Einzelbild herunterladen
 
Ohren hat, kann hören. Möge sie doch der Mahdi olle zusammen in den Nil werfen! In einem späteren Brief werden die Beobachtungen, die der Bricfschrciber während des Aufenthalts des Prinzen von Wales   am Berliner   chofe gemacht haben will feine Be- obachtungs gäbe ist übrigens ein besonderes Kapitel, dem Zaren getreulich wiedergegeben. Da heißt es denn: Diese Leute(die Engländer. Red. d.V.".) sogen, daß es un­bedingt notwendig ist, daß früher oder später die beiden Reiche miteinander kämpfen müssen, und daß es keinen Weg gäbe, dies zu rermeiden. Don diesem Augenblick begann ich, mir Auszeichnungen zn machen und jede Mitteilung zu erhaschen über alles, was eine Mobilisierung in England betrifft, um alles, was für Sie notwendig ist. zu wissen. Ich werde auch jedenfalls dort Dolgoruki Bericht er- statten. Was mich betrifft, so bin ich sehr eng befreundet mit dem eng­lischen Militäraltachi, der mir viele Dinge erzählt, die den anderen unbekannt sind. Leider fehlen alle Anhaltspunkte dafür, wie der Zar diese BriefschreiberFi aufgenommen hat. Wahrscheinlich hat er nach dem bekannten Grundsatz gehandelt, daß man Spione zwar nicht achtet, aber sich ihrer bedient. Ueberdies scheint es in Petersburg   an einer kritischen Einstellung zu den jungwilhelminischen Geheimberichten nicht gefehlt zu haben, die Folgen hätten sonst viel verhängnisvoller fein müssen. Man hat wohl auch in Petersburg   gewußt, daß man es nur mit einem Großmaul und Aufschneider zu tun hatte! denn daß die Engländer gerade ihm, den sie sehr genau kannten u bad boy, einen üblen Jungen nannte ihn der Londoner  Onkel ihre diplomatischen und militärischen Geheimnisse auf die Nase gebunden haben sollten, war doch allzu un- wahrscheinlich. Man spricht ein Wort der Entschuldigung ans, wenn man in diesem Zusammenhang von krankhafter Entar- t u n g redet. Aber was dieser junge Prinz da tat, wie er seine Eltern und den ganzen Berliner   Hof ausspionierte, wie er mit dem Frieden hazardierte, wie er sich in das Vertrauen einschlich, um es in der abscheulichsten Weise zu mißbrauchen, das alles sind Dinge, die man sich als Handlungen eines not- m a I empfindenden Menschen nicht gut vorstellen kann. Das alles wirkt wie die Symptome einer moralischen Er- k r a n k u n g. Ist es am Ende überflüssig, diese alten Geschichten wieder auszugraben? Nein! D-enn der Mann, der solche Dinge aus dem Kerbholz hat, war jetzt vor fünf Jahren noch deutscher Kaiser. Er Haiti  » aus die auswärtige Politik des Deutschen Reichs ein Menschenalter lang einen hemmungslosen Einfluß, er hielt diese Zeit über das Schicksal von 70 Millionen, ja ganz Europas   in seiner Hand! Es ist früher oft gesagt worden:Der Kaiser kann nicht dafür, wie er ist, er kann auch nicht dafür, daß er Kaiser ist." Richtig! Aber irgendwie und irgendwann mußte dieser tragi- komische Irrtum der Geschichte korrigiert werden, und daß er nicht rechtzeitig korrigiert wurde, war Deutschlands   Verhängnis. Nur eine Genugtuung bleibt: Die Gestalt des letzten deutschen  Kaisers stehe für alle Zeit als Warnungstafel auf dem Wege jener, die in die Monarchie zurückwollen.
Das graue Clenö. Eine bemerkenswerte Zentrumsstimme. Der fürchterlickze Ernst unserer Finanzlage findet neuerdings auch in der bürgerlichen Presse größere Beachtung. In der letzten Zeit führen einzelne Blätter sogar ewe Sprache, deren Schärfe und Bestimmtheit überraschen, avsr doch zu spät kommen. So lesen wir in der Schlesischen Volkszeitung" vom 17. Juli lm Handelsteil einen Artikel unter der Ueberschrift:Dem finanziellen Zu- sammenbruch entgegen!" folgende bemerkenswerte Aus- führungen: Es muß immer und immer wieder betont werden und an dieser Stell« ist das est geschehen, daß die Finanzpolitik V-'-l---------- 1------------------------------ 1? Die Schreibmaschine. Bon Artur Silbergleit. Sie front als Dienerin des Werktags der neuen Schönheit un- srrer Zeit, der Hast unserer Tage: ihre Nerven sind die unermüdlich schwingenden Tasten, die gewöhnet, Befehlen der Merkuvjünger oder schwingenden Tasten, die, gewohnt. Befehlen der Merturjünger oder schon welkenden Mädchen- ulsd Männcrfingern unterjochen lassen. Ihre ewige Uebcrmittlung seelenloser SchnftzeichLn ober Zahlen machte sie selbst nicht seelenlos: wenn sie, des Alltags müde, über- stülpt von ihrem stählernen Kuppeldach, vor sich hinträumt, und ihr rostlos pochender Herzschlag nicht mehr den Frieden der Stille an- lastet und beklopft, träumt sie von jener Zeit, da der Mensch nach kein« Maschine kannte und da der Maschine noch der Mensch fremd blieb. Sind er und sie nicht heut« wähl- und qualverwandt, wurde der Mensch nicht ihr Bruder, h. h. auch eine vom Fronlied der Pflicht ewig durchhämmerte Maschine? Tag verrinnt ihr um Tag in gleichem Takt und Ton, aber manchmal horcht sie erstaunt und mit hachklopfendem Herzen auf, wenn ihr ein Dichter eine Botschaft der Götter zur Weitergab« an die Menschheit anvertraut odc? wenn ihr ein«rsinderischer Genius die Kühnheit seiner Pläne preisgibt. Als sachliche Uebermitilerin oller Evangelien der Märkte und der Märchen bewahrt sie ihr gläubiges Gefühl an die Entwicklung der Menschheit in den Tiefen ihrer zeitsrohen Seele, und sie vermag auf den Füßen ihrer Schriftzeichen ebenso zu eilen wie langsam dahinzuwandeln, ebenso zu tanzen wie hinziitrippeln. Aus den aufgeschlagenen Büchern der Gehirne schreibt sie Wesentliche? und oft Unwesentliches dienst- bereit nach, eine treue Magd des Alltags imd zugleich ein« Königin ihrer zeitlosen Träum«. Notlage der pädagogischen Zeitschnslen. In einer Kleinen An- frage sämtlicher Landtagsabgeordneter der Deutschen Volkspartei imirde das Augenmerk des Staatsminifteriums auf die o t l a g c der deutschen   Fachpresse, insbesondere auf die Gefährdung de? Fortbestandes der pädagogischen und Unterrichts- wissenschaftlichen Zeitschriften gelenkt. Das Staats- Ministerium wurde gefragt, ob es bereit fei, besondere Mittel zur Er- Haltung bedrohter Zeitschristen der genannten Art und gegebencn- iasis auch zur Unterstützung der Schulbüchercien bei ihrer Beschaffung bereitzustellen, ferner ob es auf die Reichsregierung und die Regie- runaen dar Länder im gleichen Sinn« einzuwirken gewillt sei. Wie der Zlmtliche Preußische Pressedienst der Antwort des Mi- nisters für Wissenschaft, Kunst und Bolksbildtmg entnimmt, erkennt dieser die in den Ze'tvyhüiinifstn begründete Notlage der fachwissen- schoftlichen Zeitschriften on. Weiter wird ausgeführt, daß bisher, soviel zu ermitteln gewesen ist, lg? pädagogische Zeit- s ch r l s t e n seit dem Jahre 1919 ihr Erscheinen eingestellt hoben. Ander« stehen vor der Gefahr des Eingehens. Ihre Zahl wäre noch erheblich größer, wenn nicht einer Anzahl der wichtigsten
des Reiches schon fest Monaten die gefährlichsten Wege geht. Wie sich die Dinge aber neuerlich zugespitzt lzaben, ist das Verharren in diesen Methoden der verwerflichste Fehler, den man bei der jetzigen Lage überhaupt begehen kann. Ja, wir stehen nicht an zu erklären, daß die ganze Finanz- und Preispolilik des Reickies, wie sie sich in der lehken Zeit des Ruhrkampses heraus­gebildet hat, zu einem nationalen Unglück wird. Das ist absolut nicht zu schwarz gesehen. Wir bekennen es rund heraus, daß wir vor dem Tag, der den Zusammenbruch dieser Politik erweist, schon heute ein wahres Grauen haben." Der Verfasser des Artikels weist dann auf die falsche Kricgsfinanzierung als den Beginn des deutschen  Finanzelends hin und fährt fort: Aber was gegenwärtig zur Finanzierung des Ruhrkampfes von feiten des Reichs getan wird, ist eine Reu au flöge dieser Schuldenwirtschaft in einer Größe, wie man sie selbst in den Zeiten der ärgsten Zerrüttung nach der Revolution nicht wieder erlebt Hot. Und an diesem Fehler wirb unsere Slaais- und Privai- wirischaft lehlen Endes zugrunde gehen, wenn nicht alsbald Einhalt geboten wird. Das muß ganz offen und im Vollbewußtsein der Verantwortung, die wir der Oefsentlichkeit gegenüber in uns fühlen. ausgesprochen werden. Wir können der Reichsregierung, aber auch dem Reichstag   den Vorwurf nicht ersparen, daß sie die Finanzwirtschaft des Reichs In einen Zustand hoben bringen lassen, der heute als vollständig hoffnungslos bezeichnet werden muß. Ein gesunder Finanzzrundsatz einer jeden Kriegführung verlangt die Deckung ordentlicher Ausgaben durch ordentliche Einnah- m e n, aber auch die Deckung außerordentlicher Ausgaben durch außerordentliche Einnahmen. Der ganze Ruhckamps hätte durch eine besondere Steuer, durch eine aktive Steuerpolitik größten Stils auf eine feste Dosis gestellt werden müssen. Das hat man unterlassen, dafür wurde aber die Notenpresie in einem unglaublichen Maße belastet. Gewiß hätte sich unsere Mark unter dem äußeren und inneren Druck vor einer weiteren Entwertung nicht vollends schützen lassen, aber zu d e r Zerrüttung, wie wir sie heute vor uns sehen, hätte es nicht zu kommen brauchen." Der Artikel schließt in tiefstem Pessimismus: Die Dinge stehen in der Tat so: Wir gehen unweigerlich dem finanziellen Zusammenbruch entgegen. Und das Ver- zweifelnde an der Lage ist, daß niemand sich findet, der dem rollen- den Rad in die Speichen fällt." Nein, es findet sich wirklich niemand! Wohl aber fanden sich sehr viele, auch aus dem Zentrum, die der Sozial- demokratie in den Arm �fielen, als sie durchgreifende steuerliche Maßnahmen zum Schutze der Währung forderten und im einzelnen vorschlugen. Herr Hermes, der Finanz- minister, gehört ja wohl dem Zentrum an. Er sollte sich in erster Linie zu Gemüte führen, was fein fchlefffches Partei- blatt sagt.
Selagerungszuftanö in Dreslau. Breslau  , 21. Juli.  (WTS.) Der vberpräsident der Provinz Niederschlesien   hat über Stadt und Landkreis Breslau  den verschärften Ausnahmezustand verhängt. Danach sind Versammlungen usw. u n t e r s r e i e m h i m m e t bis aus weiteres verboten, während Versammlungen in geschtossenen Räumen vierundzwanzig Stunden zuvor angemeldet werden müssen. Zuwiderhandlungen werden mit Gesängms von mindestens drei Monate« und mit Geldstrafen bis zu zehn Millionen Mark belegt, Ferner hat der P o l i z« i Präsident in Breslau   eine Bekannt­machung erlassen, wonach die Polizei angewiesen ist, mit allen Mitteln gegen Ausschreitungen vorzugehen. Hunderle von Verhaf­tungen ski-n bereits vorgenommen and mehrere Vlüvderer ums Leben gekommen. Die Bevölkerung wird dringend ermahnt, sich nicht unnötigerweise aus der Straße aufzuhalten. Ansammlungen sind verboten. Der Ausschank von Branntwein usw. in den Schank- wirkschasten ist bis auf weiteres untersagt. Der Allgemeine Deutsche Gewerks chastsbund hat sich' erboten, die Schuh­polizei bei der Ausrechterhaltnng der Ruhe und Ordnung zu unter- st ü h e n. Die Behörden haben das Angebot angenommen. Breslau  . 21. Juli.  (Eigener Drahtbericht. Auch heute sind noch Plünderungsnersuche unternommen worden, wenn auch
von ihnen, soiveit sie vorwiegend wissenschaftlichen Zwecken dienen, durch Beihilfe der Notgemeinschaft der deutschen  Wissenschaft die Möglichkeit des Weiterbestehens gegeben wor- den wäre Die Staatsregierung oerfolgt ständig diese auch von ihr als sehr bedeutsam angesehene Angelegenheit und wird in denjenigen Fällen,, wo eine ausreichende Beihilfe von der Notgemeinschaft der deutschen Wissen'chost nicht gegeben werden kann, ihrerseits zu Helsen  suchen, soweit es sich um die Erhaltung wirklich wertvoller Zeitschriften hcndelt und soweit die ihr dofür zur Verfügung stehen- den Mittel ausreichen. Mittel des Reiches sind für den gedachten Zweck in Gestalt der Beihilfen der Notgemeinschaft bereits in erheblichem Umfange aufgewendet worden. Es ist nicht zu be- zweifeln, daß dies auch fernerhin geschehen wird. Kunstmaler aus der Walze. Die Kunst ist stets nach Brot ge- gangen, aber selten ist es ihr so schwer geworden, dos notwendige Brot zu finden wie heutzutage, wo vieie Künstler dem größten Elend preisgegeben sind. In früheren Zeiten, da der Künstler sich noch mehr als Handwerker fühlte, gingen die Maler, wenn sie on ihrem Wohnort nicht genug verdienten, mi« die Hondwcrks- burschenaus die Walze" und zogen non Ort zu Ort. Die berühmten Meister, fuhren in ihrem Wagen mit Dienerschaft von einem Hof zum andern, um die Fürstlichkeiten zu porträtieren, ihre bescheideneren Kollegen wanderten aufSchusters Rappen", um ihre Dienste den Bürgern und Bauern anzubieten. Auch die T a- r i f e, die die Künstler heutzutage notgedrungen wieder festgesetzt haben, waren damals gang und gäbe. Lon den Erlebnissen eines reisenden Malers berichtet C l c- mens Brentano in feiner NovelleDie in a g e r e W c h- müller und ungarischen N a ti n n a lg e s i ch t e r". Sein Held Wehmüller malt Bildnisie von Ungaren, die er nie gesehen hat, auf Vorrat und läßt dann m jeder Stadt öffentlich ausrufen, er sei mit einem reich assortierten Lagerwohlgetroffener National- gesichter" angelangt und lad« das Publikum ein, sich das ihm zu- saaende Porträt, Stück im Stück einen Golddukaten, selbst aus- zusuchen. Persönliche Züge, wie Schnurrbarte, würden unentgeltlich beigefügt, während die Uniformen extra bezahlt werden müßten. Die Anzeige eines Wachsbildhnuers der Wiener Aka- d e m i e vom Anfang des 19. Jahrhunderts, der seine Kunst eben- fallsauf der Walze" verwertete, lautet folgendermaßen:Karl Berg  , Bildhauer und Modelleur der Wiener Akademie, empfiehlt sich bei seiner Durchreise dem geehrten Vublikum zur Modellierung von Naturphysiognvmien nach neuester Methode, in größter Aehn- lichkeit, wovon Muster schon in Rahmen jederzeit besichtigt werden können, wobei er das oe-hrte Publikum verständigt, daß er nur kurze Zeit sich hier aufhält. Preise: Porträt en profilc 7, 8 und 10 Gulden, en face 20 Gulden." Solche Tarife hatten alle Maler. So wird z. B. inMeusels Miscellaneen" auf Anfrage mitgeteiit: Herr Klotz läßt sich für ein P o r t r ä t mit einer, auch wohl zwei Händen 3 Louisdor zahlen. Herr Etlinger malt wenig Hände und nimmt eben so viel, Herr Hofnaß nimmt auch soviel, malt aber auch wohlfeiler. Herr Delos läßt mit sich handeln, hin- gegen ist Herr Schlesinger der billigste und nimmt nur 5 Gulden
die Gegenmaßnahmen bereils In Wirkung treten. Der Oberprösident von Niederschlesien   hat den Ausnahmezustand über Stadt- und Landkreis Breslau   erklärt, der wohl der Bestätigung der Landes- regierung b-darf. Der Stellvertretende des Polizeipräsidenten warnt die Bevölkerung vor öffentlichen Ansammlungen und ver- bietet den Alkoholansschank. Die freien Gewerkschaften haben einen Ordnerdienst eingerichtet, dessen Unterstützung von der Polizei angenommen wurde. Auch die Kommunisten be- teiligen sich daran. Es ist dadurch gelungen, die Einsetzung von Reichswehr   zu vermeiden, die die Lage zweifellos auf das äußerste verschärft hätte. Die Reichswehr   schützt nur einig« öffentliche Gebäude, ohne daß ihr Auftreten im Stroßenbild in die Erscheinung tritt. Bisher sind den Schießereien sechs Tote, zum Teil unbeteiligte Passanten zum Opfer gefallen. Dazu kommt eine größere Anzahl von Verwundeten. Die a n t i- semitische Tendenz der Drahtzieher der ganzen Unruhen tritt aus den Berichten über die einzelnen Plünderungen immer deutlicher hervor. Es handelt sich osfenbar um ein Manöver rechisstchender Kreise, von den eigentlichen Urhebern der Teuerung abzulenken. Breslau  , 21. Juli.  (WTB.) 2m Laufe der spülen Abend- und der Nachtstunden kam es zu weiteren Plünderungen. wobei die Polizei wiederholt von der Schußwaffe Gebrauch machen mußte und zahlreiche Perhaskur.gen vornahm. Der Schaden, den die Stadt erleidet, beträgt mehrere Milliarden. Ein Teil der Geschäfie hat auch heute noch geschlossen. Auch heule wurde eine Reihe von Personen verhaftet. Nach polizeilichen Feststellungen beträgt die Zahl der Toten ö, die der Pcrwundcken 1215 Personen. Ein Teil der Verhafteten ist wieder freigelassen worden.
NotftanS in Devisen. Ein Brief des Reichswirtschaftsininisters. Der Reichswirts chaflsminister gibt in einem Schreiben an die Spitzenverbändc des Handels und der Industrie zur Hebung der gegenwärtig«ingetretenen Stockung im Waren- und Zahlungsverkehr folgende Ausnahm« von§ 2 der Valuta- spekulationsverordnung bekannt: Es wird vorübergehend, und zwar vorläufig bis zum IS. August d. I. zugelassen, daß für Einfuhrwaren und Waren, die überwiegend aus eingeführtem Material hergestellt sind und die schon bisher üblicherweise auf Valuta- oder Goldbasis berechnet wurden, Devisen, die im Besitz der Abnehmer sind, i n Zahlung gegeben und genommen werdcn dürfen, sofern der Umsatz nicht im Kleinhandelsverkehr erfolgt und sosern der Nehmer der Devisen(Lieferant der Ware) entweder selbst sich im Besitz einer Handelskammerbescheinigung befindet oder dem Geb.r die Erklärung abgibt, daß er die Devisen binnen zwei Wochen a n die Reichsbank oder an«inen im Besitze einer Handelskammer- beschemigung befindlichen, namentlich zu nennenden Eiufuhrinier- cssenten weitergibt. Abschrift dieser Erklärung hat der Geber un- verzüglich an die Devisenbesckzafjungsstelle zu senden, widrigenfalls die Ausnahme nicht Platz greift und die Zahlung in Devisen straf- bar bleibt. Da die hiermit bewilligte Au s n a h m e nur den gegen- wärtigen Notstand mildern und vorhanden« Devisen für den Einfuhrbedars schnell nutzbar machen soll, wird dies« Uebergangs- maßnahm« wieder auszuheben sein, sobald es gelungen sein wird, die stärkere Devisenrcpartierungen zu vermeiden oder etwa durch Einführung eines Goldgiroverkehrs die zurzeit obwaltenden Schwie- rigkeiten zu beheben. Der Minister bemerkt ausdrücklich, daß d e Verpflichtung zur Ablieferung von Exportdevisen durch dies« Aus- nähme nicht berührt wird, und daß weder der Lieferant be- rechtigt ist, von dem Abnehmer Devisenzahlung zu fordern, noch der Abnehmer befugt ist, sich zum Zwecke der Begleichung solcher Inlandsverpflichtungen ausländische Zahlungsmittel durch Ankauf zu beschaffen. Der Inholt dieses Schreibens an die Spitzenverbände wird alz Verordnung in diesen Tagen näher bestimmt bekantgegeben, unbeschadet der sofortigen Wirksamkeit. Marly mit 4690 Mittärskräflingen begnadigt. Anläßlich des französischen   Nationalfeiertages wurden 4690 Militärgefangene be- gnadUzt, darunter auch der kommunistische Deckoffizer March, dem allerdings fein Rang abgesprochen wurde. für ein Porträt." Selbst ein so hervorragender Meister, wie der mecklenburgische Hofmaler Georg David Matthieu   machte bei Bildern mit oder ohne Händen große Preisunterschiede, wie aus folgender Aufftellunq seiner Preise hervorgeht: Personen in Lebens- große 40 Dukaten, Personen halb in Lebensgröße mit Zwerghänden 20 Dukaten, Ihre Durchlaucht Prinz Ludwig mit einer Hand 15 Du- kotcn, der Kommerjunker von Darnikcw ohne Hand 10 Dukaten." Deutsch  -russische Konvention zum Schuhe des geistigen Eigen­tums. Die Auslandabteilungs des wissenschaftlich. technischen De- partemcnis des Obersten Volkswirtschaftsrates der Sowjet- republik hat den Börsenverein der deutschen Buch- Händler um die Vorbereitung einer eventuell abzuschließenden Konvention zum Schutze des geistigen Eigentums zwischen Deutschland   und Rußland   gebeten. Der deutsche Reichsminister der Justiz hat unter gewissen Voraussetzungen dem Dörsenverein zu erkennen gegeben, daß es der Reichsregisrung zweckmäßig erscheine, wenn mit den Vorarbeiten schon jetzt be- gönnen würde. Der Ausschuß des Börlcnvereins für Urheber- und Verlagsrecht hat sich daraufhin folgendermaßen schlüssig gemacht: Am wünschenswertesten wäre der Beitritt der ruffischen Republik zur Berner Konvention: ist dieser noch nicht zu erreichen, so dach vielleicht die Aufrechterhaltung des zwischen Deutschland   und Ruß­ land   im Jahre 1913, vor dem Kriege, abgeschlossenen Vertrages, eventuell mit einigen Aenderungen. Auch dann aber hat der Aus- Muß Bedenken, ob ein der Form nach auf Gleichberechtigung ge- stellter Staatsvsrtrag den deutschen   Autoren und Verlegern in Sowjetrußland tatsächlich die gleiche Rechtssicherheit gewähren würde, wie sie die russischen Autoren und Verleger in Deutschland  genießen würden. Trotzdem wird der Ausschuß alle Vorbereitungen treffen. Erstaufführungen der Woche. Moni.: Schloßpark. Theater: 'Willy« Frau'. Urania  -Vorträge. Tonnt., Mittw.:.Berner Oberland  ': Mont.:.Thüringen': Dienst.:.Tirol': Don».:.Von der Zugspitze   bis zum Watzmann  ': ltzreit.:.Unser schöne« Ricsengeblrge': Tonnav.:Der Harz  '. Tie Landwirtschaftliche Hochichule veranstaltet in den Räumen der Höheren G ä r t n e r- L e h r n n st a l t zu Dahlem am 31. Juli und 1. August einen Lehrgang über Vienenzucht. Meldungen zur Teilnahme sind unter Einzahlung der Gebühr von 10 000 Ml. an die Kasse der Landwirtschasllichen Hochschule N. 4, Jnvalidcnstr. 42, zu richten. Zwei Millionen Mark vergibt die Gesellschaft Deutscher Natur- for'cher und Zlcrzte an jüngere Forscher, die an schlecht dotierten Instituten arbeiten. Durch einen norddeutschen Industriellen und einen Schweizer  («elchrten wurden die für obigen Zweck bestimmten Ncberschüsse auf der Jabrbundeitfeier der Geiellschast erhobt. Gesuche sind zn richten an den Geschästssübr«, Pros. D r. B. Rassow, Leipzig  , Nürnberger Straße 48. Die Frequenz der Danziger Dechnischen Hochschule im Sommer- s e m e st e r 1923 gestaltet sich wie folgt: Studenten und Hörer 1735, Hospitanten 93, zusammen 1828. 350 Swdenten sind au« dem Freistaat Danzig  , 374 au« Deutschland  , 523 au» Polen   und 308 find ander» Au«länder.