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Seit Vertretern der Betriebe, der«Zewerkschaften, der Arbeits- losenverbände, Heranziehung einesOrdnungsdienstes" aus den Reihen der Arbeiterschaft, möglichst unsichtbare Unter- brincjung der Abteilung, um die durch Hunger, Kurzarbeit und Aussperrungen zermürbte Bevölkerung nicht unnötig zu reizen und trotzdem rechtzeitiges Erscheinen an dem Punkt, wo die Polizei zur Verhinderung von Ungesetzlichkeiten am Platze ist. Dazu gehört weiter ein wohlüberlegter, planmäßiger Einsatz. Je geschlossener die Polizei eingesetzt wird, je zeitiger sie bei Be- drohung ihrer Flanken, beim Wanken ihrer Front in eine günstige Sperrlinie zurückgezogen wird, desto leichter ist das Abdrängen einzelner Beamter und damit die Gefahr des vor- zeitigen Waffengebrauchs zu vermeiden. Meist nimmt die Eni- Wicklung denselben Gang. Der berühmteerste Schuß" fällt: von wem, das ist niemals mehr festzustellen: und die Kata- strophe ist da. Ich bin überzeugt, daß in den meisten Fällen in der Nervosität der leider meist hart bedrängten Beamten dererste Schuß" begründet liegt. Hier kann nur strastste Feuerdisziplin Unheil verhüten. Dieser planmäßige Einsatz verlangt aber auch vom Führer die restlose Ausschöpstmg aller Kampfmittel, bis er zum Ge- brauch der Schußwaffe schreitet. In eine hungrige Volksmenge hineinschießen, kann jeder Esel. Hier zeigt sich erst die wahre Führungstechnik. Zusammenballen von Stoßtrupps zur Brechung des Widerstandes wie zum Wiederaufbau einge- beulter und. umfaßter Sperrketten kann oft den Gebrauch der Schußwaffe erübrigen. Ferner brauchen wir Wassertanks für einen Teil unserer.Polizei-Lastkraftwagen, um mit der Wasser- spritze uns Bahn brechen zu können I Letzten Endes ist die geistige Einstellung des Führers eines Polizeikommandos und seiner Beamten zur notleidenden Bevölkerung von ausschlaggebender Bedeutung für die Lösung des Auftrags. Wenn der Wille da ist, dann findet man den Weg zu den gewerkschaft- l i ch e n und den politischenFührerndes Volkes. Wie sehr die Arbeiterpresse, das gesprochene und geschriebene Wort der berufenen Führer des schaffenden Volkes, uns, der Polizei, den Weg bereiten kann dafür haben wir in Sachsen   genug lebendige Beispiele. Die Erziehung der Polizeibeamten zur grenzenlosen Hingabe an das neue Vaterland, das schaffende Volt, hat uns schon gar manche schöne Früchte getragen. Eiserne Kreuze hat der moderne Polizeiberuf ja keine zu ver- geben, und doch ist er in seiner Mischung von Dulden und Handeln für die Volksgesamtheit so dankbar für alle, denen unser Staat die Zukunft des deutschen   Voltes bedeutet. Kommumsmus und Faschismus. Den Worten nach sind die Kommunisten die entschieden- sten Gegner der Faschisten, gegen die sie angeblich allein den Kampf führten. Wie dieser Kampf geführt wird, ergibt sich aus folgender Aeußerung des sowjetrussischen Gesandten I o r d a n s k i in Rom  , der. wie wir dem BrüsselerPeuple  " entnehmen, in einer Unterredung mit Vertretern der italieni  - schen Presse folgendes sagte: .Zch betrachte den Faschismus nicht als persönliches Abenteuer oder Unternehmen einer Gruppe von Personen. Der Faschismus ist eine ernste und originelle Aeußerung des nationalen Geistes, er be­deutet einen großen polltischen und sozialen Versuch. der ernste und aufmerksame Beachtung verdient." So der offizielle Vertreter Sowjetrußlands im Lande Mussolinis. Seine Worte sind keine zufällige Entgleisung, sondern der Ausdruck der inneren Verwandtschast zwischen Faschismus und Kommunismus. Der ehemalige radikale Sozialift Mussolini   und die ehemaligen Sozialssten in der an- geblich kommunistischen Sowjetregierung sind Brüder im Geiste und in der Praxis. Steht der eine an der Spitze der italienischen Konterrevolution mit offen ausgeprägtem kapi- talistifchen Charakter, so haben die anderen nach dem Zu- fammenbmch ihrer kindischen kommunistischen   Experimente nach dem treffenden Worte Kautskys ihre eigene Konterrevolution gemacht..Jetzt finden sie sich zusammen in der gemeinsamen diktatorischen Unter- drückung der Arbeiterklasse, in der Vernich-
pallenberg und Hofmannsthal  . Lessing  -Theater:«Der Unbestechliche  ", Lustspiel in 5 Akten. Ein entzückender erster Akt. Alles geht so munter und sicher durcheinander, daß man glaubt, Hugo Hofmannsthal   Hab« wirklich das schöne, fröhliche Lustspiel geschrieben, nach dem wir uns in dieser traurigen Zeit alle sehnen. Doch es ist nur eine Täuschung. Vier Akte der Komödie sind recht langweilig, altertümlich und auch arm an Erfindung. vesterreichische Aristokraten auf dem Lande. Hauptakteur einer von jenen weichen Lebemännern, die am besten Artur Schnitzler zu zeichnen oersteht. Der Mann wird durch zwei Freundinnen beun- ruhigt, aber er läßt beide sitzen, um sich seiner sehr entzückenden Gattin zuzuwenden. Daneben eine alte Baronin, die durch Tem- perament, Formenlosigkeit und Schlauheit gewinnt. Endlich die Hauptperson des Stückes, der Lakai Theodor, der böhmakelnd, slo« wokelnd, kroatelnd die Welt auf den Kopf stellt. Der Lakai ist ein besonderer Halunke und Tortüff«, ein Intrigant von großartiger Schmalzigkejt,«ine köstliche Kreatur des Verbogenen und Aufge- donnerten, ein Aristokratendiener, wie er nicht immer im Buche steht. Dieser angenehme Hochstapler des Moralischen   und Unmo- ralischen wird der liebe Gott des Stückes, er renkt alles aus und ein und sorgt dafür, daß am Ende der von seinen Abenteuern kurierte Gatte in das rechtmäßige Schlafzimmer hineinschlüpft. Na» türlich sargt er dnch dafür, daß er in seiner Kammer nicht allein bleibt. Das Stück steht und fällt mit Max Pallenberg  . Es oer- fällt jedesmal, wenn Pallenberg nicht auf der Bühne steht. Trotzdem merkt man überall die hübschen Einfälle des Lustspieldichlers und feinen Fleiß im Austeilen der Gespräche. Nur ist Hofmannsihal allzu spielerisch, allzu sehr abhängig von vielen Vorbildern seiner Heimat. Es liegt auch wenig Grund vor, die kleinen Torheiten der Welt, in der er sich als Komödiendichter allein auszutennen scheint, mit so viel Behaglichkeit zu zerzupfen. Pallenberg ist großartig. Er geht mit geknickten Beinen und plattfußig, seine Hofen sind wie der Blasebalg einer Handorgel zu- fammengcknüllt. Sein Kopf ist kugelig, sein Mund ist süßlich auf- gequollen, seine Lippen sind stets salbungsvoll gewülstet, feine Hände sind fettig und klobig. Er schmiert und schnarrt mit der Stimm«, er trällert und raunt, er säuselt und stömmelt, er ist em Erzschelm, trotzdem postoral und majestätisch in seiner Borniertheit, in seiner Frechheit, in seiner zum Aeußersten gesteigerten Hanswurstigkeit. Und dabei dieser besondere Pallenberg-Dialekt, den wahrscheinlich der Komödiant selber in das Luftspiel hineingepfuscht hat. Pollen- berg hat einige ganz großartige Momente. Er verflacht dann wieder Wie alle Darsteller, die nur mit der genialen Pfiffigkeit arbeiten.
tung der Demokratie und der Förderung des Nationalismus. Terror, Diktatur und Nationa- lismus gehören zusammen das zeigt auch die zunehmende Annäherung zwischen Radek und Reo entlo w. die das Bündnis zwischen Sowjetstern und Hakenkreuz symbolisiert. Noch kein Pakt! Warum wird Reventlow so empfindlich? Im völkischen..Deutschen Tageblatt" findet sich soeben die folgende merkwürdig« Erklärung: In einer Sitzung in Neubrandenburg   am Montag, den 17. Sep- tember, l>Dt Herr v. Ladungen vom Pommerschen   Landbund erklärt, die Herren Graf Reventlow   und Wulle   von der Deutschvölkilchen Freiheitspartei hätten mit den Kommunisten einen Pakt abgeschlossen und Vertretern des Pommer- schen Landbunöes gegenüber im Bureau der völkischen Abgeordneten in Berlin   diese Tatsache zugegeben. Wir fordern Herrn v, Bodungen auf, in aller Oefsentlichkeit die Unterlagen für diese Behauptungen umgehend zu erbrin- gen, widrigenfalls wir ihn für einen Verleumder erklären würden. gez.: Graf Ernst zu Reventlow.  gez.: Reinhold Wulle  ." Wo ist die Verleumdung? Ist es nicht wahr, daß Ernst Reventlow   ganz ernsthaft imReichswart" und dann in der deutsch  - völkischenRoten Fahne"(Redaktion: Tholheimer) das Zusammen- gehen der Putschisten von rechts und links erörtert hat? Ist es nicht wahr, daß Radek und Frölich dm gleichen Gedanken ebenso ernsthaft weitergesponnen haben und daß die ganze Weisheit in einer besonderen kommunistischen   Broschüre veröffentlicht wurde? Es scheint, man klammert stch nur an Wort«. DerPakt" ist vielleicht noch nicht ganz abgeschlossen, sondern noch in Vorbereitung. Dieweil beide Paktierenden sich überlegen, wie sie am besten den anderen übers Ohr hauen könnten, ob Sowjetkreuz oder Hakenstern den Vorrang geineßm solle.
patriotische Strategen. Deutschnationale Antwort an de« Kanzler. Die mit allen Mitteln betriebene Hetze der Deutschnatio- nalen und Deutschvölkischen gegen die Außenpolitik der Reichsregierung hatte den Kanzler veranlaßt, der Rechts- opposition vier Fragen vorzulegen, wie sie sich denn die wei- lere Entwicklung vorstellt und welche Mittel s i e vorschlägt, um Deutschlands   weitere Entwicklung zu stützen. Es hat etwas lange gedauert, bis die Antwort kam. Aber jetzt hat man sie und hört staunend das Rezept der deutschnationalen Stra- tegen. Sie beschweren sich erneut indirekt über die neuen Steuern und werfen die Frage auf:Weshalb müssen die von der Reichsregierung an Frankreich   angebotenen Gold- Zahlungen gerade für die Unterwerfung unter Frankreichs  erneutes Diktat und weshalb sollen sie nicht für die Neu- b e l e b u n g und endlich aktive Führung des Widerstandes verwendet werden?" Was das beides heißen soll, ist etwas schwierig zu er- raten. Zunächst doch wohl das, daß man dieser Regierung keine Goldzahlungen bewilligt, also unter d i e f e r Regierung Steuern zu sabotieren gewissermaßen für p a t r i o- tische Pflicht hält. Außer diesem, manchen Kreisen sehr einleuchtenden Zweck deutet man auch dunkel an, was unter endlich aktiver Führung des Widerstandes" zu ver- stehen ist: Besser als Loskauf von feindlicher Vedräcküng ist doch die Be- 'sreiimg durch Einsatz des eigenen Blutes und der eigenen Kraft der Seele und des Herzens." Die Erklärung versichert, daß dafür natürsichNational- liberale" kein Organ hätten. Es ist möglich, daß in Deutschland   außer einigen Heimstrategen deutschvölkischer Re- daktionen auch noch August T h a l h e i m e r in derRoten Fahne" dafür Verständnis hat, und daß die Herrschaften beider Färbung gern bereit sind, wenn auch nicht gerade sich, so doch ihr jeweiliges Kanonenfutter zur Verfügung zu stellen. Ueber so naive Fragen wieMachtmittel" usw. ist man erhaben. Die Erklärung versichert, der Hochverrats- Paragraph verhindere die Nennung der Machtmittel. Ob sie
Aber es ist das Gute an ihm, daß die besten und stärksten seiner Der- zerrungen und komischen Wirkungen länger im Gedächtnis bleiben als sein Ermüden und leeres Gepoller. Max Hoch dar f.
Das Intime Theater. Mit der Literatur geht es nun endgültig bergab. Das kann nicht länger verschwiegen werden. Den Hunger nach Kunst, der raschelnden Reizwäsche, die früher zwei große Theater mit Hingabe betrieben, stillt jetzt das Intime Theater, das Bühnchen in der BUlowstraße, das auf den NamenK u n st tempel" berechtigten Anspruch hat. Höchstens 300 Plätze hat es und lebt doch. Das ist eine Kunst in unserer Zeit der wirtschaftlichen Not. Di« drei neuen Einakter mit denen das Intime Theater seine Saison eröffnete, halten nicht, was sein Name verspricht. Sie sind«in schaler Ersatz für die prickelnd« Literatur des Gewagten, sie wollen sich außerhalb der Zeitmoral stellen und sind in Wahrheit spießig. Wir haben nichts gegen«in liebenswürdiges Stück, das mit den herrschenden Moralbegriffen Fangball spielt. Aber es muß auch lustig und scharmant sein.Die kleine Novelle",A b e n d b e s u ch" undDie k. u. k. Hose" haben nur das schwüle Inventar der Cochonnerie, das Bett, das stidenbestrumpfte Bein und die Unterhose, aber es wird nicht ausgenutzt. Das Inventar allein kann nicht die übermutige Stimmung'schaffen. Es sind launig« Ideen, aber der Autor hat Angst vor der prickelnden Ausführung. Säule des Unter- nehmen? ist der Direktor Gustav Heppner, der den erfahrenen Lebemann spielt. Er ist«in Original, bleibt aber auch in den An- sängen stecken, will blasiert sein und ist müde, will blasiert sprechen und spricht schluderig. Eine zweite Säule ist Hilde Auen, die die Rollen des süßen, kleinen Mädels gibt. Dos macht sie ohne Theater, unaufdringlich, herzlich: sie ist eine Künstlerin und verdient in besseren Stücken beschäftigt zu werden. Di« Premiere war ganz ulkig, aber sie war nicht Fisch und nicht Fleisch. Mit der Literatur geht es bergab._ Dgr. Die VolksbühneNorden" eröffnete ihr neues Spieljahr mit ShakespearesWas ihr wollt". Die kleine Bühne hat mit manchen Widerwärtigkeiten zu kämpfen, die nicht nur in dem Zahlenwahnsinn der heutigen Zeit zu suchen sind. Sie spielt in einem Konzertsaal in der Breiten Straße in Pankow   und hat leider einen wenig entgegenkommenden Wirt gesunden. Um so mehr ist di« Leistung und das Bestreben anzuerkennen, dem Dolke zu billigen Preisen edle Kunst zu bieten. Ied« Borstellung, die hier zustande kommt, ist unter den schweres Berhältnissen, die man berücksichtigen muß. eine Tat. Die VolksbühneNorden" hat das Lustspiel Shakespeares nicht verstümmelt, um es spielen zu können. Alle 20 Bilder wurden in der vom Dichter angegebenen Reihenfolge gespielt. Dieses Kunststück wurde ermöglicht durch eineLinealkonstruktion", die in perspektivischer Buntstiftmanier gearbeitet, mit wenigen Strichen den Schauplatz des Spieles an- deutet. So konnten Verwandlungen bei offener Szene vorgenom- men werden. S e i n w e g deutete durch Tänze, die die einzelnen Bilder verbanden, den weiteren Fortgang der Handlung an. Ein Schüler Busonis, Ernst Echoen, hat ein« eigen« Musik ge,
wenigstens vertraulich zu erfahren sind? Sehr groß scheinen sie nicht zu sein, denn deutschnationale Strategen sind nicht solcheFeiglinge" wie die übrigen Zeitgenossen: Die Nationalliberale", befangen in dem lächerlichen Aber- glauben an die große Zahl, wozu auch die übergroß« Hochachtung vor der Technik gehört, weiß nicht,' will nicht wissen, daß nicht Zahl und Technik, sondern das Herz in der Brust des Mannes die Entscheidung gibt. Wir deutschen Soldaten haben ruf- sische Masfenstürme, englische und französische   Massenangriffe erlebt und trotz unserer geringen Zahl, trotz Unterlegenheit an technischen Kampfmitteln abgeschlagen." Aus dieser militärischen, strategischen Erkenntnis heraus haben auch die Deutschnationalenkeine Angst". Sie berichten uns vielmehr, daß auchdas V o l k" nur auf denWillen des Führers zur Tat" warte, um willig sein Leben einzusetzen. Man muß doch wohl solche Raischläge als Aufforderung zum bewaffneten Widerstand, zum Banden- und Guerilla- krieg oder ähnlichem auffassen. Wir wissen nicht, ob die Deutschnationalen die R u h r b e v ö l k e r u n g bei der Auf- stellung dieser ihrer geistvollen Pläne gefragt haben. Wir wissen nur, daß selbst im ihren eigenen Reihen um in deutschnational-völkischer Tonart zu reden dieF e i g- b e i t" bereits weit fortgeschritten ist. Denn nicht nur die Stoatsratsfraktiön, sondern auch maßgebende Per- treter der deutschnationalen Reichstagsfraktion rücken von diesem Heldenolödsinn ab und erklären, daß bei der ge- gegebenen Lage die Politik der Reichsregierung unterstützt wer- den muß. Die B i e r t i s ch st r a t e g i e der jetzigen Erklä- rung kann jedenfalls von niemandem ernst genommen werden. * München  , 22. September.  (WTB.) Am letzten Mittwoch trat der Borstand der Bayerischen   Mittelpartei(deutschnationale) zu einer Sitzung zusammen, in der eine Aussprach« über die Lage stattfand. In einer im Anschluß daran veröffentlichten Erklärung der Partei heißt es u. a., daß sich dasnationale Deutschland  " eine verschleierte Kapitulation nicht stillschweigend gefallen lassen dürfe. Das Schicksal der Rheinlande. Der BrüsselerS o i r" veröffentlicht ein Interview mit General D e g o u t t e, das eine sehr interessante Aeußerung über die Frage des Verbleibs der Rheinlande ent- hält.Soir" legt dem General folgende Worte über die sepa  - ratisttsche Bewegung in den Mund: Diese Frage ist für mich keine französische   Frage, sie geht allein Deutschland   an und ist eine Frage der inneren Politik. Für mich sind das alles Streitigkeiten deutscher politischer Parteien. Wenn die Nationalisten mich um die Erlaubnis bitten, eine Versammlung abzuhalten, so gebe ich sie ihnen, wenn dadurch die Sicherheit der Besatzungstruppen nicht beeinträchtigt wird. Ich gebe dieselbe Erlaubnis den Kommunisten und Sepa  » ratisten unter denselben Bedingungen." Entspricht dies« Aeußerung den Tatsachen und deckt sie sich mit der Auffassung der französischen   Regierung, so könnte man ihre Tragweite nicht übersehen. Allerdings hat die fran- zösische Regierung bisher der Separatistenbewegung jede erdenkliche Unterstützung zuteil werden lassen, so daß man in der französischen   Politik einen grundlegenden Umschwung vor- aussetzen müßte, wenn man den Worten Degouttes ein bestrn- deres Gewicht beilegen soll._ Zur Währungsfrage. Berliner   Blätter berichten in ihrer Sonnabend-Morgen- ausgäbe von einem Empfang der Gewerkschaften beim Reichsfinanzmini st er, der ihnen seine Ab- sichten über die Währungsfrage mitgeteilt habe. Die Bundes- vorstände des ADGB  . und des AfA-Bundes legen demgegen- über Wert darauf, der Oefsentlichkeit mitzuteilen, daß eine solche Unterredung mit dem Reichsfinanzminister in diesen Tagen nicht stattgefunden hat. Insbesondere ist der neue Währungsplan der Regierung den Gewerkschaften noch nicht unterbreitet worden, so daß die Gewerkschaften auch noch keine Stellung dazu nehmen konnten.
schrieben, die ganz auf di« Handlung eingestellt ist. Dekoration, Tanz und Musik sind die besonderen Mittel, mit denen Otto Kirchner die schwere Aufgabe, dieses Stück im Geiste Shake- speares ohne gewaltsame Aeuderunge» auf einer kleinen und mit beschränkten Mitteln arbeitenden Bühne zu spielen, bewältigte. Es wurde flott gespielt, Gustav Adolf Henkels löste als Junker Tobias wahre Lachsalven aus. Alexander Kardan war als Junker Andreas von Bleichenweng ein ebenbürtiger Gegenspieler. Rosa V e l d t k i r ch spielte di« Olivia mit vielem Verständnis. Da- gegen wurde der Herzog von Illyrien   von Oskar Ingenvehl reckt kühl dargestellt. Alles in allem war das erste Spiel des neuen Arbeitsjohres der VolksbühneNorden" ein vielversprechender Austakt. W. M. Tiere und Erdbeben. Ueber das Verhalten der Tiere bei Erd- beben veröffentlicht gerade jetzt Hans von Hentiq ein« Schrift. Er hat eine Menge alter Chroniken, wissenschaftlicher Arbeiten und sonstiger Nachrichten daraufhin durchstudiert, die von Hunden, Katzen, Pferden, Elefanten, Krokodilen, Schlangen, Bögeln usw. erzählen. Im allgemeinen ist das Verhalten der Tiere das gleiche, ss« zeigen große Unruhe und Angst. Mehrfach benehmen sie sich ganz sinnlos, Hühner laufen in einen Fluß, aber der Mensch macht es bekanntlich vielfach nicht besser. Fische sind die einzigen Tiere, die bei einem Erdbeben direkt sterben, ob aus Angst, ob infolge von Zer- störung einzelner Organe durch die Erschütterung, steht noch dahin. Schweine sollen mehrfach das Bevorstehen eines Erdbebens 7chon zehn Tage vorher angezeigt haben, als die feinsten seismographischen Apparate noch nichts merken ließen. Das wäre eine merkwürdige Feinfühligkeit, die man noch zu erklären hätte, ober wer will sagen, daß die Unruhe, in die ein Schwein verfällt, wirklich auf ein bevor- stehendes Erdbeben deutet, oder ob sie nicht vielleicht eine ganz andere Ursache hat? Hentig scheint über dies Thema noch eine weitere aufklärende Arbeit vorzubereiten und mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Reibung großer Erdmassen in der Tiefe Elek- trizität erzeug«, die gewisse Organe der Tiere, Lunf«, Herz, auch die innere Sekretion beeinflusse. Man könnte dann daran denken, daß es möglicherweise auch Menschen gäbe, die stch zum Vorhersagen von Erdbeben eignen, wie manch« eine besondere Sensibilität mit der Wünschelrute behaupten. Rückkehr eines dänischen Grönlandsorscher«. Nach einer drei- jährigm beschwerlichen Forschungsreise ist der dänische Magister Lauge Koch   nach Kopenhagen   zurückgekehrt. Er hat den närd- lichen Teil Grönlands   genau durchforscht, viertausend Versteinerun- gen von großem geologischen Interesse mitgebracht und die größte und längste Schlittenfahrt in der Geschichte d«r Grönlandforschung ausgeführt. Bon der Bevölkerung wurde ihm ein außerordentlich herzlicher Empfang bereitet, Erstaufführungen der Woche. Mittw,: Neues Operettentheater .Die Siegerin", Dann,: Grobe Bolksoper.Schnees löckchen". Montag: SchlobparktheaterDer Strom». Das Graphische«abtaett I 8. Neumann, Kurliirstendamm 232, zeigt in der soeben eröffneten Herbstousstellung Graphik von Goya  , Dela- croix. Daumier, Gavarni  , Corot  . Leibi, Liebermann, Corinth, Slevogh Münch, Redon, Beckmann, Paula Modersohn und Rold«.