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Nr. 423 40. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Stadt und, Land.

Deutschlands Wirtschaftslage ist tatastrophal. Hoch gehen daher die Wogen der Empörung, tief hat sich die Verbitterung in den Herzen und Hirnen der Menschen eingefressen. Jeder sieht jede Sache nur von seinem Standpunkt. Der andere fümmert ihn nur so weit, als er seinen Wünschen entgegensteht. Selten hört man Leute, die bei der Beurteilung der Lage nicht von sich, sondern vom Allgemeinwohl ausgehen. Aus solcher geistigen Einstellung entsteht der Kampf aller gegen alle, dessen Ergebnis nur der Niedergang des Ganzen sein fann. Mit welcher Schärfe die Meinungen im Bolke aufeinanderplaten, zeigen die Aussprachen und Ansichten über die neuen Steuern, die im Reichstag fast einstimmig beschlossen wurden. Hierbei tritt der Gegensatz zwischen Stadt- und Landbevölkerung besonders schroff zutage.

Wie man über den Landwirt denkt.

Im Eisenbahnwagen 4. Klasse. Menschen sprechen erregt mit einander. Es geht um die neuen Steuern und darum, ob die Land­mirte zahlen merden oder nicht. Radikale Aussprüche werden getan. Jeder, der nicht zahlt, sollte aufgehängt werden, mit de Beene va­fehrt, denn werden se schon blechen."" Se sollten man de Arbeeter ufs Land schicken, aber mit' n Knüppel." Die Agrarier haben noch nie gezahlt und werden auch jeht nicht zahlen." Herr Helffe­rid und seine tapferen Steuernbewilliger find Gegenstand boshaften Spotles. Das arbeitende Bolt, das ehrlich und auf Heller und Bfennig genau feine Steuern zahlen muß, empört sich über die Steuerfronde der Land- bundleute. Die Landwirte sind schuldenfrei geworden, fie leben gut, und in der Stadt ist Hunger und Verzweif­fung. Es wird den Landwirten schwer, jetzt zu zahlen," wagte jemand einzuwenden. So, uns nicht," antwortet man ihm. at man uns vielleicht gefragt, ob es uns leicht war, Steuern zu zahlen, menn man sowieso nicht weiß, wie man leben soll?" fein Landwirt verhungert und es ist ihnen recht, wenn sie zahlen Es ist noch müffen." Der Zug verlangsamt seine Fahrt, die Bremsen freischen, der Zug steht. Viele verlassen den Wagen. Jeder trägt seine Ge­banken weiter, und was hier im Eisenbahnwagen gesprochen wurde, wiederholt sich noch unzählige Male im ganzen Lande.

Die Ansicht der Landwirte.

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es sei schwierig, Barmittel, wie sie durch die Steuern von den Land­wirten gefordert werden, flüssig zu machen. Es wird von fleineren Landwirten darauf hingewiesen, daß sie gegenüber mittleren und größeren Betrieben außerordentlich benachteiligt wären. Oft wird der Vorschlag gemacht, statt in bar, in Getreide, Kartoffeln usw. mäßig durchführen. Es wäre eine wertbeständige Bezahlung und zu zahlen. Die Landwirte könnten dann ihre Arbeiten ordnungs­die Regierung könnte einen Lebensmittelvorrat schaffen.

Gut oder Geld?

Dienstag, 11. September 1923

Krähwinkels Schreckenstage.

Ein findiges, poetisches Gemilt hat die folgenden. hübschen Strophen von Heinrich Heine durch eine ver­mehrt, die unsere Leser unschwer herausfinden werden. Wir, Bürgermeister und Senat, Wir haben folgendes Mandat Stadtväterlichst an alle Klaffen Der treuen Bürgerschaft erlassen: Es schließe jeder seine Bude, Sobald es dunkelt, Christ und Jude. Bo ihrer drei beisammenstehn, Da soll man auseinandergehn.

Es fahre niemand Straßenbahn, Ein jeder soll zu Fuße gahn. Die Straße dienet dem Verkehr, Das Bähnle fährt darum nicht mehr. Wer darum aber råsonniert, Wird unverzüglich füfiliert. Das Räsonnieren durch Gebärden Soll gleichfalls hart bestrafet werden. Bertrauet eurem Magistrat,

Der fromm und liebend schützt den Staat Durch huldvoll hochwohlweises Walten, Euch ziemt es, stets das Maul zu halten.

Der Totentanz der Preise.

Zu diesen zahlreichen Klagen wird uns von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß fie vom Standpunkt des Landwirtes nicht völlig un­berechtigt sind und daß Regierung und Barteien mit diesen Härten gerechnet haben. Die Lage Deutschlands ist jedoch so, daß hier Rück­fichten noch verhängnisvoller wirken müssen. Der Landwirt hat in den meisten Fällen seine oft großen Gewinne in sein Geschäft ge­des Boltes bereits bitterste not lift. Wenn er heute selbst unter steckt, feine Wirtschaft ausgestaltet in einer Zeit, wo die große Maffe erschwerten Umständen Steuern zahlen soll, so geht es ihm dabei noch nicht um Kopf und Kragen. Gerade die Deutschnationalen for­dern, wenn sie für die allgemeine Wehrpflicht eintreten, daß jeder sein Leben für das Baterland einsehen soll. Die Republit will nicht das Leben ihrer Bürger, fie will nicht, daß Gut und Blut", sondern Hinblick auf das, was geschehen müßte, sind die jetzigen vom Befih dem wilden Reigen, dem Totentanz der Preise zu, der täglich im nur vom Gut", d. h. vom Vermögen geopfert werden solle und im Die Bogen gehen wieder hoch. Ohnmächtig sieht die Hausfrau geforderten Steuern noch lange nicht brutal" genug. Wenn einige tolleren Wirbel vorüberrauscht. Das Chaos wächst, es gibt keinen Erzeugnissen, also wertbeständig zu zahlen, so erscheint das ernst- Rechnung irgendwie noch aufbauen ließe. Es ist ganz gleich, 10, 20, Landwirte den Vorschlag machen, statt in bar, in landwirtschaftlichen Maßstab, keine Grundlagen mehr, auf der sich irgendeine Art hafter Erwägung mert zu sein. Voraussetzung ist dabei jedoch, 50 Millionen sind während des Einkaufes wie die Spreu vor dem daß nur gute Erzeugnisse zur Ablieferung und Abnahme kommen. Winde. Zurzeit tanzen in diesem wahnwigigen Reigen wieder die Andererseits muß der Staat schleunigft wertbeständige Zahlungs- Fleischpreise an der Spitze, denn mit Beginn der neuen mittel schaffen. Die Landwirte werden, so lange fie darauf rechnen Woche sind die Sonnabendfäße nahezu verdoppelt worden. den, immer bestrebt sein, ihre Erzeugnisse zurückzuhalten. Der Vor- fleisch etwa 10 bis 11 Millionen Mart, während müssen, nicht mit wertbeständigen Zahlungsmitteln bezahlt zu mer So foftete in den gestrigen Vormittagsstunden ein Pfund Rind­stand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes hat daher die Schweinefleisch sogar mit 12 bis 13 Millionen im Regierung aufgefordert, Maßnahmen zu treffen, die der Landwirt Kleinhandel verkauft wurde. Kalbfleisch schwankte zwischen schaft eine Garantie für wertbeständige Zahlung sichern, so lange 10 und 12 Millionen. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man mertbeständige Zahlungsmittel noch nicht vorhanden find. Er er- behauptet, daß unter 10 Millionen Papiermark fein Pfund Fleisch wähnt dabei, daß solche Garantien z. B. die Belieferung mit fünft mehr zu haben war. Der Fettmarkt wartete mit verschiedenen lichen Düngemitteln oder Maschinen sein könnte. Gegen bestimmte Preisen auf. Margarine notierte im Kleinverkauf mit 6 bis Mengen landwirtschaftlicher Erzeugnisse sollen bestimmte Mengen 10 millionen. Für Schmalz wurden im Durchschnitt 10 Düngemittel oder Maschinen Zug um Zug ausgetauscht werden, bis 11 Millionen gefordert. Der einzige ruhende Bunkt in­oder aber, soweit eine solche Belieferung aus bestimmten Gründen mitten dieser Preisfatastrophe war gestern noch der Fischmarkt. nicht erfolgen tann, soll die Regierung die Gewährleistung dafür Hier konnten die Hausfrauen teilweise noch preiswert taufen. übernehmen, daß der Landwirtschaft die nötigen Düngemittel und Schollen und Flundern fosteten 1 Million und Plötzen in Eis Maschinen bei einem späteren Bezuge nach dem gleichen Preisstande bis 2 Millionen. Der Gemüse- und Obstmarkt wies reichliche Zus berechnet werden, zu dem die Landwirte ihre Erzeugnisse abgeliefert fuhren auf und als ein erfreuliches Zeichen ist hier augenblicklich haben. ein Stillstand der Preise wahrzunehmen.

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Jeder hat seine Sorgen, auch der Landwirt hat sie. Er tennt die erbitterte Stimmung, die sich gegen ihn richtet. Es gibt Lant wirte, die aufrichtig zugeben, daß fie auch heute gut leben fönnen, aber man wird schwerlich einen finden, der gerne Steuern zahlt. Bolitisch sind die meisten Landleute völlig ungeschult. Sie stellen fick; gefühlsmäßig ein und von demjenigen wollen sie nichts wisser., der von ihnen etwas haben will, ohne daß er ihnen etwas Greifbares wiedergibt. Die Organisationen der Landwirte sind in den letzten Wochen mit Briefen und persönlichen Vorstellungen wegen der neuen Steuern überschwemmt worden. Ueberraschend ist es, daß sich die Niemand hat einen Vorteil davon, wenn die Landwirtschaft meisten Schreiben nicht gegen das Steuernzahlen an fich richten, fon- zugrunde gerichtet wird. Aber wenn sie nicht das ihre zur Gesun­dern gegen die turze Frijtjehung. Die Briefe, die z. B. einer dung der Staatsfinanzen beiträgt, wird sie sich schneller zugrunde Areiswirtschaftsstelle in Berlin zugegangen find, find richten, als wenn sie jetzt in letzter Stunde noch ihre Pflicht erfüllt. durchaus nicht auf dem anmaßenden und unverschämten Ton abge= frimmt, den die Junker v. Dewiß und v. Flemming vom Vorschläge der Landwirte, die annehmbar und für die Allgemeinheit Bommerschen Landbund in ihren Eingaben an den Reichstanzler porteilhaft sind, werden willkommen sein. Unverantwortlich aber angeschlagen haben. Die meisten sind von vollendeter Sachlichkeit, wäre es, wenn es auch nur einem einzigen gestattet würde, sich um und diese Landwirte mögen sich bei den Landbünden bedanken, seine gefeßlichen Verpflichtungen herumzudrücken. wenn im Bolte jene Stimmung des Hasses und der Wut gegen die Bondwirte Plag greifen fonnte, wie sie oben gefennzeichnet wurde,

urd die im Hinblick auf die Frechheit, mit der die Agitation gegen

die Steuerr betrieben wird, nur zu gerechtfertigt ist.

Wie begründen die Landwirte aus fich heraus ihre Beschwerden über die neuen Steuern? Sie behaupten, daß die kurze Fristsetzung die Landwirte zwinge, jetzt, wo wegen der späten Ernte alles mit dem Einbringen der Feldfrüchte beschäftigt werden müsse, andere Arbeiten zu verrichten. Statt zu ernten, müsse gedroschen werden, es müsse Vich verkauft werden, während es vielfach richtiger wäre, das Bieh erst schlachtreif zu machen oder die Milch- und Fetterzeugung zu steigern. Weil sie plötzlich verkaufen müssen, erhielten fie fo geringe Preise, daß sie nicht mehr die übermäßigen Kosten für Kunst­dünger, Kohlen usw. aufbringen fönnten. Diese Gefahr sei um so größer, als sie nicht mit wertbeständigen Zahlungsmitteln bezahlt würden. Ihr Betriebskapital aber sei durch die Geldentwertung geradezu lächerlich gering geworden. Das Berkaufen fei außer dem wegen der Knappheit an Zahlungsmitteln sehr schwer, denn

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Kilian.

Roman von Jakob Bührer .

Da wurde er eines Nachts im Hotel Mon Repos von dem jungen Mann mit dem blonden Spizbart, der an der Motor­bootfahrt der geheimnisvollen Gesellschaft teilgenommen hatte, angeredet und eingeladen, morgen gegen zehn Uhr im Hotel zu erscheinen.

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Der Gedante, den Landwirten für ihren Roggen wertbeständiges Geld zu geben oder überhaupt Zahlung der Steuern in Roggen zuzu laffen, ist jetzt schon in der praktischen Durchführung. Man gibt den Landwirken für Getreide Stücke der Goldanleihe des Reiches, die ihnen dann auch bei der Zahlung der Landabgabe an Stelle von Papiermart abgenommen wird. So bezahlen sie tatsächlich auf einem Umwege Steuern in Roggen und erhalten im übrigen eine wertbeständige Gegenleistung für ihre Erzeugnisse. Hoffentlich wird der Erfolg dieser Maßnahme nicht ausbleiben. Denn eine bessere Belieferung der Großstädte mit Nahrungsmitteln tut dringend not.

Die Winterausgabe 1923/24 des Reichs- Kursbuchs erscheint vor­aussichtlich Anfang Oktober. Bestellungen nehmen alle Postanstalten entgegen. Eine frühzeitige Bestellung wird empfohlen, weil sonst auf Lieferung nicht zu rechnen ist.

fann nichts geben, das wir nicht sehr gut entbehren können, weil wir alles schon ebensogut, ja beffer haben: den gemalten Himmel und die Berge und die Maria und den Christus am Kreuz."

,, Was malen denn Sie?" frug Kilian, nachdem der andere eine Zeit ingrimmig gefchwiegen hatte. Wollen Sie es sehen?" gab Mettler rasch zurück. Rom­men Sie."

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Und die Kohlenpreise Klettern.

Breis für den 3entner Brauntohlenbritetts 6883 000 Bom heutigen Dienstag, dem 11. September, ab beträgt der Mart. Dieser Preis wird aber nur gerade einen Tag Gültigkeit haben, meil heute die neuen Frachtsäge auf der Eisenbahn in Kraft treten und dadurch eine weitere Berteuerung der Kohle bedingt wird. Vom Mittwoch, dem 12. Sep­tember, foftet der 3entner Britetts 7 460 000 m. und der Zenter Gastots 18 588 000 m.

Wenn man ein faules Ei bekommt. eines Vermögen, sondern bedeutet auch ein Risiko, wenn nämlich das Ei noch faul ist. Bei dem gegenwärtigen Preise von 600 000 bis 700 000 m. für ein einziges Ei findet der Umtausch nur noch höchst felten statt. Fast alle Händler weigern sich, den Verluſt zu tragen, haben dann aber die unbedingte Verpflichtung, dafür zu sorgen, daß nur einwandfreie Ware abgegeben wird. Jeder Ge schäftsmann kennt das einfache Verfahren, die Eier zu klären und faule Eier auszufortieren. Unterläßt er diese Vorsicht, so ist er dem Käufer für den Schaden haftpflichtig. Prozesse fallen stets zuun­gunsten des Händlers aus, wenn nachgewiesen wird, daß das schlechte Ei noch am Tage des Einfauses zum Umtausch vorgelegt wurde. Es fann den Hausfrauen nicht zugemutet werden, faft eine Million für eine völlig unbrauchbare Ware auszugeben. Wie der Händler sich mit dem Verkäufer abfindet, dem er die Eier abgenommen hat, ist seine eigene Sache.

Der Erwerb eines einzigen Eies erfordert heute nicht nur ein

hatte, ihr gliche, obschon Augen und Mund ganz verzerrt waren.

Er ging nach Hause und schrieb ihr einen Brief. Er sagte ihr, daß er die Schriften, die ihm wohl durch ihre Vermittlung zufämen, mit Eifer lese, und daß er mit ihnen sehr einver­standen sei. Es dränge alles nach einer Umgestaltung der Weltordnung, und er selber fönne den Tag nicht erwarten, an dem er sich einsehen dürfe für eine bessere Zukunft. Nach­dem er diesen Satz geschrieben hatte, überlegte er lange, ob Und er hatte Kilian auf sein Zimmer geführt, und eine er ihn nicht besser ausstreichen würde. Doch fagte er sich, daß Der Mann stellte sich Kilian am folgenden Tag als Alois große blaue Mappe herangeschleppt, und ihm daraus Blatt er gerade mit dieser Behauptung das Herz der Fremden am Mettler, Kunstmaler aus dem Kanton Appenzell vor und frug, auf Blatt, Zeichnung auf Zeichnung gereicht. Kilian hatte erst sichersten erobern würde. Zum Schlusse erging er sich in einer ob Kilian Lust habe, Croupier zu werden. Als Kilian be gelacht. Aber dann war ihm langsam Heiterkeit und Gleich leidenschaftlichen Liebeserklärung, und dankte ihr für die Ber­jahte, führte ihn jener in einen Saal, den ein Roulettespiel mut vergangen, und Abneigung und Abscheu in ihm lebendig mittlung der Stellung im Hotel Mon Repos. Endlich bat er beinahe ausfüllte. Mettler begann gleich mit dem Unterricht, geworden. Die Zeichnungen waren alle von einer unfäglichen fie dringend um ein Zeichen ihrer Huld. und da Kilian sich als Zuschauer im öffentlichen, von der Häßlichkeit, das heißt die Menschen, die da gezeichnet waren. Bundesverfassung zwar verbotenen, aber trotzdem bestehenden Da waren dicke Männer mit Freßbäuchen und Kahlköpfen, Mettler versprach, ihr den Brief zuzustellen. Als Antwort Spielsaal im Kurgarten auf diesen Augenblick gründlich vor- manchmal ausgezogen und in der Nachbarschaft von verderb- erhielt Kilian eine Karte mit den Worten: Meine Liebe ge­bereitet hatte, so machte er sehr rasch Fortschritte. Nach einer ten Frauen, manchmal hinter üppig gedeckter Tafel, aber hört jedem Menschen, der sich ehrlich bemüht, an der Zukunft Stunde verließen sie gemeinsam das Haus, und Kilian gelang immer mit strahlenden Diamantringen an den Fingerwürsten. au arbeiten. Esther." nach einigen Ümschweifen die Frage, wann er etwa als Crou- Da waren Polizisten, brutale, fatanische Kerle, da waren ge­pier anfangen fönne und wieviel er dabei verdiene. Dabei fannte man jeden, die Polizisten und die Prozen und die Arbeiterweiblein; jeden hätte man mit Namen nennen fönnen; er war einem nur im Augenblick entfallen so voll einer vertrauten Wirklichkeit war alles in den Bildern, ob schon sie nur so hingefrigelt schienen, als ob es ein Kind ge­schrieben hätte.

Mettler antwortete: Anfangen fönnen Sie wohl in acht Tagen; bis dahin habe ich Sie so weit. Berdienen werden Sie an die fünftausend Franken monatlich. Das ist so viel wie ein Bankdirektor, und etwa hunderttausendmal so viel wie ein Kunstmaler."

Ob denn die Kunstmaler nicht sehr viel verdienten, frug Kilian erstaunt.

Da lachte Mettler und sagte: In der Schweiz gibt es vielleicht tausend Kunstmaler, neunhundertneunundneunzig dieser Art..." leben von Almojen."

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" So viel?" frug Kilian. Was malen denn die alle?" Alle und immer dasselbe. Immer wieder malen sie den Himmel ab, und die Wiesen und die Berge, und hie und da ein nacktes Frauenzimmer; wenn sie damit zu Ende sind, malen sie zum millionstenmal Chriftus am Kreuz und die Maria mit dem Kind."

FP

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jetzt gemacht haben! Ich glaube, ich habe als kleiner Bube in Kilian äußerte einen ähnlichen Gedanken. Daß Sie das Aber dann merkte er, daß seine Rede dem andern weh tun könnte, und er huftete.

Aber Mettler lachte. Genieren Sie sich nicht. Chriftus hat gesagt: So ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Das will fagen: Wir müssen die Welt mit Kinderaugen betrachten. Zeig dem Kind unsere Zustände und Sitten, und es wird sie sehen, wie ich sie ge­zeichnet habe!" Glauben Sie mhm ja--"

"

Eben ja," sagte Kilian und fragte sich im Haar. Er war da in einem ganz und gar unbekannten Gebiet. Aber Mettler war in Erregung geraten und fuhr heftig fort: Almosen­genössig ist die Kunst in diesem Land, almosengenöffig wie die Kilian ging dann. Auf der Treppe traf er mit der Kranten und Alten, die nichts mehr erschaffen fönnen. Und schönen Fremden zusammen. Es fiel ihm ein, daß eine große sie verdient ihr Los. Sie kann nichts mehr erschaffen, fie| Zeichnung, die in Mettlers Zimmer an der Wand gehangen

die tiefsten Höllen. Sie hatte ihm geantwortet. Sie war ihm Kilian schwebte in den höchsten Himmeln und stürzte in erreichbar. Sie verschloß sich ihm nicht. Nur mußte sie erst errungen werden durch eine Tat. Wenn er nur gewußt hätte, was für eine! Auf jeden Fall kam er dabei mit den Gefeßen und der ganzen bestehenden Weltordnung in Konflikt. Auf jeden Fall mußte er dabei sein Leben aufs Spiel setzen. Sein Bermögen! Das war flar. Troßdem! Er würde es pier auszuüben begann, stieg fein Vermögen rasch. Erstaun­tun! Selbstverständlich! Für sie? Alles!-

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Aber in den nächsten Monaten, da er das Amt als Crou­

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die anar

lich rasch. Schon waren die zehntausend Franken überschritten. Er begann Interesse zu bekommen für 3infen, Wertpapiere und Kursberichte, und wie sich das Geld ohne Arbeit so ganz. von selber vermehrte. Das war einfach erstaunlich. Fabelhaft! Man begriff eigentlich nicht, wieso man gegen eine solche Welt­Jedenfalls ordnung etwas einzuwenden hatte!-- fo viel stand fest wenn man es genau besah chistischen Schriften übertrieben, ja flunkerten. Wenigstens sahen sich die Dinge, viele Dinge anders an, ganz anders, menn man zehntausend Franken besaß... Es ließ sich wahr­haftig leben, wenn man Geld hatte und wenn man dazu noch eine schöne Frau befäme, eine gescheite Frau, wie eine Esther.. ( Fortsetzung folgt.)

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