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er ihn! aussprechen, so würde die Geschichte, der notwendige Gang der Ereignisse diesen unmöglichen Verzicht widerrufen. Die deutsche   Reichsregierung steht also vor der unendlich schwierigen Aufgabe, bar aller Machtmittel in diplomatischen Verhandlungen zu erreichen, was für das deutsche   Volk, nicht zuletzt für die deutsche   Arbeiterklasse, eine unmittelbare Lebens- Notwendigkeit ist. Sie wird das auch jetzt nicht erreichen können, wenn ihr nicht Einsicht im Lager des Siegers ent- gegenkommt oder wenn nicht die anderen Mächte, die jetzt mit an den Verhandlungstisch kommen, einflußreich genug sein werden, einen erträglichen Abschluß durchzusetzen. Vor allem aber bedarf sie zur Lösung ihrer schweren Aufgabe der Aufrechterhaltung der Geschlossenheit im Innern. Man muß schon ein kompletter Narr sein, um zu glauben, jetzt sei die Stunde da, um durch einen Generalstreik die Weltrevolution" zu verwirklichen oder durch einen Umsturz von rechts Deutschland   zum Befreiungskrieg gegen Frankreich  reif zu machen. Die Arbeiterschaft, die den Kampf des passiven Widerstandes in erster Reihe geführt hat, ist zur bitter schmerzlichen Einsicht gekommen, daß ein Erfolg nicht mehr zu erwarten, der Kampf daher abzubrechen ist. Aus ihren gewerkschaftlichen Kämpfen weiß sie, daß ein solcher Ab- bruch in voller Ordnung zu erfolgen hat, wenn nicht für alle absehbare Zeit jeder Rest von Kampffähigkeit zerstört werden soll. Sie wird daher dem Verrats- und Kapitulations- gefchrei, das die Kommunisten nationalistischer als die Nationalisten jetzt anstimmen, ihr Ohr verschließen, und sie wird nicht generalstreiken, um einen Kamps, desien vorläufige Aussichtslosigkeit sie erkannt hat, bis zum Weißbluten fort- zuführen. Jeder Kenner der Verhältnisse weiß, daß ein kommunisti- eher Putsch nur die eine Wirkung haben kann, einen viel tärkeren Rechtsputsch auszulösen. Dieser Rechtsputsch kann nicht allein mit den organisatorischen Mitteln der Arbeiter- bewegung verhütet oder, wenn er ausbricht, niedergeschlagen werden, es find dabei vor allem auch alle st a a t l i ch e n Machtpositionen auszunutzen, die sich die sozialdemo- kratische Arbeiterschaft erobert hat. Alle deutschen   Regierungen das trifft bis zu einem gewissen Grade sogar auf die baye- rische zu, gilt aber für die anderen noch viel mehr haben ein eigenes Interesse, die staatliche Ordnung gegen einen Umsturz von rechts aufrechtzuerhalten. Der Verwaltungs- apparat steht zu diesem Zweck zur Verfügung, die bewaffnete Macht ist für ihn mindestens zu erheblichen Teilen verwend- bar. Es ist die selbstverständlichste Regel jedes Kampfs, daß man gegen den Feind alle Mittel einsetzt, die man gegen ihn einsetzen kann. Es wäre geradezu idiotisch und selbst- mörderisch, wenn wir in der Stunde der höchsten Gefahr irgendiemanden zurückstoßen wollten, der mit uns die Re- publik ehrlich zu verteidigen gewillt ist. Man bat den Kampf, in dem sich durch den Abbruch des passiven Widerstandes ein bedeutsamer Abschnitt geschlossen hat, mit dem Weltkrieg verglichen. Dieser Vergleich trifft jedoch nur in beschränktem ilmfang zu. Als das Reich Wilhelms 17. fiel, jubelte fast die ganze Welt, Hunderte von Millionen Menschen glaubten damals ernstlich, daß damit ein neues glücklicheres Zeitalter angebrochen fei. Das Freudenschießen aber, das die französische Artillerie gestern in Essen   veranstaltete, wird in der Welt kein freudiges Echo finden. Zugegeben, es ist eine große Ehrlichkeit des Gegners, daß er seinen Sieg durch den Mund seiner K a- nonen verkündet! Sie sind es ja allein, denen er seinen Sieg verdankt. Aber der Ausgang dieses ungleichen Kampfes ist kein Ruhmesblatt für den Sieger, keine Schande für den ehrenvoll Besiegten, keine Hoffnung für die Welt. Jenseits aller Siege, von denen die Kanonen künden, siegt der Sieg einer großen Idee, die zum Schluß stärker als alle Kanonen ist. Deutschland  , die Arbeiterklasse und der internationale Sozialismus find noch nicht verloren, sie werden es desto weniger sein, je klarer sie erkennen, daß sie zusammengehören. Für ein lebenskräftiges Volt und eine große Sache steht immer noch
Sltste unö Elend der privatsthulen. Don Siegfried Kawerau  . Angeblich haben wir feit der Revolution die Einheits» schul«. Im Sinne derEinheits"schule entstehen unter Herrn Beelitz' sanftem Szepter neben den drei Typen der alten höheren Schule(und ihren Rcformablegern aller Art) die deutsche Oberschule und die Aufbauschule, und für die Mädchen(denen diese ü Haupt- und sonstigen Nebenwege offen stehen) noch eine Frauenschule, ein Oberlyzeum alter Art,«in Oberlyzeum neuer Art, ein Lyzeum erster Klasse(nach den Richtlinien vom 21. März 1923) und ein Lyzeum zweiter Klasse(wie es bisher war, ohne Reifezeugnis). All« diese merkwürdigen Varianten der Einheitsschule sind reiner Luxusartikel auf Kosten der Lohn- und Gehaltsempfänger, leben von der Noten- presse: man zahlt 45 HR) M. im Vierteljahr und kann vielleicht von dem gesamten Schulgeld eine Nachzahlung für eine Hilfskraft be» gleichen. Dieser lächerlichen Füll« an Mustern aller Art, wie sie sich ans dem Schemen-Koffer der Philologen ergießt, steht doch aber die stolze, einheitliche, festgefügte Grundschule gegenüber, in der wenigstens 4 Jahre lmrg lebendige kleine Menschen ohne Rücksicht auf Stand und Würde der Eltern, ohne Rücksicht auf mathematisch- naturwissenschaftlich«, sprachliche oder sonstig« erklügelte Bean- lagungskomplexe beisammen swd? Heißt es doch w Z 4 des Grund- fchulgesctzes vom 28. April 1920, daßPrivatunterricht an Stelle des Besuchs der Grundschule nur ausnahmsweise in besonderen Fällen zugelassen werden darf". Und in der Begrün- dung des Gesetzes sind als solche Ausnahmen angeführt: besonders gefährdeter Gesundheitszustand, außergewöhnlich weit« Schulwege oder ähnliche zwingende Umstände. Eine Zeitlang sollte über den Gesundheitszustand kreisärztliches Zeugnis Auskunft geben. Neuerdings ist aber bekanntgeworden, daß laut mini- fterieller Verfügung vom 23. Dezember 1922 als Bedin- gung für die Aufnahme des Schulpflichtigen in eine konzessionierte Familienfchule ein amtsärztliches Zeugnis über ge- fährdeten Gesundheitszustand nicht mehr nötig ist. Das heißt, wir haben diealteVorfchulein versteckter Form als Sammel- statte von Kindern mit devisenkräftigen Eltern wieder einbe- schert bekommen, und schon laden Plakate an den Anschlag- säulen Berlins   zum Besuch der Privatschulen ein. Ein Beispiel: Charlottenburg   hat 8 Privatschulen, 37 Familienschulzirkel, 2 Sprach- institut«: In diesen Anstalten stecken 1017 grundschulpflichtige Kinderll Die Privatschulen blühen. Die Familienschulen noch mehr. Hie? ist manunter sich", fern von der Straßenjugend. Und weit entfernt davon, zu hemmen, manches Bezirksamt, mancher Echulrat, der einst.Volks"schullehrer war, manche Vertreterin der Lehrerinnenorganisationen, voran natürlich die Philologenschast und der Minister für Oberlehrer sie alle helfen aus Leibeskräften. Und ringsum ist ein, in Trümmer geschlagenes Schulwesen, von denen
hinter den Bergen eine Sonne, dte ewes Morgens aufgehen wird. Haltet tn diesen schweren Tagen fest zur deutschen  Sozialdemokratie und zur deutschen Re- p u b l i kl_ vom üeutschnationalen Kriegspfaü. Es war zu erwarten, daß der Abbruch des passiven Widerstandes die ganze deutschnationale Presse in Fieber» stimmung bringen würde. Sie hat seit Monaten durch dunkle Drohungen die endlose Fortsetzung des Ruhrkampfes zu erzwingen gesucht und bei dem Kabinett Cuno auch freundwillige Ohren ge- funden. Erst als durch das neue Reichskabinett und besonders durch den Finanzminister die ganz« Groß« de» Finanzelends bloßgelegt wurde, das durch die endlosen Millionen, Milliarden und Billionen der Ruhrkredite hervorgerufen war, erst da ist die Rot- wendigkeit des Abbruchs aller Welt klar geworden. Nur die Deutsch  - nationalen, und nicht zu vergessen ihr« kommunistischen Bundes- genossen, halten in diesem Augenblick die Fortführung des Ruhr- kampfes für notwendig und wollen ihn gar durchAktivierung" vertiefen. Die Tatsache, daß ausgerechnet der Führer der Deutschen   Volks- Partei als Reichskanzler den Entschluß zum Abbruch gefaßt hat, ver- anlaßt die treuen Patrioten im Loger der Deutschnationalen zu hämischen Verdächtigungen Strcsemanns, der, bevor er in die Re- gierung eintrat, doch immerhin noch halbwegs alsnational zuver- lässig" galt. Jetzt verdächtigt man ihn, er habe durch ein« geschickte Auswahl der aus dem Ruhrgebiet   Herbeigerufenen und durch eine besondere Art der Fragestellung sich ein günstiges Votum gesichert. Di« Feststellung der Regierung, daß die befragten Vertreter des be- setzten Gebietes dieselben seien, die schon Cuno befragte, als der passiv« Widerstand beschlossen wurde, wird von der dentschnationalen Presse schämig übergangen. Dafür schickt man dem Kanzler offen« und andere Briefe. Eine Studentenschaft" aus dem besetzten Gebiet protestiert da- gegen, daß sie nicht zu den Beratungen hinzugezogen wurde, da s i e doch in vorderster Reihe im Ruhrkampf stehe! DerPom- mersche Landbund", eine besondere Abart der Deutschnatio- nalen, richtet an Stresemann   einen langen Appell, in dem er be. hauptet, daß ein Friedensvertrag tatsächlich nicht mehr besteh«, und daß Deutschland   den Krieg noch nicht verloren habe, ihn allerdings noch verlieren könne. Zwar versichert der Landbund, daß niemand im Reiche den Kanzler mn feine schwere Verantwortung beneide, obenUm für die unsagbar schwere Führung der Ge- schäfte die notwendige Freiheit und ungehemmte Kraft- e n t f a l t u n g der Regierung in die Hand zu legen, forderten weite Kreise des Volkes eine unbedingt auf nationaler Grundlage stehende Diktatur". Das ist also des Pudels Kern! Und der Casus macht nicht ein- mal lachen. Ebensowenig wie der Umstand, daß der Leiter der deulschnationalen Pressestelle in den Blättern seiner Partei zur Bildung einesBlocks der Rechten" auffordert. Die Deutsch  - nationalen hätten, so sagt dieser Herr, nicht di« Absicht, aus den grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten innerhalb anderer Par- teien etwa Vorteile für ihre Politik zu suchen. Sie rech- neten auch nicht mit Uebertritten zu ihrer Partei, aber der Block der Rechten sei das Gebot der Stunde! Auf dies« Art will man die Deutsche Volkspartei   und gewisse Teile des Zentrums umschmeicheln, um sie für dienationale Dil- tatur" elnznfangen. Ihre Hoffnung ist dabei noch Bayern   Die Kreuz-Zeitung  ", die in ihrer Abendausgabe den amtlichen Bericht über die Besprechung des Reichskabinetts mit den Ministerpräsi- deuten der Einzelstaaten noch nicht veröffentlicht, fetzt voraus, daß der Widerspruch Bayerns  , den sie mit Sicherheit erwartet, unter den Stimmen der meist sozialistischen Ministerpräsidenten ungehört verhallen" werde. Nach dem amtlichen Bericht ist aber auch dieser bayerische   Widerspruch nicht erfolgt, da die Minister- Präsidenten ja einmütig der Meinung waren, daß der Abbau des passiven Widerstandes nicht mehr zu umgehen sei. Wenn die Deutschnationalen ihren heldenmütigen Kampf gegen die Reichsregierung fortsetzen wollen, so werden sie sich nach einem
einig« luxuriös konserviert werden für Oberstudiendirektoren, rings ist ein Kämmerchenbauen für die Kinder der Bolksnot-Gewinnler, rings ist ein Sterben und Verkommen der Bolksjugend in verdreckten Zement» und Ziegelkästen. Und auf dem allen lastet das Leichentuch derEinheits'fchule. Die Privatschulen blühen. Es blüht die Standesborniertheit, die konfessionelle Befangenheit, es blüht das Einkommen mancher dieser Privatschulleiter, der Besitzer dieser Pressen und Paukinstitute, die ihren Schülern die selbstverfaßten Lehrbücher aufzwingen. Aber namenlos ist das Elend der Lehrkräfte, derAngestellten" an diesen Schulen. Im Juli 1923 erhält da in Berlin   eine Privatschullehrerin bei voller Beschäftigung% Millionen, im August alles in allem 13 Millionen Mark Gehalt. Aber so grausam es klingen mag, dieser organisierte Hungertod ist oft nicht die schlimmst« Not. Wer etwas weiß von der Behandlung, die diese Lehrkräfte sich oft müssen gefallen lassen, von der Behandlung, die diese Lehrerinnen in einem kindlich-duldenden Idealismus oft wie göttliche Prüfung auf sich nehmen, von dem physischen und seelischen Ausbeutungssystem Pflichterfüllung" fromm benannt, der begreift es nicht, wie Menschen unter solchen Umständen existieren können, wie Menschen unter solchen Umständen erzieherisch« Arbeit leisten können, es sei denn in einem Hundedasein mit rosa-frommer Schleife um den Hals. Und dabei wäre es für die sich Jahr um Jahr entvölkernden Volksschulen eine ganze Kleinigkeit, sämtliche Privat- und Familien- schulen in 3 bis 5 Jahren aufzusaugen, anstatt die Voltsschulen als Armenschulen verkommen zu lassen; es wäre«ine Leichtigkeit, die Lehrkräfte aus den Privatschulen und die etwa 35 000 brotlosen Junglehrer und Junglehrerinncn zu beschäftigen, wenn die cintlassigen, vollgestopften Dorfschulen geteilt würden, wenn Klassen- und Schulzusammonlegungen bei den in der Entwicklung befindlichen Jahrgängen unserer Jugend vermieden würden, wenn für ehrliche Versuchsschulen genügend Raum gegeben würde. Dann zwänge die Fülle der sich auftuenden Probleme(der Auslese, der Schulbücher- frage, der Kräftigung der Jugend, der Fühlungnahme mit dem lebendigen Alltag) auf den Weg zur wahren Einheit»-, Lebens- und Produktionsschule, die in innerer Beweglichkeit und Freiheit dem Palast gliche, von dem Lessing in seiner Parabel(im Anti-Goez«) schreibt. Dann wäre das Ende von Blüte und Elend der Privat- schulen, dieser Pilze auf dem faulenden Volkskörper.
Der Vater ües dr. Wespe. Heute vor fünfzig Jahren beschloß ein Dichter seine Tage, der zwar Nicht Anspruch darauf hat, unter die Klassiker Deutschlands  gerechnet zu werden, doch immerhin große Verdienst« in seinem Fache besitzt: Roderich Vene b ix. Aus Leipzig   gebürtig, widmete er sich in jungen Jahren dem Schauspielerberufe, wurde Leiter angesehener Theater und erfreute sich auch als Vorleser großer Beliebtheit. Ungleich mehr aber leistete er als Schriftsteller, schon durch zahlreiche Skizzen, Erzählungen und populäre Abhandlungen,
neuen Führer umsehen müssen. Denn wenn sogar ihre vayerffch« Hoffnung zerflattert, was bleibt dann noch übrig?. * Die deutschnationale Fraktion des Reichstages und des Preiw ßsschen Landtages, die deutschnationale Parteileitung sowie die deutschnationalen Vertreter des Reichsrats und Staatsrats Hullen cm Freitag eine Sitzung ab, mn zu der neuesten Wendung der poli, tischen Lage Stellung zu nehmen.
Die Vorgänge in Daöen. Dentschnational- kommunistische F-ronde. Aus Baden wird uns geschrieben: Die Vorgänge im badischen Oberlande lassen mm, nachdem es der Tatkraft des Innenministers Gen. R e m m e l e gelungen ist, die Ruhe wieder herzustellen, er, kennen, daß es sich um nichts anderes gehandelt hat, als um«ins allgemein« Insurrektion der Bauernschaft gegen die neuen Steuern. Der Mittelpunkt der Bewegung war das wohl, habende Großbauerndorf Ruft, das im Amt Ettenhain, zwischen der Eisenbahnlinie Offenburg   Freiburg   und dem Rhein  , am Elzfluß gelegen ist. Das Dorf zählt ungefähr 2000 Einwohner. Seit langem mochte sich hier schon die Agitation des deutsch  » national gerichteten Landbundes bemerkbar, der die Bauern mit allen Mitteln deutschnationaler Demagogie gegen die Landsteuer aufhetzte. Unterstützt wurde dies« Hetze durch die K o m- m u n i st e n. Diese gaben vor, daß sie sich nur an die Kleinbauern und an die Pächter wenden wollen. In Wirklichkeit waren aber die wohlhabenden Bauern die gelehrigsten Schüler der kommunistischen  Hetzapostel. Die Saat ging auf, als die Rüster Bauernschaft in Etten» Hain vor dem Bezirksamt wegen Regelung der Pachtverhältnisse demonstrierte. Ein Gendarm wurde niedergeschlagen. Als dann nach dem Dorf Ruft Gendarmerie entsandt wurde, um die Täter zu verhasten, wurde sie von den Bauern überwältigt und entwaffnet. Erst der Bereitschaftspolizei gelang es, di« Ruhe wieder herzustellen. 25 Schuldige wurden in Haft genommen und die Ab« lieferung einer großen Anzahl von Waffen durchgesetzt. Die ganze Bewegung zeigt, daß Rechts- und Linksbolschewisten Hand in Hand arbeiten. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß zur Erreichung des Sturzes der gegenwärtigen Staatsordnung zwischen den Kommunisten und den deutschvöltischen Nationalisten ein stillschweigendes Abkommen bestanden hat, sich gegenseitig zu helfen. Das W i e s e n t a l hat sich z. B. in den letzten Wochen als schlimmer linksbolschewistischer Gefahrenherd ent- puppt. Aber gerade dieses Tal wählten di« Nationalisten, um große Waffennester anzulegen. In Steinen, Zell   und Todtnau   hat man große Mengen von Schußwaffen mit der dazu gehörigen Mu. nition entdeckt und beschlagnahmt. Die Waffen waren erst vor kurzem durch bekannt« Nationalisten dort versteckt worden. E i n Fabrikant, in dessen Besitz sich große Wasfenmengen befanden, wurde verhaftet. Die Polizei forscht augenblicklich eiftig nach der Herkunft der Waffen. Sie hat bereits ein« Spur, die sehr wahr« scheinlich zur Entdeckung der Waffenlieferanten führen wird.
Die ßinanznot See Krankenkaffen. Dem Reichsrat hat der Reichsarbeitsminister den Entwurf einer Notverordnung vorgelegt, wonach die Krankenkassenvorstände die Grundlohngrenze aufheben, die Beiträge nach dem wirklichen Arbeitsvordienste bemessen und kürzere Zahlungs- fristen mit erheblichen Verzugsfolgen bestimmen dürfen. Tie Maßnahme ist eine notwendige Folge der Geldentwertung in der letzten Zeit. Es ist damit zu rechnen, daß die Verordnung schon in den nächsten Tagen in Kraft tritt. * Mit Zustimmung des Reichsarbeitsministers hat der P r e u- ßische Minister für Volkswohlfahrt unterm 19. Sep« tember 1923 angeordnet, daß alle auf dem Gebiete des Wohnungs- mangels bisher erlassenen Anordnungen, insbesondere die auf einen Endtermin befristeten, bis zum 31. Dezember 1923 weiter in Kraft bleiben. Die Anordnung wird in der Preußischen Gesetz« sammlung sowie imReichs- und StaatSanzeiger" veröffentlicht.
ganz besonders aber durch dramatische Werke. Namentlich als Lust­spieldichter hat er eine Fruchtbarkeit entwickelt, wie wir sie seit Kotzebue   wohl bei keinem deutschen   Autor finden. Schon sein erster dramatischer VersuchDas bemooste Haupt" fand stürmischen Beifall. Bald darauf errang er mit seinemDr. Wespe" einen besonderen Triumph und blieb fortan auf der Höhe seines Schaffens. Nachdem«r noch als Intendant des Stadttheaters in Frankfurt am Main   gewirkt hatte, schied er wegen Kränklichkeit aus dem Bühnen, leben, war aber bis zuletzt dichterisch tätig. Nach längerem Leiden starb er in seiner Vaterstadt Leipzig   am 26. September 1873 im Alter von 62 Jahren. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts gab es kaum ein beut« sches Theater, das nicht immer wieder zu den Lustspielen von Benedix gegriffen hätte, wenn es galt, in den Ernst des Lebens durch ge- sunden Humor wohltuende Abwechslung zu bringen. Auch auf Liebhaberbühnen wurden dies« harmlosen Schwänke, besonders die Einakter, heimisch, da ihre Aufführung weder in der Technik noch in der Rollenbesetzung große Schwierigkeiten machte. Meist spielen sich die Stücke in bürgerlichen Kreisen ab, bringen originelle Gestalten oder komische Verwicklungen, die regelmäßig zum Guten, namentlich auch zu Heiroten führen, und halten sich frei von Zweideutigkeit und Schlüpfrigkeit. Einige von ihnen, wieDie zärtlichen Ver- wandten" undDas Stiftungsfest", erscheinen noch heute zuweilen auf der Bühne.__ M. Sch. Umwälzung im Verein Berliner   Künstler? Der Verein Ver- liner Künstler hat die Pläne, die sein Künstlerhaus in der Bellevue, straße ausstockcn wollten, zum Anlaß genommen, um eine Umwäl- zung an Haupt und Gliedern zu beginnen. Wie weit das vorläufig möglich ist und ob der Verein im Berliner   Kunstleben wieder ein Faktor wird werden können, mit dem man ernsthaft rechnen kann, das soll eine Herbstausstellung als erste Veranstaltung der neuen Acra zeigen. Als man um Pfingsten die Aufstockungspläne abwenden mußte, wurde eine Arbeitsgemeinschaft im VBK. gegründet, die sich klar war, daß alle Kräfte dieser Künstlergruppe aus einen Punkt gelenkt und planvoll zusammengehalten werden mußten, wollte der Verein überhaupt noch weiter mitspielen In der Hauptverlamm- lung wurde ein künstlerischer Beirat gewählt, Prof. Paul P l o n t k e. der Maler; Herbert Arnold, der Rtaler und Graphiker; Otto Placzek  , der Bildhauer. Um mit künstle- rischen Mitteln vor der Oefsentlichkeit zu demonstrieren in der Hoff, nung, den seit Jahren verlorenen Boden zurückzugewinnen, be» schloß man erst einmal, das Ausstellungswesen umzugestalten. In den letzten Monaten wurden die Ausstellungsräume im Künstler- hause mit neuem Anstrich zweckmäßig hergerichtet, da sich«in größerer Umbau vorläufig verbot, und Mitte Oktober will man nun eine neue Folge von Ausstellungen eröffnen, für die jener Beirat und die Arbeitsgemeinschaft unter Führung des Malers F. M. L ü n st r o h t die Verantwortung übernimmt. i
Der Deutsche   Arbeitcr-Dängerbund(Gau Berlin, Bezirk 1) ver» anstaltet am 2g. d. M., abends 7 Uhr, ein Konzert in der Alte« Garnisonkirche. Karten sind noch an der Abendkasse zu haben. Die Corintb- Ausstellnng im KrouprinzeupalatS wird m 3, Ollober geschtesje» werden.