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heuchlerische Phrasen. Teutschnationale Erklärung zur Rnhrpolitik. Die Deutschnatisnale Dolkspart«! teilt mit: Die vereinigten deutschnationalen Fraktionen des Reichstazss und des Preußischen Landtages haben heute in Anwesenheit von Vertretern der Bayerischen   Mittelpartei i Deutschnationale Volkspartei   in Bayern  ) beschlossen, folgende Er- klärung zu veröffentlichen: Wir erheben in letzter Stunde scharfen Einspruch gegen die von der Regierung Stresemann   unter dem Wechsel des Kurses eingeschlagene Politik, die offensichtlich eine Verständigung um jeden Preis mit dem haßerfüllten und unversöhnlichen Frankreich   erstrebt. Solche Politik kann nur zur vollen Kapitulation führen. Eine Preisgab« des Widerstandes an Rhein   und Ruhr   durch Zurückziehung der Anordnungen der Regie- rung müßte uns dem französischen   Diktat widerstandslos unter­werfen. Durch zweideutige und unverbindlich« Zusagen des Seg- ners dürfen wir uns darüber nicht täuschen lassen. Als Ergebnis aus dieser Grundlage geführter Verhandtungen kann nur erwartet lucdcn, daß der Raub von Rhein   und Ruhr   durch«ine deutsche  Unterschrift mit den: Schein des Rechtes umkleidet wird, und daß Frankreich   auss neue wahnsinnige und unerfüllbare Reparations- forderungen festlegt, zu deren Erfüllung Deutschland  , sich dann durch seine Unterschrift gebunden hat. Damit kann dem deuts-hen Volk nicht geholfen und der wirtschaftliche und politische Zusammenbruch nicht aufgehalten werden. Kapitulation und Unterschrist heben nicht die Rot, sondern fügen zur Not auch noch die Schande. Wir aber wissen, daß unser Bilk   noch stark zenng ist, um stch der Schande zu erwehren. Die Deutschnationale Volkspartei   lehnt vor dem beut- schen Volk und vor der Geschichte die Veremtworiuu« für jede Palifll der Schwäche und der Scheu vor der letzten Entscheidung ab. Sie erklärt feierlich, daß sie deren Ergebnisse niemals anerkennen würde. Diese Erklärung der Deutschnationalen zeigt deutlich, daß mit ihnen irgendeine verantwortlich ehrliche Politik nicht gemacht werden kann. Angesichts des furchtbaren Ernstes der nicht zum wenigsten durch ihre Politik und ihre Taten entstandenen Lage Deutschlands   haben sie den traurigen Mut, der Regierung in den?kücken zu fallen. Daß ihre Phrasen und mehr oder minder aufgeregten Appelle an Gefühle keine realen Waffen und keine wirksamen Mittel deutscher Politik sind, wissen sie sehr gut. Genau so gut wissen sie aber, daß ihr von Parteifanatismus wie Besitzegoismus gleichermaßen veranlaßter Kampf gegen die Regierung keine Stärkung,«son- dern eine Schwächung Deutschlands   bedeutet. IhrePronun- ziamentos" sollen offensichtlich den Separatismus för- dern und die Borbereitung zum Biirgerkrieg erleichtern. Mag Deutschland   noch mehr geschwächt, ja zerstückelt werden, wenn nur ihnen eine Möglichkeit der Befriedigung ihrer Parteiziel« winkt. Ihre nationalen Phrasen werden niemand über ihre Ziele täuschen können. Deutsche   Politik wird nicht mit ihnen, sondern nur gegen sie möglich sein. Das zeigt ihr neuer Dolchstoß" so eindeutig wie nur möglich. Heisier vor Gericht. Der zum Lustritt au, der Deutschen volkspartei   genötigte deutschvölkifche Reichstagsabgeordnete Geister, dessen Aus- trittsbegründung die Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei   seinerzeit als bewußt wahrheits widrig be- zeichnete, hatte in derselben Angelegenheit«inen Beleidigungsprozeh gegen das Organ der christlichen Gewerkschaften, denDeutschen  ", angestrengt, um sich vom Vorwurf der Verlogenheit zu reinigen. Die Klage wurde am Mittwoch vor dem Schöffengericht Derlin- Mitte oerhandelt. Der verantwortliche Redakteur de»Deutschen  " erklärte sich bereit, den Wahrheitsbeweis anzutreten und benannte als Zeugen die Abgg. Crcmer, den früheren Rcichswirtschaftsmi- nister Dr. Scholz und Adams, während für die Gegenseite Rechts- anwalt Kempke», die Abgg. Leutheuher, Dr. Kahl, Dr. Runkel und Dr. Maretzty laden ließ. Ministerpräsident Stresemann   wurde von beiden Parteien in Anspruch genommen. Die Verhandlung wurde daraushin auf den 5. November vertagt. der Vererbungsgesetze auf den Menschen bilden die chausrtkapitel. Fast alle diese Fragen sind noch durchaus im Flusse und ihr Stu- dium ist, weil ein« Menge Fachausdrücke zu bewältigen find und eine gewisi« logifch-machematisch« Ausfasiungsschärfe vorausgesetzt werden mutz, nicht leicht. Also keineswegs ein populäres Werk im üblichen Sinne. Dogegen ein sehr empfehlenswerte» Handbuch für Bibliotheken u.dgl., die die Grundlagen der Vererbungslehre schon kennen, sich dadurch angeregt fühlen und mm tiefer in diese zu- kunftsreiche Wisienschaft eindringen wollen. W. ProduMonsschultogung in Berlin  . Die ungeheure Not stellt alle alten Erziehungsformen in Frage, sie veriangt Besinnung aufs Wesentliche. Unter diesen Umständen wird weitgehendste Beachtung der Tagung der Entschiedenen Schulreformer in der Berliner   Universität vom ZO. September bis 4. Oktober zuteil werden! Erzieher aller Arten und Grad«, Gelehrte wie Menschen des produktiven Lebens werden in diesen Tagen die Er­ziehungsaufgabe und Ansicht unserer Zeit in Vortragen angreifen, Aussprachen folgen, Lichtbilder, und Filwvoriräge und Führungen durch Werk«, Schulen, Erziehungsanstalten kommen hinzu, den Schluß bildet eine Körperkunstvorsührung der Vode-Schul«. Bon den Wortragenden nennen wir Merz, Werkhaus-stuttgart A d o l p h- Hildenhall, Hilter  , I a c o b s- Esten, Kawerau, Grimme, H a rle ß- Hellerau, Anna Siemsen  , Krohn- Leusterhof, Hodann, Herring, Oe st reich. Programme, Eintrittskarten, Auskunft durch.Werkfreude'-Bücherstuben, G. m. b. H.. Berlin   W. 36. Magdeburger   Str. 7(frankierten Antwort- umschlug beilegen). Die Beteiligung steht jedermann gegen Eintritt- (Unkosten-) Beitrag offen. Bückgang der Filmproduktion. Eine volkswirtschaftlich hoch- tnterestant« Statistik macht in ihrer Nummer Z&i dieLichtbild­bühne" auf. Danach ist die deutsche Filmproduktion von 1922 um (55 Proz.(an Meterzahl zensierter Film«) gegen das Vorjahr 1921 zurückgegangen, die Anzahl der fabrizierenden' Firmen um 302 (von 555); nur 98 Firmen haben außer den restierenden 252 Häusern 1922 die Fabrikation neu aufgenommen! Allerdings reduzieren sich diese auf den ersten Blick erschreckenden Zahlen, wenn man die dazu gegebenen Erläuterungen berücksichtigt Di« deutsch  « Filmindustrie hat sich gerade in dieser Zeit von der Massenproduktion gering- mertiger, m wenigen Wochen zusammengestellter Filme aus die Herstellung weniger, aber erstklassiger, in der ganzen Welt aner- kannter Musäerwerke umgestellt. Dadurch ist natürlich die r»h« Meterzahl erheblich heruntergerückt, der Erportwert aber betrückt- lich gesteigert, so daß der Verlust dadurch ziemlich ausgeglichen sein dürste. Kunstobenb. FillhlS Edgar S ch m o ck liest am Donnerstag 8 Ubr au« dem GedichtizvkluS.Eeibstiilcher' des jungen Dichter» Emil Friedrich Polzin im Lesstng.MuIeum, Drüdersirahe 13. Gleichzeitig ge- langt ein MelodramDie Birke' von ttdols Holst mit der Mufik von Lotte Kruse zur Aufführung., Ludwig Wüllner   veranstaltet am S3. Teptember im Beetboveniaal unter Miiwiikunq von Anna Wüllner einen Vorlragsabend. Das Pro- gramm enthält Szenen aus WoetheS Iphigenie(III. Alt) sowie Gedichte von Goethe und Karl Krau». De« Buchschlüffel de» SörsenvereinZ Deutscher Buchhändler ist ab 20. September 30 Nillionem M dtirtföem Wesen... Hgtenkreuzler an der Arbeit. München  , 19. September.  (Eigener Drahtbericht.) Am letzten Sonntag war nicht nurDeutscher Tag  " in Hof, sondern auch in dem Städtchen Neuburg a. d. Donau  , woran sich in der Haupt- fache Hakenkreuzler aus Ingolstadt  , Dillingen   und Augsburg   beteilig- ten. Die Festrede hielt der durch seine gemeinsamen Agitations- reisen mit Kahr bekannte General Tuschet, die«in« einzige große Aufforderung zum Kampf gegen die Republik   und für dieinnere Reinigung" war. Die Reuburzer Arbeiterorgani­sationen hatten für diesen Tag die Parole an ihre Mitglieder ge- geben, in den Wohnungen zu bleiben oder sich jedenfalls nicht bemerkbar zu machen. Das paßte nun den Hakenkreuzlern sehr wenig in ihr Programm, so daß sie beschlossen, die ihnen bekannten Arbeiterführer in ihren Wohnungen nufzu- suchen. Schon am Sonnabendabend wurde bei einem Gruppen- sührer der Neuburger   Arbeiterwehr das Haus umstellt. Nachdem drei Türen gesprengt waren, wurde die Frau unseres Genosten und dessen Schwägerin, ja. sogar ein halbjähriges Kind in rohester Weise aus den Betten gerissen. Sodann ging die Ge- sellschaft in der Wohnung auf Waffensuche. Bei dieser Haussuchung wurde ein Revolver gefunden, der von dem 2. Vorsitzenden der So- zialdemokratischen Partei in Neuburg   als Besitzer bei der Polizei später reklamiert wurde. Di« Hakenkreuzler erfuhren von dieser Reklamation, sperrten hieraus das ganze Viertel ab und drangen in das umstellt« liaus ein. Der Genosse, ein pensionierter Post- sekretär, Invalid« mit einem Fuß, wurde sofort nieder- geschlagen, wieder hochg«zog«n und abermals niedergeschlagen, bis er schließlich vor seinem Schreibtisch zusammenbrach. Sein« Ehefrau ist von dem Anführer geohrfeigt und mit dem Gummi- knüppel nufs schwerste mißhandelt worden. Die Einrichtung der ganzen Wohnung wurde durcheinandergeworfen und schließlich noch der Fußboden ausgeristen. Der Anführer der Band« hatte bei dieser Aktion den bei dem S. A.-Führer gefundenen Revolver bereits umgeschnallt. Di« anwesenden Polizeiorgane erklärten, sie könnten nichts machen, da die Hakenkreuzler von den Behörden Polizeibefugnist« erhalten hätten. In ähnlicher Weise wurde in noch zwei Wohnungen gehaust. Aus einem Kaffeehaus wurden 17 junge Leute herausgeholt mid mitHände hoch" in das Quartier der Hakenkreuzler geführt. Hier wurden sie durchsucht und dann mit Stöcken und Gummiknüppeln bearbeitet, bis einzelne von ihnen bewußtlos zusammenbrachen. Der Terror der nationalistischen Banditen dauert« den ganzen Sonntag über an; sie sprachen offen die Drohung aus, in 14 Tagen alles nieder- zumachen, was nicht schwarzweißrot sei. Am Montag, nachdem sich die Herren verzogen hatten, kamen endlich auf zwei Lastwagen 40 grüne Polizisten aus Augsburg   an. Die Erncihrungsfeage in Sapern. München  . 19. September.  (Eigener Drahtbericht.) Am Donnerstag wird die bayerische   Regierung in einem Ministerrat den Bericht des Ministers des Innern Schvxyer über feine Der- Handlungen mit der Reichsregierung entgegennehmen und sich dann entscheiden über die geplanten Maßnahmen auf dem Gebiet« des Ernährungswesens. Inzwischen ist noch bekannt gewor- den, daß die Ernennung eines außerordentlichen Re- gierungskommissars mit diktatorischen Befugnissen vorbe- reitet ist. Man nimmt an, daß die Reichsregierung keine besonderen Schwierigkeiten macht. Sollte dies dennoch geschehen, und der Reichspräsident eventuuell diese bayerischen Verordnungen außer Kraft setzen, so sehe sich die bayerische Regierung gezwungen, das bayerische Volk in einem Referendum entscheiden zu lasten. Zreie Auckerwirtschaft. Das Reichskabinett hat einem Gesetzentwurf des Reichsernäh- rungsnnnisters zugestimmt, der für das Wirtschaftsjahr 1923/24 die Einführung der freien Zuckerwirtschaft vorsieht. In der Begründung wird ausgeführt, daß der Zuckerrübenanbau gegen- über dem Borjahr« nur um«in Geringes zurückgegangen' sei, und daß mit einer Erzeugung von 12 Millionen Doppel- zentner Berbrauchszucker gerechnet werden könnte, einer Meng«, die hinreichen würde, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken. Von einer weiteren Fortführung der Znxmgswirtschoft be- fürchtet die Regierung einen erheblichen Rückgang im Rüörnanbau. Um die unbedingte Gewähr zu haben, daß der Zucker in erster Linie der Bevölkerung zugute kommt, sieht der Entwurf vor, daß die Zuckerfabriken verpflichtet werden sollen, einen bestimmten Teil ihrer Erzeugung bis zu einem bestimmten Termin als Rücklage zu- rückzubehalten. Di« Rücklage darf nur mit Gcnehmigunz de? Cr- Nahrungsministers in den Verkehr gebracht werden Ferner sollen die großen zuckerverarbeitenden Industrien konzessiv- niert und kontingentiert werden. Im allgemeinen sollen nur bereits bestehende Betriebe die Genehmigung zur Verarbeitung erhalten. Di« Konzestionierung und Kontingentierung soll grundsätz- lieh zentral unter Beteiligung der Industrieverbände, die berens im letzten Jahre die Verteilung des Zuckers gehobt haben, durchgeführt werden. Um die Spekulation mit Zucker zu verhindern, wurde eine befonder« Handelserlaubnis für Zucker für folche Betriebe vsrge- setzen, die mit dem Handel mit Zucker nach dem 1. Oktober 1923 be- ginnen wollen.___ Die spanische Militärüiktatur. Pari». 19. Sept.(WTV.) Wie derTemps" au» Madrid meldek, veröffentlicht derStaatsanzeiger" ein Dekret, durch da, die Zinilgouverneure beseitigt und die verwaltnng der Provinzen an die Milttärgonvernenre übertragen wird. Ein Revolutionstribuna! vor Gericht. Moskau  , 17. September.  (OE.) In Moskau   hatte sich vor einigen Tagen der ehemalige Leiter des Revolutionstribunals in Strmvropol(Südostrußland), Kolbanowski, vor Gericht zu verant- warten. Er selbst, sein« ebenfalls dem Tribunal angehörende Frau und seine Untergebenen wurden wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt, Erpressung und Unterschleife, Folterung von Gefangenen und Verheimlichung der eingelaufenen Kassationsklagen schuldig gesprschen. Kolbanowski wurde zum Tod« verurteilt, doch wurde die Sirafe auf ein« zehnjährige Gefängnishaft ermäßigt. Der Prozeß erinnert in vielem cm den soeben abgeschlossenen ähnlichen des Astrachansthen Tribunals, bei dem der Hauptschuldige zum Tode verurteilt wurde. Die Mark in New Zork. Die gestrige Schlußnotierung dar Mark in New Bort stellte sich etwas günstiger als die vom Montag, lag aber immer noch unter dem amtlichen Wechselkurs. Umgerechnet auf die deutsche   Parität ergab sich in New Bork danach ein Preis von 200 Millionen Mark nach dem Geld- und von 192,3 Millionen nach dem Briefkurs. MirtfchsK Der Neichsinöeik feir Sie LsbcnshcktunA. (1913/14-- 1) Durchschnitt Mal...... zgiS 3«nl...... 7 650 3nll...... 37 651 Aug« st..... 586 045 4. Zuli......... 16181) 11........... 21 511 16........... 23 592 23............ 39336 36........... 71 470 6. August........ 149 53t 13.......... 436 935 20........... 753 733 27.........! 183434 3. September...... I«45 261 10........ 5 05! 046 17...... 14244900 Steigerung gegen die Vorwoche 182 proz. Die Teuerung hat sich somit in verschärstcm Tempo fortgesetzt. Bereit» am Montag bot da» Niveau der Lebenshaliungskosten den �millionenfache» Vorkriegsstand Lberjchrttten. Seitdem aber sind die Preise wesentlich weiter gestiegen. Die Preisbewegung seil Monkag. Inwieweit der Index bereit« durch die tatsächliche Teuerung überholt ist. sei an der Hand der im Kleinhandel gezahlten Preise einiger wichtiger Waren dargestellt. Da der Index die am Montag ermittelten Preise»infaßt, sind nachstehend die Preiie vom letzten Montag und Mittwoch verglichen(Preise in Millionen Marl  ): 17. Scptbr. 19. Scptbr. 1 Pfund Rindfleisch.... 2024 2534 1. Hammelfleisch... 1621 30-35 1 grüne Heringe... 22,4 7 1 Schellstsch..... 2 7 1. Schmalz..... 2225 39-�0 1, Margarine.... 1620 2830 1, Weißkohl..'... 0,7 1,3 1®i.......... 1,6 2,4 Die Teuerung ist also in den letzten drei Tage» außerordent- lich rasch fortgeschritten, der Index dementspicchend längst überholt. Bei der Anwendung der amtlichen Mctzzifser der LebenShaltungS- kosten ist also zu berücksich'.igen, daß bei den wichtigen Markt- waren Preissteigerungen von 50 bis 250 Prozent eingetreten sind; besonder? ausfallend ist dabei, daß die als Fleischersatz jetzt viel benutzten Seefische stch noch stärker verteuert haben als andere Waren. Die SieiAmmg der Großhandelspreise. Das Niveau der Großhandelspreis« hat sich nach den Berech- nungen des Statistischen Reichsamts in der Zeit vom 11. bis 18. Sep- tember um 212,8 Proz. auf das 36millionenfachc des Friedens st a n d e s gehoben. Der Dollar stieg in der gleichen Zeit von 66,2 Millionen Mark auf 150 Millionen Mark oder um 126,6 Proz., so daß das Goldnioeau der Großhandelspreis« wieder«in« Aufwertung von 73 Proz. Gold auf 100,8 Proz. Gold erfuhr. Dies« Bewegung wird vornehmlich durch die Gruppe der Inlandswaren herbeigeführt, die infolge der Neuregelung der Kohlenpreis« sowie der aiNtlichen Abgabepreise für Brotgetreide um 244,8 Proz. aus das 33, 3 millionenfache stieg, während die Einfuhrwaren mit einer Auswärtsbewegung u m 13 8,3 Proz. auf das 49,5msllionenfach« die Steigerung des Dollarkurses nur um ein geringes überstieg. Der 5«rkßlmg der Wirtschaftskrise. Immer weiter greift die Absatzstockung mit ihren verheerenden Folgen für die Beschäftigung der Industrie und den Arbeitsmarkt. Nach demReichsarbeitsblatt" versiegte die teilweise Belebung des Auftragseingangs, die noch im Juli zu verzeichnen war, im August, und es trat fast allgemeiner Absatz man gel ein. Das außerordentliche Ansteigen der Preis«, das von dem Sturz der Mark ausgelöst wurde, brachte die Kaufkraft immer weiterer Kreise zum Erlahmen und verschärfte die K a p i t a l k n a p p h« i t, die sich für oiele Werke, besonders für die kleineren und für die Handwerl- lichen Betriebe zur Kapitalnot steigert«. Daher ist in einer größeren Zahl von Unternehmungen Kurzarbeit eingetreten. Nach den ein- zelnen Berichten, die von Industriebetrieben an das Reichsarbcits- amt erstattet wurden, hat sich der Beschäftigungsgrad wesenlich nersrfjlechtert. Nur 19 Proz. gegen 20 Proz. im Vormonat von der erfaßten Arbeiterschaft war in gut beschäftigten Betrieben tätig. 38 Proz. gegen 42 Proz. arbeiteten in befriedigend beschäftigten Be­trieben, die Zahl der Arbeiter, die sich auf s ch l e ch t b e s ch ä f t i g t e Betriebe bezieht, erhöhte sich von 38 Proz. im Juli aus 43 Proz. im August. Die Geschästsaussichten wurden im allgemeinen als nicht günstig bezeichnet. Die Verschlechterung des Beschäftigungsgrades erstreckt sich in letzter Zeit ziemlich gleichmäßig auf fast alle Industriezweige. Di« Bericht«, die über den Arbeitsmarkt aus der Zeit na ch End« August vorliegen, bestätigen, daß die Arbeitskrise ihren Fort- gang nimmt. So rechnet der letzte Wochenbericht über die Arbeits- Marktlage in Berlin   in der nächsten Zeit mit einer Steigerung der Kurzarbeit und der Arbeitslosigkeit. Allein in der letzten Woche ist die Zahl der Arbeitslosen um rund 16 000 auf 126 393 gestiegen. Der schlechte Geschäftsgang, der auch hier fast alle Gewerbezweige betroffen hat, ist neuerdings auch in solchen Industrien zu verzeichnen, die wie die Glasindustrie bish.'r noch verhältnismäßig gut beschäftigt waren. In fast allen Bernsen überwiegt die Nachfrage der Arbeitsuchenden das Angebot nach offenen Stellen.___ Gegen die Lieferungsbedingungen der Kohlenzechen find die Kohlenhändler in Li-ferftreik getreten, weil sie die ihnen angercch- neten Goldpreise zu einem Umrechnungskurs zahlen sollen, den die Syndikate willkürlich festsetzen dürfen. Dem Protest hat sich der Verband der Wasser- und Gasfachleut« auf einer Tagung in Cisenach, die von den Direktoren aller großen Gas- und Wasserwerke in Deutschland   besucht war, angeschlossen, weil die von den Gruben gegenwärtig oerlangten Zahlungsbedingungen für die Werke unhaltbar seien und zu den schwersten wirtschaftlichen Krisen führen müßten. Das Reichswirtschastsministerium will nun ein« Ver- m i t t l u n g zwischen den gesamten Verbrauchern und den Kohlen- Produzenten übernehmen. In den Kreisen der Zechenbcfitzer ist man auch wohl inzwischen selbst zu der Ansicht gekommen, daß das gegen- wärtig« Zahlungssystem nicht haltbar ist. Das Niederlausitzcr Bra u nkohlensyndikat wird bereits am heutigen Donners- tag zu der Angelegenheit Stellung n-hmen und wahrscheinlich eine Aenderung beschlteßen. Die ösfentlichen Werk« verlangen, um ihre Wirtschaftlichkeit wahren und überlzaupt noch«ine systematische Tarif- berechnung vornehmen zu können, daß für die Bezahlung nicht der Tag des Zahlungseinganges festgesetzt wird, sondern daß der Kurs zugrundegelegt wird, der am Tage des Abganges der Kohl« von den Zechen bestand. Es ist zu erwarten, daß der Reichskohlenverband sich in den nächsten Tagen mit der Angelegen- heit weiter beschäftigt..