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Zum Mainzer   Urteil. Ein Telegramm des Reichskanzlers. Der Reichskanzler hat an die Eisenbahndirektion Mainz in Darmstadt   folgendes Telegramm gerichtet: Das in seiger Heimlichkeit gesprochen« Urteil des sranzeilschen Kr egsgerichts in Mainz   weckt überall Empörung, wo Sinn für Freiheit und Recht besteht. Zusammen mit dem Urteil von Werden zeigt es der Welt, wie Beamte und Arbeiter in gleicher demokratisch freier Pflichterfüllung m-it Unternehmern zusammenst'hen. Solche Urteile worden das deutsche Lclt nur fester zusammenschweißen im Mitgefühl für'de schuldlos leidenden tapferen Männer und ihre Angehörigen und im Willen zur Freiheit für die Verurteilten und das ganze Volk." Erklärung ües Reichsverkehrsministers. In der heutigen Sitzung des Reichsverkehrsmini st e- r i u m» mit den Vertretern der Spitzengewertfchaften führte im Auftrag de» Reichsvorkehrsministers Groener der Staats- fekretär Kumbier folgendes aus: Ein französisches Kriegsgericht in Mainz   Hot unter Ausschluß der Oosfentlichkeit neuerdings gegen 17 Gewerkschaftsführer und Eisenbahnbeamte ein Schreckensnrteil mit langen Freiheitsstrafen gefällt, weil sie in vorbildlicher Weise treueste Erfüllung der Pflichten gegenüber ihrem Vaterland bewiesen haben. Das französisch« Urteil bildet ein weiteres Glied in der Kette des ungeheuerlichen Terrors, der von den Besatzungsmächten aus- geübt wird. Der Herr Reichspräsident hat in einem Schreiben mich beauftragt, anläßlich dieses aller Wahrheit und Gerechtigkeit höhn- sprechenden Urteils, das einen Akt des wildesten Schreckens. regimentes darstellt und Menschenrecht« in brutaler Macht- «illkür mit Füßen tritt, den betroffenen Beamten und Angestellten seine besonders Hochachtung für die vorbildliche Vaterlandstreu« und ihre mannhafte Haltimg auszusprechen. Das Schreiben des Herrn Reichspräfidenten wird heute dur; eine Sonderausgab« desReichsverkehrsblattes" zur ollgemeinen Kenntnis gebracht. Mir selbst ist es ein Bedürfnis, mich persönlich noch an die Spitzenvcrtreter der Organisationen des Personals der Deutschen Reichsbahn   zu wenden und zum Ausdruck zu bringen, wie stark ich mit allen Eisenbahnern das Schwere durchlebe, das sie in so heldenhafter Weise in dem uns aufgezwungenen Abwehrkampf zur Ehre des Deutschtums freiwillig auf sich nehmen. Die Opfer an Leib und Seele, an Hob und Gut. die von der Eifenbahnerfchoft in vorderster Abwehrftont für unser deutsches Vaterland gebracht werden, sollen nicht nur in Worten, sondern auch in Taten ihre vollste Würdigung finden. Unser Abwehrtampf ist schwer, wir müssen ihn vollenden bis zum guten Ende. Der Eisenbahnerschaft wird daran das Hauptvcrdtenst gebühren. gez, Groener. Verwahrung im heffischeu Landtag. varmstadt, 11. Ma-. lWTB.) In der heutige« Sitzung des bessischen Landtage» legte Präsident Adelung gegen die Urteile der französischen   Miiiiörgerichte gegen die Firma Krupp  und die Mainzer Eisenbahner Verwahrung ein. Er sag!«: Es ist unglaublich, daß derartige Urteile im Nomen des ftanzöfischen Volkes gefällt werden können. Kein Volk, das An- fpruch darauf macht, ein? Kultnrrroiion genannt zu werden, kann es ertragen, daß dt, Gerechtigkeit von jenen mit Füßen getreten wird, de rn seinem Namen Recht sprechen. Der Präsident gab zum Schluß der Hoffnung Ausdruck, daß dies« Urteile bewirken werden, daß Frankreich   und die ganze Welt sich endlich der Gefährlichkeit des Spiels des fremden Militarismus im besetzten Deutschland   bewußt werden.
Toüesurteil für Sprengungen. Ein Sabotageprozeh vor dem französischen   Kriegsgericht. Düsseldorf  , 11. Mai.  (WTB.) Vor dem französischen  Kriegsgericht in Düsseldorf   fand am Dienstag und Mittwoch d-e Verhandlung gegen den Kaufmann Albert Leo Schlageter  - Berlin  , Kaufmann Hans S a d o w» k y- Esten, Student der Medizin Alfred Becker- Metz  , Schloster Georg Werner- Potsdam, Kauf- mann Georg Zimmermann, Zeichner B i s p i n g- Esten, In­genieur Karl Kulmann- Esten. Die Anklage wirft ihnen vor, im März und April 1322 im Ruhrgebiet   Nachrichten gesammelt, Bericht« und Schriftstück« «n deutsche Behörden übermittelt, Anschläge gegen Per- fönen der Besatzungstruppen, Beamte der Alliierten oder von ihnen abhängige Personen verübt, ferner im März an der Bahn Hügel Essen, im April in Werden-Kettwig   vorsätz- lich Bahnkörper durch Sprengstoffe zerstört, beschädigt oder zu beschädigen versucht zu haben. Ein weiterer Anklagepunkt betrifft die E r sch i e ß u n g des K o m m u n i st e n und franzö- fischen Spitzels Sinder in Esten, der angeblich von Sadowsky vor dem Polizeipräsidium in Essen   erschosten worden ist. Die Ange- klagten stellten die ihnen zur Last gelegten Taten in der VerHand- lung entschieden in Abrede und erklärten, die von ihnen in der Vor- Untersuchung gemachten Angaben seien ihnen von den französischen  Kriminalbeamten suggeriert worden. Die Anklage nimmt an, daß die Sabotageorgamsationen im Ruhrgebiet   mit den Abgeord- neten Wulle und v. Graes  « in Verbindung gestanden und von dort Weisungen erhalten hatten. Geldliche Unterstützung sei ihnen vom Grasen Beystel, der in der Hauptverwaltung von Krupp   angestellt sei, gewährt worden. Das Urteil wurde gestern nachmittag gefällt. Es wurden ver- urteilt Schlageter   wegen angeblicher Spionage und Sabotage zum Tode, Sadowsky zu lebenslänglicher Zwangsarbeit. Becker wegen angeblichen verbrecherischen Komplott» und Spionage zu 12 Jahren Zwangsarbeit, Werner wegen verbrecherischen Komplott«, Spionage und Sabotage zu 20 Jahren Zwangsarbeit, Lisping wegen angeblicher Spionage zu S�Jahren Gefängnis, Kulmonn zu 7 Jabrsn Gefängnis und Zimmermann zu 10 Jahren Gefängnis. Gegen Sadowskn wird wegen der angeblichen Erschießung Sinders noch frätcr vcrbandelt werden. Zu dem Versuch des französischen   Kriegsgerichts, in der Person des Grafen Beystel einen Zusammenhang zwischen der Leitung des Krupp-Werkes und den der Sabotage Angeklagten zu konstruieren, bemerkt die..B. Z.   a. M.":Weder an hiesigen Amts st eklen, noch bei der Firma Krupp   selbst ist auch nur von der Tatsache etwas bekannt, daß ein solcher Graf Beystel im Hause Krupp be- sebästigt ist. Es gibt außerdem ein gräfliches Haus dieses Namens nicht, sondern nur eine rheinische Adelsfomili« ähnlichen Namens. Ebensowenig ist über die Art der Verhaftung und die Beschuldigung hier iroend etwas bekannt gewesen." Der offensichtliche Versuch der siftnzöliscben Gewalthaber, für dos Werdener Urteil noch nachträglich »ine Art Rechtfertigung zu finden, muß also als mißglückt bezeichnet «erden._ Ministerkri.'e in Leltland. Fn'olge der Unruben. die sich am i. Viai int Land ereignet haben, ist eine Ministerkrise ausgebrocken. Sech« der Linken ongebörige Minister find zurückgetreten und man erwartet jetzt die Demiifion de« gesamten Kabinetts.
Achtung, Parteigenossen! Die Kommunisten versuchen, zur Teilnahme an ihrer Lustgarten- Versammlung am Sonniag auch Angehörige unserer Partei zu ge- winnen. Die Kundgebung richtet sich gegen unsere Parteigenossen im Landtag, weil fie die gegen den fortgesetzten kommunistischen  Rodau ergriffenen unvermeidlichen Schutzmaßnahmen gebilligt haben. Die Teilnahme an einer Kundgebung, die sich gegen dieeigene Partei richtet, ist mit den Pflichten eines Parteigenossen nnver- einbar. Jeder einsichtige Arbeiter bleibt der SPD.  - Veranstaltung fern! Lezirksverband Berlin   der Vereinigten Sozialdemokratischen Barke, Deuischlands.
Ein Zusammenstoß mit Stahlhelmleuten. Eilenburg  . 11. Mai.(TU.) Wie dieEilenburger Neuesten Nachrichten" berichten, kam es am Himmelfahrtstage anläßlich eines Kreiskriegerverbandes, zu dem sich Kriegerverein« aus dem ganzen Kreis« sehr zahlreich eingesunden hatten, zu schweren blutigen Ausschreitungen. Als Stahlhelmleute aus den be- nachbarten Ortschaften in der Stadt ihren Einzug hielten, begannen Reibereien zwischen den Stahlhelmvertretern und Ko m m u- nisten, die in Tätlichkeiten ausarteten. Am städtischen Schützen- Hause ging es ebenfalls scharf und blutig her, bis endlich Ruhe ein- trat zu der Stunde, wo die Festteilnehmer zum Gottesdienst ver- fammckt waren. Nach Abmarsch ertönte aus der tausendköpfigen Menge von einer kommunistischen   Gruppe heraus die Internationale, die jedoch durch Absingen des Deutschlandliedes unterdrückt wurde. Wieder ertönten von den Kommunisten Schmöhrufe: auch wurden Steine auf die Festiellnehmer geschleudert. Ein starker Stoß- t r u p p griff die Kommunisten an. Trotz festen Zugreifens der Polizei setzten sich die Schlägerien auf dem Wege zum Schützen- Hause fort. Einzeln« Stohlhelmleute erlitten Schlag- und Stichver- letzungen: auch der hiesig« Kommumstenführer wurde schwer ver- letzt. Zur Unterstützung der städtischen Polizei traf aus dem benachbarten Torgau   Schupo ein. Die hiesige SPD.   hatte noch in letzter Stunde die Arbeiterschaft vor Provokationen gewarnt. Die Ruhestörer waren meistens Burschen zwischen 15 und 20 Iahren. Die Zusammenstöße dauerten bis in die späten Nachmittagsftunden an.
Deutsthvö'lkifthe unter sich. Der Führer der Deutschvölkischen Freiheitspartei  , v. G r a e f e- G o l d e b e e, tritt in einem Schreiben an die BS.-Korrespondenz eine Flucht in die Oeffentlichkeit an. Er beklagt sich darüber, daß hintenherum" ein systematischer Feldzug gegen ihn betrieben wird, um sein« Aussage vor dem Staatsgerichtshof in politischen und nationalen Kreisen ol« landesverröterisch hinzustellen. Herr Graese bezeichnet diesen Feldzug als Gift- rn i s ch« r e i. Wer sind die Giftmischer? Etwa die Juden oder die so arg gelästerten Sozialdemokraten? Ach nein, die Spuren deuten, wie Graes  « mitteilt, aus Persönlichkeiten hin, die ihm früher parte!« politisch nahestanden, und auf Stellen, an deren L o y a l i- tat er in Leipzig   appellierte, und er behält sich alle weiteren Schritt«gegen dies« Methode,«inen unbequemen politischen Gegner in seinen eigenen Freundeskreisen zu diskreditieren", aus- drücklich vor. Also auch dieser deutschvölkisch« Skandal endet damit, daß sich die deutschvölkischen Recken gegenseitig Londesver- rat, Giftmischerei und ähnlich« alldeutsche Tugenden vorwerfen. Man darf gespannt sein, ob und wie sich nunmehr die geheimnisvolle Gegenseite äußern wird. Hefängnisfürforge. Aus Sachsen   wird uns geschrieben: Dom sächsischen Justiz- Ministerium ist eine Gefängnisfürsorge ins Leben gerufen worden. Ihre Ausgabe ist es, den Gefangenen(seien es Unter- suchung-- oder Strasgcsonqene) während der Haft mit Rat und Tat beizustehen und auf sie durch Förderung ihrer inneren Wand- lang und Erweckung und Stärkung ihres Besserungswillens so ein- zuwirten, daß weitere Straftaten verhütet werden. Die Gefängnis- fürforg« wird durch staatlich angestellt« Fürsorger aus- geübt. Der Fürsorger muß seinen Schützlingen menschlich näher- treten und ihr Vertrauen erwerben. Dazu gehört, daß sich beim Fürsorger Menschenkenntnis und die Fähigkeit, sich in die Seele straffällig gewordener Menschen und Gefangener zu versetzen und sich feinfühlig auf die seelische Eigenort jedes einzelnen Schützlings einzustellen, mit vorurteilsloser Menschenliebe vereinen. Individuelle Behandlung jedes Schützlings ist die Hmipffache. Der Fürsorger muß sich Einblick in den Entwicklungsgang und die Lebensverhältnisse seiner Schützling« verschaffen. Tie Herbeiführung geordneter äußerer Lebensverhältnisse und die Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse des Schützlings wird den Erfolg wesentlich befördern. Von entscheidender Bedeutung ist, daß der Fürsorger den Berkehr mit den entlassenen Ge- fangenen zu ihrer weiteren Förderung unauffällig aufrechterhält, fie auch in der Freiheit weiter betreut und nötigenfalls die Schutz- aussicht übernimmt. Soweit sich der Fürsorger der Fürsorgearbeit nicht persönlich unterziehen kann, muß er sich fteiwtlliger Heiser bedienen. Die Gesangenenanstaltsbeamten sollen den Fürsorger bei seiner Arbeit unterstützen.__ das Saarunrecht im englischen Unterhaus. Paris  . 11. Mai.(TU.) Sir John Simon brachte im Unter- haus die Saarangelegenheit zpr Sprache. Er kritisiert« in scharfer Weise die Verordnung der Saargebietskommission. Wood, Unterrichtsnünister uiid Vertreter Englands in der letzten Sitzung der Kommission des Völkerbiindsratcs, in der diese Frage aufge- warfen wurde, erwidert«, daß er vielleicht die Streichung dieses Dekretes hätte beantragen können, doch hätte man ihn zu schwach im Rat« unterstützt. Immerhin werden die verschiedenen Mitglieder. regierungen eine Mitteilung über eine Untersuchung der Derwaltung des Saargebietes erhalten. Danach ergriff Asquith   und Lord Robert E e c i l das Wort, um diese Verordnung ebenfalls in schärf- sten Ausdrücken zu rügen. Dabei äußerten sich beide auch abfällig über die Ruhrbesetzung und die ftanzösisch« Politik. Mac N e i l l gab darauf namens der Regierung zur Antwort, daß sowohl Ruhr. aktion wie die Frag« der Saargebietsverwoltung in einem gewissen Zusammenhang stehen. Wie aber auch die Antwort der englischen  Regierung auf die deutsche Note aussallen möge, die Auftechter- Haltung des Bündnisses mit Frankreich   bleibt unverändert. Wenn dieses Bündnis nicht existieren würde, wäre auch jede Sicherung des Friedens in Europa   für die Zukunft vorüber. Die Entente sei das einzige solide Gebäude in einer Welt des Chaos. London  . 11. Mai.(MTB.)Daily Telegraph  " schreibt zu der gestrigen Unterhausdebotte über das Saargebiet und die Repara- tionen. olle diese Reden hätten die französische   Aktion scharf kritisiert. Der Saarerlaß habe nicht einen einzigen Verteidiger gefunden und könnte taffächlich unmöglich ernstlich verteidigt werden. Der Stim- mungsum�chwung im Unterhoufe, der bereit-? schnell vor sich gehe, schein« gestern sein Tempo sichtbar beschleunigt zu hoben. London  , 11. Mai.  (WTB.)- Am Schluß der Saardebatte er- klärte im Namen der Regierung Mac N e i l l: Während der De- batte sei viel Kritik geübt worden, sie sei jedoch nicht berechtigt ge- wesen gegen die britische Regierung. Sir John Simon habe den Derwaltungeausschuß des Saorbeckcns angegriffen, aber die britische Regierung habe keinen Vertreter in diesem Ausschuß. Sie sei nur in zweiter und dritter Lim« verantwortlich gegenüber dem Völker-
bundsrat, wo sie einen Verireter Hab«. Mac Neill erklärte, er stimme vollkommen mit Asquich darin überein, daß kein ein- z i g e s Mitglied des Hauses vorhanden sei, das den Saarerlatz als solchen verteidigen würde, ober es folge daraus nicht, daß es gut gewesen wäre, von irgendeinem Standpunkt unmittelbar eine solche Aktion zu unternehmen. Asquith ljebe vorgeschlagen, daß eine besondere Zusammenkunft des Völkerbundrats einberufen werden solle, um den Erlaß zu verurteilen, welche Sicherheit könne jedoch das Haus haben, daß wenn der Völkerbundrat morgen ein- berufen werde, er den Erlaß verurteilen werde, es könne kommen, daß diese Sonderzusommenkunft des Völkerbundes den Erlaß bc- stärig'.e oder ihn nur mit geringer Mehrheit verurteile.
Die englische Antwortnote. London  . 10. Mai(MTB.) Reuter erfährt, daß jetzt die letzte Hand an die britische   Antwort auf die deutschen   Reparatians- vorschlage gelegt werde. Bisher sei kein Entwurf nach Pari- gesandt worden, aber aller Wahrscheinlichkeit nach werde die No:e in ihrer endgültigen Gestalt der französischen   und der belgischen Regierung in Uebereinstimmung mit den gewöhnlichen diploma- tischen Gepflogenheiten mitgeteilt werden, bevor sie Deutschland  überreicht werde. Es sei möglich, daß auch eine Kopie an die Der- einigten Staaten gesandt wird. Es verlaute, daß die italienisch- Antwort sich in derselben Richtung bewege wie die britisch«. London  und Rom   würden Abschriften ihrer Roten austauschen, bevor sie den betreffenden deutschen diplomatischen Vertretern ausgehändigt werden. Der diplomatische Berichterstotter des Daily Telegraph   schreibt, wie ausgesprochen rücksichtsvoll gegenüber den Ansichten und Ge- fühlen der Alliierten die britische Regierung sei, werde durch die bevorstehende britische   Antwort an Deutichland zutagetrcten, die sich sorgfältig einer Intervention im Ruhr- konflikt enthalten werde. Die Meldung, daß eine Abschrift des Entwurfes der britischen Note am Dienstag nach Paris   gesandt worden sei, entbehr« jeder Grundlage, desgleichen die Mcldurg, daß eine gemeinsam« Not« von London   und Rom   nach Berlin   ge- sandt werde. Debatte im Unterhaus. London  . 11. Mai.  (WTB.) Unterhaus. Das Miizsted Lam­bert fragte den Premierminister, ob, da die in der Dcaulworiung der deutschen   Reparationsnote oerfolgte Politik eine sich erweiternde Meinungsverschiedenheit zwischen der ftanzösischen und der briu- schen Regierung bedeute, er rn volle und offen« Verhandlungen mit der französischen   Regierung treten werde, die Tatsache im Auge haltend, daß ohne alliierte Solidarität kein dauernder Friede in Europa   oder der asiatischen Türkei   bestehen könne. B a l d w i n erwiderte, Lord Eurzon habe am 20. April im Oberhause zum Ausdruck gebracht, daß die britische Regierung sich der Wichtigkeit der Auftecyterhaltung der alliierten Solidarität voll bewußt fei, auf die ihre augenblickliche PÄi:ik gegründet� sei. Berkel« fragte, ob der Minister jetzt jagen kömie, ob dem Hause die britisch« Antwort auf die deutsche Note rechtzeitig für die hcuUge Debatte zugestellt werden könne. Baldwin erwiderte: Rein, ich glaube nicht, daß die Note an Deutschland   schon abgesandt ist. Kenworthy fragte, ob die kürzliche Note der deutschen   Rc- gierung über die Reparationen der Regierung der Bereinigten Staaten überreicht wurde, und ob die britische Regierung bcab- sichtige, Ansichten über diese Note mit der amerikanischen   Regierung ebenso wie mit der italienischen   Regierung auszutauschen. Bald- w i n erwiderte, die Antwort auf den ersten Teil der Frage loure bejahend und auf den letzten Teil verneinend. Die Vereinigten Staaten   hätten keinerlei Ansprüche an Deutschland   gestellt, und es sei keinerlei Anzeichen dafür vorhanden gewesen, daß sie zu Rate zu ziehen etwas anderes als eine Quelle der Behinderung für sie fein könne. Wedgwood Venn ftagt«, ob es nicht Tatsache ist, daß d-r- deutsche Vorschlag, di« Forderung der Alliierten einem Schied?- gericht zu unterbreiten, auf eine Rede des Staatssekretärs Hugh:? zurückzuführen sei? Baldwin antwortete, dies sei ihm nicht bekannt. Greenwood fragte den Premiermmister. ob er berei: sei, im Namen der britischen Regierung der deutschen   Regierung mitzuteilen, daß. wenn sie bereit sei, die vorgeschlagenen Zahlungen an Reparationen von IZ-i auf Zl-Milliarden Pfund Sterling zu erhöhen, er willens fei, die besten Dienste Englands zu oerwenden, um Frankreich   und Belgien   zu überreden, die Verhandlungen wieder zu eröffnen. Baldwin bat, die Derösfentlichung der Ertvidcrnrg der britischen Regierung auf die deutsch  « Note vom 2. Mai obzu-
Theater. ,ver Zaun" von Eüwarö Knoblauch. Der englische   Verfasser ist auf der deutschen   Bühne kein ganz Unbekannter. Vor etwa zehn Jahren wurde in Berlin   eine Komödie von ihm bereits gespielt. Sein neues Stück(in den Kammer- spielen» setzt mit einem Akt«in, der in leinen originellen Humovcn an Shawschen Geist gemahnt. Sehr drollig wirkt die Jronisierung der kashinablen Gcntlemenmanieren in den Szenen, wo de? tadel- lose Lord Stonbury, vom Nennen heimgekehrt, in dem er 70 000 Pfund verloren, und sich nun zum Abschiede von dieser miserablen Welt rüstet. Die Bagatelle des Selbstmordes soll ganz korrekt erledigt werden. Don dem gleichgesinnten, durch langen Dienst in adeligen Häusern zu eben solchem Fanatismus der Dezenz aufge- stiegen«» Kammerdiener läßt er sich den Revolver bringen und gibt Anweisungen, wie er sich bei Aufsindung des Leichnams takwsll zu verhalten haben. Und dieser Ton wird dann in dem Gespräch mit dem jungen Mädchen, einer Frauenrechtlerin und Susfragetle, in die er, soweit sein Temperament es zuläßt, verliebt ist, launig sortgesponnen. Der Zuschauer weiß ja, da noch zwei Akt« ausstehen, daß für dos kostbare Leben der Lordschaft im Ernste nichts zu fürchten ist. Die Rettung kommt von einem renommierten Wucherer, der trotz alledem noch einmal leiht, und einem mythologischen Faun, der vom Hydepark her durchs offene Fenster unter Gejuchze und Möckern  - dem Pnrgelächter, durch einen Schwanz und kleine Hörnerchcn in feiner Abstammung legitimiert, ins Zimmer springt. Der Geselle möchte die seine Welt nun kennen lernen, und er erbietet sich, wenn ihn der Lord   in sein« Kreis« führen wolle, zu allen Diensten. Sein Riechorgan sei derart wunderbar entwickelt, daß er bei jedem Pferd die Chancen, die es bei dem Rennen habe, im voraus wittere. Seine Tips sind also schlechterdings unfehlbar. Was kann der Freund vom Freunde mehr verlangen? So wird nach manchem ulkigen Hin und Heer der Bund geschloffen. Es bietet sich di« Aussicht auf eine aus- o-laffei« Persiflage des geschminkten Geselllchaftstreibens. da der Faun alsbald in einen italienischen   Prinzen nerwonMt wird. Aber der anfängliche Elan läßt in der Ausmalung dann leider recht erheb- lich noch. Es wird viel Wasser in den Wein getan. Mit der Hu- Möglichkeit der Situationen hält ihre Unterhasisamkeit nickt Schritt. Und der boshast-naive Spotteuiel wande't sich im Schlußakt zu einem deklamatorisch moralisierenden Ehestister. Bis er dann endlich durchs Fenster wieder in die Freiheit flüchtet. Di« Aufführung unter Ludwig Iubelstys Regie war frii» und munter. Gestalt und Mienen Paul Henckels   entsprachen freilich der Borstellung, di« man von griechischen Faunen hat. wenig, aber der Darsteller verstand es, durch Gelenkigkeit des Spieles und eigenartige Naturlaute der Figur eine eindringliche Prägung zu ver- leihen. Das Publikum ging bis zum Ende in animierter Stimmung mit. ät.
Kayßler?«bichiebSrolle. In TolstoisUnd das Si-St i-Seint in der Finsternis', dessen Erstaufiührung am Sannabend in der Bottsbühne statt- findet, beschließen Friedrich Kaqßler und Helene Febdmer ai«.Nikolai Ywanowitich" undMarja Jwanon-na' Ende dieses Äonat« ihre Tätigkeit an der PolkSbühne.