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körpert ist. Das gesamte bewegliche Vermögen soll also von der In- anspruchnahme ausgeschlossen sein. Hierzu fehlt jede Berechtigung. Soweit eine vorübergehende Verpfändung von Sachwertbesitz erörtert wird, ist sie an so viele Voraussetzungen geknüpft, daß das Angebot seinen Hauptwert verliert. Die Rücksichtnahme der Industrie auf ihre Interessen läßt die Interessen der Ge- s a m t h e i t viel zu kurz kommen. Es fällt auf, daß nach Meinung des Reichsverbandes: a) aus den staatlichen Pfandobjekten, sofern sie nach privat- wirtschaftlichen Grundsätzen ertragsfähig werden, in absehbarer Zeit jährlich etwa 600 Goldmillionen, vielleicht eine Milliarde und mehr, herausgewirtschaftet werden tonnen, während b) die gesamte deutsch « Wirtschaft unter Anspannung aller Kräfte neben densonstigen schweren Lasten" nureineHöchst- summe bis zu Svv Goldmillionen aufbringen könne. Wenn Eisenbahn und Post, diese Hilfsbetriebe der deutschen Wirtschaft, in der Hauptsache den angegebenen Betrag erzielen sollen, ist es geradezu unverständlich, daß die Leistungs- f ä h i g k e i t der ganzen deutschen Wirtschaft auf höchstens S00 Goldmillionen geschätzt wird. Das Mißverhältnis zwischen den geschätzten Erträgnissen der Staatsbetriebe zu dem an- gebotenen Ertrag der deutschen Wirtschaft ist sachlich nicht zu er- klären. Es ist irreführend, wenn der Reichsverband den Kapitalwert der von der deutschen Privatwirtschaft zu garantierenden Jahresleistung auf mehr als die Hälfte seines gegenwärtigen Verkaufswertes schätzt. Danach würde der Wert der gesamten deutschen Wirtschaft nur auf rund 20 Goldmillionen anzunehmen fein. Diese Schätzung ist unzu- länglich. . Die grundsätzliche Fernhaltung des Staates von der privaten Gütererzeugung und-Verteilung ist unmög- lich und widerspricht der eigenen Forderung des Reichsverbandes, die Staatsbetriebe in erster Linie für die Haftung des Reiches heran- zuziehen. Di? Alleinhaft des Staates für Reparationsverpflichtungen erfordert einen Ausbau und eine Leistungssteigerung der Reichsbetrieb« im Wettbewerb mit der privaten Wirtschaft. Das Schreiben des Reichsverbandes verlangt Aufhebung der Kriegs- und Zwangswirtschaft einschließlich der Außenhandelskontrolle, Die Kriegs- und Zwangswirtschaft ist zum Nachteil der breiten Massen zum größten Teil abgebaut. Dies trifft zu im besonderen für die Lebensmittelorrsor- gung mit Ausnahme von Brot, Milch und Zucker: aber auch hier ist die Zwangswirtschaft derartig gelockert, daß die Preise dem Welt- Marktpreise stark genähert und hauptsächlich nur noch Derteilungs- Vorschriften übriggeblieben sind. Die A u ß e n�h a n d e l s k o n- trolle, die eingeführt wurde, um die deutsche Wirtschaft vor Sub- stanzoerlust zu schützen, befindet sich in völliger Selbstverwaltung der Wirtschaftskreise und ist zu einem wesentlichen Teil abgebaut. Eine sofortige Aushebung der Demobilmachungsvorschristen ist für die gesamte deutsche Wirtschaft untragbar. Ihre Derordnungssorm trägt schon der Erwartung eines vorüber- gehenden Zustandes Rechnung. Die sozialen Verordnungen über Erwerbslosenfürsorge, Arbeitszeitregelung, Tarifverträge, Schlich- tungswesen usw. beruhen auf Demobilmachungsrecht; sie werden in absehbarer Zeit durch Gesetz abgelöst. Ihre sofortige Aufhebung ist ganz unmöglich. Die Forderung nach einer Beschränkung der Staats- g e w a l t auf das Schiedsrichteramt in wirtschaftlichen Streitigkeiten von ollgemeiner Bedeutung enthält einen so überaus bedauerlichen Mangel an sozialer Einsicht gegenüber den unter den Nachwirkungen des Krieges leidenden ar- beitenden Volkskreifen, die schon heute der Verelendung in hohem Maße anheimgefallen sind, daß es schwer fällt, diesen Rücksall in da» krasseste Manchestertum sachlich zu charakterisieren. Wir bekämpfen den Grundmangel der gegenwärtigen Steuer- gesetzgebung, die systemlos Steuern aufein- ander häuft. Viel schlimmer noch als jener Mangel sind die Wirkungen. Die Geldentwertung hat erhebliche Teile der Steuer- gesetzgebung praktisch fast bedeutungslos werden lassen, so daß von einer Heranziehung der Gesamtheit des Voltes nach Maß- gäbe der Kräfteverhältnisse heute nicht die Rede ist. Ein« Hebung der Steuermoral setzt voraus den Verzicht der Industrie und der übrigen Wirtschaftstrcise, noch länger Nutznießer der Geldentwertung bei der Steuerleistung zu fein, wie es vor allem durch die geltenden Be» wertungsvorschriften ermöglicht wird.

»Sataniel" von Jgnaz Waghalter. Araufführung im Deutschen Opernhaus . E r st« r Akt: Die Teufel brechen durch den Kamin in die Bauernstube, wo Marina und Bonifazius sich zur Hochzeit an- die Bauernstube, wo Marina und Bonifazius sich zur Hochzeit an- schicken. Em Spuk beginnt. Die Höllenfürsten haben Sataniel auserkoren, um die Tugend der Braut auf die Probe zu stellen und erscheinen plötzlich als ungeladene gräfliche Gäste, die Gesellschaft zur Liebesfeier treibend. Mariana bleibt stark, Bonifazius läßt sich von einer kleinen Teufelin zu einem Kuß verführen. Schließlich wirft die resolute Braut den Bräutigam mitsamt seiner Sippe zum Tor hinaus, und Sataniel steht siegesftoh allein bei der enttäuscht«'.: Frau. Zweiter Akt: Vor dem Haustor. Sataniel wirbt um Marina, sie scheinbar begehrend und durch Eifersüchtelei stachelnd. Zwei Wunderringe drängt er ihr auf, die Liebe und Sehnsucht entzünden. Di« Widerstrebende wird durch ihre eigene Eitelkeit in Gefahr gebracht. Doch nein, sie widersteht, obgleich im schwächsten Moment Visionen von Tanz und Schloßherrlichkeit vor ihr auf- tauchen, teuflisch bestellte Arbeit. Pfurioso, der Konkurrent Sota- niels, der selber gern die Verführung übernommen hätte, mischt einen Liebeztronk in die Gläser der Männer, die nun beide ver. liebt aus den Boxbeinchen kniend liegen. Dritter Akt: Die Sippschaft kommt zurück. Der blonde Bonifazius bereut seinen kleinen Fehltritt, verrät der halb schon gewonnenen Marina, daß er das GasthausZum goldenen Gockel' gekauft habe und schwört erneut seine Liebe. Der gräfliche Teufel muh verliebt-zuschauen, wie das Paar im Schlafzimmer verschwindet. Pfurioso wird Haus- knecht bei den Menschen, um deren Leiden auszukosten. Alle anderen rasen zur Hölle zurück. Soweit Pordes-Milo, der Textdichter. Das Stückchen hat eine lustige Idee, die für einen komischen Einakter ausreicht. Ein Mummenschanz,«in Karnevalsscherz etwa, untermischt mit Motiv m, die Bittner schon imHöllisch Gold' verarbeitet hat. Die so sehr standhafte Frau ist zwar auch im polnischen Bouernland ein seltenes Juwel, aber sie dnreht und wendet sich schon recht menschlich. Und wenn die Phantastik stürmischer, bizarrer wäre, als sie in oft schläfrigen Dialogen zum Ausdruck kommt, wenn mehr Komik an Stell« der märchenhaften Bilderbögen getreten wäre, so hätte man lachen können und zuftieden sein. Der Kapellmeister Ignaz Waghalter hat zweimal in dieser Oper sein musikantisches Polenblut entdeckt, und natürlich rn Original- tanzen. Er hat auch entdeckt, daß Offenbach , d'Albert , ja, daß der Oberon'-Weber vor ihm gelebt habm muß und daß der Walzer in Berlin feit 20 Iahren Allgemeingut aller Komponisten ist. Sonst hilft sich Waghaiter viel mit einfachen Jnstrumentolscherzen, die immer wirken und ungefähr so landläufig sind wie Wortwitze. Für die Teufelsszenen ist da» mit ein paar kecken Flöten- und Pikkolo- sprängen getan. Echte und erheuchelte Lieb« gehen in einem schmelzenden, sehr süßen und nicht sehr wählerischen Melos unter. Es fehlt der Melodie nicht an Einnfälligteit, wohl aber an Charak- ter und persönlichem Reiz. Ein keckes Quartett fällt wohlgefällig aus dem Rahmen des brett hinfließenden bürgerlich Angenehmen; ebenso die nationalen, schwungvoll treibenden Tänze. Im Orchester

Einer sinnvollen Steuerreform zum Zwecke der Aus- balancierung des Haushaltes mühten folgende Richtlmien zugrunde liegen: t. Organische Zusammenlegung und Derein- f a ch u n g der derzeitigen Steuern nebst Vereinfachung des Steuern er walwngsapparats, 2. selbsttätige Anpassung der Steuern an den sich ändernden Markwert nebst Automatisierung des Steuer- eingangs, Z.Schaffung einer wirklichen allgemeinen Quellen- besteuerung im Sinne einer Erfassung der Sachwerte, die allein(nebst wirtschaftspolitischen Maßnahmen) zu einer e r- folgreichen Bekämpfung der Inflation führen kann. Der Reichsoerband verlangt den vollen Einsatz der vorhandenen Arbeitskrast für quantitative und qualitative Hebung der Produk- tion, also eine Steigerung der allgemeinen Arbeits- l e i st u n g. Wir stellen den Widerspruch zwischen dem vollen Einsatz der vorhandenen Arbeitskraft für quantitative und qualitative Hebung der Produktion und der Entlastung der Wirtschaft von unproduktiven Löhnen fest. Jene Forderung bedeutet nicht nur die volle Arbeits- Pflicht aller Beschäftigten, sondern auch die Anerkennung des Rechts auf volle Beschäftigung. Denn wo anders sollte der Arbeitnehmer die Mittel zu seiner Existenz hernehmen, wenn dem Staate zugleich das Recht der Fürsorge bestritten wird. Diese Forderung bleutet Entlassung aller nicht voll Verwendungsfähigen, also Aeberlieferung an Hunger und Rot. Gerade die Entlastung der Arbeitnehmer, die tellweisen und perio- dischen Betriebseinschränkungen und-stillegungen wirken der Stei- gerung der Produktton entgegen und erschweren auch deren quali- tatioe Hebung. Wenn daneben die Industrie den Achtstundentag grund- sätzlich aufrechterhalten wissen will und lediglich Erhöhung der Tarif- freiheit verlangt, so könnte das zu dem Glauben verleiten, die Arbeit- geberkreis« hätten sich mit dem gesetzlichen Achtstundentag abgefunden und wollten sich mit den tariflich geregelten Ausnahmen begnügen. Der Hinweis auf die Vorarbeiten des Reichswirtschaftsrates besagt aber im Gegenteil, daß die Unternehmer auf die lange Freiliste ge» setzlicher Ausnahmen in den vorliegenden Arbeitszeitgesetzentwürfen nicht zu verzichten gedenken. Hierdurch würde aber jede tarifliche Regelung der Ausnahmen überflüssig, weil die Ausnahmewünsche weit über Bedarf durch gesetzliche Regeln gedeckt wären. Die Forderungen besagen nichts anderes als: staatlicher Zwang auf die Arbeitnehmer zur vollen Einsetzung der Arbeits- kraft für quantitative und qualitative Hebung der Produktion durch gesetzliche Verpflichtung zu mehr als achtstündiger Tages- arbeit, unterstützt durch unbeschränktes Entlassungs- recht der Arbeitgeber. Es bedeutet ferner die Ab- wälzung des dem Besitz aufzuerlegenden Teiles der Repara- tionslasten auf die Arbeitnehmer, die dann durch Mehrarbeit und Hunger die Verzinsung der dem Airstard geschulde­ten Milliarden aufzubringen hätten. Mit dem Versuch der Durch- führung einer solchen Forderung müßten unabsehbare soziale und wirischafillche Kämpfe entbrennen. Denn die Gewerkschaften könnten eine solche Entrechtung der Arbeitnehmer niemals dulden! Die Lebenshaltung der arbeitenden Schichten ist schon heute um ein ganz beträchtliches unter den früheren Lebens- standard gesunken und bewegt sich mit wenigen Ausnahmen an der Grenz« der nackten Existenzfristunq. Dieser Zustand ist untragbar aus innerpolitischen Gründen! Auch das Ausland kann es auf die Dauer nicht ertragen, daß im Herzen Europas ein K0°MIllion«n-Volk mit einer so tief stehenden Lebens- Haltung seine Waren auf den Weltmarkt wirft. Die deutschen Arbeiter müsten wieder zu einer Lebenshaltung gelangen, die mindestens dem durchschnittlichen� Stande in den Industrieländern Europas entspricht. Nicht nur auf dem Valutadumping, sondern auch aus diesem ge- sunkenen Lebensstandard der deutschen Arbeiter beruhten größten- teils in der Nachkriegszeit die Exportgewinne der deutschen Industrie. Di« Arbeitnehmer sind nicht gewillt, durch Deseitigung des Acht- stundentages und noch weitere Herabdrückrmg ihrer Lebenslage d,e Reparationslasten zu tragen. Sie haben den Achtstundentag, ihn werden sie sich zu erhalten wissen. Zusammenfastend erklären wir, daß in dem Schreiben des

ist jede moderne Nuance oermieden(bis auf die Celesta), das Spielerische ist szenenwei» hübsch getroffen, szenenweis in einer dickflüssigen Partitur veropert. Im Grunde wäre die Einstellung auf Operette stilvoller gewesen und statt Charlottenburg hätte das Große Schauspielhaus die Novität herausbringen sollen. So blieb es bei locke? gefügten Nummern, die eine Teufelsoper mit manchem Witz und verteufelt viel Behagen anfüllen, ohne sie zu erfüllen. Herta Stolzenberg tat alles, um dem Werkchen Tempo zu geben. Ketzernd, liebend und halb verführt blühte sie in Gesang und Spiel reizend auf. Paul Hansen führte die Teufel mit verwegener Tenorallüre glänzend an, und sein Kollege Kandl holt« die grotesken Situationen aus dem Nichts heraus. In einem etwas poppigen Milieu bewegten sich im übrigem Dworfky, Bilk , Schöpflin, Werner und Fräulein Warnhagen höchst munter. K. S,

Thealergeschlchlen ans klastischer Zell . Ein wichtiges Zeugnis aus der Frühzeit der deutschen Schauspielzeit, zugleich ein menschlich interessantes, an Abenteuern und Wechselfällen reiches Lebensbild sind die Erinnerungen des Schauspielers, Theaterdlrektors und frucht- baren Bühnenfchriftstellers Johann Christian Brandes , die jetzt in einem gekürzten Neudruck von Willibald Franke im Georg- Müller-Derlag zu München wieder herausgegeben worden sind. Brandes, der die Freundschaft Leffings genoß und von ihm auf den Weg der Theaterschriftstellerei hingewiesen wurde, erlebt« noch die Zelt, da die Schaufpieltunst sich aus der Stsgreifkomödie zum reaelmäßigen Schauspiel durchrang. Er erzählt, daß er oft auf die Bühne heraustreten mußte, ohne zu wissen, was für ein Stück ge- spielt wurde.Schwatz' der Herr nur von Liebe, das übrige wlrd der Herr schon erfahren", pflegte ihm fein Prinzipal Schuch zu sagen, und wenn er ein wenig von den Freuden und Leiden der Liebe geplaudert, dann trat Schuch als Hanswurst hinzu, warf die Exposition des Stückes hm, und dann spielten sie zusammen weiter. Einmal brachte eine Schauspielerin, die im Extemporieren noch nicht geübt war, Brandes in die größte Verlegenheit. Sie sollte nämlich dem Plan des Stückes zufolge die Spröde spielen, wurde aber durch den Antrag des Liebhabers so gerührt, daß sie ihren Charakter voll- ständig vergaß und sagte:Ach, lieber Leander, ich kann Ihnen un. möglich widerstehen! Hier empfangen Sie meine Hand und mit der. selben das zärtlichst« Herz." Das waren die letzten Worte ihrer Rolle, die sie auswendig gelernt hatte, und damit war eigentlich die ganze Komödie aus. Brandes mußte nun die Hand ablehnen und allerlei Hindernist« erfinden, damit weiter gespielt werden konnte. Das Publikum nahm damals einen viel persönlicheren Anteil am Spiel als heute. Dies« naiven Menschen, für die dad Theater noch etwas Neues war, gaben ihren Gefühlen sehr deutlichen Aus- druck. Als in einem Stück eine Hinrichtung stattfinden sollte, riefen einige ZuschauerPardon!" und warfen ihr« Schnupftücher auf die Bühne. Der Scharfrichter, der bereits dos Beil aufgehoben hatte, gehorchte den Wünschen des Publikums imd erklärte:Ja, das ist was anderes! Wenn die gnädigen Herrschaften es so wollen hast du gehört, Verräter? Du bisM'egticdigt geh hin und be- danke dich schönstens." Der arme Sünder stand auf und hielt«in« Dankrede. Von L es fing erzählt Brandes, wie er einmal in Mannheim

Reichsverbandes die Grundlage für die Lösung des Gesamtproblems der Reparation nicht gegeben ist. An einer gesunden Lösung des Reparationsproblems mitzu- wirken, bettachten die unterzeichneten Gewerkschaften auch weiterhin als ihre Aufgab«._

Die»Voraussetzungen" üer 3nüuftrie. Kritik christlicher Arbeiterführer. Ein Teil der ch r i st l i ch e n Arbeiterschaft, insbesondere die Freunde des Herrn Stegerwald, haben dasAngebot" der Industrie, wenn auch mit einigen Vorbehalten, so doch im allge- meinen mit einer bewundernswerten Genugwung aufgenommen. Aber es gibt auch christliche Gewerkschaftler, die sich die eigene Kritik bewahrt haben rmd von denVoraussetzungen" der Industrie weniger entzückt sind..Das Urteil dieser Leute ist für den Reichsverband der Industrie und seine Anhänger vernichtend. Sie erblicken in denVoraussetzungen" für die Garantieleistung eine steche Herausforderung der Arbeiterschaft. So schreibt z. B. in der Rheinischen Dolkswacht", dem offiziellen Organ der Kölner Zenttumspartei, der Gauleiter V o r h o l z über die Denk- schrist des Reichsverbandes der deutschen Industrie u. a.: ..... Wenn sogar Arbeitgeberoerbände und deren Syndici ihre Hauptaufgabe darin sehen, immer auf reue Wege zu sinnen, wie die Arbeitnebmer in ihren Rechten geschmälert werden können, wie dem heiligen Geidsackegoismus der Unter- nehme? auf Kosten der Arbeitnehmer gedient wird, dann müssen eben Zwangsmittel angewendet werden; denn das Treiben ist siaaksgefährlich. Wir lasten uns den in unseren Tagen der Not so bitter nötigen Gedanken wahrer opferbereiter Bolksgemeinschaft durch scharf- macherische Syndizi und sonstige Macher im Unternehmerlager nicht zersck»laaen! Dann wird Volksgemeinschaft eben ohne die gemacht, die dafür kein Verständnis, keine inner« Neigung haben und demzufolge auch keine Opferbereitfchaft kennen." Diese Kampfansage eine» christtichen Gewerkschaftsführers wird von dem Kölner Zentrum sblott durch einen Kommentar stark unterstrichen. In einer Form, die nichts zu wünscken übrig läßt, wird den Herren der Wirtschast gesagt, wie groß ihrM a n g e l an sozialer und humaner Gesinnung" ist und daß solche unsoziale Gesinnung und Handlungsweiseschlimmster Klassenkampf von oben" ist. Es schein«, daß man in Arbeitqeberkreistn aus Machtproben lossteuere, aber man dürfe sich nicht täuschen:Die Arbeiter- und Angestelltenschoft ist auch im christlichen Gewerkfchaftslager auf diese eventuell notwendige Aus- einandersetzung lange gefaßt.... Man wird sie entschlossen finden, um die guten staatsbürgerlichen, mn die guten gesetzlich festgelegten sozialen Rechte, um die einfachsten Rechte auf menschen- würdige Existenz, fern von neuer Lohnsklaverei, mit dem ganzen Einsatz ihrer organisatorischen und moralischen Kräfte zu ringen, bis der Sieg erkämpft ist." ' Wenn ttotz dieser Empörung das Organ des Herrn Stegerwald. Der Deutsche", sich immer noch als Verteidiger der Industtie auf- fpttlt, dann handelt es gegen die Ueberzeugung eines wesentlichen Teiles der christlichen Gewerkschaftsbewegung.

Die rafenüe Teuerung. Nachdem der Dollar auch gestern seine bisherigen Rekord- kurse. weit überboten hat und bis auf 75 000 emporgeschnellt ist, verschärft sich die Teuerung auf allen Gebieten. In der letzten Woche des Mai haben die Lebenshaltungskosten in Berlin nach den eher zu niedrigen als zu hohen Berechnungen der StinnesschenIndustrie- und Handelszeitung" auf das 4992-, also auf das rund Fünftausendfache des Vor- kriegsstandes erreicht: die meisten Lebensmittel und Be- kleidungstvaren find weitüberdiefem Stand. Die Löhne find noch nie so weit hinter der Teuerung zurückgeblieben wie in den letzten Wochen. Unter diesen Umständen kann nicht nachdrücklich genug ae- fordert werden, daß die Regierung Maßnahmen gegen ein weiteres Ansteigen des Dollarkurses und für eine rascheAnpassung der Löhne und Gehälter an die wahnsinnig steigenden Kosten der Lebenshaltung trifft.

bei einer Vorstellung die zu seinen Ehren veranstaltet wurde, Enttee bezahlen mußt«. Der Intendant hört« davon, daß man dem berühmten Gast Einttittsgeld abgefordert hatte und befahl dem Kassierer, seinen Fehler wieder gutzumachen. Dieser schickte Lefstng mit vielen Entschuldigungen seinen Gulden zurück; der Dichter nahm ihn zwar an, schenkte ihn jedoch dann lächelnd dem Boten. Deutschlands älteste Schrebergärten. Bisher gellt als Gründer des deutschen Heimgartens fast allgemein der Leipziger Arzt Daniel Gotttieb Schreber, nach dem die Gärten auch Schrebergärten genannt werden. Denn Schreber war der erste, der den Plan faßte und als- baBd auch ausführte, klein«, abgeteilte Pachtgärten anzulegen, nach- dem er im Jahr« 1865 schon«inen großen Iugendturnspielplatz in Leipzig angelegt hatte. In diese Zeit ungefähr fällt dann auch die Einrichtung der Schrebergärten sowie die halb danach einfetzende Verbreitung der Gärten über ganz Deutschland . Mertwürdizerweise ging aber ursprünglich der Gedanke zur Errichtung der heute für unser deutsches Wirtschaftsleben so wertvollen Heimgärten nicht von Schreber, sondern von einem anderen aus. Wenn man Schillers Briefe an seinen Freund Gottfried Körner , den Voter des Dichters Theodor Körner , liest, so kommt man in dem Brief vom 18. August 1781 an folgende Stelle:Berwchen habe ich kürzlich besucht. Er wohnt vor dem Thore und hat unstreiiig in Weimar das schönste Haus.... Nebenan ist ein Garten, nicht' viel größer als der japanische Garten(in Dresden ), der unter 75 Pächtern verteilt ist, welche 15 Taler jährlich für ihr Plätzchen erlegen. Die Idee ist recht artig und dos Oekonomifche dabei auch nicht vergessen. Auf diese Art ist ein ewiges Gewimmel arbeitender Menschen zu sehen, welches einen fröhlichen Anblick gibt. Besäße es einer, so wäre der Garten oft leer. Dieser Garten, so gestand er mir selbst. verinteressiert sich zu 6 Prozent, und dabei hat er dos reine Vergnügen umsonst." Als den Gründer der ersten deutschen Heimgärten haben wir demnach also nicht Schreber, sondern Friedrich Augustin Bertuch (17471822) zu bettachten, der zunächst Schriststeller und lieber- setzer, gleichzeitig aber auch Buchhändler und Verleger war; er hatte auch das erste deutsche Modenvlatt gegründet. Daneben besaß er eine Fabrik für künstliche Blumen und war zu alledem noch Le- gattonsrat und Gehetmfekretär des Herzogs Karl August In der Bertuchschen Blumenfabrik war auch Christiane Vulpius beschäftigst ehe sie in Goethes Haus einzog. Wenn wir nun auch die Verbrei- tung und sachkundige Ausführung der Idee der Heimgärten Zweifel- los Schreber oerdanken, so stammt der erst« Gedanke doch von dem vielseitigen Bertuch . Warum die Sommerzeit ntchl eingeführt wird. Aus Regierungs- kreisen wird mitgeteilt: Die Frag« der Wiedereinführung der Sommerzeit wurde auch in diesem Jahre innerhalb der Reichsregie- rung und mit den Interessentenkreisen eingehend erörtert. In den Städten, besonders in Kreisen der Gehalts- und Lohnempfänger. bestand große Neigung für die Sommerzeit, weil man sich von ihr einen früheren Schluß der Arbeitsstunden und eine Verlängerung der Erholung-zeit versprach. Dagegen sprach sich die Landwirtschaft wieder mit Nachdruck gegen die Einführung aus. Die Notwendig- teit, di« Städte um eine volle Stund« früher zu beliefern, würde den Landmann zwingen, fein« ohnehin schon zeitig einsetzende