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Beilage öes Vorwärts
Vonuerstay. 20. September 1923
Der Kachne- Gin Denkzettel für v. Kaehne junior.
Der vor dem Schöffengericht Werder   gestern verhan- dclte Kaehne-Prozeh, über dessen Ausganz wir bereits in der gestrigen Abendausgabe kurz berichteten, hatte aus Werder und Umgegend eine beträchtlich« Zuhörerfchor herbeigelockt. Besonders die dem jungen v. Kaehne so sehr verhaßten Glindower wollien sich nicht dos Vergnügen entgehen lassen, ihn wieder einmal auf der Anklagebank zu sehen. Herr Karl v. Kaehne junior, der jetzt LS Jahre alt« Sohn des Gutsherrn von Petzow  , war ange- klagt, im Mai d. I. in der Forst des Gutsnachbarn v. Bochow einen be'm Holzdiebsiahl betroffenen Arbeiter Lucas aus Glindow   schwer mißhandelt und besten um Hilfe rufenis« Frau mit dem Gewehr bedroht zu haben. Mit dieser Anklage war ein« zweit« verbunden, die ihm zur Last legte, im Januar d. I. ein« auf Kaehne'chem Gelände angetroffen« Gruppe des Charlottenburger WandervogelvcreinsFrischauf" beschimpft und den sie führenden Bankbeamten Torgeler schwer mißhandelt und ihm samt seinen Begleitern mit Schießen gedroht zu haben. In beiden Fällen hatte er auch das gegen ihn ergangene Waffenverbot übertreten. Der Angeklagt« benahm sich diesmal sehr viel vorsichttger als in dem ersten Termin, der im Mai d. I. stattfand, aber mit Der- tagung endete. Wkder behauptete er, von Lucas und von dessen Frau mit dem Beil bedroht worden zu fein, so daß er den Wider- stand dcs gegen die Festnahme sich Sträubenden durch Schläge habe brechen müssen. Aber er gab die Mißhandlung diesmal nicht mehr so rückhaltlos zu und schilderte sie nicht wieder in den abstoßenden Kraftausdrücken eines Menschen, dem man anmerkte, daß er feine Tot nicht bedauerte. Im vorigen Termin erzählte er offen:Dann habe ich ihn anständig verledert. Er hat Back- pfeifen gekriegt, wo es hintraf und faß. Dann war er befriedigt und ich brachte ihn zu dem v. Rochowschen Förster Wiesbach." Diesmal dagegen wollte er glauben machen, er habe Lucas, der ihn stieß,schärfer angefaßt" und bei dem Hin- und Herstoßen seiseine Hand ein paarmal»ach dem Gesicht des Lucas aefahren". Man beachte diesen Wechsel der Darstellung, der das Charakterbild des Angeklagten v. Kaehne um einen neuen Zug be- reichert. In feinen Angaben über Frau Lucas fand er ungefähr den früheren Ton wieder. Sie habe, sagte er,gebrill!". darum bade er ihr zugerufen: Halten Sie die Schnalz»! Er schloß:Das Geplärre, das sie da aufführt«, ist doch nicht der Rede wert." Demgegenüber bekundeten Lucas und Frau, sie hätten v. Kaebne nicht bedroht. Er habe Lucas an die Kehl  « gepackt und ihn so geschlagen, daß er das Bewußtsein verlor und ihm dann sogar einen Strick um den Hals gelegt. Frau Lucas habe er gedroht, er werde sie, wenn sie nicht die Schnauze halte, üb c r den Haufen schießen. Ein« andere Zeugin, die in der Röhe gearbeitet hatte, bekundete, auf das Hilfe- gefchrci fei sie herbeigelaufen, aber auch sie sei mit Schießen be- droht worden. Der Angeklagte wollte gegen die Eheleute die Be- stundung de» Försters Wiesbach ausspielen, vor dem sie zu v. Kaehne» Behauptung, daß er mtt dem Beil bedroht worden fei, geschwiegen Kütten. Bon den Wandervögeln behauptet« v. Kaehne. sie {*icn über den gepflügten Acker gegangen, da habe er sie. weil sie aus Anrufnicht Order parierten", durch einen Signalschuß gestellt. E? habe ihnen nur gesagt, sie sollten sich nicht wie Lausejunge  » be- nehmen. Dem Führer habe er auf die BemerkungErlauben Sie «ml!"(der Angeklagte ahmte den angeblich herausfordernden Ton nach) ein« Backpfeife gegeben. Torgeler und zwei seiner Freunde bekundeten als Zeugen, auf einem Feldweg feien sie ge- oangen. Bei v. Kaehne habe Torgeler sich höflich entschuldigt, dieser aber habe ihn sofort einendummen Lausejungen" ge. rannt und ihn mit der Faust gegen Ohr, Nase und Schläfe geschlagen, so daß späier Erbrechen eintrat. Sie seien durch v. Kaehne. indem er drohte, ihnen.�ine Kugel in die Knochen zu schießen", genötigt worden, noch dem Wold zurück', ugeljen, und zwar diesmal gerade über den gepflügten Acker. Daß Torgeler und sein« Begleiter sich nicht herausfordernd benom- men haben können, sah man an ihrem Verhalten vor Gericht auf den ersten Blick. Erster Staatsanwalt Gerlach, der von Potsdam   herüber- a:kommen war, um selber die An klag« zu vertreten, betonte, daß v. Kaehneeinc Gefahr für Glindow und Umgegend sei. Wer dorthin kommt, müsse gewärtig sein, daß er blaue Bohnen
zwischen die Rippen kriegt. Deshalb müsse energisch gegen v. Kaehne eingeschritten werden Das Gewehr sitze bei ihm loje, aber das werde das Gericht ihm abgewöhnen. Auch gegenüber Torgeler, der sich durchaus höflich benahm, habe bei v. Kaehne sich das Hcrrenbewußtscin gezeigt. Der Staatsanwalt bean- tragt« wegen der im Fall Torgeler begangenen Beleidigung, Miß- Handlung und Nötigung und wegen der im Fall Lucas begangenen Mißhandlung und des Rötigungsversuches n-eun Monate und zwei Wochen Gefängnis, außerdem wegen der Uebertretung des Waffen- Verbotes 600 000 M. Geldstrafe. Mit Rücksicht auf v. Kaehnes Bor- strafen, die ihn hätten warnen müssen<vor zehn Jahren stand v. Kaehne als ein Neunzehnjähriger zum ersten Male vor Gericht) undwegen der bewiesenen außerordentlich rohen und gemeinen Gesinnung" sei ein« Freiheitsstrafe geboten. Rechtsanwalt Dr. Neumond- Berlin wollte die Sack?« als auf- gebauscht hinstellen und behauptete, dos ganze Sttafversahren sei eine Konzession an die Straße. Der junge v. Kaehne dürfe nicht ein Opfer der Bolkserregunq werden, die tatsächlich nur dem alten v. Kaehne gelte. Mit dem Latcr sei der Sohn zerfallen, w-eil er dessen Ansichten nicht teile. Das Gericht erkannt«, wie bereits gemeldet, auf neun Alonate Gefängnis und 600 000 21t. Geldstrafe. Es sah den Angeklagten als in allen Punkten überführt an und hatte auch keinen Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zeugen Lucas. In der Urteils- begründung sag!« der Dorsitzende, das Gericht habe die Uebcr- zeugung, daß v. Kaehne nur bei einer nachdrücklichen Bestrafung sich ändern werde. Das Urteil wurde von der Zuhörerschar mit Be> sriedigung aufgenommen. 'mal was anderes! Meine kleine Familie ist in dieser sleischlosen Zeit so schreibt un» ein Mitarbeiter ein starker Derbraucher von Pflanzenfett, mit dem bekanntlich all?» Mögliche angerichtet wird. Am letzten Freitag gab es Gest). Mein« Frau kauft, wie üblich, ihre Tafel Kokosfett. Zahlt für das Pfund 2 2 Millionen. Es ist draußen in einem Berliner   Borort, wo man gerade nicht immer billig zu sein pflegt, schon deshalb nicht, weil mandem Lande näher" ist. Am Montag darauf gehe ich durch die Markthalle in der Lindenstraße und sehe dort Kokosfett, die Tcfel zu 21 Millionen. Der Dollar war inzwischen von 90 auf 132 Millionen gestiegen. Aber wer beschreibt das gemeinsame Ersimmen von meiner Frau und mir, als wir beim Morgeneinkauf des folgenden Tages in einem Geschält, dessen Güte wir mm nachgerade kennen, Pflanzenfett mit 19 M Millionen angeboten erhalten? Man ist bei dein bis- herigen Preistaumel allerstcnd gewöhnt. Daß die Preise von Stunde zu Stund  « schwanken ,md in den verschiedenen Geschäften verschicden find, gehört zur täglichen Erscheinung, daß aber an drei Togen stci- g enden Dollarkurs«» dieselbe Ware von 2? auf 19)4 Millionen sinkt, ist direkt ein Trost in dieser traurigen Zeit. Da rede einer noch von Teuerung! Aber es sollen nun auch einige wissen, welches das dritte Geschäft war, wo«« noch cm Dienstag die billige Pflanzenbutter gab: es war ein« Warenverteilungsstelle des Konsumver- «in» Groß-Berlin und Umgegend. Dieser einzig« Einkauf ersparte mir IVj bis 2% Millionen Mark, gemessen an den Warenpreisen der beiden anderen Geschäfte. Wobei noch nicht berücksichtigt ist, daß wahrscheinlich am Dienstag auch die beiden anderen Läden infolge de, gestiegenen Dollarkiwsss ihre Preis« herausgesetzt haben. Wenn jetzt der Konsumverein seinen Mitgliedsanteil auf SV Millionen Mark erhöht, so mag der einfache Derbraucher an dem vorliegenden Bei- spiel ermessen, wie schnell sich«ine solche Leistung bezahlt macht. Und er wird gern die Summe aufbringen, wenn er weiß, daß da- durch sein« Genossenschaft in die Lage versetzt wird, die infolge zweck- mäßiger Verteilung bedeutend billigere Ware in ausreichender Menge zu beschaffen. Denn das kann sie heut« vielfach noch nicht. Dorum  ist e? Pflicht und Eigeninteresse jedes Genossenschafters, an der Stärke seines Betriebes nach bester Kraft mitzuarbeiten!
Die kskalnfalle. Buhen im werte von S und 20 Zentnern Briketts. In die Praxis der Kokainschnupfer, in eingeweihten Kreifln Kokser" genannt, leuchtete eine Verhandlung vor dem Wucher- gericht II hinein. Wegen unerlaubten Handels mit Arzneimitteln bzw. Vergehen gegen das internationale Abkommen über den Verkehr mit Opium hatten sich der Kaufmann Ludwig Schröder, der Kaufmann Hans F e r r b a ch und der Apotheker L ö w y zu ver- antworten. Der erste Angeklagte sollte angeblich für«inen argentinischen Arzt drei Kilogramm Kokain besorgen. Schröder wandte sich durch Der- mittlung des Apothekers Löwy cm Ferrbach, der sich um die Be- schassung dos Kokains bemühte. Ehe jedoch die Lieferung erfolgte, erhielt die Polizei Wind von der Angelegenheit und die Folge war die jetzige Anklage. Bor Gericht machten zunächst die Verteidiger Einwendungen gegen die Zuständigkeit des Wuchergerichtes, das sich nur mit Gegenständen des täglichen Bedarfs zu befassen habe. Die Angeklagten selbst behaupteten, daß sie das Opferoon Polizei- �spitzeln geworden seien, die die ganze Angelegenheit eingefädelt hätten. Das Wuchergericht erklärte sich jedoch für zuständig. Im Sinn« der neuen Wuchergerichtsordnung liege es, die Zuständigkeit des Wuchergerichtos nicht einzuschränken, sondern vielmehr auszu- dehnen. E s je i möglich, daß die Polizei den Ange- klagten ein« Falle gelegt habe. Das könne die Ange- klagten aber nicht entlasten. Die Behörde pflege sich in solchen Fällen nur an Leute zu wenden, die im Verdacht stehen, derartige verbotene Geschäfte zu betteiben. Der unbefugte Handel mit Kokain wurde vom Gericht als eine große Gefahr be- zeichnet. Mildernd betrachtete es dos Gericht nur, daß die Ange- klagten nicht gewerbsmäßig gehandelt haben. Sie wollten nur mit dem beliebten Schiebungsmittel Kokain einmal Geld ver- dienen. Eine Geldstrafe konnte für das Gericht nicht in Frage kommen, weil der Sttafrahmen nicht ausreichte. Das Gericht hätte höchstens auf 100 Millionen Mark erkennen können und dieser Be- trag sei unter den heutigen Verhältnissen eine zu geringfügige Strafe. Das Gericht erkannte gegen Schröder uno Ferrbach auf j e einen Monat Gefängnis, gemährte den Angetla�een jedoch Bewährungsfrist mit der Bedingung, daß Schröder eine Buße im Werte von 20 Zentnern Briketts leiste. L ö>v p wurde freigesprochen.__ VonSamaritern" bestohlen. Donbarmherzigen Samaritern" wurde ein Juwelier um Schmucksachen im Werte von vielen Milliarden bestohlen. Der Juws- lier wohnt in Charlottenburg   und hat im Zentrum Berlins   seine Werkstatt. Am 13. d. M. war er mit einer Tasche mit vielen Ohrringen, Broschen, Anhängern sowie losen Juwelen aus dem Heimweg. Vor dem Hause Königsweg 31, am Bahngslände, kam er an einem Baugerüst zu Fall und schlug dabei so hestig mit dem Kopf auf das Straß«!, pfloster auf, daß er für kurze Zeit die Besin- nung verlor. Straßenpassanten nahmen sich seiner an. Einer dieser Samariter" benutzte die Gelegenheit, um ihm die Tasche mit den Schmucksachen zu stehlen. Auf die Wiederbeschajsung des Inhalts ist eine Belohnung von 20 Milliarden Mark ausgesetzt. Nachrichten über den Derbleib der Juwelen nimmt Kriminalkom  - missar N a u k beim Polizeiamt Charlottenburg   entgegen. Wieder erhöhte Tarife bei der Hochbahn Di« Hoch- und Untergrundbahn marschiert jetzt mit«m Tariffront der Berliner   Verkehrsunternehmungen. Bereits a b Freitag, den 21. d. M., wird sie ihre Tarife erneut erhöhen. Folgende Fahrpreise sollen erhoben werden: 3. Klasse 1300 000 2N. und 2 000 000 ZIt 2. Klasse 2 000 000 M. 2300 000 M. Blocks zu 10 Karten kosten: 3. Klasse 13 000 000 M. und 18 000 000 M., 2. Klasse 18 000 000 M. und 22 500 000 M. Wochenkarten zu 12 Fahrten für die ganz« Streck« kosten: 3. Klasse 18 000 000 M., 2. Klasse 22 300 000 M. Di« jetzigen Fahrkarten können in der Weise weiterbenutzt werden, daß zwei Stück derselben Sorte für«in« Fahrt verwendet werden, sie werden aber auch an allen Schaltern zurückgenommen. Ans der sozialdemokratischen Stodlverordnelenfraktion. Stadt­verordneter Genosse R a d t k e- Neukölln hat, weil sein Amt eines Stadtrats für den Verwaltungsbezirk Neukölln ihn voll in Anspruch nimmt, sein Stadtverordnetcnmandot niedergelegt. Sein Nachfolger in der Stadtverordnetenversammlung ist Genosse Willi Groß- mann- Neukölln.
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Kilian. Roman von Jakob Bührer  .
Sie nickte:Das ist der ganze Unterschied: Wir haben Nertrauen zu den Menschen. Sie nicht!" Nach dieser Gerichtsverhandlung war ich nicht mehr im- stände, mich in die Geschälte zurückzufinden. Ich nahm Ur- laub. und angestrengt arbeitete ich an dem ProblemOrgani- sation der Weltproduktion". Je mehr ich darüber nachdachte, um so größer und klarer erschien mir die AufgabV Es ward mir dann auch möglich, mich mit meiner ehemaligen Geliebten über einzelnes auseinanderzusetzen, und sie hat mich bestimmt, nach Europa   zurückzukehren und von dort aus an dem Pro- jckt weiterzuarbeiten. Das ist der Grund, weshalb ich Sie, liebe Mutter, bald zu sehen hoffe, und damit dies fa fröhlich und glücklich der Fall sein kann, deshalb müssen Sie Sorge tragen, daß Sie wieder gesund und munter werden. Aufs herzlichste grüßt Sie Ihr alter treuer Sohn Kilian. Anmerkung: Dieser Brief fand sich im Nachlaß Kilian Billwangers. Der Umschlag trug den Vermerk: Unbestellbar. Adressat gestorben. Achtes Kapitel. Im Direktionszimmer derEuropäischen Derkehrsban!" in Zürich   warteten an die zehn Personen, trotzdem die Sprech- stunde noch nicht begonnen hatte. Eben trat noch ein junger Mann mit einer Studentenmütze ein, ging auf den Diener zu und sagte:Ich wünsche als erster vorgelassen zu werden." Wieso? frug des Dieners verwunderte Augen. Der Student wies auf seine Karte. Ach so? Ein Verwandter? Wollen sehen." Da ging die Glocke des Direktors. Nummer Eins!" rief der Diener. Ein stämmiger, nielleicht sechziafähriger Mann mit auf- ge'bjwemmtem Gesicht und weißen Bartfetzen erhob sich und ging hüstelnd hinter dem Diener her. Im Direktionszimmer erhob sich Kilian Villwanger, ein sorgfältig gekleideter, straffer Herr, mit hellen Augen und leicht übergrauten Schläfen. Herr Nationalrat Hangetcr," sagte er grüßend,Sie kommen wegen der Versuche de« Gichtxmt*
Gewiß," hustete der andere,ich möchte Sie dringend davor warnen..." Das haben Sie ja bereits schriftlich getan. Trotzdem müssen wir die Sache finanzieren." In diesem Falle", platzte Hangeter heraus,bin ich be- auftragt, Ihnen das ganze Kapital unserer Gesellschaft zu kündigen." Was wollen Sie damit erreichen? Ich darf Ihnen ver- raten, daß wir vor dem Abschluß eines Welwerbandes samt- sicher Baufirmen stehen. Die von Ihnen gefürchtete Gefahr durch das neue Bauverfahren wird also nicht eintreten, weil die Neuerimg sofort allen zur Verfügung steht und der Ee- samtverband nur das eins Interesse hat, rationeller zu arbeiten." Der andere kaute heftig an irgend etwas, wodurch seine Bartfetzen in große Bewegung kamen und sagte dann:Glau- den Sie an diesen Zaubere" Wie?" frug Kilian scharf. Glauben Sie, daß mit der fortschretonden Vertrustung der Welt irgend etwas erreicht ist?" wiederholte Hangetcr. Alles!" erklärte Kilian sKzr bestimmt. Wirklich?" Mhm, man hört mancherlei. Kürzlich wollte einer wissen, ein gewisser hiesiger Bankdirektor fei Leiter einer Geheimoroanisation von Kapitalisten zur Ab- schaffung des Kopitalismus!" Was Sie nicht sagen!" Vorhin fand ich in Ihrem Vorzimmer die berüchtigte SchriftWeder Anarchismus noch Kapitalismus!" Ge­statten Sie mir die Bemerkung, daß mich dies einigermaßen überraschte." Sie mißtrauen mir?" Mißtrauen? Wer heute Geschäfte macht, dankt es zur Hälft« und mehr seiner Vorsicht, seinem Mißtrauen." Sehen Sie," lackte Kilian und bot jenem die Hand zum Abschied,darum müssen sich alle verbünden, damit sie ein- ander nicht mehr betrügen können. Just darum!" Hangeter lachte gezwungen, verbeugte sich unbeholfen und war draußen, ehe er sich's versah. Der Diener übergab Kilian die Karte des Studenten und meldete dessen Verlangen. Kilian bekam einen roten! Kopf.Führen Sie ihn... Nein," unterbrach er sich,soll i warten, bis er an die Reihe kommt." ill» VUummc zwsj trat em Lnatol Müller cm, eml
Schwindsüchtiger im vorletzten Stadium. Kilian erschrak sehr, als er seiner ansichtig wurde. Warum haben Sie rnir nicht geschrieben, daß Sie krank sind?" begrüßte er den Eingetretenen. Ich wollte nicht als Bettler zu Ihnen kommen, sondern als Erfinder," sagte der andere hart und klanglos. Verzeihen Sie," sagte Kilian und wurde rot wie esn Knabe.Ihre Sache interessiert mich außerordentlich. Sie hat mich sogar eine schlaflose Nacht gekostet." Mich mehr als eine," warf der andere mürrisch ein. Das glaube ich Ihnen! Aber der Gedanke wird die Zukunft haben, unbedingt! Geschosse als Transportmittel zu verwenden! Man wird in London   abgeschossen und ist in vier Minuten in Paris  . Mit einigen Zwischenstationen in drei- undzwanzig Minuten in New Jork! Den Gedanken verneh- men und als eine feststehende Tatsache daran glauben, war für mich eins. Das ist die Voraussetzung einer neuen Welt- ordnung. Bessere Transportmittel! Ihren technischen Aus­einandersetzungen habe ich leider nicht ganz folgen können. Deshalb wollte ich Sie persönlich sehen. Denn verzeihen Sie ab und V1 wird unsereiner auch beschwindelt. Aber jetzt sagen Sie mir: was brauchen Sie zur Weiterarbeit? Vor allem etwas Gesundheit, wie? Sie sind ein ehrlicher Kerl, wie? Hier haben Sie ein Steckbuch. Lassen Sie sich jeden Monat anweisen, was Sie nötig haben und vor Ihrem Ge- wissen verantworten können. Seien Sie nicht zu knauserig. Gehen Sie nach Davos   oder wohin Sie der Arzt schickt, und nehmen Sie meine herzlichen Glückwünsche. Ja, ja, es ist schon gut. Auf Wiedersehen." Damit hatte Villwanger den blassen Menschen zur Türe hinausbegleitet. Er sah nach der Uhr und griff nach dem Haustelephon: Sekretär Elerge, bitte. Bist du's, Thomy? Noch nichts da, von ihr? Kein Telegramm? Ist wohl etwas passieH� Du hast gut lachen, du Holunke! Tatsäcklich, ich bin m Unruhe. Wenn etwas kommt, schicke sofort,«floock dz-!" Nummer drei! Frau von Weichart. eine sehr vornehme Dame, trat ein, der Kilian mit ausgesuchter Höflichkeit ent- gegenkam. Es ergab sich, nachdem sie den_ Schleier aufge­schlagen, daß es eine ungewöhnlich geiswolle Frau sein mußte. Mit klugen Wendungen und entzückendem Lächeln brachte sie ihr Gesiielz vor: die Bitte für eine namhafte Uvtcrhützung zur Herausgabe einer ganz billigen Volksausgabe der Werke Gottfried Kellers.  (Fortsetzung! folgt.)