gememschaft eine wissenschaftliche Kommissionsberatung zu sein. Sie schien es nur zu sein, denn durch die Aeußerun- gen der Arbeitgeber wetterleuchtete immer wieder der Wille, die Wirtschaft der sich frei auslebenden Kräfte, der wertunbeständigen Faktoren der Preise, ihr s p e k u- l a t i v e s Moment zu erhalten. Auf unserer Seite wurde der Kampf gegen das Absterben der arbeitenden Hände ge- führt. Das ist eine andere Well! W i s f e l l vom ADGB. sprach es aus, und der Sitzungs- räum im Reichswirtfchaftsrat wurde zur Tribüne, ja minu- tentang zu dem Schauplatz, auf den Millionen und aber Mit- lionen von Augen erwartungsvoll stumm und in letztem Wil- len zum Frieden blickten. Das Fluidum der Massen der frei- gewerkschaftlichen, christlichen und Hirsch-Dunckerschen Arbeit- nehmer, die von der Sitzung der Zentralarbeitsgemeinschaft eine Lösung erwarteten, drang durch Fenster und Mauern,- aber auch diese Welle der letzten Hoffnung auf Verständi- gung zerschlug sich an dem unabänderlichen Willen der Arbest- geber, die Kaufkraft des Arbeitslohnes nicht wertbe- ständig werden zu lassen. Die Debatte war erschöpft, die Unternehmer zogen sich zurück. Die Sitzung der Zentralarbeitsgemeinschaft endete mit der Erklärung der Unternehmer, daß sie die angeschlossenen Organisationen bitten werden, die Löhne so schnell, als es möglich erscheint, an die Geldentwertung anzupassen. Man will sich„ehrlich die Köpfe zerbrechen", wie eine automatische Anpassung der Löhne an die Geldentwertung durchführbar ist, und wenn die Arbeitnehmer mit anderen Lorschlägen kom- men, als es diejenigen sind, von denen sie nicht abweichen kön- nen, dann soll objektiv erneut geprüft werden. Jetzt haben Worte nicht mehr viel Zweck. Für Montag vormittag elfeinhalb Uhr hat das Reichsarbeitsministerium die Parteien geladen. Diese Konferenz ist vielleicht als ein allerletzter Verständigungsversuch zu bewerten. Wenn sie rea- len Erfolg haben soll, dann muß sie über die Köpfe der Index- gegner hinweg den Weg zurgesetzlichenAnpassung der Löhne an die Geldentwertung öffnen. Es wäre gewissenlos, die Arbeitnehmer auch heute noch zu bitten, weiter zu w a r t e n. Sie haben nunmehr das zu tun, was ihnen harte Zeiten als Gewohnheit aufgezwungen haben, sie müssen um die Erhaltung der Kaufkraft ihres Loh- nes kämpfen. Wir erwarten, daß das Reichsstatistische Amt sofort damit beginnt, eine wöchentliche Meßziffer der Lebenshaltungs- kosten zu veröffentlichen. Ueberall da, wo Tarifberatungen stattfinden, muß die Indexklausel— der Grundlohn und die Erhaltung seiner Wertbeständigkeit durch die Anpassung an den Lebenshal- tungsindex des Reichsstatistischen Amtes— gefordert und er- kämpft werden. Die Politik der Unternehmersyndici ist selbstverständlich auch gegen derlei freiwillige Vereinbarungen. Dr. Mei- ßinger von der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberver- bände soll ja schon vor solchen Tarifabschlüssen durch Rund- schreiben gewarnt haben. Aber mit Schreibebriefen ist der Wille der Massen, die wissen, was sie wollen, weder zu len» ken noch aufzuhalten. Jetzt haben die Berliner Metallarbeiter das Wort, und andere Berufe werden, da die Tarife sämtlich nicht sehr lang- fristig sind, solgen.
Zeme-Morü unü Mecklenburger Justiz. Die reaktionären mecklenburgischen Blätter sind sich über fae Taktik, die sie gegenüber der Ausdeckung des Parchimer Mordes einzuschlagen haben, noch nicht im klaren. Die einen möchten gern die Angelegenheit als ein u n p o l i t i s ch e s Verbrechen, begangen im„Alkohol- und Roheitsrausch", ab- tun, die anderen sehen wohl ein, daß sie auf diese Art doch nicht weiterkommen und versuchen, dem Mord die Glorie einer „vaterländischen" Tat zu oerleihen, indem sie das Opfer Kadow als einen„französischen Spion" bezeichnen. Dieser
?lm Siliansee. St. M o r a, Ende Juni. Das Herz Schwedens ist DarletarNen, das Herz Darlekarliens ist der Siliansee. Blau und silbern dehnt sich sein« Fläche, von den Höhen ringsum grüßen dunkle Tannen, dazwischen Dirken hellgrün wie bei uns im Mai. Der Flieder steht an geschützten Stellen in voller Blüte, an anderer beginnt er sich erst zu öffnen. Apfelbäum« stehen in voller weißroter Pracht, nur ein heißer Sommer und ein langer Herbst kann in diesem Jahr ihre Früchte zur Reife bringen, und besorgt blickt der Bauer nach ihnen wie nach den maigrünen Feldern, deren dichte Halme und vollen Nehren der Sonne harren. Dazwischen verstreut stehm die roten Holzhäuschen wie drall« Bauerdirnen. Dahinter aber Wald, Wald, Wald, Wasser und Wald, Wald und Wasser, das sst Schweden : das ist Dalekarlien , das ist der Siliansee. In den Wäldern hausen die Waldarbeiter, die alle Menschen mit Du anreden und— sozialistische Abgeordnet« nach Stockholm in den Reichstag schicken. Auf dem Schiff stehm Bauernmädchen in bunten Kleidern mit spitzenweißen Hauben und singen ihr« uralten dolekarlischen Welsen. In der fremden Mundart klingen Wort« auf, die Schweden und Deutschen gemeinsam sind, aber im ganzen ahnt man mehr den Sinn als man ihn versteht.„O Silian," heißt es an einer Stell«, „wer dich gesehen, der wird dich niemals vergessen!" Die Weism sind entweder tief melancholisch oder von über- schäumender Lustigkeit. Da» ist der lange Winter mit seinen kurzen, blassen Tagen und der kurze Sommer mit seiner nachtlos strahlen- den Pracht, ist Waldeinsamkeit und wilder Tanz auf dem Dorfplatz. Hier, im Herzen Schwedens , ist die Dichterheimat Selma La g e r l ö f s, hier an den Ufern des Silian hat Anders Zorn ge- wirkt und liegt er begraben. Hier steht sein Denkmal Gustav Wosas, bäuerisch schlicht voll harter Kämpferleidenschaft, und— in einem anmutigen Part— die bronzene Statuette eines Mädchens. Zorn, der in Deutschland als Bildhauer wenig bekannt ist, modelliert« wie er malte, mit derselben fabelhaften Lebendigkeit wie auf der Lein- wand stehen seine Gestalten auch in Erz vor uns. Sein Erbe hütet der Maler Gustav Ancacrona. Man kennt den Silian und seine Ufer nicht recht, wenn sie einem nicht von Gustav Ancacrona gezeigt werdeij. Trüge Ancacrona ein Fell um die Schultern und ein Horn um die Hüften, so brauchte er weiter nichts zum alten Eermanenhäuptling, wie man ihn auf den Bildern sieht. Er strotzt von Lebenskrast und Künstlerfreud«. Wie die meisten gebildeten Schweden spricht Ancacrona ein tadelloses und fließendes Deutsch (in«wem Jahr hörte Ich In Berlin nicht soviel Goethe und Heine zitieren wie hier in einer Woche). Einen schweigsamen, in sich versunkenen deutschen Kollegen weckt er aus seinen Träumen mit der übermäßig polternden Frage: „Herr, verstehen Sie denn nicht deutsch ? Donerwetterl* Cr, wie
Legende wurde bereits am Dienstag in der Sitzung des Meck- lenburgischen Landtages— aus der bezeichnenderweise der deutschvölkische Abgeordnete G i e s e verschwand, sobald dieser Punkt berührt wurde— von den mecklenburgischen Ministern entschieden entgegengetreten. Demgegenüber muß auf die Mitteilungen eines bür- gerlichen Schweriner Blattes, des„Norddeutschen Anzei- ger", hingewiesen werden. Darin heißt es: In letzter Zeit, w der ofscnbar ein gewaltsamer politischer Vorstoß vorbereitet wurde, galt Kadow der Organisation als nicht mehr zuverlässig, und so wurde— offenbar auf Anweisung der Zentralleitung der Roßbach-Organisation— schon einige Zeit vor der Tat der Entschluß gefaßt, ihn zu ermorden. Das Blatt erinnert in diesem Zusammenhang an einen „streng geheimen Defehl" der Hamburger Rechtsputschisten über die Bildung einer Feme zur Beseitigung von„Ver- rätern und politisch mißliebigen Personen". In der gleichen Nummer des„Norddeutschen Anzeiger" erinnert der Chefredakteur Paul Ahrend an einen Vor- fall, der sich nach dem Kapp-Putsch ereignet hatte, und der ein bezeichnendes Licht auch auf das jetzige Verhalten der mecklenburgischen Justiz wirft: In einer verschwiegenen Kiesgrube wurde der Arbeiter I a h n k e, ein fleißiger Vater unversorgter Kinder, von herge- laufenen Burschen niedergemacht in einer Weise, wie sie damals noch nicht viehischer gedacht werden tonnte. Der H a u P t t ä t e r wurde vom Ersten Staatsanwalt in Schwerin zur Ver- nehmung gebeten und, nachdem er sich einzustellen die Güte hatte, auch in der Privatwohnung des Beamten vernommen. Nicht daß im Justizgebäude kein Platz gewesen wäre— aber es war gerade am Sonnabendnachmittag, da ruht alles. Der Beschuldigte gab auch zu, den armen Iahnke„auf der Flucht" erschossen zu haben. Der Staatsanwall tonnte leider damals die Schuld des Herrn noch nicht ganz ermessen, und in seiner frommen Gut- gläubigteit schickte er ihn wieder nach Hause. Bon einer Seite. die nie ermittelt ist, wurde dem jungen Herrn dann der Zug über die Grenze ermöglicht. Erst als«r sich durch das Urteil gegen seine Kameraden überzeugt hatte, daß keine Gefahr bestand, kam er zurück— und wurde auch freigesprochen von Ge- schworenen. die zum Teil Zeitfreiwillige waren. Das Verhalten des Schweriner Staatsanwalts gegenüber den kappistifchen Mordbuden hat eine so frappante Aehnlichkeit mit dem von uns schon geschilderten Vorgehen des Schwe- riner Staatsanwaltes Hennings gegen die Parchimer Freiheitsparteiler M a s s o l l e und von Hardt, daß man unwillkürlich die Frage aufwerfen muß, ob die beiden Staats- anwälte etwa identisch sind? Und das erwähnte Gsfchworenenurteil gibt uns einen Lorgeschmack dessen, wie der Parchimer Mord gerichllich enden würde, falls er nicht vor den Staatsgerichtshof nach Leipzig , sondern vor ein Geschworenengericht in Schwerin käme, in jum Teil Graefe- und Roßbach-Anhänger sitzen würden. lm gleichen Tage bringt die sozialdemokratische„Meck- lenburgische Bolkszeitung" in R o st o ck eine womöglich noch tollere Geschichte zur Sprache. Danach hat der Ober- 'taatsanwalt Kerstenhann in Rostock im Jahre 1923 gegen unseren dortigen Redakteur Genossen N e s p i t a l Anklage„im öffentlichen Interesse" wegen Beleidigung— des Vorstandes des deutsch - völkischen Schutz- und Trutzbundes erHobe?! Unser Parteiblatt hatte nämllch vor Jahresfrist— kurz nach dem Raihenau-Mord— ein„streng vertrauliches" und„nach dem Lesen zu vernichtendes" Zirkular veröffentlicht und kommentiert, in dem zu lesen war: „Der eine stellt die M i t t e l zum Kampf, der andere opfert Leib Leben." „Den Angehörigen der Brigade Ehrhardt ist jede er- denklicheHilfe zu leisten." „Daß es nicht nur bei der im letzten Rundschreiben erwähnten Tätigkeit bleibt, ist selbstverständlich, doch hatten wir gehofft, ohne die nicht immer angängige genaue Zweckcrläuterung die erforderlichen
viel« andere seiner Landsleut« scheint das Deutsche gar nicht als etwas zu empfinden, was irgendwie fremd sst. Lebt« er in Deutschland und beschäftigt« er sich mit Politik, so wäre ihm wahrscheinlich Wull« nicht völkisch genug. Glücklicherweise läßt er die Polittk ganz beiseite und widmet sich ausschließlich seiner Lebensaufgabe, die darin be- steht, DalekarlKns alt« Vauernkultur vor der Ueberflutung durch die modern« Zivilisation zu schützen. Mit Stolz zeigt er uns«in uraltes Bauernhaus, aus roh be- hauenen Holzstämmen blockhausarttg zusammengefügt, das in seinem Innern ein Museum bäuerlichen Kunstgewerbes zu sein scheint. Auf altertümlich geschnitzten Büchergestellen stehen Werk« der neuesten Literatur. Es gibt hier kaum ein Haus ohne gut« Bücher. Der Besitzer und Bewohner trägt uns Grüße an Anna Lindhagen in Stockholm auf, die sozialistische Schwester des sozialistischen Bürger- meisters. Er selber ist kein Soziallst, wie er erklärt, aber er verchrt das menschenfreundliche Wert Anna Lindhagens und unterstützt es nach Kräften. Auf Dälberg haust Ancacrona selbst in einem ähnlichen, doch viel weitläufigerem Gehöft, das einem altgermanischen Herren- sitz gleicht. Bon hier übersieht man da» ganze weit« Land. Wald und Wasser, Wasser und Wald. Hier ist der See am schönsten, wenn zu Mitternacht der Mond über ihm steht und sich in ihm die sanft« Röte des Horizonts spiegell, sie kündet die Näh« des Nordens, wo jetzt die Sonne nicht untergeht. Das sst der Siliansee— wer ihn gesehen, wird ihn niemals vergessen._ pftopfversuche an Tieren. Im Gegensatz zu den Pflanzen, die den Bestrebungen des Gärtners, einzelne Teile eines lebenden Pflanzenkörpers auf einen anderen zu übertragen, sie zu„trans- plantieren" und beide zum Verwachsen zu bringen, nur wenig WI- verstand entgegenzubringen pflegen, ist eine solche Bereinigung in der Tierwelt viel schwieriger. Zwar macht die moderne Chirurgie von der Transplantatton lebenden Gewebe» heute weltgehenden Ge- brauch, aber es handelt sich hier entweder nur um Gewebe desfel- den Individuums, die von einer Stelle des Körpers auf eine an- dere übertragen werden, oder doch nur um kleinere Stücke lebender Zellmassen. Ein klassisches Versuchsobjekt für solche Derwachsungs- erscheinungen ist ein harmloser Dunkelmann« unser Regenwurm, ge- worden. Zahlreiche Versuche aus früheren Iahren haben gezeigt, daß es unter Beobachtung der nötigen. Vorsichtsmaßregeln möglich ist, zwei Kopfenden und ebenso zwei Schwanzenden desselben Tieres zur Verwachsung zu bringen oder in das zerschnittene Tier ein neues Mittelstück eines Angehörigen derselben oder einer verwand- ten Art einzufügen oder die Bauchfelle des Vorderendes mit der Rück» feite des hinteren Teiles zu vereinigen, und meist zeigte es sich, daß die so oder ähnlich behandelten Tiere noch monatelang, sa Jahre hin- durch weiterlebten. Nur mit den aus zwei Kopfftücken oder zwei Schwanzenden zusammengesetzten Tieren hatte das aus begreiflichen Gründen seine Schwierigkeit. Hier setzten die Versuche E. Rudolffs ein, die im Archiv für Entwicklungsmechanik veröffentlicht wurden. Er schnitt zwei verschiedene» Arten von Regenwürmern dt« Köpf»
Summen zu bekommen und das Vertraue « zu zweck-i entsprechender Verwendung." „Wir haben außerdem eine Reihe meist unverheirateter Männer;, deren besondere Aufgaben öfteresZusammenkommen nötig; machen. Sie kommen aus unserem und den befreundeten Lcr'> bänden." Dieses Zirkular trug neben der Unterschrift des damals ick der Rathenau -Sache oerhafteten Erich Bade auch die eines, Rostocker Telegraphendirektors Straede. Die Glossen unseres Parteiblattes richteten sich besonders gegen die Beteiligung eines Reichsbeamten an dieser Berfchtvöm> gesellschaft. Jetzt erhebt der Staatsanwalt Anklage im öffent- lichenInterefse nicht etwa gegen die Bade, Straede undi Genossen, sondern gegen unser Parteiblatt, und der Telegraphendirektor ist als Nebenkläger zugen lassen! Wir fragen: Darf sich die deutsche Republik so etwas bieten lassen?_
Neuwahlen in Mecklenburg -Strelih. Aus Mecklenburg-Strelitz wird uns geschrieben: In Mecklenburg-Strelitz , vor der Revolution eines der reaktio» närsten Ländchen des kaiserlichen Deutschlands , finden am 8. Juli zum vierten Male Wahlen feit dem Zusammenbruch den monarchistischen Herrlichkeit statt. Vor dem Kriege hatte Mecklen burg-Strelitz eine autokratische Gewalt: Die Bevölkerung war ohne Verfassung und ohne Mitbestimmungsrecht der Willkür der Junker» kast« ausgeliefert. In dem ständischen Landtag saßen die Rllter- gutsbesitzer und Bürgermeister, die„Untertanen" hatten nichts zu sagen, Stadt- und Landarbeiter, Angestellt« und Beamte konnten ihr« Forderungen nirgends vertreten. Bei der ersten Wahl zum verfassunggebenden Landtag im Dezember 1918 erhielt die Sozial- demokratische Partei die H ä l f t e der Abgeordnetensitze. Nach- dem eine Verfassung geschaffen war, erfolgte am 30. Mörz 1919 die Wahl zum ersten ordentlichen Landtag, der nach der Verfassung nur auf ein Jahr gewählt wurde. Dabei wurden von 48 260 abgeasbenen Stimmen 23 100 Stimmen für die Sozialdemokratie, 25 160 Stimmen für die bürgerlichen Parteien abgegeben. Trotz der bürgerlichen Stimmenmehrheit erhielt infolge der Wahlkreiseinteilung die Sozial- demokmti« 18, die Bürgerlichen 17 Mandate. Die ungerechte Wahl- kreiseinteilung wurde dann auf Veranlassung der fozialdemokrvttschen Fraktion selbst geändert. Am 16. Mai 1920 wurde der zweit« ordentliche Landtag auf drei Jahre gewählt. Diesmal oerteilten sich die 53 476 abgegebenen Stimmen wie folgt: auf die SPD.«nt- fielen 23 006 Stimmen mit 15 Mandaten, auf die USPD . 2257 Stimmen mit einem Mandat und auf die bürgerlichen Parteien zusammen 28 231 Stimmen mit 19 Mandaten. Während des ersten sowohl wie während des zweiten Landtages bildete sich ein« Re- gierungskoalition aus Sozialdemokraten und Demokraten, die je einen Minister stellten; unsere Partei zunächst den Genossen Krüger, später den Genossen von Reibnitz. Di« Oppoürion bildeten die in der Wirtschaftlichen Vereinigung zusammengefchlosie- nen Deutschnational« n und Volksparteiler. Am zweiten Sonntag im Juli wird nun für das Ländchen Mecklenburg- Strelitz auf weitere vier Jahre die Entscheidung über die künftig« Regierung fallen. Im Vertrauen auf die ersvrießliche Arbeit, die unser« Partei seit dem Umsturz im Lande geleistet hat. sieht sie dem Wahllag zuversichtlich entgegen.
Nock» eine<Ciino-ReAe... Der Reichskanzler E u n o traf gestern aus Elberfeld in Bremen ein und hielt vor der Handelskammer eine Rede, in der er jedoch nichts wesentlich Neues ausführte. Abends fuhr er nach Hamburg . Vermutlich wird er auch dort sprechen...
Zehn Milliarden für Zugendwohlfahrk. Im BevölkerungS- politischen Ausschuß des Preußischen Landtage« teilte die Regierung mit. daß das Reich 10 Milliarde», die nach der Kopfzahl auk die Länder verteilt werden sollen, für Jugendwohlfahrt zur Per- sügung gestellt hat.
ab und vereiirigt« die beiden kopftosen Schwanzenden, was ohne Schwierigkeit gelang. Dann wurde das eine wieder gekürzt, und es bildete sich nach kurzer Zeit an der Schnllsstelle ein neuer Kopf, so daß das Hinterende des früheren Wurmes zum Kopfende wurde. Ein zweiter Kopf entftand aus der Narbe der ersten Berwachfungs- stelle, und beide dienten wahrscheinlich der Ernährung. Auf diese und ähnliche Weise hat Rudolfs etwa 1000 Würmer operiert; nicht immer zeigt« sich bei diesen Experimenten die Fähigkeit des Weiter- lebens gleich ausgebildet, und das ist ja auch erklärlich. Daß gerade unser Regenwurm eine so große Widerstandsfähigkeit gegen die ge- schilderten operativen Eingriff« zeigt, ist wohl daraus abzuletten, daß es bei seinem Leben in der Erde oft vorkommen wird, daß einer seiner Feinde, vor allem der Maulwurf, manchmal Stück« des Tieres einfach abbeißt. Der Wurm wäre jedesmal dem Tode verfallen. wenn er nicht die Möglichtell besäße, die verloren gegangenen Körperteile leicht wieder zu ersetzen. Astronomie und Internattonalikät. Der Vorstand der Deut- schen Astronomischen Gesellschaft hat an Stelle de, im vorigen Jahr« verstorbenen berühmten holländischen Astronomen Kapteyn als Vorstandsmitglied den Präsidenten der Italienischen Astronomischen Gefellschaft, Professor E e r u l l i, kooptiert. Es ist sehr zu begrüßen, daß in der Astronomischen Gesellschaft die inter - nationalen Beziehungen nach wie vor gepflegt werden. Wie lehr vom Gestchtspirnkt des internationalen Charakter» der Wissenschaft g» ade die Wahl Eerullis eine glückliche zu nennen ist, zeigt die Rede, die dieser bei der letzten Versammlung der von den Astronomen der Ententeländer gegründeten„Union Astronomiqu« Internattonale* in Rom gehalten hat. Er sagte dort u. a: .. Lebensbedingung für unsere Union ist die Universalität. Es ist unerläßlich, daß die Union sich auszudehnen suche auf oll» Kulturvölker. Die Unterscheidung zwischen ihr angehörenden und ihr nicht angehörenden Ländern muß verschwinden.... Wir sollen nicht nur unsere Augen über die irdischen Räume, sondern auch unser« Geister über die menschlichen Fehler erheben. Die menschlichen Fehler und Schwächen fuhren notwendig zu nationalen Rivalitäten, zu nationalem Haß. Wir Astronomen aber pflegen neben unserer angeborenen Nationalität eine solche der Wahl, eine Supernationali» tat, die uns für immer mit Banden der Brüderlichkett oereinigt und keine Ausnahmen kennt." Wohltuend heben sich diese Ausführungen ab von dem nationali- stischen Gebaren mancher deusschen Professoren, z. B. des Heidel- berger Physikers Lenard, der in der Kriegspsychose im August 1914 der Londoner Royal Society die ihm verliehene goldene Medaille zurücksandte, und der sich auch heute noch nicht in die für einen Ver« trcter der Wissenschast normale Geistesverfassung zurückfinden tonnt«. At. Eine Versuchsschule lm Ruhrgebiet . Die zahlreichen, üb« ganz Deutschland verstreuten Berfuchsschulen, in denen die madern« Pädagogik gleichsam ihr Laboratorium besitzt, werden von O. Karftädt in einem umfassenden Aussatz des.Lahrbuchcs des Zeniralinftttuts für Erziehung und Unterricht" behandelt(bei E. S. Mittler in Berlin ). Dabei wird auch dre Aufmerksamkeit auf «ine interessante Reformschule in Essen aelenkt, die sich unter den schwierigen Verhältnissen der Besatzung glücklich entfaltet hat. Di« ganz« Arbeit dies« Schul» wird von dem Gedanken der sittliche»