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sehende Resultat nach der Kapitulation noch schlechter nmrde, was ja ganz selbstverständlich ist. Wenn ein kämpfendes Heer kapituliert, so tut es das in dem Bewußtsein, dadurch eine unkrträglich gewordene Lage mit einem sehr harten, demütigenden, aber immer noch milde- ren Los zu vertauschen. Aber Deutschland kann durch eine Kapitulation seine Lage in njchts verbessern. Die Kapitulation bringt keine einzige Kartoffel in die deutschen Schüsseln, sie kostet Ruhr, Rhein und Saar . Sie kostet aber noch viel mehr! Denn sie öffnet nicht den Weg zu einer Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich , sondern sie sperrt ihn und vernichtet alle chofsnun- gen auf eine friedliche Zukunft Europas . Im Interesse der friedlichen Zukunft Europas , im Inter- esse einer ehrlichen Verständigung zwischen dem deutschen und dem französischen Volk müssen wir Sozialdemokraten auch unter den schwersten Umständen dabei verharren, daß V e r- Handlungen zwischen Gleichberechtigten zu führen sind, und daß ihr Ziel nicht die Festsetzung einer frem- den Militärmacht sein darf in einem Lande, in dem sie nichts zu suchen Hot, sondern die Befreiung dieses Landes von einer selbst mit dem Frieden von Versailles nicht vereinbarten Fremd- und Gewaltherrschaft. Man sagt, wir dürften uns n-.cht darauf festlegen, mit England gegen Frankreich zu gehen. Das ist ganz richtig. Aber ein Ausgang des Nuhrkonflikts, der Deutschland direkt, England indirekt als Besiegten erscheinen läßt, bringt uns erst recht in dauernde Abhängigkeit von England. Will Frankreich verhindern, daß siebzig Millionen Deutsche ihre letzte Hoffnung auf das englische Weltreich und auf den eeiglisch-sranzösischen Gegensatz setzen, dann muß es seinePolitikgegenüberDeutschlandändern! Deutschland kann aber nicht einer Politk zum Triumph verhelfen, die das Verderben aller ist. Und darum kamr es nicht kapitulieren!

wer trägt üie Schulü? Ausreden der Landbündler. Bei der gestrigen Besprechung des Reichskanzlers mit den Vertretern der landwirtschaftlichen Spitzenorganisationen wurde von agrarischer Seite zur Entschuldigung u. a. auch auf den Transportarbeitcrstreik in Schlesien hingewiesen, der die Schwierigkeiten in der Lebensmittelversorgungwesent- lieh" verschärfe und schuld daran sei, daß in Schlesien größere Mengen von Lebensmitteln, die zur Versendung in die Städte bereit stünden, nutzlos liegen bleiben". Der Reichskanzler versprach Abhilfe. Nach der Auffassung des Deutschen Verkehrs- b u n d e s hat der Transportarbeiterstreik in Schlesien die 'Leiden der Bevölkerung nicht ärger gemacht, als sie schon in- folge der durch die Geldentwertung nicht völlig zu entschuldi- genden Zurückhaltung der Landwirtschaft in der Belieferung der Märkte ohnehin schon waren. Vor ollem kann der Transport der Frühkartoffeln unmöglich unter dem Streik gelitten haben, weil Frühkartoffeln zum Abtransport ja gar nicht da waren. Alte Kartoffeln aber kamen erst recht nicht in Frage; sie waren längst in die Spiritus- und Kartoffel- mehlfabriken gewandert oder zum Transport nicht mehr ge- eignet. Im übrigen ist üis jetzt nicht bekannt geworden, welche ..größeren Mengen von Lebensmitteln" neben der Kartoffel infolge des Streiks nicht abtransportiert werden konnten. Wenn jetzt auf das Zureden des Reichskanzlers die Lebens- miitelzüführ von Schlesien her stärker einsetzen sollte, so be- steht bei den Transportarbeitern keinerlei Hindernis; denn der Transportarbeiterstreik ist so gut wie beendet. Jedenfalls ist in den größeren Städten die Arbeit überall wieder aufge- nommen.__ Noch ein Antifoichisienlog? Das Exekutivkomitee der Moskauer Roten Gemerkschastsinternationale hat einer OE.-Meldung zufolge die Veranstaltung eines internationalen Antifaschistentages bcschlosien.

Die Vorgänge in Neuruppin . Ucber die bedauerlichen Vorgänge in Neuruppin , die mit Teuerungsunruhen begannen und mit der Erschießung eine« Ar- beiters endeten, wird uns nachträglich vom dortigen Geworkschafts- kartell geschrieben: Seit Beginn der vergangenen Woche haben sich am hiesigen Orte rasende Preissteigerungen auf allen Gebieten bemerkbar gemocht. Sämtliche Fettartikel oerschwanden gegen Ende der Woche fast vollständig vom Markte. Die Arbeiterschaft, welche mit ihrem niedrigen Einkommen nicht in der Lage ist, sich mit Vorräten einzudecken und welche erst auf den Zahltag am Freitag warten mußte, um überhaupt noch etwas einkaufen zu können für den sofortigen Gebrauch, wurde dadurch erbittert, daß die letzten Reste der Fettortikel nur zu Preisen zu erhalten waren, die mit dem Ein- kommen der Arbeiterschaft nicht mehr in Einklang zu bringen war. Teilweise wurden auch die Waren von den Händlern zurückgehalten, und den Kommi'sionären der Fellartikel war es von den Fabritanten verboten, Waren aus den Fettbeständen ihrer Kommissionslager an die Lebensmittelgeschäft« abzugeben. Dies geschah trotz telegraphischcr Mitteilung an die Fabrikanten, daß die Lage außerordentlich ernst sei und Garantie nicht mehr übernommen werden könnte. Dadurch wurden die Massen trotz aller Mahnung zur Vernunft äußerst erregt. Es kam dann im Verlaufe des Freitag zu Unruhen, die leider mit Plünderungen in einigen Läden endeten. wobei einige Verletzungen zu verzeichnen waren. DerSelbstschutz des Bürgerbundes", bestehend aus Landwirten aus der Umgebung und Mitgliedern des B is m a r ck- B u n d e s", trat unter Anführung des Hoteliers Rausch auf den Plan, bewaffnet mit Knüppeln und Messern. Die blutige Schlägerei war alsbald fertig. Als nun von hiesigen Reaktionären, die an sich schon zur Genüge bekannt sind, die ersten Schüsie fielen, waren die Massen nicht mehr zu holten. Nachdem die Knüppelgarde des Bürgerbundes auf den Plan getreten, war die Ortspolizei nicht mehrHerr der Lage. Bis spät in die Nacht hinein durchzogen diese Garden die Straßen. Die entstandene Situation veranlaßt« das Gewerkfchaftskartell, mit dem Bürgermeister der Stadt Neuruppin in Verbindung zu treten, mit dem Verlangen, dafür Sarge zu tragen, daß diese Knüppelgarde von der Straße wegkomme, und daß, um ein weiteres Blutoergießen zu oermeiden, weder Schutzpolizei , noch Polizeischüler eingesetzt werden sollen. Da die Schutzpolizei bei früheren Vorkommnissen, z. B. beim Landarbeiterstrsik, das Vertrauen der Arbeiterschaft ver- loren hatte, waren diese Forderungen vollkommen berechtigt. Wir oerlangten, daß Vertreter der organisierten Arbeiterschaft, also R e- publikaner, gemeinschaftlich mit der Ortspolizei den Sicherheitsdien sTubernehmen sollen. In Anbetracht der inzwischen verschärften Situation wurde unseren Forderungen rest- los Rechnung getragen. Vierzig Funktionäre der Arbeiterschaft übernahmen am Sonnabend gegen Mittag den Ordnungsdienst. Sämtlichs auffindbare Fcttwaren wurden nunwehr beschlagnahmt und Geschäfte bestimmt, die diese Waren zu einem vorgeschriebenen Preise verkaufen mußten, und zwar unter unserer Kontrolle. Pro Kopf wurde auf die Zuckerkarte Pfund Fett abgegeben. Dieser Aufgabe wurden wir insoweit gerecht, als wir heute feststellen können, daß die beschlagnahmten Vorräte zur Versorgung der Be- völkerung vorerst ausgereicht haben. Nachdem die Arbeiterschaft den Ordnungsdienst übernommen hatte, ging im großen und ganzen alles glatt vonstatten, aber ein gewisser Kreis der Bevölkerung schien von unserer Tätigkeit nicht sehr erbaut gewesen zu sein. Er oerstand es, Provokateur« heranzubringen, denen es zeitweise gelang, einen Test der Bevölkerung gegen uns aufzuhetzen. Gegen Abend sammelten sich vor Bernaus Hotel eine Anzahl Menschen an, nachdem vorher dos Gerücht laut wurde, daß der Besitzer des Hotels, der schon erwähnte Rausch, am Freitag auf eine Frau zwei Schüsse abgegeben habe. Der Eingang zum Hotel wurde auf Befehl des Landrats von vier L a n d j üh e r n besetzt. Trotzdem versuchte der Korvettenkapitän a. D. Her- mann, Direktor des Landbundes, durch fortwährende Falsch- Meldungen den Landrat zu bestimmen, die Schutzpolizei , die inzwischen auf Veranlassung des Landrats aus Potsdam ein- getroffen war, einzusetzen. So wurde behauptet, daß die Ar-

Vunöerwaren. Von Karl Fischer. Man sollte meinen, daß der Kaufmann für neue Waren eine Bezeichnung wählt, die auch die Widerstrebenden zu ihm lockt. Weit gefehlt! Man lcst nur einmal im Reichs- und Staatsanzeiger die Waren- zncheÄKeiJage, und man wird finden, daß von Fabrikanten und Kauf- leuten den verschiedenen Waren Namen beigelegt werden, durch die sie zu wahren Wunderwaren werden. Man muß, will man wissen, was das wohl für Waren sind, die mit allen diesen krausen und kuriosen Titein getauft sind, ganz erkleckliche Kenntnisse in der Mythologie, Geschichte, Sprachenkunde, Musikgeschichte und- dogogik haben. Meistens aber erkennt man, daß alle Kenntnisse, die man besitzt oder sich aus dem Konversationslexikon mühsam angeeignet hat, zur Deutung des Warenzeichens gar nichts nützen. Diese Titel, init bunten Flicken aus aller Herren Welt behangen, haben zu den Waren, die sie bezeichnen, keinerlei Beziehung, es fehlt zwischen Titel und dem damit Getauften jeder Zusammenhang. Je verrückter und ooraussetzungsloser der Name einer Ware ist, je mehr er prahlt und prunkt, je mehr er verspricht und je weniger er hält, um so geeigneter ist er heut« den Herren Fabrikanten zum Gimpelfang. Wenn man z. B. von einer Ware weiß, die auf den Namen L'Arlesienne" getaust ist, wird man seine Kenntnisse aus der Musik- grschichte zusammenklauben und sich an Bizet erinnern, der außer der viel bekannter gewordenen OperCarmen " eine OperL'Avle- sienn? sDie Arlesierin) geschrieben hat. Und dann erfährt man, daß unter dem prunkenden Operntitef Mundharmonikas verkauft werden! So geht es weiter in langer, lieblicher Reihe. Ein Fabrikant wählt für sein« Fabrikat« den Nomen des LiebesgottesAmor" und verkauft Füllfederhalter, die gewiß nur dazu dienen sollen, um Liebesbriefe zu schreiben. VonFolie d'Amour"(Liebeswahnsinn) spricht ein anderer und meint Par- fümerien und Seifen, durch deren Gebrauch jener gewiß nicht an- genehme Zustand von Liebeswahnsinn hervorgerufen werden soll. Derberühmte" Friseur, der einst Wilhelms heiliges Haupt und heiligen Bart unter den Händen halten durste, nennt seine Waren Chikanöschen", wobei man, weiß Gott , nicht wissen kann, wen er schikanieren will. Harmlos und heiter zugleich mutet es an, wenn ein Kauf- mann sein« WarenLeuchtturm" nennt und Unterröcke, Strumpf- hotter und Armblätter verkaust, also Dinge, die doch nicht in die Weite leuchten, sondern im Verborgenen liegen sollen. Der gute Mann jedoch, der seine Zbaba FabrikateHokuspokus" gelauft hat,

scheint sich und seine Waren in schöner Bescheidenheit und Offen­heit eingeschätzt zu haben. Aber noch eins lernt man aus diesen langen Liften der Waren­zeichen, daß nämlich immer wieder neue Nomen für neue Liköre auftauchen. Auch das ist gewiß ein trauriges Zeichen einer taumeln- den Zeit, in der viel« Tausende ihren Hunger nicht stillen können, während die Sorge anderer darauf gerichtet ist, neue schmackhafte Titel von neuen Schnäpsen für Schlemmer auf das Tapet zu bringen. Liest man ober in der langen Liste von neuen Likören, die immer über Seiten und Seiten läuft, den NamenMaulaffenlikör" für einen Schnaps, wird man erleichtert sagen müssen: Endlich ein- hoffen kann, die Maulafsen feilhalten.

Eisenbahn-Satastrophen. Das furchtbare Unglück bei Kreienschl, das zu den schwersten Eisenbahnkotastrophen der letzten Jahre ge- hört, ruft die Erinnerung wach an frühere Eisenbahnunfälle von gleicher oder noch größerer Furchtbarkeit. Die Welt ist heute freilich schnellebiger geworden und geht rascher als früher über solche Hiobs- posten hinweg. Auch hat die Zahl der Eiscnbahnunfälle während des letzten Menschenolters ganz bedeutend zugenommen. Das liegt an der ungeheuren Ausdehnung des Schienennetzes und an der Zu- nähme der Verkehrsdichtigkeit. Früher waren Eisenbahnunfälle weit seltener als heute; es waren ober damals Ereignisse, von denen wochenlang in aller Welt gesprochen wurde. Manche Eisenbahn - tatastrophen haben auch historische oder verkehrstechnische Bedeutung erlangt, indem sie Mängel der Verkehrsttchn-k erkennen ließen, die dann beseitigt wurden. So hatte das Eisenbahnunglück in Steglitz (mit IS Toten) am 2. September 1883 den Anstoß zum Umbau sämtlicher preußischen Bahnhöfe gegeben. Schuld an der Kata- strophe trugen zwar in erster Linie die Verunglückten selbst; aber die Möglichkeit zu dem Unglück hotte doch nur der gefährliche Nioeauübergong geboten. Historische Bedeutung hotte das große Eisenbahnunglück bei Borki am 17.(Z9.) Oktober 1888. Bei dieser Station der Kursk- Charkow-Asow-Bahn entgleiste, wahrscheinlich infolge eines nihilisti- schen Anschlages, der Sönderzug des Kaiser» Alexander III. von Rußland. Der größte Teil des Zuges wurde völlig zerstört; nur die drei letzten Wagen, in denen sich die kaiserlichen Kinder, da» Zaren- paar selbst und am Schluß des Zuges der Großfürst-Thronfolger der spätere Zar Nikolaus II. befanden, blieben einigermaßen un- versehrt. Bon den Bediensteten und dem Gefolge fanden 22 Per­sonen den Tod. Alexander III. hatte einen furchtbaren Stoß in den Rücken erhalten, und dieser Stoß bot den äußeren Anstoß zu dem schweren Nierenleiden, dem der Zar am 1. November 1894 erlag. Ein wahres Unglücksjahr für das Eisenbahnwesen war das Jahr 1891. Am 22. Mai dieses Jahres stieß bei Kirchlengern zwischen Osnabrück und Mttden ein Güterzug mit dem Sonderzug des Zirkus Corre zusammen, wobei vier Personen getötet wurden. Nur wenige Wochen s?ät:r erfolgte eine furchtbare Katastrophe bei Mönchenstcin in der Schweiz . Am 14: Juni 1891 stürzte die eisern» Brücke über die Lirs ein, al? gerade ein Pcrjonenzug barüberfuhr.

beiterschast gegen die Firma Born n. Sohn eine bedrohliche Haltung einnähme; kurz darauf wurde gemeldet, die Arbeiterschaft dringe eben in das Geschäft ein. Trotzdem der Landrat sich auf unser Verlangen von der Grundlosigkeit dieser Falschmeldungen überzeugt hatte, ließ er sich außer Fassung bringen. So sollte z. B. das Landbund- haus umzingelt sein und gestürmt werden. Wir stellen hier- mit fest, daß dort überhaupt keine Ansammlungen stall- gefunden haben. Als sich dann, wie oben berichtet, vor Bernaus Hotel die Ansammlung gebildet hatte, setzte trotz des Hinweises darauf, daß das Einsetzen der Schutzpolizei ein unvermeidliches Blut- vergießen nach sich ziehen werde, der Landrat über den Kopf des Ersten Bürgermeisters hinweg die Schutz- polizei ein, die die Menschen auseinandertreiben sollte. Diez geschah gegen NU Uhr� Bald darauf setzten die Provokationen von neuem ein. Noch Erscheinen der Schutzpolizei hat der Ordnungsdienst der Arbeiterschaft seinen Dien st soforteingestellt. Einige Zeit später wurde die Schutzpolizei durch Provokateure mit Steinen beworfen, was zur Folge hatte, daß die Schutzpolizei das Feuer erösfnet«. Anstatt aber in die Luft zu schießen, wodurch die An- sammlungen sich zerstreut hätten, wurde auf die Anwesenden ge» schössen mit dem traurigen Erfolg, daß nunmehr ein Toter und sechs Berwundete zu verzeichnen sind. Wir stellen fest, daß sämtliche Opfer anderSacheselbst nicht beteiligt sind, es sind: Schlosser Slrlur Lemke, tot. Halsschuß: Frau Kaufmann Zibell, Oberormschuß; Frau ! Malermeister Lahn , Armschuß: Former Hans A l h e i t, Ober- ! armschuh: Landarbeiter R a i k o w s k y. Beinschuß: Zimmermann Prutz aus Pretzem, GesSßsteckschuß: Schriftsetzer Lange, Schuß in die Oberlippe. Gegen die Maßnahmen des Londrats herrscht begreiflicherweise äußerste Erbitterung. Vater!änö!sthe Porträts. Der Mitarbeiter derDeutschen Zeitung", Josef Eerny- Stolzing teilt uns zu den Ausführungen in Nr. 212 desVcrw." berichtigend mit, daß er nicht Tscheche, sondern geborener Wiener sei. Wetter seien die Indiskretionen gegen dasDeutsche Boiks» recht" imKleinen Journal" des Juden Leipziger von ihm mündlich gemacht und von dritter unbekannter Seite dem Journal hinterbracht worden. Die Zuschrift an den Derein zur Abwehr des Antisemitismus stamm« nicht von ihm, die Unterschrist müsse gefälscht sein. Wir sehen, die berühmten Unbekannten spielen bei Herrn Eerny eine große Rolle. Ist es nicht sonderbar, daß weder Herr Eerny noch einer der anderen Beteiligten im Jahre 1893 und später die Verösfenttichungen als Fälschungen bezeichnete. obwohl sie erörtert wurden? Das Dementi des.Herrn Cerny-Stol- zing kommt also«inige Postkutschen zu spät. Wenn Herr Stolzing es ferner als unrichtig bezeichnet, daß er sich je deutschfeindlich betättgt habe, so berichtigt er damit etwas, was gar nicht behauptet wurde. W'r wiesen lediglich auf seine Zusammenhänge mit dem deutschfeindlichen Grasen Thun hin, und daß Graf Thun ein Deutischensteund gewesen ist, wird sellst Her: Cerny-Slolzing nicht behaupten können. Im übrigen möchten wir dem Mitarbeiter derDeutschen Zeitung" gerade in diesem Punkte dos entgegenhalten, was ihm das offizielle Organ, die Zeit", am 6. Juni ins Stammbuch schrieb: Seit mehr als einem Jahre wird in verschiedenen deutsch - österreichischen Tage», und Wochenblättern von einigen reichs- deutschen Journalisten über die Dorgänz« im Deutschen Reiche in einer Weise Bericht erstattet, die den Anjchlußgedanken in Oesterreich außerordenilich schädigt. Am ärgsten betreiben es wohl in dieser Beziehung der Berliner Dr. Friedrich Wolff. der ständige Mitarbeiter derAlldeutschen Blätter", und der Münchener Josef Stolzing .... Beiden ist eins gerne in sc m: eine von jedem Verantwortungsgefühl un- getrübte Schreibweise... Deutschösterreich, soweit ihm der Anschluß an das deutsche Mutterland über alles geht, dankt für solch«nationale Arbei t". Warum also in die Ferne schweifen?

Zwei Lokomotiven, 3 Pack- und Postwagen sowie 4 Personenwagen stürzten in den Fluß, wobei 72 Personen den Tod fanden. 130 Fahr- gälte wurden schwer verletzt. Schon im nächsten Monat gab es wiederum eine furchtbare Eiscnbahnkate.strophe. Am 26. Juli 1831 fuhr ein Sonderzug von Ioinville im Bahnhof Saint Wände bei Paris auf einen Vergnügungszug. Bei dem Zusammenstoß waren 49 Tot« und 90 Verletzte zu beklagen. Abermals dre: Wochen später gab es in der Schweiz widsrum einen Zusammenstoß. Bei Zollikofen fanden am 17. August 1891 17 Personen den Tod. Diese Schlag aus Schlag«inander folgenden Eisenbahnkatastrophen führten in ollen Ländern zu einer außerordentlichen Verschärfung der Vorsichtsmaß- regeln, und es trat nach diesem Unglücksjahr denn auch in der Tat ein« erhebliche Verminderung der Unfälle ein. Eine Laalbek- Ausstellung ist im Alten Museum (Anti- guarinm) eröffnet worden, in der die Ergebnisse der deutschen Auk- grabungSerpedition 19001904 zur Anschauung kommen. Die Photograpbien, die z. T. riesenbalt vergrößert, die erdrückende Wirkung dieser gewaltigen Römischen Prachlbouten ineistcrkast wiedergeben, sind Aufnahmen Tb. v Lüpke's für die Staallickie Bild­stelle. Die eindrucksvollen zei-ßncr'j-I-en Wiederherstellungen stammen von den Professoren an der Charloitenburgn Technisckcn Hochschule B. Schul, und D. Krencker und sind Vorlagen für die gro'ie Baalbel- Publikaiion. deren zweiter Band soeben ericheint. Eine Anzabl von fein verzierten architektonischen Bruchstücken gibt eine Toi- stellung von der römisch-assyrischen Kunstrichtung; sreilich konnten gerode' die schönsten der im Berliner Museum befindlichen Architellur- proben wegen ihrer gewaltigen Ausmaße keinen Platz finden. Werkunterricht. Der Landesverband der Elternbeiräte mittlerer Schulen Preußens hat dem Kultusministerium mitgeteilt, daß in einer Reih« von Städten und Gemeinden der an Mittelschulen du- geführte Werkunterricht wieder aufgehoben ist oder einzuceben droht, weil die Schulverwaltung die Zuschüsse zu den persönlichen Un- kosten und zu der Materialbeschaffung aus Sparsamkeitorücksichtcn zurückgezogen hat oder zurückzuziehen beabsichtigt. Demoegcnübcr weist das Kultusministerium jetzt in einem Erlaß darauf hin, daß der Werkunterricht zu den lehrplanmäßigen Unterrichtsfächern ge­hört. Er muß also an allen Knabenmittelschulen eingeführt sein, und es ist nicht zulässig, dies Fach, wo es besteht, ohne weiteres fallen zu lassen. Die Regierungen sollen daher mit Nachdruck dostir eintreten, daß die Gemeinden für Einführung oder Forffüt'ning des Werkunterrichtes in den Mittelschulen Lehrkräfte und Mittel für sachliche Ausgaben bereitstellen. Das plattdeutsche Theater. DieNiederdeutsche Bühne Ham­ burg ", deren Arbeitsbericht über die abgelaufene Spielzeit im Ham- burgerQuickborn " verössentlicht wird, hat 204 Vorstellunaen ver­anstaltet, davon 180 in Groß-Hamburg. 34 verschiedene Stücke wur- den gespielt; 8 davon waren Uraufführungen. Auch für die kom- mende Spielzeit wird eine Reihe von Uraufführungen vorbereitet. Di« Neuaufführungen, die neben einigen Fehlschlügen auch sehr be- achtenswerte Leistungen brachten, zeugen für das Fortblühan dez plattdeutschen Dramas, das mit Fritz Staoenhogen und Boßdorf eine bedeutend« Höhe erreicht hat.