Wenn es noch eines Beweises für die vollständige Ad» I Stocken gsrcn.en. Jedes politische Leben ist durch die Willkür der hängigkeit der deutschen Kommunisten von den we6)Ielnden staatlichen Bureaukratie bedroht. Den Minderheitsvölkern Bsdürsnisscn der russischen Außenpolitik bedurft hätte, dann wird das Leben im Staate immer schwerer gemacht, ihre Schu- genügt es, auf den heute in der„Noten Fahne" ver- len werden gedrosselt, in einer sinnlosen Straßen-
offentlichten Aufruf gegen einen angeblich in Aussicht stehen- den„neuen Weltkrieg" hinzuweisen. Jeder deutsche'Arbeiter begreift, daß Deutschland , um zu einer Lösung der Repara- tionsfrage zu kommen, den von England angesponnenen Fa- den aufnehmen und auf die englische Antwortnote in einem Sinne eingehen muß, der eine W e i t e r f ü h r u n g der Verhandlungen bis zur Begleichung der Differenzen ermöglicht. Insbesondere weiß doch jeder Arbeiter, daß das deutsche Kapital endlich zur Anerkennung seiner Zahlungspflicht gezwungen werden muß. Die russische Außenpolitik weiß es besser. Sie sieht in England den gefährlicheren Feind. Deswegen soll Deutschland und der deutsche Arbeiter Vorspanndienste leisten, er soll von der Auseinandersetzung mit dem französischen Militarismus, der die Ruhr besetzt hat, abgelenkt werden, weil das die Russen weniger interessiert als ihre imperialistischen Streitig- keiten, die sie in Asien mit England ausfcchten müssen. Nicht Verständigung, sondern Kampf, nicht fried- liche wirtschaftliche Entwicklung, sondern Unruhe und Ver- wirrung ist die Parole, mit der die Bolschewiki die deutschen Arbeiter an die Seite der deutschen Reaktiv- n ä r e führen. Jawohl,„die Stunde der Entscheidung naht", aber im anderen Sinne als der kommunistische Aufruf meint. Es naht die Stunde der Entscheidung darüber, ob es endlich gelingen wird, an Stelle des europäischen Wirrwarrs eine friedliche Verständigung, die allein den Ausstieg der Arbeiterklasse verbürgt, treten kann. Dafür und nicht für die Bedürfnisse der russischen imperialistischen Staats- Politik werden die deutschen Arbeiter sich einsetzen.
tafelpolitik lost sich das Vestreben der tschechoslowakischen Gewalthaber aus, die Republik zu einem tschechischen Nationalstaat
Memel und Litauen . Wirtschaftliche Schwierigkeiten. Aus Memel wird uns geschrieben: Am Montag, den 7. Mai, wurde durch den litauischen Minister- Präsidenten Galvanauskas die Autonomie des Memelgebietes
zu machen. Einer solchen Politik müßte die tschechoslowakisches oerkündet. Ueberaus kompliziert sind die durch die neue politische Sozialdemokratie, wenn sie sich nur etwas an ihre Vergangenheit' Konstellation geschaffenen wirtschaftlichen Verhältnisse im Memel -
Marschattsgereüe. Ffoch und Hindcnburg. F o ch� sagte am Montag in Prag : Als wir unsere Waffen in siegreichem«vturm gegen den Rhein trugen, geschah dies für die Unabhängigkeit aller unterdrückten Nationen. Wir haben für die Sache der Freiheit ge- kämpft. Sie haben uns gezeigt, in welchem Geiste vorgegangen werden mufr Wenn der Tag kommen wird, an welchem wir noch einmal für die Freiheit kämpfen werden, werden wir dies so wie in der Vergangenheit tun und rechnen auch mit Ihnen. Hindenburg ließ sich zugleich gegenüber amerikani- scheu Journalisten so vernehmen: Wir werden Vergeltung haben, und wenn es hundert Jahne dauert, denn d'« Geschichte wiederholt sich. Und was ich mehr als alles in der Welt wünsche, ist, daß ich selb st noch einmal die Waffen gegen Frankreich ergreisen dürfte. Herr Fach, der immerzu„für die Freiheit kämpft", ge- währt einen ebenso grotesken Anblick wie Herr 5iindenburg, der durchaus„noch einmal die Waffen ergreifen" will. Mögen sie, die während des Krieges in weichen Betten geschlafen haben, einmal persönlich gegeneinander mit Hand- granaten losgehen, vielleicht gewöhnen sie sich nachher die dummen Reden ab. � Prag unü Hamburg . Tie tschechische Koalitionspolitit. Der Artikel des Genossen I l l o o y„Prag und Ham- bürg" in unserer Abendausgabe vom 8. Mai findet in der deutschen Parteipresse der Tschechoslowakei lebhafte Eni- gegnungen. So schreibt der Reichenberger„Freigeist": In der Tschechoslowakei herrschen die reaktionären Parteien ohne hindernde Schranken. Sie setzen auf allen Gebieten des össent. lichen Lebens ihren Willen durch und gewinnen unter der Koali- tionsregierung, für deren Erhaltung die tschechischen Sozialdemo- kraien alles tun, was von ihnen oerlangt wird, täglich an Macht. Seit vielen Monaten ist die sozialpolitische Gesetzgebung infolge des Einspruches der bürgerlichen Machtgruppen völlig ins
erinnern wollte/ ein Ende machen. Aber sie s ch w e i g t zu allen Klagen der Minderheitsoölker, deckt durch ihre Zu- geHörigkeit zur allnationalen Regierungskoalition die Ungerechtig- kellen der staatlichen Behörden und macht sich so mitschuldig an der nationalistischen Vergiftung der ganzen inneren Politik Von einer Aowahr der Vorstöße der tschechischen bürgerlichen Parteien durch die tschechoslowakische Sozialdemotralie innerhalb der Koalition ist weil und breit nichts zu spüren. Zum Schluß wird im Hinblick auf Hamburg die Hoff- nung ausgesprochen, daß die tschechische Sozialdemokratie unter dem Einfluß der Internationale„endlich den Weg zurückfinden wird zu den Grundsätzen des Sozialismus und der Demo- kratie, die sie als Angehörige der jetzigen Koalitionsregierung nahezu in allen Fragen des politischen und sozialen Lebens preisgegeben hat, um mit an der Regierung zu bleiben." Die Internationale ües Sürgerkrieges. Der Kappist Oberst Bauer hält sich schon seit längerer Zeit in Oesterreich auf und versucht von hier aus die deutschvölkischen Umsturzplön« zu fördern. Ueber seine Tätigkeit lesen wir u. a. in der.Wiener Morgen zeitung": »Das Zusammenspiel der völkischen Kriegshetzer in Deutschland und in Oesterreich dauert trotz aller Ver- tuschungen und Ableugnungen ungeschwächt fort. Es scheint, daß die Völkischen mit ihrem durch die Ruhrkrise bereits erreichten Erfolg im Auftrage des französischen Imperialismus noch nicht zufrieden sind, vielmehr durch immer neu« Reizungen die Kosoli- d i e r u n g der inneren Verhältnisse in Deutschland und die Sanierung in Oesterreich unbedingt verhindern wollen. In Wien entfaltet der steckbrieflich verfolgte Oberst Bauer, der, wie schon berichtet, bei dem Professor Otte in der Sieveringer Haupt- straß« wohnt, ganz öffentlich leine Tätigkeit zur Organisierung des Bürgerkrieges. Er hat am vergangenen Montag abend eine Besprechung des Freikorps Oberland geleitet. In dieser Ver- sammlung wurde besSzlossen, Hitler als Oberhaupt aller Terrorverbände Oesterreichs anzuerkennen. Hitler will in der nächsten Zeit nach Oesterreich komnren und öffentliche Versammlungen in Wien und in den Hauptstädten der Bundesländer abhalten. Zu Pfingsten soll eine große Kundgebung des deutscharischen Wien bei Gelegenheit der Fahnenweihe der Frontkämpfer stattfinden." Der �republikanische" Hauptmann. Vor kurzer Zeit fand in Breslau ein Beleidigungs» Prozeß statt, in dem ein Hauptmann Fischer vom Reichs- wehrreginient Rr. 7 durch eidliche Zeugenaussagen der unglaub- lichsten Verhetzung seiner Mannschaften gegen die Republik überführt wurde. Er hat es fertig gebracht, vor seiner Kompagnie nicht nur die Rcichsfahne als Judenfahne zu beschimpfen, sondern auch schlankweg zu erklären, daß die Reichs- wehr zu gegebener Zeit der.Schweinebande von sozialdemokratischer Reichsregicrung"— worunter er die Regierung Wirth verstand— die„Gurgel durchschneiden" werde. Den Rathenaumord de- zeichnete er als ein« lächerlich« Lappali«: von diesem .Iudcnjungen" solle man nicht so viel Zlufhebens machen, da man genug von dieser üblen Sorte hätte. Ein Breslauer Blatt hatte dies« Tatsachen seinerzeit mitgeteilt. Das Offizierkorps trat darauf- hin als Kläger auf und der beklagte Redakteur wurde wezen Be- leidigung zu Geldstrafe verurteilt. Dann endlich erhielt der Reichs- wehrminister Kenntnis von der Hetze in dem Breslauer Truppenteil und suspendiert« den merkwürdigen Erzieher republikanischer Sol- baten vom Dienst. i_ Die erste Rangliste des deutschen Reichsheeres nach dem Kriege erscheint demnächst im Verlage der Buchhandlung E. S. Mittler u. Sehn.
gebiet. Handel, Industrie und Schiffahrt stehen im Zeichen einer schweren Krise. Die industriellen Betriebe sind in letzter Zeit zu umfangreichen Arbeiterentlassungen gezwungen worden. Man zählt heute zirka 180 Erwerbslose, für die monatlich 47S Millionen , Unterstützung gezahlt werden müssen. Der Absatz im Handel stockt völlig. Die Aufnahmefähigkeit des litauischen Hinterlandes ist be- deutend geringer als man angenommen hat. Eine Folge der Herr- schenden Kreditnot und Geldkrise ist drückende Geschäftsstille und der Mangel an Unternehmungslust in den kaufmännischen Kreisen. Es wird oersichert, daß sich viele Betriebe bereits mit dem Gedanken be- fchäftigen, ihren Sitz von Mcmel zu verlegen oder aber in hohem Maße abzubauen. An dieser betrübenden Wirtschaftslage sind neben dem Marksturz und die Unsicherheit über die wirtschaftspolitische Lage die Zoll-, Verkehrs- und Geldkalamitäten schuld. Nach Ansicht der memellöndischen Kaufmannschaft ist der litauische Zoll- t a r i f sowohl in seinen Zollsätzen wie in seiner praktischen Hand» habung durchaus ungeeignet, nicht nur für das Memelgebiet, fon- dern auch für Litauen selbst. Durch die Zoll- und Akzisesätze wird insbesondere der Arbeiterschaft eine unerträgliche Belastung auf- erlegt, da sie zur Verteuerung der Lebenshaltung führen müssen. Gegenüber dem ersten Vierteljahr.1922 ist im ersten Vierteljahr 1923 die Zahl der Frachtbriefe um 40 Proz., der Eil- frachtbriefe um 51 Proz., der Wagenladungsverkehr um 6S Proz. und der Hafenverkehr im Eingang um 34 und im Ausgang um 31,4 Proz. zurückgegangen. In ganz Litauen wurden am 1. April 1923 nur 201 Betriebe mit 4241 Arbeitern and 7695 Pserdekräften gegenüber dreimal so viel Betrieben mit mehr als viermal so vielen Arbeitern und 16 827 Pferdekräfteo im Memelgebiet sesigeslellt. Es ist zu hoffen, daß an diesen wirtschaftlichen Tatsachen die litauische Regierung nicht vorübergeht und dem Memelgebiet die Freiheiten einräumt, die zum Gedeihen einer Industrie im Interesse des Memellandes und Litauens notwendig fft. In einer Besprechung, die am Tage der Verkündung der Autonomie stattfand, erkannte der litauische Mini st erpräsident die großen Schwie- rigkeiten an, bezeichnete sie aber als vorübergehend und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die neue politische Konstellation zur wirt- schaftlichen Entwicklung des Memellandes und Litauens beitragen wird, denn dos Becken des Memelstromes sei Litauens natürlich?? Ausgang zum Meere. Der beschlußunfähige Reichstag. Der Reichstag fetzt« heut« vormittag 11 Uhr die Beratung des Haushalts des Innern fort. Beim Kapitel Reichsgesundheitsami warf Genossin Kunerl dem Präsidenten des Reichsgesundheitsamts, Dr. Bumm, vor, nicht rechtzeitig die notwendigen hygienischen Schutzmaßregeln angeordnet zu hoben, um den furchtbaren Nieder- gang unserer Volksoesundheit zu verhindern. Notwendig sei die Errichtung eines besonderen Reichsgesundheitsministeriums. Für ein« Entschließung der Deutschnationalen, in der die Reichs- regierung aufgesorderl wird, zu prüfen, ob die Organssation der sächsischen Landespoiizei nicht gegen die Vorschriften der Reichs- Verfassung und der Reichsgesetze verstößt, werden im Hammelsprung 129 Stimmen der Bürgerlichen für die Entschließung, und 95 sozm- listische und Kommunistische Stimmen gegen dieselbe abgegeben. Der Präsident stellt die Beschlußunsähigkeit des Hauses fest und beruft auf 125L Uhr die nächste Sitzung ein. In der neuen Sitzung wird die Entschließung gegen die Stimmen der Linken angenommen und der Rest des Etats debattelos erledigt. Die estnischen Parlamentswahien infolge der Auflösung wegen der Frage des Religionsunterrichts haben, wie es scheint, einen nicht unwesentlichen Erfolg der linksgerichteten Parteien ergeben. Es sind bisher gewählt: Landwirte 23, Sozialdemo- traten 15. Unabhängige Sozialdemokraten 5, Kom. rnunisten 10, Arbeitspartei(sozialistische Demokraten) 12, Volkspartei 8, Christliche Volkspartei 8, Nationalfrcisinnige 4, An- siedler 4, Russen 4, Deutsche 3, Wirtschaftspartei 2. Mieter 1 und demobilisierte Krieger 1.
vatertag. Von Paul G l�tmann. Di« Berliner Bevölkerung hat an ihrem Muttertag endlich der Mutter die verdiente Anerkennung gebracht..Di« Mutter denkt an dich alle Tage: denke diesen Tag an sie!", wurde dem Berliner auf zahllosen Plakaten zu Gemüte geführt. Em Reger aus Zentral ofrika, der dieser Tage in Berlin zu Besuch war, soll freilich entsetzt die Frage an seine Umgebung gerichtet haben:.Werden denn in Deutschland die Mütter so schrecklich behandelt? Bei uns wäre es nicht nötig, so viel Geld zu verschwenden, um die Kinder zur Lieb« für die Mütter aufzufordern.' Wie dem auch sein mag, es ist schön. daß man an diesem Tag den Müttern Vergißmeinnicht oder Flieder geschenkt hat, als Dank für den teuren Spinat, den sie für die Kinder kaufen mußten. Das sinnige Gemüt, das der heutigen Generation fehlt, wurde wenigstens an diesem einen Tag, wie durch den Zauberskab einer Fee hervorgelockt. Aber was dem einen recht ist, ist dem andern billig. Als deutscher Vater erhebe ich hiermit flammenden Protest gegen diese einseitige Bevorzugung der Mütter, deren Verdienste ich damit nicht schmälern will. Hat der Mensch nicht mindestens ebenso einen Vater, wie er eine Mutter hat? Im Namen Hunderttausender deusscher Väter protestiere ich gegen diese Ungerechtigkeit und ver- lange die schleunige Einführung eines allgemeinen deutschen Vater- tages. Unsere Eigenschaften verdienen ebenso«in« Anerkennung, wie die der Mütter, rnid es ist einfach unerhört, daß man in führen. den deusschen Blättern, wie z. B..Dies Blatt gehört der Hausfrau", uns stillschweigend übergeht, während die Mütter derart gelobt werden, daß kein Auge trocken bleibt. Wer wagt es, an unfern Verdiensten zu zweifeln? Schwingen wir nicht am Stammtisch, auf der Kegelbahn oder auf Herrenausflügen mit Heldenausdauer Reden, um die verlorengegangen« Moral der deutschen Jugend wie- dcrzuerlangen? Verzichten mir nicht schweren Herzens, noch ein weiteres Glas Bier zu trinken, um es in Milch für unsere Kinder umzusetzen? Bleiben wir nicht, soweit es uns möglich ist, unfern Frauen tteu, obwohl andere Frauen oftmals unser Wohlgefallen erregen? Wie soll der Vatertag beschaffen sein, werde ich gefragt. Man kann uns doch nicht etwa Veilchen oder Lavendel schenken, um sie im Knopfloch zu tragen. Das würde dem Ernst der Sache wider- streben. Eine von mir angestellte Enquete bei etwa einem Dutzend deutscher Väter hat soviel verschiedene Anregungen ergeben, daß es recht schwierig erscheint, eine Grundlage für den allgemeinen beut- schon Vatertog zu schaffen. Der eine stimmte für das sinnige Geschenk von Krawatten, durch deren Farbe und Muster sich sehr viel ausdrücken ließe, der andere teer für Hosenträger, wieder einer für eine warme Unterjacke mit
dem Motto:„Wärme für den Vater", ein anderer wollt« sich mit einem halben Pfund Butter begnügen. Ich dagegen stimme für Zigarren. Di« Zigarre ist das sichrbarsts Symbol der Männlichkeit. Ihr Anblick verrät Einfachheit und Kraft, ihr Duft vereint die ge- heimnisvolle Schwüle der Tropen mit dem tiefen Hauch des deut- scheu Waldes. Jeder, der ein Herz für den deutschen Bater hat, schenke ihm an einem bestimmten Tage ein« oder mehrere Zigarren. Ich habe diese Idee einem Bekannten von mir, einem Zigarren- fabrikanten, mitgeteilt. Er war begeistert und sagte, wenn es mehr solcher Köpfe gäbe, so wäre es um die Zukunft des deusschen Volkes besser bestellt. Azetylen als Betäubungsmittel. In der„Klinsschen Wochen- schrift" wird als ein neuerdings aufgekommenes Betäubungsmittel das A z etylen genannt. Das zu Bcleuchtungszwecken dienende Azetylen hat bekanntlich einen besonderen durchdringenden Geruch, der von allerlei Verunreinigungen, z. B. dem hochgistigen Phosphor- wassevftoff, herrührt. Das zu klinsschen Zwecken benutzte Azetylen ist von ollen diesen Beimengungen besrett und daher zwar nicht völlig geruchlos, aber es Hot keinen unangenehmen Geruch. Seine Wirkung als Anäfthetitum beruht wahrscheinlich auf einer Störung der Sauerstosfaufnahme durch die Nervenzellen. Es wird ein Ge- misch von diesem c reinigten Azetylen und Sauerstoff durch eine fest abschließende Maske' eingeatmet. Das Bewußtsein schwindet schon nach 1 bis 3 Minuten, und in ebenso kurzer Zeit erfolgt das Wiedererwachen. Diese Schnelligkeit in der Wirkung ist sür Arzt und Kranke gleich angenehm. Lästig« Folgen, wie Uebelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen und dergl., sind, wenn"überhaupt vor- Händen, von kurzer Dauer. Nachwirkungen gefährlicher Art sind in den bisher beobachteten 220 Fällen nicht eingetreten. Die Derwen- dung des Azetylens wird, wie man sieht, immer vielseinger. Gegen die kälkerückschlägc. Di« bekonnten drei Eis- heiligen sind bekanntlich nicht die einzigen Tage, an denen sich bei uns Kälterückschläge einstellen. Wir haben vor einigen Iahren noch im Juni sehr unangenehme Nachtfröste gehabt. Selbstverständ- lich sind diese Erscheinungen nicht auf Deutschland beschränkt, s« machen sich in allen Ländern der gemäßigten Zone bemerkbar. Bei uns leiden meist die Bohnen sehr, aber auch das Obst. In Kali- sornien, einem Lande, wo der Obstbau eine besonders hohe Blüte erreicht Hot, ist man zu einem geregelten Wetterdienst über- gegangen, um solchen Schäden vorzubeugen. Der Wert der Orangen- ernte Kaliforniens wurde im Jahre 1921 auf 100 Millionen Dollar geschätzt; im vergangenen Jahre aber wurde durch Nachtfröste die Hälfte der Frücht « vernichtet. Diese Erfahrung hat dazu geführt, daß die bereits bestelzenden Vorbeugungsmaßregeln besser ausgebaut wurden. In den Orangen- und Zitronsnoärlen sind Hunderttausende von Frostschutzöfen neu aufgestellt worden, Zentralstellen sind«in- gerichtet, die Petroleum und Benzin in großen Mengen vorrätig halten, und fliegend« Kolonnen stehen bereit, um auf telegraphische und telephonische Weisung sich on Ort und Stelle zu begeben, Feuerungsmaterial mitzubringer und die Oefen anzuzünden. Ein Wetterbureau mit 204 Beobachtungsstellen in Kalifornien gibt die Warnungen und Anweisungen: seine Leistungen haben sich bis jetzt
aufs best« bewährt. Man hat die Ueberzeugung gewonnen, daß diese „Cooperation ", d. h. Zusammenarbeit, sich gut bezahlt macht. Die Ruinen von Karthago . Die Ausgräber, die in den Ruinen vergangener Kulturen nach Schätzen suchen, sind nach der langen Pause des Krieges in vielen Teilen der Welt geschäftig. In Aegypten ist ein großckrtiger Pharaonenschatz ans Lichl gekommen: auf der Stätte des alten Ur spürt man den Bauten der Chaldäer nach, und eine eifrige Tätigkeit entfaltet sich ebenso in Jerusalem und in den Städten der alten Philister wie auf den Inseln des Stillen Ozeans oder im südlichen Mexiko . Besonders hat man sich in letzter Zeit auch mit den Ruinen von Karthago beschäftigt. Die Verhältnisse liegen hier sehr eigenartig. Di« Küste hat sich stark verändert seit den Tagen, da die Römer ihren gefährlichsten Nebenbuhler ver- nichteten. Dos Meer hat die Ruinen der Mauern überflutet, die die Karthager einst gegen die Angriffe der Wellen erbaut hatten. Einige von diesen altkarthagischen Mauersteinen kann man noch sehen, wenn man vom Boot in dos seichte Wasser blickt, das die Küste umsäumt. Genauere Beobachtungen aber hat das Flugzeug gemacht, das hier wohl zum erstenmal in den Dienst der Archäologie gestellt wurde. Indem man über der Wasserfläche an der Küsten entlana flog, tonnte der Verlauf der alttarthagischen Seemauer auf über 11 Kilometer hin festgestellt werden, und man hat vorzügliche photographische Auf- nahmen von dieser unter Wasser liegenden Mauer gemacht. Don den Ausgrabungen an der Stätte des alten Karthago sind kein« be- deutenden Funde zu erhoffen. Wohl kaum läßt sich in der Welt. geschicht« ein zweiter Fall nachweisen, bei dem eine Stadt so von Grund auf zerstört wurde, wie Karthago durch die Römer. Wenn auch nicht, wie die römischen Schriftsteller erzählen, der Pflug über da« mehr als 30 Quadratkilometer umfassend« karthagische Gebiet geführt wurde, so blieb doch von den Gebäuden nichts übrig. 17 Tage lang wüteten die Römer mit Feuer, bis tassächlich kaum noch ein Stein auf dem anderen geblieben war. Später erbauten sie eine Stadt an derselben Stell«: nach ihnen siedelten sich die Vandalen an, dann die Griechen, danach die Araber und andere Völker. Alle diese haben Steine des alten Karthago zum Aufbau ihrer Häuser verwendet, und die Ausgräber, die die Stätte der punischen Hauptstadt wisscnscbaftlich durchforschen wollten, müßten die verschiedensten Schichten aufeinanderfolgender Kulturen aufdecken. Diese Arbeit aber dürfte, wenn sie auch keine hervorragenden künstlerischen Funde liefert, für die Weltgeschichte von hohem Wert sein, denn wir wissen noch wenig von diesem kühnen und zähen Volk der Punier, das zwar von dar Erdoberfläche durch einen grimmigen Gegner fortgefegt wurde, dos aber in der Entwicklung des Weltverkehrs die größte Rolle gespielt hat und geniale Söhne sein Eigen nannte. Im Teutscheu Theater beginnt die b-utig« Erstaussührung von Richard Beer-HoffmannS.Der Graf von Charolai»" um 7 Uhr. Barlachs.Toter Tag« wird am 21. im Neuen Volkstheater »ur ersten Auffiihiunq kommen. Auher Agnes Straub find in tra- «enden Rollen beschäftigt: Carl Ludwig A ch a, und«rlbert Wäscher. Regie: Paul Günther, Bühnenbild:(nach einer Zeichnung von Bar» lach) Leo Dahl. Eine kanadische Nordpolexpedition? Die kanadische Regierung kaufte da« Shacklctonfchiff Ouest an, das zu einer RordpoleMedttilnr au». gerüstet werden soll.