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Wertbeständige Löhne im Sergbau? Di« Vorverhandlungen zur Schaffung wertbeständiger Bergarbeiterlöhne im Laufe der letzten Woche hoben dazu geführt, daß die Unternehmer prinzipiell dem wertbeständigen Lohn zustimmten. Ein Grund, der neben anderen die Unter- nehmer bewog, im Prinzip ja zu sagen, besteht darin, daß die ewi- gen Schwankungen und Veränderungen in der Lohnrcgelung es mit sich bringen, daß dauernd Hunderte von Unternehmervertretern unterwegs fein müssen, und daß diesem unhaltbaren Zustand durch eine gewisse Ordnung und Stetigkeit in der Lohnfrage ein Ende ge- macht werden soll. Der Beginn der Hauptverhandlungen im Reichs- arbeitsministerium ist für Montag vorgesehen. Es ist aber fraglich, ob das Ruhrreoier schon am Montag vertreten sein kann, weil erst am Sonntag nacht die Sperre aufgehoben wirtL Sicherlich aber werden die Vertreter des Ruhrgebiets am Dienstög in Berlin sein, wenn die andere Kommission der Lohnverhandlungen zusammen- tritt, an welcher auch der Sozialpolitische Ausschuß des Reichs- kahlenrats teilnehmen wird.. Diese Kommission soll zunächst ver- schieden« grundlegende Fragen über die Art der zu schaffenden Lohn, und Preiskurve regeln, da bekanntlich die Produk- tionsverhältnisse in den verschiedenen Kohlenrevieren stark vonein- ander abweichen. Di« Verhandlungen sind diesmal von besonderer Bedeutung, weil der wertbeständige Bergarbeiterlohn vorbildlich und maßgebend für die übrigen Löhne werden dürfte. Es besteht die große Gefahr, daß der wertbeständige Lohn von den Bergbauunternehmern und der Eisen- und Stahlindustrie zu neuen übertriebenen Preisforderungen benutzt wird. Wir verlangen von der Reichsregierung, genau wie die preußische Land- tagsfraktion der Deutschen Volkspartei , daß diesmal die Gelegenheit benutzt wird, den Auswüchsen des Syndikats-, Kartells, und Mono- polwesens durch Verstärkung des Einflusses des Staates wirksam ent- gcgenzutreten. Gegen üie Mißbrauche im Metallhanüel. Preußische AusführungSbestimmungen. Bei der Veröffentlichung der Gesetz« über den Verkehr mit un- edlen Metallen und über den Verkehr mit Edelmetallen, Edelsteinen und Perlen vom 11. Juni d. I. wurden Ausführungsbestimmungen angekündigt, die nunmehr gemeinsam durch den Handelsminister und den Minister des Innern erlassen werden. Di« Gesetz« nebst ihren Ausführungsbestimmungen enthalten«in« Reihe von Vorschriften, die für die Praxis der Strafgerichte und der Staatsan- w a l t f ch a f t« n von großer Bedeutung sind. Folgend« sind die wesentlichen Bestimmungen: Wer mit Altmetall, Edelmetall, Edelsteinen oder Perlen Handel treiben will, bedarf der Erlaubnis. Die» gilt auch für Personen, die den Handel bereit- vor dem Inkrafttreten der Gesetze fIS. Juni d. I.) betrieben haben. Di« Fortsetzung de, Handel» über den 14. Juni hinaus ist unerlaubt: nur soweit er bereits am 31. De- zember 1922 betrieben wurde, darf er bis zur Entscheidung fortgesetzt iverden, wenn bis zum 14. Juli d. I. Antrag auf Erteilung der Erlaubnis gestellt ist. Di« Erlaubnis zum Kleinhandel mit Gegenständen der bezeich- neten Art kann versagt werden, wenn ein Bedürfnis nicht nach- gewiesen ist. Di« Erlaubnis ist zu versagen, wenn die An- nähme gerechtfertigt ist, daß der Antragsteller die für den Gewerbe- betrieb erforderliche Sachkenntnis und Zuverlässigkeit nicht besitzt. Es ist verboten, Gegenstände der in Frage kommenden Art von Minderjährigen zu erwerben. Von allen sonstigen Ver- öußerern muß sich der Erwerber einen amtlichen Ausweis über ihre Person vorlegen lassen. Di« erworbenen Gegenstände dürfen bei unedlen Metallen vor Ablauf von drei Tagen, bei Edel- metallen. Edelsteinen und Perlen vor Ablauf von fünf Tagen nicht iveiter veräußert oder verändert werden. Der Handel mit Edel- metallen usw. im Umherziehen, an öffentlichen Orten und von Haus zu Haus ist verboten. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen beider Gesetze sowie ihrer Ausführungsbestimmungen haben Strafe bei vor- sätzlichem Handel stets Gefängnis und Geldstrafe> unter Um­ständen auch Einziehung der Warenvorräte und der

Seschästseinrichtung zur Folg«. Wer beim Betrieb eines Gewerbe» der in Frag« kommenden Art«inen Gegenstand aus unedlem Metall, Edelmetall usw., von dem er au » Fahrlässigkeit nicht erkannt hat, daß er mittel, einer strafbaren Handlung erlangt ist, verheim- licht, ankauft, zum Pfand« nimmt oder sonst an sich bringt oder zu seinem Absatz bei anderen mitwirkt, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahr und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen be- straft. Wer einen Diebstahl an einem Gegenstand au» Metall begeht, der zum össentlichen Nutzen dient oder öffenllich ausgestellt ist, wird wegen schweren Diebstahls bestraft. Das gleiche gilt für den Diebstahl an einem Gegenstand au» u n e d l e m Metall, der den Teil eines Gebäudes bildet oder in einem Gebäude zu dessen Einrichtung angebracht ist, sowie an Maschinenbestandteilen und sonstigen Betriebsmitteln au» unedlem Metall, deren Wegnahm« die Fortführung des Betriebe» erheblich gefährdet. Neben diesen Zuwiderhandlungen sollen all« Fäll« von Hehlerei im Metallhondel mit Nachdruck verfolgt werden. Di« Erweiterung des Begriffs des schweren Diebstahl» soll es«rmög- lichen, Metalldiebstähle, die für die Allgemeinheit oder für den Gewerbebetrieb besonders schädlich und gefährlich sind, schärfer zu fassen. Bei der Prüfung der Angemessenheit bedingter Strafaussetzung wird darauf Bedacht zu nehmen sein, ob diese Maßnahm« mit einer wirksamen Bekämpfung der vorerwähnten Mißstände vereinbar ist. Beide Gesetze beruhen auf dem Grundgedanken, die Reini- gung des Metallhandel» von den zahlreichen unzuver« lässigen Elementen durchzuführen und die für die Gesamtheit der Volkswirtschaft bedenklichen Erscheinungen vor allem durch Ein» schräntung der Absatzgelegenheiten zu bekämpfen. Di« Justiz- behörden sollen auf schleunig« Durchführung der verfahren ein- schließlich der Strafvollstreckung besonderen Wert legen.

Laienmedizin'. Genosse Dr. Norbert Marx schreibt uns: Auf meinen ArükelLaienmedizin' in Nr. SOS find zahl- reiche Zuschriften eingegangen, auf die ich mit kurzen Worten er- widern will. Ich muh nochmals vorausschicken, daß ich mich n i ch t zum Anwalt d�r Schulm-dizin machen will. Ein Ein- sender behauptet, die Biochemie sei kein« Laienmedizin, er schreibt ober einig« Zeilen weiter:Innerhalb dieser Vereine beraten nur Laien, nur au» Menschenliebe'_ waz ich gar nicht bezweifelt habe. Rein Sachliches gegen meinen Ar- titel hat kein. Einsender gebrachl, man hat mir nur empfohlen, mich mit Biochemie zu beschäftigen. Den Wert einer ..wissenschaftlichen' Hellbewegung mit der Zahl ihrer Anhänger zu beweisen, ist ein etwas unkritisches Beginnen. Daß die Schul- Medizin auch ihre Fehler macht, soll keineswegs bezweifelt werden, auf sie gilt vielmehr auch heute noch der Ausspruch Voltaires : Ihre Erfolg« bescheint die Sonne, ihre Mißerfolg« bedeckt die Erde '. Auf den Wert oder Unwert der Salvarsanbehandlung kann hier nicht näher eingegangen werden, doch ist zu bemerken, daß in dem Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten von einem Zwang zur Behandlung mit Quecksilber und Salvarsan nicht die Rede ist. Es können aber Personen, die verdächtig sind, ihre Krankheit weiter zu verbreiten, gezwungen werden, bis zum Ver- schwinden der offevkundigen Erscheinungen im Krankenhaus zu verbleiben. Mein Artikel hatte nur den Zweck, die Arbeiterschaft vor der Selbstbehandlung unklarer Erkrank un- gen zu warnen, und ein objektiver Leser wird auch Nicht, anderes herausgelesen haben. Ernste Beachtung aber verdient die Zuschrift eines Parteigenossen, der mich an die häufig un z u l ä n g- liehe und unsoziale Behandlung der Kassen- fronten erinnert und schreibt, daß dadurch viele Arbeiter der Laienbehandlung zugeführt werden. Ein« Besserung der bestehen- den VerhältniKe, für die besonders wir sozialistischen Amte ein­treten. ist nur von einer Verstaatlichung de» gesamten Heilwesen» zu erwarten, durch die die Krankheit de» Mit- menschen nicht mehr zum Gegenstand de» Profit» und Natzens gemacht wird._ - Die.Teutsche Gesellschaft für Gcwerbebygiene- bat in ihrer letzten AibeitSanSschustsibunfl beschlossen, ihre erste Jahreshauptversammlung !>?.? k. b t« m b e r dieses Jahres in Aürzburgzu veranstalten. In Ausstcht genommen sind u. a. Vorträge von Gehetmrat Prof. K. B. Lebmann- Wti>t»b»ea überltzabrit staub und fein» Bedeutung fft« d i« best, d er Arbeiter'. RegicrungSrat Dr. Engel vom Nc�SgesundheitSamt:©lauBcinalntunq und Tuberlusose« bei S m V' u na-._ In Kürze wird van per Geiellichast da«.3«» t r a l. blatl für Gewerbehygiene' neu herausgegeben werden. Vergebung de» Skeichenberger Vtadttheater». Vom Stadtrat in Reichenberg fBvhmen) wird uns mitgeteilt, daß da« dortige Stadt- theater aus die Dauer von drei Jahren neu vergeben wird. Gesuche sind bis zum 15. vüinuft beim Stadtrat in Reichenbcrg einzubringen, der aus Verlangen die Vcrgcbungsbcdlngnisse bekanntgibt. Ein Kind erkunll-M useum in Kiclv. Die Kiewer Zwesi, stelle des VolkidildungSkonimissariat« errichtet in Kiew ein Museum für Kindertun st. daSu» August der Oessentlichkeit übergeben werden soll. In der ganzen Ukraine werden zu diesem Zweck von Kindern her- rührende Erzeugnisse der Kunstfertigkeit, insbesondere Handzeich- »uaasn. iisamBUtt

das Turnfest in München . Verprügelte Deutschvöltische. Die Führer kneife« aus! München . 14. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Di« Hakenkreuzlsc wollen da» Turnfest beherrschen! Zu diesem Zweck hat Hitler u. a. seit einigen Tagen auf großen Plakaten sein persönliches Auf- treten in zwei Versammlungen im Zirkus Krone angekündigt, in denen auch die Führer der völkischen Bewegung in Oesterreich und in der Tschechoslowakei auf die völkischen Turner losgelassen werden sollen. Die erste Versammlung fand am Samstag vormittag statt. Es sprachen Esser, Hitler und Knirsch aus Böhmen , deren Einzug in die Manege von einer Im Stechschrltt und mit Fahnen und Standarten aufziehenden schwarzblusig uniformier, ten Roßbach-Trup'pe begleitet war. Alle drei Redner de- schlmpftne und verleumdeten in ungewöhnlich scharfen und höhnischen Ausdrücken die Regierung und die Parlamente, deren Mitglieder Hiller als Reoolutionshuren bezeichnete. Die Staatsform mußte sich den Titel Schandrepublit gefallen lassen. Auch Esser legt« sich nicht die geringste Zurückhaltung auf. llnter Bei- sallsgebrüll verkündete er die Befreiung Ehrhardts in Leipzig und überschüttele dabei den Stoatsgerichtshos mit Hohn und Spott. Ganz München müsse die nächsten Tage im Zeichen de» Hakenkreuze» stehen, und da» Turnfest müsse ein Markstein in der Geschichte der völkischen Bewegung werden. Um die Mittagsstunde verließen die Führer im Auto die Stätte ihrer demagogischen Triumph«, nachdem Hitler am Schluß die Masse noch onseuerte mit der Mitteilung, daß vier Fünftel der Münchener Bevölkerung hinter ihm stünden und daß seine Partei allein in München 23 000 Mitglieder zähle. Die uniformierten Hakenkreuzler und Roßbach- L e«.t« bildeten nun unter dem Kommando des Stechschrittleutnants L u d o w i c i des gleichen Bürschlein», der kürzlich wegen Er- stürmung des Hotels Grünwald vom Bolksgericht München mit seinen anderen Kumpanen freigesprochen wurde einen Zug, um mit wehenden Fahnen ins Stadtinnere zu ziehen. Der Wacht- meister eine» an Ort und Stelle befindlichen kleinen Polizeiauf- gebots suchte die Leute von ihrem Treiben abzubringen und drang darauf, die Parteisahne«inzurollen. Vergeblich! Der Zug setzt« sich in Bewegung. Voran«Ine Hakenkreuzfahn« und völkische Turner. in der Mitte dl« uniformierten Roßbach-Leut« mit ihren Standarten und weiterei, Fahnen. Nach kaum 300 Metern Marschkolonne trat ihm im Torbogen des Derkehrsministeriums ein starte» Schutz- mannsaufgebot zu Pferde und zu Fuß entgegen und machte, da die Spitze des Zuges Widerstand leistete, alsbald von der blanken Waffe und dem Kommißprüg«! Gebrauch. Da der Widerstand der den Polizeimannschasten an Zahl vielfach über- legenen Menge immer heftiger wurde, ging die Polizei mit aller Schärfe vor. Die berittenen Polizisten sprengten mitten in dl« Zugkolonn« hinein; die Mannschaften zu Fuß gebrauchten ihre Hieb- wasfe mit der ganzen ihnen zur Verfügung stehenden Kraft. Der heftigste Widerstand konzentrierte sich um die Fahnen, die aber bald in den Besitz der Polizei gelangten. Innerhalb drei Viertel Stunden(zwischen 12 und 1 Uhr) mar dieser erst« Ver- such der Hokentreuzler. alz alleinige Herrscher in München aufzu- treten, durch das Eingreifen der Polizei vereitelt. Die eigentlich schuldigen Drahtzieher der Demonstration sind dl« Redner in der vorangehenden Versammlung, die mit großen Worten davon sprachen, dl« wahren Führer müßten sich an die Spitz« der Bewegung stellen, nachher aber im Auto da» Weit« suchten. Nur der Sudetendeutsche Knirsch nahm an der Demonstration aktiv Anteil, indem er die Leute mehrmals ausforderte, dem Verbote der Polizei entgegen die Fahnen aufgerollt zu tragen. Der eigentlich« Urheber der Demonstration Ist der sattsam bekannte Christian Weber von der Münchener Parteileitung der Ralionalsozialisten. der dl« anfängllch zaudernden Leute ausforderte, ste sollten nur marschieren, während er selbst den Zug auf einem Kraftrad begleitete. Bei dem Zusammen- stoß mit der Polizei war von dem tapferen Weber keine Spur mehr zu sehen. Für Montag vormittag hat Hitler zu einer neuen größeren Demonstration aufgerufen. Lebensmittelwucher in der Grünungszelle. ZRunchen, 14. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Infolge des riesigen Fremdenzustroms nahm die Teuerung in München während der letzten Tage ungeheure Folge» an. Ein großer Teil der Ge» schäftswelt setzt die Preise in skrupelloser und verbrecherischer Prosit- gier täglich, ja stündlich in die Höh«. Von Sonnabend ab kostet z. V. ein Kilo Fleisch 100000 M.. ein Liter Milch 3000 M..«in Liter»ier 9000 bis ISOOO M., eine Weißwurst 10000 M. Am Sonnabend vormittag beschäftigt« sich der Finanzausschuß de» Land» tag es mit diesen Vorgängen. Von nahezu allen Seite« wurden heftige Vorwürfe gegen da» Landwlrtschaftsmini- sterium erhoben, da es nach keiner Richtung hin Vorsorge ge- iroffen habe. Genosse Endres machte darauf aufmerksam, daß die G ä r u n g unter der Arbeiterschaft in den Betrieben einen außer, ordentlichen Grad erreicht habe und vor allem die Eisenbahner, von denen man in diesen Tagen ein« nahezu übermenschliche Ar- beitsleistung verlangt, in bedenklicher Erregung seien. Wenn in den nächsten Tagen von der Regierung kein« energischen Maßnahmen getroffen werbm. so sei e» wohrscheialich»»möglich. Unruhen zu owweiden. i

Der Ministerrat wird am Montag zu dieser Sachlage Stellung nihwen. Der Bezirksvorstand Oberbayern - Schwaben der So- zioldemotratischen Partei hat am Freitag über die Ernährungs. katastrophe beraten. Um die drohende Gefahr zu bannen, schlägt er folgende sofort zu ergreisende Maßnahmen vor: Beschlagnahm« de» noch vorhandenen Getreide«, Erfassung des Schlachtviehes, der Milch, der Hülsenfrücht«, de, frischen Gemüses und der bei den Produzenten und Großhändlern lagernden Vorräte an Fett und Eiern, ferner Regelung der Brennstoffversorgung durch die Ge- Menden, die ebenfalls die Bekleidung der minderbemittelten Be- vdikerung vornehmen sollten und schließlich noch amtliche Fest» stellunz der Produktionskosten._ Schieösfpruch in Gberschlesien. Entscheidung über die deutsche Schule in Rybnik . Veulhen. 14. Juli. (MTB.) Der Präsident der gemischten Kommission für Oberschlesien , Bundesrat C a l o n d c r, fällt« seine erste Entscheidung in einer deutsch -polnischen Streitsache. Es handelt sich um die S chulver h äl in i s se für die Minderheit in der in Ost-Oberschlesien gelegenen Kreisstadt Rybnik . Die Entscheidung de» Präsidenten spricht sich unzweideutig zugunsten des be- schwerdesührenden deutschen Schulvereins aus und weist den vorläufigen Entscheid des polnischen Minderhmtsamis als irrig zurück. Ln den Ausführungen Calonders wird dos Verhalten d�r Rybniker Ortsbehörden gegenüber der deutschen Minderheitsschule mißbilligt. Die Behörden werden verpflichtet, für die von ihnen ausgehobeneSchul« entweder das frühere Gebäude wieder- her zurichten oder ihr andere gleichwertige Räume zu geben. Grunüfätze für Gefangenenbehanülung. Di« Bundesstaaten hatten im Jahr« 1897 vorläufige Grundsätze für den Vollzug von Freiheitsstrafen vereinbart. Jetzt, nach 26 Jahren, sind die Landesregierungen über endgültige Grundsätze einig geworden. Aus der Menge der Bestimmungen können nur einige der wichtigsten mitgeteilt werden. Strafanstaltsbeiräte können auch außerhalb des Beamtenkörpers gebildet werden. Die Ge. fangen«» sind e r n st, g e r« ch t und menschlich zu behandeln. Ihr Ehrgefühl ist zu schonen und zu stärken. Rauchen. Kauen und Schnupfen kann während der arbeitsfreien Zeit gestattet werden. Der Genuß geistiger Getränke ist nicht erlaubt. Frauen sind möglichst auch in hauswirtfchastlichen Arbeiten auszubilden. Kopf-undBarthaar dürfen gegen den Willen des Gefangenen nur aus Gründen der Reinlichkeit und Schicklichkeit geändert werden. Die Gefangenen dürfen in bestimmten Zeitabständen Besuche empfangen. Die Unterhaltung muß überwacht werden, ist aber schonend auszuüben. Die tägliche Arbeitszeit beträgt im Zuchthaus in der Regel nicht mehr als zehn, im Gefängnis nicht mehr als neun Stunden._ Erst verschleppen önnn ablehnen. Frankreichs Haltung zu Baldwins Vorschlag« Part». 14. Juli. (MTB.) Wie dasJournal' mitteilt, hat gestern der Ministerrat beschlossen, der britischen Aktion zur vollkommenen Entwicklung Zeit zu lassen, damit man alsdann in voller Kenntnis handeln könne. Es sei, so schreibt der Außen- Politiker des Blattes, zwar verlockends sofort die Offensiv« zu ergreifen, da das zu erwartende englische Dokument leicht von v o r n h.« r e i n zu widerlegen wäre. Man wolle aber in Ruhe den englischen Entwurf abwarten, da es dann möglich wäre, daß er die wesentlichen Direktiven der franko-belgischen Politik a n n e hni e, so die Notwendigkeit einer vorherigen deutschen Kapitü» l a t i o n. Wenn der Entwurf ferner erkläre, daß die Ruhrbesetzung bis zur vollkommenen Regelung der Reparationsfrag« fort- gesetzt werde, und wenn er als das Minimum der Zahlungen das annehme, worauf ssch Belgien und Frankreich festgelegt hätten, so könne man in den Verhandlungen fortfahren. Im gegenteiligen Falle aber werde Frankreich sich nicht zu einer diplomatischen Aktion verstehen, die schon von vornherein zur Unfruchtbar- keit verurteilt sei. Frankreich Hab« eine starke Stellung. Es werd« warten, bis England ihm den Beweis für die Richtigkeit seiner Methode gebracht haben werde. Cre Nouvelle' will wissen, daß der gestrige Kabinettsrat es nicht abgelehnt habe, sich mit einer gemeinsamen Antwort an Deutschland zu befassen. England suche«inen Schiedsspruch des Völkerbunds, wie man jetzt in Paris anzunehmen scheine. Der Schlüssel der künftigen Politik in der Reparationsfrage liege also nicht in Parts, London oder Brüssel , sondern in Genf . Nur kein Sachverständigenurteil! pari». 14. Juli. (MTB.) In bezug auf die Reuter-Meldung. in der von einer internationalen Sachverständigenkonferenz die Rede ist, bemerkt derMail n", wenn da» der Hauptzweck sein solle, so sei«a weder Frankreich noch Belgien möglich, jemals diesem internationalen Tribunal die Entscheidung über ihr« nationalen Interessen anzuvertrauen. Amerikanische Presse über Baldsvins Rede. New York . 14. Juli. (WTB.) Die Rede des englischen Pre. mieministers, die von der gesamten Press« ,in Wortlaut veröffentlicht wird, hat hier großen Eindruck gemacht. Di« meisten der hier vor- liegenden nordameritanischen Zeitungen billigen den Standpunkt Baldwins und teilen die Ansicht, welche dieWashington P o st' wie folgt zusammenfaßt:Ein eigensinnige, Festhalten Frankreich , an seiner gegenwärtigen Politik und an seiner gegenwärtigen Handlungsweise würde angesichts des von England zum Ausdruck gebrachten Stand- Punktes Unheil bedeuten.'New Park Times' befürchtet, daß die Hereinziehung der alliierten Schulden die Lösung des Reoarationsproblems erschwert, bezeichnet aber im übrigen die Rede Baldwins als ausgezeichnet.Nero Port World' nennt die Red« immerhin einen Fortschritt. Eine hiervon abweichende Meinung äußert nurNew Bork Tribüne", nämlich, daß England kein Recht habe, Sonderabmachungen zu treffen, weil da» die Entente zerstörren und den Friedensvertrag zunichte machen würde.--»New Bork American' schreibt, die CrklSruug Valdwin, bringe da» moralische Gefühl der ziviltfleclea Welt zum Ausdruck. England habe recht, sowohl von seinem eigenen Standpunkt, wie von dem der Welt und Amerika. Evenirig World' hält die Er- klärung, daß die Alliierten vor der Besetzung des Ruhrgebists mehr an Reparationen erhalten haben als nachher für besonders wich- tig und meint, die französisch« Regierung könnte diesen Angaben nur entgegentreten, wenn sie in der Lage sei, sie durch Tatsachen zu widerlegen.»Eoening Mail' sagt, di« bevorstehend» britische Note sei offenbar nicht nur bestimmt, Deutschland , sondern auch Frankreich und Europa zu retlcn. Die» sei ein Plan, in dem Amerika eine hervorragende Rolle spielen könnt«»mb sollt», dm« nirgend» wünsche man mehr als w Amerika , de» Gefahr neu» krteyrtscher Verwicklungen vermiede» zu sehen.