Gn wieder auf freien Futze setze; der Kommifsar hade die, frdoch auf strikte höhere Anweisung(lies: Scvcrmgs) abgeiehntl An dieser ganzen Geschichte ist, wie man sieht, kein Wort wahr, und es ist gegen die„Dergisch-MärNsche Zeitung" und gegen die anderen Blätter, die diese Lüge unter heftigsten Ausfällen gegen Severins abgedruckt haben, Strafantrag gestellt worden. Der Anregung des Oberpräsidenten in Münster , die verleumderische„Bergifch. Märkische Zeitung" auf vier Wochen zu verbieten, hat Genosse Sc- vering keine Folge gegeben, weil eine solche Mahnahme den An- schein hätte erwecken können, als hätte die preußische Regierung Angst vor etwaigen„Enthüllungen" dieses Blattes. Wir b e» dauern Viefe Rücksichtnahme, denn gerade durch eine zu laxe Handhabung der ohnedies viel zu geringen Kampfmittel, die das Gesetz zum Schutze der Republik gegen die deutschnationale V«. leumdung bietet, wird der Uebermut der Brunnenvergifter ge- steigert und die Gefährlichkeit ihrer Mordhetze erhöht. Aehnlich wie im Falle Schlageter verhält es sich mit den übrigen Erzählungen der Rechtspresse über Severings„antinational«" Politik im Ruhrkampf. Aber Genosse Severing dürste in der h e u t i- gen Landtagssitzung Gelegenheit haben, sich selbst zu diesen einzelnen Fällen zu äußern, wenigstens soweit die außenpolitische Lage es ihm gestattet. Denn leider tragen verschieden« Gründe dazu bei, daß man die völkische Mordhetze noch nicht so entlarven kann, wie es zur Reinigung der polltischen Atmosphäre sehr zu wünschen wäre. Diese Gründe kennt die Rechtspresse ganz genau, und trotzdem— oder geradedeshalb— hatsie ihre Hetze so maßlos betrieben. Sie wußte, daß dem preußischen Staatsministerium zpr Verteidigung nicht mir der verletzten Ehre, sondern auch des immer offenkundiger bedrohten Lebens Severings die Hände gebunden waren und nützte diesen Vorteil mit echt„nationaler" Ritterlichkeit nach Kräften«ms. Uebrigens hat sich über die Person de, Schneider noch folgendes herausgestellt: Mitte März wurde dem Staatsministerium vom Breslauer Polizeipräsidenten gemeldet, daß ein Leutnant Schneider von einem schlesischen„Rollkommando", also einer der vielen dortigen nationalsoziallstischen Organisaticmen, nach Berlin gefahren sei, um hier ein Akkenlal auf Severlvg auszuführen. Die Anwesenheit des Schneider wurde tatsächlich in Verlin festgestellt, doch hauptsächlich in Nachtlokalen, Dielen und dergleichen— ähnlich wie die Hardcn-Attentäter Weichhardt und Ankermann. Doch verschwand bald darauf der Betreffende, dessen Lichtbild man besah, aus Berlin , als er gerade verhaftet werden sollte. Jetzt hat der Vergleich zwischen dem damals aus Breslau ent- fandtm Lichtbild und dem Schlageter-Derräter ergeben, daß beide Schneider mttsinander identisch sind!
Revision im Goerges-prozeß. Essen. 18. Juni. (WTB.) Di« Revissonsverhandlung gegen das Todesurteil im Fall« des Ingenieurs Goerges von der Badischen Anilin» und Sodafobrik in Mannheim findet vor dem Revisionshof in Düsseldorf bereits am Donnerstag, ZI. Juni, im neuen Amtsgericht statt. Die Vertretung der Revision liegt ln Händen des Rechtsanwalls Dr. Grimm-Essen.
Der Zuchs-Machhaus-prozeß. München , 18. Juni. (Elg. Dvahtb.) Die vom Staats- anwalt am achten Verhandlungstag im Machhaus-Fuchs- Prozeß nach beigebrachten Zeugen ergaben für den An» geklagten Munt keine besondere Belastung. Seine Ehe» frau sollte während einer Reis« am 11. Februar geäußert haben: „Wenn ich jetzt heimkomme, sitzt mein Mann in der Regierung." Der betreffende Zeug« mußte aber zugeben, daß sein Gewährsmann unzuverlässig sei und in ähnlichen Fällen schon öfters falsche ?lngabm gemacht Hobe. Anläßlich einiger Vorhalte des Bor - sitzenden gegenüber dem Angeklagten Fuchs macht« dieser neue Mitteilungen Über seine Beziehungen zu Rathenau . Er fei während des Krieges öfter in Berlin mit Rathenau zusammen»
Der Mbcm öes Grientalifthea Seminars Die Denkschrift des preußischen Bnterrichtsministeriinns über den Abbau des Orientalischen Seminars, die jetzt dem Landtage zuging. gibt zu den schwersten Bedenken Anlaß. Was das Seminar wirklich ist und leistet, wird vollkommen verschleiert; einige Andeutungen geben ein Zerrbild, das den tatsächlichen Verhältnissen zuwiderläuft. Am Orientalischen Seminar wird für eine Reihe von Auslands» gebieten(nicht nur des Orients) in einheitlich geleiteten eindringenden Lehrgängen von, der Regel nach, zweijähriger Doner ein zusam» menhängende» n a t i o n e n w is s« n s ch a ftl i che s Stu- d i u m gepflegt, das den gesamten Inhalt des gegenwärtigen Lebens eines fremden Volkes(in kultureller, wirtfchafUicher und politischer Hinsicht) planmäßig und quellenmäßig, auf dem Grunde vollkommener Beherrschung der Sprache des fremden Volkes, zu er- fassen sucht. Sprach» und Rcalienuntrrricht sind ein harmonisches Ganzes. Die Sprachswdien sind durchweg eingestellt auf die Realien; die Kenntnis der Realien wird geschöpft aus den fremdartigen Originalquellen. Die hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen des Seminar» in dieser Linsicht sind in Deutschland und im Aus» lande allgemein anerkana:. An der Universität gibt tu keine Lehrstühle für das Studium der gegenwärtigen Verhältnisse fremder Völker in dem vom Semi« nar vertretenen Sinn«. Die Universitätslehrer wenden sich solchem Studium nur gelegentlich und ausnahmsweise zu; ganz allgemein gehen ihre Studien in«rnderer, in historischer und philologischer, Richtung. Daher ist die Kenntnis der gegenwärtigen Verhältnisse fremder Völker an der Universität in hohem Grade lückenhaft und mangelhast. Wie man solcher Mangelhaftigkeit abzuhelfen sucht, zeigen die„z weise mestrigen Sprach, und Kultur. kurse" der Bertiner llmversität Es gibt hier einen„Englisch - amerikanischen Sprach» und Kultur kursus " und einen„Spanisch- südamerikanischen Sprach- und Kulturkurfus". Hier werden wöchent- lich zweimal zwei Eprachstunden erteilt, daneben wird von drei bis vier Herren in insgesamt 4 Wochenstunden, je eine Vorlesung über Geschichte, Ltterawr usw. gehalten. Diese Borlesungen, bunt zu» sammengewürfelt, stehen in keinem Zusammenhang weder unter- einander noch mtt den Sprachkursen; sie stellen keine seminaristischen und quellenmäßigen Studien dar. Aus grund solcher Studien will man Zeugnisse über Auslandskenntnis ausstellen! Ein so blutiger Dilettanttsmus hätte von der ministeriellen Denkschrift nicht empfohlen werden sollen. Das Studium der gegenwärtigen Verhältnisse fremder Völker erfordert, wenn es ernsthaft sein soll, unter allen Umständen die am Seminar gepflegte nattonenwissenschaftliche Methode; es verlangt eine volle wissenschaftliche Kraft, die sich dieses Stu» dium zur Lebensaufgabe macht und die sich frei muß entfalten können. Ein nottonenwissenschoftliches Studium kann nicht von Universitätslehrern, deren Hauptstudien in anderer Richtung gehen, nebenher abgemocht werden. Es darf auch nicht in die Hände von Assistenten solcher Professoren gelegt werden. Nach der Denk- schrist sollen taksächllch die Dozenten des Seminars durch schlechter bezahlte und nicht fest angestellte Assistenten an der Universität er- setzt werden. Für solche Stellen würde man erste, zugleich durch wissenschaftliche Vorbildung wie genau« prakttsche Auslandskenntnis
getroffen, zuletzt im Jahr« 1918 to der sogenannten„Deutschen Gesellschaft". 5>amals habe er bemerkt, daß er entgegengesetzter Anschauung wie Rathenau sei. Dieser sei internationaler Kosmopolit, und er deutschvölkischer Föderalist. Im Juli 1922 habe ihm Richert Mitteilung davon gemacht, daß Rathenau kurz vor semer Ermordung bei offiziösen Persönlichketten in Paris angefragt habe, wie man sich in Paris dazu stellen würde(I), wenn er, Rathenau , eine Diktatur in Deutschland aufrichtete(l) Dergleichen habe Rathenau auch m London getan, wie Fuchs von dem ehemaligen deutschen Gesandten im Haag, dem Grafen Leyden, erfahren haben will. Diese beiden Informationen machten es dem Fuchs zur Gewißheit, wie er sagt, daß im Jahre 1923 in Berlin eine Diktatur mit bolschewistischem Einschlag zum Durchbruch komme. Im übrigen war die Montagssitzung durch die Verlesungen der Protokolle des Machhaus ausgefüllt. Wesentlich neues erfuhr man daraus nicht. Machhaus gibt zu, daß er im ganzen fünf Reifen zu Richert in das besetzte Gebiet gemacht habe, vier davon im Einverständnis mit Fuchs. Gegenstand der Ver- Handlungen dort war stets: Herstellung einer bayerisch -sranzösischen Front gegen einen norddeutschen Bolschewismus. Geld will er von Richert keines empfangen haben, wohl habe er nationalen Organisationen fünf Millionen Mark gegeben. Am Dienstag beginnt das Plaidoyer des Staatsanwalts. Die Gültigkeit der bayerischen Volksgerichte. München , 18. Juni. (Cig. Draht b.) Da» bayertsch» Justiz- Ministerium gibt bekannt: „Vor einiger Zeit ging durch die Presse die Nachricht, daß das Amtsgericht Hamburg dem Dolksgericht München die Rechtshilfe verweigert hob«, weil die bayerischen Volksgerichte keine rechttnäckigen Gerichte seien. Auf eine Beschwerde hat das Hanse. atische O b er l an de s g e r i cht zu Hamburg das Amts- gericht Hamburg angewiesen, dem Rechtshilfeersuchen des Münchener Volksgerichte« zn entsprechen. Damit ist der Versuch mißglückt, die Anschauung eines außerbayerischen Einzelrichters gegen die bayerischen Voltsgerichte auszuspielen." Die abschließende höhnische Bemerkung hätte sich das bayerisch« Justizministerium ersparen können. Bekanntlich sind die sächsis chen Justizbehörden immer noch angewiesen, dem Rechtshllfeersuchen des Münchener Volksgerichts nicht nachzu- kommen. Das ist richtig so!
Hitler und Eckaröt gegen öen»vorwärts". Unser Redaktenr vom Münchener Gericht zn 40000 M. .Geldstrafe verurteilt. München . 18. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Vor dem hiesigen Schöffengericht wurde heute über eine Beleidigungsklage verhandell, die Adolf Hitler und Dietrich Eckardt gegen den verant- wortlichen Schriftleiter des„Vorwärts", Genossen Victor Schiff » angestrengt hatten. Gegenstand der Klage war die In einem Münchener Drahtbericht de»„Sozialdemokratischen Parlaments- dienftes" aufgestellte Behauptung, die Nattonalsozialistlsche Partei sei reichlich mtt französischen Spitzelgeldern bedacht. Der „Vorwärts" vom 12. Februar 1923 hatte das Münchener Telegramm des„Soz. Pcrrlamentsdienstes" übernommen und abgedruckt. Die Behauptung stützte sich auf die in der gesamten deutschen Presse ver- Sffentlichtm unwidersprochen gebliebenen Mtttettungm über den seinerzeit mit französischem Geld in der Tasche festgenommenen nationalsozialistischen Stoßtruppfiihrer L ü d e ck e. Adolf Hitler hatte tn seiner Eigenschaft als„Führer der nationalsozialistischen Bewegung", Dietrich Eckardt als damaliger Schriftleiter des„Völkischen Beobachters" Klage erhoben, ob« wohl die.Führer"-Oualität überhaupt kein juristischer Begriff ist und obwohl der„Völkisch « Beobachter" gar nicht in der erwähnten Meldung eines Empfanges französischer Epltzelgelder bezichtigt war- den war. Daher hatte zunächst der Verteidiger des Angeklagten, Genosse Alwin Sa eng er, die Legitimation der beiden Kläger zur Klageerhebung bestritten mit dem Erfolg, daß die Klage vom Amtsgericht München als unstakthaft zurückgewiesen worden war. Hitler und Eckardt erhoben jedoch gegen diesen juristisch ein» wandfreien Besckssuß Beschwerde beim Landgericht, durch da» die
empfohlene Kräfte, die doch dringend nötig wären, keinesfalls ge» «Innen. Außerdem würden solche Assistenten nicht nur jeden Augen- blick von der Gnade des Herrn Becker, sondern auch von den Uni« versitätsprofessoren, denen sie zugeteilt sind, abhängen. Diese wür» den als Direktoren ihnen ihr Arbeitsgebiet umgrenzen und vor- schreiben. Wissenschaftlich st ei es, unabhängiges Denken tut uns ge- rade auf dem Gebiete der internationalen Beziehungen not. Auch würde der Assistent, da seine Interessen sich mit denen seine» Pro» fessors all« Augenblicke kreuzen würden, nicht nur in seiner Lehr- tätigkeit, sondern auch im Ausbau der ihm nötigen literarischen Hilfsmittel auf Schritt und Tritt gehemmt sein. Di« planmäßigen Dozenten des Orientallschen Seminar» empfehlen eine Förderung der Aufgaben des Seminars durch innere Reform desselben als selbständiger Hochschule. Es steht nichts im Wege und ist nur zu begrüßen, daß die Universität in Zukunft nähere Fühlung mit einer ihr gleichberechtigten Hochschule sucht, zumal das Seminar neben der Universität liegt und ihr jetzt schon angegliedert Ist. Wenn in irgendeiner Richtung eine Vereinigung wünschenswert ist, so können ebensogut einzelne Teile der Universi» tätsstudien mit dem Seminar vereinigt werden, so daß dieses, unter Austechterhalkung seine» selbständigen nattonenwissenschaftlichen Eha» rakter», zugleich ein zentrale« Orientinstitut würde. Ein« M o- dernisrerung der Universität wird jedenfalls keineswegs dadurch erzielt, daß man die Enlwicklungsmögllchketten des modernen nationenwissenschaftlichen Studium» in der Weis« beengt und in Frage stellt wie e« die ministerielle Denffchrtst tnt. Durch die Vorschläge de« Ministerium» werden Ersparnisse gegen den jetzigen Zustand tatsächlich nicht erzielt. Ersparnisse sind aber, wie die Dozenten des Seminars früher schon dem Mi» nisterium nochgewiesen hoben, sehr wohl möglich bei einer Reform des Seminars ol, selbständiger Hochschule.
Slaatsoper.(„D e r g o l d« n« Hahn", Oper von R i m s k i j. K o r s a t o f f). Vor Toresschluß und während das Ensemble im Ausland gastiert, gab es noch eine Uraufführung. Die Staotsoper reckte ihre müden Glieder. Ein paar Verrenkungen sind dabei auf- getreten, und bei aller angewandten Müh« tonnte die Lebenskraft dieser russischen Oper nicht erwiesen werden. Das Auge wurde in buntem Gepränge zu stark befchäfttgt, eine Puppenkomödie zog vor- bei, ohne rechten Handlungseinfall, kleine und kecke Inszenierungs- ideen mußten eine einheitliche Idee der Regie ersetzen, wie sie etwa aris einst gebracht hatte. Doch wurde durch Blech und Frau u r j e w s k a j a die Musik, so schüchtern sie sich auch anfangs gab, im zweiten Akt gerettet. Hier ist sie mehr als Illustration, mehr als Dienerin des von Möller witzig übersetzten Textes. Ein Märchen? Ja und nein. Ein allegorisches Spiel? Rein und ja. Was also? Ein unterhaltsames, in feiner Musik angenehmes, aber nicht immer kurzweilige» Quodlibet voller Satyre und Kindlichkeit, ein Stück wie aus Tausend und einer Nacht. Das Publikum war sichtlich enttäuscht. Die verständlichen Gründe dafür sollen noch untersucht werden. K. S. Ein volkstümlicher Galerieführer. Die schönste privat« Gemälde- galerie DeutsHlands, die der Mecklenburger Adolf Friedrich v. Schock wahrend der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
Entscheidung des Amtsgerickst««mgepoße» und Vi« Klage zn» gelassen wurde. Zu Beginn der heutigen Verhandlung erhob nun Rechtsanwalt Saenger namens des angeklagten„Dorwärts"-Redakteurs Wider- klage wegen eines Artikels des„Völkischen Beobachters", in dem die ,Borwärts".Redarteure als„R o v e m b e r o er b r e ch e r", „Dorwäts". Juden" und„P a ck" beschimpft wurden. Außer- dem wurde ein zweiter Artikel des„Völkischen Beobachters" zum Gegenstand der Gegenklage gemacht, der zahlreiche Beleidigungen der Sozialdemokrattschen Partei enthielt. Das Gericht be- schloß jedoch, diese Widerklage abzulehnen. Zur Sache selbst führt« Genosse Saenger aus, daß die Geld- quellen der Nationalsozialistischen Partei keineswegs klar zutage liegen.(Heute erscheinen sie, nach dem Verlauf des Fuchs- Prozesses, sogar trüber denn j«! Red. d.„V.".) Außerdem habe der erwähnte Artikel des„Vorwärts" den Zweck verfolgt, der nationalsozialistischen Sabotage der Kampf- front an der Ruhr entgegenzuwirken. Trotz dieser Einwände des Verteidigers o e r u r t e i l t e das Gericht nach kurzer Beratung den Angeklagten Genossen Schiff wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 40 000 Mark, eventuell 10 Tagen Gefängnis.
Die fehlgeschlagene Markstühung. Der Untersuchungsausschuß für die Prüfung der Vorgänge bei dem Zusammenbruch der Markstützung hielt am Montag eine öffentlich« Sitzung ab. Wichtig war die Vernehmung des Ee- heimratz Gleimius, des Leiters der Devisenprüfungs. stelle. Er schilderte zunächst die Schwierigkeiten der Nachfrage über das Devisengeschäft bei den 484 in Betracht kommenden Banken. Die Banken haben sich anfänglich aus das Bankgeheimnis berufen und die Aussag« verweigert. Die Nachprüfung solle jetzt nur für die Stichtage vom 12. bis 20. März und vom 3. bis 12. April und auf Umsätze über 100 Psund sich erstrecken. Beheimrat Gleimius machte ferner Mitteilung über die Ab- gaben der Reichsbant an die 18 Großbanken in der Zeit vom 1. März bis 9. Juni. Im ganzen find 80 Millionen Dollar abgegeben worden, in der Woche vom 1. bis 7. April 10 Millionen, in der zweiten Woche 14 Millionen und in der dritten Woche 13 Mlllonen, ins- gesamt also etwa die Hälft« der in der gesamten Zeit abgegebenen Summen. Wenn auch Geheimrat Glelmiu» versucht hat, die anfängliche Weigerung der Danken zur Auskunfterteilung mit technischen Schwierigkeiten zu entschuldigen, so wird die Oesfenttichkeit doch diese absolut irrige und unbegründete Berufung auf das Bank- geheimni» als den Versuch der Verschleierung der Vorgänge in der krittschen Zeit vor dem Zusammenbruch der Stützungsaktion ansehen. Wir glauben zu der Frage berechtigt zu sein, warum die Herren vom Relchswirtschaftsministerium sich über den Widerstand der Banken gegen die Aufhellung der Vorgänge nicht näher ausgelassen haben. Nach uns zugegangenen Mtteilun- gen hat der Zentraloerband der Bankiers an feine Mitglieder ein Runtsschreiben gerichtet, in dem sie aufgefordert werden, sich bei der Beantwortung am» Fragen der Devisenstelle der nötige» Zurückhaltung zu bedienen und die Antworten tunlichst zu verzögern. Wir verlangen vom llnterfuchungsausschuß, daß er diesen konkreten Angaben nachgeht. Ebenso wichtig aber scheint uns die Feststellung des Geheimrat« Gleimius zu fein, daß von den 80 Millionen Dollar, die die Reichs- dank in 3H Monaten abgegeben hat, etwa die Hälfte in den kriti- schen drei Wochen vor dem 18. April vom Markte aufgenommen worden sind. Das ist doch der beste Deweis für die Tatsache, daß Hamsterkäufe größten Umsangez den Zusammen. brach de? Stützungsaktion verursacht haben, zumal wenn man bedenkt, daß unsere Handelsbilanz in dieser Zeit durchaus nicht jene Verschlechterung zeigt, die von den vefiir. workern der Devisenspetnlakion als fadenscheinige Begründung ihrer Handlungsweise angegeben wird.
tn München zusammcngebincht Ijatte, sollte nach dem Tode ihres Gründers nach Berlin übergeführt werden. Zu diesem Zweck vermocht« Schock seine Sammlung dem deutschen Kaiser. Aber Wil- Helm II. erklärte, die Galerle müsse in München bleiben, und«r ließ für ss» ein eigenes Gebäude errichten. Im vorigen Jahre wurde die Sammlung durch Ludwig Iusti, den Direktor unserer Na- tionrklgalerie, neu geordnet und«m Katalog des Bestandes aus- aearbettet. Dieser Katalog ist jetzt unter dem Titel„Verzeichnis der Echack-Galerre", herausgegeben von Ludwig Iusti (G. hirth» Verlag, München ), erschienen. Er bedeutet auf dem Ge- biet« des Museinnskataloges etwas absolut Neues, indem er den Charakter strengster Wissenschaftlichkeit mtt dem eines volkstümlichen Fuhrers aufs gluckllchüe zu verbinden weiß. Iusti lädt den Besinher der Galerie zu einem Rundgang ein und gibt ihm als Begleiter sowohl den Gründer der Sammlung wie die einzelnen Künstler, deren Wert« er dort sieht. Jedem Gemälde sind nämlich Erläuterungen und Bemerkungen beigefügt, die teils von Schuck, teils von den betreffenden Malern herrühren. So wird der Besucher über die Entstehung und Bedeutung der Werke und über die Eigenart der Künstler in der denkbar lebendigsten und intimsten Form unterrichtet. Interessante biographisch«, tunsthistorische, tech. nifcbe Notizen reihen sich aneinander, und das Ganz« lieft sich nicht wie ein gelehrte« Werk, fondern wie eine unterhaltende Plauderei. Dazu tritt als wertvolle Ergänzung der Text Iuftts, der dort, wo « nötig erscheint, den Besucher tteser und eingehender in das Wesen des einzelnen Kunstwerk»«inführt und ihm darüber hinaus zum ollgemeinen Kunfterleden den Weg weist. So kann auch der Laie. der die Schack-Galerte nicht vor Augen hat, fern von Münchm das kleine Buch mit Genuß und Nutzen lesen, und namentlich die Der- ehrer Böcklins. Maröes' und Feuerbachs werden aus ihm mannljp fach« Drlehrung und Anregung gewinnen. Die zünftige Gelehrsam- reit aber wird zu der Arbeit, trotz ihrer ketzerisch populären Auf- machuny, Ja und Amen sagen müssen, denn für die Zuverlässigkeit des aus zahllosen Quellen, hauptsächlich Briefen, zusammengettage- nen Material bürgt die wissenschaftliche Hilfsarbetterin on der Na- tionalgaleri«. Fräulein Dr. Pescotore, und es mangelt auch nicht an ausführlichen Literaturnachweisen und sonstigem gelehrten „Apparate". I. S. Wilhelm II. ol, Kunstkenner. Einige Leipziger und Marburg « Studenten, die vor kurzem Holland durchreisten und dort deutsche „Mysterienspiele" aufführten, hatten«ine Einladung ins Haus Dovrn erholten. Noch dem Bericht eines der Teilnehmer weih die bürgerliche Press« mancherlei Ulkiges über diesen Besuch bei Wilhelm zu erzählen. Bezeichnenderweis« wurden die Studenten vorher vom .Hofmarschall" instruiert,„Majestät" seiner hohen Stellung gemäß anzureden und ein« recht, recht tief« Verbeugung zu machen. Nach- dem dieses geschehen war, legt« Wilhelm los:„Wie ziehen Sie denn Adam und Eva an? Wohl recht schrecklich, wie? Haben Sie ihnenein« Badehose vorgeknöpft oderein Feigen- blatt angeklemmt?____ Sie kennen doch von Goethe den „Faust "? Glauben Sie, daß Ich schon einmal«ine befriedigende Darstellung gesehen Kälte? Sonderbar, daß gerade dieser große Geist so mißverstanden wird. Di« Berliner Bühnen haben da noch nichts geleistet. Hab« oft selbst die Absicht gehabt» den„Faust" zu inszentere«. Leider