Nr. 469 40. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Stresemanns Rede im Reichstag.
( Schluß des Berichts aus dem Hauptblatt.)
Sonntag, 7. Oktober 1923
Gefundung der Wirtschaft seller
( Erneute Unterbrechungen bei den Kommunisten.) Die Aufrührer| munisten. Abg. v. Graefe( dt- völt.) ruft: Mit Bürmern fann man Aus diesem Grunde haben wir unsererseits davon abgesehen, in Süfirin werden die Schärfe des Gefehes fühlen. Das Ausnahme- nicht fapitulieren!) Meiner Auffassung nach gibt es feine Möglichdie Aufhebung der bayerischen Verfügung zu fordern.( hört, hört! gericht ist eingelegt. Seine Einsetzung sowie die Art der Nieder- feit, dem Währungsverfall nur mit technischen Mitteln entgegenzubei den Kommunisten.) Wir hoffen, daß das Nebeneinander der merfung des Widerstandes entspricht dem Belagerungszustand. treten und ihn aufzuhalten, man kann sie anwenden, wir haben beiden Berfügungen möglich ist.( 3uruf links: Sehr flug!) lind das Ihren Worten wird die Regierung auch Taten folgen laffen.( Burufe fie auch anger medet bis zu dem Maße, daß unsere GoldLei den Kommunisten.) referne auf ein Minimum herabgefunten ist. Das es möglich ist, bei der Gelegenheit das Recht des Reiches zu leber unsere finanziellen Verhältnisse brauche ich Enischeidende ist, daß man das Mißtrauen beseitigt in cine schüßen.( Buruf bei den Kommunisten: Kapitulation vor Bayern !) Es ist interessant, daß das Wort Kapitulation bald von der einen, Shnen feine ausführliche Darlegung zu geben. In einem Riefen- Währung, die nicht mehr zu halten ist nach außen als Zahlungsbald von der anderen Seite fommt. Wir leben in einer Zeit, in dermaße blieben die Reichseinnahmen hinter den Reichsausgaben zu nuttel und nach innen ihre Zahlungskraft mindestens vermindert hat. die verschiedenen Länder des Reiches eine ganz verschiedene wirt- rüd, namentlich infolge der auch noch für die Uebergangszeit fort- Wie müssen ein neues Geld schaffen. Das Wichtigste aber ist der schaftliche, foziale und politische Struktur aufweisen. Das ist nicht auführenden Unterstügungen im besetzten Gebiet. Es waren tief Bersud; der nur in bezug auf Bayern der Fall, sondern auch bei anderen eingreisende Maßnahmen auf dem Gebiet der BeLändern. Ich würde es für alle falsche Staatstunst halten, hier das Steuerung notwendig. Ich habe volles Verständnis dafür, wenn Die Ministerpräsidenten der Länder zum Ausdruck Reich auszuspielen gegen Bayern , mit dem wir fernerhin zufammenarbeiten müssen. Nur dann wird das Reich sich stützen können auf bringen, wie schwer einzelne Steuern ihre Landesgenossen treffen. die Kräfte der Länder.( Beifall bei der Mehrheit. Zuruf bei den Diese Härten der Steuern find aber nicht auf einzelne Länder be. Kommunisten: Verbeugung vor den Faschisten!) Es gibt ja auch schränkt. Dann möchte ich Sie bitten, sich auch einmal in die Seele Länder, in denen Sie( zu den Kommunisten) mit Ihrer Partei eine eines Finanzministers hineinzuversehen, der weiß, daß überhaupt Rolle spielen. In diesen Ländern haben Sie sich über schlechte Be- nur ein sehr geringer Bruchteil der Ausgaben durch Steuern auf handlung Ihrer Partei auch nicht beklagen dürfen.( Lärm bei den gebracht wird und dem man zumutet, leichten Herzens auf Steuern Kommunisten. Bräsident Lobe bittet nochmals die Zwischenrufer, bu verzichten. Wir haben durch einen Erlaß vom 29. September ihre Einwände für ihre eigenen Reden zurückzuhalten, die dauernden Steuerzahle: empfohlen. Ob wir darüber hinaus zu ausdrücklich die Berücksichtigung leistungsschwacher Zwischenrufe machten es dem Reichskanzler unmöglich, fich ver: Erleichterungen und zur Aufhebung von Steuern tommen werden, ständlich zu machen. Der Präsident droht, diese Rufe in Zukunft als wird sich zeigen, wenn wir uns flar darüber sind, ob wir dem Währungsverfall mit Erfolg entgegentreten fönnen durch Maßnahmen, auf die ich im einzelnen nicht eingehe, die auf Schaf= fung eines wertbeständigen Geldes abzieler als Mittel gegen die Inflation. Damit fomme ich auf
ordnungswidrig zu rügen.)
Was nicht geduldet werden tann, ift die Zügellosigkeit, mit der man in Bayern Inftitutionen angreift, die herausbleiben müffen aus dem politischen Kampf.
das Berhältnis von Ländern und Reich.
Wenn es sich darum handelt, die Wehrpflicht des Besizes durchuführen, so werden Sie( zu den Kommunisten) teine Veranlassung haben, mich als einen Deserteur von dieser Idee hinzustellen. Die ganzen Borschläge, die ich für die unmittelbare Hergabe des Besizes an das Reich gemacht habe, find wohl das weitgehendste, was jemals dem Befit als solchem zugemutet worden ist. Wir wollen also doch endlich damit aufhören, es so hinzustellen, als ob Sie allein die Träger folcher Gedanken wären.( Große Unruhe und andauernde Zurufe bei den Kommunisten.)
Wir brauchen dazu auch einen Eingriff in die Preisbildung, die bei uns Formen angenommen hat, die wir nicht mehr ertragen Tönnen.( Allgemeine stürmische Zustimmung.) Wir brauchen Mittel gegen eine Monopolpreisbildung über den Weltmarktpreis hinaus; es geht nicht an, durch Konventionen und Syndikate den Wettbewerb aus dem Wirtschaftsleben so auszuschalten, wie er jetzt ausgeschaltet ist.( Erneute allseitige Zustimmung.) Wenn an die Stelle der Aufgabe, die sich in früheren Zeiten die Wirtschaft stellte, durch technischen Fortschritt, durch höchste Qualität im Wettbewerb davonzutragen, die neue Aufgabe triit, in Konventions. fizungen neue Breife festzusetzen, dann hört auf, was einstmals die Initiative und der Träger der deutschen Wirtschaft war. Mit einer solchen Preispolitik von Konventionen und Syndikaten hätten wir nie den Weltmarkt erobert; und um so weniger ist ein solche Preispolitik in einer Zeit zu ertragen, wo wir vor einer Arbeitslosigkeit stehen, die wir in ihrer Begrenzung noch gar nicht übersehen können, in einer Zeit, wo wir infolge der gejamien außen- und innenpolitischen Lage auch an die gesamte Arbeiterschaft und Beamtenschaft mit der Forderung nach Mehrleistungen. herantreten müssen, Forderungen, die hoffentlich in freier Verein= barung erledigt werden, oder evtl. auf dem Wege der Verordnung, die notwendig ist, wenn wir nicht sehenden Auges die Berelen= bung des deutschen Boikes zum Brinzip erheben wollen. ( Große Unruhe bei den Kommunisten; erregte zurufe: Arbeitsstreckung! Kurzarbeit!)
Bebhafte Zustimmung.) Ich meine nicht die Reichsregierung als folche. Ich selbst nehme die Dinge nicht so schwer. Aber ich erinnere Die Reichsregierung billigt ihrerseits den Vorschlag des früheren an den Reichspräsidenten. Er ist die Verfinnbildlichung Reichsfinanzministers, wonach die einzelnen Länder finanziell wie. der obersten Spitze. Wer würscht, einmal dort Persönlichkeiten zu der selbständiger gestellt werden sollen. Jetzt hat das Reich nicht sehen, die ihm selbst näher stehen, der sollte fehen, daß die Institution nur für seine eigenen Ausgaben aufzukommen, sondern auch für die als solche auf der Höhe sei.( Erneute Zustimmung.) Ich wende mich Ausgaben eines großen Teils der Länder und Kommunen, ohne auch gegen die Kritif des„ Bölkischen Beobachter" gegen- daß es Kontrollmaßnahmen wirksamer Art hat darüber, wie eigentüber dem General v. Seedt. Was würde man in der alten Armee lich diese Mittel verwendet werden. Nach Auffassung des Kabinetts dazu gefagt haben, wenn so das Vertrauen zum Offizier erschüttert fann wirkliche Abhilfe nur geschaffen werden durch eine grundworden wäre. Es ist das eine unverantwortliche Heze, die jeder legende Aenderung des Berhältnisses zwischen Reich, Ländern und anständige Mensch verurteilen muß.( Sehr richtig!) Gegen kommunen. Das jetzt voraus, daß die Länder wieder die volle über so manchen Zerlegungserscheinungen, die sich in Bayern zeigen, Verantwortung für die eigenen Ausgaben übernehmen. Dazu follten wir uns ein Beispiel nehmen an der Art, wie im besetten müssen sie aber auch über eigene Einnahmen verfügen, Gebiet der Gedanke der nationalen Einheit sich gezeigt hat, ein- und demnach müssen ihnen Einnahmequellen erschloffen werden, die mal in der Kundgebung in Köln und dann in der stillen Abwehr in fie in den Stand sehen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Dann wird das Düsseldorf . Ich bedaure, daß der Kampf gegen den Staat geführt Reich sich wieder auf seine eigenen lufgaben beschränken fönnen. mird, weil man die Barteien nicht maa. Welche Partei regiert Bis zur Durchführung einer grundlegenden Reform wird ein Ausund welche Regierung, das ist in der Geschichte Episode. Oder aber weg in der Weise gefunden werden müssen, daß die Länder wie has Deutsche Reich und der deutsche Staat bleibt, das das Reich durch Kontingentierung der zu verwendenden Darum brauchen wir Eingriffe in die Preispolifit, damit nicht wird Epoche sein.( Lebhafte stürmische Zustimmung.) Benn ver- Mittel sich zur äußersten Spa: samkeit zwingen, daß kein Gesetz der geforderten Mehrleistung die Ausbeutung durch unberechtigte brecherische Naturen glauben, durch Aufreizung und Gewalt gegen mehr verabschiedet wird, das neue Lasten bringt, feine neuen BePreise entgegentrifi. den Staat anrennen zu dürfen, so lehne ich es ab, in diesem Treiben hörden und Beamten eingesetzt werden. Dazu gehört auch der Auf dieses Zusammenwirfen sollen sich die Verordnungen beziehen, etwa einen nationalen Gedanken zu sehen. Wir haben genug Abbau der alten Gesche und der jehigen Verwaltung. wegen deren wir von Ihnen eine Ermächtigung verlangen. Kaum gelitten vom Feind, wir wollen nicht selbst das Grab noch weiterschaufeln. Bon diesem Gesichtspuntt aus muß man auch die Das ist die einmütige Auffassunug des Rabinetts, und ich glaube jemals hat ein Kabinett die Führung der deutschen Politik in Berhältnisse betrachten. die sich in Rüstrin gezeigt haben, und die doch, daß, selbst wenn man in einer eigenen gewissen Berallge. schwererer Zeit und in schwererer Rot übernommen. Wir haben vor meinerung von liebgewordenen Begriffen von einer Berliner Re- der Frege gestanden, ob es richtiger wäre, sofort mit Maßnahmen das Einschreiten der Reichswehr erforderlich machten. gierung nur in Gänsefüßchen spricht, und wenn man auch dieser und Berordnungen zuzupacken, eber ober die Einzelheiten auszuJch habe teine Veranlassung, der Reichswehr besonderen Dant Regierung nicht gerade ein hundertprozentiges Vertrauen entgegen arbeiten, die uns davor bewahren, daß diese Verordnungen über das zu sagen. Sie hat einfach ihre Pflicht getan. bringt, doch fachlich und objektiv anerkennen fann, daß sich noch berechtigte Maß hinausgehen. Es werden heute vielfach von uns Feststellen will ich aber, daß sie mit ihrer Haltung die zum Schweigen niemals eine Regierung in bezug auf die Regelung dieser Dinge Entschließungen gefordert in Tagen, wo man früher Monate gebracht hat, die das Bertrauen zur Reichswehr erschüttern wollten. auf den Standpunkt gestellt hat, eine verlorene Ausgabefelbständig-| dafür Zeit hatte. Wir haben hier eine ganze Reihe von Maßnahmen Ich möchte wünschen, daß wir alle die Reichswehr , die ein feit wieder aufzubauen, die mir gewillt sind, den Ländern zu geben. in Aussicht genommen; das geht nicht mit dem parlamentarischen Instrument des Staates ist, herauslassen aus dem poli= Das wichtigste Moment in psychologischer Hinsicht ist: es geht Apparat, wie er aufgezogen ist.( Lebhaftes hört, hört!) Herr von fifchen Rampf, mie wir auch erwarten, daß die Reichswehr fich nicht an, daß jemand Ausgaben machen fann, ohne daß er selbst Graefe, Sie haben so oft nach dem Diktator gerufen, daß Sie nich be felbst heraushält aus ihm.( Sehr richtig!) Wir brauchen ein Berfontrolliert, mieweit seine Verantwortlichkeit geht. Das muß zur rechtigt find, hier hört, hört zu rufen.( Große Heitereit, fortdauernde Unruhe.) trauensverhältnis der Reichswehr zu allen Barteien. Verschwendung führen, zur Auspowerung des Reichs. Lassen Sie Dieses Ermächtigungsgefeh müssen Sie uns geben! ( Lärmende Unterbrechungen bei den Kommunisten.) Sie( zu den uns diesen Weg gemeinschaftlich gehen. Wir können auf diesem Kommunisten) haben fein Recht über Instrumente des Staats zu Bege auch der Anschauung entgegentreten, als wenn es Würmer( Buruf bei den Kommunisten: Unter der Herrschaft des Belagerungs rechten, da sie ja selbst sich nicht auf den Boden des Staates stellen. gebe, die an den Pfeilern des Reichs nagen.( Burufe bei den Kom. I zustandes!) Das der Belagerungszustand da ist, liegt an Ihnen!
Tante Frieda.
Bon Hans Bauer.
frechen Bosheiten gegen alles fortschrittlich Politische auf der cnderen Seite find so recht nach ihrem Geschmac. Kreuzung aus Badfisch und Schlächterhund, aus Courths Tanten stehen gemeinhin in dem Geruch, sehr mimosenhafte Mahler und Ludendorff, so läuft Tante Frieda durch ihr treuGeschöpfe zu sein.
Tante Frieda meicht von dem Wizblätter- Typ der Tanten faum ab. Als sie vorige Woche den Ofenseger bestellt hatte und diesem einmal etwas nicht flappte und er aus Zorn darüber einen malerisch schönen Fluch hinlegte, belehrte sie ihn pitiert, daß solch harte Worte sonst in ihrem Haushalt nicht fielen.
Besonders entrüstet ist Tante Frieda immer, wenn sie argmöhnt, der Student nebenan habe wieder einmal seine Freundin mitgebracht. Wie man nur fönne und wohin bas führen solle und wohin man täme, wenn alle Zucht und Sitte aus der Welt verschwinde!
Tante Frieda ist auch empfindsam gegen förperliches Un gemach. Neulich hatte sie sich in den Finger geschnitten. Da um wickelte sie erstens die wunde Stelle mit ganzen Knäueln von Verbandszeug, damit ja tein Blut, das sie nicht sehen kann, durchfidere, und zum andern erzählte sie es jedermann ausführlich, was ihr geschehen sei und wie schrecklich das doch wäre.
Tante Frieda ist auch fromm. Sie fürchtet Gott und hat christliche Haussegen an ihren Zimmerwänden hängen, die nicht gerade Geistreichigkeiten verkünden, aber doch in schlichter Innig Peit Friede, Eintracht und Güte preisen. Muß ich noch sagen, daß Tante Frieda nicht duldet, daß in ihrem Hause fich Kinder balgen, daß sie ihre kleinen Neffen gezüchtigt hat, als diese einmal bei ihr zu Besuch waren und bei dieser Gelegenheit Feuerwerkskörper auf der Straße abgebrannt hatten? Muß ich noch sagen, daß Tante Frieda sich entsetzt, wenn Müllers Hannchen in durchbrochenen Strümpfen spazieren geht?
deutsches Dasein.
Ewig Anstoß nehmend und gerührt
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und ewig zerfressen an
der Seele und von keinem Teensturm berührbar, Sinnbild aller phrasenreichen Gesinnungsverlogenheit, sollte die Photographie der Tante Frieda über keinem teutonischen Schreibtisch fehlen.
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Neue Erinnerungen an Gustav Mahler . Gustav Mahler , der große Romponist und unvergeßliche Dirigent, tritt uns in dem fortreißenden Feuer feines genialen Temperaments und in dem Reiz seiner eigenartigen Persönlichkeit aus den„ Erinnerungen" entgegen, die soeben aus dem Nachlaß einer feiner intimsten Freundinnen, Natalie Bauer Lechner , bei E. P. Tal u. Co. in Wien veröffentlicht werden. Wir verfolgen hier den Aufstieg des armen Mufiters bis zu dem weltberühmten Leiter der Wiener Oper, das Wachsen des Komponisten in ungeheurem Ringen zur Beherrschung vorher nie geahnter Mittel. Aber auch rein menschlich tritt uns dieses Genie nabe in seiner nervösen Reizbarkeit, die soviel Absonderliches mit sich brachte und doch mit der Zauberfraft, die von ihm ausging, eng zusammenhing.
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ihn alle Augenblicke, stehen zu bleiben, während er, je mehr er sich im Reden ereifert, wie ein Über mit den Füßen den Boden schlägt. Höchst sonderbar ist es, daß Mahler bei seinem Rhythmus! nicht zwei Schritte gleichmäßig geht, sondern fortwährend das Tempo wechselt, zur gänzlichen Unmöglichkeit für jeden, der mit ihm geht, gleichen Schritt zu halten."
Der kleine, schmächtige und scheinbar so zarte Meister besaß eine
außerordentliche Kraft und Elastizität, so daß er in stundenlangen Proben seine sämtlichen Musiker bis zur Erschöpfung„ auspumpte"
In
und geradezu übermenschliche Proben von Energie ablegte. Leibesübungen war er gewandt und ausdauernd. ,, Wie er imstande ist, die mächtigsten Klaviere furz und flein zu schlagen," schreibt die Verfasserin, das macht ihm fein Riese nach. Kaum möglich ist es, nach Mahlers Gesicht zu erraten, wie alt er sei, da es bald jugendlich wie das eines Jünglings, bald weit über seine Jahre hinaus gefurcht und gealtert erscheint. Ebenso kann innerhalb einiger Tage, ja oft weniger Stunden sein Aeußeres vom besten zum schlechtesten, vom vollsten zum hohlsten sich verwandeln, was mit dem fortwährenden und rapiden Wechsel seines ganzen seelischen und leiblichen Menschen, vor allem jedoch mit jenem ewig anderen, immer aber mit gleicher genialer Intensität und größter Unmittelbarfeit ihn erfüllenden Inhalt seiner Person und seines ganzen Seins zusammenhängt.
Zerstörung von Eisbergen.
Die Vereinigten Staaten haben einen Patrouillendienst eingerichtet, um die Schiffe des Atlantischen Ozeans vor herannahenden Eisbergen zu warnen, die ihnen das Schicksal der " Titanic " bereiten fönnten. In mehreren Fällen ist es diesem Küstenschutz sogar gelungen, die Eisberge durch Sprengminen ungefährlich zu machen.
,, Seine Wechselhaftigkeit und Sprunghaftigkeit", erzählt die Freundin, ist so groß, daß er nicht eine Stunde lang der Gleiche bleibt und alles außer und um ihn, besonders. aber die Nächsten, seinem veränderten Blick immer anders erscheinen. Seine Vergeß lichkeit und zerstreutheit aus Versunkenheit und Abgelenftheit nach innen ist groß und war früher noch viel größer, so daß ihm die feltsamsten Dinge passierten. Sein Konservatoriumskollege Winkler Man näherte fich dem Eisberg vorsichtig auf dem Boot und erzählte mir, Mahler sei nach einer Probe feiner Klavier- Biolin es war im Winter fo vertieft in brachte dann mit einem Floß zwei starfgeladene vertettete Minen sonate aus dem Musikverein Gedanken weggerannt, daß er Mantel, Stock und Hut vergaß; ja unter eine hervorragende Rante des Eisberges. Dann ruderte man auf der Ringstraße verlor er selbst die Hälfte der Noten, die zum schleunigst rückwärts und setzte durch elektrische Zündung die Minen Aber: eben diese Tante Frieda hat auch noch eine andere Glück die ihm folgenden Kollegen fanden und nebst den Kleidungs- in Tätigkeit. Natürlich gab es stets ein mächtiges Krachen und Seele. Eine Gegengewichts- Seele. Eine Stahl- und Eisen- Seele. ftüden ihm nachtrugen." Daß ein so ganz mit seinen inneren Ge- Umhersprigen von Eisstücken, aber in den meisten Fällen konnte Tante Frieda hat es mir neulich offenbart, daß wir 1918 bis fichten beschäftigter Rünstler in seinem Aeußeren viel zu wünschen man durch eine Sprengung immer nur eine Verkleinerung zum letzten Mann hätten fämpfen müssen, bis der Rhein mit übrig ließ, ist begreiflich. Wenn er morgens das Haus untontrolliert des Eisberges erreichen. Es bedurfte eines mehrmaligen Franzosen- Leichen angefüllt gewesen wäre". Tante Frieda hat verläßt, hat er oft noch am Mittag die weißen Spuren des John Angriffs, und meist waren dazu mehrere Tage notwendig, um mir auch versichert, daß eine nicht vaterländische Regierung mie pulvers oder der Seife vom Rasieren auf Mund und Wangen. Nicht den Eisberg so zu zertrümmern, daß seine Reste für herankommende Die unsere" feinen Gehorsam verlangen könne. Tante Frieda ist besser ist natürlich die Ordnung, welche er um fic, in seinem Fahrzeuge nicht mehr gefährlich waren. Zimmer, hält. Wenn er es in der Früh verläßt, sieht es aus, als Wenn eine Mine gesprengt wurde, sagt ein Teilnehmer das ferner sehr unzufrieden mit der Einstellung des passiven Wider hätte der Feind dort gehaust: das Bett in der zerstörtesten Ber- Küstendienstes, gab es ein Schauspiel, das faum zu beschreiben ist. standes. Sie hätte es vielmehr gern gesehen, wenn er zum aktiven fassung. Bolfter und Dede auf der Erde, das Leintuch zusammen- Cine Wasserfäule spritzte bis zu dem Gipfel des Eisberges. Taufende gesteigert worden wäre. geballt in irgendeiner Bettede; Kamm, Bürste, Handtücher und Seife von Tennen Eis wurden abgesprengt und stürzten mit mächtigem Lante Frieda: die liebe blutrünstige Spießerin. Tante Frieda, im 3immer oder auf dem Bett herumgestreut, Ruverts oder Papier - Getöse in die See. Die Gewichtsabnahme des Berges war so starf, das Ueberbleibsel aus dem Mittelalter, wo man der Menge die schnipfel im Baschbecken, das Nachthemd und abgelegte Wäsche an daß das Reststück des Berges riesenhaft in die Höhe stieg, so daß ein Nerven zutraute, öffentlich der Erhängung einer Jungfrau beizu- allen Eden und Enden des Zimmers auf dem Boden." Untundiger hätte denken müssen, der Berg wüchse eher als daß er wohnen, aber bestimmt nicht vergaß, dieser vorher die Röcke Sehr charakteristisch für Mahier war sein Gang, um dessen fleiner würde. Im Augenblick, als er seine größte Höhe erreicht fest zuzubinden, damit eben jene Menge nicht etwa etwas unwillen ihn die Kinder auslachten. Die Ungeduld guckt und zudt aus hatte, brach er gewöhnlich in mehrere Stücke auseinander, und diese jedem seiner Schritte, indem er wie ein Rössel oder auch wie ein fanfen dann mit auffallender Langsamteit, unerwartet still, faft Blinder, der den Weg nicht sieht, die Beine hebt und, mit dem Fuß geräuschlos, ins Meer: vermutlich eine Folge der großen Massen, Tante Frieda liest die„ Gartenlaube" und das„ Daheim". Deren stampfend, den Boden berührt. Ist er mit einem im lebhaften Ge- während die fleineren abgesprengten Teile mit großem Geräusch ins Simonadenselige Kitschromane auf ber einen and the giftig- spräch, je jaßt er ihn an der Hyamb ober am Selbergipfel bawingt aller gefturat maren,
züchtiges sehe.