anderen Mitglieder über seine Person nicht einigen, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gebeten werden soll. Z. Deutschland wird in Anrechnung auf seine Schuld nach deü Bestimmungen der bestchenden Verträge Sachleistungen ausführen, über deren Ausmaß nähere Vereinbarungen vorbe- halten bleiben. Die deutsche Regierung ist überzeugt, daß sie mit diesem Vorschlag bis an die äußerste Grenze dessen gegangen ist, wo? Deutschland bei Anspannung aller Kräfte zu leisten vermag: sie hat nach der durch die Ruhrbesetzung ver- nrsachten weiteren schweren Störung und Schwächung, der deutschen Wirtschaft c r n st e Z w e i f e l, pb nicht der Vorschlag die Leistungs- fähigkeit Deutschlands übersteigt. Die deutsche Regierung ist ferner davon überzeugt, daß kein Unbefangener, der die Schmälerung der Produktionsbasis Deutschlands und die Verringerung seiner Ver- mögonssubstanz durch die bereits bewirkten großen Leistungen be- rücksichtigt, bei objektiver Beurteilung zu höheren Schätzungen ge- langen kann. Sollte diese Aussasiung von der anderen Seile nicht geteilt werden, so schlägt die deutsche Regierung vor, entsprechend der An- rcgung des Staakssekretärs Hughes das gesamte Reparatlons- Problem einer von jeder politischen Einwirkung unabhängigen internationalen Kommission zu unterbreiten. Die deutsche Regierung ist bereit, für die von ihr angebotenen Leistungen spezielle Garantien zu bestellen. Der gesamte Besitz und alle Einnahmequellen des Deutschen Reichs und der deutschen Länder sind bereits nach dem Vertrage von Versailles verhaftet. Nur im Wege der Verhandlung mit dem internationalen Anleihckonsortium und der Reparation?- kommissiön läßt sich feststellen, wie für den Anlcihedienst diese Haftung korrekt zu ge st alten ist und welche Garantien im einzelnen zu bestellen sind. Außerdem ist die deutsche Regierung bereit, nach Maßgabe der noch zu treffenden Vereinbarungen durch geeignete Maßnahmen, auch auf gesetzlichem Wege, dafür zu sorgen, daß die gesamte deutsche Wirtschaft zur Sicherung des Anleihediensies herangezogen wird. Die Sachlieferungen sollen durch langfristige Privat-- vertrüge unter Ausbedingung von Dertragsstrafen gesichert werde». Die Durchführung der Deutschland obliegenden Verpflichtungen ist abbängig von der Stabilisierung der deutschen Wäh- r u-ig. Kann in Verbindung mit der Regelung des Reparatlons- Problems die deutsch» Währung planmäßig und auf die Dauer sta- bilisiert werden, so werden gleichzeitig die Beschwerden der anderen Industrieländer über einen ungesunden deutschen Wettbewerb ver- schwinden. Nach der Stabilisierung wird es auch möglich sein, im R e i ch s h a u s h a l t die Ordnung zu schaffen, deren Deutschland und seine Gläubiger bedürfen. Zur Verwirklichung dieses Programms ist es, auch im Inter- esse der Anleihegläubiger, notwendig, daß die gewaltsame Er- greifung von Pfändern und die Anwendung von Sanktionen künftig unterbleiben und daß Deutschland von den jetzt noch auf ihm lastenden unproduktiven Ausgaben und von den politischen und wirtschaftlichen Fesseln befreit wird. Da- zu gehört, daß die Einheit der Verwaltung für das Gesamtgebict Deutschlands wieder hergestellt, von der im Vertrag von Versailles vorgesehenen Möglichkeit, Deutschland die wirtschaftliche Gleichberech- tigung zu versagen, kein Gebrauch mehr gemacht und nach Stabil!- sieiying»er Mark die Einfuhr deutscher Waren nicht mehr den Be- schränkungcn unterworfen wird, die durch den Niedergang der beut- schen Währung veranlaßt waren. Um dem Frieden Europas in gemeinsamer wirtschaftlicher Ar- beit zu dienen und um die natürlichen wirtschaftlichen Zusammen- hänge zwischen Erzeugung und Verbrauch herzustellen, soll in pri- vatwirtschastlichen Verträgen die Grundlage für dim gesicherten Austausch von lebensivichiigen Waren zwischen den beteiligten Ländern geschossen werden. Dazu gehört insbesondere der Abschluß langfristiger privalwirtfchasllicher Verkräge über die Lieferung von Kohle und Koks.
Im gleichen Interesse friedlicher Zusammenarbeit Deutschlands und Frankreichs ist die deutsche Regierung, wie sie auch mik ihrer Anregung zum Abschluß eines Rheinpattes bekunden wollt«, zu jeder friedenssichernden Vereinba- r u n g bereit, die auf Gegenseitigkeit beruht. Insbesondere ist sie zu einer Vereinbarung bereit, die Deutschland und Frankreich oerpflich- tet, alle zwischen ihnen entstehenden Streitfragen, die nicht aus diplo- matischem Wege geschlichtet. werden können, in einem friedlichen internationalen Verfahren zu behandeln, imd zwar Streitigkeiten rechtlicher Art in einem schiedsgerichtlichen Verfahren, all« übrigen Streitigkeiten in einem Vergleichsverfahren nach dem Muster der Bryanschen Verträge. � Die deutsche Regierung schlägt vor, auf der Grundlage der vor- stehenden Ausführungen in Verhandlungen einzutreten. Ausgangs, punkt der Verhandlungen muß sein, daß innerhalb kürzester Frist der Status quo ante wieder herzustellen ist. Dazu gehört, daß die über den Wertrag von Versailles hinaus besetzten Gebiete geräumt, in den Rheinlanden ver- tragsmähige Zustände wiederhergestellt, die ver- hafteten Deutschen In Freiheit gesetzt und den Ausgewiesenen ihre Wohnstätten und Aemter zurückgegeben werden. Die deutsche Negierung richtet diese Note an die Regie- rung der Vereinigten Staaten von Amerika , die Königlich belgische Regiertmg, die französische Regierung, die Königlich großbritannische Regierung und die Kaiserlich japanische Re- gierung. Abschriften dieser Note haben weiter alle Signatarmcichte des Versailler Vertrags, der heilige Stuhl und sämtliche Neu- trale erhalten. Der Einöruck im �uslanS. Da am gestrigen Tage der ungefähre Inhalt des deutschen An- gebots bereits auf verschiedenen Umwegen in Pari« bekannt geworden ist, nimmt die heutige Pariser Morgenpresse dazu Stellung. Es liegen bisher nur regierungsfreundliche Blätterstimmen vor, die sämtlich schroff ablehnend sind.»Petit Parisien" sagt: „Nicht einmal Ausgangspunkt für Unterhandlungen." Aehnlich äußert sich das„Echo de Paris". Tags zuvor hatte allerdings Herne , der in der„Nictoire" meist die Ansichten Millerands widerspiegelt, einen etwas ab- weichenden Standpunkt gegenüber der Ziffer von 30 Milliarden ein- genommen, indem er sich bemühte, nachzuweisen, daß der Unter- schied zwischen einem solchen Angebot und dem Londoner Zahlung«- plan eigentlich nicht sehr wesentlich sei. Die englische Presse dagegen beurteilt das ihr bisher noch nicht bekannte deutsch « Angebot viel ruhiger und sympathischer, wenn auch ziemlich pessimistisch, da, wie die„Daily News" erklären, es sicher sei, daß Frankreich das deutsche Angebot ab- lehnen werde, wie immer es auch sei.„Westminster Gazette" begrüßt es, daß Deutschland überhaupt ein Angebot mache und auch die„Times" erklären, daß man in englischen Finanzkreisen dem Vorschlag einer internationalen Kommission zur Prüfung der Zah- lungsfähigkeit Deutschlands und der Metheden der Bezahlung fym- pathisch gegenüberstehe. Die bisherigen französisch-belgischen VerHand- lungen zur Ausarbeitung gemeinsamer Reparationsforderungen sind nach einer Konferenz zwischen Poincare und Barthou a b g e- brachen worden.„Journal" begründet diesen Beschluß damit, daß man nach der sicheren Ablehnung des deutschen Angebotes sich nicht dem aussetzen wolle, daß Deutschland die Alliierten frage, was s i e denn eigentlich verlangten. Wöhrend„Journal" dies« Taktik begrüßt, nimmt„Oeuvre" scharf gegen diese rein negative Politik Stellung. tzaussestimmung. Die Börse blieb heute für den Effektenvcrkehr geschlossen. Am Devisenmarkte zeigte sich die Wirkung der Bekanntgabe der beut- schen Note in einer lebhaften Nachfrage nach aus- ländischen Zahlungsmitteln. Die Umsätze waren recht bedeutend. Der Dollar stellte sich gegen mittag auf Zl 750,— 21?. Sehr gesucht waren auch Polennoten, die mit gehandelt wurden. Mit der Erhöhung der Bergarbeiterlöhn« fand sich die Börse rasch ab, da verlautet, daß eine Steigerung der
Das lächeln öer Welt. Bon Omega. Gesetzt es käme(dank einer trefflichen Reklame) auf dem Mars einem lieben Leser der Einfall, eine Berliner illustriert« Zeitung zu abonnieren, was erführe er da von der Erde? Daß sie der amüsanteste Planet ist, der je um eine Sonne kreisen durste: In die illustriert« Zeitung gelangt nur Weltgeschehen in ge- siebtem Zustande. Di« Ereignisse laufen durch«inen Heiterkeits- filtcr in ihre Spalten, trübe Erdenreste fängt«in Sieb aus und hält sie zurück.' Es leben— orientiert man sich aus der illustrierten Zeitung über die irdischen Zustände— lauter Bühnenstars, Operettensänger, Stepptänzer, berühmte Gelehrte, Feldherren und Dichter auf diesem Stern. Raffiniert« Erfinder sinnen tagaus, nachtein über die technische Dollendung des Luxus und die Herstellung reizender Novitäten. Di« Könige regieren mit weiser Hilfe ihre Völker und schenken ihnen Memoiren, wenn sie zufällig entthront werden. Prinzen feiern Hochzeit mit Prinzessinnen, und die Frauen aller Länder schwimmen in Freudentränen. Und sogar der Krieg nimmt sich am Kit ein Generalfest mit Kot>llonvert«ll»ng. Rluibinordsr mit Seltenheitswert stehen tm mit lächelnden Etarphysiognomien. Der Mordprozesse tiefdunkler Hintergrund ist mit leisem Sensationsrötel nachgezeichnet. Der Staatsanwalt flattert mit der benachbarten Lil Dagooer flotten Nasenflügeln. Hurtig im Bilde sozusagen locker gehalten des berühmten Rechts- anwalts Plädoyer in der huschenden Robe. Revolutionen haben den Stil tonfettiübersäter Volksfest«. Erd- beben werden veranschaulicht durch purzelbaumschlagende Häuser. Zugzusammenstöße ereignen sich, wenn zwei Züge aneinandergeraten und mit einem entschuldigendem Pardon sich wieder lösen. Ein Asyl für Obdachlose in der illustrierten Zeitung sieht aus wie ein Klub launig verkleideter Millionär«. Der Hunger ist aus der Perspektive des Wohltätigkeitskomitees nachempfunden, und die Kälte aus der Erinnerung Reicher an«inen Besuch bei ungeheizten Verwandten. Invalide Bettler simulieren Gebrest und Armut eigens für den Photographen der allezeit fixen illustrierten Zeitung. Die Welt ist ein Jllustrationsobjekt. Das Jahr zählt zweiund- fünfzig Nummern, ein Faschings-Doppelheft mit eingerechnet. Der lieb« Leser auf dem Mars wundert sich nur über die humo- ristische Ecke, die in knappe zwanzig Zeilen den ganzen Jammer des Planeten faßt. Ramens-Aenderungen. Eine summarische Ueberprufung von rund 5 6000 Namen sünderun gen, die in Preußen in der Zeit nach 1812 bis einschließlich 1022 genehmigt worden sind, an der Hand der darüber geführten Listen ergibt, daß als Haupt
gründe solcher Aenderungen Umstände familienrechtlicher Art in De- tracht gekommen sind: Verleihung des Namens des Erzeugers bei unehelichen Kindern, Gewährung des Namens der Pflege- eltern an ihre Pflegekinder, Aenderung des Namens der Frau nach Scheidung der Ehe und dergleichen mehr. Es kann an- genommen werden, daß rund zwei Drittel aller Fälle Namens- änderungen solcher Art zum Gegenstande gehabt haben. Es folgen dann der Zahl nach die Verdeutschungen ausländischer Namen, die etwa ein Fünftel aller Fäll« von Namensänderungen ausmachen. Die Aenderungen von Namen, die anstößig sind, zu Spott Anlaß geben oder sonst aus beachtlichen Gründen von ihren Trägern als unangenehm empfunden werden, betrugen etwa ein Zehntel aller Fälle. Den Nest bildeten hauptsächlich die Verleihung von Hofnamen in denjenigen Landesteilen mit geschlossenem bäuerlichen Grundbesitz, in denen nach althergebrachter Sitte der Eigentümer den Namen des Hofes führt und demgemäß die Führung des Hok-mmens, falls ein Träger eine's anderen Namens durch Einheirat oder Erbfolge auf den Hof gelangt, diesem gestattet wird.— Bei Verdeutschung ausländischer Namen ist früher im weiten Umfange d-n Antragste'lcrn die Annahme eines frei vor ihnen gewählten deutschen Namens gestattet worden. Seit einigen Jahren wird aber Wert darauf gelegt, daß die Träger ausländischer Namen nicht ohne weiteres bestehende deutsche Namen erhalten, wenn sie nicht zu ihnen in besonderen familienrechtlichen Beziehungen stehen. Innahme de» Krebses. Der Krebs entwickelt sich z» einer immer bedrohlicheren Geißel der Menschheit» Nach den zusammenfassenden Forschungen von Tussler, die in der„Umschau" mitgeteilt werden, lassen sich praktische Schlüsse zur Bekämosung der Krankheit aus Rassen-, Klima- und Ernährungsfrogen bisher noch nicht ziehen. Nach dem heutigen Stand- der Kenntnisse lassen sich nur chronische Entzündungen und wiederholte Reizungen, die als auslösende Ur- fachen dienen können, vermeiden. Eine weitere Verbreitung und Zunahme der Krankheit liegt besonders bei gewissen Rasjen im äußersten Osten und bei den Indianern Westamerikas vor. Ueber die Möglichkeit einer Immunisierung hat man bisher nur einzelne Erfahrungen bei nordamcrikanischcn Indianern und Japanern. Die einzig« Hoffnung auf erfolgreiche Bekämpfung besteht in der frühen Erkennung der Krankheit, und deshalb hat man in den Bereinigten Staaten eine AusklärUngsbewsgunq unter der Bevölkerung organi- stert, die jeden mit den Früherschcinungen bekannt macht. Aufmerksamkeit verdienen die Beobachtungen, die die Entwicklung des Krebses mit der Ernährung in Zusammenhang bringen. Gutes Essen scheint die Disposition zum Krebs zu erhöhen, denn man hat z. L. festgestellt, daß di-z Sterblichkeit an Krebs bei den armen Israeliten Amerikas und Amsterdams gering ist, stark dagegen bei den reichen Israeliten von Budapest . Ebenso ist in London die Krebssterblich- keit in den reichen Gegenden von Westend größer als in den Armen- vierteln des Eastends. Aus der Radiumstadk. Aus Joachlmsthal in Böhmen wird uns geschrieben: Die böhmischen Bäder leiden schwer unter der Ungunst der Verhälll.isse. Man weiß, daß Karlsbad , Marienbad , Teplitz-Schönau , Bilin und wie sie sonst noch heißen, stets einen sehr großen Prozentsatz Reichsdeutsche unter ihren Besuchern hatten. Jetzt steht dem die Valuta im Wege, ganz abgesehen davon, daß
Kohlenpreise vorläufig nicht zu erwarten sei. Seit Montag sind bei den hiesigen Banken sehr große Kaufaufträge für Effekten aller Art eingelaufen, so daß man für morgen ein« lebhafte Börse erwartet. Besonders gesucht sind Montanakiien, Schiffahrt«-, chemische und Elektrowerte. Bezeichnend ist die Tat- fache, daß neuerdings auch die im Kurse niedrigeren Papiers sehr gesucht sind. Das läßt daraus schlichen, daß die S p i e l w u l wieder sehr weite Kreise ergriffen hat. versuch öer Sefreiung Roßbachs. Dl« Abteilung la des Polizeipräsidiums teilt amtlich mit: Der Ableitung la des Berliner Polizeipräsidiums war bekannt gewor- den. daß einige völkische junge Leute die Ausführung eines Ge- waltaktes planten, der die Befreiung Roßbachs zum Ziele hatte. Die hierauf einsehenden TNaßnohmcn der Berliner politischen Polizei ergaben, daß die Betressenden einem Personenkreise ange- Hörken, der sich am Sonntag, den 29. April, morgens am Bahn- Hof Zehlendors-Mitte ein Stelldichein gegeben hatte. Dieser kreis, aus IS Personen bestehend, wurde festgenommen und dem Ver- ! liner Polizelpräsidlnm zugeführt. Im Lause de« Sonntags erfolgte dann noch die Festnahme weiterer sechs Personen. Auch wurden Haussuchungen bei allen Festgenommenen abgehalten. Das bei den Festgenonnnenen vorgefundene Material in Verbindung mit ihren Aussagen erwies, haß es sich um Angehörige der in Steglitz tagenden„Tischge- nossenschaft Wrangel" handelt, die ihrerseits alz ein« Fortsetzung der früheren Ortsgruppe Steglitz der aufgelösten Deutscho öltischen Freiheitsparte' anzusehen ist. Da de? Befteiungsplan Roßbachs bisher noch nicht bis zum straf- baren Versuch gediehen ist, kommt ein Strafverfahren wegen des Gewaltplanes nicht in Frage. Die Mitglieder der Tischge- nossenschaft Wrangel werden sich daher lediglich wegen des Ver- stoße; gegen 8 19 Absatz 2 des Republikschutzgesetzes(Beteiligung an einer aufgelösten Bereinigung) strafrechtlich zu verantworten haben. Di« aus Anlaß dieser Vorgänge aufgetauchi« Dennutung, daß die Festgenommenen ein Attentat auf den Mini st er Seve- ring geplant hätten, hat sich durch die polizeilichen Feststellungen als gegenstandslos erwiesen. Nach völliger Klarstellung des Sach- Verhaltes sind die Festgenommenen aus der Haft entlassen worden._ Krupp von 9ohlen-�albach verhastet. Essen, 1. Mai. (TU.) Herr Krupp von Bvhlen-Hal- dach ist heute von der französischen Besatzungsbehörde verhastet worden. Hierzu erfährt die TU. folgende Einzelheiten: Nachdem Herr Krupp von Bohlen bereits zweimal vernommen worden war, hatte er in den letzten Tagen zum dritten Male eine Vorladung erhalten, die ihn in Berlin erreichte, wo er gerade zu wichtigen B?� sprechungen anwesend war. Er brach seinen Aufenthalt in Berlin sofort ab und fuhr nach Essen zurück. Während die bisherigen Der- höre jedesmal sich über mehrere Stunden erstreckten, wurde diesmal das Verhör nach kurzer Zeit unterbrochen und Herrn Krupp mit- geteilt, daß er verhaftet sei. Gründe füv diese Verhaftung wurden nicht angegeben. Part«, 2. Mai. (TU.) Wie der„Petit Parisien" mitteilt, wird Herrn Krupp und seinen Mitangeklagten zur Last gelegt: I. Ueb erschreiten der Verordnung vom 7. März, die Strafen für alle diejenigen vorsieht, die Attentate gegen die Besatzungstruppen unterstützen." 2. UeberschreiteN der Verfügungen vom 11. Januar, kraft deren eine Geldstrafe von 10 Millionen Marl oder Haft bis zu fünf Jahren über Störer der Sffentttchen Ruhe und Ordnung verhängt werden kann. Der Gerichtshof steht unter dem Vorsitz des französischen Oberst- leutnants Pxyronol, der Regierungsvertreter und Ankläger ist Hauptmann D u v e r t. Die Verhandlungen, die am morgigen 3. M a i morgens um 9 Uhr beginnen, werden noch am selben Tage zu End« geführt werden._ HSllein soll mit Cachin und den übrigen wegen„Komplotts gegen die S'cherhcit des Staates" angeklagten französischen Kom- munisten vor den Staatsgerichtshof, also den Senat, kommen. Die Frage einer etwaigen Freilassung wird erst nach der Rückkehr des Senatspräsidenten Doumergue entschieden werden.
die politischen Folgen der staatlichen Veränderungen an den böhmi- schen Lädern auch nicht so spurlos vorübergingen. Eines dieser Bäder, das jüngste, ist in gewisser Hinsicht von Dalutasorgen unab- hängia. St. I o a ch i m s t h a l, der weltberühmte R a d i u m or t mit dem bedeutendsten Uronbergwert der Erde. Die Abnehmer des Radiums sitzen überwiegend in valutastarken Ländern, so daß der Tiefttand der deutschen Mark und der öfter- reichischen Krone nicht allzu viel zu sagen hat. Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, daß das böhmische Erzgebirgs- städtchen, das einst eine, König!. Freie Bergstadt" war, und aus dem die Tal er ihren ersten Ursprung nahmen, einen solchen pom» pösen Ausstieg zur Weltberühmtheit nehmen würde! Damals standen die Herren von der Prager Regierung kopfschüttelnd und sorgenvoll zwischen den Ruinen Ioachimsthals, das am 31. März 1873 fast völlig abgebrannt war. Don mehr als 500 Häusern wurden 470 eingeäschert; 5000 Menschen wurden zu Bettlern. Mit der Impo- santen Kirche verbrannte ein bedeutendes Cranachfches Altargemälde, auf dem unter den Gestalten der Apostel auch die Porträts der Re- formatoren zu sehen waren. Auf der ebenfalls vernichteten Kanzel der Joachimsthaler Kirche hatte einst Luther gepredigt, als er seinen Freund Mathesiu« besuchte, der neben dem liederreichen Kantor ermann hier als evangelischer Prediger wirkt«. Wer das heutige oachiwsthal mit seinen schmucken neuen Häusern, dem großartige» Radiumkurhaus, der Kuranstalt für Radiumlheropie usw. steht, der wird es kaum für denkbar hatten, daß hier vor einem halben Jahr? hundert ein« ousgevehnte Brandstätte log, zu deren Beseitigung»in Jahrzehnt notwendig war. Di« aus den Tiefen der Joachimsthaler Urangruben quellenden Arsenwässer werden die Zukunft des male- rischm Bergstädtchens vergolden, unbeschadet einer mißgünstigen Gegenwart, die einmal Vergangenheit sein wird, wie«e die blanken Taler sind, die einst als.Loachimst holer" berühmt wurden, dann ein» allgemein anerkannte Münzbezeichnung waren und heute völlig von der Bildfläche verschwunden sind. Von der aröhken Blauer der Welt. Die berühmte chinesische Mauer wird jetzt abgetragen: ihre Ziegel und Steine sollen zu Bauzwecken Verwendung finden. Es wird aber noch eine lange Zeit verstreich-n, bevor dieses ungeheure Lauwerk ganz verschwunden ist, das oi« größte Mauer darstellt, die jemals errichtet wurde. Astro. nomen haben behastptet, daß die chinesische Mauer das einzige Werk von Menschenhand sei, das man mit dem bloßen Auge vom Mond würde sehen können. Mit ihren verschiedenen Windungen ist sie weit über 3000 Km lang: si« ist 25 Fuß dick an den untersten Stellen und 15 Fuß breit in ihrem oberen Verlauf. Die Höhe der Mauel schwankt zwischen 15 bi» 30 Fuß. Sie war ursprünglich mit über 20000 Wachttürmen ausgestattet. Die chinesische Mauer soll mehr Steine enthalten, als sämtliche Bauten des vereinigten englischen Königreiches. Dabei wird behauptet, daß diese gewaltige Umwallung, die verschiedene Gebirgsketten überschreitet, in 15 Iahren erbaut sei" soll. Die Chroniken melden, daß der chinesische Kaiser Huang Tt sie etwa 200 Jahre v Chr. baute, um den Einfall wilder Stämme von Norden her zu verhindern. 300000 Krieger und alle Verbrecher des Landes wurden bei der Arbeit beschäftigt. Ueber die Kosten sind keine näheren Angaben gemacht, aber modern« Ingenieure erklären, daß diese große Mauer, wenn sie heute errichtet werden sollt«, die Summe von 5000 Millionen.Pfund verschlingen würde.