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darum ist es Aufgabe aller über die Wirtschafts- und Sozial­

Ist das nicht eine herrliche Welt!? In Deutschland und ganz den Bormittagsstunden tam es bei einer versuchten Erstürmung der politik des Reiches wachenden Organe, ein weiteres Absinken Mitteleuropa wissen Hunderttausende nicht, woher sie das Not- öffentlichen Gebäude zu einem blutigen Zusammenstoß, der Löhne zu verhindern, der Arbeitslosigkeit entgegenzu- wendigste zur Stillung des Hungers nehmen sollen. Und in Amerika bei dem es mehrere Tote gegeben haben soll. Wie fanatisch ein Teil wirken, ein besseres Berhältnis zwischen Löhmie in Afrika wissen die Farmer nicht ihren Ueberfluß loszuwerden. Franzosen aus dem Elsaß zu holen, wenn die Schußpolizei nicht ab der Arbeiterschaft ist, geht darcis hervor, daß diese drohen, die nen und Preisen herzustellen. Alle Errungenschaften der Technik, die schnellfahrenden Dampfschiffe zieht. Die Polizei und Gendarmerie geht durchaus forrekt vor und sind ausgeschaltet, weil der Militarismus auch nach dem Weltkriege glaubt Herr der Lage zu bleiben. noch die Welt beherrscht und diese ehrenvolle Rolle mit der Profit­gier des internationalen Kapitals teilt. Die einen müssen inmitten ihrer Ueberproduktion ersticken, die anderen wegen Mangels am Mötigsten verelenden. Die freie Wirtschaft" ist wirklich eine vor treffliche Erfindung, besonders wenn sie von nationalen und inter­nationalen Interessentengruppen gebändigt wird.

Denn das ist der Kardinalpunkt, nachdem die Ar­beit an der Sanierung der Währung infolge der unermeß­lichen Ausgaben für den Ruhrkampf so langsam fortschreitet. Aber es bedarf rascher und wirksamer Hilfe.

Denn es ist ja nicht Lebensmittelmangel, der die Not verursacht. Reiche Ernte bergen die Scheunen der Landwirte, die Brotversorgung, soweit das Reich in Frage fommt, erscheint für einige Zeit zweifelsfrei sichergestellt, die Käufe der Reichsgetreidestelle werden fortgefeßt. Aber die Gefahr, daß das Bolt bei vollen Scheunen hungert, besteht nicht mehr als ferne Bedrohung, sie ist durch die Preis­entwicklung der letzten Zeit in ein akutes Stadium gerückt.

Die Zusammenstöße in Sorau.

feiten wurde heute in zahlreichen Industrieorten des Wiesentales Freiburg i. Br. 17. September. ( WTB.) Wegen Lohnstreitig. sowie in Lörra d) die Arbeit niedergelegt. Die Behörden trafen überall Sicherheitsmaßnahmen. In Lörrach wurden die Leiter verschiedener industrieller Unternehmungen von demonstrierenden Ar­beitern gezwungen, in einem Demonstrationszug mitzumarschieren. Am heutigen Nachmittag fam es in Lörrach zu einem Zusammenstoß zwischen Sch upo und demonstrierenden Arbeitern vor dem Bezirksamt. Die Schupo machte von der Waffe Gebrauch, wobei ein Demonstrant getötet und mehrere andere verletzt wur­den. Der Zusammenstoß ereignete sich, als die Demonstranten ver­suchten, Verhaftete zu befreien und dabei das Drahtverhau, das die Schußpolizei vor dem Bezirksamtsgebäude angelegt hatte, durch­brachen.

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" Kommunistische Spizzel".

Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt zu den beklagens­werten Vorgängen in Sorau folgendes mit: Am Freitag, den Darum muß zugleich mit dem Streben nach Währungs- 14. Geptember, hatten größere Trupps bereits in den Geschäften gesundung die Wirtschaftspolitik Mittel und Wege suchen, die gewaltsam die Preise für Lebensmittel bis auf ein Biertel gewaltige Kluft zwischen Löhnen und Preisen zu überbrücken. der Einkaufspreise herabgefegt. Infolge dieser Ereignisse er­Daneben bleibt unsere Forderung, daß alles zur Besei- bat der Landrat die Entsendung von Schußpolizei, die am Sonn­Lörrach, 17. September. ( WTB.) Bei dem Zusammenstoß tigung der Währungsnot getan werden soll, be- eine Versammlung der geschädigten Geschäftsleute statt, die bereits zwischen Demonstranten und der Schußpolize find 8 Personen ver­stehen. Eine rücksichtslose Bereinigung der Reichsfinanzen von Posten der Demonstranten umstellt war, und deren Teilnehmer, legt worden, als tot ist eine Person gemeldet worden. Gegen­durch Erschließung neuer Steuereinnahmen und Einschrän- darunter der Landrat und der Bürgermeister, auf dem Heimwege be- märtig herrscht in Lörrach wieder Ruhe. In anderen Orten des fung der Ausgaben ist dazu Vorbedingung. Die hemmungs- fäftigt wurden. Sofort nach dem Erscheinen der Schutzpolizei am Wiesentals sind Ausschreitungen nicht vorgekommen. lose Tätigkeit der Notenpresse muß unter allen Umständen ge- Sonnabend früh rotteten sich zunächst in den Straßen und nachher bremst werden. Sie schafft die ungeheure Menge papierner auf dem Markte erhebliche Menschenmengen zusammen, die mit vor­Geldzeichen, die auf dem Wege über Warenverteiler und Ban- gehaltener Waffe zerstreut wurden. Bei einigen Festgenommenen fen der Spekulation zufließen, zerschlägt die Kaufkraft der Be- wurden Pistolen, Dolche und Schlagringe gefunden. Am Som­abend nachmittag fand eine große Arbeitslosenversamm= völkerung, indem sie dem Sachwertbefizer ungeheure Vorteile Iung statt, in der die Gewerkschaftsführer mit aller An- Resolution der Parteifunktionäre in der Reichsdruckerei( 146. Ab. Die Tatsache, daß die dem Bezirksparteitag unterbreitete zuschanzt und alle Papiermarkt- Sklaven mit der Infla strengung, aber leider vergeblich, die Teilnehmer zu be- teilung) in ihrem vollen Wortlaut veröffentlicht werden konnte, hatte tionssteuer belastet, jener unsichtbaren Steuer, die weder ruhigen und von unüberlegten Schritten abzuhalten suchten. Im uns Anlaß zu einigen Bemerkungen über die Tätigkeit kommu­in Prozenten oder festen Sägen, noch auch von Steuerbehörden Gegensatz zu ihren Bemühungen aber wurde im Sinne einiger niftischer Spitzel in den Reihen der Vereinigten Sozialdemokratie erhoben wird, sondern erst erkennbar ist, wenn der Lohn- radikaler Antragsteller ein Demonstrationszug beschlossen, der nach gegeben. Wir erhalten nun die folgende Zuschrift: empfänger merkt, daß sein Wochenlohn in Warenwerten plöẞ- bem Marktplatz zog, der in Kürze mit Laufenden erregter Menschen gegeben. Wir erhalten nun die folgende Zuschrift: lich auf einen Bruchteil des erhofften Arbeitsertrages zu- angefüllt war. Die auf dem Marktplatz zum Schutz des Rathauses fammengeschrumpft ist. Die Umgestaltung des Kreditverkehrs Menge angegriffen und fonnte sich ihrer nur mit Mühe er­aufgestellte Schuhpolizei wurde sofort von der aufgeregten auf Goldbasis ist im Gange und damit eine weitere Quelle der wehren. Dem Führer der Schußpolizei, einem Polizeihauptmann, Bereicherung der Reichen am Versiegen. Schon in den aller wurde der Tschako vom Kopf geschlagen, einem anderen Beamten nächsten Tagen soll ferner ein wertbeständiges 3a hversuchte man die Pistole zu entreißen ufw. Ass die Situation immer lungsmittel geschaffen werden, das die Stockungen in bedrohlicher wurde, forderte der Polizeihauptmann viermal hinter­der Warenversorgung der Großstädte beseitigen kann. einander die Menge zum Zurüdgehen und zur Räumung des Plates Aber die Zeit drängt. Wir müssen, so bald es die außen- auf. Diese Aufforderungen waren leider erfolglos, so daß schließlich politische Lösung und die innere Finanzpolitik irgend gestatten, ein Teil der Beamten, etwa zehn Mann, den Befehl zum Feuern zu der neuen Währung tommen, ihre Vorbedingungen schaf erhielt ein anderer Teil der Beamten Feuerbefehl. Jetzt erst fluteten erhielt. Als auch hierauf die Menge den Plaz noch nicht räumte, fen. Ohne echte Währung ist eine Gesundung der Pro- die Massen zurück. Zehn Tote blieben auf dem Play, zwei Ver­duktion undenkbar, ohne sie ist die verhängnisvolle Absatz- und wundete sind später noch gestorben, außerdem sind noch 14 Personen Arbeitskrise der Weg der Verelendung ohne Ende. Derlegt. Nach den Erklärungen des zuständigen Landrats hat sich bie Schußpolizei in jeder Hinsicht einwandfrei verhalten und der Polizeihauptmann hat das Kommando zum Feuern erst dann ge­geben, als die verschärfte Situation eine andere Lösung nicht mehr zuließ.

Hier Hunger

dort Ueberfluß!

Und beide leiden Not.

Dem Privatbrief eines Farmers in Südwestafrika vom Mai dieses Jahres entnimmt die Frankfurter Zeitung " folgende Ausführungen:

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Hier draußen bei uns geht es gegenwärtig sehr schlecht, obwohl wir in diesem Jahre guten Regenfall gehabt haben, die Weide- und Wasserverhältnisse ausgezeichnet sind und das Bieh gedeiht. Aber es ist eben absolut teine Abfagmöglich feit für irgend welche Farmprodukte. Weder Schlachtvieh noch Wolle oder Felle haben zurzeit hier einen Preis. Alles liegt - danieder. Bares Geld befommt man taum noch zu sehen und Kredit gibt es nicht. Bei den Verkaufsvereinigungen des Bezirks in R. N. sind seit Wochen etwa 6100 Stüd schlachtreife Hammel und 4000 bis 5000 Ochsen zum Verkauf ange­meldet und können nicht abgelegt werden. Für Wolle und Felle ist überhaupt feine Nachfrage. Dagegen find alle Bedarfsartikel( Mehl, Zucker, Salz und Bekleidungsfachen) außer ordentlich teuer. Der Landpreis ist demzufolge ebenfalls rapid gefallen. Die Einwanderung aus der Südafrikanischen Union hat ganz aufgehört, weil die zuerst eingewanderten Buren, welche hohe Landpreise zahlten, sehr trübe Erfahrungen gemacht haben. Biele möchten gern ihre Pläge mit Verlust wieder verkaufen.

Ferienstreiflichter.

Von Nicola. I.

Die gelben Schwaden des Weizens türmten sich zu hohen Mieten. Seit fünfzig Jahren, sagte der Müller der Seemühle, habe er solche Getreideernte nicht erlebt. Was haben wir davon, antwortete ihm in einer Frage, die feiner Antwort bedarf, die müde, welte Rontoristin, die in ewiger Ueberarbeit infolge der andauernden Hochkalkulation der Waren sich die vierzehn Tage Reise zusammen­gespart hatte und nach dem Weg fragte.

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Unruhen in Lörrach .

Unterzeichneter fühlt sich verpflichtet, der Partei und ihrer proletarischen Ehre gegenüber folgende Erklärung und Feststellung abzugeben: Ich erkläre hiermit unter meiner parteigenöffischen Ehre, der Roten Fahne" die Entschließung der 146. Abteilung der Reichsdruckerei sowie einen Bericht vom Bezirksparteitag nicht übermittelt zu haben und verurteile diese Uebermittlung der Entschließung auf das allerentschiedenste." Des weiteren halte ich folgende Feststellung für unbedingt notwendig:

1. Die fragliche Entschließung ist nicht durch den Dele­gierten dieser Abteilung dem Bezirkstag unterbreitet worden, sondern der Bezirksvorstand hat sie vom Abteilungsvor= stand der 146. Abteilung zu dem Zwecke übermittelt erhalten, sie dem Bezirkstag vorzulegen, was aber leider erst geschah, als Genosse Luckow durch seine Ausführungen zur Geschäftsordnung dem Gekretär des Bezirksvorstandes in Erinnerung brachte, daß man eingegangene Entschließungen nicht in der Tasche stecken läßt, sondern sie dem Vorsitzenden so rechtzeitig übermittelt, damit er sie zur vorgeschriebenen Stunde zur Berlesung bringen fann. 2. Der vollständige Wortlaut und die namentliche Unterschrift gez.: Anton" ist mir erst durch die Rote Fahne" und Borwärts" zu Gesicht gekommen.

3. Vom Vorsißenden, Genossen Schlegel, ist die Unter= schrift gez.: Anton" nicht verlesen worden, auch in der Funktionärsigung der 146. Abteilung, in der diese Entschließung angenommen wurde, ist diese Unterschrift gez.: Anton" nicht zur Berlesung gekommen.

Lörrach , 17. September. ( TU.) In Lörrach und Umgebung ist die Stimmung unter der Arbeiterschaft, hervorgerufen durch die Leuerung und Verhehung von fommunistischer Seite, sehr erregt. Am Freitag wurden von den Bauhandwerkern die Arbeiter aus den Fabriken geholt und der Generalstreit ausgerufen. Die For­derungen der Arbeiterschaft auf Zahlung einer einmaligen Teuerungs­zulage von 50 Schweizer Franten an alle Arbeiter, Aus­Der Bezirksparteitagsdelegierte der 146. Abteilung: zahlung der Löhnte ab 17. September auf Goldbasis, multipliziert mit Hermann Ludow, Berlin N., Bornholmer Str. 20. bem Meinhandelsinder, volle Bezahlung der Streiftage wurde von Wir brauchen nicht zu betonen, daß wir uns über diese offene den Unternehmen bewilligt. Abends, wurden von den Demonstranten Berurteilung der Spizeldienste freuen. Es lag uns auch gar nicht Gefangene aus dem Gefängnis befreit und die Polizei miß- im Sinn, einen bestimmten Genossen der Mitarbeit an der Roten handelt. Da nun angeblich der Arbeitgeberverband sich weigert, die Fahne" zu bezichtigen. Aber es wird Aufgabe des Bezirksvorstandes unter dem Drud der Erpressung erzwungenen Zusicherungen zu er- fein, zu ermitteln, von welcher Seite diese Mitarbeit erfolgt ist. füllen und durch die Berhebung weitere Unruhen zu erwarten sind. Wenn sämtliche Funktionäre der 146. Abteilung nicht in Betracht ist heute früh Schußpolizei einmarschiert und hat die öffentlichen Ge- fommen, dann bleibt nur übrig, daß irgendein anderer, dem der bäude besetzt. Die Arbeiterschaft, die durch aufrührerische Elemente ständig Buzug aus allen Orten der Umgebung erhält, die mit roten volle Wortlaut der Entschließung mit der Unterschrift zu Gesicht Fahnen geschmückt und mit Senütteln bewaffnet erscheinen, nimmt gekommen ist, den Uebermittler gespielt hat. Der Kreis dieser Ber­eine immer drohendere Haftung gegen die Polizei ein. Schrechschüsse sonen ist naturgemäß nur sehr klein. Also dürfte die Nachforschung mußten bereits in den Vormittagsstunden abgegeben werden, und in ja wohl nicht allzu schwierig sein.

Deutlich sahen wir drei Betten, und auf dem Tisch standen liederlich alte Raffeetöpfe, Streußelkuchen daneben. Ein junges Käßchen leckte nach Milchresten auf dem Tische.

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Wie unser Junge geboren wurde, haben wir's uns angeschafft," antwortete die Bäuerin auf den Ausruf meiner Freundin: Sehr fein!.... und als er getauft wurde, bekam er gleich das Klavier zu." Dafür, deutscher Proletarier, hungerst du mit Frau und Kind dich durch, daß dort beim Lebensmittelproduzenten ein Baroczimmer als nuklose Attrappe steht, in dessen mattgewachsten Flächen in steter Bu- und Abnahme sich der Misthaufen spiegelt, bis der Schimmel die Eichenplatten dunkelt, wie er die Kupferdrähte des Pianos mit Grünspan überziehen wird, bis sie reißen. Dafür, deutscher Pro­letarier. Der Bauer fann es; sein ist der Grund und Boden. Er darf es; weil die Verfassung das Privateigentum schützt.

Was hat das Volt vom Erntesegen Von Hof zu Hof rannten wir mit unserer Milchtanne. Bommern und feine Milch?. Wir liefern sie all in die Molkerei. Bergeblich suchten wir in den drei Wochen des Milchholens Die Molkereien haben Postversand auch in das beseßte Gebiet, irgendwelche verschlossenen Sehnsüchte in dem Bauernhaus zu finden, wo der hochstehende franzöfifche Frank wertet. Und wo fein Kläger sei es an Schönheitssinn oder an ausgebildetem geistigen Hunger, der ist, ist bekanntlich kein Richter. die in Sachwerten festgelegte Inflation rechtfertigte. nichts. Hie und da ein Ruhrkind auf den Bauernhöfen. Hütet Kühe, Alle zwei Tage empfing uns die ständige Redensart der Bäuerin: macht dies und das... Eins traf ich, ein fleines Mädchen im Ja, nu is die Milch all wedder teurer geworden. Der Butterpreis evangelischen Vereinshofpiz zu Kolberg . Müde, verschüchtert saß es is so jestiegen, un da steigt die Milch ok. Nach einer Weile folgte um 11 Uhr nachts auf dem Sofa. Fuhr zurüd, wollte heim. War dann gewöhnlich so Aehnliches: Ne zu schwere Zeit. Wat dat bloß hartherzigen Leuten in die Hände geraten... Ruhrhilfe!? Nicht werden soll...?" Hilfe für die Ruhr, diesmal Hilfe aus der Ruhr. Das Kind ersetzte nach seinem Tagespensum eine halbe Dienstmagd. Wie so viele Fabrikanten Hilfe durch die Ruhrhilfe schluckten, so der Kleinbauer hierbei durch ein Kind. Hell glänzte ein Lächeln auf in dem tränen­bedeckten Gesichten, als ich mir die Adresse des Kindes notierte für andere, beffere Ferien im nächsten Jahr...

II.

Endlich hatten wir die erste Milch erhalten. ,, Was haben Sie bezahlt für die Milch bisher?" Wir hatten bis jetzt noch feine." Die Milch ist teuer.

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III.

sehen. Man weiß, daß Holländer geht, weil er wirklich hoffnungs­los geworden ist. Denn sonst würde er nicht eine Kunststätte ver­lassen haben, zu der er von Anbeginn ihres Bestehens gehört hat. Felig Holländer war nämlich einer von den ersten Drama­turgen Mar Reinhardts, er unterstützte den Mann der Bühne durch sein literarisches Gewissen, das sehr gern bei den jungen und zagen Talenten weilte, wenn die Zeiten es gestatteten. Fehr Holländer war ja, obwohl er selbst eine ziemlich robuste, volkstümliche und oft auch banale Feder führte, in seinen geheime­ren Neigungen ein großer Freund der mystischen Ungewöhnlichkeit. Indem er sich für Maeterlind, Schmidtbonn, Hermann Stehr und andere Talente einsetzte, die durchaus nicht marktgängig waren, brachte er dem Deutschen Theater großes Ansehen und dem Direktor und Regisseur Mar Reinhardt den Ruhm, daß er ein Entdecker des neuen und wertvollen Schrifttums sei.

Dann übernahm Felip Holländer selbst die drei Theater, die Max Reinhardt als ein genialer Rulissenmann und ein nicht minder gewiegter Geschäftsmann ausgebaut hatte. Es war leichter, zwanzig Jahre Dramaturg zu sein, als zwei Jahre Direktor. Als Direktor mußte Holländer scharf rechnen, und er scheute sich nicht, zugleich bitter abzurechnen, wenn das Erempel nicht gut aufging. Die Theaterrechnung fonnte bei den miserablen wirtschaftlichen Zeiten nicht gut aufgeben. Der Direktor Holländer opferte seinen Geschmack auch, um das Geschäft zu retten. Aber er muß auch hierin etwas zu zaghaft gewesen sein, denn es hieß, daß er troy Alt Heidelberg" und der Schauoperette im 3irfus nicht bestehen konnte. Er suchte den Frieden, den er vielleicht jetzt gefunden hat. Aber kann Felix Holländer ohne Krieg auskommen? Er war zeitweise ein sehr friegerischer Direktor. Der Mann, dessen Herzen menschenfreund­liche Regungen gar nicht fremd waren, wandte sich gegen die schwer um ihre Eristenz fämpfenden Schauspieler, die ein etwas füßeres Brot gewinnen wollten. Es schien immer, daß solche Haltung des Reaktionärs gat nicht zu der Behändigkeit, zu der Hellsichtigkeit und der Gefühlsenergie Felix Holländers paßte. Ihm war eben der Kampf über den Kopf gewachsen, und darum geriet auch sein Werf in Zerrüttung.

In zwei Tagen hatten wir mier Gier erfochten. Ueberall das bekannte: Wir haben nischt. Die Hühner legen zu schlecht.. Pause. Dann: ,, Wat woll'n Se denn jeben? Auf unsere Antwort erfolgte prompt: Der Händler jibt mich schon... usw." Griff man sie an, so erhielten wir stets die entrüstete Antwort: ,, Wat können wir dazu, dat die Händlers so ville jeben duhn!" Ein­mal erwiderte ich: Wenn Ihr wißt, daß sie Spießgesellen der Volks­ausplünderung find, warum hezt Ihr nicht die Hunde auf sie, sowie sie sich blicken lassen?" Als mir niemand antwortete, segte ich hinzu: Und seit wann ist Hehler wie Stehler nicht gleich schlimm?". Die Molkerei zahlt uns schon fünfzig.." Diese vier Eier vermehrten sich in den drei Wochen um zwei! Drei Wenn es nicht anders geht, zahlen wir es auch." Eier pro Kopf war unseres Ferientraums Verwirklichung, wo wir " Ja, ja, aber nachher reden Sie drüber. Und denn für meinen schweigen zu tönnen glaubten. Pommern , das Land usw. mit Nun wird er abdanken, und jugendliche, sehr unternehmungs­juten Willen. seinen Gänseherden. Eine Gans oh Weihnachten 1923!? luftige, vorläufig von der Hoffnungslosigkeit noch nicht betroffene Die Tür gegenüber öffnet sich, heraus tritt die alte Großmutter. Daß der Bauer die Zeitläufte im 16. Jahrhundert nicht begriff, Schauspieler wollen als selbständige Herren in das Deutsche Theater Immer durch die jute Eßstube..." mißbilligt die Bäuerin... hat Deutschlands Schicksal bis heute zu einem tragischen gemacht. und in die Kammerspiele einziehen. Sie wählten feirn Direktor, aber laß uff." Des Bauern Blutsauger siegte damals über bäuerliche Beschränkt sie wählten nur einen Häuptling, der, wie das Gefeß dieser Selbst. Unser Mund, der sich geöffnet hatte, um den sehr begründeten heit. Diesem, seinem alten Blutsauger an Leib und Seele, dem verwalter es vorschreibt, nichts anderes fein möge als ein Gleich­Verdacht des Darüberredens zu benotlügen, blieb sprachlos offen stehen. Junkertum, ist auch heute noch der Bauer verfallen. Der Landbund berechtigter unter Gleichberechtigten. Ob Karlheinz Martin , Ein verkniffenes Lächeln zog über das breite Gesicht der Bäuerin. hat ihn unter seiner Fuchtel. Ein demokratisch gesommenes Bauern­Ein herrliches schwereichenes Eßzimmer im Barockstil füllte die tum fönnte Deutschland dem Bürgertum retten. Doch ist es geräumige Bauernstube, die offenbar, nach der Decke zu urteilen, für besser so... Der Lauf der Geschichte ging über sie hinweg und bie Einrichtung vergrößert worden war. Auf der fast einem zweiten muß zum zweitenmal über sie hinweg. Büfett gleichenden Servante stand eine geschmacklofe riesige Alfenide­schale mit künstlichen Früchten, zu beiden Seiten flantiert von bunten Papierblumensträußen. Aehnlich waren die anderen Nippessachen". In der Ede stand ein Piano in hellem italienisch Nußbaum. Die Eine neue Aera im Deutschen Theater. mit grellen Klatschrosen verzierte Tapete zeigte bis zur halben Felix Holländer , der Generaldirektor des Deutschen Zimmerhöhe feuchten Schimmel. Und all die Pracht fah auf Theaters, der Kammerspiele und des Großen Schau den anderthalb Meter hohen Misthaufen des Bauerngehöfts hinaus... fpielhauses, wird die Direktion aufgeben, um sein Amt an Die Großmutter ging durch die andere Tür ab... Es war Sonntag. Künstler abzutreten, die mit größerer Hoffnung in die Zukunft

der von Felix Holländer vielfach zur Regiearbeit herangezogen wurde, die Kraft haben wird. zugleich ein Führer des Schauspieler­theaters zu sein und zugleich ein Freund seiner Schußbefohlenen, die ihn wählten, zu bleiben, das muß erst abgewartet werden. Man sagt, daß die Schauspielerrepublik, die jetzt im Deutschen Theater und in den Kammerspielen begründet wird, den Präsidenten Rarl­heinz Martin nur ein Jahr wählen darf. So verlange es Mar Reinhardt, der noch als Monarch, d. h. als Hauseigentümer und oberster Nuznießer, über die beiden Häuser nebietet. Trifft die Nachricht zu, dann werden wir nur für ein Jahr diese Theater­republit miterleben und beobachten können, ob deren Existenz bei­spielgebend für alle Theaterzukunft werden könnte. Daß dieses Bei