die pariser LasiWenöebatte« Poinearö und die Royalisten. In der Donnerstagssitzung der französischen Kam- tnsr ist von den Linksparteien ein skandalöser Zustand zur Sprach« gebracht worden, der schon seit vielen Monaten währt und an dem in erster Linie die Regierung PoincarS die Schuld trägt. Der französische Faschismus ist keine Erscheinung neueren Datums, er ist so- gar viel älter als jene italienische Bewegung, mit deren Namen man neuerdings alle rechtsbolschewistischen Vewegun- gen Europas bezeichnet. Die royalistische Gruppe der»Action franxaise", deren Angehörige sich stolz als Oamslots du Eoy—„Straßenwerber des Königs"— bezeichnen, ist bereits vor 20 Jahren erstanden und hat sich bereits in dem letzten Jahrzehnt vor dem Krieg als übernationalistische und antisemitische Richtung wiederholt bemerkbar gemacht: Schändungen von Denkmälern berühmter Republikaner, , Ueberfglle auf führende Linkspolitiker oder freidenkende Universitätsprofessoren, das waren ihre chauptheldentaten in der Vorkriegszeit. Auch der Mörder von Jaurds, R a o u l V i l l a i n, stand der„Action ftanxaise" nahe. Da der Weltkrieg eine ungeheure Welle von Reaktion über Frankreich brachte, nahm besonders die royalistische Bewegung, als die aktivste Nuance der Reaktion, an Stärke und Einfluß zu, besonders als T l e m e n c e a u ans Ruder gelangte, der zur Verfolgung der„Defaitisten" die Unter- stützung dieser Elemente brauchte und ihnen immer mehr zu Diensten stand. Die Reaktionswahlen vom November 1919 verschafften zum ersten Male dieser ausgesprochen roya- listisch-antisemitischen Gruppe eine größere Anzahl von Man- daten, darunter ihren rührigen Führer L6o n Daudet, der dank eines sonderbaren Wahlsystems mit kaum 20000 Stimmen in Paris gewählt wurde, während Linksbürgerliche mit doppelt so viel Stimmen durchfielen. Hatte sich Daudet in dieser reaktionärsten aller Depu- tiertenkammern des letzten Jahrhunderts durch feine rheto- risch-demagogische Rücksichtslosigkeit bald einen sehr starken Einfluß gesichert, so wurde er seit dem Sturz seines erbitter- ten Feindes Briand und dessen Ersetzung durch P o i n c a r 6 immer mehr zu einer Art Diktator der französischen Poli- tik. Es gab keine Frage der inneren oder auswärtigen Poli- tik— einschließlich der Ruhrbesetzung — bei der Daudet nicht schließlich einen Teil seiner verrücktesten Parolen durch- setzte. Diestr Einfluß Daudets auf Poincarö nahm allmählich derartige Formen an, daß man öffentlich die Frage aufwarf, über welche Erpressungs mittel er denn gegenüber dem Ministerpräsidenten verfüge. Es ist nun seit einiger Zeit in informierten Pariser Kreisen ein offenes Geheimnis, worauf Daudets Allmacht gegenüber Pomcard beruht: der Royalistenfuhrer, der über ein weitausgedehntes Agentur- und Spitzslsystem bei allen Behörden verfügt, hat gewiffe Schriftstücke über die Ehe Poincarss in seinem Besitz, die kompromittierlicher Natur sind, wobei der Umstand, daß die Gattin des Ministerpräsi- denten deutscher Herkunft ist, noch die geringste Rolle spielt. Nu? so erklärt man sich die geradezu unglaubliche Schwäche, ja Dienstwilligkeit des Ministerpräsidenten gegen- über einem Manns, der feit Jahr und Tag immerfort zu Eswalttätigkeiten und sogar Mord— z. B. gegen Eaillaux �nd Briand — aufhetzt und die Republik bei jeder Gelegen- 'heit in der unflätigsten Weise beschimpft. Als der Generalsekretär der„Action fran�aise", , Marius Plateau, von einer Anarchisten erschosien wurde, ließ Poincard, der sonst jede Arbeilerdemonstration in brutalster Weise niederschlägt, die Züge der„Camelots du Roy" durch ganz Paris aufmarschieren, und als die Redak- tionen und Druckereien linksstehender Blätter—„Eve Nou- nelle",„Oeuvre" und„Populaire" von Royalisten gestürmt und verwüstet wurden, ließ er die wenigen Verhafteten wie-
Der hygienische wert der Ferienwandervngen. Die Ferien- v-enterungen, die jsu Pfingsten so zahireich eingesetzt hoben, dürfte» im Laufe des Sommers immer mehr zunehmen, und es ist unserm geplagten Volke und unserer verelendenden Jugend gewiß zu gönnen, daß sie im Wandern in Gottes freier Natur Genuß und Erhebung lindem Auch dar hygienisch« Wert solcher Ferienwanderungen ist sehr bedeutend: das zeigen wieder die jüngsten Beobachtungen, die Dr Cäsar in der Zeitschrift für Schulgesundbeitspflege veröffentlicht hat. Er schildert die überaus günstigen Erfolge von sechs- bis acht- tägigen Ferienwanderungen, die er mit Dortmunder Schülern, und zwar mit 156 Knaben und 53 Mädchen, unternommen hat. Un. mittelbar vor der Wanderung und zwei Monate nach Rückkehr wurden genau« ärztliche ilntersuchungen vorgenommen, und es er- gab sich, daß die durchschnittliche Zunahme des Gewichts und Wachs- tums die für diesen Zeitraum nonnalen Maße fast um das Doppelte übertrafen. Die meisten Kinder waren nicht nur rascher gewachsen und zugleich schwerer geworden, sondern sie wiesen auch ein« erhebliche Zunähme des Brustumfanges auf: selbst bei schwächlichen und kränklichen Kindern waren diese Erfolge fest- zustellen. Billige Volks- und Zugsndliterakur gäbt Reclmn in seinem neuen Unternehmen„Reclams Reihenbändchen" heraus. Kleine Erzählun- oen von Storm, Dostojewski . Gottfried Keller , Björnson u. a., auch Märchen von den Brüdern Grimm werden auf je 32 Seiten zu 19 Pf. mal Schlüsselzahl geboten. Die Auswahl ist gediegen: jedes Bändchen ist mit einem Titelbildchen geschmückt und mit einer kurzen Ein- sührung versehen. Bei dem Mangel an billigen Büchern können diese schmucken Hefte, die fortgesetzt werden, im Kampf gegen die Schundliteratur treffliche Dienst« leisten.
I» der Großen Bolksoper gebt Montag zum ersten Male die .Händelich- Over»Julius Caesar - in Szene, die damit überhaupt ihre erste Aussührung in Berlin erlebt. Die„Junge Bübue« bringt Hermann Essig».Ueberteusel' am Sonniag, 17. Juni, mittag» 11»/, Uhr, im StaatZth eater' zur Urausführung. Dccizuiickie»orträge zum Besten de« RuhrhUse veranstaltet da» Auhcninstitut der Technischen Hochschule am 4.. It.. 18. und 25. Juni in der Zlula der Technischen Hochschule von S>/, bi» 8 Uhr.«m 4. Juni spricht Prof. W e m p e au» Bochum über da» Ruhrgebiet und den Ruhrkohlen- berzbau. Krondrinzen-PalaiS. Dr. Daun. Dezernent im Poliz-ipräüdimn. wird am Sonntag, den 3.. vormillags 9—10 Uhr, Vortrag b alten über die dort befindlichen Gemälde der Jmpreisionisten und Expressionisten. Das lä-ntralinftitut für Erziehung und Unierricht veranstaltet von Ende Mai bis Ende Juni em-n England. Lehrgang. Zwei Encländer, Herr Dell und Frau Homer , werden in sünf Vortrügen, die sür jedermann offen sind, und in süns Aussprachen für Lehrende in engl,. scheS Dcsen einführen, in daS politische, wirtschaftliche und geselllchatllich« Leben Englands und seine Wandlungen unter dem Einflug d-S Krieges. Jeden Mittwoch 8 Ufir ReichStagSuser 6. Deutsche Musik drahtlos noch Kopenhagen übermittelt. Am 29. Mai. abend», wurden von der Lorcn-.Ziadio. Station iZbmSwalde au« verichieoene Arien au» Figaros Hochzeit sowie drei Solostücke über die neue Radio.Empsaugsauluge auf der Insel Amager bei Kopenhagen sowie über einen auf dem Kovcndogener Fernivrechamt ausgestellten Konzert. verstörter an mehrere Taus'Nd Ferusprechielluehmer iu Kopenhagen gleichzeitig tadellos übermittelt. �
der auf freien Fuß setzen! Gegenüber den Vorstellungen der l Linken gab Poincard nur matte Erklärungen ab, dagegen ließ er gegenüber wüsten Anrempelungen der„Action fran- xaise", die die Absetzung der höchsten Beamten der Polizei verlangte, offiziell erklären, er leite höchstpersönlich die Unter- suchung über die Beschwerden Daudets und habe stundenlange Konferenzen darüber abgehalten! Die Wut der Linksparteien, einschließlich der gemäßigsten unter den Radikalen, steigerte sich* immer mehr, und wäre nicht die Ruhrbesetzung gewesen, so würde ein General- angriff aller Republikaner auf das Kabinett längst gekom- men sein. Gestützt auf diese stillschweigende Unterstützung der Regierung gingen die Faschisten dazu über, den Ueberfall auf Eaillaux in Touluse zu inszenieren. Wieder einmal unternahm Poiiicard nichts dagegen, er antwortete vielmehr sehr gereizt und geradezu beleidigend auf einen Vorwurfs- vollen Brief des pazifistischen Senators d'Eswurnelles de Constant. Jetzt aber haben die von langer Hand vorbereiteten, echt faschistischen Anschläge mit Knüppeln, Tinte und Rhizinusöl auf Moutet, Violette und Sangnier dem Faß den Boden aus- geschlagen. Der Entrüstungssturm der Linken richtete sich in gleichem Maße gegen Daudet und gegen Poincard. Die cner- gischen, zugleich aber beschwichtigenden Erklärungen des Jnnenmimster Maunoury, der übrigens selbst seit Mona- ten von Daudet mit Beschimpfungen traktiert wird, konnten natürlich nichts an der Tatsach« ändern, daß die Linke gegen die Regierung, in diesem Falle speziell gegen Poincard Front machte. Die von H e r r i o t eingebrachte Resolution sprach ausdrücklich der Regierung das Vertrauen nicht aus, sie wurde deshalb von der Regierung zurückgewiesen und von der reaktionären Mehrheit mit 379 gegen 191 Stimmen ab- gelehnt. Das war die entscheidende Abstimmung und das Erstaunen des Pariser WTB.-Berichterstatters darüber, daß auch bei der positiven, minderwichtigen Vertrauensabstim- muny die Opposition vor allem aus den Linksparteien be- stand, ist, angesichts dieser ganzen Vorgeschichte, mehr als naiv. Jedenfalls dürsten die Ueberfälle von Donnerstagabend und die Freitag-Debatte weiter« Kreis« ziehen und für die künftige innerpolitische Entwicklung Frankreichs bis zu den nächsten Wahlen von nachhastiger Bedeutung sein.
öaperische§ranzöslinge. Znm Hochverratsproze�Fuchs, Machhaus und Genossen (Bon unserem Münchener Korrespondenten.) Gerade vor 11 Monaten, in der ersten Iullwoche 1S22, saß auf der Anklagebank des Volksgerichts München ein wappengezierter junger Mann der des Verrats am Vaterlande beschuldigt war: Leoprechting. Man erinnert sich, daß dieser Prozeß eine Der- schwörung gegen den Bestand des Deutschen Reichs aufdeckte, die angezettelt und finanziert war vom ofsiziellen Vertreter Frankreichs beim Freistaat Bayern . Die Ergebnisie des Pro- zesses, die dem Gesandte» Dard eine schwer« Bloßstellung brach- ten, wiesen den Pariser Imperialisten bei der Verfolgung ihrer Plan« neue Wege. Wohloertraut mit den Machenschaften bayerischer Parti tularisten und Separatisten, beauftroglen sie den Man. sieur Richert,«inen schon mehrfach mit politischen Ausgaben be- trauten höheren Militär, an Stelle Dards die Fäden in Bayern in die Hand zu nehmen. Richert war nicht etwa ein Neuling auf bayerischem Voden: denn es ist nochgewiesen, daß«r äexeits im Dezember 1SL1 mit hochgestellten Personen in München Kon- ferenzen hielt und der Inspirator jener Kreise war, deren poli- tische Auffassang schon im November 1921 vom Lorsitzenden des Bayerischen Ordnungeblocks, dem sattsam bekannten Dr. Tafel, folgendermaßen gekennzeichnet wurde: Di« Berliner Regierung erweist sich als unfähig, der vielen Nöte, in denen das Deutsche Reich sich befindet, Herr zu werden. Der Reichswagen rollt unaufhaltsam dem Abgrund zu und muß früher oder später zerschellen. Darum ist es klüger und ein Gc- bot der Selbsterhaliung, das gefährdete Fahrzeug zu verlassen, solange es noch Zeit ist. Bayern muß sich von Berlin unabhängig machen. Bayern ist aber kein selbständiges Wirtschaftsgebiet, es kann sich nicht selbst ernähren, und vor allem reicht seine eigene Kohlen. förderung bei weitem nicht aus den Bedarf von Gewerbe und Bertehr zu decken. Folglich muß es sich an eine Großmacht an- schließen, die ihm die Lieferung der fehlenden Existenzmittel g«. währleistet. Diese Großmacht kann nur Frankreich sein. Durch die Leoprechting-Aufdeckung erlitt die Aktivität oll dieser Bestrebungen einen leichten Rückschlag, Richert betätigt« sich als Kohlenkommissar im Saargebiet. Erst mit der Ruhrbesetzung machte man auch einen neuen Dorstoß in Bayern . Seine wohlgepflegten Verbindungen in Bayern führten Richert alsbald nach München ,.wo er im Mittelpunkt eines sog. bayerisch -vaterländischen Kouveiitikels ein« schnelle Reife der französischen Annexionsplüne betrieb. Seine Münchener Vertrauten waren: Prof. Fuchs, Kapellmeister Mach- Haus, Kohlenhändler Münk, Kaufmann B e r g e r(diese beiden sind DeutschbülMen), Landwirt Gutermann, Regierungsbau. meister Schäfer. Bei einer der ersten geheimen Zusamenkünfte führte Richert n. a. aus:. Es beginnt jetzt eine neue Aera in der europäischen Politik. Die Ruhrgebietsoperation ist kein« Fortsetzung der Reparations- Politik� sondern leitet ein« neue europäische Politik«in. Unter der Vormachtstellung Frankreichs wird em europäischer Völkerbund geschaffen, der Frankreich , Italien , die klein« Entente, Bayern und einzelne Teile von Deutschösterreich umfaßt. Frankreich hat jetzt zweifellos für die nächsten fünfzig Jahre die erst« und stärkste Roll« tn Europa . Dagegen kann sich Bayern Frankreichs Dankbarkeit erwerben, wenn zur Unter- stützung der französischen Ruhroperation jetzt ein« Aktion in München geschieht. Zu diesem Zweck tst ein Slaalsskreik ln Bayern herbeizuführen, vor ollem, um di« deutsche Abwehrfront an der Ruhr zu verwirren und zu zerbrechen. Meine Herren, wenn Sie nicht m diesen Tagen handeln, hat eine bayerische Aktion für Frankreich kein Interesse mehr." Um die Person Richerts und wohl auch mehr oder weniger um seine Aufgabe in Bayern wußten aber noch ein« Reih« anderer Persönlichkeiten, die zum Teil die Aufdeckung dieser Bctschworimg, die der jetzige Prozeh klären soll, veranlaßt haben. Zu diesen ge- hären in erster Linie der Major a. D. K. Mayr, früher Chef des Nachrichtenbureaus beim Wehrkreiskommando in München , und der Kapitänleutnant a. D. Kautter von der Organisa- tion C, dann der bekannte Hakenkreuzler Prioatdozent Dr. Arnold Rüg«, der Ordnungsblöckler Hofrat P i x i s, die beiden Kahrfreunds Sanitätsrot Dr. Pittinger und der ehemalige Polizeipräsident P ö h n e r, ferner Freiherr von Cramer- Klett und der Bezirksoberamtmann Freiherr v. Soden, beide aus der nächsten Umgebung des früheren Kronprinzen Rupp- recht, und schließlich auch der Minister des Innern Schwerer
sowie der damalige Polizeipräsident N or tz, die über die Tage von Richerts letztem Aufenthalt in München (Ende Februar) genau informiert waren. Am 20. Februar abends fand die letzte Derschwörersitzung in Gegenwart Richerts statt, die„unter vorheriger Benachrichtigung und Billigung ihres vaterländischen Zweckes durch die zu- ständigen höchsten Amtzstellen" abgehalten wurde. Eine Berhaf- tung des Richert, die, wie es heißt,„aus innerpolitischen Gründen" hmausgefchoben wurde, scheitert« an der rechtzeitig gelungenen Flucht des Franzosen Dos ist die Materie des Hochverratsprozesses, der am 4. Juni vor dem Volksgericht in München beginnt, und das sind die Per- sonen, die nach einstweiliger Kenntnis entweder zu den Verschwörern zählen oder doch von den Umtrieben des Richert, Fuchs, Machhaus und Genossen gewußt haben. Sie und zweifellos noch manch andere hochgestellte Persönlichkeit wird man also entweder als Angeklagte rder als Zeugen dieser Tag« vor den Schranken des Gerichts sehen, wenn eine restlose Aufdeckung aller offenbar seit Iahren gepflegt» politischen Beziehungen des Richert zu bayerischen Kreisen er*, folgen soll. * München . 2. Juni. (Eig. Drahtbericht.) Von den Rechtsrabi- kalen in Bayern wird zurzeit nach einer einheitlichen Parole ein wüster Feldzug gegen den preußischen Minister des Innern S e v e- ring geführt. Trotz Redeverbot, das dem nationalsozialistischen Führer Esser von der Regierung auserlegt worden ist, trat er am Freitagabend in einer der üblichen Radauversammlungen auf und sprach über den„Verrat" an Schlageter; Severins nannte er einen Verräter. Die Hetzrade beantworteten feine Sturmtrupps mit lautem Gebrüll: Schlagt die verräterischen hnride tol! Das Schwein Severing mutz weg!" Auch in den deutschnationalen Agitationsversammlungen, die der Pfarrer G r a u b in den letzten Tagen überall im südlichen Bayern abgehalten hat, wurde heftig gegen Severing geweitert, in flam- wenden Resolutionen sein sofortiger Rücktritt und im Zusammen« hang damit di« Aufhebung des Republitschutzgesetzes gefordert.
Stinnes kaust üie presse. Der Allgewaltig« im Reichsverband der Industrie, Herr Stinnes, hat bekanntlich vor wenigen Wochen das Blatt der Frankfurter Orgesch,, die„Frankfurter Nachrichten", für 306 Millionen Mark erworben. Don Frankfurt aus beabsichtigt er jetzt, ganz Süd- und Mitteldeutschland mit„Presse- erzeugnissen" zu bearbeiten. Selbstverständlich geschieht das im Sinne der Schwerindustrie. Sein Plan geht dahin, daß die„Frank- furten.Nochrichten"-Druckerei schon in aller Kürze 23 bis 30 Neu- zeitungen(Kopfzeitungen) herstellt, die Süd- und Mittel- dcutschland überschwemmen. Kopfblätter(gemeinsamer politischer Teil und nur verschiedener lokaler Teil) des Frankfurter Stinnes- Blattes bestehen bereits für Heidelberg und Fulda . Ohne Zweifel läßt sich Stinnes nicht von dem Gedanken leiten, große Gewinne zu machen, die heute an sich bei einem Zeitungs- unternehmen ausgeschlossen sind. Er hat di- Bedeutung de- Presse erkannt, er weiß, daß die öffentliche Meinung heute eine Macht ist, und um diese Macht in seinem Sinn« wirken zu lassen, kaust er, wenn irgend möglich, bestehende Zeitungen auf und gründet neue usw. Die Arbeiterschaft sollte im eigenen Interesse erkennen, daß diesem M a ch t st r e b e n nur entgegen- gearbeitet werden kann durch eifrig« Agitation für eine un a b- hängig« sozialdemokratische Arbeiterpresse.
Dem veröienste seine Krone. In der„Film-BZ." lesen wir:„Dem Direktor des„Ufa-Palosts am Zoo", Ignatz Wilhelm, ist jetzt vom deutschen Reichswehr. minister das Eiserne Kreuz II. Klasse und vom öftere reich! scheu Heeresminister die Große O e st e rrei ch is ch- Tapferkeitsmedaill« verliehen worden." Im„Ufa-Palasb am Zoo" kann man sich bekanntlich seit Wochen am F r i c d e r i cu-- Rex-Film begeistern. Angehörig« der Reichswehr haben Borzugspreise. Man kann also nicht sagen, daß das E. K. II an einen Unwürdigen verschwendet wurd«. Dem Verdienste seine Krone!
Neue Sozialeentnerbezüge. Amtlich wird uns mitgeteilt: Das Reichsarbeitsministerium hat dem Reichstag und den be« teiligten Reichstagsausschüssen einen Verordnungsentwurf zur Er- höhung der S oz ialre n t ner un t er stü tzu ng vorgelegt. Der Entwurf berücksichtigt die feit Mörz eingetretene Verteuerung der Lebenshaltung und auch den neuen Brotpreis. Die Kleinrentner- sürsorg« gleicht gesetzlich nach Art und Umfang derjenigen für So- zialrentner. Den besonderen Verhältnissen im besetzten Gebiet und im Einbruchsgebiet wird Rechnung getragen.— Ein anderer Em- wurf schlägt höhere Leistungen in der W o ch e n h i l f e und W ochen fürs orge vor. Wegen einer erneuten Heraufsetzung der Erwerbslosen- Unterstützung ist die Reichsregierung mit einem Verordnungs. entwurf an den Reichsrat herangetreten.— Für diejenigen Kriegs» beschädigten und Kriegerhinterbliebenen., die im wesentlichen auf die Renten angewiesen sind, sind durch eine Der- ordnung vom 31. Mai 1S23 die Teuerungszuschüsse sür Juni erhöht worden. Ferner sollen sofort an alle Kriegsbeschädigten un» Kriegerhinterbliebenen auf Grund eines Erlasses vom 17. Mai er- hebliche Vorschüsse auf die Rentenbeträge gezahlt wer- den, die ihnen nach der dem Reichstag vorliegenden Novelle zum Reichsverordnungsgesetz für In« Zeit vom Januar bis Juni zugedacht sind. Die weitere Bemessung der Renten für Kriegsbeschädigte und Kriegerhinterbliebene wird sich entsprechend den Vorschriften der Novelle zum Reichsverordnungsgesetz nach den Maßnahmen richten, die auf dem Gebiet der Beamtenbesoldung getrosten werden. öefatzungschronik. Mainz . Z. Juni.(MTV.) Die Rheinlandkommissiou hat in der Zeit vom 26. bis 29. Mai 1384 neue Ausweisungen von Beamten und Angeslellteu der Eisenbahn- und der Zollverwai- tung»erfügt. Mainz , 2. Juni. (WTB.) Die Rheinlandkommission hat in deZeit vom 26. Mai bis 29. Mai 1384 neue Ausweisungen von Beamten und Angestellten der Eisenbahn und der Zollver- wÄtung verfügt. Verkleinerung der englischen Zone? Köln . 2. Zunl.(MTV.) Nach Mitteilung des englischen Kreisdelegierlen ist der Teil des Kreises Vergheim, der nörd- lich der Eisenbahn Neuß-Düreu liegt, aus der englischen Lesahnugs- zone ausgeschieden und in die seanzSsische Vesahungs- Zone überführt worden.