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Poincarö an Englanö unü Deutschlanü. Paris, IS. August. sWTB.) Während seines Aufenthalts in C h a r I c v i l l e hat Mmifterprüsident P o i n c o r e dreimal das Wort ergriffen. NachHavas" hat er zunächst bei dem Empfang im Rathause an dieSchrecknisse der deutschen Besetzung" erinnert und u. a. er- wähnt, daß der Kaiser, der König von Sachsen , der Reichskanzler, General « und Admirale sich in der Stadt vier Jahre lang aufge- halten haben. Das seien Erinnerungen, die man nicht vergessen könne. Es gebe'Leute, die erklärten: Denken wir nicht mehr daran, der Alpdruck ist vorüber, vergessen wir ihn! Nein! ruft Poincare , vergessen wir das nicht. Bel)alten wir die Erinnerung daran, nicht um zu schmähen, nicht um zu hassen, sondern um besser zu verstehen und besser auf der Hut zu sein. Im Generalrat des Ardennendepartements ergriff Poincare nach einer Begrüßungsansprache das Wort und gab seiner Freuds über die außerordentlichen Anstrengungen Ausdruck, die das Depar- tement zum Wiederaufbau seiner Ruinen gemacht hob«. Seine Red« schloß er mit den Worten: Die Regierung, der Staat, Frank- reich haben die Pflicht, euch zu unt- rstülzen, damit sie den Dank verwirtlichen, den sie euch schuldig sind. Deshalb müssen wir von Deuischland die Zahlunzen erhalten, denen es sich systematisch entzogen hat. Wir sind deshalb hart entschlossen, die Politik weiter- zuführen, die dem allgemeinen Wunsch des Landes entspricht. Zu einer ausführlichen Rede nahm sodann Poincare das Wort bei der Einweihung des Kriegerdenkmals. Da schilderte er die Kämpfe um Eharleoille, die schließlich zur Wiederbefreiung der Stadt geführt hätten, und sagte: Welche Tage drohen noch heute für die befreiten Departements! Der Sieg stand vor ihren Augen in vollem Glanz«. Sie sahen ihn. sie fühlten ihn. Sie hielten ihn in der Hand, sie waren überzeugt davon, daß er nie» mals mehr entschwinden würde. Die Alliierten schienen so einig. so stolz aufeinander, so bewußt ihrer Solidarität, die sie sich vor- sprochen hotten! Es schien auch offensichtlich, daß die Alliierten, nachdem sie zusammen für eine gemeinschaftliche Sache so lang- wierige und schwere Opfer gebracht hatten, sich nicht mehr trennen könnten und daß sie Seit« an Seite im Frieden das Werk beenden würden, dessen Grundlage sie auf den Schlachtfeldern gelegt hatten. Sie haben Grundsätze verkündet, die die Berant- wortlichkeit Deutschlands aussprachen, und das Recht der verbün» beten Mächte und insbesondere der vom Einbruch betroffenen Länder auf die Wiederautmachung der erlittenen Schäden feierlichst bekräftigt. Di« Bündnisse haben den Krieg überlebt. Die Alliierten konnten hoffen, daß das Monument, das sie mit ihrem Blut er- richtet hatten, weiter aufrecht bestehen bleiben würde, unzerstörbar und nicht zu erschüttern. Die Nationen aber, die Menschen be- greifen bei großen Zusammenbrüchen und großen moralischen Krisen die Notwendigkeit einer Einigung besser als wenn sie sich im Bunde herzlicher Fr«undsck>ast und der Wiedergenesung befinden. Ein italienisches Sprichwort, Ps.�ato il vcricolo Kahbato il santo, bedeutet, man könne von der Freundschaft sagen, daß sie, selbst cvenn sie feierlichst verkündet wird, bisweilen ein wenig v erna ch- l ä s s i g t wird, wenn der erste Rauhreif darauf fällt. Die ö f fe n t- liche Meinung der Völker muß gegen solche Versuchungen des Egoismus sich auflehnen. Poincare fuhr fort: Wir Franzosen würden jede Tat und jedes Wort für ein Verbrechen halten, das darauf ausginge, den Bund zu stören oder zu lockern. England beklagt sich über eine lange und .schmerzliche Arbeitslosigkeit. Die letzten englischen Handels- ftatistiken zeigen, daß seit Januar bis Ende Jüli die Ausmhr und Einfuhr Großbritanniens an Gewicht und Wert die der ersten sieben Monate des Jahres 1922 übertroffen hat. Ja, noch mehr. Der Transit durch England, d. h. das. was dos meiste Interesse für die englische Schilstahrt hat, hat im Vergleich zu der Güterousfuhr des Jahres 1S22 um 1ZF Prozent zugenommen. Ich schließe daraus nicht, daß England aus der Ruhrbesetzung einen Vorteil gehab: hat, ich hätte gewollt, daß es einen größeren Nutzen davon hätte. und zwar an unserer Seite, und ich habe das Recht, jetzt auszu- sprechen, daß. wenn es in England Arbeitslose gibt, der General Degouite wirklich gar nichts damit zu tun hat. Ebenso wenig ist es ein sehr glückliches Argument, die G e s» g- ,m ä ßig keit unserer Pfand« rgreifting zu bestreiten. Es ist zu ein- lach, darauf mit dem eigenen Text des Friedensvertrages und mit früheren gemeinschaftlichen Erklärungen aller Alliierten einschließlich Englande zu antworten, statt vielmehr Streitigkeiten dieser Art zu entfesseln. Würden wir nicht viel besser daran tun, praktische Lösungen für Probleme zu suchen, an denen jeder von uns

Mitleiü! Von Paul Packow. Fräulein" hat in dem vornehmen westlichen Vorort einen Kindergarten eingerichtet, und die feinen Damen und Mütter sind erfteut darüber, daß sie ihre lieben Kleinen für«in paar Stunden am Tag los find. Fräulein" ist hochaufgeschossen und hager und sieht aus, als ob sie mit dem Hunger auf du und du steht. Fräulein" hat große, gute Augen, die ein wenig ängstlich in die Welt schauen, und schütteres Haar, dos stark grau schattiert ist. Fräulein" fordert für die Beaufsichtigung von fünfzehn kleinen Kindern, die verzärtelt und verzogen und aller Unarten voll sind, eine Million Mark den Monat. Eine ganze Million Mark den Monat. Fräulein" ist furchtsam, denn sie weiß, daß die feinen Damen Geldforderungen gegenüber so sehr peinlich und penibel sind. Und die feinen Damen unterhalten sich über diese Forderung, und all« finden, daß es doch eigenllich sehr wenig sei und daß Fräulein" mit dem Geld kaum auskommen könne und daßFräu- lein" überhaupt ein nettes und bescheidenes Wesen sei. Aber eine der seinen Damen kommt auf den guten Gedanken, Fräulein" aus eigener Entschließung zuzulegen. Ei« sagen nur:Armes Fräulein!" und halten Mitleid für so gut wie bare Münze. Fräulein" wohnt weit draußen im Norden. Sie muß nach dem westlichen Borort mit der Stadtbahn fahren, und das Abonne- ment kostet im Monat liZv lXXZ Mark. Bei schönem Wetter schart Fräulein ihre Schützling« in einem Garten um sich, den ihr eine der feinen Damen liebenswürdig über- lassen hat. Fräulein" muß aber außerdem in einem Restaurant ein Zimmer mieten, in dem sie bei Regenwetter von den lieben Kleinen gepeinigt und geplagt wird. Für dieses Zimmer zahltFräulein" monatlich 300 000 Mark. Di« feinen Damen haben davon gehört und sagen so recht ge- fühlooll aus mitleidigem Herzen:Mein Gott ! Da kann dochFräu- lein" mit einer Million im Monat wirklich nicht auskommen!" Damit sind die feinen Domen mit der Affäre fertig. Nach zwei Wochen fehltFräulein", und die fein« Damen er- fahren, daß sie sich im Kronkenhaus befindet und daß der Arzt all- gemeine Schwäche infolge Unterernährung festgestellt hat. Da sagen die feinen Domen:Ach Gott ! Das arme Fräulein! Aber es ist ja auch kein Wunder; bei einer solchen Bezahlung muß ja heutzutage ein Mensch verhungern!" Und die feinen Damen sind sehr stolz über dies» ihre Fest- pellung

interessiert sein muß? Eunopa wird sein wirtschaftliche-! und mora- lisches Gleichgewicht erst an d e m Tage wiederfinden, an dem der Friede in Europa auf solider Grundlage wiederhergestellt ist. Nun verlangt der Frieden die loyale Aussüh» rung der unterzeichneten Verträge und die Gerechtigkeit verlangt die vollständigen Reparationen des angerichteten Schadens. Frankreich verlangt nichts anderes. England kann nichts anderes wollen. Wir werden uns also schließlich verständigen müssen. Indem wir auf unserem Wege fortschreiten, hoffen wir durchaus, uns niemals von unseren Alliierten zu entsernen, und wir sind sicher, daß wir nicht nur für das Wohlergehen Frankreichs , sondern auch für den Wiederaufbau E u r o? as wirken. An Hand der Beurteilungen, die wir aus den bssreundeten Län- dern und besonders aus England erholten, begreift die öffentliche Meinung des Auslandes jeden Tag besser die Anstichiigkeil unserer Absichleu und wird in steigendem Maße für uns günstig. Die öffentliche Meinung beginnt den Vorwurf de? Imperialismus ein wenig scherzhaft oder vielmehr lächerlich zu finden, den man seit drei Jahren gegen uns zu richten sich gefällt und den man in ver- schiedenen Reden voll überfchwellender Bitterkeit in den letzten Monaten zu verstärken versucht hat. Nachdem Poincare den Bergleich seiner Politik mit dem Impe­rialismus Ludwig XIV . und Navoleon l. zurückgewiesen und aus- geführt hatte, daß das preußische Junkertum in Napoleon den Sohn der Revolution gehaßt habe, wies er auf Bismarcks Annexion Elsaß- Lothringens hin und sagte zum Schluß: Ist es nicht dieses Ver- brechen, das 40 Jahre hindurch am allsrschwersten auf der Ruhe der Welt gelastet hat? Und cSs Deutschland , verwirrt durch eine Art von Größenwahnsinn, welcher die Völker verdirbt, 1014 zu dem tollen Angriff auf Belgien und Frankreich schritt, hat sich da ein einziger unter unseren Berdündeten gesunden, der unser Recht auf die Wieder- einverleibung Elsaß-Lothrinaens bestritten hätte? Seit 1870 hatte also dos G e w i ss e n der Menschheit sich noch nicht an diese Unge- recht ig keit gewöhnt. Möchten doch heute unsere Freunde, auch die, die nicht an unserer Seite gekämpft haben, an diese Lehre denken. Ein auf der Ungerechtigkeit begründeter Friede ist immer ge- fährdel und zerbrechlich. Ein Friede, den man aus der Gerechtigkeit hat begründen wallen, und den man langsam aus diesem Rahmen wieder würde hinous- gleiten lassen, wäre noch unbeständiger. Rühren wir also nicht an dem Frieden und fassen wir einzig den Entschluß, der klug, vernünf­tig und friedfertig ist, nämlich, die eingegangenen Verpflichtungen zu achten und ihnen Achtung!tu verschaffen. Zu den Ausführungen Poincares schreibt das Organ Lloyd Georges,Daily Chronicle", in England wisse man mehr über die Uxsache des Rückganges des englischen Handels als Pom- car«, und seine gewohnt« Methode, den Engländern zu sagen, daß er echt und die Engländer unrecht hätten, mache besonders tn einem Falle, wie diesem, keinen Eindruck, Poincare habe es in seiner Macht gehabt, die Einigkeit der Alliierten aufrechtzuer- halten, der er Lippendienst leiste:«r habe sie aber z e r st ö r t. Poincare werd« sie nicht wiederherstellen, indem er den Englän- dar» zeige, was sie tun müßten, oder indem er von ihnen erwarte, daß sie immer seinem Diktat folgten. Es würde besser sein, wenn Poincare «insähe, daß ein Zusammenwirken auch Zuge- ständnisse bedeute, und daß die Zugeständniene nicht nur«in- s« i t i g sein könnten. Die britisch« Nation werde müde, die Recht« Europas und die Würde der Interessen Englands auf das anmaßende Geheiß des französifchsn Premierministers hin auf­zugeben. Der französische Ministerpräsident hat in seiner neuesten Rede das Bestreben an den Tag gelegt, seine Hörer zu be» friedigen, ohne in England und in Deutschland neue Erregung hervorzurufen. Darüber hinaus enthält ober die Rede keine positiveAnregung zur Lösung des Konflikts. In einem Kommentar zu ihr macht derTemps " der deutschen Regie- rung Vorwürfe darüber, daß s i e es an einer solchen positiven Anregung bisher habe fehlen lassen. Ihr Standpunkt ist aber hinlänglich bekannt, und das von der englischen Regierung gut ausgenommene Memorandum vom 7. Juni ist durch die Parteien, die die neue Regierung bilden, gedeckt. Was fehlt, ist eine Willenserklärung Frankreichs , dem deutschen Volk sein politisches und wirtschaftliches Selbstbestimmungs- recht auf seinem Territorium freizugeben, falls es bestimmte Anstrengungen macht, seine Reparationsschuldcn zu bezahlen. Erklärungen, daß Frankreich nicht beabsichtige. Deutsch - land zu zerstückeln, können keinen Eindruck machen, solange

vom �unslbelrieb". In unserer Zeit wäre es merkwürdig, wenn nicht auch die Kunst von dem allgemeinenBetrieb" ergriffen würde. Das Sammeln von Kunstfachen ist von einer geschmackvollen Liebhaberei vielfach zur grob materiellen.Kapitalsanloge" herab- gesunken, und die Händler machen sich die Konjunktur nicht selten zunutze, um d e ahnungslosen Kunstspekulanien hineinzulegen. Wäre dieses ganz« Kunstgeschäst nur eine kaufmännische Angelegenheit, so brauchte es den Kunstfreund nicht viel zu bekümmern, aber es bedeutet auch eine schwere Gefahr für die Entwicklung der Kunst. Ernst« Worte darüber sagt der Kunstkritiker Paul Westheim in seinem soeben bei Gustav Kiepenheuer in Potsdam erscheinend ei: neuen LuchFür und Wider". Der Wunsch, sein« Gewinne in Kunstwerten anzulegen, brachte viele, die von dem wahren Wert und Sinn dieser Dinge keine Ahnung haben, auf das Kunftsammsln, und so schössen die neuen Kunfthcmdlunzen wie Pilze au» dem Boden.Es gab auf enmol," sagt Westheim, der Kunstfalons nicht mehr genug, ob alle oder neue Kunst, ob Holzplastik oder Gobelin in ihnen gehandelt wurde. Da die alte Kunst längst nicht mehr ausreichte für diesen Bedarf, durch den Valutasturz die Grenzen für die Kunsteinfuhr sei Jahrxn ge- sperrt sind, überdies zum neuen Programm die junge Kunst gehört. so waren sehr bald die Ateliers der geschätzten und auch vieler keineswegs schätzbaren Künstler aeräumt. Immer dasselbe: dos Programm ist da, der Betrieb will laufen, die Kunstläden brauchen Ware, brauchen monatlich wechselnde Ausstellungen und es fehlt am elementarste«: dem Künstler, mit dem sich Geschäft und Ausstellung und Programm machen läßt," So werden denn lokal« Kunftgrößen überoll geschaffen, es enistehen neue Sezessionen, d e bestimmte Tolentchenläzieren".So entstehen die Lokalberühmt­heiten, die lächerlichen Ueberschätzungen. Das Bedenkliche ist, daß durch solch gezüchteten Größenwahn manche Begabung, um die es schade ist zugrunde gerichtet wird." veulschland In der Ausnutzung der Wasserkräffe voran. Di« Ausnutzung der Wasierkräste, bei der immer größer werdenden Kohlennot eins der wichugsten Probleme der Zukunft, hat gerade in Deutschland in letzter Zeit bedeutende Fortschritte gemacht Eine Schätzung, die von der kanadischen Regierung durchgeführt wurde, beziffert die gegenwärtig nutzbar gemachten Wasserkräfte der Erde mit 15 bis 18 Millionen Pferdekräfte. Da man den gesamten Ber - brauch auf 120 Millionen Pferdekräst« schätzt, so ist da« etwa der 8. Teil der Betriebskraft, die aus dem Wasser gewonnen werden kann. De Vereinigten Staaten besitzen über 28 Millionen Pferde- fräste, von denen ober nur 7 Millionen ausgenützt wcrden. Kanada hat von seinen verfügbaren 27 Mllionen Pferdcträfte 3.4 Millionen in Beirieb genommen; Frankreich nutzt von seinen 5,8 Millionen nur 0,0 Millionen Pferdekräste aus, während Deutschland , das nur über 1,5 Millionen Pferdekräste verfügt, bereits 0,82 Millionen in Betrieb genommen hat, Norwegen , das mit feinen 5 Millionen einen großen Schatz an Kräften besitzt, Hot 1,12 Millionen Pferde- kräste ausgenutzt. Deullchltnd, das zu den mit Wasserkräften am stiefmütterlichsten bedachten Ländern gehört, hätte noch dieser Schätzung bereit» soft die Hälfte verwertet und würde danach in der Ausnutzung der Energiekräfte an erster Stelle stehen. Dazu be- merkt aber die �Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure", daß

Frankreich auf deutschem Baden eine Militärdefpotie ausübk und keinerlei Neigung zeigt, diese Methoden unter bestimmten Voraussetzungen aufzugeben. In einer Rede in Eharleoille, die als eine Ergänzung der dort gehaltenen Rede' Poincarös aufgefaßt wird, sagte der Senator H u b e r t: Wir wollen Deutschland weder zerstören, noch zugrunde richten. Wir verlangen von ihm lediglich, seine Unterschrift zu respektieren, unsere Ruinen wieder aufzurichten und sich nicht an unserer Sicherheit zu vergreifen. Auf diesem Gebiet haben wir uns nie geweigert, die Unterhaltung auszu- nehmen und selbst wenn unsere Verbündeten uns allein lasson sollten, bin ich meinerseits der Ansicht, daß wir im Interesse dcr gesamten Welt nicht das Recht haben, unter diesen Bedingungen: Verhandlungen unter vier Augen abzulehnen, denn wir hoben es nickt auf die deutsche Demokratie obgesehen, wir bekämpfen viel- mehr die industrielle Koste, die ebenso zu fürchten ist wie die Militärkaste von einst. Eine Verhandlung unter vier Augen, das heißt die ver­trauliche Fühlungnahme von Vertretern der beiden Regie- rungen, könnte vielleicht den Anfang einer Verständigung schaffen, wenn der Boden dafür entsprechend vorbereitet ist. Auf deutscher Seite hat man sich niemals geweigert, auf solche Verhandlungen einzugehen. Erfolgversprechend können sie freilich nur dann sein, wenn der deutschen Regierung nicht mehr zugemutet wird als sie leisten kann, insbesondere wenn von ihr. keine Preisgabe deutscher Volksrechte über den Vertrag von Versailles hinaus gefordert wird. Die Herstellung eines wahren, dauernden F r l e- d e n s zwischen den beiden großen Republiken, Frankreich und Deutschland , ist ein so hohes Ziel, daß um seinetwillen von einer wirklichen französischen Demokratie die Aufgabe eines leeren Prestigestandspunkts und der Verzicht auf unerfüllbare Forderungen wohl erwartet werden dürfte. Leider muß ge- sagt werden, daß im deutschen Volk die Hoffnung auf eine solche Wendung der französischen Politik für den Augenblick nicht besteht. r Reichskanzler Dr. Stresemann beabsichtigt, sobald die französische Antwort an England vorliegt, Poincar� zu ant- worten. Ter Frankensturz. Pari,. 20. August.(Franks. Ztg.") Die gestern von dem französsschen Finanzminister de Losteyrie gegebene Erklärung, daß das Sinken des Frankens mit finanziellen und wirffchafllichen Ur- fachen nicht zu erklären, vielmehr eine Auswirkung der S p e- k u l a t i o n und politischer Machenschaften sei, die im Ausland ihren Ursprung haben müßten, findet in der Presse mehrfach sehr scharfen Widerspruch. So nenntIournee In du» st r i« l l e" es einen Unsinn, dafür die englische Politik verantwortlich zu machen, da dadurch doch besonders auch der Ruin der eigenen Industrie herbeigeführt werde. Im Gegen» teil sei der fortwährende Rückgang der französischen Währung zurückzuführen auf den Zusammep-bruch der Mark, auf die Verschärfung der frankobritischen Gegensätze und auf die franzö- sssche Stützungsaktion für den belgischen Franken, die notwendi- gerweis« zu einer gewissen Schicksalsgemeinschaft der beiden Währungen führen müsse. Auch derT« m p s" protestiert gegen die Behauptung des Ministers. Als den schwachen Punkt der Situation bezeichnet er die sehr beträchtliche Höhe der ausländi­schen Guthaben in Frankreich , die auf mindestens 10 Milli- arden zu beziffern seien und die von einem Tag auf den anderen gekündigt wevden könnten.

Seratungen öes Reichskabmetts. Heute abend um 7 Uhr tritt das Reichskabinett zu einer Sitzung zusammen, in der Richtlinien für die weitere Wirt- schafts- und Finanzpolitik der neuen Regierung festgelegt wer- den sollen. Es ist anzunehmen, daß die Regierung bereits in den nächsten Tagen ihre neue Wirtschasts- und Finanzpolitik vor dem HauptausschußdesReichstags näher dar» legen wird, zumal es sich um weitgehende Maßnahmen handelt. Heute nachmittag findet im Reichskanzlerpalais ein Empfang der ausländischen Diplomaten durch den Reichskanzler statt.

die in Deutschland verfügbaren Wasserkräfte höher anzusetzen sind und nach den neuesten Berechnungcn 3,5 bis 4 Millionen Pferde­kräste betragen. Auch ist zu berücksichtigen, daß d e ausgebauien Kräfte bei uns durch viele Kleinonlagen verzettelt sind. Immerhin steht Deutschland voran; nach ihm kommen die Schweiz , die Vcr- einigten Staaten, Italien und Norwegen als die Länder, die den größten Tel ihrer Wasserfälle zur Energiegewinnung herangezogen haben. In Norwegen hat man sich die günstigen Verhältnisse besvn- der, zunutze gemacht, da hier 400 000 Pferdekräste lediglich für die Gewinnung von Luftstickstofs, Salpetersäure und andere Stickstoff- Verbindungen gebraucht werden. Frankreich hat nur 11 Proz., Großbritannien gar nur 8 Proz. seiner Mlsserkräste verwertet. Geschlechtswechsel der Austern. Der Däne Sparck vom Beob- achtungsinstitut Limsjord, und der Engländer Orton zu Plymouth haben letzchin gleichzeitig und unabhängig voneinander Unterjuchun- gen an Austern angestellt, die ergaben, daß diese Schaltiere manch- mal im Jahre drei- bis viermal, ja noch öfter ihr Geichlecht wechseln. Sie sind in der Tot zweigeschlechtlich, sowohl männlich wie weiblich, ober in der Regel betätigt sich nur der eine Geschlechtsapporat. Es werden entweder Eier oder männlicher Samen an das Meerwasser abgegeben. Aeußerlich ist den Tieren kein Unterschied anzusehen, nur die mikroskopische Untersuchung vermag festzustellen, ob das Tier in der bestimmten Zeit als Männchen oder Weibchen«mzu- sprechen ist. Meistens hängt der Wechsel mit einer Aenderung der Temperatur des umgebenden Wassers zusammen. Je länger das Wasser kalt bleibt, desto länger bleiben die Tiere weiblich: wenn das Wasser sich erwärmt, tritt die mannlich« Funktton ein, um bei späterer Abkühlung wieder in den weiblichen Charakter zurück- zufallen. Reue Vornamen in Towjetrußland. Die Scheu, die Kinder auf die Rainen der Kirchenheiligen zu taufen, hat dazu geführt, daß man im bolschewistischen Ruhland heute auf die absonderlichsten Namen verfällt. Wie dieIswestija" erzählt, nennen viele Eltern ihr« Kinder nach den Namen von Flüssen und Städten wie Dnjepr , Wolga , Moskau . Andere wählen für diesen Zweck Bezeichnungen. die ihnen aus dem politischen Leben geläufig geworden sind. So tristt man beispielsweise viele Mädchen, die auf den Namen Genossen- schaft, Kommune, Marseillaise hören, ohne der Namen zu gedenken, die den Eltern von ihrem orientalischen Geschmack eingegeben sind, wie kleine Sonne, Feldblume u. a. m. Den Gipfel aber erstieg kürz- sich ein Arbeiter, der, nachdem ihm das Glück zuteil geworden war, einen Treffer in der Goldanleihe zu machen, aus Dankbarkeit seiner Tochter den Namen Schuldverschreibung gab. Am Zentraliuititut für Erziehung und Unterricht beginnen an 20. Üliigiist die wissenschattlichen Vorlesungen für Pödazoeik. deuisck-n und stcmdiprachlichcn Nnlcrricht. Geographie und Geologie, Phyfil und Chemie. Tie Vollst übne eröffnet ihren Konzcriwintcr mit einer Aufführung von Verdis R c q u i e m am 8. Sept. in der alten Garnvonkirche. Schwarz.Weifi. In Paris iff die Aufführung eines amerikanischen Films verboten worden, weil er jür die lchwarze Nnss- verletzend lei. Do» langlam aussterbende Frankreich braucht seine affilaniichen Kolonialen jür seine imperialistischen Zwecke und spielt sich daher alS ihr Protektor«4-