sationen mit überwältigender Stimmenmehrheit ablehnte, so tat er das aus der Erkenntnis, daß internationale Probleme nur international gelöst werden können, und daß es sich jetzt darum handele, durch Stärkung der Macht der englischen Arbeiterklasse im eigenen Lande und durch weitestgehende Förderung der sozialistischen Bewegung in den anderen Län- dern die V o r a u s s e tz u n g e n für eine internationale sozia- listische Politik zu schaffen. Es gibt ein englisches Sprichwort:„Keine Beine in die Luft, keine Beine in den Schlamm!" Im Sinne dieses von echt britischem Realismus und Praktizismus erfüllten Wortes hat der Kongreß der englischen Arbeiterpartei zu den brennendsten Fragen der inneren und äußeren Politik Stellung genommen. Wir haben die Zuversicht, daß die stärkste Arbeiterpartei der Welt auf dem festen Baden der Wirklichkeit weiterschreiten wird, um bei der Lösung der brennenden Fragen der Nachkriegszeit entfchei- dend mitzuwirken und endgültig Bresche zu schlagen in die kapitalistische Gesellschaftsordnung.
/ln ü:e Laterne! Seine eigene Auffassung vom Metallarbeiter- st r e i k und der Stellung der Sozialdemokratie in ihm hat I. Z. im„Tag". Der schreibt nämlich: Die Sozialdemokraten — das darf nicht vergessen werden— haben die Deiche eingerisien, über die die zerstörende Flut jetzt hinwegbrüllen will. Die Geschichte ihrer Partei ist die Ee- schichte einer langen, mühseligen, zäh betriebenen Deichsabotage. Schwacher Trost, daß die Saboteure, gehen die Wogen wirklich über uns hinweg, an die höchsten Lalernenpfähle gehängt werden. Oder überhaupt kein Trost. Nur die Bestätigung jenes Gesetzes, nach der sich alle Schuld auf Erden rächt. Diese Art, den Gedenktag des halbjährigen Kampfes um die Ruhr zu begehen, verdient zum mindesten unter die Laterne gerückt zu werden. An die Laterne wünschen wir Herrn I. Z. nicht. Denn es würde dadurch doch nicht heller!
Deutschvölkifche Märtprer". Das„Deutsche Tageblatt" veröffentlicht unter der sensationellen Ueberschrift„Schwere marxistische Bluttat" einen längeren Bericht über eiftc Betriebsversammlung in der Knorrbremse, bei der Mitglieder der deutschoölkischen Kampsgewerkschaft von einer proletarischen Hundertschaft angegriffen und übel zu- gerichtet worden seien. Einer der Angegriffenen liege-im Sterben. Es handelt sich bei dieser Meldung um einen der üblichen deutschoölkischen Werhetzungsoersuche. Tatsächlich liegen die Dinge so, daß es im Verlauf der Versammlung zu«iner Schlägerei zwischen Völkischen und Nichtvölkischen kam, die in den „Kampfgewerkschaftlern" Streikbrecher sahen. Es ist richtig, daß«in völkischer Arbeiter in das Krankenhaus transportiert werden mußte, doch wurden hier nur leichte Verletzungen festgestellt. Derartige Prügeleien find natürlich wie alle„schlagenden" Argu- mente zu oerurteilen. Am besten, man läßt die völkischen Heils- apostel von Hakenkreuz-Gnaden an ihrem Stammtisch sitzen und verschafft ihnen nicht die unverdiente Glorie eines Märtyrertums, mit dem sie dann in der schwerindustriellon Presse hausie- ren gehen. Verbot deutschvölkischer Wahlpropaganda. In seinem Erlasse über die Durchführung des Verbots der Deutschvölkischen Freiheitspartei hatte der Preußische Minister des Innern für den Fall von Wahlausschreibüngen im Sinn« des ß 15 des Gesetzes zum Schutze der Republik besondere Anord- nungen in Aussicht gestellt. Wie der Amtliche Preußisch« Presse- dienst mitteilt, weist der Minister nunmehr für Fälle von Neuwahlen der Gemeindevertretungen darauf hin, daß infolge des Verbots und der Auflösung der Deutschvölkischen Freiheitspartei jede Werbung für die Partei als solche mit den Bestimmungen des Gesetzes zum Schutz« der Republik (8 19) unvereinbar und des- halb unzulässig ist. Auch dürfen Wahlvorschläge als Kennwort nicht die Bezeichnung der verbotenen und aufgelösten Partei tragen.
Jede Mitwirkung oder Heranziehung jeder etwa vorhanden«!» Organisation der Deutschoölkischen Freiheirspartei zur Vorbereitung und Durchführung der Wahl ist unzulässig. Wahlversammlungen können weder von der verbotenen Partei selbst noch von einem Parteiorgan einberufen werden.
öayeLische Seamtensprache. Reichspräsident und Reichsregierung vogelfrei? München , 11. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Nach einer bisher unwidersprochen gebliebenen Zeitiingsmeldung hat sich anläßlich einer geschlossenen„vaterländischen" Feier in Augs- bürg der Festredner Freiherr v. Alfsehs, Oberregierungs- rat beiin Oberversicherungsamt Schwaben, in ungewöhnlich herab- würdigender Weise gegen die republikanisch« Stoatsform und gegen den Reichspräsidenten ausgelassen. Die Rede des feudalen Staats- beamtcn wurde charakterisiert durch folgenden Satz:„Es heißt, in Deutschland gibt es keine Schweine mehr. Gerade genug gib! es noch: geht hinauf nach Berlin , dort ist alles oerebert und versaut." Es wird niemand einfallen, mit dem Herrn Baron über Geschmack und öffentlichen Anstand zu streiten. Wir Deutsche haben es ja schon immer zu unserem Schaden ersabren müssen, daß das Wörtlein „von" niemals eine Gewähr bietet für ein auch nur bescheidenes Mittelmaß von staatsbürgerlicher Tüchtigkeit, von Geistes- und Herzensbildung. Es interessiert uns aber, wie der bayerisch « Innenminister ein solches Benehmen eines seiner Beamtcn beurteilt, zumal in seiner Umgebung so viel und so gern über die verletzte Staatsautoritä: gejammert wird. « München , 11. Juli. (Eig. Drahtbcr.) Der Landesausschuß des Allgemeinen Deutschen Eewerkschaftsbundcs Bayerns richtete am Mittwoch an die bayerische Regierung folgend« offene An frag«:„Unerträgliche P r e i s st e i g e r um g e n aus allen Gebieten, Hunger, bitterste Not und weitere unsägliche Berelen- dung sind die Begleiterscheinungen für die unteren Schichten der Bevölkerung. Die Lage verschärst sich stündlich. Was gedenkt die bayerische Staatsregierung in Anbetracht dieser katastrophalen Eni- Wicklung zu tun?"
Heöenktag für Ostpreußen . Eine Slnsprache Brauns. Bei der Feier des dritten Jahrestages der ostpreußischen Ab- stimmung, die der Bund heimattreucr Ostpreußen am Mittwoch- abend im Landtagsgebäude abhielt, hielt der preußische Minister- Präsident Braun die Eröffnungsansprache, in der er u. a. aus- führte: Wenn wir heute in einer Zeit, die sonst so wenig zum Feiern geeignet ist, den dritten Jahrestag der ostpreußischen Abstimmung mit einer Stunde des Gedenkens feiern, so kommen wir zunächst einmal zusammen, um den Hunderttausenden von ostpreußischen Männern und Frauen zu sagen, wie ihnen es das preußische Volk und darüber hinaus alle Deutschen danken, daß sie das durch fremde Eroberungsaier bedrohte Stück unserer schönen Heimatprovinz, mit demselben Mute und Erfolge, mit dem sie es vorher im blutigen opferreichen Kampfe pegenüber den feindlichen Armeen behauptet hotten, erneut mit dem Stimmzettel verteidigt baben. Die ganz« Abstimmung hat wnigstens das eine Gute zur Folge gehabt, dag sie denen, die es nicht wußten oder besser gesagt, nicht wissen wollten, gar keine Zweisel mehr an der Tatsache ließ: Ostpreußen ist deutsch , heute und für alle Zeit! Aber noch ein anderes Gefühl läßt uns heute diese Feier will- kommen erscheinen. Ich glaube, daß kaum in einem anderen Teile Deutschlands die Tragödie der Rhein - und Ruhr - deutschen so mitgefühlt werden kann wie in Ostpreußen . Denn sich ganz in die Seele und die Stimmung derer hineinversetzen, die mit Weib und Kind und mit brutaler Hast von einem grausamen Feinde aus der Heimat oertrieben werden,— das kann letzten Endes doch nur der, der selbst den Feind im Lande gesehen hat, der selbsb einmal in ähnlicher Lage war, der selbst in ohnmächtigem Zorn davonwandern und seinen von Großvater nnd Urgroßvater schon bebouten Boden, das Haus seiner Jugenderinnerungcn und die' Gräber seiner Lieben unter feindlichem Terror verlassen mußte. Wir alle brauchen in diesen unendlich schweren Tagen nicht nur nationale Begeisterung und re st lose opferfreudige
brennendsten Probleme der inneren und äußeren Politik zu lösen. Ricktunggebend ist aber hierbei die Auffassung, daß die britische Arbeiterpartei sich in ihrem Kampf für den Sozia- lismus den besonderen englischen Verhältnissen anpassen müsse und das große historische Experiment, gewissermaßen als Gegenstück zu der mißglückten bolschewistischen Revolution, ausführen wolle: durch friedliche Mittel, durch eine s v o- l u t i o n i st i s ch e Politik zur sozialistischen Gesellschafts- ordnung zu gelangen. Insbesondere waren es zwei Fragen, in denen dieser Standpunkt zum Vorschein kam, die einzigen zugleich, in denen eine gegensätzliche Auffassung innerhalb der Partei zu merken mar. In zwei Resolutionen wurden die Frage der S t a a t s- form und der nationalen Verteidigung zur Er- örtcrung gestellt. Die Lokalorganisation von Stockport legte einen Beschlußantrag vor, in dem die Partei aufgefordert wird, zu beschließen,„da die königliche Familie heute schon keinen notwendigen Bestandteil der britischen Verfassung bilde", die Errämpfung der Republik in das Parteiprogramm aufzunehmen. Eine andere forderte die parlamentarische Ver- tretung auf, alle Rüstungsausgaben ohne Ausnahme abzu- lehnen. Beide Anträge wurden mit einer erdrückenden Mehr- heit abgelehnt. Gegen die republikanische Resolution sprach im Auftrag der Exekutive George Lansbury , der sich als überzeugter Republikaner bekannte, aber ausführte, daß seine frühere Auffassung, daß Königtum und Adel die Ursachen der Armut sind, falsch seien: der Feind, der vor allem bekämpft werden müsse, ist das k a p i t a l i st i f ch e S y st c m. Er sagte, daß alle Abgeordneten, gleichviel, ob sie Gewerkschaftler, Sozialisten oder Kommunisten sind, einen Eid auf die durch die Gesetze festgelegte Verfassung leisten, und wenn einmal die Arbeiterpartei die Macht und den Willen hoben wird, zu bestimmen, daß der König nicht ein Teil der britischen Verfassung ist, werde diese Frage ohne viel Schmie- rigkeiten erledigt werden. Zu der R ü st u n g s f r a g e führte Henderfon aus, die Annahme dieser Resolution würde die Arbeiterpartei zwingen, dem Lande zu sagen, daß die Machtergreifung durch die Arbeiterpartei die unmittel- bore Abschaffung des Heeres, der Flotte und der Luftstreit- kräfte bedeuten würde. Demgegenüber meinte Henderson, daß die Notwendigkeit der Verteidigung des Landes auch für eine Arbeiterregierung bestünde, denn das Leben eines Insel- landes fei ohne Flotte unsicher. Wenn Frankreich bei seiner heutigen politischen und psychologischen Verfassung verharre, bestehe die Notwendigkeit der Verteidigung für Groß- britannien, von welcher Partei es immer regiert wird. Die Partei habe ihre Anstrengungen auf eine internationale Regelung der Rüstungsfrage zu richten und dem Gedanken der friedlichen Verständigung bei allen Nationen, vor allem bei den militärisch mächtigsten, Einlaß zu ver- schaffen. Der Vorschlag wurde tatsächlich mit 808 llvv Stimmen gegen 2924 abgelehnt. Ein ähnliches Schicksal wurde einem anderen Antrag bereitet, der die Partei auffordern wollte, für die unterdrückten Völker des britischen Weltreiches wirksamer, als es bisher geschah, einzutreten. Die beste Unterstützung der vom britischen Imperialismus unterdrückten Völker sei die Stärkung der Arbeiterpartei, meinte Macdonald, und die Mehrheit der Konferenz pflichtete dieser Auffassung mit er- drückender Mehrheit bei. Die hier geschilderten Erörterungen deuten sehr klar dar- auf hin, daß sich die überwiegende Mehrheit der Labour Party dessen bewußt ist, die großen weltpolitischen Fragen nur in internationalem Maßstabe lösen zu können. Nur kommu- nistische Demagogie könnte ihr den Vorwurf machen, daß sie vor der Lösung der militärischen und kolonialen Fragen zurück- schrecke und jeder klaren Entscheidung ausweiche. Daß dies nicht der Fall ist, hat der Kongreß der Arbeiterpartei durch seine entschiedene Stellungnahme gegen die von der englischen Regierung angekündigte Vermehrung der Luftstreitkräfte und durch die Forderung nach der sofortigen Einberufung einer internationalen Konferenz dokumentiert, die den Vertrag von Versailles zu revidieren hätte. Wenn er aber gleichzeitig die weitergehenden Vorschläge einzelner Organi-
Lftufit im Such. Von Dr. Kurt Singer . Wer Musikbücher kauft, muß wissen, was er will: Belehrung, Unterhaltung. Schöngeistigkeit, Biographie, Philologie, Beschreibung oder Anekdoten, Wissenschaft oder Feuilleton. Für alle Spielarten oibt es, auf jedem Zweiggebiet der Musik, immer wieder neue Werke, Einführungen, Kommentare. Ein Standard-Wert der Musikwissenschaft muß immer wieder an der Spitze einer Umschau genannt werden: Pilmanns Musiklexikon(Verlag M. Hesse). Einstein hat die neueste Auflage besorgt, und ein fort- schrittlicher Geist in die Kritik der neueren Musik ist eingedrungen. Man lieft kein« Seite des Bandes ohne Interesse, da sich zu dem umsassenden philologischen Apparat immer ein Ton besonderer per- sönlicher Einstellung hinzugcselll. Auch die Grenzgebiete der Musik iPsychologie, Aesthetik, Akustik) sind neben dem Biographischen und Fachtechnischen in glänzenden kurzen Abhandlungen vertreten. Die Literatur ist bis auf unsere Tage ergänzt, durch die Bemühung Einsteins auch die ausländisch«. Eine geradezu überreiche Fülle an Wissen und Lehren: ein Führer durch die Musik und Wissen- schoft der Musik, wie er in solcher Einheitlichkeit und Geschlossenheit wohl in keinem europäischen Lande zu finden ist. Es ist nicht mehr und nicht weniger als ein Ersatz für ein« ganze Bibliothek. Wilhelm Klatte hat in seiner„Harmonielehre"(Eos- Verlag) seine reichen Lehrerfahrungen grundlegend vorgetragen, mit einer das Wesentliche vorzüglich treffenden Auswahl von Musik- beispielen. Weniger gelehrt, als das ins letzte Detail gehende Werk von Thuille ist das von Klatte an praktischer Deutlichkeit und Formgewandtheit kaum zu überbieten. Es gehört wirklich in die Hand jedes systematisch Lehrenden, jedes ernst arbeitenden Musikers. Eine eigene Welt von Musikideen baut Ernst Bloch schöpferisch in seinem„Geist der Utopie" auf(2. Auflage Verlag Cassirer). Von so hoher Warte sprach, in solch flammendem Geist dachte seit Nietzsche niemand über Kunst, wie dieser Philosoph. Ein scharfer Kritiker, ein kenntnisreicher Historiker, ein fühlsamer Musikant. Andere mögen Wagner, Mahler, Strauß besser erklären: Bloch hat sie in ihres Wesens Kern erkannt, begriffen und dargestellt. Wer sich durch die Blendlichter der Dialektik nicht irre machen läßt und wer begabt ist für Musik, der findet in dem Hauptteil des Werks den Geist, den Sinn der Musik rein und erlebt anregend und be- snichtend wieder. Das Wesen, das„Ding an sich ", so weit es Klang und Musik heißt, hat Bloch in hymnischer Sprache gemeistert. In ähnlichem Geist, doch immer mehr als praktischer Musiker, denn als Theoretiker, stets bereit zu einem treffenden Äperyu, aus einem vielseitigen Wissen und Erfahren heraus, spricht Busvni seim? Gedanken„von der Einheit der Musik" aus(Verlag Hesse). Es sind gesammelte Skizzen über literarische, ästhetische, musikalische Dinge, die die Welt regieren. Busoni schreibt so etwas nebenbei, gleichsam mit der linken Hand(während die rechte produktiv schafft): jede schöngeistige Bemerkung könnte zu einem Aufsatz wer- een. Aber das können ander« auch. Busoni gibt Ideen, Erleuchtun- gen und Einfälle. Sic sind so originell, daß ihre Herausgabe bei allem Mangel an schematischer Ordnung begrüßt sei. L.'bsnserinnerungcn großer Musiker sind von Wert, wenn sie von Welt, Leben und Menschen erzählen. Solche Tagebücher aber. r i
wie das von Taoer Scharwcnka(Koehler-Verlag), sind über- flüssig, weil nur für die Familie und den engen Schülerkreis ge- schrieben. Diese Publikation, 1922 einer„durchlauchtigsten Fürstin" zu Füßen gelegt, oersucht ihren Autor über Gebühr aus der Schar trefflichster Musikanten herauszuheben und versagt leider im Stil noch mehr als in der Gesamteinstellung auf Wesentliches oder Gleichgültiges. Von Biographien seien die beiden blendend geschriebenen Werke, W e i ß m a n n s„Verdi" und D e c s e y s Johann„S t r a u h" an der Spitze genannt. Es sind keine Aneinanderreihungen von Tat- fachen, sondern Psychographien, meisterhafte Vertiefungen in Kunst, Wesen, Land und Miticu der Meister. Ihr Werk erwächst aus ihrem Leben mit Naturnotwendigkeit Diese Synthese hat besonders Weiß- mann in seiner ersten deutschen Nerdi-Monographic klassisch dar- gestellt. Man oerzeiht ihm bei dieser Begeisterung für Italien sogar den grimmen Vorstoß gegen den Koloß Wagner.(Beide Werke sind in der„Deutschen Vcrlags-Anstalt" erschienen.) Heber Bruckner schreibt Max Auer ein erfahrungsreiches, authentisches Buch, mit außerordentlicher Fachkenntnis und klarem Blick für die Technik Brucknerscher Kunst.(Amalthea-Verlag.) Edward D e n t, der berühmt« englische Kritiker, bereichert die deutsche Literatur mit einem gründlichen Werk über Mozarts Opern (Reiß-Verlag, Berlin ). Dos schöne an dem Buch ist, daß es zugleich literarisch, musikalisch und regiemähig den Problemen nahekommt, daß es bei den lleberlegungen nicht stehen bleibt, sondern Bühnen- und Gesangsratschläge erteilt, die nur aus dem Kopfe eines musik- geladenen Historikers geboren werden können. Bei der Seltenheit dieser Kombination in Deutschland wird man die Freude an solcher Schriftstellcrei verstehen. Die drei Don-Iuan-Kapitel sind ein glänzen- der Beleg für die vielseitige und doch im Allwesen der Musik ver- ankerte Persönlichkeit Deutz. Der flotte Stil wird das Buch in wette Kreise treiben. lind die Mozart -Sänger sollt« man oertragiich oerpflichten, es zu lesen und zu beherzigen. Der Engeltchrn-Verlaa hat eine Anzahl musikalischer Volksbücher herausgebracht, die gerade bei unseren Lesern auf Zustimmung rechnen dürfen. Verschieden im Inhalt und Gestalt bringen sie zu den Fragen, die der Titel verräl/sin populärer Art wesentliches bei. Ich nenne hier die interessantesten Bände der reich- hattlgen(und billige«) kleinen Bibliothek: Abert: Goethe und die Musik(neu und voller hochwertigen Wissens), Moser: Musikalischer Z ei t e n s p i« g e l(lchrxcich und amüsant in der Zusammenstellung dessen, was großes Geister.zum großen Problem der Musik gesprochen haben); Grumsky: Bruckner (eindringlich in Sprache und musikalischer Gesinnung, leider im histo- rischen Teil völkisch verbildet: Inan übergeht Ochs und. Bloch , und preist— Pürlnger!); Siegsried Wagner? LebenserinNe- rungen; Hossmanns musikalische Dichtungen und Aussätze: Spemcmns R e g e r-B r e nie r, Nagels oortreff- tich«, persönlich gefärbte Brahms -Bidgraphie und die sehr rei.zvotle kleine Geschichte der H a u s in st r u m e n te von Hermann Sommer.
Eine Stislung für unsere Museen. Professor Dr. Friedrich Sarre, der Direktor der Islamischen Kunstabteilung des Kaiser- Friedrich-Museums, hat jetzt den Berliner Museen eine große Stiftung gemacht: er schenkte seiner Abteilung die Sammlung, die er
bis zum Jahr? 1904, bis zum Eintritt in die Museen, zusammen- gebracht hat. Es handelt sich nm rund 750 Gegenstände, vor allem um Keramik bnd Metall, dazu einzelne Stücke aus Glas, Stein und Stuck. Die Sammlung, die in einem besonderen Räume des Kaiser-Friedrich- Museums aufgestellt worden ist, wurde zum weitaus größten Teil im Orient selbst er- worden, zum geringsten Teil im europäischen Kunsthandel. Daß ein Gelehrter den Ertrag jahrzehntelanger Arbeit selbstlos der Allgemeinheit spendet, verdient in heutiger Zeit besondere An- erkcnnung, da eine solche Sammlung orientalischer Kunstgewerbe- stücke eine schwindelerregende Summe von Popiermillionen wert ist. Als Aerztin in Indien . Der Beruf der Aerztin ist für Indien besonders notwendig, weil der fromme Hindu sein« Frau oder Tochter lieber sterben läßt als daß er sie den Augen eines Mannes aussetzen würde. Aus diesem Grund« hat ein« amerikanische Aerztin, Dr. Ida Soudder, die seit 30 Iahren in Indien eine segensreiche Tätigkeit entfaltet, die Ausbildung weiblicher indischer Aerzte in die Hand genommen. Wie sie selbst dazu kam, die Heilung kranker Frauen in indischen fyirems zu übernehmen, erzählt sie im„Manchester Guardian":„Mein Großvater, ein junger New Porter Arzt, kam 1819 nach Indien , und nach ihm wirkte dort mein Vater als Arzt bei der amerikanischen Mission. Ich selbst erhielt meine Ausbildung in Amerika und wollte zunächst von dem Leben Indiens nichts wissen. Nur ungern blieb ich im Eiternhaus. Da hörte ich eines Abends an unser«? Tür klopfen. Ein Brahmane stand davor und erzählte, seine Frau sei krank. Er bat mich flehentlich, doch zu ihr zu kominen. Da ich nichts von Medizin verstand, wollt« ich meinen Bater schicken, aber das wurde abgelehnt. Nicht lange darauf, klopfte ein anderer Mohammedaner an unsere Tür und bat um Hilfe, wollte aber meinen Vater nicht mitnehmen, sondern rief:„Ich will lieber� daß mein Weib stirbt, als daß sie einen Mann steh t." Noch ein dritter Hilferuf gelangte an mich in dieser Schicksalsnacht, und am Morgen bracht« ein Bote die Nachricht, daß die drei Frauen gestorben seien, alle noch im Kindesalter, die älteste 14 Jahre. Diese Nacht mit ihren Erlebnissen, mit der Verzweiflung, nicht helfen zu können, machte aus mir einen anderen Menschen. Ich beschloß, Me- dizin zu studieren, erhielt inein« Ausbildung an der Cornelle-Medizin- schul« und wirkte seitdem 30 Jahre in Indien . Mein Beruf hat mich glücklich gemacht." Di« von ihr gegründete und geleitete Medizin- schule, die von der Regierung unterstützt wird, hat bereits eine ganze Anzahl Aerztinnen ausgebildet, darunter 10 Hindumädchen, 1 Frau aus der Brahmanenkastc, die anderen christlitt)« Inderinnen. Der Zudrang zu der Schule.ist sehr groß. Es gibt bisher erst 150 weib- liche Aerzte für die 165 Millionen indistt)«? Frauen, und es ist daher noch sehr viel zu tun. Historische Kraftwagen. Aus Budapest wird berichtet, daß die österreichische Regierung den Behörden von Sieinamanger das Auto zurückerstatten ließ, das der Exkaiser Karl nach seinem letzten Putschversuch zur Flucht benutzt hatte» Das Auto gehörte einer Firma in Steinamanger und wurde während der Bandenunruhen im Burgenland « von österreichischen Truppen be- schlagnahmt. Ein begeisterter ungarischer Legitimist will der Firma die denkwürdige Religuie abkaufen. ' Schade, daß der Kraftwagen, mit dem unser Wilhelm seine impulsive Fahrt über die holländische Grenze machte, nicht verkäuflich