setzte für die erste Juliwoche einen Spitzenlohn von 9009 M. fest. Inzwischen aber ist die Teuerung in solch beispiellosem Ausmaße gestiegen, die Verbitterung der Arbeiterschaft der- art gewachsen, daß auch dieses Zugeständnis nicht nur völlig ungenügend geworden war, sondern von der Arbeiterschaft als eine Verhöhnung empfunden worden ist. Man bedenke, daß die beiden Schiedssprüche unter dem Vorsitz von drei Un-- parteiischen gefällt worden sind, die vom Reichsarbeitsmini- sterium ernannt wurden. Wenn man sich der Anweisungen erinnert, die die Reichsregierung seinerzeit bei der sogenannten Markstabilisierung an die Schlichtungsausschüsse ergehen ließ, dann,wird man die Verantwortung der Regierung für die .Haltung ihrer Unparteiischen bei Fällung solcher Schieds- sprüche nicht leugnen können. Alle diese Dinge enthalten eine Portion von Sprengstoff, der unserer Volkswirffchast gefähr- lich werden muß. Aehnlich wie bei den Metallarbeitern liegen die Dinge bei den Holzarbeitern und den Bauarbeitern. Auch hier die alte Verschleppungstaktik der Unternehmer. Auch hier die Ab- M lehnung seitens der Unternehmer von Lohnabkommen, Schiedssprüchen und Forderungen der Arbeiterschaft, die den Teuerungsoerhältnissen nur in ungenügendem Maße Rech- nung tragen. Es muß hier unterstrichen werden, daß z. B. die Berliner Zimmerer, die unter kommunistischer Leitung stehen, den Schiedsspruch, der für die erste Juliwoche einen Lohn von 9500 M. vorsah, angenommen hatten. Es waren die Unternehmer, die hier die Friedensstörer wachten, indem sie den Schiedsspruch, den das tarifliche Bezirkslohnamt gefällt hat, ablehnten. Die Verant- wortung für den Kampf, der nun entbrannt ist, liegt so sonnenklar, daß man darüber kein Wort zu verlieren braucht. Eines aber steht fest: die Arbeiterschaft, die jetzt in Berlin in den Kampf getreten ist, will dem L o h n b e t r u g, der an ihr seit Jahr und Tag verübt wird, ein Ende machen. Sie kämpft nicht um eine problematische Anzahl von Nullen, sie kämpft um die ehrliche Bezahlung des tarif- lich vereinbarten Lohnes. Die Reichsregierung, die Vertreter der Unternehmer in der Zentralarbeitsgemeinschaft haben es in der Hand, den Kampf abzukürzen, zu verhindern, daß er weiter um sich greift. Die Reichsregierung und die Unternehmer haben es in der Hand, das zu einer akuten Ge - fahr sich auswachsende Element der Unruhe zu beseitigen, in- dem sie endlich die Bezahlung der Löhne und Ge- b älter auf wertbeständiger Grundlage sicherstellen. Geschieht dies nicht und geschieht es nicht sofort, dann müssen die Auswirkungen der jetzt entbrann- ten Kämpfe von unabsehbarer Gefahr sein.
Zuchthausfanatismus. Journalistische ��«ueister Fechenbachs. Die Verhandlungen des Reichstags über den Dechen- bach-Prozeß haben den unwiderleglichen Beweis erbracht, daß die drei Verurteilten dieses Prozesses unschuldig im Zucht- Haus schmachten. Der Beweis dafür ist so umfastend geführt worden, daß der Zentrumsfühver Dr. Bell die sofortige Ent- lassung der Opfer forderte und selbst die bayerische Regierung unter Aufgabe ihres früheren Standpunktes eine Remedur auf deyr Wege der Begnadigung in Aussicht stellte. Trotzdem btingt es die„Deutsche Tageszeitung" fertig, von einem „Fechenbach-Rummel" zu sprechen und sich in juristischen Haarspaltereien zu üben, um darzulegen, daß keine V e r- j ä h r u n g eingetreten sei, denn der„Landesverrat" Fechen- bachs sei schon durch die Uebergabe des Ritter-Telegramms an den Schwei.zer Pagot erfolgt, nicht aber erst durch die Ver- öffentlichung in der Presse., Der Einwand der Verjährung ist bekanntlich von einer ersten juristischen Autorität, dem Münchener Professor Dr. K i tz in g e r, erhoben worden, und er ist durchaus ein- leuchtend. Das Urteil hat Fechenbach aber für die Veröffent- lichnng des Ritter-Telegramms in der Preffe verantwortlich gemacht, die Veröffentlichung ist aber ein Presfedelikt, das nach sechs Monaten verjährt.
Cin Lustspiel Cicheuöorffs. „Die Freier" im Staatstheater. Von Theaterstücken Eichendorsfs meldet kaum ein Heldenbuch. Den Lyriker, der nur in Träumen der Nacht und Visionen der Phantasie lebt, reiht nichts zu den Brettern als etwa die stille Sehnsucht, Unwirkliches wirtlich, Scheinerlebtes züm sichtbaren Erlebnis zu machen. Das heißt eben die eigentliche Kraft des Theaters mit einem schwachen hauch anrennen. Auch in den „Freiern" ist das beste jenes latente Spiel der weichen, liebenden Seelen, das Harfen der Stimmungen, das schwärmerische Bücken aus Bilder, dos musikalisch« Ertönen der Welt im Dichter. Immer da ist es am schönsten und inhaltteichsten, wo der äußere Gehalt stockt, wo das Theater lein Recht verliert, immer da, wo zwischen den bunlgereihten Gesichtern die Natur zu singen scheint, Wald, Blume, Mond und Sonne, Tier und Mensch zur Melodie trunkener Sehnsucht werden. In der Lustigkeit ist noch Wehmut, und das Glücksuchen im Leben des Taugenichts hört noch nicht auf, wenn der Borhang längst das letzte Spitzweg-Bild verdeckt. Ein Stück für lächelnde, nicht für Lacher, für Träumer, nicht für Realisten, «in Spiel mit dem Spiel für Ungesättigte, aus einem stilleren, reineren, köstlicheren Jahrhundert. Mit weiblicher Grazie ist dieses Lustspielchen in die Atmosphäre des Sommernachtstraums gerückt. Der Dichter ruft dir lächelnd zu: Deffne dein herz, damit du Unglaubliches glauben kannst. An Drähten hängen die Körper, aber aus jedem Wort klingt ein Glöckchen Friede, Freude, Sehnen und hoffen. Bier Freier ver- sammeln sich auf der Burg der schönen Gräfin Adela, die in der Tracht ihrer Zofe nur einem einzigen in glücklicher Liebe zugehört. Diesen«inen hat sie«inst vom Schloß herab in Heidelberg gegrüßt. und dieses Winken wurde Schicksal und Zweifel. Die Zofe als Gräfin, die Gräfin als Zofe, die Freier allesamt vom schalkhaften Förster zum nächtlichen Rendezvouz bestellt— denkt euch die rerwirrenlde Stimmung im Herzen der so strahlend Besonnten! Zuletzt entführt gar der eine den andern, der in weiblicher Ber- kleidung erschienen war. Der junge Sänger war der wirkliche Graf Leonhard, der vermeintliche Graf nur ein Schauspieler, der geigend« Musikant ein Saufbold, der Flötenbläser ein hofrat und was der Verwechp: en und Enthüllungen mehr sind. Liebe heißt das Leittnotio, i• richtigen Lustspielpaar« halten sich, und der Dichter entschweb:- ncm Pegasus, Flöte und Leier in der Hand. Eichen« greift zu oll diesen Szenen herrlich in senie lyrischen Sali Nichts Menschliches ist seinem Singen fremd, und das Theaterfrc..tp biegt er in menschliche Schwächen mit webenden Farben, schwebenden Akkorden, schwelgenden Rhythmen. Otto Zoss hat das Verworrene der epischen Originalszenen dramatisch fester gepackt u>U> jo etwas wie einen Aufstieg ins
Ganz abgesehen von der Verjährungsfrage ist aber fest- gestellt, daß ein Landesverrat überhaupt nicht vorliegt. Das geht aus dem Gutachten des vom Auswär - tigen Ausschuß eingesetzten Unterausschusses hervor, das vom Gen. D i t t m a n n in seiner Rede verlesen wurde. Es hat folgenden Wortlaut: l. Daß die Veröffentlichung des sogenannten Ritter-Telegramms auf die Lage des Deutschen Reiches bei den Friedensverhandlungen Einfluß ausgeübt hat, ist nicht klargestellt; weder die Friedensdelegation in Bersailles noch das Auswärtige Amt in Berlin haben dieser Ber- öffentlichung Beachtung geschenkt. 2. Durch einen imFrühjahr 1915 abgeschlossenen Vertrag zwischen Italien , England, Frankreich und Rußland war die Kurie von jeder Beteili- gung an den Friedensverhandlungen ausge- schloffen. Diese Tatsache wird in der Urteilsbegründung nicht j erwähnt. 3. Der Sachverständige Dr. Thimme hat in einem dem Aus- wärtigen Amts auftragsgemäß erstatteten Gutachten, abweichend von der Würdigung seiner Aussagen im Urteil, ausgeführt, daß die Berichterstattung des Rotterdammer Bureaus dem Wohle des Reiches im allgemeinen eher förderlich als schädlich gewesen sei. Landesverrat wird nach dem einschlägigen Gesetzespara- graphen durch Veröffentlichung von Dokumenten begangen, deren Geheimhaltung im Interesse des Reiches oder eines Bundesstaats erforderlich war. Nach dem Urteil soll Fechen- dach durch die Hergabe des Ritter-Telegramms den Papst ge- bindert haben, bei den Friedensverhandlungen zugunsten Deutschlands emzugreifen. Das Gutachten des Unterausschusses stellt fest, daß diese Begründung absoluter Unsinn ist. Der Papst konnte gar nicht eingreifen. Und kein Mensch in Deutschland hat von der Veröffentlichung des Ritter-Tele- gramms, als sie erfolgte, eine Schädigung Deutschlands er- wartet. Nur Fechenbach soll, nach dem Urteil, gewußt haben, daß eine solche Schädigung eintreten werde(die in Wirklichkeit eingetreten ist). Die„Deuffche Tageszeitung" und die ihr gleichgesinnten rechtsstehenden Kreise wollen Menschen, deren Unschuld er- wiesen ist, für 10, 11 und 12 Jahre im Zuchthaus halten. Da- mit stellen sie die Schändlichkeit ihrer Gesinnung an den Pranger. Zugleich zeigen sie, daß die Hindernisse für den Sieg des Rechts noch nicht völlig überwunden find. Di« Sozialdemokratie wird aber nicht dulden, daß Unschuldige im Zuchthaus verfaulen, sie wird den Kampf nicht eher beenden, als bis die unschuldigen Opfer befreit sind.
Mecklenburgisches 3dpU. Rücksichtslosigkeit gegen Ruhrfliichtlinge. Bon Parteigenoflen aus Mecklenburg wird uns geschrieben: Einen Dolchstoß erbärmlichster Art gegen eine siebenköpfige, von den Franzosen ausgewiesene Ruhreisenbahnbeamten. F l ü ch t l i n g s f a m i l i e hat sich der mecklenburgische Ritterguts» besitzer Herr von Haase auf Wiebendorf geleistet, weil er sich nicht scheute noch schämte, Räume und Einrichtungsgezenstände zur Verfügung zu stellen, die nicht einmal den allereinfachsten Ansprüchen genügen konnten. Das Wohlfahrtsamt Boizenburg , welchem die Fürsorge für die Flüchtlinge und Ausgewiesenen übertragen wurde, beschlagnahmte im oberen Stock des tempel- und haremsähn- lichen Schlosses des genannten Rittergutsbesitzers mehrere geeignete Räume zur Unterbringung ausgewiesener Beamtensamilien. Schon bei der Beschlagnahme, die an Ort und Stelle nach Inaugenschein. nähme der Räume sofort vollzogen wurde, trug Herr von Haase schon die allerschwersten Bedenken, hier Flüchtlinge unterzubringen, da sie nach seinen Angaben und seiner Ansicht noch »zu gut" für diese Art Leute seien. Allgemein hatte der ausführende Beamte zunächst die Auf- fassung, daß die Beschlagnahmeverfügung dem Ritter etwas über- rascht kam und er sich demzusolge nicht so schnell auf seine vater- ländische Pflicht besinnen konnte. Doch die Zeit lehrte ihm diesen Herrn in seiner ganzen grausamen Gesinnung nur leider allzugut kennen, nämlich einige Wochen nach� der Beschlagnahmeverfügung
Burleske hineinkontrapunktiert. Da alles an dem Stück Musik und Farbe ist, bedurste es da noch einer Notengarnitur? Christian L a h u s e n schreibt sie mit feinem, silbrigem Stift. Hätten Mozart und Reger nicht gelebt, er wäre vielleicht einer von beiden geworden. So heftet er sich init den Tönen seines Orchesterchens (Streichquartett, Flöte und zwei Hörner) cm die alt« romantische Musik und.dos Bolkslied.' Er trifft dabei das Recht«, leidet, sinnt, träumt und scherzt mit dem Dichter, ist auf weiche, ein bischen tränenreiche Lyrik gestellt, schreibt ein Terzett, das jedem Wander. vogel gefallen muß, und Abschiedslieder der Nacht, die jeden rühren, der einmal Wertherifch geliebt hat. Seine Musik lächelt aus Kinderaugen, seine Instrument« sind rosarot und grün bebändert. Die Musik bindet in einer einfachen, zarten Melodie die Mosaiken Eichendorffs z» einem fröhlichen Bild. Die Schauspieler versuchten so sehr mit Glück, den gehobenen, schwingenden Ton zu treffen daß ein Erfolg unstreitsg wurde. Die lustigen Töne stimmten Legal, der Regisseur, sowie K y s e r und P r ö ck l als Lumpenpaar an, die elegischen Hans Brause» wetter, Aida Stuckering und Magda Simon; Fritz Delius band und löste froh die allzu bequemen Knötchen der Handlung. Kurt Singer.
ver Eisengehalt der Gemüse. Unter den Schwermetallen ist das Eisen das einzige Metall, das zum Ausbau des tierischen Or- gonismus unbedingt notwendig ist, und durch kein anderes ersetzt werden kann. Der rot« Farbstoff des Blutes, das Hämoglobin, ist eisenhaltig. Das dazu notwendige Eisen wird in der Form gewisser Berbindungen durch den Organismus bei der Rahrungsaufnahm: aufgenommen. Nach den Untersuchungen von Bunge deckt der menschliche Organismus seinen Eisenbedarf aus den pflanzlichen Nahrungsmitteln. Usber den Aschengeholt der Gemüse und die Zu- sammensetzung der Asche stellt in neuerer Zeit A. Hansel Versuche an. Der Hauptbestandteil aller frischen Gemüse ist das Wasser mit 81 bis 93 Proz. Der Aschengehalt schwankt von 0,4 bis 1,92 Proz. Der Eisengehalt als Oxid berechnet, betrug 9.0007 bis 0,8438 Proz. Bon den durch Hansel untersuchten Gemüsesorten enthielten die Tomaten der geringsten, die Kohlrübenblätter den höchsten Eisen- gehakt. Bei der Zubereitung— dem Kochen— der Gemüse wird ein beträchtlicher Teil der mineralischen Stoffe— Aschenbestvnd- teile— aufgelöst. Und da das zum Kochen verwendete Wasser nicht verwendet wird, geht ein Teil der vom Standpunkte der Ernährung wichtigen Stoffe— Mineralsalz«— verloren. Der Eisengehalt einiger Gemüsesorten wurde überschätzt, der andere nicht voll genug eingeschätzt. Nach allgemein verbreiteter Ansicht ist unter den Ge- müsen der Eisengehalt des Spinates am größten, was nach Hansels Unterluchungen aber nicht. ganz zutrifft. Der Spinat wird von den Kohlrübenblöttern übertroffen. Der„Flugtraum". Wir träumen häufig, zu fliegen, zu schwe- ben, oder zu fallen, und Zwar oft gleich nach dem Zubettgehen. Dieser Traum— führt Dr. Richard T y« u g o t t in der„Natur" aus— wird durch ein wirtich stattfindendes ruckartiges Zusammenzucken
trafen nach kurz voraufgegangener telegraphischer Anmeldung etwa 10 Familien in Boizenburg ein, welche auf den umliegenden Gütern, wo freiwillig Räume zur Bcrfügung gestellt waren, unter- gebracht wurden. Dem Herrn v. Haase wurde eine Familie mit 5 Kindern zugewiesen, entsprechend der Größe der beschlagnahmten Räumlichkeiten. Anstatt nun diese Räume bereit zu halten, hotte Herr von Haase im gefängnisartigen Kellergeschoß einen Raum entdeckt, mit welchem die vom Unglück so arg heimge- suchten Flüchtlinge fürlieb nehmen sollten. Als Lagerplatz waren 2 nackte Bettstellen mit Matratzen, ohne jegliches Bettzeug, von wel- chem im Schloß eine ungeheure Menge vorhanden ist, angewiesen und in diesen unfreundlichen Räumen des noch unfreundlicheren Rittergutsbesitzers sollten diese Ruhrkämpfer daran erinnert werden, „daß die Heimat hinter ihnen steht". Nachdem die Familie mit ihren wenigen, im Reisekoffer bequem fortzuschoffenden Habseligkeiten in Wiebendorf angelangt war, war- tete sie zunächst stundenlang vergebens auf einen freundlichen Empfang und erst nachdem eine mitleidige Seele sich gefunden hatte, sich überhaupt um dos Schicksal der Familie sowie um die teilweise noch kleinen Kinder zu kümmern, war der Glaube an den Beistand der Heimat im Kampf gegen den Ruhreinfall der Franzosen so ziem- lich erschüttert.' Kurz entschlossen wurde der Heimweg nach Boizen- bürg angetreten, wo ein menschenfreundlicher und vaterländisch ge, sinnier Kaffeehausbesitzer sich der schwer geprüften Familie annahm, die inzwischen durch Vermittlung des Wohlfahrtsamtes Boizenburg anderweitig auf einem Rittergut gut untergebracht ist. Das Verhalten dieses Herrn Rittergutsbesitzers erinnert an die ältesten Zeiten verflossener Ritterherrlichkeit. Zum Glück steht der Fall vereinzelt da. Immerhin dürfte auch da ein energisches Durchgreifen der Behörden gegen diesen„Patrioten" nicht schaden.
politischer Einbruch. In der„Raffonallideralen Correspondenz". dem parte!- amtliÄ)en Organ der Deutschen Volkspartei , finden wir unter der Ueberfchrift„Wem nützt es?" diese erbauliche Geschichte: „In dem in der Nähe von Bremen gelegenen, augenblicklich unbewohnten und unbewachten Landhaus« des Reichs- tagsabgeordneten Dr. Kulenkampff wurde in der vorigen Woche zweimal«ingebrochen. Nach dem gesamten Be- funde können die Einbrüche nur die Suche nach Schrift. stücken zum Zioeck gehabt haben. Es ist-die Frage, wer an diesem Einbrüche Zoteresse gehabi haben kann. Bei der wirtschastspotttlschen Einstellung und Ve- tätigung von Herrn Dr. Kulenkampff scheint in dieser seiner Tätig- keit ein Anlaß nicht zu liegen. Da es sich andererseits nicht um Entwendung von Werl - gegenständen gehandelt hat, so liegt die Frage nahe, worum nach Schriftstücken gesucht wurde. Es ist nicht unbekannt, daß Dr. Kulenkampff zu denjenigen Abgeordneten der DDP. gehört, die die Abwchr extremer aktiv! slifther Organisationen für eine unbedingte Roiweudigkeit halten. Sollten die am Gegenteil interessierten Kreise etwa vermutet haben, daß Herr Dr. Kulen- kampsf der Gewohnheit dieser Kreise folgend seine diesbezügliche Tätigkeit ur seinem von lebhaftem Verkehr etwas entfernter liegenden Londhaufe ausübt? Der zweimalige Einbruch an zwei aufeinander folgenden Tagen, bei dem kein im Hause vorhandenes Schriftstück nngelejeu gebUeben ist, war mit großem Risiko verknüpft und läßt jedenfalls auf ein ungewöhnlich großes Interesse an den gesuchten Papieren schließen. Es ist in diesem Zusammenhange nicht uninteressant, daß vor einigen Monaten ein Einbruch im Generalsetretariat der DVP. in Magdeburg , also im Wahlkreise von Dr. Kulenkampff stattfand, dessen Ausführungstechnik ein ganz ähnliches Bild zeigt. Auch damals erschien das Durchsuchen der Räume nach Schriftstücken als das Ziel des Einbruchs." Die Vermutungen, die die„Rationalliberale Correspon- denz" hier andeutet, würden in normalen Zeiten allerdings kurios aussehen. Aber wir sind durch die völkischen Geheim- stünde an so außerordentliche Dinge gewöhnt worden, daß wir auch die Vorstellung von planmäßigen Einbrüchen nicht mehr ohne weiteres von der Hand w«sen können.
des Körpers hervorgerufen. Di« Ursach« dieses Zusammenzucken» liegt in dem unterschiedlichen Verhalten der Muskelspannungen im Wachen und im Schlafen: Beim Wachen gehen den Muskeln des Körpers von feiten des Zentralnervensystems ständig Energieströrno zu, die die Muskeln in diejenige Spannung versetzen, die zur Er- Haltung des Körpergleichgowichts sowie zu dem notwendigen gleich- mäßigen Zusanunenspiel der Muskulawr überhaupt erforderlich sind; im Schlaf fällt diffe Musdelspannung zum größten Teil fort und da in der ersten Periode des Schlafes die Resiexerregbarkeit des Rücken- marts gesteigert ist. so bewirkt der Vorgang der Muskelentspannung und der durch ihn auf das Rückenmark ausgeübte Reiz leicht jenen Ruckrefiex, d. h. das Zusammenzucken des Körpers. Andere fakttfch vorhandene Organempfindungen mögen noch direkter auf das Zu- standetommen des Gefühls venn Fliegen, Schweben in der Luft, Schwimmen hinwirken: insbesondere die rhythmischen, sich hebenden und senkenden Bewegungen der Atmungsmus&ulatur und des Brustkastens, sowie namentlich auch der Wegfall der Empfindungen des Druckes und des Unterlagenwiderstandes, die wir im Waehen an allen den Körperstellen haben, die auf einer Unterlage aufruhen. Das zähe Leben der Bazillen. Derstieh« über die Lebenskraft und Widerstandsfähigkeit der einzelnen Bazillen, die feit einer Reihe von Jahren in englischen Laboratorien angestellt werden, haben dos erstaunliche Ergebnis gezeitigt, daß viele Bazillenkulturen, die in sterilisierter Form 14— 20 Jahre aufbewahrt waren, noch Lebens- kraft besaßen. Das war z. B. der Fall mit den Bazillen des Typhus- und Paratyphussiebers. Dogegen waren alle Kulturen von Diphthe- rie- und Cholerabazillen eingegangen. Immerhin waren noch in einigen wenigen Fällen auch Typhusbazillen nach 18� Jahren, wenn sie in verschlossenen Glostuben gehalten worden waren, noch wirkungskrüftig, d. h. sie konnten Tvphusfieber hervorrufen. Anders sehr widerstandsfähige Organismen sind die Bazillen des Milzbrandes und Kinnbackenkrampfs, die nach 19 Jahren noch lebendig waren. Eine Kultur von Milzbrandbozillen, die sich 31 Jahre lang in einer Papiertapsel befunden hotte, infizierte und tötete eine Maus nach wenigen Stunden. Selbst wenn di« Bazillen abgestorben sind, so bewahren doch oft noch ihre Eier oder Sporen die Lebenskraft Diese Eier besitzen eine stärke„Schale", die sie gegen Einflüsse der Witterung und andere Einwirkungen schützt. Es sind sehr hohe Hitzegrade erforderlich, um die Sporen eines Bazillus zu ver- niehten, der selbst durch verhältnismäßig niedrige Temperatur getötet werden kann. Man sieht aus diesen Versuchen, mit welcher Vorsicht und Sorgfalt Desinfektionen nach Krankheiten vorgenom- men werden müssen.
Saxophon- Konzert. Am S. Juli findet im Bechftein-Saal ein Konzert auf denz Saxophon statt, einem Instrument, das in Deutsch . land last nie für Solozwecke perwendet wird. Der in Süd- und Nord- amerika bekannte Saxophonist?adario Teixeira unternimmt, trotz- dem er seit pielen Iahren potlständig erblindet ist, gegenwärtiq allein eine Reise durch Europa , wo er in London und Paris bedeutende Erfolge hatte. Ein neuer EiSzeitfnnd. L-i AuSichachtungS-rbeiten in Recklinghauien stieß man auf ein Pferdefkelett, das aus der ElZzeil stammt und vermutlich 20 000 Jahre all ist.