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Kräfte, der bewaffneten wie der unbewaffneten, die Lesung sein! Wir dürfen mit der Tatsache rechnen, daß die Gefahr. die ein Rechtsputsch in der gegenwärtigen außenpolitischen Situation für das Reich und die Reichseinheit bedeutet, weit über die Kreise der Sozialdemokratie hinaus erkannt wird. Auch bürgerliche Elemente würden von starker Erbitterung gegen die Angreifer erfaßt werden und den Ab- Mehrkampf mit mehr oder weniger Energie unterstützen. Diese Stimmung weitester Volkskreise wirkt ebenso auf die Angriffslust der Putschisten hemmend, wie sie für die Ver- teidiger der Republik ermutigend ist. Es kommt also alles darauf an, den Kopf klar zu behalten. das allein mögliche Ziel das der Abwehr und Unter- drückung eines bürgerkriegerischen Angriffs möglichst schon im Keime fest ins Auge zu fassen und das Machen von Dumm- heiten den anderen zu überlassen. Dann wird es gelingen, entweder den Bürgerkrieg ganz zu vermeiden oder aber die- jenigen, die ihn trotzdem entfachen, mit blutigen Köpfen heim- zuschicken. Allerdings muß man sich auch darüber klar fein, daß ein zweiter gewaltsamer Angriff aus die Republik nach seiner Niederwerfung einer ganz anderen, gründlicheren Nachbehandlung unterzogen werden müßte, als seinerzeit der Kapp-Putsch . . Für die Sozialdemokratie kann es sich in einem Bürger» krieg um nichts ayderes handeln als darum, gegen Gewalt m i t Gewalt, aber auch mit politischer Klugheit, den Boden zu verteidigen, auf dem sie die großen friedlichen Schlachten der Zukunft zu schlagen geenkt: den Boden der demokratischen Republik . Denn nur hier können die arbeitenden Mafien vpr neuer, schwerer Knechtschaft ge- schützt, nur hier kann der Sieg des Sozialismus geistig erar- beitet und erstritten werden und nirgends sonst!

Verfahren gegen üie JXott Sahne'. Gegen dieRote Fahne" ist, wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, sofort nach Erscheinen des ArtikelsA n d ie Partei" vom 12. Juli ein st r a f r e ch t- iiches Verfahren eingeleitet worden. Offizierkorps gegenRote Fahite ". Der erst kürzlich im Zirkus-Busch-Prozeß unter Anklage stehende verantwortliche Redakteur derRoten Fahne", E t e i n i ck«, hatte sich gestern erneut vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte zu verantworten, diesmal wegen Beleidigung der Offiziere der Reichswehr . Am 24. März d. I. hatte dieRote Fahne" in einemPresseball Offiziere in Uniform" über- schriebenen Feuilleton u. a. ausgeführt:«Die vor dem Faschismus schlotternden Knie des Prefieoiertel» werden nicht umhin können, vor dem Glanz der Uniformträger der Republik , die sich ISIS feige in das letzte Hundeloch verkrochen haben, etwas strammer zu stehen." Wegen dieser Aeußerung hatte der Reich»wehrminister Strafantrag gestellt. Die Klage wurde aus§ ISS StGB,(for­male Beleidigung) erhoben. In der gestrigen Verhandlung be- kämpfte der Berteidiger des Angeklagten, Justizrat Dr. Viktor F r ä n k l, diese Klageerhebung, da es sich um die Behauptung einer Tatsache handele und infolgedessen die Klage aus§ ISS erhoben werden müsse, die dem Angeklagten den Antritt des Wahrheits- beweisss ermögliche. Steint cke selbst erklärte, daß Reichswehr - minister Gehler, der frühere Oberbürgermeister von Nürnberg , vor den Staatsgerichtshof gehöre, well er mit dem Strafontrag das Offizierkorps der Repub'ik unsterblich blamiert habe, denn es fei be- kannt, daß, ebenso wie der oberste Kriegsherr und General Luden- dorff ins Ausland geflohen wärm, Kronprinz Rupprecht 1913 in der Kommandantur Brüssel händeringend um Schutz gegen seine eigenen bayerischen Soldaten gebeten habe. Der Staatsanwalt be- antragte zwei Monate Gefängnis wegen formaler Beleidi- gung, das Gericht erkannte jedoch nur auf eine Geldstrafe von 80 0 000 M.st mit der Begründung, daß sich zwar ein Teil" der Offiziere 1913 zurückgezogen habe, daß aber dieRote Fahne" be- mußt das Offizierkorps der damals noch gar nicht bestehenden Reichswehr habe beleidigen wollen.

Cw alter?öiot an seinen Sohn. Abgefangen von Hans Klabautermann. Lieber Arthurl So, nun bin ich wieder in dem Jdiotenhaus gelandet, in das mich deine Mutter vor Iahren gesteckt hat und aus dem mich die Aerzte entlassen haben, als sie sahen, daß ich mehr Grips im Schädel Hab« als st« selber. Du brauchst keine Angst um mich zu haben, ich fühle mich hier sehr wohl, hier hören mir die Menschen wenigstens zu, wenn ich meine Ansichten äußere. Dem Himmel sei Dank, daß ich so alt geworden bin! Jetzt hat sich endlich herausgestellt, wie recht ich immer hatte mit meiner Quatschidee. Ich habe immer gesagt: Fortschritt ist Quatsch, »illsation ist Quatsch, alle« ist Quatsch. Das hat deine Mutter nie verstanden und mich damals ins Jdiotenhaus ge- bracht. Jetzt find ein paar Jahre vergangen. Du wirst mir recht geben. Also, paß auf!Dampfschiff, Eisenbahn und Telegraph fabelhafte Errungenschaften der Technik", sagen die Leute. Ich sag«: Quatsch!Es gibt keine Landesgrenzen mehr. Dampfkraft und Elektrizität fliegen drüber weg." Wo, mein Sohn? Merkst du was davon? Gewiß, ein paar Prietzel flitzen über die Grenzen rüber, die meisten aber kommen au» ihrem Loch ihr Lebtag nicht raus.' Im übrigen sehen sich heute die-Böller genau so scheel und mißtrauisch an wie immer. Was so'nf richtiger Patriot ist, der fühlt sich nochmal so edel, wenn er sich ganz ab- schließt und die andern mit Haß angeifert. Eisenbahn und Telegraph sind überflüssig. Eine simple Karre genügt. Ein ander Beispiel: Was haben sie für ein Geschrei gemacht mit ihrer Seuchenbetämp- fung, Schutzpockenimpsung und was weiß ich! Am schönsten ist es mit dem Säuglingsschutz. Erst hindert man die Babys mit allerlei Mätzchen und oerzwickten Methoden, wenn so'n arme» kluges Wurm in Ruhe sterben will.' Nachher werden die Kinderchen in der Schule mit allerlei Krimskrams gequält, der keinen Hund hi-nterm Ofen vorlockt. Und wenn sie dann richtig zu leben anfangen wollen, dann stukt man sie in den Krieg und macht sie nach den allerneusten ErrungensciMfien der Kultur endgültig tot. Der Krieg wird für ein Unglück gehalten, aber doch für eine segensreich« Einrichtung, in der die Tugenden erst richtig zur Geltung kommen. Wa» immer und in dem Krieg großartig klappt, ist die Organisation der Lüge. In dieser Tugend seiern alle Beteiligten wahre Orgien. Leder weiß, daß im Krieg einer unterliegen muh. Jeder weiß das, so lange er noch kämpft. Ist der Krieg zu Ende, dann haben beide gesiegt. Eigenllich gesiegt hat der Besiegt«. Dies» Beispiele w«rd«n dir hoffentlich genügen, lieber Arthur. Ich kann bloß das ein« sagen: Wenn ich der liebe Gott wäre, diesem Iammergeschöpf Mensch würde ich ein vereinfachtes Gehirn einsetzen. Hammelhirn vielleicht. Wahrscheinlich würde es dann vernünftig auf der Welt werden. Na, du wirst endlich wissen wollen, wie ich wieder ins Idioten- haus gekommen bin. Das war so: die Kamurte,, die mir das Woh- nungsamt als Wohnung angewiesen hat, ist«in ausgebauter Boden-

Ein geistreicher Kommunist. ES ist ein Belgier. Seit«inigen Tagen findet vor dem Schwurgericht in Brüssel ein Prozeß statt, der wegen angeblichen Komplott» gegen die Sicherheit de» belgischen Staates gegen sechzehnführende" Mitglieder der belgischen Kommunistischen Partei angestrengt worden ist. Di« Klage ist nach dem Muster des seinerzeit von der ftanzöst- schen Regierung gegen Cachin und Genossen eingeleiteten Versahrens erhoben worden, während aber insolge de» Mehrheitsvotums des französischen Senat» die anti- kommunistische Aktion Polncare» ws Wasser fiel, ist der Pro- zeß gegen die belgischen Kommunisten tatsächlich zur Durchführung gelangt. Letzten Endes wird er lediglich für die Kommunistisch« Par. tei Belgien» eine Reklame sein, deren sie dringend bedarf, denn nach den eigenen Statistiken der Dritten Internationale zählte zur Jahreswende die belgische Kommunistepartel kaum 800 Mit- g lieber, also ungefähr im Durchschnitt soviel wie eine einzige Abtellung unserer Berliner sozialdemokratischen Organisation.... Die Angeklagten selbst machen kein Hehl daraus, daß sie in diesem Prozeß die größte Reklame für ihrePartei" erblicken. Als der Vorsitzende«inen der zwei Hauptangeklagten, van Over- st r a e t e n, fragte, welche Propagandamtttel seine Partei im Auge habe, antwortete dieser kaltlächelnd:Zum Beispiel die- s e n P r o z e ßl" Aber noch witziger und schlagfertiger ist der an» dere Hauptangeklagte I a q u e m o t te, der bei seinem Verhör durch geistreiche Antworten stets die Lacher auf feiner Seite hatte, obwohl er in dem Vorsitzenden einen in dieser Hinsicht fast ebenbürtigen Partner hatte. Als es sich um die Frage des kommunistischen Parteiprogramms und insbesondere der Vermögensbeschlagnahme drehte, be» teuerte Iacquemotte, daß die kleinen Vermögen nach den Absichten der Kommunisten frei von der Konfiskation bleiben sollten. Worauf der Vorsitzende: Hoffentlich werden Sie auch m i ch unter die kleinen Vermögen rechnen.... Aber sagen Sie mal. warum haben Sie in Ihrem Programm keine obere Grenze der Konsiskationssteihell ange­geben?" Worauf Iacquemotte:Das weide ich Ihnen gleich sagen: weil wir eben nicht wissen töuuen. wie hoch der belgisch« Franken flehen wird in dem Augenblick, in dem wir die Revolution machen!" Als de» weiteren die Statuten der Drlltsn International« unter den belastenden Dokumenten zur Verlesung gebrocht wurden, be. merkte Iacquemotte, daß diese.staatsgefährlichen Geheimdokumente" von jeder Buchhandlung zu beziehen seien. Der Vorsitzende ober lenkte schnell das Verhör auf das Programm der belgischen Kam- munistenpartei ab, da, auf der Rückseite des Mitgliedsausweises der Parteimitglieder gedruckt steht, und fragte, ob auch dies überall zu beziehen sei. Worauf Iacquemotte:Gewiß, von jedem, der Mit- glied der Partei werdm will." Vorsitzender:Und würde auch I ch den Ausweis erhalten?" Iacquemotte:Freilich, nur müßten Sie 80 Eenstmes Ein- trittsgebühr zahlen." Vorsitzender:Schön, aber Ihre Statuten sehen vor, daß ein jeder erst nach einer sechsmonatigen Probezeit die volle Mitgliedschaft erwirbt. Müßte auch ich sechs Monate Probezeit durchmachen?" Iacquemotte:Und ob! Zu Ihrem Fall ganz besonders!" Wlr hoffen im Interesse des Rechtes denn diese Klage beruht womöglich auf noch schwächeren Füßen, al» das vom französischen Senat niedergeschlagene Verfahren gegen Cachin, daß dieser ge­mütliche Prozeß mit einem Freispruch der Angeklagten enden wird. Im übrigen sind im Gegensatz zu den ledernen Fanatikern und den großmäuligen Minderbegabten die witzigen Menschen in der Kommunistischen Internationale so selten, daß es geradezu ein Ver- gnügen ist, diese belgische Ausnahme zu verzeichnen.

Da« sächsische Gesamtministerium hat den früheren Minister- Präsidenten B u ck vom 1. August ab zum KreiSbauptmann für Dresden und den Vorsitzenden und Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsausschusses Dresden , Richard Tempel, zum Vorfitzenden der Landesversicherungsanstalt Sachsen« ernannt.

verschlag im fünften Stock. Zum Dank für die Schaffung dieser komfortablen Hundehütte hat der Mann, der sie hat aufbauen lassen. eine Siebenzimmerwohnung am Kurfürstendamm bekommen. Den ganzen Tag brütet auf diesem Murks von Wohnung die Sonne, so daß sich mein Fettvorrat dünne macht. Im Topf schwabbert Mar- garmesuppe mit Schmalz und Palmin. Mir klebt jeder Fetzen am Leibe. Deshalb raus aus dem Backofen ins Frei«! Du kannst dir denken, daß ich bei mir oben nackelicht rumlaufe. Irrsinnig wäre ich mir vorgekommen, wenn ich mir, um meine Haut abzukühlen, nun. einen Anzug auf den klebrigen Körper gehängt hätte. Ich setze mir also den Strohhut auf und ziehe los. Kaum bin ich hundert Schritte gewandert, da tut sich was auf der Straße. Die Weiber gucken interessiert, tun aber so, als wären sie blind, die Kinder, die auch kein natürliche» Empfinden mehr haben, johlen und die Männer schämen sich, weil sie erstaunt sind, daß ich ebenso aussehe wie sie selbst. Endlich kommt ein Schupomann. Höflich sanft und behutsam ver- staut er mich in«ine geschlossene Droschke es war schwer genug, «ine aufzutreiben.Nicht wahr", sage ich,Sie halten mich für irrsinnig? Glauben Sie mir, ich will Sie nicht beleidigen, ich möchte nur eine Feststellung machen: S t e sind verrücktl Ihr Gesicht steht aus wie ein Bratappel. Ihr Zeug müfft vor Schweiß. Nun sagen Sie bloß, bei der Hitze stülpen sie sich noch«inen dicken Ledertopp auf den schwitzigen Schädel! Warum knöpfen Sie nicht wenigstens Ihre Wintersachen auf? Das wagen Sie nicht und halten sich für vernünftig!" Iy diesem Moment kam ein Reichswehrsoldat durch die pralle Sonne. Dieser Mann hatte ebenfalls für Sibirien geeignete Wollsachen auf dem Leib. Auf dem Kopf hatte«r«inen Stahl- Helm. In der Stadt. Im Hochsommer. Es ist kühl hier im Jdiotenhaus und deshalb gefällt'» mir ganz gut. Kalte Bäder bekomme ich auch, bloß nicht, wenn ich will, son- dem, wenn die Aerzte wollen. Ra, es kann nicht jeder so geachtet sein, wie Korvettenkapitän Ehrhardt. Mit uns muß man schärser umgehn als mit Putschisten. Da» fit klar. Dafür sind wir eben Idioten. Herzlichen Gruß! Dein Vater.

Mein Freund der Lakai."(Theaker am Rollendorfplaß.) Nach einer Woche tropischer Mühsal befällt uns unstillbar« Sehn- sucht in» Freie. Viel lieber möchten wir nach Wannsee oder Trep- to«, al» in den heißen Theatersaal. Bringt es der Theaterdirettor fertig, trotzdem und noch dazu am Sonnabendabend fein Publikum in Stimmung zu versetzen, dann ist da» schon allerhand. Also Mein Freund der Lakai" geht den bereits bekannten Weg zum neuen Operettenstil und gleich nach den ersten Takten ist das Publikum in bester Laune. Walter S ch ü t t hat den Schwant mit einer erfreuend munteren Musik von prickelnder Rhythmik versehen. Leben steckt drin, launig« Duette, graziöse Tänze, in denen wieder der Shimmy dominiert, würzen den ulkigen Text. Wil�l Steinberg, dem Gesangsdichter, ist nicht immer was Reue» eingefallen.Alles geht noch mal so glatt, wenn

Die Drotabgabe. Amllich wird mitgeteilt: Durch das Gesetz zur Sicherung der Brotoersorgung im Wirt- schaftsjahr 1923/24 vom 23. Juni 1923 fällt die öffentliche Brot- Versorgung mit dem 13. September 1923 fort. Um dem bedürftigen Tell der Bevölkerung den Bezug von Brot auch weiterhin zu er, leichtern, sollen die besitzenden Klassen eine Abgabe vom Der- mögen entrichten, die in zwei Teilbeträgen am 1. August 1923 und am 2. Januar 1924 zu zahlen ist. Diese Abgabe soll grund- sätzlich in einem Vielfachen der Zwangsanleihe bestehen. Den Aus- ganspunkt bildet dabei das Sechsfache, also für jede Teilabgabe das Dreifache her Zwangsanleihe. Wenn sich jedoch der durchschnittliche Preis für Märkischen Roggen in der Zeit vom 1. bis 13. Juli 1923 höher oder niedriger stellt als auf 120 000 M. für den Zentner, so ist für die erste Ttllabgabe statt des Dreifachen ein entsprechend höheres oder niedrigeres der Zwangsanleihe als Abgabe zu ent- richten. Das gleich« gilt für die zweite Teilabgabe, wenn der durch- schnittliche Roggenpreis in der Zeit vom 1. bis 18. Dezember 1923 höher oder niedriger ist als 120 000 M. für den Zentner. Der Multiplikator für die erste Teilabgabe wird in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden. Bei der Berechnung der Abgabe ist grundsätzlich von dem zur Zwangsanleihe angegebenen Vermögen auszugehen. Der Pflich- tige darf jedoch aus diesem Vermögen städtische Mietsgrundstücke, inländische festverzinsliche Wertpapier«, inländische Hypothekenforde. rungen sowie sonstige reine Martforderungen ausscheiden. In diesem Fall« ist für die Berechnung der Abgab« nicht der tatsächlich zu zeichnende Zwangsonleihebetrag, sondern der Betrag, der nach Ab- setzung der ausscheidenden Vermögensgegenstände an Zwangsanleihe zu erheben sein würde, zugrunde zu legen. Dabei M der Pstyhtige bei der Zahlung der Abgab« dem Finanzamt schriftlich darzulegen, welche Vermögensgegenstände er für die Berechnung der Abgabe von dem zwangsanleihepflichtigen Vermögen ausgeschieden hat. Der Pflichtige erhält über die Höhe der Abgabe keinen Descheid. Er hat sich vielmehr die Abgabe selbst zu berechnen, und zwar an Hand des ihm seinerzeit mit dem VermögenssteuererNSrungsvordruck übersandten Zwangsanleihetarifs, der auch in den Räumen der Finanzämter angeschlagen wird. Di« erste Teilabgabe Ist unauf- gefordert bis zum 1. August 1923 einzuzahlen.

Die Zeitungspapierpreife. Reichswirtschaftsministerium und Papierfabrikanten. An Hand einer offiziösen Mitteilung konnten wir vorgestern melden, daß dos Reichswirtschaftsministerium mit Wirkung vom 18. Juli den Höchstpreis für das Kilogramm Zeitungsdruck- papier auf 7600 M. festgesetzt hat und daß dieser neue Preis im Juli nur erhöht werdm sollt«, wenn Kohlenprejs-, Fracht, oder Lohnerhöhungen erfolgen. Run habm aber die Druckpapierfobriten ihrerseits bereits mit Wirkung vom 9. Juli ein« Heraufsetzung des Papierpreises auf 7910 M. angekündigt. Danach hat es den Anschein, daß ds« Druckpapierfabriken bei der Regelung des Druck- papierpreises eigenmächtig vorgegangen sind, obwohl sie dabei an die Zustimmung des Reichswirffchaftsminifters gebunden sind. Dagegen muß Protest erhoben werdm. Ohnehin leiden die Zei­tungen unter der Papierverteuerung auf das schwerste. Auch die amtliche Festsetzung des Preises für die zweite Iulihälfte bringt bereits den S800vfachen Borkriegsprets. Die Wirkungen der Preispolitik der Druckpapierfabriken müssen aber noch ver- heerender werdm, wenn diese, ohne von dem Reichswirsschasts- Ministerium dazu ermächtigt zu sein, Preisforderungen gegenüber ihren Abnehmern erheben; auf die Behörden wird damit ein un- gerechtfertigter Druck ausgeübt, den Zeitungsverlegern aber jede Kalkulation unmöglich gemacht. Die Papierunternehmer scheinen sich vor einem Einschreiten des Reichswirtschaftsministerium» sehr sicher zu fühlen, wenn sie sich derartige Praktiken leisten. Dennoch ist im Interesse der Erhaltung der Presse zu fordern, daß gegen ihre An- maßung vorgegangen wird.

man ein« Freundin hat," sowas habm wir schon mal gehört. Da- für werden ober ein paar andere Texte ihren Weg machen, wie z. B.Wenn ein Neines Frauchen wich steht die ganze Erde still". Auf den Irchalt kommt es ja nicht an. Immerhin ist der Text merkwürdigerweis« vernünftiger und witziger, als wir sonst ge- wohnt sind. Verwechslungen zwischm Herrn und Kammerdiener, zwischen der Gnädigen und der Zose geben die erwünschte Ge- legenheit zu Verwicklungen, die durch ihr« Munterkeit und ihren Uebermut reizen. Die Vorstellung war sorgfältig vorbereitet, alles Kappte wie am Schnürchen. Auch die Darsteller konntm sich sehen lassen. Vor allen andern Fritz Schulz mit seiner Nied- lichen schnuppigen Komik als Lakai, der mit Vergnügen und Frech- heit dm Herrn spielt. Von dm Damen war L o Ethos f al» fesche Darietesängerin famos anzuschaum und Kät « Iungherr als knusprige Zose war drastisch komisch und dabei anmutig und lieb. Dgr. Kusinchen". In dem Operettengcwitter dieser Woche polterte gestern auch durch das ausgedörrte Kleine Theater der leere Donner eines musikalischen Schmants.Kusinchen" steuert nach einem wenigbetleideten Borleben in die traditionell« Posseneh«. Zwischendurch spielt der Prinz von Petunien eine idiotische Rolle. Hurra, die paralytische Operette ist da! Di« Autoren tun bald närrisch, bald nuscheln sie im Ferkelkoben herum. Beides ist aber verboten, wenn es ohne Witz geschieht. Adolf Wohlauer machte zu der schmerzlichen Angelegenheit eine walzerische und poltende Musik mit einem schwachen Schuß von Gepräge. Gelungen ist ihm ein Tango im zweiten Akt. Der Reoisseur Willi Kauf- mann schlägt als Darsteller einen unaufdringlichen Gassenjungen- ton an, Mio Hellmuth und T i l l y Feiner singen und tanzen recht hübsch und verlieren dm obligaten Strumpfsalat, Carl Geppert nur in der Maske tomisch. Alle Mitwirkenden taten einem schrecklich leid. Ein paar Leute lächelten. Dieses Lächeln war wohl ein Hitzschlagsymptom. l-. Der Roman eines antiken Meisterwerke». Einige Marmor- stück«, die auf einem Feld bei Sinnessa bei Neapel , der Stätte einer antiken Griechenkoloni«. ausgegraben wurden, sind der Gegen- stand eines langwierigen Prozesses.gewesen, der jetzt entschieden wurde. Die Stucke schienen von keinem großen Wert zu sein, und der Eigentümer des Feldes verkaufte sie für 100 Lire. Sie waren bereits auf dem Weg« zu dem Käufer, als der Direktor der italienischen Altertümer, Prof. Spinazzola, sie zur Prüfung zurück- fordert«. Nach dem italienischen Gesetz des Zwangsankaufes von Kunstwerken erwarb er die Fragments für 1000 Lire. Di« Trümmer wurden nun gereinigt und zusammengesetzt, worauf sie dm Torso einer wundervollen Benus statu« bildeten, die von der Hand des P ra x i t« l« s herrühren soll. Die Statue ist heute«ine» der wertvollsten Besitztümer des Neapeler Nattonalmufeums und mehrer« Millionen Lire wert. Der Eigentümer der Fundstätte ver- klagte nun die Regierung auf Auszahlung der Hälsts des Wertes, gewann auch bei zwei Instanzen, verlor aber vor dem obersten Ge- richtehof seinen Prozeß. Robert Blum «, ein Drama aus der 1818er Revolution von Ott» E r n lt H e s I c. wird vonderFreienDolksbühne in Köln »ur Feier des deutschen versassungStazeS a« 11. August uraujgesthrt werden.

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