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behaupten, daß den also Mißhandelten die Ausübung ihrer Aemter nicht unmöglich gemacht werde. Beispiele ähnlicher Art ließen sich mehrfach anführen. Im zweiten wesentlichen Punkt, dem Verhältnis des Rechts der Beamtenräts zum übrigen Arbeitsrecht, machen sich gleichfalls beunruhigende Erscheinungen geltend. Die Idee des Beamtenrätewesens ist dem inodernen kollektiven Arbeitsrecht innerlich verwandt, denn das Beamtenrätegesetz soll das durch das Betriebsrätegesetz in der gesamten Wirtschaft eingeführte Prinzip der Betriebsverfassung auch für die Beamtenschaft zur Anwendung bringen. Der Rechtswissenschaft ist es, unter Mitwirkung nomhafter Vertreter der Arbeitnehmerschaft, gelungen, aus der durch das Betriebsrätegesetz enstandenen Praxis eine feste Ordnung der Rechtsbegriffe und ihrer Anwendung zu bilden. Was läge nun näher, als bei der Bearbeitung des Beamtenräterechts diese so geschaffene Ordnung, die im Begriff ist, sich im Bereich der Betriebsräte allgemeine Anerkennung zu erringen, unter Be- rückfichtigung gewisser Eigenarten"des Arbeitsverhältnisses des Beamten auf die' Beamtenschaft anzuwenden und das Veamtenoertretungsgesetz auf solche Weise harmonisch einzu- ordnen in das gesamte Arbeitsrecht? Statt dessen sind die Vertreter der Regierung bemüht, das Gegenteil zu erreichen, das Recht der Veamtenräte den Auf- gaben der Betriebsräte so unähnlich wie möglich zu gestalten, alle bereits gefundenen Begriffsbestimmungen wieder zu v e r- wischen, die ganze mühsam geschaffene Ordnung voll- ends auf den Kopf zu stellen. Das Ergebnis dieser Bemühungen, das Beamtenvertretungsgesetz in seiner gegen- wärtigen Gestalt, ist daher, wie Ministerialrat Genosse Dr. F l a t o w in einem ArtikelDas kollektive Arbeitsrecht und das Beamtenvertretungsgesetz" in Nr. 23 derSozialen Praxis" im einzelnen nachgewiesen hat, ein Musterbild von In- kons equenz und Konfusion. Aber auch in diesem Unsinn liegt Methode. Es zeigt sich nämlich gelegentlich deutlich die Absicht, von einem verpfuschten Beamtenrätegesetz späterhin die Forderung nach einer Kür- zung der Rechte der übrigen Arbeitnehmer beiBehördenundöffentlichenBe trieben abzu- leiten und für alle Arbeitnehmer dieser Kategorie das alte Gewaltverhältnis, als welches das Arbeitsverhältnis im öffentlichen Dienst von den Regierenden auch heute noch aufgefaßt. wird, wiederherzustellen. Die Vorarbeiten dazu werden von den Behörden, die zahlreiche Angestellte und Arbeiter beschäftigen, gleichfalls schon jetzt getroffen, und zwar ist man hier bestrebt, möglichst große Kreise der Staats- arbeitnehmer vom Geltungsbereich der Tarifverträge auszu- schließen und daneben das Recht der Betriebsräte durch eine fortgesetzt und mit der übelsten Nadelstichmethode getriebene Auslegungspraxis zu kürzen. Auch hierin betätigt sich die Reichseisen bahn Verwaltungführend", aber sie be- findet sich auch dabei in Uebereinstimmung mit anderen Be- Hörden, die bei der Beratung von Tarifverträgen und ähn- lichen Kollektivregelungen an die gewerkschaftlichen Organisa- tionen in einzelnen Fällen wörtlich die gleichen Anträge stellten, wie das Reichsverkehrsministerium. Aus den an diesen Vorgängen erkennbaren, in aller Stille entwickelten Tendenzen müssen ernste Gefahren für die Fortentwicklung und den. Bestand des gesamten modernen Arbeitsrecht entstehen, wenn ihnen nicht Einhalt geboten wird. Gesingt es wirtlich, nennenswerte Teile der Staatsarbeiter- schatt�pon, de,n Vorteilen d, es kollektiven Ar- b Ais recht s auszuschließen und, was das Ziel der dar- gestellten Bemühungen ist, für sie den alten Zustand sozia- l s p...F a u str cch t s wiederherzustellen, so muß das die nachteiligsten Rückwirkungen für die gesamte Arbeitnehmer- schaft zur Folge haben. Denn wie kann es der Staatsgewalt gelingen, eine gesetzgeberische Tendenz weiter zu verfolgen, die von maßgebenden Staatsbehörden bekämpft wird, wie kann die Staatsgewalt hoffen, die Unternehmerschaft zur Achtung vor Gesetzen zu nötigen, deren Bindungen sich der Staat als Arbeitgeber selbst zu entziehen trachtet. Es ist notwendig, daß sich die gesamte Arbeiter- und An- gestelltenschaft dieser Zusammenhänge bewußt wird und ihre
Die Räuber* im Zentraltheater. Das Ensemble, das uns gestern im alten gemütlichen Zentral- TheaterDie Räuber  " beschert«, nennt sich Schauspieler- t h e a t e r. Ein etwas sonderbarer Name. Sind nicht oll« Theater Schäuspielertheater? Die Jungen(und nicht die schlechtesten) unter den Künstlern behaupten: Nein! Wie sich die Berhältnisse entwickelt haben, sind wir zu Handlangern, zu Maschinen, zu Theaterkommis der Direktoren geworden. Wir sind aber Schauspieler und wollen Schauspieler sein. Es war nicht allzu schwer, einige zusaminenzu- trommeln, die es satt hatten, weiterhin Eehilfen des Theaterkassierers zll spielen. Die gestrigeRäuber"-Zlufführung war so etwas wie Hoffnung bringender Theatsrstühlmg. Sie scheint mir ein Weg aus dem Sirmpf, in dem unsere Theater zu versinken beginnen. Deshalb laß mich, geduldiger Leser, ein wenig bei den Ursprüngen verweilen. Bei den Künstlern war im Laufe der Zeit die Verbitterung wegen ihres Sklaventums zu einem schwelenden Vulkan geworden. Um die Jahreswende machte sie sich Luft im Schauspielerstreik. Als er damals mit einem, wie es den Stürmenden schien, faulen Kompro- miß endete, brach die Empörung los. Mit edlem Feuer schleuderten damals Granach  , Reuß und Karchow ihr« Anklagen gegen Direktoren und Bühnengenossenschast. Dieterle stand grollend in der Ecke. Das Gespenst der Spaltung tauchte auf. Nun haben sich die, deren Kunst- willen noch lebendig ist, zu einem freien Ensemble zusammen- gefunden, das zuerst der Kunst und erst in zweiter Linie der Kasse dienen will.(Dieterle ist leider nicht dabei.) Was wir gestern auf der primitiven Bühne in der Alten Jakob- straße sahen, war«in Erlebnis. Einen Holzklotz und kein Herz im Leide müßte haben, wer da nicht gepackt und im Innersten aufge- rüttelt worden wäre. Jeder Darsteller hatte sich mit Inbrunst in seine Rolle versenkt. Manch« Gestalt würde ich anders aufgefaßt haben, um Schiller gerecht zu werden. Aber die Auffassung der Künstler war sorgsam durchdacht, das Spiel bis ins Letzte auszise- liert: jeder gab seine Rolle und zugleich sich selbst. Das ist das gute Recht des ernsten Künstlers. Heinrich Georg« spielte den Karl, seder Zoll ein Held. Das grollte wie fernes Gewitter, da«nt- lud sich krachend der Blitz der Empörung, da jubelt« es befreiend auf aus niedergehaltenem Menschentum. Den Franz sahen wir gestern nicht als schleichende intrigierende Kanaille: Alexander G ra n a ch legte in ihn die Kraft des aus dem Käfig befreiten Tigers. Er schreit, zischt, trällert eine wild« gewaltige Smyphonie des Haffes. des starren Willens, der Verzweiflung. Cr überhaspell sich, dreht sich wirbelnd um sich herum, rast. mit dem Feuer der schäumenden Geste. L e o R e u ß als Schweizer   war ein ganzer Kerl. Fürchter- lich, unheimlich mit seinein Raubtiergebiß, seiner machtvollen heiteren Stimme und seinen kraftstrotzenden Bewegungen. Eine eigenartige
Bedeutung erkennt, um die von hier aus drohende Gefahr abzuwenden. Es zeigt sich an diesen Tendenzen, daß das Recht. der Beamtenräte und seine Gestaltung durchaus nicht nureineAngelegenheitderBeamtenschaftist.
Das erkannte tveltgewissen. Die Doktoren der auswärtigen Politik im deutschnatio- nalen Lager sind in der Beurteilung der gegenwärtigen Si- tuation offenbar nicht ganz einig. In der mehr völkisch ge- richtetenDeutschen Zeitung" setzt Maurenbrecher täglich aus- einander, daß Baldwin vor Poincarä zu Kreuze gekrochen sei und daß nun nichts anderes übrig bleibe als nationale Selbsthilfe in Form einer Volkserhebung. Demgegenüber ver- tritt dieKreuzzeitung  " eine ganz andere Auffassung. Sie veröffentlicht jetzt einen Leitaufsatz von Prof. Dr. He n n i g- Düsseldorf  , der als Wirkung des englischen Vorgehens die vollständige Isolierung Frankreichs  , sogar seine Trennung von Belgien   ankündigt und dann mit folgenden Worten schließt: Wir Deutschen   können nicht viel tun, um diese für uns e n t- schieden günstige Entwicklung zu beschleunigen, aber das Wenige, was wir tun können, genügt, um die Entwicklung selbst zwangsläufig und unvermeidlich zu machen: Ausharren im p a s s i- v e n Widerstand gegen Frankreichs   Ruhrpolitik, bis Poincares paffi- ver Widerstand gegen dos Weltgewiffen und die Stimme der poli- tischen und wirtschaftlichen Vernunft überwunden ist. Diese Stimme der Vernunft erklingt heut in allen Haupfftädten der Welt, außer in Paris  , sogar schon iif Brüssel  , wenn auch vorläufig noch leise und zaghaft. Herr Baldwin hat es in der Hand, sie zum unwider- stehlichm Orkan anwachsen zu lassen. Aber wird er der Mann sein, diese geschichtliche Mission zu vollbringen? Diese Aeußerung wäre in einem sozialdemokra- tischen Blatt nicht auffallend. In derKreuzzeitung  " ist sie höchst bemerkenswert und das um so mehr, als sie von einem deutschnationalen Wortführer ausdembesetztenGebiet stammt. Denn eine schärfere Verurteilung der bisherigen deutschnationalen Politik, als sie in diesem Urteil unausge- sprochen mit eingeschlossen ist, läßt sich kaum denken. Jedermann weiß, daßdiese für uns entschieden günstige Entwicklung" durch das Memorandum vom 7. Juni, das heißt durch die konsequente Betonung der deutschen   Er- füllungsbereitschaft ausgelöst worden ist. Wer aber hat diese' von der Sozialdemokratie befürwortete Politik schärfer bekämpft als die Deutschnationalen? Und wie ist die sozialdemokratische Presse in den deutsch  - nationalen Blättern verlacht und verhöhnt worden, wenn sie vonpolitischer und wirtschaftlicher Vernunft", ja sogar von einemWeltgewiffen" zu reden wagte? Regelmäßig wurde sie dann belehrt, daß moralische Kräfte in der aus- wärtigen Politik garnichts bedeuteten und daß es eine lächer- liche Illusion sei, die Gefühle der Rechtschasfenheit und Mensch- lichkeit mit in Rechnung zu stellen. Erinnert man sich all dessen und sieht man heute dieKreu,zzeitung" vor demWelt- gewissen" huldigend in die Knie sinken, so könnte einem das Weltgewissen" beinahe leid tun. DerKrcuzzeitungs"-Artikel des Herrn Prof. Henning wird uns dennoch wertvoll bleiben, wo immer uns die plumpe und brutale Gewalttheone der Deuffchnationalen noch cut- gegentritr.
Unhaltbare Zuftänöe. Ter Faschiftenrummel in Tcmplin. Im Laufe des Juni gelang es unseren Genoffen in Templin  , ein größeres W a ss e it a r s e.n a l der F a s ch i st e n zu entdecken. Der deutschoölkischen Monarchisten, die sich so plötzlich entdeckt sahen, bemächtigte sich zunächst eine sehr starke Beklemmung, weil sie wahrscheinlich annahmen, daß ihre Entlarvung nicht ohne Folgen sein werde. Als aber alles glimpflich ablief, gingen sie mit doppeller Frechheit vor. Heute find. sie so weit, daß sie offen für die Gründung eines Frontsoldatenbundes Stahlhelm werben. Der Zweck der Uebung? Der Stahlhelm istder Sammelplatz aller wahr- Haft deutschen   Männer, die der Geist beseelt, der uns vor IVO Jahren vom napoleonischen Joch befreit hat.. er ist der Sammelplatz
Leistung H. H. von Twardowsky als Spiegelberg  . Ein windiges Männchen mit verstiegenen Ideen, tänzelnden, gesucht manirierten Gesten, der einzige, dem man den Menschen nicht ganz glaubte, der auch auf den Brettern Schauspieler blieb. Leonhard Stecke! bot ein« erschütternd« Leistung als Roller, als vom Galgen eben Befreiter. Ergreifend in seiner Schlichtheit Robert Taub« als alter Moor. Ich kann nicht alle einzeln aufführen. Jeder füllte würdig seinen Platz aus. Die Bühneneinrichtung war in geschickter Weise den primitiven Berhällnissen angepaßt. Der Vorderbau blieb in allen Auftritten derselbe, nur der Hintergrund wurde verändert. So gingen die vielen Verwandlungen ohne Zeitverlust und reibungs- los von statten. Natürlich mußt« der reine Kunstwille der einzelnen zusammen- gefaßt werden. Ein Manager mußte da sein. Cr war tüchtig, fast möchte ich sagen zu tüchtig. Auf dem.Programm steht:22 Ope- retten, lv Schwank«, das ist der Spielplan der Berliner   Bühnen! Das Schauspielertheater spieltDie Räuber  " von Schiller  ." Na ja, das ist ganz hübsch, es ist geschickt, einen Klassiker herauszugreifen, in dem jeder Schauspieler sein« ganz« Wesensart entfalten kann. Aber es bleibt doch immer das mit Ungeheuerlichkeiten überladen«, nach Effekten haschende Jugcndwerk Schillers. Immerhin: der An- fang ist gemocht, wir hoffen auf weitere künstlerische Erlebnisse. Welchem Umstand haben wir den gestrigen Genuß letzten Endes zu danken? Aus einem sozialen Kampf, den die bürgerlichen Spießer nur als etwas Zerstörendes anzusehen imstande sind, ist etwas Großes geboren: wir haben wieder ein Theater in Berlin  ! Ernst Degner.
Ausgaben der Schulmuseen. Während der Lehrmittelwoche des Z-ntralinstituts für Erziehung und Unterricht, die in Berlin   vom 11. bis 16. Juni tagie. traten auch die dabei anwi�enden Vor­stände deutscher Schulmuseen zu ciner Besprechung zu- stimmen. Die Anwesenden waren grundsätzlich darüber einig, daß Schulmuseen nicht antiquarisch-histori'ch zu leiten seien, sondern die unmittelbare Beziehung zum Leben und zur Schule zu pflegen haben. Sie sollen sowohl dos Lehrmittel, das den Anforderungen der Zeit entspricht, durch o-eignctc Ausstellung und Erklärung zeigen, als auch praktisch mit Rat und Tat der Schule ia Lchrmittelfragen helfen. Hierbei wird es sich besonders um Nachweis, Vermittlung, Instandhaltung und Anfertigung von Lehr- Mitteln handeln. Bei Durchführung dieser Aufgaben sind die ort- lichen Verhältnisse stets zu berücksichtigen. Zum Zwecke der Förderung der Schulmuseen wurde die S ch a f- fung eines N a chr i ch te u d i e n si e s über ihre Arbeiten als wünschenswert anerkannt. Die Mitteilungen der einzelnen Schul- mukeai stillen zu Arbeits- und Auskunstszwecken beim Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht gesammelt, und, soweit sie von allge- meinem Jntersse sind, in demPädagogischen Zentralblatt" ver- öffentl cht werden. Das Zentralinstitut bittet, einschlägiae Mittci- lungen an seine Ausstellungsabteilung, Berlin   W, Potsdamer i Straße 120, gelangen zu lassen.
für jene, dieTaten und Opfer bringen wollen, wenn das Vaterland sie braucht", heißt es in einem Werbeaufruf für den Bund. Liest man's so, dann könnte es im ersten Augenblick ganz leidlich er- scheinen. Aber dieser treudeutsche Ton ist nur das Möntelchen für innerpolitische Zerstörungsarbeit. Das geht ganz eindeutig aus dem weiteren Teil des Ausrufs hervor. Wen nimmt es wunder, daß der Stahlhelm auf die Farben schwarz weiß- r o t schwört! Wen nimmt es wunder, wenn er dieWiederher- stellung Deuffchlands auf völkischer Grundlage" als fein Ziel hinstellt! Das alles ist sehr deutlich. Man kennt ja das völkische Programm, das zwar auch den Kampf gegen den äußeren .Feind predigt, das sich aber zunächst einmal auf den Kamps gegen den innerenFeind" einrichtet.Der Bolschewismus flammt allüberall auf und will uns den Rest geben",mit unserem Geist wollen wir die politischen Parteien befreien, wo es sich nur um national oder international handelt...", so hetzen die Stahlhelm- leute. Man kennt die Weise derer um Hitler  , Wulle, Graefe und Henning und weiß, was sie zu bedeuten hat. Man wird sich also die Leute etwas genauer ansehen müssen. die sich hier zunationalen" Taten zusammenfinden, man wird sich vor allem mit ihrer Tätigkeit bekannt machen müssen, die sich hinter den Kuliffen vollzieht. Führer der so überaus Nationalen ist ein Lehrer Dolge, Vorsitzender der deutschoölkischen Orts- gruppe. Er ist zugleich der Herr, der durch die Entdeckung des Waffenlages am meisten auf den Trapp gebracht worden ist. Ein andere? Führer ist Gesang nisinspektor Wilhelm, der die Gefängnismauern für ein durchaus geeignetes Versammlungo- lokal zu halten scheint. Was sich gelegentlich hinter diesen Gefängnismauexn a b s p i e lt,' vermag naturge- mäß ein Laie nicht zu sagen. Daß diese Herren mit Mitteln� ar- beiten, die nicht aus Templin   selbst stammen, sah man an einer Demonstration, an der Marschkolonnen und eine Musikkapelle beteiligt waren, die nicht aus dem näheren Umkreis von Templin   stammten. Mit Recht fragt sich der republikanische Teil der Bevölkerung von Templin  , welche Karten hier gespielt werden und auf wessen Geheitz sie gespielt werden. Mit Recht ist sie aufs äußer st e beunruhigt und erregt, wenn es vorkommen tonn, daß Landjäger dem aufreizenden Treiben der Stahlhelmleute vollständig apathisch gegenüberstehen, daß sie aber Republikaner, die die Angelegenheit öffentlich zur Sprache bringen, verhaften. Wie die Stimmung in Tcmplin ist, geht aus einem uns zur Verfügung gestellten Schreiben hervor. in dem es heißt: Nehmt nicht alles auf die leichte Schulter. Es wird von Tag zu Tag gefährlicher. Ihr seht nichts davon. W i r sehen das ganz« Treiben. Wir werden uns eines Tages überrumpeln lassen. Von feiten der Behörden geschieht hier nicht das geringste." Uns scheint es an der Zeit, in Templin   einmal nach dem rechten zu sehen. Die offizielle Gründung des Stahlhelms war auf den 4. Juli angesetzt worden, ist aber aus uns unbekannten Gründen um 14 Tage verschoben worden. Wir sind der Ansicht, daß die Gründung des.Stahlhelms rechtswidrig wäre. Aus seinem Programm und aus den Vorgängen in Tcmplin geht hervor, daß es sich lediglich um einen Ableger der für Preußen verbotenen Deutschvölkischen Freiheitspartei handelt. Jeder Be- cimte und Angestellte des Staats, der diese Bestrebungen unterstützt, verletzt seine Pflichten. Die nationalsozialistischen Störenfrieüe. München  , 17. Juli.  (WTB.) Die zweite Hitlerver« f a m m l u n g am Montag vormittag im Zirkus Krone war ver- boten worden. Es hatten sich aus dem M a r s s e l d e viele Nationalsozialisten und auswärtige Turner angesammelt, die, nach- dem sie lange vergeblich auf Hitler   gewartet hatten, einen Zug formierten, der unter Vorantragung der alten Reichs- flagge bis in die Schcllingstrahe kam, wo die Polizei versuchte, den Zug aufzulösen. Inzwischen war Hitler   auf dem Platze er- schienen, dem es gelang, die Leute zum Auseinamdcrgehen zu bewegen. Am Abend veranstalteten die Rationalsozialisten zwei Versammlungen im Salvotor-Keller und im Mathäscr-Bräu. Während die erstere Dersammlung ungestörl verlief, kam es im Mathäser-Bräu zu Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und anders gesiunten auswärtigen Gästen. Bon der blauen Polizei wurde die Ordnung im Saale wiederhergestellt.
Louis Couperus  , der bekannte niederländische Schriststell-r und Dichter, ist gestern, kurz nach Vollendung seines 60. Lebensjahres, in Amsterdam   an den Folgen ciner Blutvergiftung, gestorben. Er wor seit 1803 Miiredakteur der ZeitschristDe Eids" und hat sich als Lyriker, vor allem aber als Verfasser von Novellen und Ro- manen einen Namen gemocht. Eine seine und tiefe Seclenmalerei, die den stillen wie leidenschaftlichen Regungen des Menschenherzens in gleicher Weise Ausdruck zu geben weiß, und ein« überaus reizvolle. innige und anschmiegsame Sprache zeichnen seine Dichtungen aus. Viele Werke von ihm sind ins Deutsche übersetzt worden. EinGesundheits-Aeldzug" ist in den Vereinigten Staaten   von dem Nationalen Gesundheitsrat er- öffnet worden, einer Körperschaft, die aus Vertretern sämtliche? hygienischer Organisationen Amerikas   besteht. Das Feldgeschrei, unter dem dieser Kamps für die Gesundheit der amerikanischen   Bürger eröffnet wird, lautet:Jung mit 7 6!" Man verspricht jedem Amerikaner, der sich den Borschriften des Gesundheitsrats fügt, seinem Leben 20 Jahre zuzusetzen. Die Bewegung stützt sich auf die statistische Feststellung, daß die durchschnittliche Lebens- d a u e r der Amerikaner während des letzten Holben Jahrhunderts von 1870 bis 1920 von 41 auf 56 Jahre verlängert wor- den ist. Wenn es nun gelungen ist, dem Leben eines jeden durch- schnittlich 15 Jahre zuzusetzen, soll es bei Vvllkommnung der hygienischen Maßnahmen möglich sein, ihm weiter« 20 Jahre zu schenken.In 50 Jahren", heißt es in dem Aufruf,wird dos Durch- schnittsalter des Amerikaners anstatt 56 Jahre 76 betragen, und er wird sich kräftig genug fühlen, um auch mit 76 sein Leben zu genießen, ja sogar auch, wenn er noch viel älter ist." Der Haupt- grund für die Abkürzung der Lebenszeit wird darin gesehen, daß der Amerikaner zuviel ißt und daß er zuviel Fleisch ißt. Der Gesundhcitsrat lädt alle Bürger ein, sich in den nächsten 12 Monaten einer gründlichen körperlichen Untersuchung durch einen Facharzt zu unterziehen. Des weiteren soll sich jeder alljährlich an seinem Geburtstage untersuchen lassen, damit die ersten Anzeichen einer Gesundheitsoerschlechterung erkant und sofort Mittel dagegen angewendet werden können. Wenn das Geheimnis der ewigen Jugend darin besteht, wenig zu essen und besonders auf die Fleischnahrung zu verzichten, dann sind wir Deutschen  , Dank der Fürsorge unseres agrarischen ,.Nähr>t standes", in der beneidenswerten Lage, uns ein Alter-wie Methu� falem versprechen zu dürfen, und wir können auf ärztliche Untere suchungen an unseren Geburtstagen ruhig verzichten. Für die Notgemciuschaft der deutschen   Wissenschaft. Di« General Electric  <! am p a iry in N e w?) o r k hat unter Beteili- gung der Allgemeinen ElektrizitätS  -Gesellschast und deS SiemenS-KonzernsderNotgemeiiischastderDeutscheii W i> i e n s ch a j t(Bcrlln E. 2, Schloß, Portal 3) einen Betrag von zunächst ItilXX) Dollar zur Perfügung gestellt, mit dem Ziel, durch einen von der Notgemeinschast zu begründenden beionderen Au Sich u h die ivissenschait- iiche Forschung aus dem Gebiet- der E! e k t r o p h v s i l zu fordern. Der AuZschuh ist berufen und tritt erstmalig am 23. Juli zusammen. Porsitzender des Elektrophysik- AuSichniseZ ist Geheimer RcgicrungSrat Professor Dr. Planck. Berlin  . GeichästSsührer Dr. A. Berliner-.Berlin W. 9. Linkstr. 23/21. an den die Anträge zu richten find. Die näheren Richtlinie» werden im übrigen durch dl« Fachpresse bekanntgegeben.