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Daskaloffs. Man wollte ein noch wirksameres Mittel aus- finden, um ein mißfälliges Wahlergebnis auszuschalten. Man griff nach der Aenderung des Wahl. ge setz es. Der Proporz mußte beseitigt werden. Aber das Majoritätssystem birgt eine Gefahr der Realisierung aller oppositionellen Elemente in sich. Dann wäre der Krach der Regierung sicher. Man entschied sich für die Zerschlagung der großen departementalen Wahlkreise, die 20 bis 2S Depu- tierte wählten, für die kleineren Wahlkreise, die höchstens 2 bis 3 Deputierte wählten. Man rechnete mit dem isolierten Vor- gehen der Sozialdemokraten, der Kommunisten, der National- liberalen und des bürgerlichen Blocks. Im Verhältnis zu jeder dieser Gruppen konnte die Regierung die Mehrheit in kleineren Wahlkreisen mit allen ihr bekannten Gewaltmitteln bekommen. Und da fügte man dem neuen Wahlgesetz noch die Bestimmung an, daß die Partei, die über den Durchschnitt hinaufgeht und die größere Zahl Stimmen erhält, alle Mandate im Wahl kreise bekommt. Das Spie! der Regierung wurde nun leicht. Die Wahl kreisgeometrie gab ihr diei Möglichkeit, die Anwendung der Gewalt, die Sicherheit der Erlangung einer größeren Zahl der Stimmen, als jede andere Gruppe in jedem Wahl- kreis. Man ließ keine gegnerischen Agitatoren in den Dörfern erscheinen. Die Ortspolizei ließ den kecken Gegner verhaften und an einem sicheren Ort verbergen. Die Kontrolle der Stimmabgabe wurde weggeschafft, die Wahllokal« wurden von betrunkenen und bewaffneten Regierungsagenten vollgepfropft und der Terror innerhalb und außerhalb der Wahllokale ließ feine Wirkung voll erzielen. So siegte dierichtige Volksregierung" der Bauernpartei mit Hilfe derrelativen Mehrheit", die alle Minderheiten unter den Tisch fallen ließ. Die Kommunisten scharen um sich den unwiisiendsten, großmäuligsten und parasitischsten Teil der städtischen und ländlichen Armut. Der bürgerliche Block kann weder politisch noch wirtschaftlich ein Führer der bulgarischen Bauern, Ge- werbetreibeirden und dienstlichen Bevölkerung werden. Die wirtschaftliche Rückständigkeit des Landes und die nachkrieg liche Verarmung des Volkes läßt den Sozialdemokraten noch keinen freien Raum für eine gesunde, konstruktive, sozialistische Politik. So sind wir verurteilt, ohne Demokratie, ohne auf- bauenden Kapitalismus, ohne sozialistische Vorbereitung ein Opfer der Demagogie der Bauernpartei zu sein, die sich zu einer städtischen Bourgeoisie entwickelt, und der Dema- gogi« der städtischen Armut, die nur ächzen, fluchen, plündern kann und will, ohne daß sie einen positiven Schritt in der Richtung der Demokratie und der industriellen Entwicklung zu machen weiß. Harte, mühevolle, lange von neuem beginnende Arbeit auf allen Gebieten erwartet unser Sozialismus in diesem orientalisch zerrütteten Lande. Diese Einsicht ergreift alle unsere Kämpfer und das ist das einzig Erfreuliche in diesen trüben Zeiten._

Der Sieg der Saarbergleute. Nach einem beispiellosen Kampfe, der volle vierzehn Wochen von der Arbeiterschaft in ungebrochener Geschlossen­heit gegen einen mit allen Machtmitteln des militärischen Eroberers ausgerüsteten Gegner geführt worden ist, konnte der Streik der Saarbergleute ebenso geschloffen und unge- brachen siegreich beendet werden. Die Regierungskommission und die ihr unterstellte französische Grubenverwaltung haben alle Mittel des Terrors, der Korruption, der militärischen Gewalt, der Gesetzesverletzung Und der Aushungerung an- gewandt. Sie haben wohl unter den kommunistischen Berg- arbeitervertretern zwei Verräter gefunden. Diese Demaskierung der besondersrevolutionären" Arbeiterführer war aber auch so ziemlich alles, was die ftanzösischen Macht­haber erreichten. Und zu diesemErfolg" der Grubenver, waltung können sich die Saarbergleute nur beglückwünschen. Wenn jetzt dieRote Fahne" von einerNiederlage" im Saararbeiterstreik stöhnt, so ist das durchaus begreiflich: der Streik der Saarbergleute ist eine schwere moralische

Niederlage der Kommunisten. Sie haben in Lothringen einen Streik angezettelt und nach kurzer Dauer schmählich verloren. Die Organisation wurde zer- trümmert, alle Vertrauensleute gemaßregell, die Arbeit be- oingungslos wieder aufgenommen. Die de Wendel trium- phieren. Ganz anders im Saargebiet, wo die Arbeiterschaft unter viel ungünstigeren Derhältnissen den Kampf zu führen hatte. Alle Machtmittel der Rcgierungskommission, die im Saarland haust wie in einer eroberten Kolonie, zerschellten an der Disziplin und Geschlossenheit der Organisation. Diese erwies sich stärker als Bajonette und Korruption. Die ersten Verhandlungen wurden am 22. April zwischen der Bezirksleitung der Grube Frankenholz und den Bergarbeiterorganisationen geführt. Offenbar glaubte die Grubenoerwalwng mit den Zugeständnissen, die dort ge- macht wurden, die geschlossene Front der Bergarbeiter zu sprengen. Denn nach diesen Zugeständnissen auf Grube Frankenholz kamen die schlimmsten Terrorakte. Das Koali- tionsrecht wurde so gut wie beseitigt, man oerbot das Streikposten st ehen, den Arbeitern wurden ihre Wohnungen gekündigt und noch schärfere Maß- nahmen wurden in Aussicht gestellt. Das gewalttätige Vorgehen der Regierungskommission, das selbst im Dölkerbundrat die schärfste Kritik erfuhr, hat schließlich im englischen Unterhaus sowohl durch den Ne- gierungsvertreter wie durch die Opposition eine denkwürdige Verurteilung erfahren. Es ist zu hoffen, daß mit dem Korrup» tionsregime, das im flagranten Widerspruch zum Friedens- vertrag steht und eine friedliche Bevölkerung einer imperial!- stischen Willkürherrschaft ausliefert» aufgeräumt wird. Dazu hat der Widerstand der Bergarbeiter nicht zum wenigsten bei- getragen. Nach den getroffenen Abmachungen betragen die Durch- schnrttslöhne der Hauer 21 Fr.(10 Fr. Gedingelohn, 6 Fr. feste Zulage, 5 Fr. SOprozentige�Zulage). Die Mindestlöhne betragen 18,45 Fr. pro Schicht.

ostemichischen Natlanalrots, darunter Settz, Dr. Renn«? ijrÄ L ud o Hartmonn erschienen. Ms Vertreter der deutschen Bur- schenschast schließlich Freiherr v. Gagern, der Sohn des Präsi- denten der ersten deutschen Nationaloersanmüung in Frankfurt .

Krawall in Dortmund . Zusammenstoß mit der Schutzpolizei 7 Schwerverletzte. Dortmund , 13. Mai. (WTB.) Im Anschluß an ein« Ver- sammlung streikender Bergleute der Zechen Kaiser- stuP I und 2 bildete sich ein stärkerer Demonstrationszug, an dessen Spitze sich mehrere kommunistische Hundert- s ch a f t« n, mit Knüppeln und Hacken bewaffnet, setzten. Der Zug bewegte sich zur Zeche Minister Stein, um die dort Arbeitenden zur Arbeitseinstellung zu bewegen. Die Zeche war von Polizeibeamten des dortigen Be- zirks befetzt. Di« Beamten wurden mit Stöcken und Steinwürfsn von den Demonstranten angegriffen, auch fielen mehrere Schüsse aus der Menge Ohne Hinzukommen einer Verstärkung wären die Beamten überwältigt worden. Im Augenblick des Em. treffen? der Verstärkung, die ebenfalls mit einem Steinhagel empfangen wurde, waren die Tore zur Zeche gewaltsam geöffnet worden. Die Yolizeibeamten machten jetzt von der Waffe Gebrauch. Hierbei wurde ein Zivilist lebensgesähr- lich verletzt. Die Polizei war gezwungen, gegen die Demon- stranten vorzugchen und den Platz zu säubern. Bon den Polizei- beamten wurden durch Steinwürfe und Messerstiche sechs schwer und drei leichter verletzt.

vor dem tzamdurger Kongreß. Sitzung des Organisationskomitees. Hamburg , 18. Mai. (Eig. Drahtbericht.) Das Organisation«- komitee für den Internationalen Sozialistenkongreß in Hamburg trat heute früh 10 Uhr im Hamburger Cewerkschastshaus unter dem Vorsitz des Gen. Henderson zusammen. Anwesend sind die Die übrigen Schichtlöbne unter! Genossen Tom Show(England). Friedrich Adler (Wien ), Stauning

Tage betragen von 16,50 Fr. bis 20 Fr., die Schichtlöhne über j(Kopenhagen ), Bande rvelde(Brüssel), Abramowitsch(Rußland ),

Tage von 15,50 Fr. bis 18,75 Fr. Die Berantwortungszulage beträgt bis 10 Prozent, die Handwerkerzulage bis 12 Prozent. Die bisherige Frauen- und Kinderzulage von 1 Fr. pro Schicht bleibt bestehen. Wegen der Teilnahme amStreik oder wegen Ausübung von Funktionen, welche die Organisationen den Belegschaftsmitgliedern gegeben haben, finden keine Maßregelungen statt. Wenn auch nicht die ursprünglichen Lohnforderungen in voller Höhe durchgesetzt wurden, so bedeutet doch dieses Ergeb- j nis einen wesentlichen materiellen Erfolg, dar-! über hinaus aber einen großen materiellen Sieg der Saarbergleute über die gewalttätige französische Erubenver- waltung._ Die Seier in ßrankfurt a. N. jsnmkfurl a. 18. Mai. (WTB.) Zur heutigen Feier sind hier eingetroffen: für die Reichsregierung: Reichspräsident E b e r t, Reichsminister Dr. Brauns, Reichsminister Oeser, Ministerial- direktor Dr. Meißner und Ministerialdirektor Dr. Brecht: als Vertreter für die preußische Regierung: Ministerpräsident Braun, Staatsminister Dr. W« n d o r f, Staatsminister Hirt- iefer und Staatsminffter Severing; von den Regierungen der Länder Staat« präsidcnt Dr. H i e b« r- Württemberg, Ulrich- Hessen, Remmele» Baden, Ministerpräsident Zeigner- Sachsen: überdies Vertreter der Regierungen der anderen Länder mit Ausnahme von Bayern . Als Dertreter des Reichstags Reichstagspräsident L ö b s, die Vizepräsidenten Dr. R i e ß e r und Dr. Bell, sowie Dertreter aller Fraktionen des Reichstags mit Ausnahm« der Kommunisten und der Deuffchnationalen: für den preußischen Landtag Landtags­präsident Leinert und Abgeordnet« oller Fraktionen des Landtages mit Ausnahme der Kommunisten und der Deutsch - nationalen, ferner Dertreter und Abgeordnete sämtlicher deutschen Parlamente und der Dorsitzende des Reichswirffchaftsrats Lei- p a r t. Aus Oesterreich sind zehn Delegierte oller Parteien des

Brack«(Frankreich ). Wels und Erispien(Deutschland ). Das Organisationskomite« befaßt« sich zunächst mit den durch die Presse bekanntgewordenen Plänen der Kommuni st i- schen Partei aus Aulliß des Internationalen Kongresses. Es wurde bezüglich der kommunistischen Pläne folgende Entschließung gefaßt: Das Organisationskomitee des Hamburger Kongresses hat aus der Veröffenllichung des Rundschreibens der KPD. imHamburger Echo" erfahren, daß die Kommunisten ihre alte Tätigkeit, olle Ein- richtungen, die der Einigung der Arbeiterklasse dienen sollen, zu stören, auch hier fortsetzen wollen. Die Methode, die sie in diesem Falle einschlagen wollen, und die darauf abzielt, auch parteilos« Arbeiter zu Deputationen an dem Kongreß aufzubieten, vermag an dem Zweck der Agitation nichts zu ändern. Das Organisations- komitee begrüßt es selbstverständlich, wenn die Arbeiterschaft in den Betrieben zu den Arbeiten des Kongresses Stellung nimmt und ist überzeugt, daß die überwältigend« Mehrheit der Arbeiter das Werk der Einigung mit Freuden begrüßen und die kommunistischen Störungsversuche ablehn en wird. Die Stellungnahme der Hamburger Arbeiter wird überdies in der geplanten Kundgebung zum Ausdruck kommen. Es wäre daher ungerecht und zwecklos, weil der Kongreß zufällig in Hamburg tagt, von einzelnen Betrieben Deputationen zuzulassen, die den Kongreß nur in der Beratung de? wichtigsten Fragen der Politik der Arbeiterklasse stören würden. Aus diesen Gründen beschließt das Organisationskomite-, daß De- putationen sowohl aus Betrieben als auch von lokalen oder Landes­organisationen nicht empfangen werden können." Im übrigen befaßte sich das Organisationskomite - mit der Frage, welche Parteien zum Kongreß zugelassen werden sollen, und mit Vorschlägen an den Kongreß über 4 einzusetzende Kommissionen und deren Vorsitzende._ Scheidemcmn» Reichstagsrede über das Verbot der Deutsch - völkischen Freiheitspartei sst im Verlag für Sozialwissonschaft unter dem TitelDie rechtsradikalen Verschwörer" als Broschüre erschienen.

Kastanien. Bon Erich Grisar . Eine Stunde lang muß ich jeden Tag durch graue Straßen schreiten, um aus der Stadt, in der ich wohne, in die Lorstadt hinaus an meinen Arbeitsplatz in die Fabrik zu kommen. Eine Stund « lang bin ich ausgeschlossen vom tätigen Leben und trage nur einen Gedanken: Vorwärts, vorwärts, daß du nicht zu spät kommst. Und daneben taucht dann und wann ein« Frage auf: Ob wohl die Kastanien, die draußen vor der Fabrik stehen, schon Blätter angesetzt haben?, und später im Frühling, ob sie ihr« Gerzen schon aufgesteckt haben, und noch später, ob die Blätter wohl schon welken und ob sie schon fallen, und so weiter, bis es dann wieder Frühling wird. Und dann kommen sie, ganz am End« des langen Weges: 2 4 6 Kastanien. Eine schöner als die andere und mit leuchtenden Kerzen. Dann stehe ich acht Stunden am Arbeitstisch oder am Amboß und schaffe. Und hinter mir steht dabei ein alter, grießgrömiger Meister, der längst vergessen hat, wie wild so ein zwanzigjähriges Iünglinzshsrz gegen die Rippen pocht und wie wirr es in solchem Hirn aussieht. Namentlich jetzt im Frühling. Die Mädchen sind darin anders. Weicher geduldiger. Aber auch in ihnen gärt es manchmal, und auch sie blicken mehr als einmal in den acht Stunden sehnsüchtig hinaus nach den Kastanien vor dem großen Tore, das sich hinter uns schloß. Ein hoher Schuppen verdeckt sie fast vollständig nach der Fabrik zu, und nur von meinem Fensterplatz aus kann man ein Zipfelchen von chnen sehen. So kommt denn iunner niel Besuch zu mir. Buben und Mädchen. Mit gleichgültigen Dingen kommen sie oft. Fragen nach der Zeit oder nach irgend etwas. Und dann gehen sie wiekker. Aber jedesmal, wenn sie gehen, leuchten chr« Augen heller als zuvor, und eine Sehnsucht glüht in ihnen: Freiheit. Einen Tag in der Woche sind wir frei. Das ist der Sonntag. In Wald und Wiesen, an Bächen und Seen, unter Blumen und Tieren vergesfen wir, daß wir sechs Tag; in Rauch und Ruß und Staub und Lärm stehen mußten, um diesen«inen Tag frei zu sein. Und wir sind doch gar nicht frei, denn hinter dem Sonntag steht allemal der Montag, und hinter dem grünen Walde lauen stets die schwarze Fabrik. Und wartet auf uns. Ein Tag Freisein ist eben kein« Freiheit: das Ist nur ein« Pause, die wir brauchen, um sechs Tage schaffen zu können, ebenso wie die Kastanienbäume vor den Toren der Fabrik nicht der grüne Wald sind, nach dem wir uns sehnen. Und doch haben wir viel Freude an ihnen, und jeden Tag gilt ihnen acht Stunden lang unsere Sehnsucht. Sie sehen zu dürfen in ihrer ganzen Große und mit all den tausend Kerzen, macht uns die Arbeit eines langen Tages leicht, wie uns der Sonntag die Qual einer langen Woche ertragen läßt.

Tief drinnen im Herzen aber wissen wir, daß es nicht die kleinen Grünzipfel sind, denen unsere Sehnsucht gilt, sondern daß unser Herz krank ist nach der wohltuenden Ruh« grüner Wälder und goldener Freiheit in sonnigen Bergen.

Goekhe im Ballett. Es gibt Gedichte der Welt- und Ewigkeiis« literatur, die, ein Heiligtum für sich, von keinem Sprecher in ihrer Inbrunst, in ibrer symbolischen Gestaltung, in ihrem künstlerischen Wert ganz erfüllt werden. Gesänge dieser geistigen und ethischen Durchtränkung sind GoethesBraut von Corinth",Paria",Der Gott und die Bajadere". Und wenn auch Zelter und Loewe die Klänge zu Hilfe nahmen, um Stimmungen dieser Goetheoerse im Gefühl zu verdichten, so bleibt das geschriebene Wort in jeder Silbe ehern und stark wie göttliches Wort, so bleibt doch Goethes Gedicht allein Siegerin. Profaner Versuch, den In- halt dieser lyrischen Menschheitsballade wiederzugeben, der Worte Bedeutung zu analysieren. Profanerer Wunsch, diesen Gehalt einer Musik anzuvertrauen, szenenweis die Entwicklung auscinanderzu- reißen und zu glauben, durch musikantischen Rhythmus die innere rhythmische Spannung imd Bewegung dieser göttlichen Verse etwa erlebnisstärker zu machen. Daran mußte jede Begabung scheitern, selbst eine viel stärkere als Leonid Kreutzer. Es freut sich die Gottheit der reuigen Sünder" bis zu dieser Apotheose der Buße mußt« in einem einzigen klingenden, aus Rausch und Askese, aus Hemmung und Hingabe, aus weltlichem und götilichem ge- mischten Musikaufftiog. das Wert' anwachsen, es mußte über den kleinen weltlichen Einfall des Balletts hinaus Musik als Idee, als Geist wirken. Auch dann noch war das Werk gegen Goethe ausgs- spielt, nicht für ihn und seine Stimme eingesetzt. Was soll in diesem sprachlich ausschwingenden Hymnus das Ballett als eigentlicher Träger der Handlung? Zwei Seelen stehen sich gegenüber: die eine ist die eines reinen Gottes, der Mensch wird, die andere die eines sündigen Menschen, der reuig erhoben wird zur Gottheit. Richard W sichert schält; in der Ausführung des C h a r. lottenburger Opernhauses das Aeußere in Aufzügen, Gebeten, hingelogerten Szenen, brünstigen Bitten und werbenden Tänzen heraus, nicht ohne Theatergeschick und Spannung. Kreutzer ersrndet eine ganze Reih- eingängiger, meist mit exotischen Tönen durchsetzten Melodien, einen schwärmerischen Liebesgesang,«inen prophetischm Marsch, ein paar indische Tänze und Soloszenen für die Bajadere und ihr Volk. Das alles klänge, leicht hingcspielt, in dem Orchester recht gut, wenn nicht ein Tempo der Müdigkeit das Interesse an den leitmotwisch breitgetretenen Melodien erschütterte. Auch kleine tänzerische Keckheiten ver- scheuchen nicht den Eindruck der Monotonie, de? Endlosigkeit der Auslieferung an bescheidenen Effekten und der Armut an künstle- rischer Gestallung. Wie anders hat das Strauß in der Josephs. legende gekonnt! So wurde es in Charlottenburg , bei Gott, Goethe und der Kreutzersar.aie, nur ein Achtungserfolg, an den die neue Direktion viel, allzuviel Mühe verwandt hat. Die Aus- stallung war sarbig, der Weihe und Andacht des Stoffes angepaßt. Lina Gerzer sorgte nicht nur für Eigenheit und Klarheit der Gruppentänze, sondern schuf als Bajadere auch eine im Charakter.

tanz aufgehende menschliche Atmosphäre, die für die schöne Frau in allen Phasen ihres Schicksals die Aufmerksamkeit freudig fesselte. K.§. Aerztliche Erfahrungen� bei der ZNounl-Everesi-Expedillon. In einer Sitzung derRoyal Society of Medicin« erstattete Dr. Long- taff über die Erfahrungen, die vom Standpunkt des Arztes bei der Besteigung des Mount Eoerest gemacht wurden, Bericht. Da in den erreichten Höhenlagen, so führte er nach einer Mitteilung der Deutschen Medizinischen Wochenschrift" aus, der Schnee verdampft und über 25 000 Fuß Höhe kein Eis mehr gesunden wurde, war die größte Sttzwierigteit die Beschaffung von Wasser. Di« Mitglieder der Expedition wurden in zwei Gruppen geteitt, von denen die eine Sauer st off benutzte, die andere nicht. In den Höhen von 16 000, 19 600, 21 000 und 2S 000 Fuß wurden vier Lager errichtet, und vom letzten Lager aus wurde«ine Höh« von 27 000 Fuß erreicht. Dabei stiegen die Kletterer ohne Sauerstoff zunächst 500. später 400 Fuß in der Stunde, während die mit Sauer- stoff ausgerüsteten Kletterer bis zu 27 000 Fuß 666 Fuß in der Stunde erreichten. Die Leute ohne Sauerstoff litten an schweren, die- mit Sauerstoff an oberflächlichen leichten Erfrierungen. Kurz vor dem Ziel verhinderten Mangel an Sauerstoff und Wasser sowie das anhaltend schlechte Wetter und die Frostschäden die Erreichung des Gipfels. Ein ahauagsooller Engel. In derBerliner Bolkszeitung" er- scheint gegenwärtig ein RomanDer Weckruf", der im Renolutians- jähr 1848 spielt. Der Schluß in der Nr. 112 vom vorigen Mittwoch lautet da folgendermaßen: Die Friedhofsruhe ist da. spottete der Buchhändler,der dick- Monarch kann wieder ruhig schlafen..." Dr. Wagner seufzte: Der Sieg der Reaktion ist vollständig. Was jetzt kommt, er- Mt mich mit Grauen. Wir gehen fürwahr hetrlichen Zeiten ent- gegen'" Doch der temperamentvolle Herr Anselm Krause protestierte lebhaft: (Fortsetzung folgt.) Hat der temperamentvolle Krause die Fortsetzung der vormörz« lichen Reaktion oder d.« der herlichen Zeiten prophetischen Gemütes vorausgesagt? Oder vielleicht beides?

Mar««hagall bat eine Folge von 20 Radierungen.Mein Leven' gelchaffen. die weben im Verlag v»ii Paul Eassirer. Berlin , erschienen sind. Dw Blait« üeller: die dem Künlller nahestehenden Menschen und welent» liche Emdi ucke aus seinem Leben dar. -Die ZluSstellnng ruisifcher V-ichkunft in der Bibliothek des Kunst. ä/ sslf?."il*",7 9 st' durch neu« Zugänge erweitert worden und dlS Ende dieses Monat» wochcntögUch von 9-9 Uhr geöffnet. Galerie Dr.©olbichmldt« Xr. WaUersteiu, SchöneSergii: User SSa. zeigt ron Mitte Mai bis Mitte Juni neue Mcmälde von «. K-rschbaum-r und Martin Bloch. Si-ue«rapbll von Bel». C z o b e l und Kar l Ja lob Hirsch, sowie Aquarelle und Zeichnungen von Friedrich Rathanson.