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und Koiisumtirm sich nicht einander zu befehden, sondern voneinander zu lernen und einträchtig zusammenzuarbeiten. Der Zweck aller A'vcit soll das Allgemeinwohl sein, nicht das Wohl der einzewen. Dieser Spruch sollte an den Gebäuden aller Syndikate und Konzerne sein. Die veränderten Verhältnisse v«r- langen jetzt eine verändert« Steuergesetzgebung: den Ge- meinden und de» Ländern müssen neue Steuerquellen erschlossen werden. Bei aller starten Anspannung der Steuerkrast der Besitzenden müssen Härten doch nach Möglichkeit vermieden wlldcti. Bor allem müssen auch die kinderreichen Familien mehr berücksichtigt werden. Mit der Sparsamkeit in den Reichs- betrieben, in der Verwaltung der Länder und Gemeinden müssen wir endlich Ernst machen. Eine endgültige Lösung des Währungs- Problems ist nur bei gleichzeitiger"Lösung der Wirtschaftsfragen möglich. Dies war ausschlaggebend für unser Herangehen an das Arbcitszcitproble m. Dauert die katastrophale Handels- und Zahlungsbilanz noch fort, dann kann das Problem unserer Wirtschaft nicht gelöst werden. Der Redner oerwahrt seine Partei gegen den Borwurf der Begünstigung unsozialer Maßnahmen; da- gegen spreche die ganze sozialpolitische Vergangenheit des Zentrums. Wenn nichts anderes in der letzte«schwarzen Woche" des Reichs- tages erreicht" worden wäre, als eine Einigung über das Arbeits- zeitproblem mit Einschluß der Sozialdemokraten, so wäre das ein« Tot des'Dankes des Vaterlandes wert. Nach Aufgabe des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet verträgt unsere außenpolitische Lage keine scharfe Bctonrmg der Parteigegensätze, vor allem keine Neu- auflag« der Dolchstoßlegende. Im Interesse der historischen Wahrheit erklärt der Redner, daß es an eindringlichen Vorstellungen an die zuständigen Stellen, den Höhepunkt des passiven Wider­standes zu Verhandlungen zu benutzen, nicht gefehlt hat. Der Kanzler hat die Gründe für die schliehliche Ausgabe des passiven Widerstandes unwiderleglich dargelegt. Daß die Bevölkerung den Widerstand elf Monate lang heldenhaft aufrechterhalten hat, das bleibt ein Ruhmesblatt, ein Ehrentitel der Bevölkerung von Ruhr und Rhein. (Lebhafer Beifall.) Poincare wirft uns vor, wir Hütten unser Angebot nicht detailliert. Man lad« uns dock) an den Verhandlungstisch, dann wird sich alles weitere ergeben. Wir können nur zusammenfassend mit allen unseren Ententegegnern verhandeln. Der Redner weist den Vorwurf zurück, Deutschland sabotiere jede Erfüllungspflicht. Vor Mißerfolgen und Eni- täuschungen bei unseren Angeboten dürfen wir nicht zurückschrecken: es handelt sich um die Schicksalsfrage des deutschen Volkes. Der Redner kennzeichnet als Abgeordneter des Rheinlandes und Vcr- treter der dort stärksten Partei die Leiden und Sorgen, di« Hofs- nungen und Zukunstswünsche des Rheinlandes. Das unbesetzte Gebiet erwarte unverbrüchliche Treue vom Rheinland. (Beifall.) Die Sonderbllndler haben ihren Namen als Deutsch « längst bei allen Rheinländern und allen Deutschen verwirkt. Das Rheinland hat die Feuerprobe der Treue zum deutschen Vaterland« glänzend bestanden. Wir erwarten, daß , keine Gelegenheit zu Verhandlungen mit unserem Gegner ver- säumt wird. Unsere Kulturmission besteht in einem Verständigungsausgleich zwischen zwei Völkern. Aber diese Mission kann das Rheinland nur erfüllen in engem Zufammenhanq mit dem deutschen Vater- lande. Oft hören wir den Ruf nach dem starken Mann, tfin starker Piann ist jedoch nur ein Phantom, wenn kein« Macht hinter ihm steht. Nein, die Rettung kommt nur von einem starken Volk. Wir brauchen den Mut zur Verantwortung, zur Wahrheit und zur Tattraft. Nur wenn die große Koalition diesen Mut aufbringt. kann sie alswertbeständige" Koalition angesehen werden.(Heiterkeit.) Herr Reichskanzler, Sie werden schwere Demütigungen auf sich nehmen müssen, der Vorwurf mangelnder Vaterlandsliebe wird Ihnen nicht erspart bleiben. Aber bleiben Sie hart und bleiben Sie stark im Dienste des Vaterlandes! (Beifall.) Abg. Graf Westarp(Dnat.) erklärt, er müsse die große Koalition mit einem anderen Wort be. grüßen als der Vorredner:Naht ihr euch wieder, schwankend« lAestalten!"(Heiterkeit.) Geradezu Hohn und Spott fordert das heraus, was wir in der letzten Woche erlebt haben(Sehr wahr! rechts), darüber hinaus aber auch Scham und Empörung. Draußen vor den Toren steht der Feind, das besetzt« Gebiet wird von den Franzosen geschändet, tausende werden ausgewiesen, aber hier verhandelt man darüber, ob eine Parteigruppierung bestehen blei- den soll oder nicht. Draußen wird über das Reparationsproblem verhandelt; in London tritt eine Reichskonferenz zusammen, welche -die englische Politik auf lange Zeit hinaus festsetzen soll. Da war es Aufgab« der Reichspolitik, dem Ausland ein Deutschland vor Augen zu führen, welches ein« Regierung hat, die noch

i Neue technisthe Literatur. ' r Von Willy Mob us. Die Technik gleicht einem ungeheuren Mahlstrom. Tausende und aber Tausende zieht sie in ihren Bann. Fast alle technischen Berufe sind überfüllt. Dennoch wächst bei unserer Jugend die Sehnsucht nach deni Reich der Maschinen. Jugendliche Dorstellungs- kraft vergoldet alles, und so lockt auch die staubige, lärmerfülltc Werkstatt, ist sie doch die Geburtsstätte der blanken, vielgestaltigen Maschinen. . Wer ohne innere Berufung in di« Welt der Technik eintritt, wird alsbald enttäuscht sein. Was Phantasie so wundersam gestal- tcte, zerfliegt in der raul?en Wirklichkeit. Glücklich jeder, der rich- tige Anleitimg und freundschaftliche Unterstützung durch verständige Menschen findet, die ihm seinen Eintritt in die erhoffte Wunder- weit erleichtern. Der junge Mensch, der von der Schulbank in die Werkstatt kommt, braucht Zeit, ehe er mit all dem Reuen vertraut wird, das auf ihn einstürmt. Der Weg durch die Werkstatt kann durch sachgemäße Anleitung, wie sie in einem jetzt erschienenen Taschenbuche gegeben ist,(D er Weg durch die Werkstatt" von Fritz Eitel, Franckhs Technischer Verlag Dieck u. Co Stutt- gart) wesentlich erleichtert werde». In knapper, übersichtlicher Form wird hier die Arbeit der Werkstatt behandelt. Der Lehrling auch derMaschinenbaupraktikant", der künftige Ingenieur gehört dazu lernt hier die zahlroichen Werkzeuge, Maschinen und Ar- beitsverfahren kennen, die in Schlosserei und Schmiede, Dreherei, Schleiferei und Fräserei, in Modeltischlerei und Gießerei angewen- dct werden. Das ganze Arbeitsfeld der Werkstatt liegt sichtbar ausgebreitet vor dem jungen Menschen. Ein besonderer Vorzug dieses Buches, das man im Besitz jedes Lehrlings sehen mächte, ist, daß es durch Fragen zum Beobachten und Nachdenken anregt. Auch mancher tüchtige Facharbeiter, der fein Können bei der in frühe- rcn Zeilen und auch zuweilen heule noch beliebten Geheimnis- krämersi und Wichiigtuerei nur mit Mühe und durch manchen Umweg erwerben konnte, wird dieses Buch mit Freuden lesen. Na- türlich kann niemand allein vom Durcharbeiten eines solchen Buches ein tüchtiger Handwerker werden. Aber was wache Sinne einmal begriffen haben, werden geschickte Hände schnell ausführen lernen. Eine Ergänzung zu diesem Wert ist das vom gleichen Vorlag herausgebrachte ,.M a f ch i ne n t a f ch e n b u ch", das Ingenieur W. Müller unter Mitwirkung anderer Fachleute bearbeitet hat. Es soll cin Nachschlagebuch sein für jeden, der mit der Maschinen- technik zu tun hat. Auf 34(1 Seiten werden Mechanik, Hydraulik, Kraftübertragung, Maschincnclemente, Kraftmaschinen, Arbeits- Maschinen«Pumpen und Gebläse) und Elektrotechnik in gedrängter Kürze, aber doch mit hinlänglicher Ausführlichkeit behandelt. Wohl in Hinsicht auf die beabsichtigte'Allgemeinverständlichkeit sind nur die wichtigsten Formeln wiedergegeben. Sehr bemerkenswert ist, daß viele in der Technik gebräuchlichen fremdwörtlichen Fachaus­drücke in gutes Deutsch übertragen wurden. Der deutsche Ausdruck vermittelt besser ein klares Verständnis der technische» Vorgänge, als es daswissenschaftlich" klingende Fremdwort vermag. Di« Be- hauptung, daß die Technik der Fremdworte bedürfe, weil sieinter- national" seien, kann durch Vingleichen der in den Hauxtsprachen

Führer zählt. Äenn irgendwann der Parlamen. tarismus versagt hat, so hat er in der letzten Woche versagt.(Sehr wahr! rechts.) Der Reichskanzler Stresemann hat davon gesprochen, daß führende Männer des Wirtschaftslebens sich dem Staat nicht zur Verfügung gestellt hätten und nicht bereit seien, sich ihm zur Verfügung zu stellen. Dieser Vorwurf trifft nicht den Kern der Dinge. wenn jelzl die führenden Männer des Wirtschaftslebens versagt haben, so haben sie versagt gegenüber dem Herrn Stresemann als Reichskanzler, der Träger der großen Koalition ist, in der die Sozialdemokraten eine hervorragende Rolle spielen. Neben dem Versagen des Parlamentarismus war für die Ereignisse der letzten Woche charakteristisch, daß die große Koalition zusam- merrgebrochcn, geleimt, nochmals zusammengebrochen und wieder geleimt worden ist. Wir waren von Anfang an der Meinung, daß die K o a l i- tionsregierung nicht, wie man behauptete, eine breite Basis für die Führung der Geschäft« geben und daß sie ganz unter dem Einfluß der Sozialdemokratie stehen werde. Beides ist eingetroffen. Diese Koalition wird sich nicht mehr lange halten. Solch« Ereignisse, wie in der letzten Woche, bleiben nicht ohne Spuren, wie es ja auch Herr Breitscheid ausgeführt bot, und der Berliner Parteitag der Sozialdemokratie hat ja auch Zeugnis dafür abgelegt. Der Gegenstand, der zur Sprengung der Koalition sichren muß, ist überhaupt in der Krisis nicht zur Sprache ge- kommen, nämlich die Frage, wie man sich zu Frankreich verhakten und was die Grenze sein wird, an der deutsche Nachgiebigkeit aufzuhören hat. Gerade in dieser Frag« wird die groß« Koalition, das sagen wir voraus, nicht mehr zusammenhalten können.(Sehr wahr! rechts.) Die ganze Koalitionspolitik in Deutschland während der letzten fünf Jahre wurde getragen von dem Glauben, daß in Deutschland nicht gegen die Sozialdemokratie regiert werden könnte. Di« Frage, ob die Koalition lange halten werde, ist heute ja auch nicht gerade in sehr günstigem Sinn beantwortet worden, denn ich kann es nicht als besonders wirkungsvoll für das Zusammenhalten ansehen, wenn der- artige scharfe Vorwürfe von den Herren Breitscheid und Bell gegenüber der Deutschen Nolkspartei erhoben werden. Unsere Haltung in der vergangenen Woche und auch in der Zukunft ist klar und eindeutig: Wir oerlangen, wir fordern die Loslösung der Regierung von der Sozial- demokratie. Der vorherrschende Einfluß der Sozialdemokratie, den wir bis jetzt in allen Regierungen der Republik bemerkt haben, mutz gebrochen werden. Wir verlangen als Garantie die Parole:Los vom Marxis- mu sl"(Unruhe und Zurufe b. d. Soz.) Wir haben die Ueber- zeugung, daß in Deutschland nur gegen die Sozialdemokratie eine richtige Politik geführt werden kann. In ueserem Aktionsprogramm von Ende August haben wir es für nötig erklärt, eine Regierungsstelle zu schassen, die unabhängig vom Parlament die Geschäfte des Landes führt. Der jetzigen Regierung können wir eine solche Vollmacht nicht erteilen. Wir meinen, daß jetzt dikta- torische Befugnisse einer Regierung nicht mehr zu umgehen sind und daß sie in di« Hand von Militärbehörden gelegt werden müssen. Aber die Verordnung des Reichspräsidenten über den Be- logerungszuswnd, deren Aushebung wir beantragen, entspricht unserer Forderung nicht. Unser« Bedenken richten sich auch darauf, daß die Bestimmung der Dersassung aufgehoben ist, die die U n v e r- letzlichkeit des Eigentums feststellt. Die Befugnis, über das Eigentum zur Tagesordnung überzugehen, können wir einer solchen Koalition nicht übertragen.(Lärm und Zwischenruf« links: Der Geldbeutel!) Herr Breitscheid ist nach außen Pazifist, nach innen rücksichtsloser Macht- und Gewaltpolitiker.(Lärm und Zwischenrufe links.) Er verlangt Gewaltpolitik gegen Bayern . Die lehnen wir ab. Wir haben volles Vertrauen zu dem Generalstaatskommissar v. Kohr.(Aha! links) Herr Strese. mann hat nicht die Absicht, mit Gewalt gegen Boyern vorzugehen, und es war auch kein besonders harmonischer Klang zwischen den Koalitionsparteien, wenn der Forderung des Herrn Breitscheidt die Aeußerung des Herrn Bell gegenüberstand, der eine Gewaltpolitik gegen Bayern ablehnt. Es kommt nicht auf das Bekenntnis zur Sparsamkeit, sondern auf Tatsachen an; die Rede des Kanzlers läßt konkrete Vorschläge oermissen. Der Entwurf zur Schaffung eines neuen Geldes liegt ja jetzt vor. Was hat die Koalition in dieser Beziehung geleistet? Man hat sieben Wochen lang über dies Projekt beraten: dann kam die Krisenwoche, und nach so langer Verschleppung legt man uns jetzt das alte Projekt mit einigen

gebräuchlichen Fachausdrücke glatt widerlegt werden. Das gut ge- schriebene Buch kann bei seinem begrenzten Umfang natürlich nicht die bekannten mehrbändigen Nachschlagewerk« ersetzen. Bei der Höhe der Bücherpreife wird es jedoch als ein verhältnismäßig billi- ges und übersichtlich geordnetes Werk sehr willkommen sein. Man mag über dieMechanisierung des Menschen" durch di« Technik klagen, dennoch wird niemand leugnen können, daß oll« Maschmen, all« Betriebs tot sind, wenn sie nicht der Mensch zum Leben erweckt. Der Mensch, der Arbeiter, ist und bleibt das Wichtigste im Betriebe. Von diesem Leitgedanken ist eine Arbeit unseres Genossen Richard W o l d t beseelt(Ingenieur und Arbeite r", Verlag Quell« und Meyer in Leipzig ). Die in einem 50 Seiten starken Heftchen niedergelegten Gedanken sind aus Vor- lestingen über gewerkschaftliches Organisationswesen herausgewachsen, dt« der Verfasser im Auftrage des preußischen Ministers mr Kunst, Wissenschaft und Volksbildung an der Technischen Hochschule in Berlin gehalten hat. Woldt zeigt hier, wie die Entwicklung selbst für den Zusammenschluß der Arbeiter zu starken Gewerkschaften gearbeitet hat, wie und warum es heute für den Betriebsleiter schwieriger ist, mit dem Arbeiter fertig zu werden, als in der Bor- kriegszeit. Er weist daraus hin, daß vom Jnteressenstandpunkt des Arbeiters aus der Widerstand der Gewerkschaften gegen die Arbeit des Ingenieurs im Betrieb« wachsen mußt«. Eindringlich mahnt er die Studierenden der Technischen Hochschule:Den Luxus, die alte Zeit zu segnen, und der neuen Zeit zu fluchen, darf sich nur der- jenige leisten, der an dem Bau der Zukunft nicht mitarbeiten will oder nicht mitarbeiten kann." Di« Ingenieure und all«, die es werden wollen, müssen, wenn ihr« Arbeit erfolgreich sein soll, Psycho- logen werden. All« Formeln und Berechnungen finden ihr Ende an dem vom Schicksal geformten Eigenleben des Arbeiters. Der In- genieur, der bestrebt ist, den Betrieb unabhängig zu machen von den Zufälligkeiten des schaffenden Menschen, muß erkennen, daß die Grenzen dieser Bestrebungen in der Leistungsfähigkeit des Menschen liegen. Sehr beachtlich sind di« Ausführungen des Verfassers über das Tailorsystem und die Psychotechnik. Je mehr di« psychotechnischen Verfahren verfeinert werden, desto entschiedener wird der Zweifel und der Widerspruch gegen ihre Ergebnisse aus den Kreisen der Ingenieure. So kommt Richard Woldt zu dem Schluß, daß dos Leben selbst auch für den Ingenieur die beste Schul« ist. Cr soll nicht über den Arbeiter philosophieren, sondern ihn verstehen lernen. Der praktisch im Betriebe arbeitende künftige Ingenieur soll ver- suchen, sich in jeder Beziehung in die Rolle des Arbeiters hineinzu- versetzen. Er wird dann zu der Erkenntnis unseres alten I g n a z Auer kommen: den Arbeiter nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig einzuschätzen. Der Arbeiier hat«in Recht, auf Grund seiner seelischen Eindrücke, auf Grund der Umwelt, in der er lebt, richtig gesehen zu werden. Nur der Ingenieur, der das begriffen hat, wird mithelfen können, in der neuen Zeit das zu überwinden und wieder- herzustellen, was die unglücklichen Jahr« des letzten Jahrzehntes uns vernichtet und zerschlagen haben. So enthält das klein« Heft zahl- reiche Gedankengänge, die nicht nur den Ingenieur, sondern auch den Arbeiter zum Nachdenken anregen können, um so mehr als auch die Frage der Arbeitsgemeinschaften, die ja in den Kreisen der Arbeiterschaft vielfach schärfsten Widerspruch gefunden haben, ganz sachlich dargestellt wird.

Aenderungen vor, die keine Derbesserungen sind, und das zu einer Zeit, wo es darauf ankommt, daß das Volk mckzt durch den Währungs­verfall geradezu verhungert.(Stürmische Unterbrechung links, an- dauernde erregte Zurufe.) Wenn Sie sich beruhigt haben werden, werde ich oersuchen, Ihnen klarzumachen, was Sie immer noch nicht begriffen zu haben scheinen. Der andauernde Versall der Währung bewirkt einen immer größeren Mangel an den Geld- Mitteln, die tiotwendig sind, um den Konsumenten die Ernte zu» gänglich zu machen. Dieses Papiergeld, dos von Tag zu Tag in seinem Werke um Millionen wechselt, ist kein Zahlungsmittel mehr, dafür kann niemand mehr etwas verkaufen. Dadurch, daß aus Partei- politischen Gründen die Lösung des währnngsproblems ver- hindert worden ist, entsteht die Gefahr, daß das Volk bei vollen Scheunen verhungert. (Abermaliger stürmischer Widerspruch und andauernde Unter- brechungen.)... Natürlich können dreißig mehr Radau machen, als einer mit seiner Stimme übertönen kann.(Präsident L ö b c er» sucht wiederholt um Ruhe.) Bei diesem völligen Verfall der Währung muß das Volk verhungern, und Sie(zu der äußersten Linken) lassen das Volk verhungern bei vollen Scheuern bloß um Ihrer parteipolitischen Einstellung wegen.(Aber- malige stürmische Unterbrechung.) Seine Aeußerung über die Ar- beitszeit hat der Reichskanzler verquickt mit einer Bemerkung gegen die Preisbildung durch die Kartelle und Konventionen. Diese Aeußerung läßt doch sehr wesentliche und wichtige Fragen offen. Wie will er gegen die Konventionen und Syndikate vorgehen? Ist er sich dabei des Zusammenhanges der Syndikate mit dem k o l- lektiven Arbeitsvertrog bewußt? Will er z. B. im Ge- biete des Ernährungswesens zur Zwangswirtschaft übergehen? Wir wissen doch, daß im Preise zwischen Getreide und Mehl sich eine groß« Kluft aufgetan hat. Daß die Sozialdemokratie dem Hause schwerlich geben wird, was es be! der Regelung der Arbeitszeit braucht, geht aus ihrer grundsätzlichen Einstellung ebenso hervor, wie aus der Red- des Abg. Dr. Breitscheid und namentlich wie aus der Denkschrift der Gewerkschaften vom 2. 3ull gegen das damals vorliegende In- dustrieangebot, in welcher Denkschrift der nackte und brutale ktassen- egolsmus mit einer seltenen Offenheit zutage trat.(Stürmischer Widerspruch links, andauernde Unruhe.) In jener Denkschrift lehnen die Gewerkschaften ab, überhaupt noch Reparationen zu übernehmen. Reparationen kann Deutschland gar nicht mehr zu leisten versuchen, ohne daß dabei die Arbeiterklasse in erster Linie teilnimmt. Die Geschichte wird einmal die Art und Welse, wie die deutschen Regierungen von Schritt zu Schritt trotz aller Ablehnungen von Frankreich immer weiter nachgegeben hoben, in einer Weis« be- urteilen, die für uns beschämend sein wird.(Sehr wahr! rechts.) Die Folge der Stresemannschen Politik war, daß der Faden mit Engi.md abgerissen ist.(Ohorufe und Lachen bei der Mehrheit.) Die englisch « Regie- rung hat sich in ihrer Note vom 11. August feierlich festgelegt, sie könne nicht dle These unterschreiben, daß der passive Widerstand be- dingungslos aufgegeben werden muß. Der Reichskanzler aber hat in semer Rede direkte Verhandlungen mit England abgelehnt, Deutsch- land müsse mit der Gesamtheit der Alliierten verhandeln. Dafür fehlt mir das Verständnis. In der Rote vom II. August ist weiter in ganz feierllchcr Form gesagt, die englisch « Regierung erwäge die Möglichkeit einer separaten Aktion gesonderten Derhandelirs. Wie der Reichskanzler ein Eingehen darauf ablehnen kann, ist mir un- verständlich. Die sozialdemokratischen Gewerkschaften hoben versucht, den Kampf an Rhein und Rubr zu einem reinen gewerkschastlichen Kampf zu machen. In dieser Weise geführt, hat der passive Wider- stand versagt, mußte er auf die Dauer versagen, eben wegen seiner Passivität. Wir haben deshalb immer oerlangt, daß der passive widerstand allmählich zur Aktivität übergehen sollte.(Zurufe links: Was ist denn nun aktiv?) Dos, was Sie Sabotage nennen! Diese Akte, die nicht nur berechtigte Not- wehr, sondern sogar nationale Pflicht waren.(Zustimmung rechts, große Unruhe links.) Deshalb haben wir es für einen großen und verhängnisvollen Fehler gehalten, wenn diese Handlungen beschimpft und vom Preußischen Ministerium des Innern zurück- zudrängen versticht worden sind. Das ganze Volt verlangte die aktive Abwehr. Wir haben verlangt, daß die Aufgabe des passiven Wider- stände« nicht erfolgt«, ohne daß gleichzeitig die Verhandlungen mit Frankreich und Belgien abgebrochen, die Leistungen eingestellt und ein vertragsloser Znstand geschasfen wurde.(Zuruf bei den Soz.: Und dann?) Da unser Derlangen nicht erfüllt wurde, mußte die Aufgabe des

EineGeschichte der Technik " ist im Walter-Seifert» Verlag, Stuttgart -Heilbronn , erschienen. Marinebaumeister a. D. Neu'deck ist ihr Verfasser. Er versucht das technische Werden rein zeitlich darzustellen. So behandelt er nacheinander die Geschichte der Technik in der Urzeit, im Altertum, im Mittelalter sowie in der Neuzeit und gibt im Anschluß daran einen besonderen Abschnitt der Kriegstechnik. Bei der Behandlung der geschichtlichen Zeit tlam- wert sich der Verfasser an die Nomen der einzelnen Techniker, und so könnte man das Buch in diesen Teilen eher ein« Geschichte der Techniker nennen. Im bunten Wechsel zieht das technische Geschehen an uns vorüber, kein Fachgebiet wird gesondert behandelt, aber gerade dadurch tritt der zeitliche Zusammenhang dieser Dinge scharf hervor. Der Verfasser teilt der Technik die hohe Aufgabe zu, die Um- gebung der Menschen auf voll« Kulturhöhe zu bringen. Er wendet sich gegen die Ausnutzung der Technik zu Zerstörungszwecken: Hätten die Mittel, welche der Weltkrieg erfordert hat, für Kultur- zwecke zur Verfügung gestanden, so würden gewaltige Fortschritte haben erzielt werden können, die durch das Fehlen der Mittel und durch die Unterbrechung der Entwicklung während des Krieges nur schwer wieder erreicht werden können. Vielleicht muß sogar wegen der Bedrückung einiger Völker durch Gewaltmaßnahmen sicher wieder mit Rückschritten gerechnet werden.... Die historische Wissenschaft hat der Menschheit bisher große Kulturideal« nicht gc- zeigt, ihre falschen Ideale des Kriegertums und der sogenannten Staatskunst sind schuld an dem vielen Unglück, das über die Welt gekommen ist. Weniger Geschichte von großen sogenannten Kriegs- Helden und mehr Kulturgeschichte tut not." Auf diesen Grundton ist das Werk gestimmt. Es tönt cin neuer Geist aus ihm heraus. Und darum möge es begrüßt fei».

August Scholz, der bekannte Uebersetzer, ist am Freitag, KS Jahre alt. in Strausberg g e st o r b e n. Vor Beruf Lehrer, widmete er sich schon sehr früh der literarischen Tätigkeit und trug durch seine zahlreichen Uebersetzungcn aus dem Russischen viel dazu bei, daß die russische Literatur in Deutschland populär wurde. Ins- besondere erwarb er sich das Verdienst, Gorki, Andrejew und Tschechow der deutschen Bühne zugänglich gemacht zu haben. Aber auch die älteren russischen Dramatiker und Romanisten wie T o l st o i. Dostojewski , Gogol u. a. fanden in Scholz einen feinsinnigen, verständnisvollen Interpreten.

Bolkdbühne E. V. Die nächsten bezirNichen Vortragsabende finden statt: am Ä, Okt. abends 71/, Uhr im EclangSlaal des Real- ghmnasiums Schillerftraye, Chmlottenbnrg: am 11. Ott, in der Aula der Realschule Schleswiger Ulcr 14, und im Zeichenlaal des EäcilienghumasiumS Ralhenau-Strahe, Lichtenberg, Nora Zepter und D c. Nestriep k« bringen Balladen und soziale Dichtungen zum Vortrag, Die geistige Kultur Indiens und Ostasisüs behandelt Dr. Viktor Engelhardt in einer Vortragsreihe, welche heule 6'/, Uhr abends Georgenstr. 30/31 beginnt. Der längste Tunnel der Welt gehört zur Wasscrversorgllng der Stadt N e w A o r k. Er ist"g.4 Zttlumcler lang, hat Hiifenctlcnsorm und leitet in der selunde eine Waisermengt von 26,3 Kubikmeter ab. Der Tunnel wurde mit Hilse von sieben gewaltigen Schächten angelegt, deren größter 1S2 Meter tief war.