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In der heutigen Gestaltung des schwurgerichtlichen Ver- fahrens liegen allerdings Mängel, die der objektive Beurteiler nicht verkennen kann, Mängel, die die große Gefahr eines Fehl- spruchs in sich tragen. Die strenge Trennung zwischen Ge- schworenenbank und Berufsrichtern führt häufig auch zu Ergeb- niffen, die dem Empfinden des Volkes sowohl als dem Willen der Geschworenen selbst zuwiderlaufen. Soll man dieser Man- gel wegen nun die ganze Institution der Schwurgerichte be- seitigen oder nicht vielmehr die Fehler, die ihr anhaften, zu beseitigen versuchen? Oberster Leitsatz für die Strafgerichtsverfahren soll und muß die Erhaltung und Vertiefung des Ver- trauens des Volkes zu seinen Gerichten sein. Es ist bedeutsam, daß das Schwurgericht trotz der ihm anhaf- tenden Mängel im deutschen   Volke ganz fest verankert ist und seine Sprüche wie die keines anderen Gerichts geachtet werden. Es beruht dies wohl darauf, und das deckt sich auch mit meiner Erfahrung, daß die zwölf Männer aus dem Volke, die bei ent- sprechender Wahrung ihrer Auswahl sich aus den verschieden- sten Schichten zusammensetzen, dem allgemeinen Rechtsempstn- den zum Durchbruch verhelfen. Gerade auch in politischen Pro- zessen hat sich das bewiesen. Das Schwurgericht ist ein in jeder Beziehung volkstümliches Gericht, und wir wenden uns ganz entschieden gegen die Beseitigung dieser Institution, die ehemals, wie die Begründung sie nennt, ein Fremdkörper in der deutschen   Rechtsentwicklung gewesen sein mag, heute aber tief im deutschen Recht und im Rechtsempfinden des deutschen  Volkes verwurzelt ist. Nicht Beseitigung der Schwurgerichte, sondern Verbesserung ist die Forderung. Die Mängel liegen im wesentlichen darin, daß die Geschworenen bei der Beantwortung der Schuldfrage sich selbst überlassen sind und bei der Entscheidung über die Straffrage nicht mitwirken dürfen. Dem ist unschwer abzuhelfen. Einmal durch die Vorschrift, daß einer der richterlichen Beisitzer die Geschworenen in das Beratungs- Zimmer begleitet, um den Geschworenen in Zweifelsfällen die erforderlichen Rechtsauskünste zu geben. Des weiteren durch die Bestimmung, daß der Obmann der Geschworenen nebst drei weiteren, von den Geschworenen aus ihrer Mitte gewähl- ten Personen bei der Strafbemessung mitzuberaten haben, die dann die Wünsche der Geschworenenbank zur Geltung zu brin- gen vermögen. Die gesamte Geschworenenbank zur Beratung über das Strafmaß heranzuziehen ist zu schwerfällig und auch überflüssig. Schließlich läßt sich auch dem Einwand, daß die Heranziehung von jeweils 30 Geschworenen zu große Kosten verursache, durch eine Verminderung der Geschworenen auf 24 und auf ein vernünftiges, vor der Haupwerhandlrmg lie- gendes schriftliches Ausscheidungsverfahven begegnen. Weil die Mängel leicht abzustellen sind, wird man sich gegen die Abschaffung der Schwurgerichte wehren. Dann aber auch, weil das, was der Entwurf an ihre Stelle setzen will, eine Halbheit schlimmster Art ist: Ein Gericht aus drei Berufsrichtern und 6 Laien, die gemeinschaftlich nach Art der Schöffengerichte das Urteil finden. Der Entwurf behält für dieses Surrogat den Namen Schwurgericht bei, es hat aber gar nichts mehr damit zu tun. Der Charakter des Volksgerichts ist verschwunden, denn die Berufsrichter find, wenigstens praktisch, ausschlag- gebend, und die wesentlichste Eigentümlichkeit des Schwur- gerichts, wie es in fast allen europäischen   Staaten besteht, die Rechtsfindung nach dem Empfinden des Volkes ist diesem neunköpfigen Kollegium genommen. Wohl mag diese neue Gerichtsform Ersparnisse ermöglichen. Sie werden aber auf Kosten des Vertrauens in die Rechtspflege gehen. Hände weg von dem deutschen Schwurgericht. Noch manches ließe sich zu dem Entwurf sagen, was aber über den Rahmen dieser Betrachtungen hinausgeht. Hier war lediglich aufzuzeigen, daß der vorliegende Entwurf eines Ge- sttzes zur Neuordnung der Strafgerichte, der sich ein volks- freundliches demokratisches Mäntelchen umhängt, tatsächlich eine Verschlechterung der bestehenden Rechtslage im reaktiv- nären Sinn zum Nachteil der proletarischen Schichten des Volkes bedeutet. Diese Erkenntnis aber muß zu der Folge- rung führen, der Vorlage m ihrer jetzigen Gestalt schärfsten Kampf anzusagen.__
Die Tragödie des sozialististhen Pfarrers. Von August Bleler. Emil Felden  , der bekannte sozialistische Pfarrer in Bremen  , hat uns einen Roman geschenkt, der über das Niveau der üblichen Romanliteratur hinausragt, weil er weniger Roman ist als Schicksals- tragödi« eines Menschen, der bisher noch nicht als Problem, als Tragödie in der Literatur erfaßt worden ist, nämlich der> o z i a- listisch« Pfarrer, der Vertreter des religiösen Sozialismus als Pfarrer, als Bürger zweier Welten: Kirche und Soziallsmus. So erhebt sich der Roman zu einer Anklage gegen die gegenwärtige Kirche, die, wenn der Geist ihres Stifters in ihr maßgebend wäre, gerade Verkünder des Evangeliums der Menschenwürde, Propheten der klassenlosen Gesellschaft, des Weltfriedens, des internationalen Reiches der Menschenverbrüderung aller, die guten Willens sind, begrüßen müßte als rechte, wahr« Exponenten einer freien Volks- kirche. Da sie das aber nicht ist, sondern abhängig von den Mächten des Kapitalismus, Nationalismus und geistigen Rückschritts, muß sie in Albert R e i n k i n g so heißt Feldens Held einen abgeirrten Bruder", einen gefährlichen Schwärmer erblicken, der Kirche und Vaterland schädlich ist, weil er der Bourgeoisie in Land und Stadt gefährlich wird. Deshalb kommt er schließlich in so starken Konflikt mit der Behörde, daß er vor die Wahl gestellt wird: Entweder Kirche oder Sozialismus, und nicht anderes kann, als dem heiligen Geist innerer Ueberzeugung folgen und der Kirche Lebewohl sagen aus Liebe zur Relegion, zum Sozialismus. Das ist die eine Seite der Tragödie. Die andere besteht darin, daß er trotz allen Mutes der Ueberzeugung, trotz allen Eintretens für das Proletariat nicht das Echo findet in der Arbeiterschaft, das er erwartet. Wohl verehrt man in ihm den Menschen, den, der aus der Klaff« herausragt, den Vortragsredner über Religion und Sozia- lismus. Aber in die Kirche kommen, abgesehen von einzelnen, die Massen nicht mehr, in der Gemeinde arbeiten sie nicht mit. Die Gleichgültigkeit gegen die Kirche ist zu groß. Ja, sie hassen dieses Institut des KlasftnstaaKs, trotzdem sie sie benutzen zu Amtshand- langen, zur Dekoration ihrer Familienfeste(Taufe, Trauung, Ein- segnung), st« hassen die Kirche, weil alle bürgerlichen Kirchenmenschen auch die Literaten, organisierte Sozialisten, klassenbewußte Arbeiter gar nicht wollen als Mitarbeiter, sondern lieber ohne sie die Kirch« so lasten wie sie ist. So steht Albert Reinking einsam und verlosten und muß den Weg finden, den bisher noch jeder entschiedene Freund des Volkes lzat gehen müssen. Los von der Kirch« in freier Arbeit unter dem Volke, als Prediger religiöser Jnnerlichkeit unter dem Proletariat, als Pionier einer neuen Kultur sozialistischer Ge- sinnung, brüderlichen Kulturfreud«. Wir gehen nicht fehl, wenn wir in diesem Buche eine Art Faust, ein Lebensbekenntnis, mit Herzblut geschrieben, erÄicken. Aber es
Eine mpsteriöfe Geschichte. Ein gefälschtes Parteivorstands-Zirkular in einem Parteiblatt! Der Parteivorstand schreibt uns: Der Parteioorftand hatte am 6. Juli in einem nicht zur Veröffentlichung bestimmten Zirkular an die Bezirksorgani- sationen u. a. auch über Organisattonseinrichtungen zum Schutze der Veranstaltungen und des Eigentums der Partei den Bezirksorganisationen Mitteilung gemacht. Anlaß dazu gab u. a. die Sprengung der Druckerei in Münster  . Die Dresdner Volkszeitung druckt in ihrer Nummer vom 17. Juli 1923 nicht nur ganze Teile des nicht zur Veröffent- lichung bestimmten Zirkulars ab, sondern verfälscht Stellen des Zirkulars in das gerade Gegenteil. So heißt es in derDresdner Volkszeitung" u. a.: Weiter teilt der Parteivorstand mit, daß die Schutz- und Ab- wehrorganisationen, die sogenanntenproletarischen Hundert- schasten", gleich Sachsen   im ganzen Reiche zu bilden sind, und zwar gemeinsam mit den Kommunisten." In Wirklichkeit heißt es in dem Zirkular:Die Beratungen haben zu der Auffassung geführt, daß ein ge m e i n- schaftliches Arbeiten mit den Kommunisten unmöglich ist. Mit Ausnahme einiger Be- zirke in Sachsen   ist dieser Auffassung im ganzen Reich Rechnung getragen." Wenn dieDresdner Volkszeitung" deshalb meint, daß diese in einigen Teilen Sachsens   verbreitete Auffassung erst vom Parteivorstand bekämpft und dann als mustergültig für das Reich angesehen worden sei, so ist das falsch. Die in Dresden   verübte Fälschung des Parteivorstandszirkulars dürfte in der Parteigeschichte einzig dastehen. * Soweit die Mitteilung des Parteivorstandes. Nach den Ermittelungen, die wir sofort in Dresden   anstellten, hat die Redaktion in gutem Glauben gehandelt. Es kann ihr jedoch der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie reichlich u n- kritisch zu Werke gegangen ist.
Nichtswürüige Völkerverhetzung. DieDeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht unter der UeberschriftDer ewige Franzose" einen Leitartikel, der mit folgenden ungeheuerlichen Sätzen beginnt: Wenn der Franzose, der im öffentlichen Leben steht, den Mund austut, lügt er. Auch wenn er's garnicht nötig hat: auch wenn er schließlich nur sich selbst belügen kann. Ob man Mirabeau   und Robespierre   hört, Thiers oder Guizot  , Millerand ode» Poincare   es i st immer ein und dasselbe. Wenn derMatin" und ähnliches Pariser Pressegelichter im Kriege das ganze deutsche Volt als den Abschaum der Menschheit beschimpfte, so war diese Infamie nicht schlimmer als die jetzt von derDeutschen Allgemeinen Zeitung" ver- übte. Auch im schärfsten Abwehrkampf gegen die Politik des offiziellen Frankreich   bleiben solche Ausschreitungen der Po- lemik verdammenswert und wirken sie nur als eine Selbst- befudelung dessen, der sie verübt. Jeder gebildete Deutsche weiß, daß es zu allen Zeiten Franzosen gegeben hat.deren unerschrockener Wahrheitsmut auch uns Deut- schen als Vorbild dienen kann. Daneben gibt es freilich auch in Frankreich   schmutzige Gesellen, die im Dienst einer vom Großkapital gekauften Presse durch verhetzende Lügen das Volk oergiften. Aber können wir gerade nach der neuesten Leistung derDeutschen Allgemeinen Zeitung" behaupten, daß diese Sorte in Deutschland   nicht zu Hause ist?
�ntifaschiftentag und GeHörden. Die zuständigen Behörden beschäftigen sich, wie ein« Berliner  Korrespondenz mitteilt, mit den Maßnahmen, die zu treffen sind, um die öffentliche Ruh« und Sicherheit bei den für den 29. Juli angekündigten antifaschistischen Demonstrationen der Kommunisten in Potsdam   aufrechtzuerhalten. Nach Lage der Ding« und im Hinblick auf die auffallenden Aufruf« der Einberufer
ist mehr als das. Denn unter Redeverboten, Urlaubsverweigerungen, buveoukratischen Schikanen Hot Felden in Bremen   nie zu leiden gehabt. Vielmehr ist das die Eigenort der preußischen Stoatskirche, die offenbar glaubt dadurch Volkskirche zu fein, daß fle gerade die Pfarrer, die das Vertrauen der Arbeiter haben, mit solchen Maß- nahmen beglückt. Es ist also der Auffchrei des religiösen Sozialismus an die Kirche: Wollt Ihr, daß die Arbeiter Euch ganz verloren gehen?, der Appell an die Genossen: Wollt Ihr uns allein lassen? Schafft uns proletarisch« Gemeinden, denn der Soziallsmus wird nur siegen, wenn er Religion Ist. Alle, die Ihr das wollt, greift zu dem Buche Feldens:.Albert Reinkings Höhenflug", Verlag Ernst Oldenburg  -Leipzig  . Ihr werdet es nicht bereuen.
Das Deutsche Theater erheiterte gestern das Publikum mit der fünfaktigen Komödie.Schneider W i b b e l" von Hans Müller-Schlösser. Der Sommerdirektor hotte den heutzutage überraschenden Einfall, mal von guten Schauspielern anständig Theater spielen zu lassen. Aufgebaut ist das unterhaltsame Stück auf einer lustigen Idee. Der Schneider Wibbel, dem wegen seiner im Suff gemachten großschnäuzigen Aeußerungen vier Wochen Ge- sängnis aufgebrummt sind, überredet seinen Gesellen, die Strafe für ihn abzusitzen. Da passiert etwas Unerwartetes. Der vermeint- liche Schneider Wibbel   stirbt im Gefängnis und der richtige rauft sich die Haare, weil er eigentlich und mit amtlicher Bescheinigung zeitlebens'tot ist. Dieser Stoff ist bühnenwirksam, spaßig und mit Routtne ausgeschöpft: die Zuschauer amüsieren sich aufs angenehmst«. Die Figuren sind überdies mit ihren kleinen menschlichen Schwächen lebenswahr gezeichnet und stellenweise karikiert. Den Schneider Wibbel stellte Paatl H en cke l s dar, der uns als Regisseur des Steglitzer Schloßparktheaters in bester Erinnerung ist. Mal war es der angeheiterte bramarbasierende Wortheld, mal der verzweifelnde Angstmeier, mal der autoritätspochende Ehetyrann. Mit seinen durchaus echt wirkenden ungeschlachten Bewegungen war er von prächtiger Komik. Thea Grodtczinski gab die Frau Wibbel, eir« liebende, betuliche Gatttin mit hausbackenem, ganz für ihre Rolle passenden Humor. GeorgHilbertundSophiePagay taten das ihrig«, den Abend zu einem gelungenen zu gestalten. Daß alles bestens klappte, dafür sorgte der Regisseur LudwigKörner. Dsr. ver hungernde russische Student. Wie der Qst-Expreß meldet, erhebt die MoskauerPrawda", das Zenttalorgan de? Russischen  Kommunisttschen Pantei, in einem Leitartikel.Di« Lage der prole. tarischen Studentenschaft" bittere Klage über die schwere Notlage de? russischen Studentenschaft, dergegenüber das Hungerleben der russischen akademischen Jugend vor dem 5kriege geradezu rosig er- scheine. Heute nähre sich der russische Student von Heringen  : Tee mit Zucker sei ein seltener Luxus. Somit fei der neue prole- tarische Student Rußlands   unvergleichlich schlechter gestellt als ein mittlerer Arbeiter. Der Student habe weder eine menschenwürdige Behausung noch könne er Kleider und Schuhwerk instand halben oder
der Kundgebung müßte, so heißt es in der Mitteilung, mit der Mög- lichkeit von Zwischenfällen gerade in Potsdam   gerechnet wer- den, um so mehr, als bei dem starken Ausflugsverkehr nach der Havelstadt am Sonntag der Zusttom unerwünschter Element« nur schwer kontrollierbar ist. Hinzu komm« noch die Wahrscheinlichkeit von Reibereien zwischen den linksradikalm Demonstranten und Angehörigen der Potsdamer Garnison  , die ihren Sonntagsurlaub genießen und durch keinen Dienst in den Kasernen zurückgehalten werden. Man verfolg« an zuständiger Stelle die kom- munistischen Vorbereitungen mit aller notwendigen Aufmerksamkeit, namentlich auch im Hinblick auf die neueste Kundgebung der Reichs« regierung gegen die Bürgerkriegshetz«.
Gegen den Separatismus! Di« drei Bezirke Nord- und Südbayern sowie die Pfalz des Deutschen Cisenbahnerverbandes haben am Sonntag, den IS. Juli, als erste Organisation grundsätzlich zu dem Vorstoß der Bayerischen Volkspartei   und der bekannten Broschüre Rothmeier, die bayerischen Bahnen wieder zurückzufordern, Stellung genommen. Auf der Konferenz waren die Ortsgruppen- leiter des Verbandes, Vertreter der Bezirksbetriebsräte wie des Hauptbetriebs- und Hauptbeamlenrates anwesend. Dazu waren die Bezirksleiter von Sachsen  , Baden   und Württemberg   und bayerische Land- und Reichstagsabgeordnete auf Einladung erschienen. Ferner hatte auch der Hauptvorstand einen Vertreter entsandt. Nach einem eingehenden Referat des Bezirksleiters H o r l a ch« r wurde folgende Entschließung ohne Diskussion einstimmig angenommen: Die heute, den IS. Juli 1923, in Nürnberg   versammelren Orts- gruppenleiter und Funktionäre, fowie Vertreter des Bezirks- und Hauptbeamtenrates der drei Bezirke Nord- und Südbayern, sowie der Pfalz des Deutschen Eisenbahnerverbandes nehmen Stellung zu dem Vorstoß der Bayerischen Volkspartei   und der Denkschrift des Landtagsabgeordneten Rothmeier bezüglich der Rückforderung der bayerischen Eisenbahnen. DIx Konferenz kommt nach eingehender Beratung zu der Schluß- solgerung. daß weder von volkswirtschaftlichen, noch von p o l i- tischen, noch viel weniger aber vom Standpunkt des Personals aus eine Rückforderung der Dahnen notwendig oder vertretbar ist. Die Abtrennung der bayerischen Dahn von der Reichsbahn würde in jeder Hinsicht schädlich wirken. Soweit in volkswirtschaftlicher Beziehung, namentlich auf taris- lichem Gebiet, Aenderungen notwendig sind, kann und muß ihnen auch im Rahmen der Reichseisenbahnen Rechnung getragen werden. Dom politischen Standpunkt aus bettochtet die Konferenz den Vorstoß der Bayerischen Volkspartei   als ein Glied in der Kette separatistischer Bestrebungen bayerischer Störer der Reichseinheit, die auf die Wiederaufrichtung der Man- a r ch i e in Bayern   hinarbeiten. Die Konferenz steht einmütig aus dem Dodeu republikanischer Reichseinheit und sie tritt aus diesem Grunde jedem versuch, diese zu stören, mit aller Entschiedenheit entgegen. Vom Standpunkt des Personals aus betrachtet kommt die Konfe- renz zu der Schlußfolgerung, daß ein« bayerische Eisenbahnver- waltung dem Personal sicher auch nichts Besseres geboten hätte, als wie die Reichsverkehrsverwaltung. Das bayerische Personal hat die Schikanierung der Gewerkschaften durch die bayerische Regierung früherer Zeiten noch nicht vergessen. Es wird deshalb in seinem ureigensten Interesse dem geplanten Versuch, es wieder unter die Botmäßigkeit der Bayerischen   Volks- parte! zu bringen, mit den schärfsten Mitteln entgegentreten. Roch eine Dischofsunterwerfunq. Der Bsschof I o o n i k i, der wegen seiner bonterrevolutionären Tätigkeit vor einiger Zeit in Je- katerinoslaw verhastet wurde, ist laut Verfügung des dortigen Staats- anwalts aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Befreiung steht im Zusammenhang mit einem Schreiben des Bischofs, das er aus dem Gefängnis an die Behörden gerichtet hat, und in welchem er letztere versichert, daß er seine Tätigkeit in Zukunft gemäß den Gesetzen der Sojwctregierung ausüben wird, und daß er alle Ver- suche der inneren und äußeren Konterrevolution, die auf die Nieder- werfung der Sowjetmacht gerichtet sind, verurteilt. Sein Schrei'-en schließt der Bischof mit folgenden Worten:Ich werde die tontcr- revolutionären Strömungen innerhalb der Geistlichkeit mtt aller Ent- schiedenheit bekämpfen, da ich-fest überzeugt bin, daß jede konterrevoluttonäre Handlung einen Schatten auf die Kirche wirft."
die Badeanstalt besuchen: auch die unentbehrlichen Bücher vermöge er sich nur mit größter Mühe zu beschaffen. Angesichts dieser Lage bestehe die Gefahr, daß der heranreifende akademische Nachwuchs ein körperlich sieches Geschlecht und jedes Wertes für die kommunistische Führerschaft bar sein werde. Zudem bestünde noch die Befürchtung, daß die studentische Jugend infolge der erlittenen sozialen Unbill den Arbeitermassen entfremdet und einer inneren Umwandlung ent- gegengetrieben werden könnte. In der Werkstatt des Dustes. Die Blumenblüt« führt jetzt auch, wie alljährlich, die Zeit herauf, da man die Stoffe zur Bereitung der Parfüms erntet. Ein Mittelpunkt dieser Duftindustrie ist die kleine Stadt Grosse, die von Gärten umgeben ist, soweit das Auge sehen kann. All dies« Gärten sind erfüllt mit den oerschie- densten Blumen, und Hunderte von Frauen liegen in diesen Tagen der Arbeit des Blumenpflückens ob: Tag für Tag werden ganze Wagenladungen von Jasmin. Flieder. Rosen, Beil- chen, Orangenblüten, je nach der Jahreszeit, aus der Stille der Gärten in die Fabriken übergeführt. Bon großer Wichtigkeit bei der Bereitung der Parfüms ist es, daß der Duft aus der Blum« gezogen wird an dem Tage, an dem sie geschnitten rst. Schon der'nächste Tag wäre zu spät, der zarte Geruch wäre entflohen. Zehntausende Kilogramm« von jeder Blum« gelangen täglich in die Werkstätten des Duftes. Di« Behandlung ist bei den verschiedenen Blumen verschieden. Aber wie große Mengen verarbeitet werden, geht schon daraus hervor, daß 2900 Kilogramm Veilchen nötig sind, um ein«in- Ziges Kilogramm Be i l ch« n« s s« n z herzustellen. Manche Blumen werden dem Verfahren der Destillatton unterworfen: an- der« werden mit Alkohol behandelt. In manchen Fällen werden die Blumen vollkommen aufgelöst, die Blüten sorgfältig von den Stielen entfernt und in flache Glasschalen geworfen, die mit einer besonderen Art Fett ausgeschmiert sind. Dieses Fett zieht den Duft aus den Blüten: es wird nachher eine stark duftend« Pomade aus den Schalen entfernt, und mit Hilfe von Alkohol wird dann der Duft aus der Pomade in die richtig« Blumenessenz verwandelt. Wo verschiedene Blumenarten zur Herstellung eines Parfüms verwendet werden, ist das Verfahren noch komplizierter. Außer den einheimischen Blumen gelangen Schätze aller Well in die Werkstatt des Duftes. Bulgarien   sendet Rosen- essenz, Sizilien   das Bergamottenöl, die Burbo- Nischen Inseln spenden Geraniumessenz, und Manila  die Cssenz von Ylang-Blang. Auch Tiere müssen zu der Dust- bereitung beitragen: die Moschusochsen aus Tibet   liefern den Moschus, und dasA m b r a" stammt von dem Pottwal. Nicht nur bei den Weinen unterscheidet man gute und schlechte Jahrgänge, sondern auch bei den Parfüms, und bald liefert die ein«, bald die andere Bliyne in einer Saison feineren und stärkeren Duft als in der anderen. Nene Oelqucllen in Venezuela  . Zwei besonder» ergiebige Oel  - quellen sind in Las Flore» in Äaracaibo und in La Rosa in Venezuela  entdeckt worden. Bei der letztgenannten Quelle brach daS Oel aus 500 Meter Tiefe mit solcher Gewalt hervor, daß der gesamte Bohrapparat heraus» geschleudert und die ganze Umgebung überschwemmt wurde. Mehrere Tag« lang sprudelle das Oel m«wer fast 100 Reter hohen Säule aus der Erde.