert. Die ganze Stadt ist mit Plakaten gepflastert, auf die indessen niemand achtet: Aufforderungen an die Rheinländer, sich von der Berliner Regierung loszusagen, die sie in eine so traurig« Lage gebracht habe, und sich ihre eigene Verwaltung, unter dem freundlichen Schutz der Besatzungs- mächt«, zu schaffen. Tausende Flugblätter der Propaganda für die Rheinisch« Republik werden täglich durch die Post und auf jedem denkbaren anderen Wege verteilt. Natürlich ist es«in Verbrechen. anzudeuten, daß dies von irgend jemand anderem als einer schwachen Vereinigung mit schäbigem Bureau in Köln (also tm englischen Bereich. Rcd.) finanziert werde. Flugblätter oder Pla- kat«, die sich gegen die Rheinische Republik erklären, werden nie oerteilt oder angeschlagen. Das würde Menschen ins Gefängnis
bringen. Während meines Aufenthalts in Trier war nur eine klein« Lokalzeitung zu haben, politisch vollkommen farblos. Di« Zeitungskioske nehmen sich gar nicht die Mühe zu öffnen. Alle Berliner Zeitungen sind verboten, ebenso alle Lokalblätter von irgendwelcher Bedeutung. Die„Landeszeitung" war während meiner Anwesenheit für drei Monate verboten, weil sie die Nachricht gebracht hatte, daß ein Deutscher, der sich bereiterklärt hatte, für die Franzolen als Eisen- bahner zu arbeiten, aus dem deutschen Dienst entlassen worden war. Der Reisend«, der von der verhängnisvollen Wohnungsnot ge- hört hat, die durch den gewaltigen Einfall französischer Herren und Damen hervorgerufen wurde, welche auf alle Wohnungen ein Vor- recht besitzen, wird sich vielleicht wundern, wenn er große Blocks schöner Häuser vollkommen leer sieht. Man wird ihm(selb'wer- ständlich im Flüsterton) erzählen, daß dies die Häuser jener Eisenbahner sind, aus denen diese vor zehn Tagen verjagt wurden, weil sie sich geweigert hatten, für die französische Eisenbahnregi« zu arbeiten. Dies« Häuser sind nicht Staatseigen- tum, sondern Privat besitz, erbaut mit staatlicher Hilfe. Die Eisenbahner wurden vertrieben, nachdem man ihnen 24 Stunden Zeit gegeben hatte, rertrieben von farbigen Poilus mit aufgepflanzten Seitengewehren. Keinerlei Milderungen wurden Müttern im Kindsbett oder sonstigen kranken Personen gewährt. Die Ausgetriebenen wohnen nun in Kellern oder Dachkammern, oft drei Personen teilen«in Bett und sieben«inen Raum, während ihre eigenen Häuser leer bleiben, außer zweien, die in Ställe umgewandelt wurden. Di« Habe der Leute ist in Bündeln über die ganz« Stadt verstreut. Vieles, was ihnen über alles teuer war, ist in der Panik der Räumung unter den drohenden Bajonetten in Stücke ge- gangen. Viele hatten Geflügel und Haustier«, die natürlich ver- f ch w un de n sind oder für«in Nichts verschleudert werden mußten. Als die Mark fiel, hatten diese Arbeiter und Angestellten alles in festem Besitz angelegt. Dieser verrottet und verdirbt nun in Höfen und feuchten Kellern.... deutschland wird nicht gehört. Die Bvtschaftertonfercnz hat den Wunsch der deut- schen Regierung, in der Frage des Optionsrechtes der Memelländer gehört zu werden, abgelehnt.
Der schwedische Nlai-slufruf. Stockholm , 27. April. (Eigener Drahtbericht). In dem Mai- Aufruf des Sozialdemokratischen Parteioorstandes, der dem neuen konservativen Ministerium Trygger Kampf ansagt und die Wiederkehr einer sozialdemokratischen Regierung fordert, heißt es zum Schluß: Am 1. Mai, dem großen Demonstrationstag der internationalen Arbeiterbewegung, gelten unsere Gedanken nicht nur unseren inneren Zuständen, sondern auch der Arbeiterklasse in den übrigen Ländern der'Well. Dabei ist es selbstverständlich, daß die Arbeiter an der Ruhr, die bedauernswerte Opfer der Reparatinonskris« und der Okkupation geworden sind, besonders in Erinnerung gebracht werden müssen. Wir senden ihnen unseren Gruß und die Versicherung unseres tiefsten Mitgefühls. Wir begrüßen den mächtigen Vormarsch der Sozialdemokratie in England als ein Anzeichen der Aufklärung und der Hoffnung. Ganz besonders begrüßen wir jedoch den geplanten Einigung?» kongretz in Hamburg , wo durch die endgültige Vereinigung der Wiener und Londoner Internationale wiederum ein« gemeinsame Plattform für die Sozialdemokralle der gesamten Welt errichtet werden soll. Wir erwarten von diesem Kongreß, daß er die E i n i g k« i t der Arbeiterklasse aus dem Boden des Sozialismus und der Demokratie wiederherstellen und damit den Bestrebungen der Sozialdemokratie in der internationalen Politik vermehrtes Gewicht geben soll. Kein« heuchlerischen Schlagwort« von Einheitsfront! Ein« wirkliche Einigkeit soll in Hamburg begründet werden!
Das tvefen des ßafcismus. „Ich werde mm nacheinander acht Massenverjomm- lungen abhalten, und wenn so fortgesetzt Oel ins Feuer geoossen wird, müßte ein Wunder geschehen, wenn es nicht zur Eploflon kommt." (Hitler am 10. April im Zirkus Krone .) Vor dem Stoatsgerichtshof in Leipzig erklärte der Vorsitzend« der Hallenser Ortsgruppe der Deutschvötkischen Freiheitspariei, fein« Partei fei der„edelste und r e i n st e Kern deutschen Wesens und deutscher Kultur". In ihr würden die „höchsten Ideale deutscher Zukunft" hochgehalten. In Wulle-„Deutschem Tagebtatt" finden wir dazu die näheren Er- läuterungen. In langen programmatischen Ausführungen wird das „Wesen des Fascismus" auseinandergesetzt und in erster Linie als„Kampf gegen den Marxismus" geken.r- zeichnet. Diesen Kamps gegen den Marxismus stellen sich die Deutschvölkischen erwa so vor: „Den Zehntausenden(Sozialdemokraten), die bewußt aus reiner Schurkenhaftigkeik heraus den größten Gaunerstreik der Welt organisierten und leiteten, dem deutschen Volke die Waffen aus der Faust stahlen und die Fesseln der goldenen Internationale mit anlegen halfen, kann nimmermehr verziehen werden. Hier kann es nur eine einzige Sühne geben. Es ist die einer nnerbitt. Ichen Vergeltung." „Mit vermehrter Wucht hat deshalb heute der Wille zusam- nenzuftahlen zur Erfüllung der„sittlichsten" Rechtsforderungen: Rieder mit den?lovemv«rverbrkcheru! In all dem Geftunker und Geschwätz von Einheitsfront usw »aben wir nicht zu vergessen, daß sich zwischen uns und den Oolksbetrügern, Arbeiter Verführern uyd bürgerlichen Parteioer. brechern zwei Millionen Tote schieben.... Wir haben uns immer wieder daran zu erinnern, daß jeder neue Kamps nach außen, mit den Novemberverbrechen im Rücken dem deutschen Siegsried sofort wieder den Speer in den Rücken stieße. Unser Rechl-empsinden sagt uns. daß der große nationale Vaterlands- Verräter zu vernichten ist." Zur Durchführung dieser reinsten und edelsten sittlichen Ideale des deutschen Volkes wird an der Spitze dieses„Deutschen Tage- blcrt'es" zum hundertsten Male der Diktator verlangt, der Wulles Ideale in die Tot umsetzen könnte. Glücklicherweise scheint wenigstens Herr Wulle selb«? so einsichtig zu sein, daß er sich für diese Rolle nicht für berufen hält. Sowjetrußianö und dieLanfanner Konfem.� Moskau . 26. April. (OE.) Das Volkskommissariat des Aus wärttgen gibt durch die Russische Telegraphen-Agentur bekannt, daß es, entgegen der betreffenden Rcutermeldung, bisher keine Venach- richllgung über den Wieberzusammentritt der Lausanner Konferenz erholten habe. Wie der Ost-Expreß erfährt, informiert df Sowjet- Vertreter in Rom W? r o w s t i, der als Beobachter nach Lausanne beordert worden ist. in ausführlichen Telegrammen über den Ver- lauf der Konferenz sowr über die Besprechungen hinter den Kulissen und die Stimmungen der einzelgen Delegationen. Di« Stellung der Sowjetregierung zur Frage der Deteiltgung an der Lausanner Konferenz bleibt zunächst unentschieden, dock) wird erwartet, daß Worowsti beauftragt werden wird, beim Generalsekretär der Konferenz die Frage der offiziellen Zulassung Sowjet- rußlands auszuwerfen.