Kaufaufträge der Devisenlukeressenlen auf zwei Fünftel des Standes vom Donnerstag zurückgegangen find, so heißt das immer noch, daß an einem Tage für rund vier Billionen Papiermark Devisen verlangt worden sind, und man kann sich leicht ausrechnen, daß der Ansturm gegen die Mark wieder anschwellen wird, sobald Reich und Reichsbank durch die liebe» volle Pflege der Notenpresse die Flucht vor der Mark ge- fördert haben. Die Tatenlosigkeit, mit der man vor der Forderung nach der allgemeinen Einführung der Goldrechnung bei der Steuer- zablung des Besitzes und bei der Kreditgewährung der Reichs- dank zurückschreckt, der Verzicht auf einen scharfen Druck gegen die Spekulation durch die Einführung von Goldkanten, das zögernde Vorgehen der Reichsregierung in der Frage der wertbeständigen Löhne, wo sie trotz der zum Himmel schreienden Not erst die Forderungen der Arbeiter- schaft abwartete, ehe sie überhaupt sich zu den jetzt endlich auf- gestellten Richtlinien entschloß— alle diese Zeichen lasten den untrüglichen Schluß zu, daß der neue Wirrwarr am Devisen- markt und die neue Entwertung der Mark sich in ihrer ganzen Schärfe gegen die Arbeiterschaft wenden wird, wenn diese sich nicht selbst ihrer Haut wehrt und mit besonders zielbewußter Entschlossenheit zu Werke geht. Mehr als je gilt es, die Macht der Organisationen zu stärken, mehr als je, sich nicht von windigen Parolen oder gar wüsten Provokationen beirren zu lasten. Nie war das moralische Gewicht der Arbeiterschaft so stark wie jetzt, wo sie mit dem Kampfe um den ehrlicben Lohn den Kampf gegen die Betrugswirt- schaft führt. Schon vor Monaten hat die Sozialdemokratie ihre Forderung zur Währung?- und Wirtschaftspolitik for- muliert. Die Richtigkeit ihrer Austastung ist bestätigt worden durch das Urteil der großen Ausfchüste des Dorläuftgen Reichswirtschaftsrates, das seinerseits die Notwendigkeit der Goldstenern. Goldkredite und wertbeständigen Löhne betont bat. Auch das ist ein Zeichen dafür, daß die Autorität der sozialdemokratischen Forderungen gegenüber der Allgemein- beit, von der noch große Teile in Verkennung ihres wahren Interesses sich vor ku�em gegen die Anregungen der Partei wandten, mit jedem Tage wächst. Die deutsche Arbeiterschaft ist nicht gewillt, eine Periode der Zeitgeschichte, in der die Sachwertbesitzer riesenhafte Reiibtiimer austchichteten. damit zu beenden, daß Deutschland ähnlich wie Oesterreich der Ausbeutung des internationalen Bank- und Industriekapitals preisgegeben wird. Die Blutsauger, die an der Verarmung und Entkräfwng des deutschen Volkes verdienten, spüren, daß das Ende der Be- trugswirtschaft naht, und wehren sich dagegen mit verzweifel- ter Erbitterung. Darum gilt jetzt mehr als je die Forderung: Hinein in die Organisationen!
Es wirü weiter gewurstelt. Tie Kreditsperre abgesagt. Anläßlich der Drohung der Reichsbank, sie werde der Privatwirtschaft die Kredite sperren, wenn die Devisennoch- frage nicht eingeschränkt würde, fand gestern eine längere Besprechung zwischen einer Abordnung der Berliner Groß- danken, bestehend aus den Bankdirektoren Dr. Mssler (Diskonto-Gesellschaft), Nathan(Dresdner Bank) und Rein- Hardt(Mitteldeutsche Kreditbank) mit dem Rcichsbankpräsi- deuten Häven st ein statt. Wie der„Deutsche Handels- dienst" erfährt, ist man in Bankkreisen der Meinung, daß die starken Anforderungen von Devisen am Donnerstag tatsächlich zu einem großen Teil hätten unterbleiben können, wenn die Auftraggeber, die zum Teil über aus- reichende Rohstoffe usw. verfügen, mehr Rücksicht auf die Gesamtinteressen der Wirtschaft nehmen würden. Von den Großbanken wurde die Erklärung abgegeben, daß man alles aufbieten wolle, um die Devisenpolitik der Reichsbank zu fördern.(Warum haben die Banken nicht früher danach gehandelt? D. Red.) Insbesondere soll künftig das Prinzip der Bardeckung erteilter Devisenaufträge strengstens
Seim üeutsthen Kinöervater. lk Kopenhagen, Mitte Saft. In gehender Sommerhitze hoben wir die Strecke von Berlin nach Kopenhagen zurückgeieist. Die kurze Seefahrt auf der Fährstrecke zwischen Warnemünde und Gsedser brachte nur eine geringe Abkühlung. Auch die SV deutschen Kinder, die in einem be- sonderen Abteil ihrer Ferienheimat entgegenstrebten, seufzten unter der unerträglichen Schwüle. Aber die Freude über erwartete Herr- lichkeiten ließ ihnen trotzdem die Fahrt leicht erscheinen. Denn sie sind ja„chske Ferieborne", wie es drüben unterm Danebrog so schön heißt. Si« kommen aus engen Häusern und Küchen, in denen Schmalhans das'Heft in Händen hat und Frau Sorge täglicher Gast ist. Und sie fahren einem Lande entgegen, wo wenigstens die Milch noch reichlich fließt, die Freundschaft enge Bande um pflegende Eltern und gepflegte Kinder schlingt, wo die Begriffe sich wandeln und das kindliche Heimweh erst dann zum Ausdruck kommt, wenn die Kinder wieder in die Heimat fallen. Dann packt si« das Weh, das sie rückwärts in die dänische Fremde ziehen möchte, wo ihnen an Güte und Menschenliebe so Vieles und Unersetzliche» geboten wurde und an körperstärkenden Nahrungsmitteln nicht minder. Abends am Hauptbahuhof in Kopenhagen . Der Strom der Fremden entsteigt dem Zug und eilt die Treppen hinan, die zur Sperre führen. Aber auf dem Bohnsteig schon und wieder dort oben, wo ganz wie in Deutschland der Dahnsteigschastner die Fahr- karten okmimnU, spielen sich Szenen ab, die unvergeßlich bleiben. Die Pflegeeltern sind erschienen, um ihre kleinen Gäste abzuholen. Nur zum Teil waren es diesmal Neulinge. Die Mehrzahl aus diesem Transport ging schon zum zweiten oder dritten Male nach Dänemark . Sie waren wieder eingeladen oder wieder gefordert, weil die dänischen Eltern an ihren deustchen kleinen Gästen Gefallen gefunden hatten und gerade diese selben aufs neue in pflegliche Sorge nehmen wollten. Und die Kleinen— von sechs bis sechzehn— sind gern gekommen: Aus Königshütte in Oberschlesien , aus dem Erzgebirge , aus Hamburg , aus Barmen, aus Berlin nicht zu ver- gesten. Jedes trägt um den Hals eine Erkennungsmarke mit zwei Aufschriften: die eigene heimatliche Adresse und die der dänischen Pflegeeltern! Für den Fall, daß sich irgendein Zweifel ergeben sollte. Aber wir sahen keinen solchen Zweifel. Wohl aber fanden wir eine überströmende Freud« am Ausgang. Di« dänischen Mütter packten ihre Gäste und drückten st« teilweise mit einem Ungestüm an die Brust, daß selbst einem im Tageskompfe hartgesottenen Sün- der«eich ums Herz werden wollt«. Und die kleinen Gäste schmiegten sich mit einer Inbrunst an ihre alten Freunde, als ob sie auch nach noch so langer Fahrt sich doch ganz wohlig und heimisch fänden---- „Kindervater" Nielsen hatte einige Vertreter der Presse ein- geladen, einen solchen Transport nach Dänemark zu begleiten und im Anschluß daran sich selbst von dem Ergehen der deutschen Kinder zu überzeuM«, denen er seit Jahren in rührend aufopfernder Weste
durchgeführk wetten. Dfe ReäjsÜcmk stcherke fljrerfefis reiflichere Zuteilungen für gewisse lebenswichtige Industrien zu. Gegenüber denjenigen Firmen, die vorsätzlich die Devisenpolitik der Reichsbank zu durchkreuzen suchen, sollen scharfe Mittel, insbesondere Ausschließung vom Reichsbank- giroverkehr und Ablehnung der Diskontierung von Wechseln in Anwendung koinmen. Man war sich darüber einig, daß gewisse Industriezweige noch auf lange Zeit ausreichend mit Rohstoffen versorgt seien, und daß auch im gegenwärtigen Moment kein Anlaß zu großen Getreidekäufen im Auslande bestehe. Die Befürchtungen, die man an die starken Re- Portierungen knüpfte, feien deshalb größtenteils über- trieben. Es wutte zwischen den Großbanken und der Reichs- bankleitung eine vollständige Einigung hinsichtlich des weite- ren Zusammenarbeitens erzielt. Daraus geht hervor, daß die.allgemeine Kreditsperre zu- nächst abgesagt ist und daß eine grundlegende Aenderung der Kreditpolitik der Reichsbant vorerst nicht zu erwarten steht. Es wird also fortgewurstelt, man verdient nach Her- zenslust weiter an der Geldentwertung. Einen treffenden Kommentar zu der gütlichen Beilegung de» Konflikts bringt der von der Reichsbank hochgeschätzte „Lokal-Anzeiger" in seiner gestrigen Nachtausgabe. In fetten Lettern steht da zu lesen„Die Neuregelung der De- visenpolitik und dicht darunter?„Dollar in New York ". Herr Hubenstein aber hofft aus die Hilfe der Danken bei der Stützung der Mark!_
57 1/2 tausenüfache Großhanüelspreise. Die auf den Stichtag de» 17. Jufl errechnete Grohhandelsindex- ziffer des Statsttstchen Reichsamts weist mit 57 478(1913— 1) eine Erhöhung um 18 v. H. gegenüber der Vorwoche auf. während gleich- zeitig der Dollarkurs in Berlin um 17 v. H. stieg und die Dollar- Parität de» New Porker Markkurses unverändert blieb. Im einzelnen stiegen: Lebensmittel um 15 v. H. auf 50017, Jndustriestoffe um 23 v. H. auf 71428, Inlandswaren um 18 v. H. auf 54 573. Einfuhrwaren um 18 0. H. auf 72 000. Di« für den 10. Oull noch festzusetzende Erhöhung der(Esten- presse hat hierbei kein« Berücksichtigung erfahren. Die Teuerung ist in der 3. Juliwoche witter um 28,4 Proz. gestiegen.._
Teuerungsunruhen in öreslau. Breslau , 20. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Ja den Nachmittags- und frühen Abendstunden kam es hier zu schweren Plünderungen der Detailgeschäfte in allen größeren Geschäftsstraßen. Die Plünde- rungen gingen ziemlich organisiert vor sich, indem Stoß- trupps d!« Stadt systematisch durchzogen und die einzelnen Geschäft« vollständig d«moli«rten und ausräuberten. Di« Polizei blieb völlig machtlos, zum Teil nicht ohne Schuld ihrer wenig über- legten Leitung. Der Polizeipräsident war leider heut« gerade auf Urlaub. Die Stimmung der breiten Masten ist gegenwärtig besonders verzweifelt, da in Breslau Metallarbeiter, Holzarbeiter und Trans- portarbeiter in großen Streiks stehen, die zum Teil den Eharokter von Verzweiflungsstreiks angenommen haben, wenn auch die Ge- werkschaften in dieser Bewegung die Führung behielten. Einen Anhaltspunkt für die Urheber der Plünderungen gibt die Tatsache, daß die Ausschreitungen zum Teil ausgesprochenen a n t i s e m i- tischen Charakter annahmen, indem dl« Geschäft« jüdischer Namens- träger vorzugsweise geplündert wurden, während ander« teilweise übergangen worden sind. In den Abendstunden ist die Ruhe wieder hergestellt worden, nachdem Hunderte von Geschäften voll- ständig zerstört worden sind. Ganz scheinen die Plünderungen noch nicht abgeschlossen zu sein. Entlastend auf dl« Stimmung
Auffrischung au Körper und Geist zu schaffen sucht. Es war uns ein Erlebnis tiefster Art, die Fürsorg« und die Freud « über ste gleichzeitig zu sehen. Zwar nur einen Ausschnitt aus dem großen Hilfswerk konnten wir persönlich zu Besicht bekommen, denn die deutschen Kinder— gegenwärtig 42001— sind über ganz Däne- mark verteilt, und wir sahen nur Kopenhagen und sein« nähere Um- gebimg. Aber schon dort wird unglaublich Vieles geleistet an per- sönlichen Opfern, an Müh«, an Zeit und Geld, um den Kindern und damit der Menschheit«in Gutes zu tun. Nicht jedem und nicht zur Genüge stt bekannt, daß durch Vermittlung der„Deutschen Kinder- hilf« in Dänemark " schon vor Beginn dieser Ferien nicht w«- niger als 42100 deutsche Kinder auf Wochen oder Mo- nat« hier oerpflegt wurden, daß Millionen dänischer Kronen von den Mitgliedern der Gewerkschaften, von Sozialdemokraten aufgebracht werden, um die Kosten der Reis« und der Unterbringung zu de- streiten. Ebenso wenig ist bekannt, daß diese Kinderhilfe, deren Leiter unser Genosse I. P. Nielsen und denen Haupttassierer Genosse S v e n d s e n ist, auch in Deutschland selbst«ine groß« Zahl deutscher Kinder untergebracht hat und auf ihre Kosten ver- pflegt. Der dänische Staat hat einen Bruchteil der von den Ar- heitern in gesonderten Beiträgen aufgebrachten Summen al» Zu- schuß bewilligt. Er stellt außerdem Heime und Anstalten danken». werterweise zur Verfügung, um da, Werk der freiwilligen Liebes- tätigkeit zu unterstützen._
Die lkrmorüung Jrotij JerüinanSs. Der serbische Profestor und Politiker Stanoje S t a n 0 j e vi c behandelt da» Ereignis de» Peter- und Paul-Tags 1914 in einer vom Genossen Hermann Wendel übersetzten Schrift, die soeben in der Frankfurter Societätsdruckerel erschienen ist. Di« interessante Schrift ist weit mehr, als ihr Name verspricht. Si« stellt In objektiver Weise die Entwicklung des Verhältnisses zwischen den Machthabern Oester» reich-Ungarns und Serbiens dar und zeigt, wie der Gegensatz zwi- schen dem ausstrebenden und sich nach nationaler Einheit und Freiheit sehnenden Serbenvolk und dem Habsburgerstaat, dessen Glieder aus-, einanderstrebten, schließlich zum Zusammenstoß führen mußte. Dies um so mehr, als die Regierenden in Wien und Budapest , einschiieß» (ich der Heeresleitung, im Bewußtsein der serbischen Gefahr und in dem Angstgefühl der eigenen Unsicherhell nicht nur den Druck auf die österreichisch-ungarischen Südslowen Immer mehr steigerten, sondern auch wiederholt zur Vernichtung des Serbenstaate« schreiten wollten; so nach jener absolutistischen Annexion Bosnien-Herzegowinas 1908, die in Serbien ungeheure Erregung hervorrief, so auch nach dem zweiten Balkankrieg, als Serbien seinen Bundesgenossen von gestern, den Habsburg nun gegen Serbien hetzte, Bulgarien , niedergeworfen hatte. Damals kündigte Wien in Rom sogar seine Absicht an, freilich nur, um sich eine Ablehnung zu holen. Diese schwarzqelbe Poll- tik, die außerdem durch Verbot der serbischen Vieheinsuhr den eigenen Agrariern zu Gefallen, ihrem Volk das Fleisch enorm verteuerte, nur um Serbien gesügig, nein trostlos zu machen, hatte freilich nur den ersten Erfolg, daß der serbisch« Konsuiu sich von der öster- reichlschen Industrie ab- und der reichsdeutschen zuwandte. Noch bi»
würde nur ein Nachgebe» der SfrMkgeSer te der tzrosfen Lahn . bewegung Breslaus bringen. In den frühen Nachtstunden brachen die Teuerungsunruhen in mehreren Stadtteilen von neuem aus. Zur Stunde— 10 Uhr abends— wird noch in verschiedenen Straßen von der Polizei ge- schössen. Die Erregung in der Stadt ist ungeheuer, der Schaden geht bereits in die Milliarden. Es sind neben großen Geschäften auch kleine Läden, die nicht einmal einen einzigen Angestellten be- schäftigten, geplündert worden. In anderen ist es zu sinnlosen Demolierungen gekommen, ohne daß selbst Nahrungsmittel weggenommen wurden. Es ist nicht mehr zu bezweifeln, daß die Unruhen wohl organisiert waren, auch ist nicht zu leugnen, daß ein Teil der Arbeitslosen und Jugendlichen mitgemacht hat, doch liegt die eigentliche Urheberschsft offenbar in antisemitisch rechtsradikalen Kreisen. Nach einer WTB.-Meldung Hot die Polizei schtfcsjlich von der Waffe Gebrauch machen müssen. Wie es mit der Einsicht der Unternehmer steht, zeigt folgende Meldung: Metallarbeiteraussperrung in Schlefleo. Breslau , 20. Juli. (MTB.) Der„Schlesifchen Zeitung" zu- folge beantwortete der Verband der schlesifchen Metallindustriellen den Streik der Arbeiterschaft mitderAu-spcrrung bzw. E n t- lassung sämtlicher Belegfchaften. Nur die begonnenen Arbeiten und gewisse Notstandearbeiten werden verrichtet. Die Aussperrung erstreckt sich auch auf die Betrieb« der Ortsgruppen Breslau und Ratibvr, die vollständig ruhen.
Räumung eines Ruhrgebietftreifens. Elberfeld . 20. Zuli.(Eigener Drahihericht.) Die Iran- zofe« haben endlich ihre langgehcgle Absicht, ihre Truppen mehr in dem Gebiet nördlich der Ruhr zu konzentriere«, durchgeführt und den Südrand des besetzten Gebleies bis zum linken Ruhrufer geräumt. Dadurch find die Orte, die am linken Ruhrufer liegen. u. a. die Stadt Hattingen , die durch die ganze Lefetzungszeit einer der wichtigsten Stützungspuntte der Irauzofeu war. wieser unbesetztes Gebiet geworden. Der Landrat von Hattingen teilt mit. daß Personen- und Lastkrastwagen wieder wie früher ohne französischen Auswei» oerkehren können. Die Werke haben ihre Arbeit wieder ausgenommen, u. a. wurde wieder mit der kohlenlicserung noch den Jndustrieorteu im uube�etzien Rheinland begonnen. Münster . 20. Zuli. sWTB.) Der Sommandeur der stan. zöfischen 30. Znsouieriedivision hat angeordnet, daß aus jede Per- jon, die sich auf der Linie zwischen Westhofen und Volmarstein einen Silometer südlich der Ruhr in der Nachtzeit zwischen 9 Uho abends und 4 Uhr morgen» zeigt,»hu« Aurof geschossen wird. Die Verdrängung der nichtrheinischen Beamten. Paris . 20. Juli. (MTB.) Havas berichtet aus Koblenz , daß die Rheinlandkommission Einspruch erhoben habe gegen die Ernennung eines als Land rat fungierenden deutschen Be. amten mit der Begründung, daß die Ernennung nicht ordnungs. mäßig und ohne Zustimmung der Kommission erfolgt sei; des» gleichen gegen die Einstellung einer Lehrerin und den Amts- antritt eines Bürgermeister« und von vier deutschen Steuerbeamten. All- Welt weiß länast, daß die Verdrängung der nicht aus dem Rheinland stammenden Beamten den Rhein st aat oorbe- reiten soll; aber die Rheinländer selbst wollen ihn am wenigsten. Pari». 20. Infi.(WTB.) Havo, berichtet aus Ksblenz, in, Anschluß an eine Entscheidung der Rheinlandkommission seien«ine Anzahl von deutschen Beamten, die von belgischen Kriegs- geruhten verurteilt worden st'en in das Gefängnis von Ver- vltts eingeliefert worden. Der Essener Rechtsanwalt Dr. Grimm, der übrigens bei keinem'der Verurteilten Verieihizer gewesen sei, habe um ihre Zurückführung nach einem Gefängnis im besetzten Gebiet nachgesucht. Die Rheinlandkommission habe im Einoernehmen mit General Degoutte und dem belgischen General Rucquoy beschlossen, auf diese» Ersuchen keine Antwort zu erteilen.
kurz vor dem Weltkrieg dacht« in Serbien wie in Deutschland kein Mensch an einen Krieg zwischen beiden, und wir in Deutschland wissen so selbst, wie selbstmörderisch die Berliner Hundstagspolllik von 1914 gewesen ist, die das Schicksal de« Reiches an jenen leben- den Leichnam Oesterreich-Ungarn schmiedete. Die Ermordung Franz Ferdinands , die schließlich den lauernden Weltkrieg entzündet«, bleibt darum ein furchtbar tragisches Ereignis— denn weggeräumt wurde da von Serben gerade der Habsburger , der ew Erzfeind der mad- jarischen Hcrrenkaste war, unter deren Druck Millionen Südslawcn seufzten und dessen Plan ja die Ersetzung des österreichisch-ungarischen Dualismus durch den österreichijch-maojarisch-südslawischen Zstialis- nius gewesen ist. Freilich hätte auch dieses System die unausge- sprochene, aber unzerstörbare Staatsidee der T f ck e ch« n nicht be- friedigen können, wie denn die einzige Möglichkeit ver Erhaltung des Völkerstaats um die Donau , wenn überhaupt, so nur als Bund freier Völker möglich gewesen wäre, wie ihn die Sozialdemokratie vor ihrem nationalen Zerfall, in ihrem Brünner Programm gefordert hatte— In Fortspinnung der besten Idee des Jahres 1848. Vorbei! Zu der Mordtat von Serajewo selbst erfährt man, daß ste keines« weg- von der ganz öffenllichen nationalen Wiederaufbauorganisation der„Narvdna Obrana" veranlaßt war, sondern daß allenfalls der Geheimbund aus der Zeit der Ermordung König Alexanders und seiner Frau, die.�je-tinjenje iU smrt*(Einigung oder Tod) ihr- Hand im Spiele hatte, besonders ihr aktivster Leller, der Oberst Dimitrijevic. Er selbst jedoch, der rastlose Verschwörer, wurde 1917 wegen Verdachts der Verbindung mit dem Feind und Vor- bereitung eines Attentats auf den damaltgen serbi- schen Thronfolger, jetzigen König Alexander, an der Salo - nikifront erschossen. Wir aber wollen dem serbischen Volk, dem wir zur endlich er- rungenen Einigkeit und Freiheit dauernden Frieden und den Segen ruhiger Entwicklung wünschen, zurufen, seine Leiden unter Fremd- h-rrschaft, türkischer wie österreichlsch-un-arischer, nicht zu vergessen, euch setzt nicht, wo das Serbenvolk selbst über andersnational« Minderheiten, vor allem über Deutsche , herrscht! r. d. Staatliche Einführung des Schulsilm, in Aronkreich. Der fran- zösisch« Unterrichtsmmister hat einen Aufruf an die Oeffentlichkeit eriaslrn und die Freigebigkeit des Mäzenatentums angerufen, um den Ankauf von Schulfilmen für den Unterricht zu ermöglichen. Für die Schulfilmfabrikation ist«in« erhebliche Steuerermäßigung vorgesehen, wenn«» sich um wirklich pädagogisch« Film« Handell. Dies« pädagogischen Film«, die in«rzteherische und beleh- ren de zerfallen, sollen in dreifacher Zusammenarbeit der Lehrer, der Filmfachleut« und der Operateur« her- gestellt werden, wobei die einzelnen Gruppen die Elemente de» Films, die Anordnung des Stoffes und die präzis« Technik zu be- stimmen haben. Di« Schulfllme sollen im Prinzip die Ergän- zung der Lehrbücher bilden und den Schülern da» Material in anschaulicher, leichtverständlicher Weile erläutern. Um die not- wendigen Projektioncapparate anzuschaffen, bat das Kultusminists- rium den Finanzminister verständigt, daß in Frankreich zukünstig der Schulfilm als«in wichtiger Faktor in der Erneuerung des kul- turellen und nationalen Lebens zu betrachten ist. Es ist dies der erste Fall, daß«in Staat offiziell für die Ein- führung des pädagogischen Films eintritt.