Einzelbild herunterladen
 
Flügtzl nahmen für bare Münze alle Verdrehungen und Tor- heiten, die von den bürgerlichen G e g n e r n des Sozialismus gegen diejenigen Führer erfunden und verbreitet wurden, die öffentlich für einerechtssozialistische" Politik eintraten. So daß auch hierin die Extrem! st en des Sozialismus, wenn auch ohne es zu wollen, in die Hände der E x t r e m i- sten der Reaktion arbeiteten; sie waren ihnen dabei be- hilflich, jeden Versuch zu verhindern, die Forderungen und den Kampfgeist der Massen in die Bahn eines großen Versuches demo-kratischer, sozialer und pazifistischer also im wahrsten Sinne des Wortes: sozialistischer Erneuerung zu lenken. Wohl hat man sogar auf maximalistischen Kon- gressen seither, jedoch zu spät, erkannt, daß bei einer rechtssozialistischen" Politik schon das Signal zum Angriff be- reits den Sieg bedeutet haben würde. Aber die sozialistischen  Heeresmassen kämpften auf einer anderen Front.... Oder vielmehr: sie warteten darauf, daß der maximalistische General- stab seinen großen Sowjetplan fertigstelle! Und sie warten heute noch darauf.... Denn auf einmal bekamen es die italienischen K a p i t a- listen mit der Angst zu tun, angefangen mit den Agrariern Norditaliens   und der Toscana, und gingen zum G e g e n a n griff über. Die geschichtlichen Ereignisse hier zu schildern, ist wohl überflüssig. Ich habe während meines Aufenthalts in Deutsch  land feststellen können, daß man sie hier genügend kennt. Der Faschismus war und ist also nichts anderes als der Aufstand des italienischen Kapitalismus gegeneineRevolution,dienichterfolgte   und gegen ein d e m o k r a ti f ch e s D u r chd r i n g e n des Proletariats, das dagegen sehr wohl hätte erfolgen können. Nun, mögen die Sozialisten aller anderen Länder auf ihrer Hut sein: ivenn sie es nicht verstehen, das zu tun, was möglich ist, um in der inneren Politik die durch das Prole tariat eroberten Machtpojitionenzuhalten und aus- zubauen und in der auswärtigen Politik den Frieden zu erzwingen, dann können sie sich auf den Gegenangriff derRcaktion gefaßt machen. Und selbst wenn ihnen dann das Schicksal des italienischen Sozialismus erspart bleibt, wer- den sie in diesem Gegenstoß keinen Anlaß zur Freude finden Wer sich ein Ziel steckt, das erreichbar ist, der ver- zichtet damit noch lange nicht auf die Zukunft. Aber wer nur auf dasMorgen" blickt, ohne jede Rücksicht auf die Not- wendigkeiten undMöglichkeiten vonHeute", der verurteilt sich selbst zur Ohnmacht für heute und für morgen. Lernt von Italien  ! Es wäre natürlich verfehlt, aus dem italienischen Beispiel die Lehre einer grundsätzlichen Scheu vor der Tat zu ziehen. Es gilt aber, die Vorteile eines vorübergehenden taktischen Verzichtes mit den Nachteilen einer möglichen Nieder- läge richtig abzuwägen. Daran erkennt man eben, ob ein politischer oder organisatorischer Führer der Arbeiterklasse auch wirklich staatsmännische Fähigkelten besitzt. Es können wohl Situationen eintreten, in denen gehandelt werden muß, wenn man nicht Gefahr laufen will, von den Gegnern über- rumpelt zu werden. Und der europäische   Sozialismus würde sich vielleicht noch schlimmeren Gefahren aussetzen als der italienische, wenn er nicht fähig wäre, sich ein A k t c o n s- Programm zu geben und danach zu handeln. Aber in Italien   ist der Sozialismus besiegt worden, weil er in einem ersten Stadium den Kapitalismus durch die Drohung einer Revolution aufrüttelte, die nicht kam, und weil man in einem weiteren Stadium sich nicht schnell genug zu einer positiven demokratischen Po- litik entschließen konnte, die zwar auf jede revo- lutionäre Phraseologie verzichtet und manche Kompromisse erfordert hätte, durch die es aber zweifellos mög- lich gewesen wäre, den faschistischen Gegen- angriff zu verhindern. Und deshalb noch einmal: Lernt von Italien  .
Der NeichstagsÜebatte zweiter Tag. Bürgerliche Redner. Der zweite Tag der Aussprache über die Interpellation der Sozialdemokratie war im großen und ganzen eine E n t- t ä u s ch u n g. Mit Ausnahme der Rede des Demokraten Dernburg   boten die bürgerlichen Parteien so wenig Geist und Sachkunde auf, daß dst Debatte stundenlang ohne jeden Eindruck auf das schwachbesetzte Haus hinplätscherte. Der Zentrumsmann Peter Schlack, ein Führer der christlichen Genossenschaften, hielt eine Rede, die er nach allen Seiten ge­recht abzuwägen versuchte, die aber doch mehr zu einer E n t- s ch u l d i g u n g der kapitalistischen   Wirtschaftsmethode als zu einer genügenden Kritik der jetzigen Zustände wurde. An fach- lichen Vessenrngsoorschlägen war auch er sehr schwach. Er regte einen gesellschaftlichen B o y k o t t der Wucherer an, ver- langte ein Verbot des Ankaufs und Verkaufs von Devisen, sowie es sich um reine Geldgeschäfte handle und glaubte im übrigen, sobald die Geldentwertung aufhöre, werde sich zeigen, daß die Steuern allgemein überstreckt seien. Schlack schloß mit einer Einladung an die Sozialdemokratie, in die Reichsregierung einzutreten; sonst habe sie jedes Recht verloren, die anderen zur Verantwortung zst ziehen. Der deutschvolksparteiliche Mittelständler Findeisen verstärkte diesen Ruf nach'der Mitregierung der Sozialdemo­kratie. Man hörte nichts mehr von jenem Wahlsprüchlein: Von roten Ketten macht euch frei Allein die Deutsche Volkspartei  !" Diese bürgerlichen Reichstagsreden sind ein Deweis dafür, wie stark manche dieser Herren zu der Erkenntnis ihrer b e« grenzten Regierungsfähigkeiten gekommen sind. Die Sozialdemokratie entscheidet natürlich selbst, oll sie in die Regierung eintritt oder nicht. Das ist für sie immer nur die eine Frage, ob sie innerhalb oder außerhalb der Regierung der großen ehrlich arbeitenden Volksmasse wertvollere Dienste leisten kann. Eine herausfordernde Rede trug der Deutsch- nationale W i e n b e ck vor. Nichts hörte man von ihm über die Steuersabotage der Besitzenden, nichts über das Versagen bei der Dollaranleihe, sondern nur heftige und oerletzende Angriffe auf die Sozialdemokratie. Unsere Partei, nicht die Wucherer und Schieber, zerstöre die Front an der Ruhr. Der armen Schwerindusttie geht es nach diesem deutschnationalen Redner schlecht und anderen kapitalistischen   Schichten noch schlechter. Damit war schon an den Reichssinanzminister die Mahnung gerichtet, mit seinen verschärfenden Steuerplänen zurückhaltend zu sein. Eine Rede, die wenigstens Sachkuniie verriet, war der Vortrag des Demokraten Dernburg  . Aber auch aus seinen Darlegungen war die Sorge zu entnehmen, daß die angekün- digte Steuervorlage zu weit gehen könnte. Dernburg  behauptete, bei keiner Schicht des Volkes sei das reale Ein- kommen im Verhältnis weniger gesunken als bei den A r- beitern l Den Vorwurf einer Minderung der Oualitäts- arbeit und einer Schleuderkonturrenz der deutschen   Industrie im Auslande wies er zurück. Der bayerische   Volksparteiler E m m i n g e r macht« die sächsische und die thüringische Regie- rung stark verantwortlich für die inneren Zustände Deutsch- lands, und der kommunistische Redner ließ die übliche Walze laufen: Nicht nur der Kapitasismus, fondern die schwächliche und verräterische" Koalisionspoliftk der Sozial- demokratie hat an dem Unheil des deutschen   Voltes große Schuld. Kaum ein Dutzend Abgeordnete hielt den tommunisti- fchen Redensarten stand. Die eigene Partei des Redners war nur durch drei Mann vertreten. Dann wurde die Aussprache auf heute, Sonnabend mittag, vertagt. Für unsere Fraktion wird Genosse Robert Schmidt in seinem Schlußwort sich mit den bürgerlichen Einwänden gegen unsere Forderungen beschäftigen.
Die fortsihreitenöe Teuerung. Inder ersten- Iuniwoche hat sich eine abermalige Verteuerung der Haushaltungskosten vollzogen. In der ab- gelaufenen Woche(beginnend mit Sonnabend, den 2. Juni, und endend mit Freitag, den 8. Juni) verteuerten sich nach den Berechnungen derIndustrie- und Handelszeitung" die Lebenshaltungskosten einer vierköpsigen Arbeiterfamilie um 19 Proz. gegenüber der Vorwoche von dem 4992fachen auf den S3g4fachen Vorkriegs st and in der Berichts- wache.__ die bayerischen Skanüale. Die in Bayern   gewählten sozialdemokratischen Reichs­tagsabgeordneten traten gestern, Freitag, zusammen, um die Vorgänge in Feucht  , die Verbote sozialdemokratischer Zei- tungen, die Rede des Innenministers Schweyer im bay- erifchen Landtag und die das bayerische Kabinett kompro- mittierenden Feststellungen im Verlauf des Prozesses Fuchs- Machhaus zu besprechen. Es herrschte vollkommene Ueber- einstimmung, daß diese bayerischen Fragen, die auch für die Reichspolitik und die Beziehungen Deutschlands   zum Ausland von höchster Bedeutung sind, im Reichstag   s o schnelj wie möglich besprochen werden müssen. Ueber das wüste Vorgehen der bayerischen   Regierung, die zu einem entschlossenen Kampf gegen die Arbeiterschaft aus- zuholen scheint, meldet uns unser Münchener   Korrespondent: München  , 8. Juni.  (Eigener Drahtbericht.) Infolge des Ver- botes derMünchener Post" kaufte der Verlag Birk u. Co. von demBayerischen Wochenblatt", das seit zwölf Iahren im Verlag Gerhard Auer erscheint, Nummern, um sie den Lesern derMünchener Post" zuzustellen, damit sie über die politi- schen Tagesereignisse notdrüftig unterrichtet sind. Donnerstag nach- mittag erschien ein Polizeiaufgebot in den Räumen von Birk u. Co., unterband das Weitererscheinen desWochenblattes", beschlagnahmte besten Matrizen und wollte die Rotationsmaschinen von Birk u. Co. plombieren. Aus den Einwand, daß diese Ma- schinen auch zur Herstellung anderer Arbeiten im Betrieb« gebraucht würden, unterblieb die Versiegelung. Statt dessen aber werden seit Freitag früh der Rotationsmaschinenraum und die darin auszu- führenden Arbeiten von Polizeimannschaften überwacht. Am Don- verstag abend beschäftigte sich dasGraphische Kartell München  " mit dieser Angelegenheit. In der dabei gefaßten Entschließung wird mit Enttüstung von dem Vorgehen der Polizei Kenntnis genommen und weiterhin erklärt, daß die Arbeiterschaft des graphischen Gewerbes nach wie vor auf dem Standpunkt abso- luter ungehinderter Pressefreiheit steht, ganz gleich, welche Tendenz den Organen innewohnt. Gerade die Arbeiterschaft Münchens for- dert deshalb sofortige Aufhebung der Z e itung- v er b o t e und ist entschlossen, im Verneinungsfalle für alle übrigen Zeitungen sofort die entsprechenden gewerkschaftlichen Konse- quenzen zu ziehen. e- München, 8. Iunl.(Cig. Drahtbericht.) Anläßlich der Beratung des Etats für da« Ministerium des Innern hielt Minister Schweyer heut« seine Etatsred«, in der er auch auf die vielfachen Angriffe der Sozialdemokraten gegen ihn teilweise antwortete. Dabei sagte er u. a.: Wegen der Vorgänge am 1. Mai ist«in Ermittlungsverfahren bei der zuständigen Staatsanwaltschaft anhängig, und zwar sowohl nach der Herkunft der Waffen aus Oberwiesenfeld wie wegen des von General v. T u t f ch e k herausgegebenen Befehls. Mit der Be- lästigung von Frau Dr. K e m p f int Zirkus Krone bei der national- sozialistischen Versammlung ist die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Das Strafverfahren ist gegen 80 Nationalsozialisten wegen Amts- anmaßung und anderem in der Schwebe. Das Verbot derMünchener Post" ist deswegen erfolgt, weil dieses Blatt wiederholt Artikel veröffentlichte, die vom Standpunkt der guten Beziehungen zum Ausland außerordentlich bedenklich erscheinen müssen. Dies gilt besonders von dem Arttkel am 4. JuniA u s dem Sumpf« der N a t i o n a l a k t i v e n", der die Grenze dessen, was von der Regierung geduldet werden kann, so erheblich
Gesterreichisthe Nufikwoche. Von Dr. Kurt Singer  . Es ist Dank zu sagen für diese drei Abende der Anregung. Das Ende der Saison bringt noch soviel gute Trümpfe, daß das Spiel gewonnen scheint; man ntmmt nun in Ruhe und Freud« Abschied. Der heißblütige, großartig führende Dirigent Paul Pella   zeigte uns die Wiener Aussassuna der 8. Mah le r fchen Sinfonie(über deren Licht und Schatten hier schon oft gesprochen wurde), zeigt«, daß alles an diesem Werk in der Konzentration des kleinen Raumes gewinnt, daß die Kolossal-Aufmachung den Feinheiten und ätherischen Stimmungen der Sinfonie Abbruch tut. Am zweiten Abend Novt- täten. Vorher packle einen das Gruseln. Hinterher hott« man es nicht gelernt. Sicher nicht bei den Orchesterliedern Bittner«, die ebenso süß und singschön, wie seicht und rückwärtsschauend sind (von der Gattin Emilie Bittner aber Mit dem menschlichsten wahr- haftigsten Ausdruck geschmückt wurden). Dann Schönbergs Kammersikifonie. Wir kennen sie auch von den Konzerten der Volks- biihire her. Ihr eigentümlicher, großer Reiz ist die wechseloolle, kühn erlauschte und bezwungene Farbe der Instrumente, ist die absolut sichere, geradlinig«, vor nichts an Mißklang zurückschreckende Führung selbständiger Stimmen. Das alles ist verwischt, undeutlich in der Klavierbearbeitung von Eduard Steuermann  . Als Spieler, als Arrangeur«in Wundermensch, ein Gehirn-Fabelwesen (vom Schlag« Erdmann); doch mußte kritischer Blick die Arbeit im Keim ersticken. Zemlinstis M< eterlinck-Lieder schienen mir der grüßte Gewinn des Abends, vielleicht der ganzen Musikwoche zu sein. Sehnsucht und Innerlichkeit drängen in diese wundersamen Musik-Poesten hinein, im Klang etwas Feierliches, Außergewvhn- liches; von Mahler her leuchtet das Kolorit, aber ein eigener, �ein- fam ringender, im Zwielicht doppelt leuchtender Kopf schreibt Weisen von Melancholie und des Aufschwungs, des Gebeugtseins und des Aufbrausens. Frau Hüni-Milja--fek deutete die Seele der Lieder inbrünstig aus. Orchesterstücke von Berg und Webern   be- beendeten das Programm. Zuletzt aber kamen die lang erwarteten Gurre-Lieder Schönbergs. Den Ultra-Modernen muß dies« breit gedehnt« Liederrcihe vorkommen wie eine vorsintflutliche Eingebung; d«n Unmodernen wird sie Labsal. Alle empfinden weltliche Längen und erheben sich an Schönheiten, die von anderer Welt zu kommen scheinen, etwa die Klage der Waldtaube. Dieses legendär« Spiel von Jacobsen ist innerlichste Kunst, Bindung von Liebeslyrik und Balladen, von Epos und dramatischen Lichtern. Um die Lieb« des Königs, um den Tod der Geliebten, um die ritterliche Fahrt und die Mannen-Gesänge der Gurre-Leute geht der Text. In der Musik, die vor 28 Jahren entstand, begegnet sich der junge Mahler mit dem alten Wagner  . Ja, das Nibelungen- und Meistersinger-, da» Tristan- und Tannhäuser  -Melos dominiert. Die Ausgestaltung des Orchesterklangs ist glanzvoll, prunkend, die Untermalung mono- logischer Ueberlegungen, triebhafter Leidenschaften, naturgewaltiger Entladungen der Poesie ist von einem großen technischen Meister bis in die kleinsten Details der tonpoetischen Malerei durchgefübrt. Das Werk bat ein ungeheures, glän.zendes Pathos, es hat selbst im Rhythmus Farben magischer Kraft, da» Leitmotiv klingt wie im Drama auf, und Spannungen, die sinfonischen Gebilden sonst ftemd
sind, Ekstasen, Ausbrüche, Generalpausen, Jagden des Bluts und der brutalen Gewalt wirbeln zusammen, um«in fesselndes, auch an- greifendes Musikwerk zu stützen. Dennoch: die Gurre-Lieder sind mehr breit als tief, mehr sinnlich, als geistig, mehr«in Wert von vorgestern, als von übermorgen. Die Gebärd« Ist die eines großen Mimen mit Mantelwurf, rollenden Augen, schmetternden Tönen, die Theatersprache macht aus Szenen des oerinnerlichten Vorentwurfs äußerlichen Glanz, Pomp und spielerische Beredsamkeit. Das alles ist wirksam, höchst wirksam, allzu wirksam. Und zwischen wahren Eingebungen de» Genius liegen Strecken von äußerlich zeichnender Musik, die in das Reich des Komvonisten zu laden scheinen mit dem Ruf: Hereinspaziert! Die Aufführung leitet« Ialowecz äußer- lich mit knappster Beschränkung auf das Wesentliche an Einsätzen, Tempi, Stufungen. Innerlich ist er mit Sinn und Wesen der Lieder(die einen Riesen-Publikums-Ersolg brachten) ganz vertraut. Hätte er drei Proben mehr gehabt, die Darbietung wäre von aller- höchstem Rang gewesen. Man darf Ihm für sein« aufopfernde Hin- gab« an seinen Lehrer danken; desgleichen dem bescheiden abseits stehenden Bruno Kittel, der seinen Chor wieder minutiös«in- gudiert hatte. Es war nicht sein« Schuld, daß die rasenden rchesterwogen das Mannenschiff beinahe fortgespült hätten im Klang-Orgismus! Von den Solisten nenne ich nur die aller- vornehmest« und stilistisch sicherste Frau C a h i« r, die eindringliche, frei und stolz dahinschwebende Stimm« von Frau Bindernagel, den musikalischen, chnell»inspringenden Georg A. Walter und den vorzüglichen, Partitur sprechenden Schauspieler Klitsch aus Wien  .. Reinhardts Wiederkehr. Wi« einige Blätter zu melden wissen, wird im kommenden Winker in Berlin   ein neues Theater eröffnet iverden, dessen Gebäude neben demTheater am Kurfürstendamm  " liegt und dessen Erbauer Oskar Kaufmann   ist. Es soll sich um einen kleinen intimen Bühnensaal nach Art der Tribüne han- dein. Dieses Theater ist wie ein Mittagsblott zu wissen meint bereits von Edmund Reinhardt gepachtet worden, der die künstlerische Leitung seinem Bruder Max anvertrauen wird. Max Remharvt will hier neue Ideen, die er in Amerika   empfangen hat, in eigenen Inszenierungen oerwirtlichen. Also eine Verbindung von Amerikanismus und Reinhardt-Stil, und das Ganze auf einer intimen Bühne vorgeführt! Man darf gespannt sein, wie das Wundergebilde aussehen wird. Die Operette und die Srillk. Ein Leser schreibt uns: Mit großer Freude las ich die Ausführungen Ihres K cd.-Mitarbeiter« unter dem StichwortDie dumme Liebe und die Berliner   Krttit". Alle Freunde der wirklich guten Operette werden erleichtert aufgeatmet haben, daß sich endlich jemand getraut hat, in diese» Wespennest hincinzustechen. An dem Tiefstand, wie er zurzeit in der Operette herrscht, hat gerade die Berliner   Kritik nicht zum wenigsten schuld. Oft muß man wirklich glauben, daß die Rezension vom Spezial-! reparier für Gardinenbrände unter Assistenz der Modenredaktrice ver­faßt sei. Wenn man auch das Verständnis des p. t. Publikum» gar nicht gering genug einschätzen tonn, so- genügt doch diese Ausrede für einen wirklich künstlerisch und das Verantwortlich« seiner Stellung empfindenden Kritiker nicht. So tonnte es kommen, daß Gilbert nach emem Anlauf(Di« Braut des Lucullus") bald wieder m die
lukrativen Niederungen der Massentiffchfabritation herabstieg, daß Fall kein brauchbares Textbuch mehr in die Hönde bekommt, daß Lehar   scheinbar ganz von unseren Bühnen verschwunden ist usw. usw. Dazu noch der Berliner.Star"-Unsugl Man sammelt eine Anzahl Kanonen" von denen übrigens einige in der Provinz erfolglos oerpuffen würden, reißt dadurch auch den ärgsten Unfug wenig- sten, teilweise heraus und die künstlerische Verantwortlichkeit des Theaterleiters ist endgültig sck scta gelegt. Und mit ihr das sei hier nicht verschwiegen auch die des bettessenden Musikverlegers. Alles basiert nur noch auf Beinen und diebestausgeogenste Soubrette" Berlins   zu sein, bedeutet einen Ruhm! Darüber energisch Beschwerde zu erheben, ist die Pflicht aller wahren Operettenfreunde und heißt noch lange nichtBrunnem" treiben. Die Operetten- Rezensenten der großen Berliner   Blätter aber mögen sich zeit- gemäß versiert die Worte des alten Philosophen Bischer als Leit- motiv nehmen: Kritik ist eine Sichel, zu mähen kurz und klein, Und Ja- und Amenkager, das darf man niemals sein!" S. Wg. SkOvo Wort«via Inmsradio" an einem Tage. Die drahtlose Telegraph!« wttd immer mehr für den öffentlichen Verkehr, nament- lich den Auslandsdienst, in Anspruch genommen. Der größte Teil der Telegramme nach Amerika  , Spanien  , Italien  , Rußland  , Aegyp- ten usw. geht jetzt drahtlos. Die Stationen Nauen  , Eilvese cmd teilweise auch Königswusterhausen versehen diesen Auslandsvienst. Nauen   und Eilvese werden von derTrans- radiobetriebszentrale" in Berlin   aus bedient. Welch bedeutende Verkehrssteigerung hier zu verzeichnen ist, bezeugt, wie dieUmschau" mitteilt, die Tatsache, daß an einem Tage jetzt rund 50 000 Wortevia Transradio" ausgesandt werden. Kürzlich wurde sogar em« Höchstleistung von 81 13g Telegrammworten, davon 38 000 allein nach New Port, erzielt. Mary Wigman   veranstaltet mit ihrer gesamten Tanzgruppe diel weitere Wiederholungen ihre» Programms am lt., 12. und 13. Iuin. S Uhr in der Philharmonie. Da» Konzert von Joseph Schwarz  ,»-i» am 6. Juni infolge plöh. sicher Erkrankung de» Künstlers abgesagt irnsen muhte, wird bestimmt am 14. Junt. 8 Uhr. in der Philharmonie stallstnden. Wortrag über«eiangäphyftoloaie. Am Sonntag, den 10.,mlltaa» '1,1 2 Uhr. hält der Odeiniänqer und Dr. med. Jean N a d o l o v> t s ch im August- Förster- Saal. Keilhstr. II, satnen siebenten Vortrag über prakiiich angewandte sprach, und MesangSpbtPologic-- mit Demonstrationen an den Zuhörern besonder» spricht er über«ehltop« und Zungcnlage, Wabrl. und Relonarzenlsatlung. E i n t r i t i r e t. Jntercssenlen willtomn-en Der neue Lekror für die nordischen Sprachen. Zum Nachfolger de» unlängst verstorbenen L-ttorS sür die aorstlchcn Sprachen an der«erl-ner Universttät. Protcssor NeuhauS au»«o en- bagen, bat daS UnterilchlSminIsterium mit iemefterbcginn ven Genossen Dr.<L. Zangen seit au» Stockholm   ernannt. Dr. Langenselt hat bereit» elnen zweistündigen tttivsti» im Schwedischen   für Anfänger begonnen. Da»«nalphabeteatum«n«nfiland. Da» zentrale stalistifche Amt in Moskau   hat genauere Angaben über die Zahl der Analphabelen in Groh- ruilland und den verbündeten Republiken veröfscnllicht. Nach diesen Angaben befinden fich in Zcntralruhland 13 Millionen Analpiiabeten.>» der Iltraine 12, in Sibirien   3 Millionen und In den kaukasischen Nepublisen 1420000. In den kaukasischen Republiken beträgt die Zahl der Analphabeten über 40 Proz. der gesamten LeoöUeruug.