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Gewerkschaften gegen llostrennungsapoftel. Essen. Juli.(Ei?. Drahtbericht.) In einem Aufruf der freien Gewerkschaften von Rheinland und Westfalen heißt es: Unter großen Versprechungen werden Arbeiter und Angestellte für die Be- strebunqen der Sonderbündler zu gewinnen gesucht. Alle diese Lockungen wurden mit einem klaren und unzweideutigen Nein beantwortet. Diese Stellungnahme wurde von einer Kon- ferenz von Gewerkschaftsvertretern am 10. Juli erneut bestätigt. Die Bestrebungen der Rheinlandbündler beschränken sich in letzter Zeit nicht nur auf das linksrheinische Gebiet, sondern auch auf das In- dustriegebiet. Demgegenüber erklärt die Konferenz, daß nach wie vor die Gewerkschaften jegliche Sonderbestrebungen mit aller Kraft abwehren wurden. Alle Hoffnungen auf stillschwei- gende oder positive Mithilfe der Gewerkschaftsmitglieder zur Durch- führung derartiger Pläne sind trügerische. Eine Million frei- gewerkschaftlich organisierter Arbeiter in Rheinland und Westfalen rücken mit aller Entschiedenheit weit von diesen Leuten und ihren Plänen ab und werden alles tun, um die Durchführung der Pläne zu verhinderu. Die rheinisch-westfölisch« Arbeiterschaft ist geschult genug, um zu erkennen, daß die Abtrennung in irgendeiner Form ihr die größten Schädigungen bringen würde. Di« Loslösung d«r rheinisch- westfälischen Arbeiterbewegung von Deutschland würde mcht ihr« Stoßkraft bedeutend oermindern, was um so größere Folgen haben würde, da sich der französisch« Kapitalismus auf die größte Militärmacht der Welt stützt. Aber auch alle sozialen Cr. rungensthasten würden ein schnelles E n de erreichen. Die rhei- nisch-westfälische Arbeiterschaft, die die Fesieln des deutschen Militarismus abgestreift hat, würde erneut in die Fesseln eines fremden Milllarlsmu, zurückfallen, wenn sie den Loslösungsbestrebungen irgendwelchen Vorschub leisten würde. Deshalb fort mit jeder Sonderbündelei, jetzt und für die Zutun«! Die Interessen der rheinisch-westsälischen Arbeiterschaft werden am besten gewahrt durch den Ausbau der deutschen Republik in freiheitlichem Sinn« und die damit verbundene Demokratisierung der Verwaltung. Allgemeiner Deutscher Gewertschafts-Bund. UeSsrmorgcn Verkehrfreiheit mit dem««besetzte» Gebiet. kehl, 13. Juli. (MTB.) Der Delegierte der Jnteralliierten Rheinlandkommission teilt mit, daß die allgemeine Verkehrssperre zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Gebiet um Mitternacht zwischen dem IS. und IS. Juli endgültig aufgehoben wird. Neu« Passierscheine können ausgestellt werden. Privatsanktion in Mannheim . Mannheim . 13. Juli. (Mb.) Zwei französische Soldaten über» schritten in der Nacht zum 13. Juli die Grenze des Mannheimer Hafengebietes und trieben sich in«inigen Straßen umher. Zahlreich« Passanten wurden von ihnen unter Vorhaltung de» Revolvers ausgeraubt. Ein Zivilist wurde durch Faustschläg« am Kopf verletzt, ihm außerdem Kragen und Hemd zerrissen.

Der baperische Staatspräftöent kommt. Vorbereitende Verfassungsändernng beantragt. München , 13. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Der Gesetzentwurf zur Abänderung der Berfassungsbeftimmungen über Volksbegehren und Volksentfcheidung ist dem Landtag« zugegangen trotz der ungeheuren außenpolitischen Sorge gerade jetzt. Der Zweck ist: Schaffung eines Staatspräsidenten als Platzhalter des er- sehnten Monarchisten. Dies bedeutet eine Berfasiungsänderung, für die zwei Drittel der Abgeordneten stimmen müssen, eine Zahl, die nach den gemachten Erfahrungen unmöglich zu erreichen ist. Darum wollen sich die Bayerische Volkspartet und die anderen Königsmacher an das Volk wenden. Nach den bisherigen Ver fasiungsbcsiimmungen über das Referendum wäre ein erfolgreicher Ausfall der V o l t s a b st i m m u n g in der Staatsprästdentenfrage sehr zweifelhaft. Darum soll statt dem bisher für eine Vor« fassungsinitiativ« verlangten Fünftel de? Stimmberechtigten(in Bayern gleich 800 000) für die Zukunft nur ein Zwanzigstel <200 000) genügen, und zwar für alle Fälle des Volksbegehrens. Für dl« Volksenifcheidung in Versassungssi: agen müssen noch wie vor zwei Drittel der Stimmberechtigten(1,S Millionen) abstimmen. aber es müssen und das ist die Brücke für den Staatsprüfl- dentenl nicht mehr wie bisher zwei Drittel für den Antrag

die Fuße, als wenn sie fein« Hilfe erflehen wollten. Man sah u. a. eine Katzenmutter, die in fliegender Eile ihre eben geborenen Kleinen aus dem Korb trug und ängstlich nach einem sicheren Versteck aus- schaute. Andere Haustiere schienen wie vom Schlage gerührt und verfielen in einen vollständig lethargischen Zustand. Auch die V ö g e l in Hain und Flur hatten schon zwei Tage vor dem Aus> bruch aufgehörtz Usingen . Di« H a s e n. die kein so seine» Gefühl wie die anderen zu haben schienen, verließen erst im Augen» blick der Katastrophe ihr Lager und sammelten sich am Rande der Straße, unbekümmert um die zahlreichen Bewohner, die in hastender Eile vor dem ihre Wohnungen bedrohenden Laoastrom flüchteten. Die harmlosen Deutschvölklschen und die heimlückischen Dichker. Im Briefkasten des Kunzeschen.Deutschen Wochen- blatts" vom 6. Heucrts(Juli) lesen wir folgendes: E. W., Berlin . Wir danken bewegt für das dem Wochen- blatt zur Veröffentlichung übersandte Gedicht und drucken e» ab als Dank für die unserem verehrten Fuhrer entgegengebrachte Liebe.. Die Schriftltg. heil Kunze! DOn Juden verleumdet, von Sozis geschmäht. Läßt du mcht locker, wackrer Held. kämpfst gegen eine ganze Welt Schamloser Lüge früh und spät. Bis Oberschlesien dringst du vor, Ein Held in tausendfält'ger Schiacht. Trägst Kampsesmut in dunklen Schacht. Recht. Freiheit!" hallt's an Judas Ohr. .Heb', Deutscher." mahnst du...Redlichkeit! Geh deinen graben klaren Pfad!" Ein ganzer Mann! Zur Tat, zur Tat Rufst du uns auf in schwerer Zeit. Kämpf' weiter, Richard, kämpf« fort URd achte nicht der Juden Grollt Zum Sieg« führ' uns Zoll um Zoll. Es lebe Kunze, Deutschlands Hortl Dieverehrten Führer" unserer Deutschvölklschen täten mit, den poetischen Huldigungen, die man ihnen spendet, stets mit äußerstem Mißtrauen zu begegnen. Es ist in den meisten Fällen nicht wahr- scheinlich, daß sie ernst gemeint sind, und unter den Dlütenzwergen der Poesie lauert zuweilen die Schlange giftiger Derbolattentate. Wenn man die Anfangsbuchstaben der einzelnen Zeilen der Brief- kastcnhymne von oben nach unten liest, so ergeben sie zwei Worte, die nichts weniger als eins Verherrlichung desHelden in taufend- fäit'ger Schlacht" bedeuten. Unser aufrichtiges Beileid, Herr Kunze! Große Berliner KiinstanSftellung. Di« 91 o t g em- in i ch oft für deutsche Kunst kaufte aus der Ausstellung daS Gemälde.Gießerei» von H a n s B a I u s ch e t. Siegfried Wagner wird zu Ansang nächsten Jahre» gegen Deckung der Reise- und Ruienthaltskosten in allen Städten der Vereinigten Staaten , die über ein ständiges Sinsonicorchcster vecsügen. Konzer t« dirigieren, deren Neineinnahme zugunsten der Bayreuth «: Festspiele dem Bahieulljer Festspielsonds zufließen werden.

stimmen, sondern es entscheidet einfach die MehrheH der ah gegebenen gültigen Sttmmen. Dies« von den Monarchisten verlangte Aenderung des§ 10 der Verfassung wird trotz der Opposttion der sozialdemokratischen Partei aller Voraussicht nach die parlamen torifche notwendige Zweidrittelmehrheit erhalten, da sich die Demokraten(!) und der Bauernbund schon vor Jahren, als die Staatspröstdentenfrag« noch nicht akut war, in dieser Richtung g e Kunden haben. Der Landtag wird noch in diesem Monat die Vorlage erledigen. Hitler Schwalangschchs. München , 13. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Die Hitler -Leute gehen nun auch an die Gründung einer eigenen Kavallerie, Abteilung, nachdem sie schon Flieger. Kraftfahrer und andere eingerichtet haben. Der zu diesem Zweck erlassene öffentliche Aufruf ist unterzeichnet von einem Herrn Siegfried, Führer des Kavalleriezuges. Das billige Ministerbier. München , 13. Juli. (Eig. Drahtbericht.) In einer Reihe von Artikeln imVölkischen Beobachter" werden dem bayerischen Finanzminister schwere Vorwürfe wegen der angeblich unfähigen Leitung des staatlichen H o f b r ä u h a u f e s gemacht. Heute wird ihm u. a. vorgeworfen, daß der Minister durch den Direktor be- deutend verbilligtes Flaschenbier zugefahren erhalte. Der Minister, der auf die Angriffe geschwiegen hatte, gab heute im Landtag bekannt, daß der Direktor des Hosbräuhauses ein Difzipli- narverfahren gegen sich beantragt habe. Weiter erklärte der Minister, daß er nach altem Brauch, wie jeder Beamte und An- gestellte des Hofbräuhauses, verbilligtes Bier aus dem Hofbräu haus beziehe, wogegen wohl niemand etwas einzuwenden habe. parlamentarische Nachtfttzung in dresüen. Dresden , 13. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Der sächsische Landtag hat in einer Nachtsitzung vom Donnerstag zum Freitag wichtige Gesetze angenommen. Die Gewerbe- und Grund» steuer wurde der fortschreitenden Geldentwertung angepaßt; beide Steuern erhöhen sich in Zukunft automatisch, die Gewerbesteuer«nk- sprechend dem Goldankaufspreis der Reichsbant, die Grundsteuer ent- sprechend dem Steigen des Roggenpreises. Damit hat Sachsen auch den anderen deutschen Ländern einen Weg gewiesen, wie sie der wachsenden Entwertung der Steuern und damit dem Finanzelend einen Damm entgegensetzen können.(Bisher hat nur Anhalt eine Grundsteuer nach dem Roggenpreis eingeführt.) Die neue G e- meindeordnung, die ebenfalls in dritter Lesung angenommen wurde, legt die entscheidende Gewalt in den Gemeinden in die Hände der gewählten Vertreter. Di« Beamten sind in Zukunft nur aus- führende Organe. In größeren Gemeinden bleibt allerdings die Mög- lichte«, neben der Gemeindevertretung als ausführendes Organ einen tollegial gebildeten Gemeinderat(in größeren Städten Stadtrat) zu schaffen. Der Gemeinderat hat aber nur die Beschlüsie der Stadt- verordneten vorzubereiten und auszuführen. In zweiter und dritter Lesung wurde ferner das Gesetz über die Pflichten der Beamten und über die Aenderung des Dienststrafrechts angenommen. Dieses Gesetz soll die Demokratisierung der Verwaltung erleichtern und vor allem auch ermöglichen, die leitenden Stellen der Verwaltung mit zu- verlässigen Republikanern und Sozialdemokraten zu besetzen.

In der Rede des Ministerpräsidenten Zeigner, die wir im Abend- blatt wiedergaben, ist durch Wegfall eines Satzteils«in« Sinn- entstellung vorgekommen. Der Ministerpräsident sagte u. a.:Nicht- schnür für die sächsische Regierung wird sein: unbedingte Einhaltung der Reichs- und Landesoersasiung, aber nicht der Reichsver- fassung, wie Sie(nach rechts) sie auslegen." Die gesperrt gedruckte Einschaltung fehlt, in unserer Wiedergab«. Dadurch hatte der ganze Satz natürlich jeden Sinn verloren. Mit der Einschaltung ist er dagegen für jeden verständlich. Die Forüerungen öer freien Serufe. Am Freitag beschäftigt« sich der wtttschaftspolitische und finanz- politische Ausschuß des Reichswirtschaftsrates mit den Forderungen und Vorschlägen der freien Beruf« zur Besserung ihrer wirt- schaftlichen Log». U. a. machten sich die beiden Ausschüsse in ihrer gemeinsamen Sitzung folgende Vorschläge zu eigen: Die für die freien Berufe geschaffenen wirtschaftlichen Verbände im Reich« oder in den Ländern sind vom Staat« anzu- erkennen. Be! der Veranlagung zur Einkommensteuer Ist ein Teil des Verufseintommens bis zu einer gesetzlich festgelegten Höhe für die Angehörigen der freien Berufe freizulassen, sofern das Gesamteinkommen«ne vom Gesetz festzulegende Höhe nicht über- steigt: unter der gleichen Voraussetzung sind sie von der Umsatz. steuer zu befreien. Für die Schriftsteller, Komponisten und Künst- ler soll eine Reform des Urheber- und Verlagsrechtes einen stärkeren Schutz bringen. Besondere Erleichterungen, so Cr- Mäßigung der Fernsprechgebühr, werden für Aerzte und Zahnärzte gefordert. Für Rechtsanwälte lautet die Forderung auf Aufhebung der ihr Koalitionsrecht einschränkenden Bestimmungen und für bildende Künstler auch einen besonderen Atelier-Mieterschutz. der Suüapefter Seherftreik beenüet. Budapest . 13. Juli. (Ungarisches Corr.-Bureau.) Der Streik der Zeitungssetzer wegen des Verbotes der sozialdemokratischen Nepszava " ist beigelegt. Abg. Szabo verlas in der Nationalversammlung im Namen der sozialdemokratischen Partei eine Erklärung, wonach nicht die Absicht bestand, terroristische Mittel in Anspruch zu nehmen, sondern daß es sich bloß um ein« Sympathiekundgebung der Druckereiarbeiter gehandelt habe, die jedoch auf Verfügung der Parteileitung bereits eingestellt wor- den fei. Die Partei mißbillige, daß eine Erklärung des Bolschewisten- führers(?) B ö h m in derNepszava " erscheinen konnte, verurteile den Bolschewismus aufs schärfst« und werde dafür sorgen, daß Inhalt und Ton des Parteiblattes in Zukunft keine derartig erregte Stimmung erwecken, welche zum Ausbruch der Massenleiden- schaften führen könnten. Minlsterpröstdent Graf Vethlen erwiderte kurz, nach dieser offiziellen Erklärung der sozialistischen Partei könne die Regierung ohne Einbuße ihres Ansehens die energischen Maß- nahmen rückgängig machen und wolle dieses Mal noch ihre Verfügung zurückziehen. Infolge dieser Erklärungen werden die Budapester Tageszeitungen von morgen früh ab wieder er- scheinen._ Der kommunisienjuyrer August Lasteck wurde aus Grund eines deutschen Haftbefehls nach Essen ins Gefängnis gebracht.. Die Ver- hastung hat in den kommunistischen Hundertschaften lebhafte Erregung hervorgerufen: nach derKöln . Ztg." dürfte sie das Signal zu neuen Unruhen geben. krassin » Nachfolger als russischer Handelsvertreter in London wird R a k o w s k i, der bis jetzt jowjetukrainischer Präsident war. lln Kroatien sind dem oppositionellen Block nicht nur alle öffcnt. lichen Versammlungen verboten, sondern es sollen auch die poli- tischen Vereine, die Agitation betreiben, aufgelöst werden. Der Kroatenführer R a d i t s ch steht unter polizeilicher Aussicht und wird an Propaganda verhindert.

Wirtschaft Stinnss a!s Sank�sr. Wieder steht eine neue große Erwerbung des Stinnes« Konzerns im Mittelpunkt des Interesses. Es handelt sich um die Ausbreitung der Bankinteressen. Den ersten Schritt nach dieser Richtung tat StinneS mit der Erwerbung von ungefähr einem Drittel der Aktien der Berliner Handelsgesellschafl. Sicherlich ist die deutliche Absicht vorhanden, die vielsältigen Industrie- lind Handels- beziehungen des Konzerns, die auf schwer übersehbaren Wegen in- ländisch und ausländisch verlausen, f i n a n z t e ch n i s ch besser zn- sammenzufassen; so hat jetzt StinneS einen weiteren Schritt getan, der Barmer Bankverein, Hinsbcrg, Fischer u. Ko. wird Stinnes- Bank. Er erhöht das Aktienkapital von 1000 auf 12ö0 Millionen Mark und überläßt hiervon 200 Millionen neue Aktien Hugo Stinnes , Diese KapitalSerhvhung zum Zwecke der Verbindung mit den Stinnes-Jnteressen werden nicht der einzige Aktienbesitz des Barmer Bankvereins im StinneS -Konzern sein, vielmehr hat die ausge- sprochene Hausse in den Aktien deS Barmer Bankvereins der letzten Wochen gezeigt, daß große Aufkäufe vor sich gehen. Die Aktien stiegen vom 10. Juni bis zum 29. Juni, also in drei Wochen, von 1Sö00 auf 195 000 Proz.; der Kurs hat sich in der kurzen Zeit also verdreizehnfacht. Es handelt sich demnach um den systematischen Auf- lauf der Aktien am freien Markt. Die Erwerbung hat StinneS viele hundert Milliarden gekostet und bei einem so kühl rechnenden Kaufmann läßt daS darauf schließen, daß er sich von dem Einfluß auf den Barmer Bankverein viel sür seine Unternehmen verspricht. Der Barmer Bankverein ist die größte deutsche Pro bin z- Großbank. Er hat 133 Filialen und Agenten haupssächlich in Rheinland und Westfalen . Er ist eine ausgesprochene Emissions- und Finanzierungsbank für die Kleineisen, und Texiiliiidustrie. Er ist freundschaftlich verbunden mit dem größten sächsischen Institut. der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt in Leipzig , und dem größten bayerischen, der Bayerischen Hypotheken« und Wechselbank in München . Der StinneSsche Einfluß wird damit sich auf die größten anderen Provinzbanken erstrecken und neben der Zentrali- sation seiner Interessen im Ruhrgebiet , in Hamburg , in Berlin , im mitteldeuischen Braunkohlengebiet wird das neue Interessen noch sich ziehen. DaS wird auch bis zu einem gewissen Grade dazu führen, daß die eigenbrötlerischen WirischaftStendenzen der einzelnen Länder Deutschlands wenn auch nicht ausgeschlossen, so doch ge- schwächt werden. Darüber hinaus lehnt sich der Barmer Bankverein aber auch an ausländische Bankunternehmen an. Er hat Beziehungen zu dem Bankhaus van der Heydt Kersten& Söhne in Elberjeld und zu deren Filiale in Amsterdam . Di« Frage interessiert natürlich am meisten, was Stinne« mit dieser Erwerbung will. Ein Blick in die Werkstatt des StinneS-Konzerns lehrt, daß man gegenwärtig daran ist, in die vielfältigen Interessen Orb- nung zu bringen. Die gleichartigen Unternehmungen werden, wenn auch nicht in enger Bindung, aber doch organisatorisch horizontal zusammengefaßt. Man geht daran, die Beute zu ordnen und hierbei wird sich wahrscheinlich heraus- gestellt haben, daß die finanztechnischon Aufgaben des Konzerns so groß geworden sind, daß die eigenen Dachgesellschaften den An- sprächen nicht gewachsen sind. Es ist zwar ganz klar, daß in der großen Hugo- StinneS- G. m. b. H. die Finanzabteilung ähnliche Aufgaben erledigt wie eine Bank: eS ist eine Art Eigenbank. Die Verhandlungen im Mark-Uiiters»chungsauSschuß unv die Wer- nehmungen der Direktoren des Stinnes-KonzernS haben ja einen tiefen Einblick nach dieser Richtung gegeben. Trotzdem scheint das nicht mehr auszureichen. Die in ungeheuren Zahlen sich ab- spielenden Geld-, VerrechnungS- und Emissionsaufgaben müsse» auf breiterer Basis ruhen. Wenn auch StinneS nach den offiziellen Aeußerungen der StinneSschen Presse verhältnismäßig wenig blessiert ans dem Mark-UntersnchungSauSschuß herauskam, so wird doch sein Eindruck sein, daß die Verhandlung einen bcsieren Blick in die Werkstatt der Stinnes-Jnteressen hat tun lassen, als das nach den verdunkelnden Absichten deS Inspirators dienlich ist. Die Devisenkäufe der Hugo« StinneS-G.m.b.H. können nur erfolgen im Auftrag dieser Firma. Die Devisenkäufe des Barmer Bankvereins aber können bei den engen Beziehungen dieses Instituts zur Text«- industrie Rheinlands und Westfalens, vor allem zu den ganzen Unternehmungen im Wuppertal leichter verschleiert werden. StinneS scheint mit dem Einfluß auf den Banner Bankverein zu erwarten, daß dieses Institut seine Interessen wahrnimmt in einer Form oder auf Gebieten, auf denen seine bisherigen Einrichtungen versagt haben. ES darf deshalb wohl in diesem Zusammenhang gesagt werden, daß eine schärfere Devisenkontrolle sich auch aus die Bank- institute erstrecken muß; sonst könnte man bald schlechte Erfahrungen machen. Auf zwei prinzipielle Fragen ist noch hinzuweisen: Woher hat StinneS immer und immer wieder das Geld zu solchen kostspieligen Erwerbungen? Man ist im Kreise der Eingeweihten sich darüber klar, baß seit der Ruhr« beseyung die ungeheure Kohleneinfuhr aus England, die ja im wesentlichen von der Firma Hugo StinneS G.m.b.H. durch- geführt wurde, Riesengewinne brachte. Das schafft ihm auch bei der Preisfestsetzung der Kartelle Uebergewinne. die sich in der letzten Zeit sichtbar(und in ebenso vielen Fällen unsichtbar) in neuen Er« Werbungen ausgedrückt haben. Zweitens aber ist diese Erwerbung des Barmer Bankverein? symptomatisch für das Verhältnis zwischen Industrie- und Bankkapital. Die Industrie löst sich von der Herrschaft der Banken ab. Sie war bisher schon in vielen Fällen unabhängig von den Banken und beginnt jetzt im Falle des Stinnes-Kvnzerns sich die Banken unterzuordnen. Zunächst sind die Erwerbungen des großen Mammutkonzern? ein Zeichen der Stärke. Aber vielleicht weisen sie auch in eine spätere Zeit(um allen Eventualitäten gewachsen zu sein), und man sieht die Schwierigkeit des FinanzierungsgeschästS für Zeiten vor- auS, in denen wir wieder normale WährungSverhältnisie haben. Auf all« Fälle aber wächst die Bedeutung des Industriekapitals gegenüber dem Bankkapital. Der von Antisemiten und National- sozialisten konstruierte Gegensatz zwischen demschaffenden" und demraffenden" Kapital ist zum mindesten nicht mehr zeitgemäß. Herr StinneS hat die bemerkenswerte Synthese aus schaffendem und raffendem Kapital hergestellt. Da« trifft nicht nur organisatorisch zu, sondern auch in seinen persönlichen Be- ziehungen; die Freundschaft deS Kohlenherrn au? Westfalen mit dem Effektengroßhändler Castiglioni ist ein Ausdruck dafür. __ Dr. Norbert Einstein. Die Effelipreife marschieren bei der allgemeinen Teuerung weiter en der Spitz«. Roheisen wurde soeben wieder um etwa ein Drittel, Staheisen um 17,46 Proz. im Preis erhöht. 1 Kilogramm Roheisen (I und III) kostet demnach 4787 M., ein Gramm also fast 5 M. Di« eisernen Fünf, und Zehnpfennigstücke beginnen damit Hoch- Valuta zu werden. 1 Kilogramm Stabeisen(Thomasqualität) kostet seit 13. Juli 8600 M. Devisenkurse. Da in einem Teil unserer Abendausgabe infolge des späten Eintreffens der amtlichen Notierungen die Kurstafel fehlt, seien die gestrigen Mittelkurse der Hauptdevisen nachstehend wiederholt: 1 Dollar 187 000; 1 Holl. Gulden 73 000: 1 Pfund Sterling 880 000. Im übrigen ist noch nachzutragen: 100 österr. Kronen 268,33 Geld, 267,67 Brief; 1 tschechische Krone 5665,50 Geld, 56g>1,50 Brief: 1 jugoslawischer Dinar 1955 Geld, 1965»rief.