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Nr.439 40.Jahrgang Ausgabe A nr. 219

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254

Vorwärts

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Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands

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Donnerstag, den 20. September 1923

Englisch - französische Annäherung.

Paris , 19. September. ( WTB.) Die englische Botschaft mit Frankreich zu gelangen. Es seien Unterhandlungen im veröffentlicht folgenden Bericht über die heute nachmittag erfolgte Gange, aus denen ein prattisches Statut im Einflang mit Unterredung zwischen dem englischen Premierminister Stanley dem Versailler Vertrag hervorgehen könnte und deffen Ankündigung Baldwin und dem franzöfifchen Ministerpräsidenten Poincaré : in der Welt Erleichterungen verursachen würde. Jeder, der ge­Heute nachmittag hat eine Begegnung der Premierminister funden Menschenverstand habe, würde diesen Bemühungen um eine Frankreichs und Großbritanniens ftattgefunden, die sie dazu benutzt Lösung Erfolg wünschen. England würde es schlecht anstehen, wenn haben, in einen Meinungsaustausch über die allgemeine Cage ein- es ihnen die Zustimmung versagen wollte. Aber welche Uebel fönn zutreten. Man fann nicht erwarten, daß im Laufe einer einzigen ten nicht aus der Verlängerung des französisch- deutschen Streites er­Unterredung zwischen Poincaré und Baldwin endgültige Lösungen wachsen, der durch die franzöfifch- englische Uneinigteit tompliziert festgehalten werden konnten, aber die beiden Staatsmänner find werde. Die soziale Auflösung in Deutschland werde glüdlich gewesen, ihre gemeinsame Auffaffung darzulegen und fest- sich vielleicht auch auf andere Bölker ausdehnen und dann vielleicht zustellen, daß in feiner einzigen Frage eine verschiedene irgendwelche militärischen Diktaturen zeitigen. Von dem Rückschlag Auffassung über die Ziele oder eine grundfähliche Differenz besteht, einer derartigen Entwicklung auf England und Frankreich selbst be­die die Zusammenarbeit der beiden Länder, von der in so weitem fürchtet der Verfasser das Schlimmste. Maße die Stabilisierung und der Friede der Welt abhängen, ge­fährden kann.

Der französische Standpunkt.

Paris, 19. September. ( WTB.) Das Echo de Paris" schreibt zum Besuch Baldwins: Es liegt nicht in der Absicht der beiden Staatsmänner, sich an Aufgaben zu versuchen, die das augenblicklich Mögliche überschreiten. Aber was heute nicht realisierbar ist, fann es vielleicht bald werden, denn in fürzester Frist wird die fran­zösisch belgische Politit vom 11. Januar d. I.

als vollendete Tatsache sanktioniert

Englische Vorbehalte.

London , 19. September. ( WTB.) Times" schreibt in einem win werde das Reparationsproblem in den Bordergrund der poli­Leitartikel, die heutige Zusammenkunft zwischen Poincaré und Bald­tischen Bühne rüden. Frankreich habe beschlossen,

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Verschleppungstaktik.

Seltsame Vorwürfe des Temp3".

Sonntagsrede gegenüber den Ausführungen Strejemanns, Das gänzliche Stillschweigen Poincarés in seiner legten deren Bedeutung von der Presse der ganzen Welt, einschließ­lich Frankreichs , gebührend hervorgehoben worden war, mußte jeden unvoreingenommenen Beurteiler der außenpolitischen Lage als eine beabsichtigte neue Brüsfierung Deutsch­ lands in einem besonders kritischen Augenblick erscheinen. Die Wirkung dieses Verhaltens hat nicht lange auf sich warten laffen: ohne Zweifel ist das neue furchtbare Sinfen der deut­ schen Mark , das am Montag eingesetzt hat, im wesentlichen auf den Bessimismus zurückzuführen, den diese gänzlich nega­tiven Reden Poincarés ausgelöst haben. Ueberdies sind diese Reden von einer neuen Welle der Scharfmacherei gegen Deutschland in der Pariser Boulevard- Presse begleitet worden, für die es nach der leichten Entspannung in den vor= angegangenen Wochen keine plausible Erklärung gibt. Jeden falls fann ein solcher Anlaß weder in besonderen Zwischen­Reichsregierung erblickt werden. Ganz im Gegenteil ist nach fällen im Ruhrgebiet , noch in irgendeiner Kundgebung der unferer festen Ueberzeugung deutscherseits alles mögliche ge­schehen, um eine Entspannung herbeizuführen und endlich Berhandlungen in Fluß zu bringen.

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den deutschen Widerstand im Einfallsgebiet zu brechen, bevor es ein deutsches Angebot auch nur erwäge. Times" führt weiter aus, die Folgen der Ruhrbesetzung gingen weit über die wirt- ner, offenbar inspirierter Artikel, der von Vorwürfen gegen Indessen gibt ein am Dienstag im Temps" erschiene­schaftlichen Schwierigteiten hinaus; foziale Unruhen und die Regierung Stresemann- Hilferding stroẞt, gewisse Anhalts­werden. Diese Politik wird bald nicht mehr zur Diskussion stehen ziellen Chaos entstanden, das Erschütterungen weit über diesem Aufsatz wird der Regierung Stresemann vorgemorfen, hef tiger politischer Streit feien bereits aus dem finan- punkte über die Ursache diefer erneuten schroffen Haltung. In und auch nicht diskutiert werden. Es handelt sich nur noch darum, bie Grenzen Deutschlands zur Folge habe. Die tatsächliche daß sie England und Italien gegen Frankreich aufzumie die diplomatische Lage zu flären. Nichts fönne wir Schließung des Rheins habe die Wohlfahrt Hollands ernstlich in fungsvoller zu einer Annäherung der beiden Länder führen, als Mitleidenschaft gezogen; Schweden habe seinen Hauptabnehmer für ersten Rede nach dem Regierungswechsel mit aller Deutlichkeit die Wiederherstellung des früheren Bertrauens auf Grund von feine Eisenerze verloren; die skandinavischen Länder feien be einen solchen" politischen Dilettantismus" weit von sich ge­geln versuche. Bekanntlich hat der Reichskanzler in seiner Besprechungen zwischen den beiden für die Politik der beiden Län hindert; Frankreich selbst sehe seine Hochöfen langsam ausgehen; wiesen, und die Tatsache allein, daß er sich sogar auf die Der verantwortlichen Staatsmännern. Weber jetzt noch in den Englands Handel sei gerade in dem Augenblick aufgehalten worden, Gefahr hin, in London Mißftimmung hervorzurufen- direkt nächsten Jahren tönne England selbständig auf dem Son. in dem die ersten Zeichen eines endgültigen Wiederauflebens beob­tinent handeln, ohne Frankreich in Betracht zu ziehen. Zu diese: achtet wurden. Über die Behinderung der anderen Länder sei nicht durch diplomatische Fühlungnahme und rednerische Kund­Wahrheit müßten die englischen Staatsmänner zu vergleichen mit der hoffnungslosen Lage, in die Deutsch gebungen an Frankreich und Belgien gewandt hat, ist der gebungen an Frankreich und Belgien gewandt hat, ist der fich jezt endlich betennen. Frankreich müffe an seiner land gestürzt worden sei. Das bejezte Gebiet jei tot. Die Times" beste Beweis dafür, wie wenig die neue Reichsregierung fich feit acht Monaten befolgten Politik festhalten, es dürfe aber an entwirft dann ein trostloses Bild der augenblicklichen Lage Deutsch von einem diplomatischen Intrigenspiel verspricht, das der bererfeits nichts unterlassen, um endlich zu einer Berständigung mit lands und hebt die Rückwirtung hervor, die ein endgültiger Bu-" Temps" ihr unterſtellt. England zu fommen. sammenbruch der Stabilität Deutschlands auf das übrige Europa haben würde, das feinen zu hohen Preis für den Sieg Frankreichs im Reparationsstreit zahlen wolle. Dies bedeute jedoch nicht, daß auf der Schwelle zur Anarchie das Rad zum Stehen gebracht. Befriedigung rechtmäßiger franzöfifcher Forderungen Man höre, daß die deutschen Industriellen angesichts der wünsche. Das Blatt gibt schließlich der Ueberzeugung Ausdrud, Arbeitslosigkeit und des sozialen Berfalls, die ihnen vor Augen daß die öffentliche Meinung Englands immer für jeden vernünftigen stehen, die Notwendigkeit begriffen hätten, zu einer Einigung Plan zur Gewährleistung der Sicherheit Frankreichs eingetreten sei.

Paris , 19. September. ( BTB.) Die Information" schreibt zur Lage in Deutschland : Die in Deutschland eben erst gebildete Re­

gierung habe

es nicht die

Einberufung des Reichstages.

Der Reichstagspräsident hat für Mittwoch, den für die Frage nicht zuständig. 26. September, den Reichstag einberufen. Es ist zu Schwedens und Hollands , letzterer mit Worten lebhafter Anerkennung Ador( Schweiz ), die Bertreter erwarten, daß der Reichskanzler schon in den ersten Tagen der für Hanotaur, erMärten sich ebenfalls mit dem Verzicht auf die Refo beginnenden Sitzungsperiode, vielleicht bereits am 26. Sep­tember, eine Erklärung der Reichsregierung über die Entwicklung der außenpolitischen Lage im Zusammenhang mit einer Darstellung über die innenpolitische Entwicklung und die geplanten Maßnahmen der Reichsregierung abgibt.

Am Dienstag nachmittag wurde in einer Sigung im Finanzministerium mit den Vertretern der Wirtschaft der Entwurf der Regierung zur Schaffung eines wert beständigen Geldes besprochen. Von der Regierung nahmen an dieser Besprechung u. a. der Reichsfinanzminister und der Reichswirtschaftsminister teil. Unter den Wirtschaftern befinden sich die Vertreter des Reichsverbandes der deutschen Industrie und der Landwirtschaft. Der Entwurf wurde in seinen Grundzügen gebilligt.

Völkerbund und Reparationsfrage.

lution einverstanden. Nur Munch( Dänemark ) wies lebhaft darauf hin, daß die öffentliche Meinung es nicht verstehen würde, wenn der Bölterbund die wichtigste aller Fragen von seinen Beratungen aus schließe und wenn er sich nicht mit großen, sondern nur mit fleinen Fragen befasse. Er erklärte aber schließlich, da sonst keine Ein­stimmigkeit zu erzielen sei, fich der allgemeinen Auffassung anschließen zu wollen.

Verhaftungen in Moskau .

auf eine Tatsache zurückzuführen sein, die wohl in französischen Indeffen dürfte dieser plötzliche Ausbruch von Argwohn Regierungsfreisen so unangenehm empfunden wird, daß man fofort die Hand Deutschlands dahinter vermutet: Aus Paris wird nämlich berichtet, daß der englische Botschafter französischen Auswärtigen Amt vorgesprochen haben, um dort und der belgische Gesandte furz hintereinander in auf die verhängnisvollen Folgen hinzuweisen, die fich aus einer weiteren unverföhnlichen Behandlung Deutsch­ lands durch Poincaré ergeben müßten. Es zeugt schon voir einem sehr großen Maß von Mißtrauen, wenn man hinter einem solchen Schritt, der nicht nur von England, sondern so­gar von Belgien unternommen wurde, wieder einmal deutsche Mache" wittert! Die ganze Welt weiß eben, sofern sie sich der Entwidlung in Deutschland gegenüber nicht absicht­lich blind stellt, wie ernst die Situation in Deutschland schon die neue Reichsregierung in ihrem Bestreben, den Ruhrkonflikt jeßt ist, und wie katastrophal sie sich erst gestalten würde, wenn in einer für das deutsche Bolt einigermaßen erträglichen Weise zu liquidieren, infolge der französischen Halsstarrigkeit einen Fehlschlag erleiden würde. Und daß diese Katastrophe sich nicht auf Deutschland allein beschränken, sondern auf ganz Europa ausdehnen würde, das zu begreifen erfordert nur ein Mindestmaß von politischem und wirtschaftlichem Berstand. Derartige Warnungen von den eigenen Bundesgenossen gehen übrigens Frankreich nicht erst seit den letzten Tagen zu.

Das genügt wohl, um den ersten Borwurf des Temps " gegen die Reichsregierung zu entfräften. Und wenn das Blatt weiter Stresemann den Vorwurf macht, daß er die Lösung waltung hat in den letzten Tagen eine Reihe von Berhaftungen vor die Ausgewiesenen und Berurteilten erschwere, so fetzt er sich Mostau, 17. September. ( DE.) Die Staatliche Politische Ber- des Ruhrtampfes durch die Forderung der Amnestie für genommen, die in Mostau großes Aufsehen erregt haben, da es sich damit nur in Widerspruch mit der eigenen Forderung der babei teilweise um Personen handeln soll, die einflußreiche Posten Beendigung des passiven Widerstandes. Denn wie sollen in Sowjetrußland bekleiden und der ruffischen Kommunistischen wieder geregelte Verhältnisse, normale Produktion im Ruhr­Partei angehören. Die Mostauer Jsweftija" teilen nunmehr, ohne gebiet herrschen, wie sollen die Reparationslieferun die Namen der Verhafteten zu nennen, mit, es sei eine Gruppe von Personen verhaftet worden, welche sich mit Plänen trugen, die den Zurückziehung des Antrages Strakosch. Feinden Sowjetrußlands im Auslande nützlich sein würden. Das Genf , 19. September. ( WTB.) Nach Rücksprache mit dem fran- offiziöse Rommuniqué führt u. a. aus, die Regierungen der Nachbar zöfifchen Delegierten Hanotaug und dem belgischen Delegierten Baron länder hätten in der legten Zeit im Zusammenhang mit der Ent Benens zog Stratosch( Südafrika ) in der heutigen Sigung des midung in Deutschland durch ihre Agenten eine erhöhte Tätig 2. Ausschusses seinen gestrigen Antrag, betreffend einen der Ver- feit innerhalb Rußlands entwickelt, wobei es sich nicht nur um direkte fammlung vorzulegenden Entwurf einer Entschließung über die Spionage, sondern auch um Beeinflussung der Stimmung der Reparationsfrage zurüd. Stratosch begründete den Ber- Arbeiterschaft handelte. Es ist bekannt geworden," heißt es wört zicht auf seinen Antrag damit, daß eine Debatte über die Repa- lich im Rommuniqué, daß diese Provokations- und Spionagearbeit rationsfrage die Lage nur verschärfen und die Lösung Aussichten auf eine jebenfalls unbewußte Unterstüßung von seiten erschweren fönne. Alle alliierten Redner und die Delegierten Bel- einiger fleiner Gruppen und Personen erhalten hat, die de: Rommus giens, Italiens , Bolens und Rumäniens [ prachen ihre Genugtuung nistischen Partei feindlich gesinnt sind." Die untiare Fassung des über die Zurückziehung des Antrages aus. Auch der englische Ber. Kommuniqués und vor allem der Bassus über die unbewußte treter erklärte sich mit der Zurüdziehung einverstanden, bemerfte Unterstüßung" durch die Berhafteten sind hier allgemein als Bestäti jedoch, daß dies nicht dahin ausgelegt werde, als sei der Böllerbund gung der obigen Gerüchte aufgefaßt worden,

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gen für Frankreich wieder einsehen, wenn das Ruhrgebiet und das Rheinland weiter von hunderttausenden Beamten, Eisenbahnern, Bergbauangestellten usw. entblößt bleiben, die doch das Rüdgrat dieses kompliziertesten Produktions organismus der Welt bildeten? Ganz abgesehen davon, daß eine Lösung des Ruhrkonfliktes, die nicht die weitestgehende Amnestie für diese Hunderttausende mit sich bringen würde, menschlich und politisch für jede deutsche Regierung schlechthin untragbar wäre. Diese Selbstverständlichkeit aber, die, wenn wir uns recht entsinnen, selbst der Temps " noch in Cunos Zeiten in durchaus bejahendem Sinne erörtert hatte, wird jetzt vom gleichen Temps" als eine von Deutschland erstrebte franto- belgische Kapitulation" hingestellt!

Die weiteren Borwürfe des Sprachrohrs der Regierung Poincarés gegen das deutsche Kabinett beziehen sich auf die angebliche Unzulänglichkeit der bisherigen Vorschläge