Einzelbild herunterladen
 
Es ist jedoch ein« andere Frage, ob nicht schon die k o n s e- quente Fortfuhrung einer auf die Schaffung einer neuen Goldwahrung gerichteten Währungs- und Finanzpolitik für die Wirtschaft einen Zustand der B e- ruhigung zu schaffen vermag, der die schlimmsten Wirkun- gen des Balutaeleuds aufzuhalten imstande ist. So verdichtet sich das Finanz- und das Währungsproblem zu der Forderung, daß unter allen Umständen die fach- lichen Vorbedingungen für die Einführung einer neuen Währung geschaffen werden müssen, ganz gleich, ob man diese sofort oder erst nach einer Uebergangsfrist errichten will. Ein Wesentlicher Schritt dazu ist schon die Entlastung der Notenpresse durch die Abschaffung der Vierteljahreszah- lung der Beamtengehälter. Dadurch braucht jetzt am Quar- talsanfang nur ein Drittel derjenigen Schulden neu eingszo- gen zu werden, die sonst mit der Zahlung der Beamtengehälter notwendig war. Eine gleiche Verringerung erfährt der Be- darf an Zahlungsmitteln. Aber auch dieser Schritt, dem die Beamten nur schweren Herzens zugestimmt haben, ist erst ein kleiner Anfang in der Politik des notwendigen Ab- baues der Staatsausgaben. Diese werden in einer geradezu erdrückenden Weise gesteigert durch die Lasten des Ruhr- kampfes. Man kann nicht nachdrücklich genug fordern, daß die an die besetzten Gebiete erteilten Kredite auf das schleu- nigste eingeschränkt oder mindestens auf eine wertbeständige Grundlage gestellt werden. Man muß weiter fordern, daß auch sonst durch«ine Vereinfachung der Staatsverwaltung und der Steuereinziehung die Vrewaltungsausgaben des Staates vermindert Werden, ebenso wie es unabweisbar ist, daß durch eine schnelle Anpassung der Tarife von Eisenbahn  und Post an die Geldentwertung das Defizit der Betriebs- Verwaltungen aus der Welt geschafft wird. Die Umstellung der Kreditpolitik auf wert- beständige Grundlage ist leider zu spät begonnen worden, aber immerhin jetzt im vollen Gange. Damit wird gleichfalls eine wesentliche Vorbedingung zur Schaffung einer neuen Wäh- rung erfüllt, eine Quelle des Markverfalls verstopft. Darüber hinaus ist es aber notwendig, daß nun endlich dem Reiche die- jenigen Devisen zur Verfügung gestellt werden, deren es zur Durchführung einer Stützungsaktion für die Mark ebenso sehr bedarf wie zur Aufrichtung einer neuen Währun». Die Schaffung des D e v i s e n f o n d s ist durch die Verordnung über die Devifenabgabe eingeleitet. Der Erfolg steht noch nicht fest. Sicher aber ist, daß die Verordnung eine große Zahl von Lücken enthält. Wer nicht zur Zwangsanleihe ver- anlogt war, wird von ihr überhaupt nicht erfaßt. Diejenigen aber, die zu gering veranlagt waren und sich ihrer Steuerpflicht so in hohem Maße zu entziehen vermochten, kommen auch bei dieser Abaabe zu gut weg. Wer gar erst sein Goldoermögen überhaupt nach der Veranlagung zur Zwangsanleihe erworben hat, bleibt ganz abgabefrei. Es ist notwendig, daß die Ungerechtigkeit, die in diesen Bestimmungen gegen den ehr- lichen Steuerzahler enthalten ist, beseitigt wird. Ohne Verzug sollten Maßnahmen zu einer weitergehenden Er- f a s s u n g sämtlicher in Prioathänden befindlichen Devisen getroffen werden. Es ist unbedingt notwendig, daß das hierfür zuständige Reichswirtschaftsministerium und das Reichs- sinanzministerium alles tue, um durch die B e r e i t st e l- lung ausreichender Goldwerte die Schaffung einer neuen Goldwährung zu beschleunigen. * Es ist höchste Zeit, daß nunmehr entscheidende Maßnah- mtzn erfolgen. Man darf vor diktatorischen Ein- griffen nicht mehr zurückschrecken, nachdem die ersten Ver- suche zeigten, daß die Anfangsmaßnahmen zu milde waren. Keinesfalls jedoch darf die Regierung auf halbem Wegs stehen bleiben. Und deshalb sollte jetzt mit größter Beschleuni- gung die Sanierung der Währung und!»r Reichsfinanzen durchgeführt werden._
Aulhebung des Grob-stamburger Belagerungszustandes. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat d ie preußische Staatsregic- rung den Ausnahmezustand über die zum preußischen Staatsgebiet ge- hörenden Teile des Wirtschaftsbereichs Groß-chamburgs aufgehoben.
Yokohama   und Tokio  . Don Bernhard Kellermann  Die«igenartisc Schönheit der nun zum großen Teil zcrstiirten Stiidte Toiohoma und Tokio   hat wie kein zweiter B. Kcllermann in seinem bei Paul Casjirer. Berlin  , erschlencnenSpazier- gang in Japan  " festgehalten. Seit Commodore Perry   vor eirva fünfzig Iahren in der großen Bai von Fedo erschien, einige Schisse in den Grund rqnnte und in aller Freundschaft Zlmerikas Wunsch, Handelsverbindungen mit Japan   anzuknüpfen, ausdrückte, ist F o k o h a m a jener Platz, wo der Westen dl« Segnungen seiner Kultur, Strohhüte, Hosen, Fahr- rüder, Nähmaschinen, Pastoren usw. ablagert. Am Hafen entlang zieht sich das europäische Viertel, ein Dutzend Straßen nur. Hier sind die Hotels, Bapken, Konsulate, Sttgenturen der Schiffahrts­kompagnien, Berwalmngsgebäud'e. Auch«ine Kirche steht dort: denn wenn die Engländer und Amerikaner umziehen, nehmen sie immer gleich ihre Kirche mit. Hier herrschen die Europäer   und in ihrem Schatten leben die armen Jinrikishakuli und ein« Menge von freundlichen Ehtnesen. Dann aber beginnt sofork die japanische   Stadt. Sie ist noch ganz japanisch. Einige Radfahrer und ein Schock Blaßgesichter und europäisch gekleideter Japaner zerstören den Eindruck nicht. Auch die vielen Panamahüte, die die Laxaner tragen, die paar Schutz- lcute in weißer' Uniform und jener junge japanische Flaneur, der vollkommen einheimisch«kleidet ist und nur rote große Glacehand- schuhe trägt auch sie sind nicht imstmvde, Yokohama   in eine euro- paische Stadt umzuwandeln. Zwischen dem europäischen Viert«! und der japanisckien Stadt entdeckte ich einen kleinen Park blühender Kirschbäume. Zuerst sah ich, wie die Japaner, einer wie der andere, aufmerksam und sehn- süchtig zu den-Knaspen emporblickten, nach eitzigen Tagen mit heißer Frühlingssonne aber lustwandelten sie heiter genießend in den blühenden Alleen. Die Kinder und klen�n Mädchen waren in zarte rote Farben gekleidet, so daß sie ganz' in den Blüten verschwanden und kaum zu sehen waren. Sie selbst glichen kleinen blühenden Kirschbäumen. In Dokohama bestand mein« ganze Beschäftigung tagelang darln, in den Straßen umherzugehen, und ich kam"tagelang nicht aus dem Staunen heraus. Das ganze Leben Japans   liegt hier vor den Augen ausgebreitet, und man sieht in Japans   Herz, das so alt und so nobel ist. wie durch ein Fenster in ein Haus. Diese Straßen sind«in Labyrinth, ein Netz, ein'Gewimmel, und ob man auch ftlin-denlang darin wandert, immer scheinen es dieselben Straßen zu sein, die gleichen Häuser, die gleichen Gesichter. Ja, selbst die Farben sind überall gleich, ein mattes Braun der Häuser und ein verblaßtes Blau der vielen Kimonos. Ueberall das gleiche Gewimm-l und überall trippeln und läuten die Holzschuh« in der gleichen Weise. Die Leute trippeln dahin, lächeln, plaudern, verbeugen sich: nie sieht man eine» bösen Blick oder Streit, ein« friedliche, freundliche Zuneigung regelt den Verkehr Die Iinrikishas mit den braunen schwiaenden Kuli gleiteri; pfeilschnell durch die Meng«, Verkäufer mit fliegenden Läden an einer auf der Schulter getragenen Stange balo-eiexn mit singenden Rufen durch das Gewimmel. Die Straßen fmd Mg und truiM. Die Häuser haben nur ein Crd-
EingeftänönM. Es gehört in der deutschnational-völkischen Presse jetzt schon zum guten Ton, die Arbeiter des Ruhrgebiets als Dolch- stößler zu verunglimpfen, ihnen nachzureden, daß sie den Franzosen in die Hände arbeiten lind dergleichen schöne Dinge mehr. Selbstverständlich sind diese Arbeiter abwechselnd Kommunisten oder Sozialdemokraten» wie es gerade für die Beweisführung paßt. Denn es kommt den Deutschnationalen ja darauf an, rechtzeitig einen Sündenbock zu suchen für den Fall, daß eines Tages doch die Endbilanz über den Ruhr- konflikt gezogen werden muß und dann sich grauenhafte Dinge über das Verhalten gewisser Patrioten herausstellen sollten. Die Beschaffung des Alibis wird allerdings nicht ganz leicht fein und das Reden über den sozialistifch-kommunistifchen Dolchstoß dürste den Etappenkriegern wohl vergehen. In- dessen ist es nicht ganz unnütz, schon heute aus deutfchnatio- naler Quelle nachzuweisen, daß die Erzählungen über den Dolchstoß dunnnes Zeug sind. In der deutschnationalen Scherlpresse findet sich ein vom 3. September datierter Brief eines Sonderkorrespondenten aus dem Rnhnrsvier, der sich gegen angebliche Flaumacherei in Berliner   Blättern wendet und dabei auf die in einigen Bergwerksbetrieben eingesetzte passive Resistenz" der Arbeiter hinweist. Dann führt der Korrespondent aber fort: Aber tatsächlich ist diei» Krise zunächst wieder vor- über. Es ist einzuräumen daß die Gewerkschasien sich hier ein großes Verdienst erworben haben. Nicht zuletzt ihrer ver- nünftigen Gegenarbeit ist es gelungen, daß die passive Resistenz jetzt auf nur fünf Schachtanlagen des Essener Reviers lokalisiert worden ist, und zwar handelt es sich um die Zechen Graf Bsust, Helene. Emil, Gustav und Elise. Der Korrespondent muß weiter eingestehen, daß sogar das kommunistischeRuhrecho" die Arbeiter vorden sehr gut bezahlten Agenten d-r französischen Regie- rung" warnt, denn für die französischen   Imperialisten arbeiten, bedeutet, daß die betrogenen Kumpel vom Regen in die Traufe kommen", sind dasRuhrecho" schließt wieder nach dem Scherlschen Sonderkorrespondenten mit der Auf­forderung:Macht euch den Weg frei, um euch der fran- höfischen Ausbeuterbrut zu entledigen." So reden doch wohl nicht geradeDolchstößler"? Von den Gewerkschaften und zwar von den freien wie den ch r i st l i ch e n versichert der deutschnationale Be- richterstatter, daß sieunbedingt fest am Halse" seien. Aber auf der anderen Seite deutet er an, wo der Widerstand tat- sächlich durchlöchert wurde: Gewiß hat sich die Zahl derer leider nur allzu sehr gemehrt. die die Franzoscnzüge benutzen: gewiß verkauf! der Geschäfts- mann, wenn es nicht zu umgehen ist. dem Polln ein paar Ziga­retten oder eine Haarspange für5a petite". Das sind Dinge, die nokwendig einreißen mußten. Da diese Dingenotwendig einreißen mußten", scheint also selbst in dem deutschnationalen Auge des Kriegskorre- spondenten nicht mehr alles fo zu sein, wie es sollte. Wes- wegen man wahrscheinlich imVölkischen Beobachter" und anderen Rechtsblättern offen vomHochverrat" der Arbeiter sprechen zu dürfen glaubt._ Geßler gegen Zeigner. Zu den Angriffen des sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Zeigner gegen den Reichswehrminister in derSächsischen Staatszeitung" erklärt das Reichswehrministerium: Nach der Rede Dr. Zeigners in Leipzig   am 7. August erklärte das Wehrkreiskommando 4 dem Reichswehrministerium, daß es einem ehrliebenden Soldaten nicht mehr zugemutet werden könne, mit dem Ministerpräsidenton Dr. Zeigner zusammen die Verfassungsfeier zu begehen und überhaupt weiter mit ihm zu oerkehren. Der Reichswehrminister schloß sich dieser Auffassung dahin an, daß er das Wehrkreiskommando fernmündlich anwies, eine gesonderte Derfassungsfeier abzuhalten und jeden persönlichen Verkehr mit Dr. Zeigner solang« zu
geschoß, sie sind aus dünnem Holzwerk und Papier. Dazwischeft stehen da und dort einstöckige, schmale Häuser, die wie schwere Lack- kästen aussehen und chinesisch» Formen zeigen: kleine gepanzerte Festungen. Das sind feuersichere Maren- und Schatzhäuser. All« anderen Häuser aber sind nach der Straße zu offen und man sieht die Leute drin hantieren, wodurch der Eindruck des Gewimmels noch erhöht wird. Ein ewiger Jahrmarkt ist die Straße. Der Fußboden der Häuser liegt etwa in Kniehöbe über der Straße und ist mit Matten belegt. Darauf knien die Kaufleute, Gehilfen und Käufer. Sie hocken neben dem unvermeidlichen kleinen Kohlentopf, in dm sie jeden Augenblick die Pfeife ausklopfen. Barbiere, Schnei- der, Sockennäher, Apotheker, Händler, Kuchenbäcker, Holzschuh- macher, Schreiber, Holzschnitzer. Alles liegt offen, und überall ist man emsig. Die Bäcker rühren den Teig, gießen ihn aus heiße Bleche, es kracht und knattert, sie rollen, schneiden, formen und stapeln ein Heer von kleinen gelben, grünen und rosigen Kuchen auf, die wie Seife aussehen. Ein Mattenflechter reiht Halm an Halm und verknüpft sie mit zwei grünen Schnüren, ein achtjähriger Holzschneider schneidet ruhig und still die schwierige» japanischen Schriftzeichen in einen Stempel. Hier hat ein Zimmermann als ein Zeichen seiner Geschicklichkeit eine Art Tempeltor aus glatten geschälten Stämmen vor seiner Werkstatt errichtet, so schön und künstlerisch, daß es die beste Empfehlung für ihn ist. An jeder Straßenecke stehen die Iinrikishas, und die Kulis kauern auf dem Boden bei einem kleinen Kohlenfeuer, rauchen ihre Pfeife und wer- den nicht müde, ewig zu wiederholen: Riksaw, gentleman? Rikshaw  , mister? Riksaw, sir? Die Kinder tummeln sich, die Mütter säugen ihre Kinder im Gehen. Die Mädchen haben lange, scharf gerade geschnitten« Stirn- locken und klein« schwarze Schöpfe, die jüngeren Knaben sind wie Mönche geschoren, nur ein Teller blieb stehen, oft nur ein Schopf, so groß wie ein Taler. Zuweilen sieht man eine regelrechte Tonsur. Die Kinder werden in Bändern auf dem Rücken getragen und oft sind es ganz kleine Mädchen, die ihre jüngeren Geschwister auf dem Rüchen schleppen./ Sahst du sie nicht? Eben gingen zwei kleine geputzte Tänze. rinnen vorüber und sahen dich neugierig an. Ihre langen Schleifen setzen wie bunte Libellenflügel aus. Dazu find die' Straßen von oben bis unten mit verwirrenden Schriftzeichen bedeckt. Pfähle mit Schriftzeichen, Täfelchen, Papier- la.ternen. Und noch etwas muß gesagt werden, will man von den Straßen sprechen:«in Wald von Telegrckphensiangen zieht sich an den Häusern entlang, oft so eng, daß kaum eine Jinrikisha passieren kann. Aber dieses Heer von Stanasn, das die Häuser überragt, paßt auf- fallmdcrtreise gut zu dem Bilde. Laß die Sonn« scheinen und alles wird in Farben keuchten, die Kleider der kleinen Mädchen und Kinder werden wie bunte Schmetter- ling« erscheinen, die Sonne wird die blitzblanken Läden und Werk- statten erhellen und die Papierlaternen durchleuchte». Laß es regnen, dann tauchen mächtig« Papierschirme in den Straßen auf, türohinäntel, und die Leute geizen in knappen, vor- sichrigen Schritten auf den hohen Stelzenschuhen dahin. Der Abend kommt, die Straßen wimmeln von mattleucktcndrn Papierlaternen und Miriadcn verwirrender, rätselhafter Schrist-eichen, die erst lebendig werden, sobald die Lampen brennen. Die Leute kauern lesend und schreibend in den Läden, die Basare sind belagert. Die
vermeiden, bis die durch diese Red« geschaffen« Lag« geklärt sei. Daß hierdurch die d i e n st l i ch e n Beziehungen zur sächsischen Regierung nicht betroffen waren, geht aus dem schriftlichen Befehl des Reichswehrministers vom 22. August hervor, durch den der Ver- kehr mit der sächsischen Regierung im wesentlichen auf die Fälle be- schränkt wurde, woöffentliche Notstände oder Gefährdung der öffentlichen Ordnung gemäߧ 17 des Wehrgesetzes ihn erfordern". Diese Anschauung liegt auch der telephonischen Mitteilung der Reichskanzlei an den Ministsrpräsidenten Dr. Zeigner vom 21. August zugrunde. Der Reichswehrminister hat die Gründe seiner Hallung gegen- über dem derzeitigen sächsischen Ministerpräsidenten schon vor einiger Zeit dem Neichskabinett mitgeteilt, von einer Inanspruchnahme der Oesfentlichkeit jedoch abgesehen, um im Interesse der Staatsoutorität nicht das beschämende Bild eines Kampfes zwischen einem Minister der Reichsregierung und dem Minister eines Landes zu geben. Auch wir sind der Meinung, daß die äußere und die wirt- fchastliche Lage des Reichs sich so gestaltet hat, daß innerpoli- tische Zerklüftungen in diesem Augenblick etwa soviel bedeuten würden wie Komplikationen, die den Tod des Patien- ten herbeiführen. Es fragt sich nur, wie man solche Kompli- kationen vermeidet und ob die Erklärung des Herrn Geßler dazu ein geeignetes Mittel ist. Zunächst wurde nur mitgeteilt, daß ein Verbot an das Wehrkreiskommando 4, mit der sächsi­schen Regierung dienstlich zu verkehren, überhaupt nicht er- gangen sei, es handle sich um einen Irrtum, der auf ein tele- phonisches Mißverständnis zurückzuführen fei. Da sich diese Version als nicht haltbar erwies, greift man zu einer anderen und schafft subtile juristische Unterscheidungen zwischen persön- lichem und dienstlichem Verkehr. Zum Ueberslrch wird eine dritte Rotleitung gelegt, man gibt zu, daß auch der d i e n st- liche Verkehr eingestellt worden ist, abgesehen von Fällen öffentlicher Notstände, Die Regierung Zeigner ist aber die verfassungsmäßige Regierung eines deutschen   Einzelstaates, das Verhältnis der Reichswehr   zu ihr ist nach den G e- setzen und nicht nach militärischen Ehrbegriffen zu ordnen. Danach wird man verstehen, daß in Sachsen   gegen das Reichs- wehrministerium eins Erregung besteht, die auch durch die widerspruchsvollen Erklärungen, die in der strittigen Ange- legenheit abgegeben worden sind, nicht beseitigt werden kann. Die Loslösung der Reichswehr   von den illegalen Organi- sationen ist eine der Bedingungen, von denen die Sozialdemo- kratie ihre Mitarbeit in der Reichsregierung abhängig ge- macht hat. Zugleich erhebt sich di« dringende Notwendigkeit, ein geordnetes und auf Vertrauen begrün- detes Verhältnis zwischen dem Reichswehr  - Ministerium und den verfassungsmäßigen einzelstaatlichen Regierungen herzustellen und damit einen Sprengkörper zu beseitigen, der dicht an den Gleisen der deutschen   Reichspolitik liegt.
Preußischer Staatsrat. Der Preußisch« Staatsrat hielt Mittwoch nachmittag eine Voll- sitzunq ab. Nach der Wahl von 10 Mitgliedern zur Verstärkung des G e m e i n d e a u s l ch u s l e s für die Beratung des Entwurfs einer Preußischen Kreisordnung stimmte das Haus dem Gesetzentwurf über die Aufhebung einiger polizeilicher Aus- sichtsbefugnisse im Fe u er v e r s i ch e r u ng s w e s en> zu und nahm dann den Entwurf eines Beschlusses über das Stimm- recht der Studienrät« bei den P r o v i n z i als ch u l. kollsgien an, wonach die Studienräte bei den Provinzialschul- kollcgien Stimmrecht in dem gleichen Umfange wie die übrigen schul. technischen Mitglieder der Provinzialschultollegien haben. Schließ. lich stimmte ma> dem Beschluß vom 16. Juli 1923 auf Grund dös Gesetzes über die Polizeiverwaltung vom 11. März 1869 im Stadtkreise Suhl   ohne Einspruch zu, wonach im Stadt- kreis Suhl   die Ausübung gewisser Zweige des Sicherheitepolizei- wesens Aufrcchterhaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung, Uebcrwachung des Vereins« und Versammlungswcsens sowie die Verkehrspolizei besonderen staatlichen Beamten über- tragen worden ist. während die übrigen polizeilichen Geschäft« der kcmmunalen örtlichen Polizeiverwaltung zur selbständigen Erledi- gung verbleiben. Nächste Sitzung: Donnerstag, 6. September. 5 Uhr nachmittags.
Kausleut« haben, um Kunden anzulocken, Scharen organgeroter Lampions an langen, schwankenden Bambusstäben in die Waren- ballen gesteckt. Die Laternen der Jinrikishakuli gleiten rasch dahin; die Thiaterslraß« ist angefüllt mit Volk, Fahnen und Girlanden von Puxierlampen. » Tokio   ist«in wimmelnder Ameisenhaufen, eine Millionen- stadt, ein Meer niedriger, flacher, grauer Dächer. Ich versuchte es viele Tage lang, aus dem Gewirr von Straßen hinauf ins Freie zu finden, vergebens. Ich kam immer in neue Städte hinein, in denen es wimmelte, tlappertee, zappelte. Di« Kuli erbleichten, wenn ich todmüde das Jinrikisha bestieg und sagte: Imperial-Hotel. Das war eine Tagreife, gewiß waren sie noch nie in diesem Stadtteil gewesen. Zluch hier waren die Hauptstraßen mit förmlichen Wäl­dern von Telegraphenmasten überschwemmt. Im Herzen der Stadt standen einige öffentliche Gebäude im europäischen   Vacksteinstil, Schlachthäusern und Hospitälern ähnlich. Di« Einheimischen wiesen mit großem Stolz daraus hin, ebenso auf die elektrische Straßenbahn (Siemens u. Halske  ), die Tokio   nach allen Seiten durchzieht. Nach und nach fühlt« ich mich in Japan   zu Hause. Nun, hier gehen zwei Herren auf der Straße, sie plaudern, und plötzlich verneigen sie sich einigemal, aber nicht gegeneinander, sondern nebeneinander: an der Straßenecke unterhalten sich zwei Männer aus dem Volt«, sie hocken auf den Fersen und ruhen aus, während sie sprechen. Das fiel mir nicht mehr besonders auf. Ich unterschied Physiognomien, ja ich erkannte Leute wieder. Zuerst hatte es für mich nur zwei sapanische Gesichter gegeben, dann zehn und jetzt tausend._ Ich erging mich in den Straßen, sah mir die Leute«m und die Waren in den Geschäften. Noch war ich mir nicht klar darüber geworden, wovon diese Leute eigentlich lebten. Fische, getrocknete Fische, so klein, daß s»? wie ein Ballen von Roßhaar aussahen, Kuchen, die an Seife erinnerten. In den Basaren sah ich Dutzende von Gebrauchsgegenständen, aus Fichtenholz und Bambus sauber und schlicht angefertigt, deren Zweck mir unverständlich war. Da- zwischen gab es allen europäischen   Tand. Hüte, Schuhe. Uhren, Re- osloer. Meist minderwertige Artikel. Auch die japanischen Waren, abgesehen von den ganz einfachen, waren geschmacflos und häßlich, in jenem verdorbenen Stil hergestellter Schund, wie er in Schiffs- ladungen nach Europa   kommt. Ein einzigesmal begegnete mir in Tokio   ein Wagen, ein richll- der Landauer mit zwei Pferden davor. Dies waren fast die ein- zigen Pferde, die mir in Japan   zu Gesicht kamen. Auf dem Bock saß nebcn dem Kutscher ein Läuser, der bei jeder Straßenecke ab­sprang, voraus lief und schrie, Platz zu machen...
Im Großen TchauspielbanS ilt dl« E r st n u ff n b r n n o von MillöckerS dreinktiger Operette.Der Beltcliludent" oui den 1-t d. M. an­gesetzt. Die Regie führt Julius Brandt  . Der Vorverlauf beginnt Freitag. Tie Truppe« eröffnet Ihre Berliner   Spielzell im Lustlpielhaus am 12. Sept. mit demKaufmann von Venedig". Ein Kirchturm aus Beton wird zurzeit in München   errichtet, an der großen Kircheubarignlvve mit Kloster El. Nikolaus und Therese. Der Turm wird öS Meter hoch und bis zum Hauptgeffm» ganz in Beton au»« gcsühr t, die Spitze bildet dann ein« auö Holz dergcstellle, mit Kupier über­zogene Kupvclbekrönung. Der Turm ruht auf einer Eiseu-Botonplatte von 12'/, Quadralmcler, die i'j, Quadratmeter unter der Erde liegt.