Nr. 457 40. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Die Ratten verlassen das Schiff.
Wie das Ausland über unsere Not denkt und wer sie verschuldet hat.
Sonntag, 30. September 1923
ledig ist, hat noch eine Mission zu erfüllen: die Kräfte zu regen und ihnen nachzuschicken und zum Teufel zu jagen, was uns heute noch von der politischen und wirtschaftlichen Verwandtschaft dieser Sippe das Leben erschwert. Es möge geschehen, solange wir noch die Kraft dazu haben.
Das Loch im Strumpf.
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Der Gegensatz der Dinge ist in Berlin bis zum äußersten ge- patriotischer Opfermilligkeit gesprochen, felbst aber mit fatanischer biehen. Grausamste Not und wahnsinniger Lurus gehen nebenein- Riugheit Deutschland bis aufs legte ausgeplündert ander her, die einen abgezehrt, geduct, erbittert, die anderen fatt, haben. Sie haben sich den Steuern entzogen durch fortwährenden Seit langem ist ja eigentlich leider alles bei uns durchlöchert: breit und voll selbstgefälliger Ueberhetung. Das Elend schreit auf Wechsel des Wohnortes und nun suchen sie fortzukommen aus dem die Währung und die Wirtschaft, die Politik und die Preise. Inden Straßen, und in den Steinwüften des Nordens beginnt es in Lande, dessen Blut und Kraft sie ausgefogen haben. Fort von den dessen die Hausfrau empfindet doch wohl am lähmendsten, daß ihr erschreckender Weise auch dem, der sich unbeteiligt dünft, aufzu Baluta anlegen, in ausländischen Banten. Ein großer Teil der Re- wie offene Mäuler entgegenstarren, die gestopft werden wollen: neuen Steuern, sie wollen ihr Vermögen ganz in ausländischer überall bei den notwendigsten Haushaltungsgegenständen Löcher fallen. Nicht weit davon macht sich wüftes Prozentum in ärgernis parationssumme fönnte bezahlt sein, wenn diese Herrschaften von in Hemden und Hosen, in Strümpfen, im Anzug und Kleiderstoff, erregender Weise breit. Es ist selbstverständlich, daß solche traffen ihren früheren herrlichen Worten einiges in die Tat umgesetzt hätten. in der Bett- und Tischwäsche. Womit aber den Schaden wieder Gegensäge auch den Ausländern, die hier weilen, und gerade denen, ie wäre es soweit mit Deutschlands Niederlage gekommen, die es mit uns noch am besten meinen, auffallen müssen. Sie sehen wenn ihrer Raffaier zeitig ein Ziel gefest morfurieren und auf die alte gestepfte Stelle immer wieder eine neue und registrieren diese Dinge, da sie unbeteiligt sind, auf eigene den wäre. Als die Not im Wachsen war, waren diese Bampyre Stopfe legen? An eine Neuanschaffung von Wäsche kann heute Weise und in den Zeitungen ihrer Länder findet man oft das Ab. am zahlreichsten. Sie haben der Regierung entgegengewirft und nur gehn, dessen Geld unwahrscheinlich und phantastisch groß iſt. bild dieses Sehens. Was einer von ihnen schrieb, der mit den organisierten eine Schwindelhausse nach der anderen. Schon das Flicken und Ausbeffern bereitet den meisten Hausfrauen Sie haben die deutschen Lebensmittelpreise hochge- unüberwindliche Schwierigkeiten. Leidenden fühlte, sei als bedeutsam und wissenswert in freier trieben, so daß zwei Drittel des deutschen Volkes Mangel leiden. Stopfgarn, vor allem aber die Wolle, sind in der letzten Das Nähgarn und das Uebertragung hier wiedergegeben. Es steht in der Karlskrona Sie haben mit rücksichtslosen Manipulationen den Kohlenpreis in Zeit dermaßen im Preis in die Höhe gegangen, daß den armen Tidningen" vom 24. August 1923 unter der Ueberschrift Herrarna die Höhe getrieben und treiben ihn aus dem sicheren Hintergrunde Raffle", was Herr Raffle bedeutet. weiter. Werkstätten und Fabriken mußten geschlossen werden mit Hausfrauen ein Schauder über die Haut läuft, wenn sie die Preise der Folge, daß Tausende und aber Taufende von Arbeitern ohne hören. Nicht minder gewaltig im Preise gestiegen sind NähBerdienst und dem äußersten Elend ausgesetzt sind. Im kommenden nadeln, und vor allem Maschinennadeln. Wenn heute geheizten Zimmern frieren müssen, während es sich die Herren Berluft, als wenn früher die Nähmaschine Schaden litt. In den Winter werden die Familien der Arbeitenden in Deutschland in un- eine Maschinennadel zerbricht, so ist das ein größerer und härterer Spekulanten in Stockholm und Kopenhagen an den Kaminen der einschlägigen Geschäften, die mit Näh- und Stopfgarn sowie feinsten Luxushotels wohl sein lassen. Maschinennadeln handeln, fann man täglich traurige Szenen erleben. Arme Frauen, die seit längerer Zeit diese Artikel nicht mehr benötigt haben und neue wieder brauchen, sehen sich außerstande
Die es aushalten müssen.
Es erweckt in Berlin feine Aufmerksamkeit mehr, daß Standinavier, die für fürzere oder längere Zeit in Deutschland waren, unter der Wirtschaftsnot im Gastlande sich hals über Kopf nach ihrer Heimat begeben. Aber es erregt Aufmerksamkeit, daß sich ein ständig machsender Strom von deutschen Reisenden Dom Stettiner Bahnhof aus nachy Kopenhagen ,
„ Hier ist nichts mehr zu machen."
zu kaufen, wenn sie die Preise hören. Tränenden Auges wenden sie sich ab und erklären:„ Na, dann können wir nicht mal mehr flicken und stopfen, dann werden wir und unsere Kinder bald nackt. herumlaufen!"
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Die neue Woche.
Stadtbahn 4,5 Millionen.
„ So, fährst du auch nach Kopenhagen ?" ruft der eine Raffte Das Für eine porte Deuolm und triftiania ergießt das dem anderen zu, wenn sie sich auf dem Stettiner Bahnhof treffen. Deutscher, die jetzt das arme Baterland verlaffen? Sind es etwa die Verarmten aus den Mittelklassen oder Ach, lieber Freund", sagt der andere, hier ist nichts mehr die Arbeiter, die sich vor der eintretenden Katastrophe zu retten zu machen." Und meint damit, für sich und seinesgleichen fei suchen? Ach nein, diese Arbeitenden sind es nicht. Sie haben die systematische Ausplünderung des deutschen Boltes nun beendet taum mehr so viel, daß sie eine Fahrt auf der Straßenbahn te. und nun könne man im Ausland sein Glück versuchen, obgleich da Go grotest es ist aber schließlich ist nicht unser ganzes Wirtzahlen können. Eine Flucht auf der Eisenbahn in das Ausland heim diefer Held der Vaterlandsliebe unvergleichlich war und Armut schaftsleben bis zur Grausamfeit grotest! am besten sind die wäre ihnen also unmöglich. Die Millionen, die Wilhelm von und Not über seine Mitbürger gebracht hat. Und wie soll man Menschen dran, die überhaupt fein Hemd mehr befizen. Deren Zahl Hohenzollerns Politik in einen Krieg trieb, de: von vornherein fie empfangen, wenn sie in unseren Ländern eintreffen? Da aber ist wahrlich nicht tein! Ein sehr beschäftigter Arzt erzählte als aussichtslos und verloren gait, diese Opfer, fie müssen zu mit man weiß, wie würdig sie zu empfangen sind, will ich ein- unlängst, daß von zehn Batienten, die sich zur Untersuchung entHause bleiben und die grenzenlose Not schalten, daß es dieselben Leute sind, die in den letzten Jahren die aus= fosten, wenn sie nicht der Tod davon befreit. Es ist hier nicht dumme und freche Hege gegen die Ausländer in fleiden müssen, neun fein Hemd auf dem Leibe haben! Was das wie anderswo, wo die Arbeiter nach beendeter Arbeit sich an den Deutschland betrieben haben. Am meisten haben sie sich gegen die für die meisten schwächlichen und unterernährten Menschen beim gedeckten Tisch setzen können. Dunkel und häusliches Elend um- Standinavier gewandt, indem sie der Masse einzureden suchten, die Herramahen der falten Jahreszeit bedeutet, braucht nicht besonders fängt sie. Elektrisches Licht und Gas sind abgedreht, denn die Ausländer feien schuld an der sintenden Mart und sie feien schuld betont zu werden. Millionenrechnung im letzten Monat fonnte nicht bezahlt werden. an den steigenden Warenpreisen. Tatsache ist, daß 99 Proz. dieser Und Petroleum ist fast ebenso teuer und nicht zu bekommen. Die Ausländer Touristen maren. Sie hielten sich einige Wochen in Familie ist um den Tisch versammelt. Kohlrüben bilden wieder Deutschland auf, mitunter nur einige Tage. Sie waren gekommen, tägliches Effen und das Stearinlidt leuchtet zu dieser Elendsmahl ich auszuruhen und ihren Blick zu erweitern. Und es ist lächerlich Markenbrot 18, Milch S , Gas 11, Waffer 11, Strom 22, zeit. Nach dem Effen heißt es schnell den Schlaf fuchen, damit zu behaupten, diese Touristen, die in ihrem Heimatland nicht zu viel Licht verbrannt wird. Denn Schlaf ist der Unglüd in Berlin in Lebensmitteln geschweigt. Bei den zurzeit noch in doch irgendwo vorhanden sein muß, scheint noch immer nicht erreicht. an piel beffere Ernährung gewöhnt waren, hätten Noch immer flettern die Preise, und die Grenze nach oben, die lichen befter Freund. Das ist das Bild der Armen in Deutschland , Berlin befindlichen Ausländern handelt es sich meist um Studenten die sich auf diesem Lande wie eingeschlossen in der Kajüte eines fintenden Schiffes fühlen mögen. Sie und um solche, die sich aus anderen Gründen studienhalber in auch die kommende Woche bringt wiederum eine ganze Reihe von müssen auf dem Schiff bleiben, ob sie wollen oder nicht, sie haben Deutschland aufhalten müssen. Sie sind gewöhnlich nicht so gut erheblichen Preissteigerungen. So wird ab Montag das Markenbrok Peine andere Wahl. Die deutsche Mittel- und Arbeiterklasse, die fituiert, daß sie den Tanz um das goldene Kalb mitmachen fönnen. 18 Millionen kosten, während sich der Milchpreis auf 8' Millionen Hand und Kopfarbeiter, alle sie, die das werftätige Leben in Es ist erfreulich, daß die Mehrheit des deutschen Boltes die Mart, der für Magermilch auf 3 Millionen 400 000 M. erhöht. diesem Lande noch aufrecht erhalten, sie sind zum Tode verurteilt, Sehpropaganda ihrer Spetulanten und Schieber gegen den Aus- Die A- Milchfarten werden mit 4 Liter, die B- Milchfarten sowie die falls nicht ein Wunder geschieht. Aber die Zeit der Wunder länder erfannt hat. Es fiel auch dem Aermsten auf, daß die Hege Karten für werdende Mütter( C- Karten) mit je ½ Liter Vollmilch ist vorbei. gegen das Ausland allezeit verbunden war mit einer salbungsvollen beliefert. Wie bereits mitgeteilt, wird der Strompreis auf 22 MilDie fliehenden Spekulanten. Geste, die der Schieber schändliches Spiel verschleiern sollte. Das lionen, der Wasserpreis auf 11 Millionen und der Gaspreis auf Die Deutschen , die ich täglich zu den Wagen des Schweden - deutsche Bolt ruft diesen gewiffenlosen Herren, die Deutschland im 11 millionen erhöht. Die Direktion der städtischen Gaswerke teilt zuges, der sie auf dem Stettiner Bahnhof aufnimmt, strömen sehe, In- und Auslande auf das unerhörteste geschadet haben, ein hierzu mit: Die Meßzahl, mit der der Festpreis von 10 Pf. für find von anderer Art. Es sind die Leute vom Schlage der Präftiges Pfui" hinterher. Das Ausland, das das einen Kubikmeter Gas zu multiplizieren ist, wird für die Woche vom Rafftes, die Jobber, Schieber und Börsenspeku Bergnügen hat, diese zweifelhaften Elemente aufzunehmen, hat 30. September bis 6. Oftober auf 110 000 000 festgesetzt. Hiernach Ian te n. Sie suchen sich und ihr Eigentum zu retten aus dem alle Veranlassung, in dieses Pfui" mit einzustimmen. haben alle Gasabnehmer, bei denen in der Zeit vom 30. September Zusammenbruch, den sie selbst verschuldet. Dieses Eigentum, das bis einschließlich 6. Oktober der Gasverbrauch festgestellt wird, für sie durch rücksichtslose Börsenmanöver, durch das systematische So enden die beachtenswerten Ausführungen, die dem schwe. das seit der Standaufnahme in der zweiten Hälfte des SepSenten der Martvaluta errafft haben, dieses Vermögen, das sie dischen Blatt von einem Landsmann über Berlin gemacht wurden. tember verbrauchte Gas den genannten Preis von 11 Millionen durch fremdes Geld verdient, durch das unverschämte Wir sind sie los, diese saubere Gesellschaft, d. h. ein Teil von ihnen Mark zu zahlen. Nach Möglichkeit wird um unmittelbare Zahlung Dumping von deutschen Waren in Standinavien, Holland , England und Amerika noch vergrößert haben. Die große Masse der Arbei hat es vorgezogen, den Ratten gleich im fintenden Schiff, Deutsch bei der Standaufnahme in bar mit nicht zu fleinen Scheinen oder tenden in Deutschland verabscheut diese Gesellschaft, die während land zu verlassen, von dessen weiterer Ausraubung fie fich feinen Barfcheck gebeten. Bei diesem Verfahren entstehen dem Verbraucher und nach der Kriegszeit vom Durchhalten, von Bateríandsliebe und Vorteil mehr versprechen. Aber das Land, das dieses Ballastes teine Zeitverfäumnisse und die denkbar geringsten Kosten. Auf der
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Das Verbrechen der Elise Geitler.
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Novelle von Hermann Kejser.
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wie eine umschleierte Ahnung in sich getragen hatte und die nun in füßen Gebilden einer versunkenen Zeit seltsam und lodend enthüllt waren. Als die Siebzehnjährige das Kloster verließ, ging fie mit dämernden Sinnen in das Haus in der Stadt zurück und es blieb von dem Aufenthalt im Kloster mit dem erlernten Wissen ein Streifchen blauer und schlafender Sehnsucht in ihr.
Das verdorrie Fräulein aber sprach von anderen Dingen, sagte, daß man aus den adeligen jungen Damen, die im Kloster der geistlichen Schulschwestern als weltliche Lehrerinnen beim Unterricht hälfen, wie es seit Jahren der Brauch sei, die Hofdamen der Brinzessinnen wähle, und gab es wie einen Trost dazu, daß noch kaum eine die weiße Haube der Schwestern, vielmehr immer einen guten Weg im Dienste des Hofes genommen habe.
auskam. So unterließ sie es denn, das Mädchen, in dem ihre Worte ein Feuer beleidigten Fühlens entfacht hatten, rechtzeitig der Ruhe zurückzugeben. Und während die alten Frauen durch drei Jahrzehnte spazierten, setzte sich in Gertrud ein Widerhaken von Trozz und Erbitterung fest, den das Fräulein mit leichten Fingern zu lösen vermocht hätte. Es war aber der Wille des Schicksals, daß dies zum Verhängnis des Mädchens unterblieb. Denn. als das Fräulein nach vielen und lebhaften Gesten endlich lostam und sich bereit machen wollte, es dem Mädchen zu sagen, daß niemand, auch nicht der gleichgültige Vormund sie zwingen und drängen wollte, da flinkte die Gartentüre und es erschien mit dem Schauspieler, der zum Abendessen angesagt war, Gertruds Bruder. Er war sehr aufgeräumt und fam in einem vergnügten Schritt, warf ein Päckchen mit Büchern und Heften auf den erstbesten Stuhl und wünschte der Tante einen guten Abend. Herr Behrens, Schauspieler am föniglichen Hoftheater", wie er der alten Dame vorgestellt wurde, verbeugte fich tief und förmlich, mußte aber, wofür er einen guten Blick hatte, zu feinem Merger gewahren, daß die Nennung seines Standes hier feine Wirkung tat, vielmehr das verschrumpfte Fräulein nur fühl die Lorgnette hob, mit den klugen Augen dahinter den fremden Gast wie von oben musterte, etwas in sich hineindachte und die Vorstellung mit einer dankenden stummen Be wegung beantwortete. Eine schnell eingeschobene Einladung Ottos lehnte sie mit dem Bemerken ab, daß sie in der Stadt erwartet werde und in der Gesellschaft nicht stören wolle. Zu einem Abschied mit Gertrud tam es nicht mehr, weil das Mädchen, von Elise gerufen, sich mit dem Bescheid ausgeredet hatte, sie sei eben dabei, die Kleider zu wechseln. Sie schämte sich aber nur ihrer verweinten Augen.
Und vor des Mädchens Auge erhob sich der schlichte Bau der Erziehungsanstalt von Siebenburg, dem föniglichen Luftschloß vor der Stadt, und sie sah sich wieder wie in der Institutszeit in langer paarweis geordneter Reihe durch die endlosen Wege mit den verschnittenen Heden wandern, vorbei an den Schwanenteichen und den niedlichen Rokokohäuschen mit ihren ewig geschlossenen Fensterladen. In dem Park war es immer so still gewesen, wie in der bunten goldenen Kirche, in der fie zweimal des Tags, zur Morgenmesse und zur Abendandacht, die Bänke gedrückt und davon rauhe Kniee bekommen hatten. In dem Bart wurden nämlich nur Auf Gertruds Gesicht stand, als ihr diese gutgemeinte die jüngsten Prinzen und Prinzessinnen solange fie in den Vernunft eines ebenen und gesicherten Daseins auf viele Windeln lagen im Kinderwagen spazierengeschoben. An Weise begreiflich gemacht wurde, weder Zufriedenheit noch jenem Tage aber, da dort der Hof alljährlich ein Gartenfest Berzweiflung. Sie ließ die alte Freundin gewähren, fagte es gab, die fostümierten Schauspieler der königlichen Theater ihr in einem gehorsamen und dankbaren Ton zu, daß sie den das galante Leben der Zopfzeit erwachen ließen, die Herren Borschlag erwägen und auch mit dem Bruder besprechen in der Buderperücke und in faminen Hosen, die Damen im werde, und war nicht ausgerührt, bis das Fräulein zu inisternden Reifrock auf dem furzgeschorenen Rasen tanzten letzt an alles die Mitteilung hing, Gertruds Bormund, der und fangen, an jenem Tage war er der brennenden Schau- Hof- und Justizrat, sei derselben Meinung wie sie und habe lust der Böglinge ein verbotener Garten, und die geistlichen die Absicht, es Gertrud demnächst selber zu sagen. Schwestern versperrten mit List ein sonst offenes Gelaß in Dies aber war es, was eine Verwirrung schuf und das dem Institutsflügel des Schlosses, von dem man den Blick in Ende der Unterredung ins Heftige bog. Denn nun fagte es den Park hatte. Aber der Kirchturm war nicht versperrt. Gertrud dem Fräulein heraus, daß sie sich nimmermehr über Und von dem engen und staubigen Brettermert aus, auf dem fallen lasse und alt genug fei, um sich selber die Richtung zu die unbarmherzigen Gloden hingen, durch die das Mädchen- geben. Dann ging sie, das Taschentuch vor dem Gesicht, vom poft immer zu früher Stunde aus dem traumheißen Jugend- Tisch weg. schlaf geweckt wurde, tat sich vor Gertrud und ihren ver- Während sich Gertrud in ihrem Zimmer erbost in einen Otto erfuhr nichts von dem Zwischenfall. Als endlich fchwiegenen Freundinnen der Märchenpart mit den zierlichen Stuhl warf und einen Strom von Tränen hinunterschluckte, Gertrud in einem blauen Kleidchen und mit einem goldenen Tänzern auf, alles flein wie Spielzeug zu den zitternden stieß die alte Dame, die ihr bestürzt nachgehumpelt mar, in Rettchen um den schlanken Hals erschien und den SchauFüßen der heimlichen Mädchen, die bei dem Anblick nicht zu der Türe mit Elise zusammen, ließ sie wissen, was sich be- spieler begrüßte, da war das Fräulein schon auf dem Weg atmen wagten. Zur Nachtzeit aber flüsterten die Freun- geben hatte, verflagte sich selbst, daß sie vielleicht das emp. nach der Stadt und trug auch, indes fie unter der milden dinnen noch nach Wochen von Bett zu Bett von dem ge- findliche Kind mit unvorsichtigen Händen angefaßt habe", und Abendsonne unter den Bäumen hinschritt, einige Verwunde stohlenen Glüd und eine von ihnen brachte auch vom Aus- jammerte über die Menschen der neuen Zeit. rung über den eigentümlichen Freund der Sohrschen Gegangssonntag in der Stadt ein altes Heftchen mit fledigen Es ist stets so, daß alte Leute, wenn sie zusammen in die schwister mit sich, flappte ihren verblichenen Sonnenschirm Kupfern ins Kloster, darin ein Festspiel zu Siebenburg, wie Bergangenheit schauen und sich gegenseitig darin bestätigen, bald auf und bald zu und ging mit müden und zögernden es das Schloß im achtzehnten Jahrhundert gesehen hatte, ge- daß man sich immer schwerer in den Verwandlungen der Schritten dahin. Ich hätte dableiben sollen", meinte sie eintreulich beschrieben und auch der gereimte Inhalt einer ergötz- Gegenwart zurechtfinde, gar leicht die Forderung des Augen- mai und dann wieder so ein Mädel. Und sie nahm lichen Komödie zu lesen war. In den Versen jedoch war von blic's verschwagen. Das alte Fräulein war um so eher dazu sich vor, in den nächsten Tagen wieder in Berligenfeld vorzuDingen die Rede, wie sie die Mädchen noch gar nicht zu geneigt, als sie nun durch das Geplauder und durch das sprechen. denken gewagt hatten, von Dingen, die Gertrud bisher nur unterwürfige Jasagen der Dienerin aus ihrer Aufregung her
( Fortsetzung folgt.)