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Nochmals muß aber betont werden, daß all diese technischen Maßnahmen nicht ausreichen. Soll die Stützungsaktion die Aufgabe erfüllen können, uns für die schwere Uebergangs- ,5ett vor neuen Markkatastrophen zu bewahren, so muß auch die Billionenvermehrung der schwebenden Schuld aufs äußerste eingeschränkt werden. Wir sind im Kriege, und die Finanzierung der Ruhraktion darf nicht, wie seinerzeit von Helfferich, allein auf die Notenpresse gestellt werden. Wir brauchen die st ä r k st e A n s p a n n u n g der Steuern. Auch hier ist unter dem Druck der Sozial- demokratie ein gewisser Fortschritt zu verzeichnen. Die Zwangs- onleihe wird versechsfacht, die Vorauszahlung für die Ein- kommensteuer und die Körperschaftssteuer wird vervielfacht. Notwendig ist aber auch, daß unser gesamtes Steuerwesen so .gestaltet wird, daß die Last der Geldentwertung nicht mehr von der Allgemeinheit, sondern von den Steuerpflichtigen getragen wird. Die legale Steuerdefraudation, insbesondere der steuer- kräftigsten Schichten, muß endlich aufhören, Veranlagung und Steuererhebung auf eine neue wertbeständige Basis gestellt werden. Die Regierung darf es nicht allein bei unzulänglichen und unzureichenden technischen Maßnahmen bewenden lassen, nur eine in sich geschlossene energische Gesamt- Politik auf wirtschaftlichem Gebiet kann uns vor weiteren Erschütterungen bewahren. Der Reichskanzler hat ein telegraphisches Rund- schreiben an die Regierungen der Länder erlassen, in dem er auf die B e d e u t u n g der neuen Verordnung über den Handel mit Devisen zum Einheitskurs hinweist. Es wird in dem Schreiben betont, daß, wenn auch möglicherweise dem Handel und dem Bankverkehr durch die neuen Bestimmungen gewisse Schwierig- keiten erwachsen würden, dieser Gesichtspunkt hinter dem Erfordernis zurücktreten müßte, dem kurstreibenden Deoisenhandel außerhalb der Börsenstunden entgegenzutreten. Ferner werden die Regierungen der Länder ersucht, die Reichs« regierung bei der Durchführung bi der Durchführung der be- schlössen cn neuen Maßnahmen durch rücksichtsloses Eingreifen gegen illegitimen Handel und schwarze Börsen zu unter- stützen, wie auch die Reichsregierung mit allen ihr zu Gebot« stehen- den Mitteln, solche Erscheinungen rücksichtslos unterdrücken würde. Wie wir zur Verordnung noch erfahren, sollen Ausführungs- und Uebergangsbeftimnnmgen erst dann erlasse werden, wenn ch ihre Notwendigkeit zweifellos ergibt.
Kapitaliftische Prälatenregierung. Obwohl das deutfchösterreichifche Gefetz mit zweifelloser Klar- Heft den gesamten Umsatz der Banken steuerpflichtig macht, hat die > chrisllichsazial-großdsutsche Regierung Seipel auf die einfache Erklä- rung der Banken, daß sie ihre.Taggelder" nicht oersteuern, diese steuerfrei gemacht. Nun aber hat der Nationalrat zur Verzweiflung Seipcls folgenden Antrag Danneberg(Soz.) angenommen: Die Regierung wird aufgefordert, die Besteuerung der Tag- gelber entsprechend dem klaren Wortlaut des Bankenumsatzsteuergesetzes durchzuführen. Für diesen Antrag hatten mit den Sozialdemokraten auch Groß- deutsche und Bauernbündler gestimmt. Genosse Danneberg hatte auch berichtet, daß der Großverdiener E a st i g l i o n i nicht einmal 10 Pnoz. von den Steuern hat wirklich bezahlen müssen, die ihm vorgeschrieben worden sind. Er hat 2 691 276 Goldkronen zu wenig an Steuern gezahlt! Das sind umgerechnet 38 Milliarden Seipel- krönen. Dazu hat ihm das Finanzministerium noch Ratenzahlungen bewilligt, er hat sie nicht einmal eingehalten. Daraufhin hat die Finanzbehörde verboten, daß die Exekution gegen ihn ge- geführt wird. All das mußte der Finanzminister Kienböck zu- geben, er versuchte nur, sich herauszureden. Nun aber erst der letzte Dienst, den der Finanzminister dem Castigliani erwiesen hat: Die Alpine Montangesellschaft   oermehrt ihr Aktienkapital um anderthalb Millionen neuer Aktien: die Bewilligung erteilt ihr Kienböck, obwohl im Augenblick alle Aktienoermehrungen gesperrt sind. Der Finanzminister setzt als den Kurs, zu welchem die neuen Aktien ausgegeben werden, 2SOOOO Kronen fest. Von den neuen Aktien wird den Aktionären die Hälft« angeboten: die andere Hälfte behalten Herr Castiglioni und
Mein Dollar. Von Emil Rath-Schönholz. Freund Fred aus Nelf Lork hat mir einen echten Dollar ge- schickt. Ich versank in ehrfürchtiges Staunen, meine Frau anbetend, in die Knie. Bei einem Dollarstand von 36 0001 Meine Frau:Du, den heben wir auf!" Ich:Unsinn. Sachwerte sind mir tausendmal lieber! Der neue Brockhaus, dritter Band, ist jetzt erschienen, und der kostet nur.. Meine Frau:Was du immer rfiit deinen dummen Büchern hast! Wo ich doch so notwendig einen neuen Sommerhut brauche! Der Dollar reicht gerade.. Für einen einfachen Sommerhut will meine Frau einen Dollar ausgeben als ob ich ein Krösus   bin! Ich(entschlossen):Dann bleibt der Dollar liegen! Kauf du dir den Hut, ich kaufe mir den Brockhaus. Aber der Dollar wird nicht angerissen!" Ich tat den Dollar in eme Kassette, deren Schlüssel ich weder Tag noch Nacht von mir ließ, und ich kaufte mir den Brockhaus. Meine Frau präsentierte sich mir mit einem entzückenden Sommer- Hut. Im Haushalt machten sich einschneidende Wirkungen des fest- gelegten Schatzes geltend: Die Butter machte der Margarine Platz, der'Bohnenkaffee wich dem Wonnemonde des gebrannten Korns. Aber der Dollar stieg auf 55 000. Er wurde feierlich aus der Kassette geholt und mit runden, begehrlichen Augen betrachtet. Schweigen. Ich:Weißt du, ich brauche notwendig ein Paar Schuhe.. Meine Frau(empört):Wie lange soll ich noch mit meinen Wildlcderschuhcn herumlaufen? Ich habe in diesem Jahr überhaupt erst ein Paar Schuhe bekommen!' So. Ich sause schon das fünfte Jahr mit meinen ausgeweiteten ! Shimrwylatschen herum, ohne mit der Wimper am Hühnerauge zu - zucken, und meine Frau... Ich(entschlossen):Meinetwegen kauf dir auch Schuhe. Aber - nicht vom Dollar! Der bleibt liegen!" Der Dollar lag weiter. Meine Frau und ich kauften uns jeder ein Paar Schuhe. Sozusagen auf Vorschuß für den Dollar in der Kassette. Aber der Belag schwand vom Brot. Dafür blieb meine ' Zunge hartnäckia belegt. Ein Schmerz, der erträglich ist, wenn der Dollar auf 75 000 steigt! Ich(sinnend zu meiner Frau):Ich habe sichere Anzeichen dafür, daß der Dollar in den nächsten Tagen fällt..." Meine Frau(mit kurzem Auflachen):Natürlich, du sucksst nur nach einer Ausrede, um ihn zu veräußern. Das ist wider die Verabredung. Der Dollar steigt bald auf 100 000." Ich: schweige. Der Dollar: fällt. Auf 60 000! Ich lache. Meine Frau ist empört:Das verstehe ich nicht, wie du dabei noch so lustig sein lannst! 15 000 mit einem Schlag- verloren Ich habe dir gleich gesagt, der Dollar fällt. Sofort oerkaufft du den Dollar!" Ich(erhaben):Der steigt wieder. Der Dollar bleibt liegen!" W-ine Frau:Du willst uns absolut ruinieren. Du verstehst eben nichts von Spekulation. Andere Leute haben mit einem Dollar angesangsn, und fahren jetzt in zehn Autos und wohnen in zehn
sein« Spießgesellen: daran sind 288 Milliardenverdient". Herr Kienböck sagt aber, dieTransaktion" sei wirtschaftlich nützlich. Er beteuert, daß S t i n n e s bei der Beute nicht dabei fei. Aber da Sttnnes zu dem Majoritätssyndikat der Alpinen gehört, ist auch er bestimmt dabei. Als Genosse Otto Bauer   den Finanzminister fragte, warum nicht lieber der Staat nicht von seinem Recht Ge- brauch gemacht habe, von neuen Aktien bis zur Hälfte in Anspruch zu nehmen, bleibt Kienböck die Antwort schuldig. Dieser Chrichlich- sozial« ist und bleibt eben der Finanzminister des Finanzkapitals.
Seamtengehälter und wertbeftanöigkezt. In diesen Tagen werden die Beamtengehälter für volle drei Monate vorausgezahlt. Mit großem Recht: denn die Beamten wie alle anderen Arbeitnehmer sind durch die Papierberechnung ihres Gehalts nicht in di« Lage gekommen, irgendwelche Anschaffungen zu inachen. Dazu muß nun das Dreimonatsgehalt dienen. Aber es fall doch auch drei Monate reichen. Das kann es vielleicht nur dann, wenn die Valuta einigermaßen stabil bleibt. Diese plötzlichen Aus- Zahlungen sind aber em fast sicherer Anlaß dafür, daß die Valuta sich nicht halten wird. Nimmt man die Zahl der Beamten, die jetzt auf drei Monate ausbezahlt werden, auch nur auf eine halbe Mil- lian<m, und wird der Durchschnitt der auf drei Monate gezahlten Gehälter auf 300 bis 400 Goldmark für den einzelnen beziffert und setzt man voraus, daß der Beamte versuchen wird, wenigstens einen Teil dieses Geldes für künftige Anschaffungen irgendwie wert­beständig anzulegen, was wird dann geschehen? Drei Wege bleiben: Entweder kauft sich der Beamte neue Waren. Geschieht das in großem Ausmaße, so bedeutet das eine Mehreinfuhr, eine starke Mehrnachfrage nach Devisen. Oder er kauft sich Aktien: aber dieses Geschäft ist immer sehr gefährlich. Oder endlich: Er sucht in irgendeiner Weise in wertbeständige An- läge hineinzukommen. Das bedeutet, daß diese Kreise etwa Valuta- papiere oder sonst der Valuta gleichstehende wertbeständige Anlage suchen, deren Anschaffung neue Devisen kosten. Selbst wenn der Beamte nicht mit seinem Gelde unmittelbar Devisen kauft, so wird es derjenige tun, bei dem er diese Summe unterbringt. Wenn aber unsere Berechnung richtig ist und wir annehmen, daß direkt oder indirekt auch nur 100 Goldmark auf den Kopf in solche wertbestän- dige Anlage Möglichkeit hineinströmen, so bedeutet das ein« Be- lastung des Devisenmarktes in den wenigen Tagen von SO Millionen Goldmark. Das heißt, eine Summe, die keine Stützungsaktion in der nächsten Zeit aufbringen wird. Was ist daraus zu folgern? Nur, was wir stets gefordert haben, was aber jetzt alz unbedingt dringlich sofort geschaffen werden mutz, nämlich die Möglichkeit wertbeständiger Spar- anlag« für die Lohn- und Gehaltsempfänger. Wegen der äugen. blicklichen Dringlichkeit dieser Frage ist es notwendig, daß das Reich den Beamten bis zur Schaffung einer inneren Goldanleihe beim Reich selber eine wertbeständige Sparmöglichkeit alsbald eröffnet. Geschieht das nicht, so wird dos Reich unverhältnismäßig höhere Kosten durch den dann fast sicher zu berechnenden Sturz der Valuta tragen. Beraten und bedenken hilft hier gar nichts. Es muß sofort gehandelt und die Absicht dieses Handelns alsbald bekanntgegeben werden.
Der Kampf gegen den Toten. Tie Polizei verhindert die Ehrung Vollmars. München  . 23. Juni. Die Münchener   Arbeiterschaft hat einen neuen Wilkürakt der Polizeidirettion zu verzeichnen, einen Akt, der in seiner ganzen Anlage eine überlegte und beabsichtigte Pravokatton der gesamten deutschen   Arbeiterschaft darstellt. Am 30. Juni, dem Sterbetag Vollmars, wollten die Sozial- demakraten Münchens   ihrem großen Führer im Waldftiedhof ein­Denkmal enthüllen, wozu 47 Sektionen eine Abordnung gestellt hätten, so daß im ganzen etwa 1500 bis 2000 Personen an der Feier teilgenommen- hätten. In dem Programm, das auf Grund des Aus- nahmezustandes in München   der Polizeidirektion genau mitgeteilt werden mußte, war vorgesehen, Gesang, Posaunen, Choral, Ge- dächtnisrede und zum Schluß wieder Gesang und Choral. Der Ordnungsdienst zum Schutze der Gräber gegen rücksichtslose Reu- gierige sollt« durch einen Teil der S. A.-Abteilung der Partei aus- geübt werden. Diese würdige Gedächtnisfeier sucht nun der neu«
Villen zu gloicher Zeit. Aber du? Warum habe ich dich nur ge- heiraret!"(Das frage ich mich auch.) Wo Tränen fallen, kann der Dollar nicht mehr steigen. Ich verkaufe. Zu 62 000. Darum steiot der Dollar. Immer doller. Auf 150 000! Jetzt bin ich für meine Frau vollkommen erledigt. Ein Mann, der nicht einmal spekulieren kann das ist heutzutage ein Scheidungsgrund. Ich habe meinem Freunde Fred geschrieben, daß ich ihn Haft- bar machen werde, wenn ich als schuldiger Teil geschieden werde. Im übrigen habe ich mir etwaige Dollarsendungen energisch ver- beten....
Aufgezogen." Dreißig Zentner Preßkohle standen uns zu. Wir überlegten lange, ob wir sie abnehmen sollten, wegen der großen Geldausgabe. Aber dann kam uns der KohlenhärMer ein wenig entgegen, und eines Tages stand der Wagen vor der Tür, und ein Begleitmann machte sich daran, den schwarzen Segen abzuladen, wälirend ein anderer auf dem Wagen verblieb und abwog. Nach einigen Kiepen geriet der Träger, der fleißig und unermüdlich schleppte, in Schweiß. Es ist unmer ein peinliches Gefühl, wenn man untätig zusteht, wie ein anderer sich quälen muß, ohne daß man ein« Möglichkeit hat, ihm seine Arbeit abzunehmen oder auch nur zu erleichtern. Aus diesem Gefühl heraus sagte ich nach einiger Zeit zu dem fleißigen Mann:Na, nun haben Sie ja auch den größten Teil geschafft!" Da blieb der Mann einen kleinen Augen- blick stehen und erwidert«:Ach, das ist man schon so gewöhnt. Mor- gens wird man aufgezogen, und dann läuft das den ganzen Tag so ab. Das ist alle Tage sol" Cr sagte das gar nicht unfteundlich, aber in seiner Stimme war ttef verborgen die unsägliche Hosfnungs- losigkeit, die da sagen wollte:Was nützt das alles? Man arbeitet nd arbeitet von morgens bis abends ohne Ende und Ziel. Wozu? Warum? Wer will das sagen?" Und mit diesem einen Wort, das dieser Mann ohne Zögern klar und bewußt aussprach:Aus- gezogen!" offenbarte er die Tragik der modernen Arbeit über- Haupt. Wird denn nicht jeder von uns, die wir irgendwo und wie trotz des so oft und so kräftig betonten Individualismus doch nur ein Rädchen oder ein Hebelchen m dem riesengroßen Mechanismus sind, all« Tage früh morgens aufgezogen und rappelt brav sein Pensum herunter? Alle Tag« so, Wochen, Monate, Jahre, bis der Mechanismus abgenutzt ist. Und immer wieder tauchen dann die Fragen auf: Wozu? Worum? Nur soviel wissen wir bis heute: Jede Arbeit ist Pflicht, und jenseits dieses harten Muß. das achtmal von dem Zeiger umkreist wird, liegt die Freiheit, jene kargen Stun- den zwischen Arbeit und Schlaf, um die wir bisher gekämpft haben und in Zukunft nach weiter werden kämpfen müssen, die Freiheit, die uns allen die Möglichkeit gibt, zu unserem eigensten besten Selbst zu gelangen. Walter Trojan. Schahsucher als kulkurkräger. Der Dozent für vergleichende Religionsgeschichte an der Universität Manchester, M. I. �Perry, stellt in einem soeben erschienenen WerkDie Kinder der Sonne" eine neue aufsehenerregende Theorie. über den Zusammenhang der alten geschichtlichen Kulturen mit den geheimnisvollen Kulten in Indien  , Australien   und Amerika   auf. Nach seiner Behauptung ist
Polizeipräsident Münchens   durch folgenden Nkas an die Parteileitung unmöglich zu machen:Die Feier für Wollmar wird unter nachfolgenden Bedingungen genehmigt: 1. Bis zum 25. Juni ist der Polizeidirettion ein genaues Programm der Feier | unter Bezeichnung der einzelnen Redner sowie der vorgesehenen Bor- ; träge vorzulegen: 2. der anläßlich dieser Feier vorgesehene An- und Abmarsch, der als Schutzmannschaften der Partei bezeichneten S. A.  wird nicht genehmigt. 3. Das Tragen einzelner uniform- ähnlicher Kleidungs st ücke wird verboten, ebenso das Tragen der für die S. A. eingeführten Armbinden und zwar für sämtliche Teilnehmer an der Feier. 4. Der Polizeidirettion sind die für die ganze Veranstaltung verantwortlichen Per- s o n e n bis längstens 25. Juni namentlich mitzuteilen. Weitere Mahnahmen und Auflagen behält siä) die Polizeidirektton für alle Fälle vor. gez. Mantel." Der Wortlaut dieser Verfügung ist geradezu ungeheuer- lich und hat in der Geschichte des deutschen   Palizeiwesenz wohl kaum seinesgleichen. Sie ist gegen die Sozialdemokratische Partei  erlassen im Zusammenhang mit einer Handlung der Pietät für einen weltbekannten Mann auf einem Friedhof. Das Unglaub- lichste ist doch wohl das Verbot des Tragens von Armbinden, wie sie die sogenannten Ordner bei Parteioeranstaltungen schon seit Jahrzehnten getragen haben, ferner das Verbot von einheitlichen Kleidungsstücken, womit Windschutzjacken und Sport­mützen gemeint sind, wie sie sich einzelne der Parteigenossen für ihren Prioatgebrauch gekauft haben. Diese Beschränkungen der per- sönlichen Freiheit wirken um so verbitternder, als die Hitler- schen Stoßtrupps und die Kampfverbände ihren wirttich uniformierten Aufmarsch in München   und in ganz Bayern   ungehindert abhalten. Erinnert sei hier nur an die Vorgänge in Passau   am 17. Juni, wo nach einem Bericht desVölkischen Beobachters" di« Münchener Sturmabteilung Hilter mindestens in Stärk« von einem Regiment auf Kriegsfuß durch die Stadt mar- schiente. Durch nichts konnte die Polizeidirettion des Ministeriums Schweyer ihre Verwandschaft mtt den Hakeukreuzbestre- bungen, die offen einen Verfassungsbruch predi- gen, krasser zum Ausdruck bringen als durch dieses Borgehen gegen unsere Partei. Es ist klar, daß durch einen solchen Willkürakt die Feier für Vollmar auf bessere Zeiten oerschoben wird, so daß die Denkmals- enthüllung in einer für Vollmar würdigeren Weise erfolgen kann.
Wie sie Hetzen. Heute, einen Tag vor dem Jahrestag der Ermordung Rathenaus, kam ein Beleidigungsprozeß gegen den Hauptmann a. D. Müller, genannt o. H a u s e n, den Herausgeber derWeifen von Z i o n", zur Verhandlung, v. Hausen hatte in diesem Machwerk behauptet, daß ein Fries an dem Rathenau-Haus in der Aiktoria- Straße eine Darstellung abgeschnittener Königs- köpfe bedeute und für die antimonarchische Gesinnung der Juden bezeichnend sei. Wörtlich heißt es in dieser anttsemitischcn Hetzschrift, die zu dem geistigen R ü st�e u g Ludendorffs gehört: Wie oft mag unser argloser Kaiser die Schwelle dieses Hauses überschritten haben, ohne zu ahnen, welche Gefühle, der den er Freund nannte, für die Zukunft des Hoheuzollern-Haufes hegt. In der heutigen Verhandlung war der Angeklagte erschienen, und konnte erst nach langem Hin und Her und energischen Ermahnungen vom Richtertisch zur Abgabe einer Erklä- rung bewogen werden, die voraussichtlich zur Zurücknahme der Anklage führen wird. Dom Gericht lag eine eidliche Aussage Pro- fessor Nagers vor, daß der ftagliche Fries nach einem oeneziani- schen Motto nachgebildet sei. Daraufhin verstand sich der Auge- klagte schließlich zu folgender Erklärung: Nachdem Prof.Nager eidlich bekundet hat, daß er von Emil Rathenau   nicht die Anweisung erhalten hat, abge- schnitten« Königshäupter an seinem Hause anzubringen, sondern daß er lediglich ein in Venedig   vorhandenes Motiv nachgebildet habe, können die im BucheDie Weifen von Zion enthaltenen Vorwürfe nicht aufrecht erhalten werden." Rechtsanwalt Grünspach stellte für Frau Rathenau daraufhin di« Zurücknahme des Strafantrages in Aussicht. Mit Rücksicht darauf wurde die Verhandlung vertagt.
Aegypten   der.fferd der Zivilisation, die von dort aus von wandern» den. Schätz« suchenden Völkern ostwärts getragen wurde. Unter Verarbeitung eines großen Materials sucht Perry nachzuweisen, daß diese vorgeschichtlichen Schätzesucher die Kulturträger waren, die die Elemente der ältesten geschichtlichen Gesittung über die ganze Welt verbreiten. Ueberall will er die Spuren dieser Schätzcsucher finden. Die Verbreitung von Elementen der achailchen Kulturen ist in Oreonien zu finden," schreibt er.Mikronesien   besitzt taffächlich alle diese Züge in ausgebildeter Form. In Britisch-Nsuquinea, auf den Salsmoinfeln, in den Neuen Hebriden und anderen Teilen Süd- Melanesiens zeigt sich der Einfluß nicht so deutlich: jedoch sind auch hier zahlreiche Ueberreste einer archaischen Kultur, wie das Bor- handensein zweier Herrscher, Mutterrecht usw., die mit der uralten Verarbeitung van Gold und Perlen zusammengehen." Diese vor- geschichtlichen Kulturträger meißelten gewaltige Steinbilder, wie die auf den Ostennseln, bauten Pyramiden, führten die Mumifizierung aus, hatten ein Regierungssystem von zwei gleichzeitigen Herrschern, wie in Europa   die beiden Könige von Sparta   und die beiden Konsuln von Rom  : sie rechneten die Abkunft von der Mutter her und nicht vom Vater: sie arbeiteten in Metall, machten Tongesäße, waren geübte Bergleute und suchten nach Gold, Kupfer, Türkisen, Perlen und Perlmutter. Sie legten Entwässerungssystem« an, brachten Menschenopfer dar und nannten sichKinder der Sonne". Perry sucht dann im einzelnen nachzuweisen, in welchen Zeiten diese Völker in Polynesien   und Austtalien ihre Kultur ein­führten. Aus seiner Theorie zieht er weitgehende Schlüsse für die ganze Geschichtsausfassung:Der Gedanke eines allgemeinen, stetigen. unabhängigen Kulturfortschrittes muß danach aufgegeben werden: vielmehr geht aus den Tatsachen hervor, daß jede Kultur eine künst- liche Schöpfung ist, die nur auf einem bestimmten Baden erblühen kann und in neuer Umgebung allmählich untergeht." Die von Perry sestgestellten Tatsachen sind ohne Zweifel be- deutungsvoll. Hinter seine verallgemeinernde Schlußfolgerung wird man aber ein Fragezeichen setzen dürfen.
Erstaufführungen der Woche. Mont. Schauspielhaus:Der Tod des Empedolle«-. Miitw. Schlohpark-Theater Steglitz  : Nach TrojaS Fall". Tonnab. Große Boltsoper:Drei- mäderlhauS*. Tonnt. Volksbühne:Hopfenraths Erben". Deutsches Opernhaus: ,D er Günstling der Zarin". llrania- Lorträge. Alle Abende:Alt- Berlin in der Biedermeierzeit." Mary Wigmann wird noch drei weiter« Abende mit ihrer gesamten Tanzgruppe am 30. Juni, 1. nnd 2, Juli in der Philharmonie der- an stallen. Drohende Versandung der Wolga  . Von der unteren und miitleren Wolga   treffen Nachrichten über ein unaufhaltsame« Bordringen der sandigen Stcpocndüuen in den Gouvernements Zarizyn  . Astrachan   und lellweife auch Saratow   in der Richtung zur Wolga   ein, so mn ehemals fruchtbare Landftrcckcn in Saiidwü-ien ve: wandelt werden und gleichzeitig eine drobende Vcriandung der Wolga um sich greift Auch die Wasserarm ul der Wolga nimmt ständig zu, waZ aus das vlanlose AbhoUen der Wälder zurück­zuführen ist. Der einst mächtige Strom werde in absehbarer Zeit über­haupt nicht mehr jchiffbar jciu.