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Nr. 289 40. Jahrgang

Früherer Ferienbeginn.

Am 30. Juni wird der Unterricht geschlossen.

Beilage des Vorwärts

Mit Rücksicht auf die am 1. Juli eintretende Erhöhung der Eisenbahntarife hat das Minifterium für Wissenschaft, Kunst und Bolfsbildung die Oberpräsidenten der Provinzen Berlin­Brandenburg, Sachsen  , Schleswig  , Hessen- Nassau   und Schlesien   er­mächtigt, den Ferienanfang zurüdzulegen und anzu­ordnen, daß am 30. Juni der Unterricht geschlossen

Montag neuer Straßenbahntarif.

Sonnabend, 23. Juni 1923

Prozeß Köhn.

Ergebnissen führt. Allerdings muß in diesem Zusammenhang dar­auf verwiesen werden, daß sich die Landwirtschaft in erster Linie für eine schleunige Belieferung des Ruhrreviers mit Kartoffeln ein. Es sollen Zeugen gehört werden, die sich nicht getäuscht fühlen. fegt, eine angesichts der Lage im besetzten Gebiet vollkommen ver- Im Laufe der weiteren Verhandlung erklärt der Angeflogte Durch die unerwartete Nachricht, daß die Eisenbahnfahrständliche Forderung, hinter der die Ansprüche des unbesetzten Ge- Köhn bei Erörterung über den Begriff des Nettogewinnes, daß er preise vom 1. Juli ab schon wieder, und zwar auf das Drei- bietes zurückstehen müssen. Es fragt sich nur, ob nicht neben den mit 500000 M. Wetteinlagen einen Nettogewinn fache der eben erst erhöhten Junifäße gesteigert werde, ist vielen für Rhein   und Ruhr   bestimmten Kartoffeln nicht auch weitere Trans- von 47 Millionen Mark erzielt habe. Bors. Dr. Siegert: Leuten die Ferienfreude plöhlich und sehr gründlich porte für die von der Knappheit in erster Linie betroffenen Groß- Ich finde diese Aeußerungen von Ihnen so findisch, daß darüber nerdorben worden. Die neue Preissteigerung fommt just zu städte freigemacht werden können. Eine weitere Verschärfung erfährt fein Wort zu verlieren ist." R.-A. Dr. Pindar: Herr Köhn will be­rechter Zeit noch vor Beginn der Schulferien, so daß auch die Lage auf dem Berliner   Kartoffelmarkt durch das fast völlige haupten, daß er die Einzahlungen auf den Banten fest liegen hatte alle die Familien, die nur im Juli einen Erholungsort aufsuchen Ausbleiben polnischer Kartoffeln. und zu den Wetten nur ein Betriebskapital von 500 000 m. ver­fönnen, schon die hohen Fahrpreise zahlen müssen. So schien es wendete." Angefl. Köhn: Jawohl." Vors.: Ich halte mich nur wenigstens im ersten Augenblick, und man darf vermuten, daß es an die Feststellungen des Gewinn- und Berluftkontos und dieses auch die Absicht der Eisenbahnverwaltung war, gerade den besonders schließt mit erheblichen Verlusten ab." Der nächste Zeuge ist der ertragreichen Ferienverfehr nicht von der Berteuerung auszunehmen. Die Verkehrsdeputation hat sich gestern den Anträgen der Di- städtische Beamte Berklok aus Dresden  , der im Juli 1921 bei Köhn Jezt aber tommt ebenso überraschend die amtliche Meldung: rektion auf sofortige Erhöhung der Tarife angeschlossen. Danach be- Geld eingezahlt hat. Er sei der Meinung gewesen, daß Köhn als trägt der Straßenbahntarif von Montag, den 25. ab 1000 m. und Rennfachmann in der Lage gewesen sei, große Gewinne zu machen. von Montag, den 2. Juli ab 1500 M. Vom 1. Juli ab fostet die Nach dem Prospekt hielt ich meine Einlagen immer für gesichert, einfache Fahrt auf der Stadtbahn 3. Klasse 1200 M. und 2. Klasse wenn auch fein Gewinn erfolgen fönne; es hieß in§ 3, daß das 2400 m. Die Hochbahn wird ihre Tarife von Dienstag oder Mittwoch Prospekt heißt es, daß die Sportbank als eine Art Sparkasse auf­Stammfapital für die Einlagen haftet." Bors.: In dem Köhnschen zufassen sei. Das hat Sie also zur Einzahlung veranlaßt?" nächster Woche ab erhöhen. Die Omnibus- Gesellschaft. erhöht von Montag ab auf 1000, 1200 und 1500 m. In der Verkehrsdeputation Zeuge: Ja." R.-A. Bahn: Aber an anderer Stelle des Prospektes Wir zweifeln nicht, daß die Oberpräsidenten von dieser Er- wurden diese Erhöhungen zum ersten Male von sämtlichen Parteien ist doch nur von Wetten die Rede, wie konnte der Zeuge dann die mächtigung überall Gebrauch machen werden. Da wird mancher mit Ausnahme des kommunistischen   Vertreters angenommen. Auch Bank für eine Sparkasse halten?" 3euge: Köhns Vertreter Bicles Familienvater wieder Mut schöpfen, die schon aufgegebene die Deutschnationalen, die bisher immer Obstruktion trieben, indem fagte mir, das Geld würde nicht nur in Wetten, sondern auch in Ferienreise nun doch zu wagen. In eine sehr üble Lage fie höhere Tarife verlangten, stimmten diesmal den Anträgen der Werten angelegt. Als dann eine weitere Zeugin aus Dresden   aus dürfte aber die Eisenbahnverwaltung geraten. Sie verliert nicht nur Direktion zu. Das hängt zweifellos mit der im Rathaus deutlich zu R.-A. Dr. Bindar den Antrag, es möge auf fämtliche von der der Gruppe der geschädigten Einzahler aufgerufen wird, stellt einen Teil des Mehrertrages aus dem Ferienverkehr, sondern wird beobachtenden Schwenkung der Deutschnationalen zu positiver Mit­auch am 30. Juni voraussichtlich einen Reiseandrang von arbeit zusammen. Um nicht ganz ausgeschaltet zu werden, hat sie sich Bahl etwa 60 betrage, im Interesse der Beschleunigung der Ver­Staatsanwaltschaft als Belastungszeugen geladenen Personen, deren noch nicht dagewefener Stärte zu bewältigen haben. ja auch bereiterklärt, dem städtischen Etat diesmal zuzustimmen. Die handlung verzichtet werden. Der Angeklagte werde dann auch Hoffentlich beeilt sich die Eisenbahnverwaltung, die nötigen Vor- gestern beschlossenen Erhöhungen waren angesichts der 100prozentigen Ronzessionen bezüglich der Beweisaufnahme machen. Das Gericht fehrungen zu treffen. Lohn- und Gehaltssteigerungen unvermeidlich. zog sich zu einer Beratung zurück, die nahezu anderthalb Stunden dauerte. Als der Gerichtshof wieder zurückkam, verkündete Land­gerichtsdirektor Dr. Siegert folgenden Gerichtsbeschluß: Dem An­geklagten und der Verteidigung wird eröffnet, daß ihnen Gelegen­heit gegeben wird, Zeugen namhaft zu machen, die sich nicht getäuscht und geschädigt fühlen durch ihre Einzahlungen bei den Röhnschen Unternehmen. Mit Rücksicht darauf, wird dem Bertagungsantrag der Verteidigung stattgegeben und beschlossen, die weitere Ver­handlung am Montag früh 10 Uhr fortzusehen Die sämtlichen Dresdener   Zeugen werden in Uebereinstimmung der Bartei ent­laffen.

wird.

Zurückgehaltene Kartoffeln.

Die Wucherpolizei hat viele 100 Zentner beschlagnahmt. Dant privater Anzeigen, nach denen an verschiedenen Stellen Berlins   Kartoffeln in einer Gesamtmenge von etwa 4503 entnern zurückgehalten würden, verfügte die Wucherpolizei des Polizeipräsi­diums über eine größere Menge von Kartoffeln, die in der Rembrandtstraße beschlagnahmt worden waren. Der Berkauf wurde durch die Wucherabteilung überwacht. Gleichzeitig ist auf einem Bahnhof ein ganzer Waggon Kartoffeln be= fchlagnahmt worden. Auch hier wurde für die Weiterleitung an den Einzelhandel amtlich Sorge getragen. Die nötigen Personal­feststellungen sind vorgenommen worden.

Soweit die offenbar auf amtliche Information zurüdzuführende Mitteilung einer Lokalforrespondenz. Es geht daraus hervor, daß trog aller amtlichen Dementis und Aufklärungen" doch noch größere Bestände an alten Kartoffeln in Berlin   vorhanden waren. Die Bucherpolizei scheint eben die Praftifen gewisser, Teile der Berliner  Händlerzunft noch nicht recht zu kennen, sonst würde sie ihren guten Glauben, daß in Berlin   feine Kartoffeln zurüdgehalten werden, nicht so optimistisch vertreten haben. Wie der Erfolg beweist, ist die tat­fräftige Mithilfe des Publitums zur Feststellung der Zu die aufs rüdhaltungen unerläßlich, da Geradewohl an= gestellten polizeilichen Kontrollen meist resultatlos verlaufen. Die Frage wäre übrigens noch an die Wucherpolizei zu richten, weshalb die Namen der volksfreundlichen Herrschaften, die aus dem Hunger der Massen Rapital schlagen wollen, nicht gleichzeitig veröf­fentlicht werden?

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Wetteraussichten für Sonntag.

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einer Woche.

Drei Stadtverordnetenfihungen in In der nach sten Woche finden drei Sizungen der Berliner   Stadtver­ordneten statt, und zwar am Dienstag, den 26., Donnerstag, den 28., und Freitag, den 29. d. M., um den Etat unter Dach und Fach zu bringen.

Unsere Abonnenten bitten wir, die Nacherhebung für Juni, 1500 M., den Austrägern bei dem erstmaligen Vorlegen der Quittung zahlen zu wollen, damit den Austrägern die Arbeit erleichtert, und dem Verlag, da die Einkassierung besonders entschädigt wird, Kosten erspart werden.

Das martenfreie Brot 7000 M. Am kommenden Montag, den

Ein fostspieliges Abenteuer hatte ein junger Professor aus dem Reiche der Mitte. Der Japaner lernte eine Tänzerin kennen, die sich Erna v. Sydow nannte und mit ihm mehrere Lotale aufsuchte, um schließlich in einem Hotel in der Friedrid stadt zu landen. Als Am Anfang dieser Woche drang ein umfangreiches Tiefdruck- der Japaner erwachte, war seine Begleiterin spurlos verschwunden. gebiet von Island   nach dem europäischen   Nordmeer und von dort Einen Kreditbrief über 120 englische Pfund und 2 englischen Pfund­mit geringerer Geschwindigkeit nach der skandinavischen Halb- noten hatte sie mitgenommen. insel und der südöstlichen Ostsee   vor, in deren Nähe es dann längere Zeit verweilte. In fast ganz Deutschland   setzte sich dem­gemäß die trübe, kühle, regnerische Witterung mit nur kurzen 25. b. M., treten folgende Erhöhungen für markenfreies Gebäd in Unterbrechungen fort. Beinahe allein in Ostpreußen   überschritt Straft: Brot 7000 Mart, Sarippe 330 Mart, Hörnchen, die Temperatur am Sonntag an vielen Orten 20 Grad Celsius, Kaiserbrötchen und Schnecken 500 M., Blunder, Blechkuchen je nach während sie in den meisten anderen Gegenden, selbst in den Mittagsstunden, unter 15 Grad Celsius blieb. Besonders ergiebige Qualität 800-1000 m., Einback das Pfund 6000 M., Zwiebac das Regenfälle fanden anfangs in der Umgebung der unteren Elbe, Pfund 7600 M., geriebene Semmel Pfund 5200, als Mindestbad­sowie an der pommerschen Küste, später in Bayern   und Ostpreußen   gelb 1000 m. statt. Um Mitte der Woche zog das östliche Tief nach Finnland  fort und es breitete sich ein auf dem Biscayischen Meere ge­legenes Hoch über ganz Frankreich   und den größeren Teil von Jedoch nahten vom Nordmeer und Rußland Mitteleuropa aus. rasch hintereinander zwei neue kräftige Tiefdruckgebiete heran. uns kühles, trübes Wetter mit ziemlich frischen West- bis Nordwestwinden und öfters wiederholten Regenfällen bedeutend vorherrschen und in Zwischen­zeiten der Himmel sich nur wenig aufklären.

Erhöhte Tätigkeit des Aetna  .

Die Kartoffelknappheit in Berlin   hat sich in den letzten Tagen noch weiter verschärft. Die Zufuhren sind von Tag zu Tag geringer geworden; am gestrigen Freitag tamen faum mehr als 20 Waggons mit dem so notwendigen Nahrungs­mittel in Berlin   an, ein Quantum, das im Handumdrehen verfauft war und den Bedürfnissen der Großstadt in feiner Weise gerecht wird. Nach Ansicht maßgebender Kreise dürfte sich dieser unerfreuliche Zu­stand in den nächsten Tagen noch weiter verschärfen, da absolut feine Auch am Sonnabend und Sonntag dürfte daher bei nebenstrom des Aetna   bedroht, der in drei Tagen einen Kilometer Aussicht auf Abhilfe durch größere Zufuhren vorhanden ist, es fei denn, daß ein gründliches Nachforschen nach auf dem 2ande vorhandenen Vorräten einfegt und zu wirklichen

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Als die Wasser fielen.

Bon Offo Rung.

Das Städtchen Cinguagloffa dem Untergang geweiht. Das Städtchen Linguaglossa   wird neuerdings von einem zurückgelegt hat und nur noch 1500 Meter Dom Städtchen entfernt ist. Das Borrücken wird durch die Senkung des Ge­ländes begünstigt und richtet sich unmittelbar gegen das Zentrum

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Gude sah an der Ecke der Strandsträde eine Schlägerei:| zählte, daß fie Matti in einem Korridor hinter den Müll­Ein Mann mit einem Gesicht, das rot wie eine Beule war, eimern in der Gasse drüben gefunden und gewußt hätten, wo schlug auf ein Frauenzimmer los. Um sie herum standen die er hingehörte. Jetzt warteten sie offenbar auf eine Be­Müßiggänger des Quartiers, Zuhälter und Dirnen. Die lohnung. Er erinnerte sich solcher Sonntagmorgen aus seiner Rausschmeißer der Gastwirte staken die Nasen aus den Den einen der beiden hatte Gude schon früher bemerkt, Knabenzeit in dem alten Quartier. Damals lag noch das qualmenden Kellern hervor, die winzigen Scheiben der Gasse es war ein Herumtreiber des Quartiers, der andere war der alte Bethelschiff zwischen Strandgasse und Charlottenborg und wurden von den Mädchen der Logierhäuser mit hängendem Tätowiermann Johnson aus der Hinterstube des Nyhavn­läutete mit seiner fleinen Schiffsglocke zum Gottesdienst. Doch Haar und bloßen, rosig aus den Hemden guckenden Schultern tellers. Von ihm hatte der Wasserschiffer Gude erzählt, daß jetzt ertönten voll die orgeltiefen Glocken der Marmorfirche, geöffnet. Das Frauenzimmer heulte bei jedem Schlage, der er im Geheimen Handel mit Frauenzimmern triebe und darauf der zartere Dreiflang der russischen Kirche wie in traf, fie stieß mit den Füßen so hoch fie fonnte, fuchte dem außerdem hinter dem Rücken der Polizei Heuerbas wäre, jenen Zeiten, da das Kaiserschiff auf der Reede lag und der Kerl, der sie schlug, auf die dreckigen Segeltuchschuhe zu menn es galt, einen Mann, der ohne Schiffahrtsbuch und Pa­russische Matrosenchor mit frischgeplätteten Schürzen, weiß treten. Auf die weiße, zwei Mehlfäcken gleich gespannte piere und no question asked! fortgelaufen war, wie Erzengel  , durch die Bredgade an den wartenden Equi- Bluse fielen die Blutstropfen aus ihrer Nafe. Die Herum- unterzubringen. Sicher wußte er mehr von Mattis heutigem pagen der Diplomatie vorbeimarschierte. Selbst die Glode stehenden erzählten trocken, daß es die Amerikanerin" wäre, Schiffbruch, als er zugeben wollte. der St. Paulskirche tönte mit ihrem Klange wie aneinander- die von ihrem Freund eine Tracht Brügel bekäme. Und stoßendes Steingut fern aus Nyboder wo jetzt wohl die jedesmal, wenn er traf, brüllte er: Da hait du's! Hast du Konfirmanden in feinen Karossen vorfuhren ganz bis Ehre im Leibe, daß du dich hier ohne einen Pfennig für mich, Nyhavn herüber. deinen angetrauten Mann, herumtreibft!"- Aus den offenen Cafétüren lärmten Banjo und Grammophone die Walzer des Tages. Saufend und heulend kam der schwarze Bellen­wagen der Polizei; er hielt mit einem Rud, drei Schuhleute sprangen heraus und packten die Amerikanerin samt ihrem Freunde- und fort ging es mit ihnen nach der Polizeiwache am Nytorv!-

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Als Gude an Bord ging, sah er an der Reling achtern Fräulein Gerda. Sie war angekleidet, um an Land zu gehen, schien aber zu zögern. Wie gewöhnlich grüßte er. Er sah den erschreckten Ausdrud in ihren Augen.

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Unwetter lag an diesem Tage über Nyhavn. Ein wilder, gewaltsamer Rhythmus, ein magnetisches

Ob Edith jetzt wohl zu Hause in der Amalienstraße faß -mie sie damals, als sie Kinder waren, dagesessen und dem Glockengeläut hier im St. Annenviertel gelauscht hatten! Dieselbe Stille wie damals lag auch jezt über ben alten Straßen. Nur die Luft fang. Alle Schaufenster in Nyhavn waren mit Läden verschlossen, die alte Holzbrücke, die über den Nyholmer Ranal nach den Straßen von Gammelholm führte, ertönte nicht wie gestern von rumpelnden Wagen. Doch am Nachmittag sprangen die Türen von allen Wirtschaften Nyholms auf. Heulend tönten Grammophone und flapprige Pianolas; aus dem Konzertsaal ,, Thalia" im Keller an der Ede der Strandgaffe erflang von Klavier und Banjo der wirbelnde One- Step. ,, Kiss me my darling." Gegen Abend wurde Matti von zwei Männern an Bord Die Mädchen tamen ohne Ueberzeug mit Laßschürze und Tanz­fchuhen oder mit Matrosenfragen und rosa Bluse, das Bobby- gebracht. Er war betrunken und fonnte nicht stehen. Die haar um einen fettigen Kamm brausend. Andere famen in beiden, die ihn trugen, legten ihn auf das Dec. Dort lag Ulster und Schnürstiefeln herangewatschelt, die Seemanns  - er naß, weiß und zerschlagen wie eine Wasserleiche. Sein müße schief über dem flachen, faft najenlosen Gesicht. Sie linkes Auge trug den blauen Stempel einer Faust, und der pfiffen den Burschen, frischen Jungens, die, die Jacke über einzige Rest des neuen See- und Herrenequipierungsanzuges dem Jersey, aus dem Seemannsheim oder Logishause auf war sein linter Aermel, der über die Hand gekrempelt war, jo tauchten. Die festen Ravaliere der Mädchen folgten ihnen daß der Arm doppelt so lang erschien. Fort   waren Schiffer mit wachem Auge von einer Kellertreppe aus und zählten Samuelsens Talmiuhr- trok fünfjähriger Garantie­ihre Dollars und finnischen Markscheine, die das Mädchen die von Medaillen schwere Keite des Ringerfönigs. gestern verdient hatte. Dunkle Eristenzen schlichen sich, in fohlenlosen Schuhen schlürfend, aus einem Hof heraus: blei­graue Fragen, Ballen wandernden Schmutzes. Arm in Arm famen neue Scharen von Seeleuten die Straße herabge­schlendert.

und

Gude faßte mit an, um ihn aufzuheben. Das Hemd war zerfetzt, die obszönen Figuren auf feinem Rüden grinsten hell, hinten in der Lende war ein Riß, der sicher von einem Messer herrührte. Sie schleppten ihn in die Rambüse, verbanden ihn und legten ihn in die Koje. Der eine der beiden Männer er­

Er war ein muskulöser, breitrüdiger Kerl, in Sonntags­zeug mit Kragen. An Wochentagen sah Gude ihn mit Leder­manschetten und Sixpence hinter der Scheibe des Café Aus­gud" fizen, wo er mit Seeleuten Karten spielte. In der Kam­büfe hatte der Mann kritisch Mattis tätowierten Rücken be­trachtet. Amerikanische   Arbeit! hatte er gesagt. Seine eigene Spezialität! Er überreichte ſeine Rarte.

die Hand nach seiner Belohnung aus. In der schmutgrauen Sie gingen aufs Ded hinaus. Der Tätowiermann streckte Handfläche war in blau und rot eine geöffnete kleine Frauen­hand mit langen schlanken Fingern tätowiert. Sie öffnete und schloß sich mit der Faust des Tätowiermannes. Mitten in diese Hand mußte Gude das hervorgesuchte Geld legen. Als die beiden Hände gleichzeitig zugriffen, hatte er das Gefühl von etwas unfagbar Gemeinem, als hätte er das Geld einer Dirne gereicht, die sich im nächsten Augenblick in einen Kerl verwandelte.

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Der Tätowiermann hob den Kopf. Die breiten blauroten Lippen teilten fich, unter den buschigen Brauen schimmerte es. Gude wandte sich um. Der Passagier des Achterschiffes war über der Ruff zum Vorschein gefommen. Sie trug noch leber­zeug, ihr Gesicht war falfweiß. Die Hand des Tätowier­mannes troch langsam zu dem runden Hut hinauf. Sein Blick war ganz unverschleiert, frech und unzüchtig.

Gude fühlte im selben Augenblick die unflätige Tiefe, die hier in Nyhavn ihren Schlupfwinkel hatte, in den Kellern, Rloafen, den morschen Pfählen des Bollmerts, den überall rumorenden Ratten, dem schmutzigen Schimmer von Augen, die hinter Müllfästen lauerten und wie Wanzen in einem ungebrauchten Bette wimmelten.-

( Fortsetzung folgt.)