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halb der Einsaß aller Mjttel gerechtfertigt ist. Denn nur von der Währungsseite her läßt sich die Preisbewegung bpherr- irhen Nur durch die Beherrschung der Preisbewegung lassen sich die sozialen Konsequenzen, läßt sich die wachsende Erre? gung und Verzweiflung der Massen der Arbeiter und des ex- propriierten Mittelstandes eindäinmen. Was aber ist geschehen? Man hat die sozialdemokratische Forderung der D e a i s e n z e n t r a l e abgelehnt, dann aber durch die rein mechanische Einführung des Einführungskurses eine Zentralisierung mit all ihrem Nachteil, aber ohne den entscheidenden Vorzug geschaffen, die Berechtigung der De- Visenansprüche prüfen zu können. Man hat verabsäumt, durch eine Intervention an den ausländischen Börsen für die Ueber- cinstimmung der Kurse zu sorgen und so die Serschiedenheit der in- und ausländischen Bewertung, den Schleichhandel und die schwarze Börse geschaffen. Man hat nämlich gerade das wichtigste vergessen, nämlich die Bereit st ellungeines ausreichenden Devisenfonds, aus dem die berech- tigten Wirtschaftsbedürsnisse hätten befriedigt werden können. Die Regierung hat zwar mit der Industrie oerhandest, der Reichsverband hat zwar seinen Mitgliedern geraten, Devisen zur Verfügung zu stellen, geschehen aber ist nichts, und der Brief des Reichsverbandes ist höchstens dazu benutzt worden, um auf seiner Rückseite die Aufträge für die neuen Devisen- käufe zu notieren. Dafür hat man erfahren% und der Ab­geordnete Lange-Hegermann hat sich ein Verdienst erworben, es im Untersuchungsausschuß offen ausgesprochen zu haben, daß in der Regierung Cuno es überhaupt keine einheitliche Wtrtschaftspolitik gibt, daß die Ressorts auch in dieser Zeit unabhängig voneinander und deshalb schon gegeneinanber arbeiten. So kann es allerdings nicht weitergehen. S t r e s e- mann spricht mit Recht vom Tanz auf dem Vulkan und er fordert mit Recht die notwendigen Opfer von der Wirtschast. Aber nicht Versöhnung der Gegensätze ist es, was nottut, sondern rücksichtsloses Durchsetzen des für den Staat und für die Allgemeinheit in dieser Krise Notwendigen, im Gegensatz zu allen partikularistischen Wirtschastsinteressen. Wir brauchen die stärkste Anspannung der Steuerkrast, die Eindämmung der schwebenden Schuld um jeden Preis. Wir brauchen ein« energische Stützungsaktion und dazu muß die Wirtschaft einen Teil der notwendigen Devisen beisteuern. Wenn die Herren sich bewegen lassen, freiwillig der Reichsbank die notwendigen Devisen zu leihen, gut! Wenn nicht, so wird man auch vor gesetzlichem Zwang nicht zurückschrecken dürfen. Dazu muß eine wertbeständige langfristige Anleihe des Reiches treten, deren Zinsen die Reichsbank garantieren muß, um die Noten aus der Zirkulation herauszunehmen, die Inflation zu verringern und dem Reiche in seiner höchsten Not Mittel zuzuführen. Die Sozialdemokratie jedenfalls will nicht in fatalistischer Ergebenheit dieletzte Viertelstunde" erwarten. Niemand kann sagen, wie der Ausgang sein wird.. Aber wir müssen von der Regierung fordern, daß kein Mittel versäumt wird, das helfen kann. Mit gutem Willen und schönen Worten ist es in der Politik nie getan und am wenigsten jetzt. Jetzt Heißt es handeln, ehe es und«chgultig zu spät ist. Ein Lösungsvorschlag. Drei Stadien. London  , lt. Juli. tWTB.) Der Kölner   Berichterstatter der Times" telegraphiert seinem Blatt, hervarragende politische und m- dustrielle Persönlichkeiten aus dem rheinjsch-westfälischen Industrie- bezirk hätten ihm gegenüber betont, keine lstchierung könne den passiven Widerstand bedingungslos'ausgeben, da sie sowohl von der �Rechten als von den Gewerkschaften des Verrates bezichtigt werden würde. Hierdurch könne auch leicht ein Bürgerkrieg ausbrechen. Die Regelung der Rubr-Frag« könnt« nach der Ansicht des Bericht- erstatters in drei Stadien vollzogen werden. l. Die Deutsche   Regierung nimmt alle Weisungen beneffs des passiven Piderstandes zurück, glüchzütig lassen die Franzosen die pei-.ischen Gefangenen srei, g-ittmen ne Rückkehr der Ausgewiese­nen, g-ten.l'I? Ei'erbnhnen frei und heben die Derkehrsbeschrän- kungen auf. Tt______________________ Weimar. Von Willy Möbus. Weimar   ist di« Goethe- und Schiller-Stadt, nicht in dem Sinne, daß heute noch bedeutende Dichter in ihr lebten, die das Werk jener beiden fortsetzten und dem alten Ruhm neuen hinzufügten. Man begnügt sich, von dem gut abgelagerten Ruhm vergangener Zettctt zu zehren und freut sich, daß das immer wieder möglich ist. Der Ruf dieses freundlichen Städtchens wurde Ende des .l8. Jahrhunderts begründet, als die Deutschen   noch das»Volk der Dichter und Denker" waren, als noch keine Eisenbahn die Wei- mansche Idyll« störte und noch keine Sttaßenbohn nach Belvedcre fuhr. Das Doppelgestirn Schiller-Goethe leuchtet noch heute über Weimar  . Das wissen am besten di« Geschäftsleute, die den toten Dichtern dafür dankbar sind, während sie auf die Fremden warten, die es auch wissen und daher scharenweise herbeiströmen. Zum Licht drängt eben alles, ob es Menschen sind oder Motten---- Die lieben Fremden! Sie sind immer sehr klassisch im schönen Weimar  : sie kennenihren" Schiller   undihren" Goethe, z. B. wenn sie das Standbild vor dem Rotionaltheater sehen, wo die beiden so friedlich nebeneinander stehen, als ob' nie ein Mißverständnis sie getrennt hätte.Das ist der Schiller und der Goethe," sagen sie dann, und sie haben immer Recht, denn e» steht am Sockel! Dann gehen sie ins Schiller-Hau» in der Schiller-Sttaße, die früher nur .Esplanade" hieß. Dort kauften sie Schillrr-Korten und steigen di- hübsche, weiß gestrichene Treppe hinauf zu Schillers Wohnzimmern. Weiche Verehrung bringt man doch diesem Dichter entgegen! Da ist sein Bett, in dem er von seinen qualvollen Leiden erlöst wurde. Um wenigstens etwas von Schiller zu besitzen, haben begeisterte Besucher Splitter von diesem Bett abgeschnitten. Es ist gut, daß jetzt eine Schnur das Nähertreten zu Bett und Schreibtisch wehrh sonst wären diese in, Laufe der Jahr« schon zerhackt oder wenigsten, mit den Initialen solcherFreunde" des Dichtersgeziert", die auch etwas Ewigkeit erhaschen wollten. Eine Dam« betrachtet� lange �dieses übel zugerichtete Bett, dann wandte sie sich mit einem Seufzer an ihre Nachbarin und sagte elegisch:Ach ja, Schiller  » Geist weht durch diese Räume!" Im ffio?the-Haus am Fraucnplan spürt man Goethes Geist. Unglaublich, was der Kerl olle? gesammelt hat!" sagt? ein mit reichlichen Schmissen versehener Jüngling zu seinem Begleiter, mit dem er sonst aus dem Marktplatze in Jena   kommentmäßig Bier trinken mochte...Fabelhostcr Kerl," bestätigte der ander«,und dann hat er ncch soviel Zeit für die Weiber gehabt!" Kopfschüttelnd und in tiefes Sinnen versunken gehen sie weiter. Das Gartenhaus am Stern steht auch noch da und es ist viel hübscher, al« man es abgebildet sieht. Nur die Baume, die zu des groß-n Goethe Zeiten klein waren, find nun groß geworden und grünen Jahr um Jahr in neuer Pracht. Aus dem anderen Ufer der Jim steht das Shakespeare-Denkmal. Der alte Menschenkenner lächelt überlegen, boshaft und doch wieder launig auf die Mensch- bcit herab, und er wird damit immer das Richtige getroffen haben. Im Tiefurther Park kann man heute Kaffee trinken. Es mag Leute geben, die sich fragen, ob das Schiller und Goethe hier auch
i. Deutschlund muß sich verpflichten, binnen drei bis vi« W'chen�ie nötig« Äe d e> n; e? r Geiepgebung zustand« zubrinzcn, um den in'.ei!'?; Note angebotenen Garantien Ge- '«usiccft zu veclnhen und»'.eichze:t>z die llo:«reitung zur vollen Wiederaufnahme der Kohlenlieferung zu treffen. Frankreich   nimmt gleichzeitig die militärischen Streitkräfte aus dem Ruhrgebiet  zurück unter Zurücklassung einer unsichtbaren Besaung an wich- ligen Punkten. 3. Deutschland   nimmt di« Kohlen- und Kotslieserungen wieder aus und deponiert gleichzeittg die im letzten Memorandum er- ivShnten Eis«nbahnbonds. Gleichzeitig werden die letzten französischen  Truppen aus dem Ruhrgebiet   zurückgezogen, und im Rhsingebict wird der Ltatus gur> ante wiederhergestellt. Der Berichte Hatter schließt, üveral, ei betont worden, man dürs? unmöglich die Bwölkerung durch bed'ngungslose Ka- p tulatlon in einen Zustand der Der- e l s'un g stürzen. Ein englisches Urteil. London  , 11. Juli.  (WTB.). Der Sonderberichterstatter des Daily Chronicle" schreibt anläßlich der sechsmonatigen Wiederkehr des Tages des Einmarsches in das Ruhrgebiet  . Er habe bei einer Anzahl von Rundfahrten durch da» besetzte G«bi«t festgestellt, daß der Wille der Bevölkerung zum aushalten niemals s o stark gewesen sei wie jetzt.
verrätersthutz im befetzten Gebiet. Eine Berordnnng der Rheinlandkommissio«. Koblenz  . 11. Juli.  (Mtb.) Die Interalliierte Rheinlandkom. Mission hat unter dcm 8. Juli eine neue Ordonnanz 193 erlassen, di« sich in Abänderung der Ordonnanz 186 mit dem Schutz der Ang«. hörigen der Besatzungsmächte und der Personen, die im Dienste der Besatzungsbehörden oder in Beziehung zu ihr stellen, beschäftigt. Zuwiderhandelnde unterliegen der Gerichtsbar- keit der Militärgerichte und den in ihren Gesetzen vorgesehenen Strafen. Des weiteren wird unter Strafe gestellt jeder Angriff durch Wort, Schrift oder Beröffentlichung und jede Maßnohme, di« bestimmt ist, an Stelle von Sanktionen oder Dergeltungsmaßnahmen diejenigen zu bezeichnen oder in Verruf zu bringen, die tatsächlich oder vermeintlich der Rheinlandkommission, den verbündeten Armeen oder ihren Dienststellen sowie den mit ihnen in Verbindung stehenden Personen Dienste geleistet haben, oder diejenigen, die tatsächlich oder vermeintlich mit diesen Behörden in Verbindung stehen oder den Verordnungen, Verfügungen oder Befehlen gehorcht haben. Die Verordnung, die sofort in Kraft tritt, gilt auch für d«n Brückentopf Kehl  .
Der Angriff auf üen Geschäftsträger. Jaspar bedauert. Brüssel, 11. Juli.<EP.) Der deutsche   Geschäftsträger in Brüssel, Ruediger, begab sich Dienstag vormittqg zu Jaspar, den er eine Klag« über den am Montagabend gegen ihn gerichteten Angriff überreicht«. Er erklärte, daß die Behauptung der Angreifer falsch sei, wonach am letzten Sonntag«in Mitglied der deutschen  Gesandtschast die Manifestanten gegen die Duisburger   Explosion am Fenster verlacht habe. An diesem Tage sei die deutsche Bot- schaft geschlossen gewesen. Jaspar erklärte, daß die Urheber des Angriffes verfolgt würden. Er drückte da» Bedauern seiner Regierung aus und gab di« Zusicherung, daß die Polizeiwache vor der Geserndtschäft sowie vor den Prioatwohnungen des Gesandt- schoftspersonols verstärkt würden. Man weiß heute, daß die An» gre-iser.. der Sekretär der Kolonialges«llschaft: M« t d e n a n t sowie ein in Brüssel   wc-hnender Amerikaner John Per rensind. - MTB. meldet: Dem-deutschen. Geschäftsträger-tn Brüssel, Dr. Rosdig«r,, isb; gestern abend eine Rat« de? belzi'chen Außen- Ministers übergeben worden, worin erneut da» Bedauern der bel- .gischen Regierung über den Uebersall ausgesprochen und wettere Schutzmaßregeln sowie die Ausnahme des Strafverfahrens ange­kündigt werden. « Duisburg  , IL Juli.(Mtb.) Wegen angeblicher Beschimpfung und Verhöhnung belgischer Patrouillen ist eine neue Verschär- fung des Belagerungszustandes«ingetrettn. Der Be- oölkcrung ist«s o« r b o t e n, nach 8 Uhr sich an oder hinter dem Fenster zu zeigen.
Deutsttznationale Kritik an Cuno. Der maßvolle und sachliche AuslaiüZspolititer der.Kreuz- zeitung", Prof. Otto Hoetzfch, beschäftigt sich in seinei? neuesten Wochenrundschau mit der Politik der Regierung Cuno in folgender Weise: Der Rückblick auf ihre Finanzpolitik während des Ruhr- kampfes, der ein Durcheinander und Gegeneinander der in Frag« kommenden Instanzen zeigt, ist alle» ander« eher als i m p o- n i e r e n d. Nur mit der Inflalicm, die ein« fürchterlich« Steuer ist, und ein« Mühie, in der das letzte zerrieben wird lassen sich di« Probleme nicht meistern, und so unbestreitbar e» ist, daß die Re» parotionslast die Wurzel alles Uebels ist, so kann doch einiges mehr in diesem Zusammenhang geschehen al» geschehen ist. Denn sonst entsteht gar leicht von hier aus eine Katastrophen st immun g, eine Stimmung, daß man gegen übermächtige wirtschaftlich« Gesetz«-- die doch nicht in allem und jedem ehern und unabänderlich sind! eben nichts machen lönn«, und wi« gefährlich das für die Fortführung des Ruhrkampfes sein kann, der nicht heute und morgen beendet werden kann, liegt auf der Hand. Der Abschluß der R«chstagspniode gibt Anlaß, überhaupt den Wunsch nach mehr Führung von selten der Regierung im Innern auszusprechen. Wir erwarten, daß ihre diplomatische Tätigkett kein« Gelegenheit ungesäumt vorbeigehen läßt, und natürlich entzieht sich diese Arbeit der öffentlichen Erörterung» Aber das i st n i ch t «rträglich, daß die auswärtig« Politik, wenn wir von Nebenfragen im Auswärtigen Ausschuß ab. sehen, in die Verhandlungen des Reichstages seit der ersten Aprtlhälfte überhaupt nicht hereing«» schlagen hat, daß sich die Reichsregierung dazu im Reichstage selbst nicht mehr hat hören lassen. Die Kritik der Dcutschnationalen und der Sozialdemokra- ten an der Regierung pflegt sonst von den entgegengesetzten Enden her einzusetzen. Hier ereignet sich der bemerkenswerte Fall, daß der deutschnativnal« Kritiker genau dieselben Beschwerden erhebt, die auch in der sozialdemokratischen Presse zum Ausdruck kommen._
Schlageter und kein Ende. Di«Deutsche Zeitung" veröffentlicht einen Aufruf für«in Schlageter- Denkmal in Baden, als dessen Schirmherren Hindenburg  , Tirpitz und Bothmer zeichnen und in dem u. a. die Namen Ludend orff und v. Aulock prangen. Die Militärs der alten Schule, aus deren Munde man früher soviel Worte ron Pflichterfüllung, Gehorsam, Unterordnung und eigener Disziplin hören konnte, scheuen sich also nicht, der Reichsregierung in einem Augenblick in den Rücken zu fallen, in dem die K u r i e sich um eine für Deutschland   vorteilhafte Wendung bemüht und in dem es Pflicht jedes Menschen mit Verantwortungsgefühl ist der nutzlosen, gemein» gefährlichen und zum Teil aus romantischen Gefühlen entspringenden Tätigkeit der Attentäter ein Ende zu machen! Um die Gesinnung dieser Kreise näher zu beleuchten, genügt es, einen Satz au, dem Ausruf zu zitieren. Es heißt da: Er starb, würdig seiner Taten während d«? Welt­krieges im Baltikum, im Ruhrgebiet   1929 und in Ober- schlesien, als Soldat des alten Heeres wie ein Held, wi« ein auf- rechter deutscher   Mann und treuer Sohn seiner badischen Heimat, ein echter Ehr i st." Ee gehört wirklich ein sehr großes Maß von Berantwortungs- losigkitt dazu, an bie �Heldentaten" der Zeitfreiwilligen während des B ü r g er( r i e g e s.tm Ruhrcevier zu erinnern und sie zu preisen. während die Arbeiterschaft' an der Ruhr einen Verzweislungstampf gegen den sranzösischen Imperialismus kämpft. Aber eine derartige ..Stärkung V�r KampsstöNt" gehört wohl zum eisernen Programm jener Strategen, die den Weltkrieg verloren haben und trotzdem nicht schweigen können. Bayerischer Antrag üb« den volksenkscheid. Der von der bayerischen   Regierung ausoearbeitete Gesetzentwurf über das Re- ferendum wird noch in dieser Woche dem Landtage zur Derab- schicdung vor d-n Sommerferien zugehen. Dagegen dürste d»r De- setzentwurf über die Schysfung eines bayerischen Staats- Präsidenten erst im Herbst durch den Landtag verabschiedet werden können, obwohl die Sommerferien des Landtage» erst im Laufe des Monats August ihwn Anfang nehmen dürften.
getan haben und die denn auch bereit sind, wenigsten» diese Tätig- keit der Großen fortzusetzen. Auf dcm schönen altcn rFiedhof liegen Diele füll und stumm, die einst mit den Dichtern Weimars   lebten und die sie oft genug weidlich durchgehechelt haben mögen. Denn Weimar   war zu seiner klassischen" Zeit eines der berllchttgsten Klatschnestcr Deutschlands  . Zahlreiche Läden Weimars bieten Schiller- und Goethe-An- d«nken seil, als da sind: Postkarten mit Zitaten, Blumenoasen und Eierbecher mit Bildnissen der Dichterfürsten. Daran kann man sehen, wie große Geistcr noch in späteren Jahrhunderten lebendig wirken. Bon der verschobenen Oldenburger   Galerie. Dieser Tage findet in A m st« r d a m«in« groß« Versteigerung von Bildern alter Meister statt, der man wegen der bedeutenden Werk« altnteder- ländischer Kunst, di« dort zum Verkauf stehen, mit Spannung ent­gegensieht. Was aber nicht nur den Kunithandel, sondern di« g«> samt« Oeffentlichkeit interessiert, ist die Tatsache, daß sich unier den Meisterwerken, die unter den Hammer kommen iverden, auch drei wertvolle alte holländische Gemälde aus der Galerie des verflossenen Großherzogs von Olden- bürg befinden. Es sind das von dem Rembrandt  -Schüler Ferdi- nand Bol di« Bildnisse«itt«» Amsterdamer Metallhändlers Pieter Bouwens und seiner Frau, signiert und 1638 datiert, und«in schöner Jan Steen  Wie die Alten sungen, so pi«p«n di« Jungen". Dies« drei Bilder gehören zu den Meisterwerken alter Kunst, di« der edle Landesvater gleich nach der Revolution h e im l i ch ins An Stand verschoben hat. Merkwürdig ist übrigens, daß diese Amsterdamer Versteigerungen sich jetzt schon über zw«i Jahr« hinziehen, ohne daß dabei die größten Schätze ber Oldenburger Galerie, die Rembrandts  , heran­gekommen wären. Der Lohn de» geistigen Arbeit«». Von der philosophischen Fakultät der Universität München   wurde«in Preisaus- schreiben über dieGeschichte des Buchdrucks in- München   von den ersten Anfängen bis zum End« des Dreißigjährigen Krieg  «»"«r- lassen. Der Preis, der von einer Seite stammt, die nicht genannt zu werden wünscht, beträgt 260909 Mark(zweihundert- tausend Mark). Man mutet also einem Studenten oder Privatgelehrten zu, Monate mit der Abfassung einer wissensckaftlichen Arbeit zu ver- bringen und dafür einen..Preis" im Empfang zu n-hmen. der die Kosten für Papier und Maschinendiktat kaum ersetzen dürfte. Es ist heute leicht geworden, sich alsMäzen" der Wissenschaft zu b«. tätigen. Die Seuchengesahr in Osteuropa  . Schon vor dem Kriege bildet« Rußland   ein« ständige Seuchengefahr sür die westlichen Länder. , da dort Fleckfi eb er. Rückfallfieber. Cholera und > Pocke.n stets größere Herde hattet, und auch di« Pest nur selten , völlig erlosch. Im Weltkrieg hatte Rußland   im Vergleich ,u frühe- ren Kriegen verhältnismäßig geringe Seuchenverluste: aber nach dem Zusammenbruch trat eine ungeheure Zunahm: d-r' genannten Krankheiten und van Typhus  , Ruhr und Malaria ein. Wi« Prof. Abel in der Medizinischen Gesellschaft zu Jena   ausführte,
------------------- Iahren____------- n e n Erkrankungen b«i einer Bevölkerung von 139 Millionen: die allgemeine Sterblichkeit bettug 7 bis 12 Proz. Nach«mem Ruck­gan? im Jahre 1921 erfolgte 1922 erneüts Zunahm«, unö zwar soll ein Zehntelaller Jnssttionen auf den Eisen. bahnen«rsolgen. Die Cholera kam 1918/19 von der unteren Wolga   her nach ganz Südrußland und in die Ukraine  : die Erkran» kungsziffer geht in die Millionen. Für uns bietet Polen  , da« die Sanitätseinrichtungrn aus der deutschen   Okkupatlonszelt ubernahm, einen gewissen Schutz gegcn diese Seuchen. Die Schutzimpfung gegen Cholera scheint sich in Rußland   bewährt zu �hen. wahrmd über die Typh�simpfung ein abschießendes Urteü noch nicht mog. lich ist. V« Briefkasten. Man schreibt un«: Qu« durch d«n Ham- burger Hauptbahnhos führt«>ne breite Possag«. Hindurch flutet unausgesetzt ein gewaltiger Menschensttom, der von der einen Stadtseitz nach der anderen strebt..,._.. In dieser Passage sind neben den Fahr�tenscholtern. Gepack. obsertigunqsstellen usw. auch soundsoviele Laden mit Sußigkriren. Tabakwaren. Blumen. Delikatessen und anderen schonen Dingen. Und außerdem ist da ein Postamt i..t v«» Das Postamt ist klein, oder viel benutzt. Wer durch d« Passag« teilt und ein paar Briesmarken braucht, ein Telegramm aufzugeben hat oder dergleichen, der findet hier eine bequeme Gelegenheit dazu. Natürlich hat dieses Postamt auch ein«n Briefkasten: einen sehr großen sogar. Und er kriegt auch etwas zu schlucken: ein Brief nach dem anderen rutscht in seinen Schütz. Ueber diesem Briestasten aber steht mit großen Lettern:Brief, einwurs nur für Reisende mit Fahrkarten." Man Hot c» leider nicht für nötig befunden,«tnen Beamten da» n«benzustellen, der sich von jedermann, eh« er dort«inen Brief hinein» ' wirft die Fahrkarte vorweisen läßt. Und den eingesteckten Briefen sieht man es auck nicht, an, ob sie von Reisenden mit Fahrkarten. Reisenden ohne Fahrkarten oder ganz gewöhnlichen Nichtreiftnde» ltrft|r?l.enn schlimmen Ueberschreitungen behördlicher Anord. nun gen Tür und Tor geöffnet. Und jeder ordnungliebend« Bürger. der sich nur fünf Minuten aus den Beobachterposten stellt, wird mit ehrlichem Schmerz feststellen müssen, daß die Respektlosigkeit ein» zuchtentwöhnten Menschheit von der hier gebotenen Möglichkeit einer Verhöhnung obrigkeitlicher Bestimmungen in geradezu beschämen» dem Umfange Gebrauch macht. Man möchte schwören, daß mind«. stens vier Fünftel oll» Briefe und Karten, di» da eingesteckt w»den. au» der Hand ron Leuten stammen, di« ganz einfach nicht dazu b» Aber es est doch tröstlich zu sehen, wie unsere Behörden wem» stens durch schöne Briefkastenoufschriften bestrebt sind, den Bertehr zweckmäßig zu regeln und für die rechte Ordnung zu sorgen. Repomut. Zum Juteudauteu de« Kieler Siadttheater« ist H a n« v rock« man», ftüheieZ Ritglied des Deutschen Theater«, gewählt Word«»