t
sind die Münchener Iustizorgane selber geradezu klassische Zeugen. Denn sie haben den Studenten Baur , ihn, der den Mord plante und auszuführen sich anschickte, sofort wieder auffreienFuß gesetzt, weil bei ihm nur„straflose Worbereitungshandlungen" vorgelegen hätten. Damit ist so- zusagen mathematisch bewiesen, daß eine sofortige Anzeige Puttkamers auf die ersten Aeußerungen Baurs hin erst recht keinen Erfolg gehabt hätte. Aber noch ein weiteres: Im Prozeß Fuchs-Mach- Haus traten vier Zeugen, der Ehrhardt-Offizier Kautter, der Regierungsbaumeister Schäfer usw. auf, die monatelang das Treiben der Verräter mitgemacht und ihnen Unterstützung zugesagt, sogar sechzig Millionen Mark von dem Franzosen - geld für ihre Verbünde eingesackt hatten, bis sie Fuchs und Genossen der Polizei überlieferten. Sie haben Fuchs gegen- über— nur in viel schwererer Form— genau dieselbe Rolle gespielt wie Puttkamer gegenüber Baur . Und ihnen hat man kein Haar gekrümmt. Aber sie waren ja auch Rechts- radikale.... Doch der Gipfel des Iustizskandals: Hätte es sich wirk- lich um Vorbereitungen zur Ermordung des ehemaligen Ministers Scheidemann gehandelt, so wäre für die Abur- teilung einzig und allein der Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik zuständig gewesen. Das Mün- chener Volksgericht hatte ebenso wenig Recht, sich mtt dieser Sache zu befassen, wie etwa die französischen Be- satzungsgerichte im besetzten Ruhrgebiet . Und von der französischen Willkürjustiz unterscheidet sich diese Rechtsprechung höchstens dadurch, daß die französischen Gerichte den Ange- klagten doch wenigstens Rechtsmittel gegen ihre Urteile geben, während das Volksgericht sich jeder Nachprüfung seiner angemaßten Befugnis durch ein höheres Gericht entzieht. Das Volksgericht hat freilich durch das Strafmaß die Fadenscheinigreit der ganzen Anklage selbst bekundet. Denn eine ernsthafte Aufforderung zum Mord an einem ehemaligen Minister hätte doch weit höher bestraft werden müssen als mit acht Monaten Gefängnis. Damit aber der Verurteilte nicht zu bald wieder das Licht der Sonne erblickt, kündet man schon eine Reihe weiterer Prozesse ähnlichen Kalibers an, über deren Ergebnis nach diesem Urteil kein Zweifel mehr sein kann. Denn wie soll— gemessen an diesem Urteil— eine Anklage gegen linksgerichtete Personen wohl aussehen, auf die hin ein Münchener Gericht nicht verurteilt?! Der durch den Justizmord an Fechenbach entfachte Eni- irllstungssturm gegen die Münchener Volksgerichte kann durch dieses Urteil nur neue Nahrung finden. Es ist höchste Zeit, daß endlich die kleine Strafprozeßreform Gesetz wird und eine„Rechtspflegeinstanz" beseitigt, die den Grund- forderungen der gesamten Strafrechtswissenschaft ins Gesicht schlägt. Wie soll Deutschland an die Gerechtigkeit des Aus- lands appellieren, solange solche Iustizzustände im eigenen Lande bestehen? Wer dazu mitwirkt, daß die Volksgerichte weiter Unschuldige in Gefängnis und Zuchthäuser schicken, wer die Lebensdauer dieser Institutionen verlängern hilft, der »nacht sich indirekt zum Mitschuldigen an der fran- höfischen Iustizwillkür im besetzten Gebiet, die ihr eigenes verdammenswertes Verhalten, wie hier unlängst ge- zeigt wurde, damit bemäntelt, daß dem republikanisch ge- sinnten Deutschen vor bayerischen Volksgerichten auch keine besseren Rechtsgarantien zustehen als vor fremdländischen Besatzungsgerichten. Die Müncheaer Gerichtsverhanölung. München , 26. Juki.(Eig. Drahtbericht.) Bald nach der Luffin- düng der Leiche des ermordeten Studenten Baur wurde am Z9. März in München der hier lebend« IournalP Franz A. v. Puttkamer verhaftet. Die Polizei verweigert» damals näheren Ausschluß über die Gründe der Verhaftung. Es verlautete lediglich, daß Puttkamer unter dem Verdacht, an der Ermvr- bang Baurs beteiligt gewesen zu sein, festgenommen wurde. Heute nun hat sich Puttkamer, der gegen Stellung einer Kaution am 12. Mai aus der Host entlassen worden war, vor dem Volts»
/lugen rechts! In Goslar haben sich an einem der heißen Iulifonntage die Kriegervereinler mit allem, was sich im Lauf« der letzten Jahr« drum- und drangehängt hat, versammelt. Der sagenfern« Hindenburg war da. Das kriegerssche Deutschland scharte sich um ihn. Die Vergangenheit hielt Heerschau ab. Eine Vergangenheit, die die Zukunft nicht mehr meistert. Di« Kriegeroereine sind sehr großväterlich geworden. Junge Drganisationen haben sie überflügelt, die sich aufgewn haben, ledig- lich den Krebsgang zu pflegen. Ihr Sport ist es. rückwärts zu gehen statt vorwärts. Sie sind zwar den Iahren nach die Söhne ihrer Väter, dem Geist nach aber die Großväter ihrer Väter. Da gibt es welch«, die den Stahlhelm nicht mehr auf dem Kopf tragen, sondern in verkleinerter Form auf dem Rockaufschlag. Ter Stahlhelm aus dem Kops beeinträchtigt auf die Dauer auch Gemüt und Gehirn. Da gibt es den jungdeutschen Jüngeling-llng-ling. Sein Abzeichen trägt er in Herznähe auf dem Rock . Ihm ist es also rim seine Sache ernst. Ist sie auch nicht in sein Herz gebrannt, so ist sie doch auf sein Herz geheftet, leicht entfernbar. Sie und etliche andere waren auf dem Osterfeld bei Goslar versammelt. Es war«in«cht militärischer Tag. Der heiße Sand wurde vom Begeisterungsschweiß pitschnaß. Was von diesem Fest berichtet wurde, ist belanglos, wichtiger sind die Bilder, die man davon zu sehen bekam. Der sagenfern« Hindenburg hat ein paar Wort« gesprochen, die in das Mark der Beine gingen. Das zeigt deutlich auf den Bildern die Parade, dl« er abnahm. Was täten auch z. B. einig« Dutzend Teutfche miteinander, wenn sie nicht den Parademorsch hätten! Er war der natürliche Glanzpunkt des Tages. Er ist der preislos frei- gegebene Teil des Erbteils der Monarchie an uns, um die wert- volleren Teile, wie z. B. den Hausschatz, wird noch prozessiert. Er war der Gipfel der preußischen Erziehungsarbeit am geliebten Volk. jSowos läßt sich der Deutsche nicht so leicht nehmen. Was einmal gesessen hat, sitzt. So mußte der Generalfeldmarschall«ine Parade von. Zivilisten Abnehmen. Ihm muß in solcher Umgebung wenig wohl gewesen sein. Der Rock macht den Mann und das Achselstück darauf den Offizier. In Zügen marschierten sie mit Augen rechts vorbei. Den steifen Hut oder Zylinder in der Hand, mit offenem Eehrock oder Cut, Hurra, den Bauch möglichst eingezogen und, Hurra, die Knie mög- lichst durchgedrückt. Ist das das neue Deutschland ? Ist das das Zeichen eines freien und stolzen Bürgers? Ist dos die Haltung von Männern? Nein. Der Untertan marschiert. Wenn das Hirn leer ist, fliegen die Bein« im Stechschritt. »Augen rechts" kommandiert die Reaktion, und der paradierend« Untertan schmeißt den Sand um Zylinder und Gehrock. Der Unter- )<r» will kommandiert sein. Nichts haßt er mehr als denken und frei
gericht München zu verantworten, und zwar, wie es in der Anklageschrift heißt, wegen hinreichendeu Verdachtes, einen anderen zu einem Morde aufgefordert zu haben. Nach der An- klag« hat sich Puttkamer w die zu den Nationalsozialisten zählende Gruppe Roßbach eingeschlichen, um deren Ziele zu erkunden und das Ergebnis seiner Forschungen entsprechend seiner politisch linksgerichteten Einstellung zu verwerten. Bei Roßbach lernte er den Studenten Baur kennen, der ihm alsbald volles Ber - trauen schenkte und seine Aufmerksamkeit dadurch erregte, daß er sich außerordentlich»nationalaktio ä la Rüge" gebärdet« und davon sprach, daß er in allernächster Zeil ein Atlenkat aus Schetdemauu ausführen werde. Puttkamer kam es darauf an, das in seiner Borbereitung befindliche Verbrechen mit allen seinen Einzelheiten aufzudecken, um es dann zu oerhindern. Um das Vertrauen des Attentäters voll zu gewinnen, hielt er den stets in Geldschwierig- leiten lebenden Baur öfter zechfrei und sprach seine angebliche Zu- stimm ung zu der Ermordung Scheidemanns aus und stellte ihm schließlich auch einen Revolver in Aussicht. So heißt es in der An- klageschrift. Die dann folgend« Vernehmung des Angeklagten und der Zeugen ergab folgenden Sachverhalt: Der Student Baur tat sich in der Roßbach-Gruppe durch seine blutrünstigen Reden besonders hervor. Einen fanatischen Haß hatte er vor allem aus Scheide- mann, den er mit zehn Schüssen niederknallen wollte, um ihm dann die Ohren abzuschneid'en und sie an einer Schnur auf seiner Brust zu tragen. Diesen Plan sprach er offen aus in einer Rede, die er anläßlich einer von der Gruppe veranstalteten Geländeübung hielt. Auch andere Attentate gegen die.Novemberverbrecher" hielt er für notwendig, um dann die nationale Diktatur aufzurichten. Diese Geländeübung wurde ab- gehalten am 6. und 7. Januar. Di« Ermordung Scheidemanns sollte so schnell wie möglich in Kassel ausgeführt werden. Baue besprach mit Puttkamer die Darbe- reitungen zur Tat und Puttkamer berichtete dieses in ausführlichen Einzelheiten an seinen Berliner Freund, den Landrichter Hirschberg, der verabredungsgemäß den Re i ch s k o m m i s f a r zur Austechterhattung der öffentlichen Sicherheit davon unterrichtete. Tatsächlich hat Puttkamer dem Baur gegenüber davon gesprochen, daß er ihm nach vollbrachter Tat als Flüchtling seine Wohnung zur Derfügung stelle und daß er ihm auch einen Revolver besorgen werde, und zwar tat er dies zu dem alleinigen Zweck, um das Vertrauen des Baur nicht zu verlieren. Als er merkte, daß Baur mit seinen Plänen taffächlich ernst machen wollte, machte er seine Zusage rückgängig. Das war aber ohne Bedeutung. weil Oberleu tnant Roßbach selbst bei seiner Anwesenheit in München dem Baur den dienstlichen Befehl gegeben hatte, dos Attentat gegen Scheidemann unter allen Umständen zu unterlassen, weil, so sagte Rohbach bei feiner polizeilichen Ber- nehmung. eine solche Tat in jetziger Zeit das größte Verbrechen am Volke wäre. Auf Grund der Berichte Puttkamers hat der Reichs- kommissar die Berliner Polizei mobil gemacht, um Baur , der am 19. Januar nach Berlin reisen wollte, festzunehmen. Außerdem benachrichtigte er die Polizeidirektton Kassel, ' die ihrer- feits wiederum Scheidemann verständigte. Scheidemann selbst weilte damals aber nicht in Kassel , sondern in Augsburg , was aber dem Attentäter erst bekannt wurde, als er von seinem Bor - gesetzten Roßbach von der Tat abgehallen worden war. Der kri- tische Tag war der 17. 3mm nr. weil der mittellose Baur damals von einer thüringischen Gräfin 100 000 zum Zwecke seines Attenkates erhalten hatte. Bei der Tat selbst sollten dem Baur ursprünglich noch zwei Helfer zvr Seile stehen. ciu gewisser Eigner und ein während der hau pk er Handlung stet» nur mit dem Spitznamen Leutnant X. Bezeichneter. Diese beiden sind jedenfalls Mitglieder der Gruppe Roßbach. Beide hatten sich zur Tat zur versügnng gestellt. Im Plaidoyer hiell der Staatsanwalt sein« Anklage in vollem Umfange anstecht. Er bestritt dem Angeklagten, daß er aus pollttfchen und ideellen Zielen sein« Spitzeltätigkeit ausgeübt habe.
handeln zu müssen. Herd« will er sein. Herdenseligkeit ist fein angestammter Zustand. »Augen rechts" gilt aber auch für die Freien, wenn der Untertan sie nicht überwuchern und umschlingen soll. »Augen rechts", Republik , wenn du leben willst! ha t enkauz.
Der Mann ohne Gott . Der Hamburger Schriftsteller Hans Friedrich Blunck , der gelegentlich auch an dieser Stelle das Wort ergriffen hat, ver- öffentlicht bei Georg Müller in München einen Band:»Berend Fock, die Mär vom gottabtrünnigen Schiffe r." Der Maler Hans Pape hat das Werk mit sieben künstlerisch hervorragen- den Holzschnitten ausgestattet. Der Titel des Buchs, das. um es vorwegzunehmen, nicht nur weit und hoch über Durchschnittsliterotur hinausragt, sondern auch Wege weist in ein künstlerisches Neuland, mag auf den ersten Blick ein wenig gezerrt, ja geziert anmuten. Indessen man lasse sich durch unbedeutende Aeußerlichkeiten nicht ablenken vom Genuß der Lek- türe, denn dieses Buch bedeutet tatsächlich eine Erhebung und Er- holung für den Leser, es ist wie ein großes, tiefes und besreiendes Atemholen in dem Wirrwarr und Wust der allzuvielen Bücher, die trotz Teuerung und ständig in die Höhe gehender Buchhändler- schlüssclzahl herausgegeben werden. Es ist ein Buch voll fesselndster Kenntnis deutscher Sagen und Sitten, voll feinster Kultur, und mit einer so bildsamen'Sprache, daß man manchmal mit offenen Augen zu träumen meint und das Geschilderte aus langer deutscher Ber- gangenheit mit unerhörter Lebendigkeit vor sich aussteigen sieht. Halb Roman, halb Kulturgeschichte und Chronik behandelt Blunck in seinem»Berend Fock" die uralte Sage des fliegenden Hol- länders, den düstern Sang vom Ewigen Juden und die naiv lieb- liche Mär vom Armen Heinrich , wie wir sie aus dem mittelhochdeut- schen Dichter Hartmann von der Aue kennen. Die Frauengestolt des Buches aber, die Heldin, wenn nian so will, hat viel von der schwer- zensreichen Anhänglichkeit eines Kätchen von Heilbronn . Verwoben sind außerdem in ihrer Brust und ihr Blut zarte Verwandtschaft mit dem»reinen Tor" Parsifal , und ganz von fern, ganz fern klingt ein Ton an, der an Ophelia und ihr zärtliches Vonsinnensein erinnert. Aber allen diesen Dingen hat Blunck nicht nur neue Namen, sondern auch neue Normen, neue Bedeutung und Betonung gegeben. Die Erlösung jedoch kommt dem verfluchten Berend Fock nicht vom Weib, sondern vom Kind, das dieses Weib ihm gebiert, dessen ersten Schrei der Erlöser aber nicht mehr hört.„Eine Bö brauste auf. mählich verblaßte das Abendroi: das Boot trieb bebend zwischen Ebb« und Westwind zur Strommitte, kreiste und schaukelte mit seiner Last ohne Ruder den wehenden Wettern entgegen. Des Obnerust Laib fuhr mit ihm aus feines Lebens Qual den Weg, da er Stille fand." Dieser Berend Fock war ein wilder junger Schiffer Er lästerte und verhöhnte Gott , und zur Strafe mutz er auf dem»Fliegenden Geist" urewig die Meere befahren, ohne Rast, ohne Schlaf, verbrannt die Augen, vsrrunzell und vertrocknet. Schließlich gelingt es ihm doch, an Land zu kommen und auf Land zu bleiben, und nun be- ginnt eine phantastische Wanderung durch alle Welt. Aber der Ohne- rvst hadert weiter mit seinem Gott, er fordert ihn heraus, und er
Puttkamer sei vollkommen überzeugt gewesen, haß es Baur mit seinem Attentat vollständig ernst gewesen war. Trotzdem habe er nichts getan, den Mord im Keime zu ersticken, im Gegenteil, er habe dem Baur noch seine Unterstützung zugesagt. Freilich stehe außer Zweifel, daß Puttkamer die Ermordung Scheide- manns nicht gewollt habe. Dieser Milderungsgrund käme nur für das Strafmaß in Betracht. Er beantragte acht Monale Gefängnis und Tragung der Kosleu. Der Berteidiger, Stadtrot Genosse Nußbaum, bestritt die Zuständigkeit des Gerichts, und zwar auf Grund de« Republikschutzgeseges, das Ueberweisung solcher Straftaten an den Ctaatsgerichtshos verlangt. Zur Sache selbst wies der Ber- teidiger nach, daß Puttkamer sich aus politischer Ueber« Zeugung der Auskundschaftung der rechtsradikalen Kreise gewid- met Hab«. Die Aufklärung des Attentates auf Scheidemann sei ge- radczu sein Verdienst. Seine Pflicht als Staatsbürger habe er voll erfüllt durch feinen Bericht an den Reichskommissar. Wenn er die Münchener Polizei nicht verständigt habe, so liege genug Grund für dieses Mißtrauen in dem Ergebnis des Fuchs-Mach- Haus-Prozefses. Eine Verurteilung könne gar nicht in Frag« kommen, da nach§ 4ga des Skrafgefehbuches für eine Verurteilung wegen Aufforderung zum Mord der subjektive Wille, daß die Tal ausgeführt werde, notwendig fei. Eine solche Anklage getraue sich ober nicht einmal der Staatsanwalt gegen Puttkamer zu erheben. Nach einer halbstündigen Beratung verkündete da» Gericht unter dem Borsitz des Oberlandesgerichtsrates H o r w i tz folgendes einstimmig gefällte Urteil: Acht Monale Gefängnis. Anrechnung von sechs Wochen Untersuchungshaft, SOOOOO M. Geldstrafe. In der Begründung heißt es, daß Puttkamer sich einer fort- gesetzten Kette von Handlungen schuldig gemocht habe, die auf die Mordpläne des Baur fördernd und stützend gewirkt hätten. Es handle sich um eine fortgesetzteAufforderungzumMord. Auch wenn der Angeklagte die Tat selbst nicht gewollt habe, trat er- schwerend bei. daß der Angeklagte gewissenlos an Baur ge- handelt habe und vor allem an dem deutschen Vaterland. Durch«inen eventuellen Mord an Scheidemann , dessen Ber - Hinderung nicht m der Hand des Angeklagten gelegen Hobe, wären innerpolitisch außerordentlich« Gefahren entstanden. In der Urteilsbegründung wird auch das Berhalten de» Reichs- k o m m i f f a r s einer scharfen Kritik unterzogen, weil er es ver- säumte, sein« Kenntnis von den Mordplänen der Münchener und der Augsburger Polizei mitzuteilen, und weil er auch ein« rechtzeitige Benachrichtigung nach Kassel unterlassen habe. Ein« Revision gegen das Urteil des volksgertchtes ist nicht mög» lich. vke Jagt geht weiter. ZNünchen, 26. Juli. (MTB.) Gegen den vom Volksgericht Mün- che» verurteilten Schriftsteller Franz v. Puttkamer schwebt noch e i n weiteres Verfahren. Da» bayerische Staatsministerium hat gegen ihn Klage eingereicht, weil er in einem Briefe an den »Berliner Börsencourier" Geldbeträge mit der Be» gründung verlangt hatte, er müsse dieses Geld zur Bestechung der Beamten der bayerischen Pressestelle verwenden, da er sonst von dieser Stelle keine Nachrichten erhalte.
wiener völtisthe �elöen vor Gericht. Mea. 2S. Juli, l Eigener Drahtbericht.) vor dem Schöffen« gericht fand heute der Prozeß wegen der Sprengung des Vortrage» des Professors Nicolai durch die monarchistische.Ostara"- Gruppe statt. Der Hauptleiter der Sprengung ist nach Italien geflüchtet, der Oberleutnant Szabo wuHde freige« sprachen, der zweite Angeklagte, ein Bauarbeiter Groß, wurde wegen Hausfriedensbruches und Verleitung zum Dieb« stahl, weil er nämlich zu den Leuten gesagt hatte, man sollte die Ueberfallenen nackt ausziehen und stehlen, was man könne. zu sechs Monaten schweren Kerkers verurteilt. Die Milde des Urteils wurde damit begründet, daß er nicht aus Ueber- zeugung zur Ostara gegangen fei. sondern ans Not wegen Arbeitslosigkeit.
will ihn und die Well, die dieser Gott erschaffen, entthronen. Zu diesem Ziel setzt er sich in Berbindung mit allen Unterirdischen, dienst- bor sein müssen ihm alle Geister im Wasser, Feuer und in der Luft. Es ist ein langer, grausiger Reigen von Gespenstern, Hexen. Teufeln und TeufeNnnen, der da am Leser vorüberzieht, und man muß des Autors Kenntnis der allen deutschen Dolkssogen bewun- dern. Berend Fock erlebt»ine zweite Jugend, ein zweiter Faust und Beherrscher aller Dömone. bis sich ihm Gott endlich offenbart durch das Weib mit der überirdisch schönen Stimme, und ihn erlöst durch da» Kind. Hier sollte gewiß von Blunck Sagen und Symbol des Jesuskinde» angedeutet werden. Wir Leute von heute dürfen uns nicht wundern, daß gerade von dem großen Gottproblem fo eindringlich gepredigt wird, dos uns längst nicht mehr bis zum Verderben des einzelnen bewegt und von Grund auf umrührt. Indessen, dieses Buch spielt unmittelbar noch dem dreißigjährigen Kriege, in dem sich bekanntlich die Menschen zur höheren Ehre Gottes totschlugen, in einer Zeit, in der man mit diesen sogenannten höchsten Dingen ebenso wie mit der Erneuerung des Geistes und der Heimat rang und stritt.»Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!" »Berend Fock" ist das eine Stück einer Trilogie. Ich möchte die beiden anderen Teile auch kennenlernen. Karl Fischer.
Eine llhrmachersternwarle. In Glashütte , der sächsischen Stadt, deren Name d?trch ihr« Uhrenerzeugung weltbekannt ist, be- steht seit länger als zehn Iabren eine Sternwarte, die hie dortige Uhrmachervcrbindung.Urania" gegründet hat. Der Bau der Sternwarte liegt in reizvoller landschaftlicher Umgebung außerhalb der Stadt auf einer Höhe und ist seinerzeit, wie die»Deutsche Optische Wochenschrift" hervorhebt, aus freiwilligen Beiträgen der Mitglieder gebaut und e.naerichtet worden. Die astronomische Aus- rüstung der Sternwarte besteht aus einem Refraktor und einem Passageinstrument, mit denen schon recht wertvolle Beobachtungen ausgeführt wurden. Hie? werden die Schüler der Glashütter Uhr- macherschule praktisch in die a st r o n o m i s ch e Z e i t b e st i m- m u n g eingeweiht. Allwöchentlich vereinigt«in„A st r o n o m i. scher Abend" die Mitglieder. Dann werden Vorträg« wissen- schastlichen, belehrenden und unterhaltenden Inhalts gehalten und, wenn der Nachthimmel besonders klar ist, Beobachtungen am Re- fraktor ausgeführt. Obwohl wissenschaftliche Arbeit auch von einer kleinen Sternwarte aus lehr wohl geleistet werden kann, legt die Vere'nigung vorwiegend Wert darauf, alle ihre Mitglieder in die Elemente der Astronomie einzuführen und Enktheit des dargebotenen Stoffes mit Allgememverständlichkeit der Form zu verbinden. Schauspielern. Schluchzen und Velen . Di» Im Ullstein-Berlog erscheinenden..Erinnerungen" des ehemaligen russischen Miwsttrs Grafen Witte bringen unter anderem auch einige charakteristisch- Beiträge zur Psychologie und Technik des diplomatischen Metiers. Ein in dieser Hinsicht interessante» Kapitel behandelt die Friedensverhandlungen mit Japan im Jahre 1905. Witte kam als Houptbevollmächtigter der russischen Abordnung nach Amerika . Er trat dort sehr„demokratisch" auf.„Wenn ick im Extrazuge gefahren war," erzählt«r,„ging ich jedesmal nach der Fahrt zum Maschiuisteu hin. bedankte mich bei \