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Sachsen verlangt Kreüite. Die Gefahre« wilder Lohukämpfe für die Slrbeltsr. Während Sozialdemokratie und Reichsregierung der Meinung sind, daß die Kreditpolitik der Reichsbant außer« ordentlich gefährlich ist. weil sie die Deoisenhamsterei der In- dustrie begünstigt, hat die sächsische Regierung in einer Veröffentlichung und in einer Eingabe an das Reichs- arbeitsministerium verlangt, daß die Reichsbank der sächsischen Industrie für Zwecke der Lohnzahlungen weitgehende Kredite zur Verfügung stellt. Wir verkennen keineswegs die Gefahren, die sich für manche Unternehmungen aus der Einschränkung der Kredite ergeben. Es wäre jedoch vollkommen verfehlt, würde die Reichsregierung sich dadurch veranlaßt fühlen, nun chrerfeits eine weitergehende Kredit- gewährung der Reichsbant zu befürworten, wenigstens soweit Papiermarktredite in Frage kommen. Die Papier - markkredite der Reichsbank leisten der Verschlechterung der Mark in einer Weise Vorschub, daß sie unter allen Umständen baldmöglichst abgedrosselt werden müssen. Ehe über­haupt die Forderung nach Krediten gestellt wird, sollte bei den einzelnen Unternehmungen zunächst nachgeprüft werden, ob sie nicht über Reserven in Form von Aktien und De- visen verfügen, die sie zunächst einmal zur Beschaffung der notwendigen Betriebsmittel verfügbar machen sollten. Sind diese aber nicht vorhanden, dann bleibt noch der Weg über die wertbeständigen Kredite, welche ja die Reichs- dank neuerdings erteilt. Keinesfalls darf man sich von den Drohungen der sächsischen Industriellen, sie würden die Be- triebe stillegen, ohne weiteres einschüchtern lasten, will man nicht die Versuche zu einer StützungderMarkvon vorn- herein zur Aussichtslosigkeit verurteilen. Der Arbeiterschaft selbst ist am wenigsten damit gedient, daß man sie durch wei- tere Jnflationspolitik dazu zwingt, um Hungerlöhne zu arbeiten, während eine> Umstellung der industriellen Betriebe unter Abbau der Unternehmergewinne wenigstens die Mög- lichteit eröffnet, daß wieder«imgermaßen auskömmliche Löhne gezahlt werden können. Daß die Unternehmer dafür nicht begeistert sind, ist leicht begreiflich. Daß übrigens das Verhalten der sächsischen Industrie zu einem wesentlichen Teil durch wild« Lohnbewegun- gen herbeigeführt ist, geht aus folgenden Mitteilungen der sächsischen Regierung hervor: .Durch die rasende P r e i S st« i g« r u n g ln den letzten Tagen haben sich auf dem Gebiet« der Lohnpolitik Ding« ereignet, die auf die Dauer unhaltbar werden müssen. Es muh der sächsischen Arbeit- nehmerschaft klargemacht werden, daß solche willkürlichen, aus dem Rahmen heraustretenden Ähnerhöhungen und Bei- Hilfen nicht nur die sächsische Industrie schädigen, sondern auch die Arbcitnehwerschaft. Beim sächsischen Arbeitsministerium sind in der letzten Zeit eine große Anzahl Anträge auf Betriebs» stillegung eingegangen. Die Anträge werden damit begründet, daß die Industriewerke nicht die Kapitalien aufbringen können, um zur rechten Zeit die Löhne und GeHölter zur Auszahlung zu bringen. Di« sächsische Arbeitnehmerschaft wird und muß einsehen, daß ein« derartige Lohnpolitik, die ganz au« dem Rahmen der Lohnverhältnisse der übrigen Bezirke Deutschlands fällt, letzten Endes zu einem Erliegen der sächsischen Industrie führt. Es muß unter allen Umständen versucht werden, die Lohn- kämpfe in geregelte Bahnen zu lenken. E» geht zukünftig nicht mehr an, daß in einzelnen Orten die Arbeitnehmerschaft außer- halb des Rahmens der Lereinbarungen besonder« Ab- s ch l ü s s« vom Unternehmer ertrotzt. Damit würde der gesund« Boden der Tarifverträge vernichtet werden. Das Interesse der Ar- beitnehmerschaft gebietet, daß derartige Unklugheiten und Un- Zweckmäßigkeiten in Zukunft unter allen Umständen vermieden werden. Das Arbeitsministerium wird die Arbeitnehmerschaft in ihrem gerechten Lohnkampfe nach einem Reallohn, der auch den Preissteigerungen zu folgen hat, auf das kräftigste unterstützen. Da« Kapellmelster Szenkar. Eugen Szenkar , der neue musikalisch« Opernleiter der Voltsoper, dirigierte gestern denTristan". Da» ist ein Bühnenwerk, dem man nrt«inigen Proben ehe? aus dem Hand- gelenk heraus oerecht werden kann, wie etwa Opern von Mozart oder Verdi. Die Hmiptarbeit. nach Stil. Gesang und Spieltechnik haben hier wirklich fast nur die Solisten. Von zwei Kehlen, von zwei Köpfen hängt die Temperatur, d e Atmosphäre, der Schwung und der Geist dieses hymnischen Werks ab. Zu Tristan und Isolde , d» im Derein mit Brangäne oder etwa Kurve- nal einen ganzen Akt seelisch erfüllen, gesellt sich der Dirigent, wenn er einer ist, als nachtastender, wocher, gefühlsbereiter Musiker. Eugen Szenkar tut das in hohem Maß«, nachtem er im Vor- spiel verkündet hat, daß Seele in seinem ruhig gestrafften Korper ist und daß er in einer von Eros geblendeten Partitur das Auge überlegen offen hält. Die Ruhe seiner Stabführung bei aller sinn- lachen Anteilnahme imponiert in seinem jugendlichen Alter doppelt. Das ist ein Kapellmeister, der mehr Blut als Nerven zu haben scheint, der nicht tüftelt, dem das fühlbare Temperament nicht«inen Lugenblick den Arm hetzt, den Kopf verwirrt. Solch einen Mann braucht die Boltsoper. Wie stürmisch jagte da« Orchester, und w!« seltsam innig tonnt« es auf einmal singen! Kleine Unstimmigkeiten bei den Bläsern, kurze rhythmische Unebenheiten tonnten bei der gesunden musikalischen Struktur des Gesomtapparates schnell ver- gesten werden. Man hatte das Gefühl, daß ernsthaft unter des neuen Mannes Regte nichts mehr gefährdet sei. Mehr läßt sich zunächst nicht sagen, aber auch nichts Bessere». Szenkar verdient größte Beachtung, und er wird feine Begabung zur Führerschaft «rwrfen, wenn er von Grund auf«in Werk neu einstudiert. Gestern hatte er Helfer in der pompo'en Isolde der Melanie Kurth vnd in der überaus schonen Stimme der Brangäne lEleanor S ch l o ß ha u e r- R e y n o l d s), der Tristan versagl». Das war kein heldischer, herrlicher, trotziger und edler Sänger, son. dern«In mißmutiger stester predigender Kandidat der Liebe und des Kampfes. Er spielte nicht, sondern doziert«, er lebt« nicht, fon- drn figurierte, er blieb auch beim Singen matt und stumm, wepn er mcht darauf lospoltert«. Da, Orchester hielt sich, wie gesogt, hervorragend gut. I«, seine» besseren Niveau« bewußt, wollte«« sich auch da nicht zähmen, wo Diskretion Ehrenfache gewesen wäre. K. S. « 3b J*? deutigen.Polländee-.�ufsiibruna find defchSstigt dl« Dornen Bindernagel.».® d» e e I«. K üll e r und dt« Serren®»« i d t. ® ii.e,'Li*t' Abendroth und Philipp. Anfang 7'/, Uhr. Mufikalifche Leitung: Dr. Max n. E ch i l l i n a S. Doö Theater i. d.«Sniggrittzer«trab « eröffnet sein« Vlntertpielzeit a« 1 Sept. mit H.«. Philipp» nroie«er KomödieDer Clown Motte«'. Rubrfil«. Heute abend 8 Ubr findet in den KammersSlen. Teitower Straf,- dt« Urauff0hrung de» lflhn«.Die Ruhrfchande' statt Die Filmaufnabmen. die sämtlich im Ruhrgebiet während der Oltuvation. ausgenommen worden sind, und überzeugende Dokumente de» ftanzöfilchen Terror» im Nubrgkbiet darstellen,«äffen da» Interesse aller derer finden, die mit ihrem Herzen he, ihren leibenden»rüdern an Ruhr und Rhein sind. Eintritttkarten zum Preise von 100 000 Mark find an der Abend- �weiblickler cverudlrigeut. Die simg« russische Pioniflin E. SlawiitSkaia Sat kürzliS im«arl-Liebtnecht-VolkShau» zu Möttau an Stelle de» plözlich«tränkten Dirigenten die Leitung einer Oper über» nommen und nach dem Urteil d« M»Ikan««rittt sich ihrer schwierigen «ufgade mit Ersolg dei Orchester und Puvlikm» rntkedkzt. kann aber nur geschehen auf dem Wege einer tarifvertragNchen Ver- «inbarung. Man kann an diesen Mitteilungen ermessen, welchen un- geheuren Schaden die von den Kommunisten begünstigten wilden Aktionen der Arbeiterschaft selbst bringen und wie sie das egoistische Verhalten derjenigen Unter- nehmer rechtfertigen helfen, die sich am liebsten mit Betriebsstillegungen aus der Affäre ziehen möchten, durch die ein großer Teil der Arbeiterschaft auf die Straße gesetzt werden würde. Notverorönungen üer Regierung. Amtlich wird gemeldet: Das Reichskabinelt hol in einer heute abend unler dem Vorsitz des Herrn Reichspräsidenten abgehaltenen Sitzung über grundlegende Wirtschastsmaß. nahmen Beschluß gefaßk, die nach Fühlungnahme mit den Parteiführern unverzüglich im Wege der Rotverordnung durchgeführt werden sollen.___ Stiller �elüenmut. Ei« englisches Urteil über den Kampf der Ruhrarbeiter. Vor einigen Monaten hat sich eine Abordnung der eng- tischen Transport and General Workers Union unter Führung des Genossen Ben T i l l e t t nach dem Ruhrgebiet begeben, um an Ort und Stelle die durch die Besetzung geschaffenen Ver- Hältnisse zu untersuchen. Die gewonnenen Eindrücke sind in einer soeben im Verlag der Labour Publishing Company (London ) erschienenen SchriftThe Ruhr" niedergelegt und dürften einen erheblichen Beitrag zur Beurteilung der Vor- gänge im Ruhrgebiet darstellen. Hier sei zunächst wieder- gegeben, was die Abordnung über den Wider st and der deutschen Arbeiter im Ruhrgebiet berichtet: Wir fanden die Arbeiter trotz der großen Opfer fest zum Widerstand entschlossen. Diese Politik entspricht ihrer freien Ueberzeugung. Die deutschen Arbeiter wollen nicht unter fremden Bajonetten arbeiten. Sie haben diesen Kurs verfolgt aus Haß gegen den Militarismus und aus Glauben an das Recht zu politischer und wirtschaftlicher Selbstbestimmung und der Einheit Deutschlands . Es ist daher wichtig für die Ruhrarbeiter, daß ihnen eine angemessene Unterstützung in Lebensmitteln und ein hoher Lebensstandard gesichert wird.... Im Beginne der Besetzung erkannten die Gewerkschaften, daß die passive R e s i st« n z die einzige Waffe zur Bekämpfung des ftcmzösischen Militarismus darstellte.(Der deutsch « Arbeiter sehnt sich, der Welt ein Beispiel für die Hinfälligkeit militaristischer Methoden gegenüber denen einer entschlossenen Passivität zu geben.) Aktiver gewaltsamer Wider st and gegen die Franzosen würde den Militarismus in Deutschland wieder ins Leben rufen____ Viele kompetente deutsch « Beobachter und Bewohner des Ruhr- gebietes oerneinten, daß der Monarchismus im Anwachsen begriffen sei, obwohl die Reaktion in anderen Teilen Deutschlands durch die Besetzung versteift worden ist. Di« Gewerkschastssührer haben tatkräftig jedes Anwachsen der Reaktion bekämpft. Ost hat man uns gesagt, daß die Arbeiter des Ruhrgebietes niemals mehr Militarismus erdulden würden, und daß monarchistisch-imperialistisch« Gefühle nicht mehr wiederkehren könnten, aber wir bemerkten, daß gewisse Element« der politischen Mitte sich jetzt nach rechts gezogen fühlen als Resultat der ftanzösischen Besetzung und der extremisti- schen Gewalttätigkeit. Die Arbeiter bei Krupp sind so anttmUitar'.stisch. daß sie, wie man uns erklärte, ablehnten, GesclMje für südamerikanische Staaten herzustellen, und daß deren Betriebskomitee die Zusicherung geben mußte, daß in Zukunst keine Rüstungsarbeiten ausgeführt werden. Aber in der britischen Zone fanden wir viele strenge Beobachter. die uns die Befürchtung äußerten, daß die französische Politik den mifitaristischen Geist und das Verlangen nach Revanche unter den Deutschen wieder belebe. Ein hoher britischer Beamter sagte zu uns:Vor achtzehn Monaten herrschte unter dem deutschen Volk« Will« zum Frieden..... jetzt greift«ine Wandlung um sich.. Ein anderer beklagte sich darüber, daß ein« der Absichten der verbündeten Besetzung im Rheinland , die Sicherung des«uro- päischen Friedens, durch die französische Politik vereitelt worden sei und daß französischer Militarismus und Autokratie den alten Geist unter dem deutschen Volke wieder geweckt habe." Wir können uns schließt der Bericht unserer englischen Genossen keinem Zweifel darüber hingeben, daß die Fran- zofen den Widerstand der deutschen Arbeiter gebrochen sehen möchten. Im Hinblick auf alles, was wir gesehen und gehört haben, können wir nur die Mäßigung, die Disziplin und die stille Hingebung der deutschen organisierten Arbeiter in dieser unruhigen und kritischen Periode bewundern." feilte Ueberreichung Üer Antwortnote. Aach einer offiziösen Mitteilung wird die französische Aniwort- note heute dem englischen Botschafter in Pari» übergeben. Das neue Gelbbuch, das die Antwortuote auf die englische Rote enthält, wird Mittwoch früh verössentNiht werden. Das Echo poincarös. Franzöfische und englische Presseanhernngen. Paris , 20. August. (EP.) Di« gestrige Red« Poincaräs in Eharleville gibt der nationalistischen Press« Veranlassung, besonders die Mahnung an England hervorzuheben, wonach«s den Versailler Vertrag respektieren sollte. Di« Oppositionspress« dagegen betont 'besonder», daß der sonst bei Poincar« übliche gehässige Ton zum ersten Mal« fehl«.Oeuvre" schreibt, daß Poincare gestern die sried- lichste Rede seiner politischen Laufbahn gehalten habe. Die Zeitung unterstützt die Aufforderung Poincarcs an die All ürten, die juristi- schen Kontroversen beiseite zu lassen und gemeinsam eine Lösung zu suchen. DieEr« Rouvelle" dagegen zeigt sich enttäuscht, die Rede enthalt« nichts von dem, was man erwarten konnte. Man Hab« vor allem«in Schema des französischen Revarationsplanes erwartet, und das Ausland frage sich, was Frankreich wolle. Darauf sei Poincare die Antwort schuldig geblieben. Der radikal«Ouolttüen" hebt eben- falls den versöhnlichen Ton der Rede hervor. Di« Einladung zu einer Verständigung bedeute allerdings kein« Lösung, aber sie reinig« die Atmosphäre. Es sei zu hoffen, daß die Antwort auf die Rede Lord Eurzons in demselben Geiste und Ton« gehalten sein werd«. Di«Humanste" dagegen will sich von dem versöhnlichen Tone nicht täuschen lassen. Poincare habe nicht im geringsten nachgegeben und bleib« nach wie vor der Präsident der Reaktion und de» Krieges. London , 20. August. (EP.) Di« Rede Poincares in Eharleville wird nur von wenigen Zeitungen kommentiert. Der Teil der Rede, der von der Notwendigkeit spricht, die Entente aufrechtzuerhalten, wird gelobt, gleichzeitig aber erklärt, daß man sich rncht auf wesent­lich« Konzessionen Englands gefaßt machen dürfe. DieTimes" schreiben, daß Poincare keinerlei Aenderung des französischen Stand» punkte? zum Ausdruck gebracht habe. Poincare schein« auch jetzt noch nicht zu begressen, daß die Ruhrbesehung dem englischen Handel schwere Schäden zufüge. Seine gestrig« Rede sei darum im höchsten Grade entmutigend. Das einzig« ermutigende Element sei gegenwärtig die Anstrengung Deutjchlands, feine Finanzen zu refor­mieren und den Markkur« zu stabilisieren. DerDaily Ehronicle" schreibt, Poincares Rede sei allerdings in einem herzlicheren Ton« gehalten, als dies bisher der Fall gewesen sei. Es milsse aber gesagt werden, daß sie nicht die geringste Aenderung des französischen Standpunktes erkennen lasse. Daily Herald"(Soz.) ist der Astsicht, daß die gestrige Rede Poincares die Lage nicht verändert habe. Baldwin müsse jeden Versuch vereiteln, fruchtlose Erörterungen zu verlängern. Durch Reden und Notenschreiben werde nur dem französischen gmperia- lismus in die Hand gespielt und das werde eine Verschlimmerung der europäischen Lag« zur Felge haben. Es sei unmöglich, daß einige wenige Männer, die eine große Zahl von Zeitungen kontrollieren, in der Lag« seien, ihre Pressemacht so zu gebrauchen, daß der französische Premierminister zu dem Irrtum verführt werde, daß die britische Nation die Politik desBlut und Eisen" unterstütze, für die er ein- trete und daß ein verantwortliches Organ sich einbilde, daß England sich selbst überlassen werden könne. Die Aufgaben üer Partei. Berliner Funktionärkonferenz. Die Betriebsvertrauensleute, Betriebsräte und Gewerkschaftsfunktionäre der Partei behandelten in einer über- füllten Berfammlung gestern abend das Thema: »Der kommunistische Generalstreik und unsere nächsten Aufgaben." Der Referent, Genosse H e i n i g, führte etwa folgendes aus: Wenn wir kühl und nüchtern die Vorgänge beim letzten Generalstreik betrachten, müssen wir die Ursachen der Bewegung erforschen, die Beeinflussung der Bewegung durch die KPD. erkennen und ihre Wirkung auf die Arbeiter begreifen. Don einem einheitlichen politischen Massenwillen kann keine Rede sein. Die Grund- Ursache des plötzlich in die Erscheinung tretenden Unwillens war die große Knappheit an Zahlungsmitteln, die im Gefolge hatte, daß der Arbeiter nicht einmal Geld in die Hand bekam, seine Lebensbedürfnisse einkaufen zu können. Es war also ein s o z i a l e g Motiv, das mit einer auf Abänderung der Staatsform zielenden Absicht nichts zu tun hatte. Die Bewegung wurde von Anfang an von den Kommunisten ausgenutzt. Politisch und gewerkschaftlich primitiv Denkend« würden durch die Geldknappheit in ihrem egoistischen Einpsinden und Handeln be- einflußt und schlössen sich denen an, die ihnen eine Besserung ihrer Lage versprachen. Die KPD . will durch die Zusammenfassung aller persönlich unzufriedenen Elemente sich die Gefolgschaft sichern, deren sie bedarf. Darin unterscheidet sich diese Partei grundsätzlich von uns. Wir erkennen die Unzulänglichkeit der g e s e l l s ch a f t- lichen Zustände als Grund unseres politischen Handelns. Nicht umsonst wendet sich die Kommunistisch« Partei an die Kleinbauern. die Landhunger haben, an die Dtfaiiiten, die nicht in dem Maß« wie die Arbeiter mit gewerkschostlichen Machtmitteln ihre Lage verbessern können, selbst an Schupo und Reichswehr und an den Mittelstand, der in größter Gefahr ist, bei den gsgenwürtigen wirtschaftlichen Zuständen aufgerieben zu werden. Alle dies« Volks- schichten, die mit ihrer persönlichen Lage sehr unzusrieden sind, mit einer Aenderung der bestehenden Stootssorm m eine kommunistische aber wohl kaum einverstanden wären, sammeln die Konununisten, um sie durch Versprechungen als politische Gegner zu neutralisieren. Genau wie man in Rußland die Kleinbauern durch Landzuweisung zufrieden machte und sie dadurch politisch dcsinteressierte, verfolgt man in Deutschland gleiche Methoden. Das ist der höhere Zweck des kommunistischen Werbens um Volts- und Verussschichien, die sie noch vor kurzer Zeit als Todfeinde des Proletariats bekämpften, Ihre Propaganda ist eben berechnet auf die egoistische Einstellung der einzelnen. Der Generalstreik sollt« ein« Belastungsprobe für die Sozioldemotrati« und die Gewerkschaften sein. Wir haben sie aus- gehalten. Aber wehe uns, wenn es gelingen sollte, an einer Stelle die Front zu durchbrechen. Dann ist ein Einfallstor nicht nur für rot«, sondern auch für schwarze Faschisten geschaffen. Des- wegen ist für uns die Notwendigkeit gegeben, unter allen Umständen unsere Positionen in den Gewerkschaften zu halten. Jeder Funk- tionär, der jetzt sein Amt niederlegt, ist ein Fahnenflüchtiger. Unsere Sache ist so gut, daß wir aus dem Verteidig ungskcmpf zum Angriff übergehen müssen. Wir find so stark als wir wollen. Lassen wir uns nicht mit kommunistischen Phrasen blenden und mit gutgezielten Angriffen verblüffen. Sagen wir ihnen die Wahr- h« i t. Wehren wir uns gegen ihr Mordsgeschrei wegen der großen Koalition. Wenn sie mit Slinnes unsere Steuergesetze beschliehen, wenn sie mit Reventlow politische Schiebergeschäfte machen, wenn sie mit den Bauern eine Regierung bilden wollen und selbst die verhaßten Gewerkschaften mit dem Dolchstößler Sobath daran beteiligen wollen, so sind das Koalitionspartner, die für sie gefährlicher sind, als die Volkspartei für uns. Lassen wir un« bei allen Diskusstonen nicht von der Hauptsach« abbringen: Halten wir die Republik hoch! Seien wir einig in der Abwehr, geschlossen im Kampf!(Lebhafter Beifall.) Kein Richtungsstreit! Aber Schimpfen auf die Soziaidemokratic erlaubt. ImArbeiter-Fußball", dem Organ der Märkischen Spielver- einigung, finden wir folgende Glosse, die man kaum für möglich hallen sollte: Anstatt unsere Arbeitsbrüder aufzuklären, hat man nur«in Interess« am Richtungsstrcit, der wohl als ein Grundübel der Arbeitersportbcwegung bezeichnet werden darf, wenn wir nicht Weg« finden, die diese schleichend« Pest von unserer Bewegung ferne hält. Ein« ganz apart« Sorte von Sozia- listen ist jetzt drum und dran, für ein paar traurige Ministersessel die Weltanschauung des Proletariats zur bürgerlichen Hure herabzu- degradieren, indem man mit dem Schwindel der großen Koalstion von Stresemann bis Erispien hausieren geht. Daß es aber unter dem NamenSozialisten" auch noch Menschen gibt, die das Proletariat nicht»erraten, wenn es sich um Prinzipiensragen der Weltanschauungen dreh't, bewies Erispien imVor- w ä r t s" durch seinen Arttkel, den sich die A r b« i t e r v e r- r ä t e r in seinem Lager sicher nicht in den Spiegel stecken werden. Darum, Arbeitsbrüder, im Stehkragen oder Knöpstuch. Kommu- nisten und Sozialisten. Gewerkschaftler oder Unionisten, erkennt endlich die wahre Situation im Interesse unserer Sportbewegung. Di« Ausschaltung des Richtung» st rsites ist daher Ehrensache für jeden Arbeiiersportler. Beim Spiel freut sich jeder, wenn ein wirklich schönes Tor erzieit wird. Wie groß wird erst die Freud « sein, wenn in unser« Reihen der gesunde Menschenverstand«in Tor erzielt(!). Es wäre das schönst« des Tages und der Zeit." Man sollte es wirtlich kaum glauben, daß ein Arbeiterblatt solche Ergüsse zum Abdruck bringt. Man muß aber auch von sozial. demokratischen Arbeitersportlern erwarten, daß sie dieser Sorte von Bekämpfung des Richtungsstreits die Schell« anbinden. In dem- selben Augenblick, in dem man gegen Richtungsstreit polemisiert, beschimpft man Arbeitervertreter tn der niedrigsten Weise. Unsere Genossen müssen hier genau so wie in den Betrieben endlich an- fangen, sich energisch zur Wehr zu setzen. Das wird schon helfen. Kein Generalstreik in Warschau . Der für den 20. August durch V» Gewerkschaften angesetzte Generalstreik ist im letzten Augen- blick vertagt worden.