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jarouf an, daß das Schiff der De  »tschen Re- publik nicht unterwegs zerbricht und daß eine neue Katastrophe vermieden wird, die gerade über die arbei- tendcn Schichten eine Summe von Elend bringen würde, die sich jeder Vorstellungsmöglichkeit entzieht. In ein« Lage wie der gegenwärtigen gibt es kaum eine rettende Klugheit, die alles mit einem Schlag zum Bessern wenden kann, aber dafür desto mehr Torheiten, aus denen unabsehbares Unheil entsteht. Und wie es die erste Regel der ärztlichen Kunst ist,von nocere", wenigstens nicht zu schaden, so ist es die erste Kunst der Politik, wenigstens Torheiten zu vermeiden, die Millionen mit der Vernich- tung, und eine im menschlichen Kulturinteresse notwendige Volksgemeinschaft, die Deutsche Republik, mit dem zeitweiligen Untergang bedrohen.
oie Finanzen der Stäüte. Bei den Verhandlungen des Deutschen   und Preußischen r> t ä d t e ta g e s, die in der vorigen Woche in Heidelberg  stattfanden, ist erneut auf die finanziellen Schwierigkeiten der Städte und Gemeinden hingewiesen und die beschleunigte Ver- abschiedung des Finanzausgleichgesetzes vom Reichstag ver* langt worden. ImBerliner Tageblatt" nimmt Paul Michaelis die Gelegenheit wahr, wieder einmal der Sozialdemokratie die Schuld für die Richterledigung dieses Gesetzes in die Schuhe zu schieben, weil sie an ihrem Widerspruch gegen eine weitere ErhöhungderUmsatz- st e u e r von 2 auf 2l4 Proz. festhält. Wenn Michaelis in vor- wurfsvollem Tone die Frage aufwirft, in welcher Weise man den dadurch entstehenden Ausfall decken wolle, so möchten wir ihn und seine Freunde, die auch an anderer Stelle diesen Vor- wurf immer wieder erheben, daran erinnern, daß gerade die Demokraten mit allen Mitteln im Reichstag versuchten, die Anwendung des skandalösen Geldentwer- tungsgesetzes auch auf die Gewerbesteuer, die bisher als eine der Hauptstützen der städtischen Finanzen galt, zur Ver- pflichtung für die Länder zu machen. Der Ausfall, der dadurch den Gemeinden entstehen wird, wurde z. B. für Berlin   vom Berliner   Kämmerer auf mindestens e�.n Drittel des Gewerbe st euereinkommens geschätzt, während im westlichen Industriegebiet die Verhältnisse noch viel schlimmer liegen werden. Eine wirkliche Hilfe für die Gemeinden ist nur möglich, wenn endlich an die Sanierung der Reichsfinanzen herangegangen wird. Dann kann auf die Erhöhung der Um- satzsteuer, deren Wirkung viel schädlicher sein würde als der scheinbare augenblickliche materielle Vorteil, durchaus ver- zichtet werden. Im übrigen zeigt sich gerade bei den Gemeinde- finanzen, daß der Besitz beim heutigen deutschen   Steuer- system überhaupt nicht mehr zu den Lasten der Ge- meinden und Städte herangezogen wird.
»Grüensrat i. V/ DerVerband Nationalgesinnter Soldaten" gründete seinerzeit einenO r d e n s r a t i. V."(in Vertretung). In wessen Vertretung? Eingeweiht« und dem Ordensrat nahe- stehende Kreise legen dasi. V." dahin aus, daß dieser Rat seine Tätigkeit in Vertretung des Kaisers ausübe. Tatsächlich ist der Ordensrat längst eifrig am Werke. Er verleiht seit längerer Zeit einedeutsche Ehrendenkmünze des Weltkrieges", und zwar weit- herzig an alle diejenigen, die sich um die Münze unter Berufung auf ihre zu Hause oder an der Front geleisteten Kriegsdienste be- mühen. Als nun das Verbot des Verbandes Nationalgestnnter Sol- daten erfolgte, sah sich der Ordensrat bewogen, seinen Sitz von Berlin   nach Buxheim   an der Iller  (Bayern  ) zu verlegen. Dort waltet unter der wohlwollenden Fürsorge der bayerischen Re- gierung der Gründer dieses seltsamen Ordensrates, der schon stüher als Häuptling der Berliner   Einwohnerwehren und als scharfer Judenfresser eine Rolle gespielt hat, weiterhin seines Amtes. Ueber dem Ordensrat schwebt als Protektorder Reichsverweser" Prinz Eitel- Schieberich, und natürlich steht ihm auch Ludendorff besonders nahe. Soll er doch am 31. März in einer besonderen
»Der Zerrissene* von Nestrop. Volksbühne. Die Unsterblichkeit Nestroys hat die gleichen Voraussetzungen wie jene der Shakespeareschen Narren. Was diese in den Tragödien Shakespeares philosophieren, das dichtet Nestroy  . Die erschütternde, yualvolle Skepsis der verbitterten Poeten, die schmerzreiche Mischung von gesundem Menschenverstand, der die Unwirklichkeit leugnet und den Bestand desIdealen" mit dem ungewollt und phantastisch hervorbrechenden Wahnsinn, der die Vernunft in bunte Scherben schlägt. Deshalb ist Nestroy   nicht, wie Professoren meinen, ein Parodist" mit Willen und Bewußtsein. Kein Kopfsatiriker, sondern eine am eigenen Spott sterbende Seele. Ob aus einem dichterischen Genie ein Tragiker wird oder ein Poflendichter. hängt manchmal davon ab, wo er geboren wird. Man darf also, will man eine Posse von Nestroy ausführen, nicht die Posse, sondern Nestroy   aufführen. Eine Pofle von N e st r o y. Das heißt: die Posse, entkleidet jedes deutlichen, handgreiflichen Spottes, der die Gattung kennzeichnet, und emporgehoben in die tragikomische, übersinnliche Sphäre Shakespeareschen Narrentums. Diese Uebersinnlichkeit ist es ja eben, die Johann Nestroy   aus der Vergessenheit unzähliger Possendichter hinaushebt in Gegenwart und Zukunft! Ncstroy ist nicht der Mann, den eine ernste Bühne nur aus sommerlicher Verlegenheit aufführt. Er ist kein Pausenfüller, kein literarischer Nachtisch, lächelnd serviert zwischen Hauptmahlzeit und schwarzem Kaffee. Und ebenso keine literarhistorische Seltenheit mit dem leisen Patinaschimmer einer Antiquität wie etwa Hans Sachs  ! Man kann ihn weder kommentierend spielen, wie es Ettlinger teil- weife im Staatstheater getan hat, noch so greifbar possenhaft als literarische Gattung, wie es gestern in der Volksbühne geschah. Sondern, man muß ihn in jene geheimnisvolle Stimmung hüllen können, die das ewig Lebende, immer Gültige braucht und schon selbst mitbringt. Die Hauptsache ist eben nicht, daß da ein Millionär aus der Sorglosigkeit eines üppigen Lebens in eine Kalamität kommt und zum Schluß wieder glücklich Millionär wird. Die Hauptsache ist: die unsterbliche Wahrhaftigkeit dieses unwahrscheinlichen, stark aufge- tragenen Vorgangs. Dieser Hohn auf irdische Güter; auf die Freunde; auf das Weib:-- und diese Anmut, die irdische Güter verleihen können: und die dos Weib entfalten kann: und diese erhebende, gött- ".che Wandlung, die ein äußerlich grobes Ereignis verursacht: die Handlung vom Nichtstuer, Nichtserleber zum glücklichen Erlebenden: ie Bekehrung eines Wichts zum Menschen. Man hätte also(Regie: Julius Sachs  ) keineswegs eine opesn- aft einsetzende Musik(Wolfgang Zeller  ) gebraucht, sondern eine iaive, volkstümlich alte. Und im ersten Akt vor der Tür des Herrn Lips keine Gletscherwelt sondern eine bescheiden-anmutige Höhe, womöglich blühend.(Der Kahlenberg   ist kein Moni Blanc.) Man hätte einerseits das Pathos vermeiden müflen, andererseits die Derb- heit. Man hätte mehr auf den Dialekt geben müssen nicht den der Wiener   Sprache, mein' ich, sondern den Dialekt der Wiener   Luft. drinz Hilpert, der die Hildenroll« spielt� hat Ursprüngluhkeit
Feier in München   die Ehrendenkmünze des Ordens an nicht weniger als 288 Bewerber verteilt haben. In jüngster Zeit versucht nun derOrdensrat i. V.", sich zu einer neuen großen rechtsradi» kalen Organisation auszubauen. Hier wird die Ordens- spielerei zu einem neuen Gefahrenherd für die Republik   und er- fordert größte Aufmerksamkeit der republikanischen Behörden. Der Ordensrat hat den TitelDie deutsche Ehrenlegion"(also im Gegensatz zur französischen!) angenommen und versucht, unter diesem Titel die 133 000 Mann, die bereits Inhaber der Denkmünze sind, mRitterschaften" zusammenzuschließen, wobei die Bildung von Vereinigungen in den einzelnen Ländern geplant ist. Diese organisatorische Tätigkeit der rechtsradikalen Militaristen verdient um so mehr Beachtung, als die Ritterschaften des Ordensrates zweifellos sich zum großen Teil aus Mitgliedern der verbotenen rechtsradikalen Verbände zusammensetzen. Also: Vlckeant consules! völkischer Hochschulterror. Völkische Finkenschast München   gegen Reichsverfassung. Von derArbeitsgemeinschaft republikanischer Studenten an der Münchener Hochschule" wird uns geschrieben: In dem offiziellen Organ der bayerischen Studentenschaft derDeutschen Hoch- s ch u l z e i t u n g" findet sich am 1. Juni unter der Ueberschrist Auch Bayern   behütet jüdisch« Professoren" ein«Denkschrift" der völkischen Finkenschaft München   an das bayerische   Staats- Ministerium für Unterricht und Kultus. Darin wird gegen die ge- plant« Besetzung des freien Lehrstuhles für Aegypteolo- gie an der Universität München   durch Professor Spiegelberg  » Heidelberg   Verwahrung eingelegt. Nicht um zu der Wissenschaft- lichen Eignung des Herrn Professors für diesen Lehrstuhl Stellung zu nehmen, sondern als lebendiges Glied der Universität München  fühlt sich die völkische Finkenschast oerpflichtet, für die Deutsch- erhallung der Landesunioersllät einzutreten. Wellerhin wird das Kultusministerium auf die Gefahr aufmerksam gemocht,der«S die deutschakademische Jugend aussetzt, wenn es Geistesgüter Ange- hörigen eines fremden Volkes zur Derwallung ausliefert. Die völkisch« Finkenschaft erwartet vom Kultusministerium ein« erneut« Beschlußfassung über die Berufung des Herrn Professors: denn sie sieht in dem Zwang, zu Füßen eines Fremden sitzend, zu lernen nicht die Möglichkell gegeben, sich für Deutschlands   Zukunstsaufgaben so zu rüsten, wie sie es von ihren Angehörigen als ihr« Pflicht erachtet." Dieser Vorstoß überrascht den nicht, der das von dieser Gruppe zu Beginn des vorigen Semesters aufgestellt« Wahlprogramm kennt, welches den numerus clausus für jüdische Dozenten und Studenten fordert. Di« völkische Finkenschaft München  erhebt dies« Forderung in enger Verbindung mtt den völkischen Gruppen Oesterreichs  , Ungarns  , der Tschechoslowakei   und Polens  . Es ist bekannt, zu welchen Ausschreitungen im Verlauf des letzten Semesters diese völkischen Vorstöße geführt haben. Wir«rinnern an die Hochschulstreiks in Wien  , Prag  , Budapest  , Bukarest   und Warschau  , wir«rinnern an die Revolten und blutigen Zusammen- stöße, die sich daraus vielfach ergaben. Wir verwahren uns gegen die Ausdehnung dieses völkischen Terrors auf deutsche Hoch- schulen und bedauern, daß wiederum zuerst in München   außer- akademische Gesichtspunkt« unter dem Drucke parteipolitischer Strömungen ausschlaggebend sein sollen. DieseDenkschrift" richtet sich jedoch nicht nur gegen die Freihell von Lehre und Forschung, sondern sie fordert das bayerische Unter- richtsministerium sogar dazu auf, entgegen der Reichsver- f a s s u n g zu handeln. Dies« spricht in Artikel 109 aus, daß alle Deutschen   vor dem Gesetz gleich sind, und daß alle die- selben staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten haben. Es würde aber eine Beschränkung der Rechte eines deutschen Hoch- schullehrers bedeuten, sollte man ihn, an den infolge seiner wissenschaftlichen Eignung ein Ruf ergangen ist, wegen seiner Zu- gehörigkeit zu einer konfessionellen Gruppe an der Aus- Übung seiner Lehrtätigkeit hindern. Die republikanische Studenten- schaft Münchens   spricht daher die Erwartung aus, daß das bayerische Unterrichtsministerium nicht nur seine B«> rufung aufrechterhält, sondern auch derartige Zumutungen terroristi- scher Gruppen energisch zurückweist.
genug, um Held einer Posse zu sein. Um ein Nestroyscher Held zu sein daxu gehört nebst unbekümmerter Gesundhell ein Gran Melancholie, ein klein wenig Sentiment. Er hätte die Lieder nicht nur frisch und frei heruntersingen müssen, sondern auch noch ein biß- chen dabei schmelzen können ohne kitschig zu werden. Und m der ganzen Rolle jenen schmalen gefährlichen Weg finden, der von der Heiterkeit zur Trauer führt. Auch die liebliche Gabrielle R o t t e r, seine Partnerin, war mehr gesunde Bauerndirn', weniger Mädel aus der nächsten Umgebung des Stefansturms. Stellenweise traf nur Georg August K o ch als Schlosser Gluthammer den von Nestroy ge- wollten Ton. Die Bühnenbilder(Hermann Steuder) litten an einer gewissen Ueberdeullichkeit, die Kostüme der sehr begabten Scherenschneiderin Lotte Reiniger   waren betont naiv, deshalb nicht naiv genug. Und nur ein Regieeinfall war gelungen die plötzliche Verwand­lung auf offener Bühne, ohne oertuschendes Dunkel. Auch das ist ein Symptom der Rückkehr zur Primitivität durch höchst« technische Leistung. Die Aufführung desZerrissenen" kann trotz mancher Sünde gelungen heißen. Und mitten, in diesem sommerlichen Bühnenverfall der Operettenstadt Berlin   ein Verdienst. Der Kampf gegen die Vergwerksunsälle. Prof. Wempe   aus Bochum   hielt am Montag zum Besten der Ruhrhilfe in der Tech- nischen Hochschule einen Lichtbildervortrag, wie er ihn bisher vor den Ruhrbergarbeitern gehalten hat, um sie auf scheinbar gering- fügige Umerlassungen aufmerksam zu machen, die Ursachen der Katastrophen und Unfälle sind. Er wies statistisch nach, daß 42 Proz. aller Unfälle auf Stein- und Koh'.enfall zurückzuführen sind, und daß die gefllrchteten Schlagwetterexplosionen bei weitem nicht so viele Opfer fordern wie die auf eigene Nachlässigkeit zurückzuführen- den Unfälle. Aber auch gegen die Schlagwetterexplosionen, gegen die Förderkorbabstürze hat die Technik den Kampf aufgenommen und ist so weit siegreich geblieben, daß die Zahl der Unfälle seit 1890 auf den vierten Teil zurückgegangen ist allerdings so gerechnet, daß jetzt für eine viermal so große Kohkenmeng« mit einem Menschen- leben bezahl: werden muß wie 1890. Wie groß aber die Opferzahl immer noch ist, kann man daran erkennen, daß es im Ruhrgebiet  täglich 4 Tote, 17 Schwerverletzte unter dem Tag« gibt. Um diese Opferzch! zu verringern, werden jetzt die gesamten Belegschaften über die Arbeit der Derfuchsstrecken aufgeklärt. Sie bekommen kinematographisch   den Fortgang der Experimente und ihre Resul- tat« zu sehen und lernen so die Theorie ihres Berufes. Sie sehen den enormen Unterschied einer Sprengung durch Dynamit und durch die Sichterheitspatronen. die unter dem Entzündungsgrad des Kohlenstaubes explodieren. Sie sehen die furchtlbar« Gasentwick- lung bei der Kohlenstaubexplosion, die all« Bergwerksstollen ver- glftet, und die nur örtlich gefährliche, reine Schlagwetterexplosion. Sie lernen die Folgen der durch Gewohnheit abgestumpfien Wach« samkeit kennen, indem sie die Nichtbeachtung der vorsichismaßregeln als Ursachen der Unglücksfälle erkennen und, wie der Vortragende schilderte, sie vergew»»as Gesehene nicht, denn sie werden sich der Verantwortung wfrocwußt, die jeder für sich und alle sein« Ge» nassen unter der Erde trügt.
Das verbot üerNlünchener Post*. Und der Verkauf derM. N. Nachrichten". München  , 7. Juni.  (Eig. Drahtbericht.) Das Verbot derMün. chener Post" ist auch in bürgerlichen Kreisen sehr peinlich empfun- den worden. Es lag nahe, das Verbot in ursächlichen Zusammen. hang mit den auftegenden Enthüllungen des Prozesses gegen Fuchs und Genofjen zu bringen. DieMünchener Post" brachte den ausführlichsten, genauesten, durchaus selbständigen Be- richt, dessen großer Umfang die wichtigste Quelle für die Beurteilung der dem Prozeß zugrunde liegenden Tatsachen zu werden schien. Das Verbot unseres Parteiblattes für die Zeit, während der ver- mutlich der Prozeß geführt werden würde, lieh natürlich die Ver- mutung zu, daß man lieber die bürgerlichen Zettungen, die alle mehr oder minder nationalistisch gefärbt sind, über den Prozeß allein berichten lassen will, so daß eher manche besonders schlimme Peinlichkeft unterdrückt werden könnte. Die königlich bayerische Re- gierung, deren Königlichkeit sich vorerst nur mit der Sehnsucht nach dem König begnügen muß, hat aber wieder einmal ihre Macht über- schätzt. DieMünchener Post" konnte heute nicht erscheinen, aber dafür kam dasBayerische Wochenblatt" heraus und brachte einen vertrauenswürdigen Bericht über den Prozeß, so daß nicht notwendig war, nach denMünchener Neuesten Nachrichten" zu greifen. Damit soll gerade nicht behauptet werden, daß der Bericht der M ünchener Neue st en Nachrichten" nicht auch von In- teress« ist. DieMünchener Neuesten Nachrichten" druckten nämlich den Brief ab, den sie an den Präsidenten de- Voltsgerichts geschrie. den hatten. Darin wird festgestellt, daß Professor Fuchs seit dem Jahre 1907 nicht mehr stellvertretender Chefredakteur und Ressort- redakteur derMünchener Neuesten Nachrichten" ist, daß er aber geschäftlich für dieMünchener Neuesten Nachrich» ten" wirkt und insbesondere bei dem Uebergang de» Blattes aus dem Verlage von Knorr u. Hirth an den schwerindustriellen Konzern mitgewirkt hat. Die hierdurch aufgeworfene Frage, ob der Uebergang der Münchener Neuesten Nachrichten" in das extremnationalistisch« Lager nicht am Ende mit einem Teil der 100 ftanzösischen Millionen erkauft worden ist, ist leider aus dem Briefe der Redaktton der Münchener Neuesten Nachrichten" nicht zu beantworten. Als sicher bleibt nur die Tatsache bestehen, daß der Agent dieses Verkaufs, eben Professor Fuchs, auch mtt Franzosengeld gearbettet hat. Verbot derPfälzischen Post". Ludwigshasen, 7. Juni.  (Eig. Drahtbericht.) Nach der am Sonnabendvormittag erfolgten Verhaftung des Geschäftsführers unseres hiesigen Parteiblattez Emil G e r i s ch und des politischen Redakteurs Genossen Steffen durch die französische   Gendarmerie wurde nunmehr diePfälzische Post" auf die Dauer von 30 Tagen verboten. Als Grund für die Verhaftungen und dos Verbot unseres Parteiblattes werden die Veröffentlichungen derPfälzischen Post" über die Anschläge auf die pfälzischen Eisenbahnen angegeben. Au» dem gleichen Anlaß sind in Kaiserslautern   die verantwortlichen Schriftleiter derPfälzischen Presse" Steigner und von derPfälzi- schen Dolk-zeitung" Dr. Rohr am Sonntag verhaftet worden. Ein skandalöses Urteil. Hamburg  , 7. Juni.  (Eigener Drahtbericht.) Im Dezember 1921 waren in der Hamburger Skandalpresse Artikel erschienen, die scharfe Angriff« gegen die Polizeiverwaltung, die in Händen von Sozial- demokraten liegt, richteten. DasHamburger Echo" hatte daraufhin den damaligennationalen" stellvertretenden Polizeipräsidenten Dr. Hartmann mtt diesen Artikeln in Verbindung gebracht, dabei von einer Clique gesprochen und die Verhältnisse desstelloertreten- den Polizeipräsidenten und feiner Presse" dargestellt. Vom Schöffen- gericht III wurde der Verantwortliche desHamburger Echos", Genosse Bugdahn, zu einer Geldstrafe von 2000 M. verurteilt. Gegen dieses Urteil legte der Kläger   Berufung ein, und die Strafkammer II des Landgerichts Hamburg   unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Steinek« hob das Urteil auf und erkannt auf 3 Wochen Gefängnis. Dieses Urteil ist vollkommen unfaßbar. Es ist ein Musterbeispiel dafür, was sich Richter unter dem Schutze ihrer Unabsetzbarkeit in der Republik Deutschland wieder leisten könen.
Kleines Theater:Das blonde Gift". Man denkt: Aha Sommer- spielzeit,«in Reißer für die Raffkes, also recht was Ordinäres. Und sieht dann ein Stück zwischen drei Ehepaaren. Diese bestehen aus schönen, klugen und teilweis« sogar keuschen Frauen, mit geistvollen, «infachen und bullenhaft tölpischen Männern. Zeitweise weiß man nicht recht, wie sich vier von diesen sechs Menschen augenblicklich anderweittg gepaart haben. Das begibt sich olles ohne Zoten, doch mtt Aphorismen ohne Zahl, daß einem zu Mute wird, als sähe man bei WildesIdealem Gatten". Eine der Damen ist Wede- kinds blond« Lulu(Hilde H i l d e b r a n d), wird nach Gebrauch auch erkannt und schließlich wird es ihr sogar ins Gesicht gesagt. Was aber ein« richtige Lulu ist, läßt sich dadurch nicht verblüffen, und«in richtig einfältiger Mann fällt doch immer wieder rein. So nimmt die Sache nach mancher Spannung ihren unvermittelt fried- lichen Ausgang, und Bill Kaufmann, der Sommerdirektor, Autor, Regisseur und Hauptdarsteller, nämlich Bonvivant und Rai- sonneur zugleich, heimst alle Ehren ein und schätzt, daß der nur zwei Stunden lange Dreiakter ihm über den Sommer dieses Mißver. gnügens hinweghelfen werde. r. b. Kämpfe um dasdrahtlose" Publikum. Das Zuhören bei Theaterausführungen und Konzerten auf dem Wege der drahttosen Telephoni« hat sich in den Dereinigten Staaten und in England schon ziemlich eingebürgert, und es ist begreiflich, daß durch diese Umwälzung allerlei Unzuträglicheiten hervorgerufen werden. In London   ist gegenwärtig eine Bewegung unter den Theater. direktoren und Konzertveranstaltern im Gange, die Künstter zu boykottieren, die sich solchen Gesellschaften verpflichten, die drahtlose Vermittlung von Theateraufführungen und Konzerten übernehmen. Das Publikum ist über diese Verfolgung der Künstler enttüstet, und erst kürzlich haben 30Hörer" einer Londoner Konzertagentur in einem offenen Briefe angedroht,, ihre Konzerte zu verhindern, wenn sie ihr« Künstter nicht weiter für dasdrahtlose" Publikum singen lasse.. Die Künstler sind natürlich sehr geneigt, die nicht unbeträcht- lichen Summen mitzunehmen, die sie dafür erhalten, daß das Publikum über ganz England hin ihre Darbietungen genießen kann. Di« Gesellschaften, die die drahtlosen Kunstgenüsse vermitteln, haben sich auch durch den Boykott nicht abschrecken lassen, sondern ver- anstaltenrein drahtlose" Konzert« und haben zum Beispiel ShakespearesSommernachtstraum" für ihr drahttofes Publikum aufgeführt, und zwar mit der elisabethanifchen Musik, die auf dem Harpsichord gespiett wurde.
«eine Salzburger Festspiele  . In diesem Jahre werden In Sa?,- bürg weder Festspiele noch Festkonzerte staltstnden. Begründet wird dir?« Beichluh mit dem Marlsturz und den übertriebenen Forderungen der Ver­mieter und Gastwirte. Eine tier- und Pklanzenbiologische Station bat die Humbold-Film- A. rn. b. H. errichtet. Die Leitung bat 3J. Junghan», der früher« leiten o« Biologe d'« Deela-Bi.»top. AI« erste Arbeit wird der scchsaktigc Nalursilm .Da« LieLezieben in der Natur- bi« zum September fertiggestellt sein. Ferner wirb jede« Monat eine Anzahl von naturwifsenlchastlich'populäre» LttprograsmwFilme» herausgebracht werben.