rcrflt'que L?s Herrschaft über 5te Arbeiter M gewinnen, ist die Parole„Arbeiterregierung" hinausgervorfen worden. Nicht um die Arbeiter zu vereinigen, sondern um die. KPD. zur herrschenden Partei in der Arbeiterbewegung zu machen, wird nach„(Einheitsfront" gerufen. Nie ist die gerade Ehr lichkeit und das gesunde proletarische Empfinden gewissenloser mißbraucht worden als mit den Parolen„Arbeiterregierung' und„Einheitsfront". Wollen die Kommunisten das Ziel, das sie sich mit diesen Parolen gesteckt haben, erreichen, so müssen sie zunächst eins versuchen: Die Zerstörung der S o zi ald e m o k r a t i e. Deshalb wird auch der Sozialdemokratie in der Ideologie der Kommunisten nie die Rolle einer Arbeiterpartei zuge- wiesen. Sie ist der„Verräter", der„Agent", der„Lakai der Bourgeoisie", der Vorposten und Platzhalter der Bourgeoisie im Proletariat, nicht der rechte Flügel der Arbeiterklasse, son dern„der linke Flügel der Bourgeoisie". Bereits in der Eröffnungsrede des vierten Weltkongresses erklärte es Sinowjew für einen Grundfehler, die Sozialdemokratie etwa als den rechten Flügel- der Arbeiterbewegung ansehen zu wollen. Er hat es bestimmt— und die deutschen Kommu- nisten folgen ihm getreulich—, die Sozialdemokraten sind Verräter, verkappte Bourgeois.„Einheitsfront" und„Arbeiter- regierung" sind notwendig, um die sozialdemokratischen Arbei ter von ihren lakaienhaften Führern abzutrennen und für den Kommunismus zu gewinnen. Die Entwicklung der beiden letzten Wochen hat ja in Sachsen einwandfrei gezeigt, daß es der KPD. durchaus ernst damit ist, mit der„Arbeiterregierung" die„Liquidie- rung der Sozialdemokratie" zu erreichen. Denn noch bevor die Regierung Zeigner Gelegenheit gehabt hat, sich einzuarbeiten, werfen ihr schon die Kommunisten Knüppel zwischen die Beine und drohen mit ihrem Sturz. Die Ablehnung des gemeinsamen Aufbaues des Proletarischen Ordnerdienstes durch die Landesleitung der sächsischen Sozialdemokratie, die inzwischen von einer Reihe ,on Unterbezirken der Partei bestätigt worden ist, weil die sozialdemo kratischen Arbeiter, gewitzigt durch die Erfahrung mit der KPD. , ihn nicht wollen, wird von den Kommunisten zu einer neuen Hetze benutzt. Und Böttcher selbst geht mit seinen neuen Forderungen schon völlig in der Richtung Ruth Fischer unter, deren Vorschläge er noch am 27. März als außer- ordentlich leichtfertig und auf völlig mangelnder Sachkenntnis aufgebaut bekämpfte. Das Gesamtinteresse der A r beite r b e w e- gung fordert gebieterisch, daß die Sozial- demokratie den Kommuni st en auf diesem Wege die Gefolgschaft oerweigert. Mögen die Kommunisten so weiter arbeiten. Sie werden dann sicher das erreichen, was die KPD . Sachsens der Richtung Ruth Fischer vorausgesagt hat: Daß das Vertrauen der Massen in der KPD. äußer st erschüttert und ihr Einfluß in katastrophaler Weise auf eine kleine Minderheit reduziert wird. Vielleicht überlegen sich die Kommunisten einmal, ob diese Art der„Ein- hcitsfront" und de?„Arbeiterregierung" nicht am Ende die Liquidierung ihrer eigenen Partei bedeutet.
§ür foZialüemokratischen Grünungsüienst. Die Generaloersammlung der Kreisorganisation Borna nahm folgende Entschließung an: „Die am S. Mai im Volkshaus zu Borna tagende Kreisgeneral- Versammlung hält die Richtlinien des Bzirksvorstandes für sich als bindend. Die Ortsgruppen sind gewillt, den Ordnungsdienst inner- halb der Partei zu schaffen und lehnen eine betriebsweise Zu- sammenfastung mit der SPD. und den Parteilosen ab." Die Generalversammlung des Unterbezirks Döbeln nahm folgende Entschließung an: „Die am Sonntag, den ö. Mai, in Döbeln tagende Unterbezirks- generalvsrsammlung stellt sich entschieden auf den Boden der Richt- linien des Bezirks. Sie lehnt eine gemeinsame Bildung de» Selbst- schutzes mit den Kommunisten ab, da sie in der politischen Einfiel- lung der KPD. keine geeignete Grundloge zu positiver Arbeit er- blickt.
Die Versammlung sieht in dem Bestreben der KPD. , einen' Gegensatz zwischen Führern und Massen der VSPD. zu konstruieren, einen Versuch, die Partei zu schädigen und lehnt dieses Be- ginnen in s ch ä r f st e r Weise ab. Macht die KPD . die Ablehnung des gemeinsamen Selbstschutzes zur Kabinettsfrage, so erklärt die Versammlung, daß die KPD. hierfür alle Verantwortung trägt."
Neuregelung öes Lohnabzugs. Im Steuerausschuß des Reichstages wurde heute der sozialdemokratische Antrag über die Neuregelung des Lohn- abzuges beraten. Es wurde beschlossen, die Abzüge für den Steuerpflichtigen und seine Ehefrau um 50 Pro;., die Abzüge für die minderjährigen Kinder um 10 0 P r o z. und die Abzüge für Werbungskosten um 150 Proz. zu erhöhen. Durch diese Beschlüsse, die bereits die Zustimmung des Reichstages gefunden haben und zum 1. Juni in Kraft treten werden, ist künfttg steuerfrei: Für den Steuerpflichtigen und feine Ehefrau ein monatliches Ein- kommen von je 12 000 M.(8000 M.), für jedes minderjährige Kind 80 000 M.(40 000 M.), für Werbungskosten 100 000 M. (40 000 M.). Bei einer Familie mit zwei Kindern ist demnach ein monatliches Einkommen von 284 000 M.(136 000 M.) steuerfrei. Die jetzt beschlossenen Sätze entsprechen im wesent- lichen dem Vorschlage der Sozialdemokraten, vor allem bei der Erhöhung der Werbungskosten und der Kinder- ermäßigungen._ Das Düsselüorfer Toöesurteil. Organisation Heinz. In der Verhandlung der Sitzung des Düsseldorfer Kriegs- gerichts gegen den Kaufmann Schlageter-Berlin , der zum Tode verurteilt wurde, den Studenten Sadowfky, der lebenslängliche Zwangsarbeit erhielt und fünf andere An- geklagte, die mit Freiheitsstrafen zwischen 5 und 20 Jahren bestraft worden sind, wurde den Angeklagten bekanntlich vor- geworfen, Spionage getrieben, Anschläge gegen die Per- sonen der Besetzungstruppen und Spreng st offatten- t a t e an Bahnkörpern begangen zu haben. Es wurde ein Zu- fammenhang dieser Unternehmungen mit einem Mitglied des Krupp-Direktoriums, andererseits auch mit der Leitung der Deutschvölkifchen in Berlin behauptet, der von beiden Seiten bestritten wird. Wir brauchen kaum zu sagen, daß Feststellun- gen französischer Kriegsgerichte für uns nicht überzeugend sind, das gilt insbesondere für die behauptete und in keiner Weise bewiesene Verbindung der Organifatüm mit der Firma Krupp , die man augenscheinlich nur konstruiert hat, um das Iustizverbrechen von Werden zu beschönigen. Grundsätzlich ist daran festzuhalten, daß die fremden Truppen kein Recht haben, sich im neubesetzten Gebiet auszu- hallen, daß sie kein Recht haben, über Einwohner dieses Landes Gericht zu halten und über sie Todesurteile zu fällen. Jedes von ihnen vollzogene Todesurteil ist in höherem recht- lichem Sinn Mord. Aber mit dieser grundsätzlichen Klar- stellung ist der Fall noch nicht erledigt. Denn das Austauchen unkontrollierbarer Banden im Ruhrgebiet bedeutet eine u n- geheure Gefahr— nicht für die französischen Truppen. aber für die Bevölkerung des Gebiets selbst und für den Aus- gang des Kampfes. Die organisierte Arbeiterschaft steht jenen Geheimorganisationen, die im Ruhrgebiet ihren Privatkrieg mit den Franzosen organisieren wollen, mit unbesiegbarem Mißtrauen gegenüber, und dieses Mißtrauen beruht auf einem sehr gesunden Instinkt. Denn nur Kinder können glauben, daß der deutsch -französische Konflikt mit den Mitteln eines Heckenkriegs zu lösen ist. Daß in den unvermeidlichen Ausgang eines solchen törichten und sinnlosen Heckenkriegs das Schicksal des Ruhrvolkes und ganz Deutschlands mit hin- eingerissen werden könnte, ist ein unerträglicher Gedanke. Möge dieRegierungdie Gefahr erkennen, die von dieser Solle kommt, und mit den oroanisierten Arbeitern des Ruhrgebiets gemeinsam alle Kraft einsetzen, um der drohenden Ent- artung des Kampfes vorzubeugen.
§eanz v. puttkamer freigelaffen. München , 12. Mai. (Eig. Drahtl-ericht.) Franz v. Puff» kamer ist heute morgen gegen eine Kaution von S Millionen M. aus der Haft enttassen worden. Das Volksgericht hat der eingehend begründeten Hastbeschwerde des Verteidigers Puttkamers ftattg«, geben, ohne ihn außer Verfolgung zu setzen. Die erste Wirkung des Ausnahmegesetzes besteht m einem Per- bot der„Roten Bayernfahne" wegen eines Artikels des kommu- niftischen Blattes, der überschrieben war:„Der Widerstand bis zum äußersten." Der Ministerpräsident v. Knilling, der gestern abend nach Berlin gereist ist, um mit dem Reichskanzler die Lage in Bayern zu besprechen, wird am Dienstagstüh im Haushaltsausschuß die Gründe bekannt geben, die zum Erlaß des Ausnahmegesetzes ge- führt haben. Als Nachfolger des Münchener Polizeipräsidenten kommt in erster Linie der Oberregierungsrat Pirner im Ministe- rium des Innern in Betracht. Definitives über die Nachfolgeschast wird auch in der erwähnten Dienstogsitzung des Ausschusses ver- lautbart werden. Schwere Mißhanülungen in Mainz . Mainz , 12. Mai. (Eig. Drahtber.) Heute kommt die Nach- richt, daß am vergangenen Mittwoch am Säbelring schwere Miß- Handlungen Deutscher durch stanzösisches Militär vorgenommen wurden. Die Franzosen waren dazu übergegangen, zahlreiche am Säbelring wohnende Eisenbahnerfamilien einfach a u f die Straße zu setzen und die Wohnungen zu beschlagnahmen. Die fürchterlichen Szenen, die sich dabei abspielten, lockten zahlreiche Neugierige herbei. Plötzlich erschien am Säbelring ein Trupp von etwa 30 Mann Spahis zu Pferd und jagten mit gezogenem Säbel auf der Straße und dem Bürgersteig die Ansammlung auseinander, während andere Spahis auf Fahrrädern auf dem Fußsteig fuhren und mit Reifeisen auf die Auseinanderstiebenden einschlugen. Die Vorgänge hielten bis zum Einbruch der Dunkelheit an. Von Zeit zu Zeit erschienen Militärzüge und es wiederholte sich immer wieder dasselbe Schauspiel vor den Augen der entsetzten Zuschauer. Der Anschlag aufCaillaux. Nachspiel in der Kammer. Paris , 12. Mai. (EP.) In der gestrigen Kammersitzung toter. pe liierte H err i ot über das gegen Eaillaux verübte Attentat. Er stPte, welche Maßnahmen die Regierung� zu treffen gedenke, um solche Zwischenfälle in Zukunft zu vermeiden. Die Kammer beschloß, die Diskussion dieser Inte»pellation zu verschieben. Botschafter houghton in New Port . Am gestrigen Freitag sind in New Port drei amerikanische Botschafter eingetroffen, und zwar der Botschafter in London Harvey. semer der Berliner Bot- schafler Houghton und der Madrider Botschafter Wood. Der Berliner Botschafter sprach sich dahin aus, daß in Deutschland seit der Besetzung der Ruhr die Arbeitslosigkeit zugenommen habe, daß aber die deutsche Regierung nicht gefährdet sei und daß Deutschland weit mehr an Arbeit als an Krieg denke. Deutsch- land habe den aufrichtigen Willen, hie Reparattonsstag« zu lösen. Es sei aber auch sicher, daß durch die. Besetzung der Ruhr die Erfüllung dieser Bestrebungen sehr erschwert werde. hölleiu im Hungerstreik. Die„Humanite" teilt mit, daß der Reichstagsabgeordnete Hö klein und der Kommunist P e r i, die bekanntlich als einzige der verhastet gewesenen Kommunisten nicht aus dem Sante-Gefängnis entlassen wurden, gestern abend S Uhr in dm Hungerstreik getretm sind. Sie haben diesen Entschluß dem Gefängnisdlrektor m einem Briest mitgeteilt, in dem sie gleichzeitig gegen ihre Gesangenhaltung protestieren. Mus See Partei. Zum Prozeß Zreoud. Am 11. Mai ist der Prozeß des Landtagsabgeo rdneten Ge« nassen Dr. Freund zum Abschluß gekommen. Das seinerzeit von der USPD. eingesetzte Schiedsgericht setzte seine Arbeiten mit Rücksicht auf den schwebenden Prozeß aus. Nunmehr wird sich der Bezirksvorstand der LSPD. Groß-Berlin erneut mit der Ange- legcnheit beschäftigen. Bezirk-vorsimtd BSPV. Berlin .
Ein Nlaibrief an öle Richter. Zu einem Prozeh war ich als Zeuge geladen. In einer neben- sächlichen Angelegenheit. Ich wäre auch pünktlich zu dem Termin erschienen, wenn er nicht ausgerechnet auf den 1. Mai anberaumt worden wäre, trotzdem mindestens drei„stadtbekannte" Sozialisten (teils als Partei, teils als Zeugen) mit dem Prozeß zu tun hatten. Ich mußte daher begründen, warum ich nicht am 1. Mai vor Gericht erscheinen konnte. Also schrieb ich— wie Apostel Paulus an die Korinther— an die Herren des Gerichts folgende Mai- e-pistel: An das Amtsgericht in F. Zu dem Prozeß 1 contra P bin ich auf 1. Mai vormittags 9 Uhr als Zeugen geladen. Aus nachfolgenden Gründen kann ich diestn Termin nicht wahrnehmen: Ich bin Sozialist. Was für den Katholiken das Fronleichnamsfest, für den Pro- testanten der Karfveitag, für. den strenggläubigen Israeliten Jom Hakippunn(Versöhnungstag), für den Mohammedaner. Id Adha (Beiramfest) zum Andenken an Abrahams Opfer ist für den Sozia- listen der Weltfeiertag am I. Mai. Wir Sozialisten demonstrieren an diesem Feiertag für den Achtstunderttag, der rücksichtslost Aus- beutung des Arbeiters durch den profitgierigen Unternehmer ver- hüten und dem Arbeiter Grundlage zu einem menschenwürdigen Dasein bilden soll. Ferner gilt der Maifeiertag der Versöhnung aller Völker und protestiert gegen jegliches Kriegs-Massenmorden. Wir deutschen Arbeiter bekunden damit aber auch unseren festen Willen zum Schutz der deutschen Republik gegen alle faschistischen und imperialistischen Umtriebe. Nachdem nun auch noch die Reichsregierung durch Erlaß Stellung zur Feier am 1. Mai genommen hat, glaube ich annehmen zu können, daß'mein Fernbleiben in der Verhandlung am 1. Mai hinreichend begründet erscheint. Ich brauche daher wohl nicht zu erwähnen, daß ich am 1. Mai auch infolge beruflich» Berpflichtun- gen nicht zu dem Termin erscheinen kann. Zu Ihrer Erleichterung darf ich wohl kurz den InHall des Erlasses der Reichsregierung anfügen. Nach dieser von der Reichs- regierung getroffenen Regelung haben am 1. Mai die Reichsbehör- den und ihre Betriebe in den Ländern, die den 1. Mai als gesetz. lichen Feiertag festgelegt haben, auf diese Tatsache Rücksicht zu nehmen, d. h. auch ihrerteits den 1. Mai als Feiertag zu betrachten. In den anderen Ländern können die Beamten und Angestellten und Arbeiter um Urlaub nachsuchen, der grundsätzlich überall soweit zu gewähren ist, als dadurch die Fortsetzung des Dienstbetriebes nicht in Frage gestellt ist. Nach dem Wunsch der Reichsregierung soll bei der Entscheidung über solch.» Anträge nicht engherzig verfahren werden. In Betrieben, in denen eine Dienstbefreiung zur Bestie- digung religiöser Bedürfnisse an nicht anerkannten Feier- tanen ohne Anrechnung auf den Urlaub o.der Lohnkürzungen ge- währt wird, gilt das gleiche auch für die Dienftbefreiung am 1. Mai. So weit der Erlaß der Reithsregierung.
Ich fetze daher voraus, daß das Gericht meine sozialistisch- religiöse Wellanschauung zu respcktteren weiß und mich für den 1. Mai von meinem Erscheinen als Zeugen vor Gericht entbindet. Da ferner zwei Personen der Parteien sozialistisch gesinnt sind, dürfre sicherlich auch von dieser Seite ein Antrag auf Vertagung an Gerichtsstell« eingehen. Max Eck-Troll. Der Brief war nicht erfolglos. Rechtzeitig und in prompter Beantwortung erhiell ich die Mitteilung vom Gericht, daß der Termin vom 1. Mai ausgehoben und ein neuer Termin 14 Tage später anberaumt wurde. Man steht: Es ist doch nicht zwecklos, wenn man ruhig und sachlich die Richter sozialistisch aufklärt. Daher sei dieses Beispiel zur Nachahmung empfohlen. Polasch und Perlmuiker. Die fröhliche Apotheose auf dos golden« Herz des amerikanischen Geschäftsmannes, die es vor Iahren in der Schumannstraße zu einem Sommer-Kassenerfolg brachte, wird jetzt im Central- Theater unter Rotterscher Oberhoheit ge- spielt. Mit dem Kassenerfolg wird es ja wohl auch hier wieder stimmen, aber Vergleiche sollte man lieber nicht ziehen. Den Potasch spielt Friedrich Lobe mit veredelter Herrnfeldgeste, nervös, gequält und weniger gerissen. Perlmutter ist Oskar Ebelsbacher, be- Hends im Wort, schnoddrig mit einem Stich ins Rührsame, was ihm nicht steht. Den Gauner-Advotat Feldmann gibt Leon W e i l l allzu farblos. Das Fräulein Zuschneider, das alles zum guten wendet, wird von Adele Förste lieblich und voll Ruhe gemimt. Heber die Herrschaften, die sich sonst auf der Bühne bewegen, sei der Mantel des Schweigens gebrettet. Die Komödie wurde im flotten Tempo ohne Ambitionen heruntergespielt. K. Aluminium als MLuzmetall. Als im Kriege, vor nunmehr etwa 6 Jahren, zum erstenmal Pfennige aus Aluminium geprägt und in den Verkehr gebracht winden, hat ll-b novi* niemand in Deutsch land träumen lassen, daß es dereinst solche Münzen im Wert vcm Hunderten von Mark geben würde. Das Reich macht freilich mit diesem Geld aus Leichtmetall eigenartige Erfahrungen. Als wir nach die Goldwährung hatten oder uns das wenigstens einbildeten, wurde der Aluminiumpfennig als Kuriosum betrachtet und gesammelt, so daß er im Verkehr kaum je eine Roll« spielte. Dann kam die Papier - geldfulut und schwemmte die letzten Reste unseres gemünzt»» Geldes hinweg, bis man sich endlich entschloß, an Stelle des aus dem Ver- kehr verschwundenen Silbergeldes größere Aluminiummünzen herzustellen. Von diesen war wirklich im Umlauf nur das Fünfzig- Pfennigstück: es verschwand aber, durch die fortschreitende Geldent- wertung überholt, auch bald wieder in den Kästen der Sammel- wütenden. Die Dreimarkstücke in Aluminium waren ihrem Nenn- wert nach schon bei der Ausgabe durch die Geldentwertung über- holt, und wenn nicht alles trügt wird es den neuen Zweihundert- Markstücken nicht anders gehen. Sie figurieren im Ausweis der Reichsbank zwar schon mit einer beträchtlichen Zahl von Milliarden; da man diese an sich sehr schönen und handlichen Münzen aber gleichfalls so gut wie nie zu Gesicht bekommt, so ist wohl der Schluß berechtigt, daß auch sie bisher fast völlig von den Sammlern ge» hamstert worden oder in den Westentaschen aufgespeichert sind.
Geht das so weiter, so wird die Hartgeldfabrikation für die Reichs� koffe schließlich doch noch einmal zu einem Geschäft, allerdings nur dann, wenn der Nennwert der Münzen hoch genug ist, um neben den Herstellungskosten auch den Materialwert zu decken, was bisher durch die immer wetter fortschreitende Entwertung der Mark oew- eitelt worden ist. Abschaffung der russischen Klöster. Der vierte allruMche Kirchen- Kongreß in Moskau entschied sich einstimmig dafür, daß den russischen Bischöfen die Eingehung einer Ehe erlaubt werden soll. Ebenso wurde von der Mehrheit ein Antrag angenommen, der aus die Ab» schaffung der russischen Klöster abzielt. Die Sitzung endete mit einer heftigen Debatte, die sich an den Vorschlag knüpfte, die Reliquien aus ben Kirchen zu verbannen. Die allgemeine Ansicht ging dichin. daß ein solcher Eingriff, der das religiöse Gefühl einer großen Zahl von Gläubigen schwer zu verletzen geeignet sei, unter allen Um- ständen bekämpft werden müsse. Man wies dabei auf die Vorgänge hin, die sich an die Ausgrabungen in Theben und die als Schändung empfundene Aufdeckung des Grabes von Tut-anbh-Amen geknüpft haben.» Das Aufsteigen der Lachse. Man weiß, daß der Lachs in geynsse Flüsse aufsteigt, um zu laichen, aber es war lange unklar, warum dieser Fisch manch« Gewässer bevorzugt und andere meidet. Nach neueren Forschungen besteht nun zwischen den Wanderungen des Lachses und dem Sauerftoffgehalt des Was! kr s eine unmittelbare Beziehung. Die Wanderung erfolgt beständig aus den weniger sauerstvffhaltiaen Wasserläufen in die an diesem Gas reicheren, und den stärksten Vorrat an Sauerstoff bieten die Wasserläufe, in denen der Lachs seine Wanderung unterbricht, um zu laichen. Er laicht dort, wo der Sauerstoffvorrat des Wassers ein« aktiös« Atmung ge- stattet. Diese Forschungen sind nicht nur theoretisch wertvoll, sie haben auch praktische Bedeutung. Man weiß jetzt, was den Lachs lockt, und man wird also bei Versuchen zur Wiederbesetzung von Wasserläufen mit Lachsen nur solche Flußläufe zu berücksichtigen hoben, die genügend Sauerstoff besitzen. Erstaufführungen der Woche. DieuSt. Deutsches Theater:.D e r Gras von CharolaiS . DonnerSt. Deutsch -Z Opcrnhau»:.Den Sott und die Bajadere'.— Schloßpartth.:.Johannis. feuer. Tonnab. LuftspielhauS:.Dieblau-Haw-it'.— fflroB« VolkSoper:.Die V o l k S 0 p e r". Tonnt. Th. i. d. Kommandantenstr.: .Julius Casar und seine Mörder». Urania -Borträge. Tonnt., Mont., Sounab.:.In nordische» Ländern». Dienst.. Mittw.. Tonn.:.Unter Wilden und wildenTieren». Freit.:.MitSangundKIang, mische» Schwarzwald und Alb». Erweiterung deS Charlottenburger Opernhauses. Da» Deutsche Opernhaus in Charlottenburg soll in Kürze umsangreiche Erweiterungen ersahren, und zwar soll der bisherige große RestaurationSbetried in ein Kammerfp i elhauS umgewandelt werden, in dem die Epicloper gepflegt werden soll; weiterhin will man da» Foyer in einen Konzerte s a a l umbauen.> „Berliner Gründer als Ttädtebauer.» Ueber diese Frage spricht Fritz Stahl aus Siviadung des Bunde» Deutscher Architelten, LtmdeSbezirk Brandenburg, am 14. imKünstlerhau», Bellevuestrajje 3(IL isaatz, abends 8 Uhr. Gäste sind willkommen.